arbeit medienpdagogik 29 08 endfassung berarbeitet

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  • 8/9/2019 Arbeit Medienpdagogik 29 08 Endfassung Berarbeitet

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    Inhaltsverzeichnis

    1. EinleitungDer Fokus dieser Seminararbeit soll auf die Medienerziehung und Mediensozialisation

    in der Familie gerichtet werden. Mitunter ein Grund fr die Wahl dieses Themas ist die

    Tatsache, dass in der Literatur hufig lediglich die schulische Medienpdagogik

    thematisiert und die elterliche Beeinflussung des kindlichen Medienverhaltens dadurch

    oft vernachlssigt wird. Wie auf den folgenden Seiten aufgezeigt werden soll, haben

    jedoch gerade die Eltern einen sehr starken Einfluss auf den Umgang ihrer Kinder mit

    den Medien.

    Hufig sind die Eltern aber mit der Steuerung und Nutzung des Fernsehers, von

    Computerspielen und auch immer mehr und immer frher von den Multimedia- und

    Internetorientierungen ihrer Kinder berfordert (vgl. Burkhardt 2001: 17). Vielfach

    verfgen sie selber nicht ber gengend Medienkompetenz, geschweige denn

    medienpdagogische Kompetenz, um ihre Kinder ausreichend bei der Mediennutzung

    untersttzen und beraten zu knnen. Oftmals ist den Eltern ihre Bedeutung im Rahmen

    der kindlichen Medienerziehung und Mediensozialisation ebenso wenig bewusst, wie

    ihre Rolle als Vorbilder fr das Medienverhalten der Kinder.

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    Die Schwerpunkte dieser Seminararbeit sollen daher einerseits auf einer Abgrenzung

    der familiren Medienerziehung von derjenigen in der Schule liegen und andererseits

    darauf, in welchen Bereichen denn die offenbar vorliegenden Defizite bei der

    elterlichen/familiren Medienerziehung und Mediensozialisation auszumachen sind.

    Ausserdem sollen fr die zu erwartenden Problembereiche verschiedene

    Lsungsanstze prsentiert werden. Folgende Fragestellungen sollen daher auf

    Antworten hin untersucht werden:

    Welche Unterschiede lassen sich zwischen der schulischen und der

    elterlichen/familiren Praxis ausmachen?

    In welchen Bereichen der familiren Medienerziehung und

    Mediensozialisation lassen sich Defizite und Probleme aufzeigen?

    Wie knnte/kann man diesen Problembereichen begegnen und allenfalls

    Verbesserungen bewirken?

    Einleitend soll zudem angemerkt werden, dass die folgenden Ausfhrungen

    grsstenteils auf die audiovisuellen und die Neuen Medien beschrnkt bleiben werden,

    da diese einerseits das grsste innerfamilire Konfliktpotenzial zu besitzen scheinen

    und das Erlernen des Umgangs mit ihnen andererseits noch nicht in entsprechenden

    Institutionen eingebettet zu sein scheint, wie dies etwa bei der Vermittlung von

    Lesekompetenz der Fall ist.

    Definitionen der zentralen Begriffe

    Um die soeben gestellten Fragen berhaupt beantworten zu knnen, sollen in diesem

    Abschnitt nun die relevanten Begriffsdefinitionen vorgenommen werden.

    Einerseits soll in dieser Seminararbeit zwischen (Medien)Erziehung und

    (Medien)Sozialisation unterschieden werden, ohne die beiden Begriffe vollstndig

    voneinander loslsen zu wollen. Erziehung wird hierbei als klar auf intentionales,

    geplantes und normativ orientiertes Handeln bezogen verstanden. Es liegen daher Ziele

    und Normen vor, auch wenn diese nicht allzu eng festgelegt sein mssen (vgl. Gudjons

    1997: 177ff.). Anders soll die Bedeutung des Sozialisationsbegriffs gehandhabt werden:

    So umfasst der Begriff Sozialisation - nach Klaus Hurrelmann und Dieter Ulich - den

    Prozess der Persnlichkeitsentwicklung im Wechselspiel von Subjekt,

    gesellschaftlichen Institutionen und Gesamtgesellschaft (vgl. Hurrelmann/Ulich 1998:

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    3). In Bezug auf die Medien kommen hier also auch die ausserschulischen

    Bedingungen zum Tragen. Im Verlauf dieser Arbeit sollen sowohl medienerzieherische

    als auch mediensozialisatorische Aspekte der elterlichen Mediensteuerung thematisiert

    werden.

    Die Zentralitt der beiden Begriffe Medienerziehung und Mediensozialisation bei

    den folgenden Ausfhrungen soll damit begrndet werden, dass man die bewusste

    Erziehung (auch im Umgang mit den Medien) oft Fachkrften wie Pdagogen und

    Lehrern zuschreibt, whrend sozialisatorische Praktiken eher in der Familie beobachtet

    werden. Wie im nchsten Kapitel aufgezeigt werden soll, fhrt dies jedoch zu

    Konkurrenzverhltnissen zwischen Pdagogen und Eltern. In dieser Arbeit sollen

    einerseits Vorschlge zur Schmlerung dieser Konflikte aufgezeigt werden und

    andererseits Lsungswege, wie den Eltern hierfr medienerzieherische Fertigkeiten

    vermittelt werden knnen.

    Diese berlegungen fhren zwangslufig zu einem weiteren zentralen Begriff fr die

    folgenden Kapitel, nmlich demjenigen der Medienkompetenz. Die eigene

    Medienkompetenz der Eltern ist eine Grundvoraussetzung fr ihre medienpdagogische

    Kompetenz und somit fr die Umsetzung medienerzieherischer und

    mediensozialisatorischer Leitstze, also der Vermittlung von Medienkompetenz an die

    Kinder. Das Verstndnis von Medienkompetenz soll im Folgenden von Dieter Baackes

    Begriffsdefinition bestimmt werden, welcher Medienkompetenz mit vier Kategorien

    operationalisierte: Als ersten Bereich nennt er die Fhigkeit zurMedienkritik, und zwar

    auf analytischer, reflexiver und ethischer Ebene. Als zweite Kategorie fhrt er die

    Medienkunde,also das Wissen ber heutige Medien und Mediensysteme, an; einerseits

    auf einer informativen Dimension und andererseits auf einer instrumentell-

    qualifikatorischen Dimension. Der dritte Pfeiler des Medienkompetenz-Begriffs lautet

    Mediennutzung, welche rezeptiv anwendend, sowie interaktiv anbietend gelernt werden

    muss. Der letzte Bereich ist derjenige der Mediengestaltung, unterteilt in innovative

    (Vernderungen und Weiterentwicklungen des Mediensystems) und kreative (Betonung

    sthetischer Varianten) Kompetenzen (vgl. Baacke 1997: 3f.).

    Wie schon angetnt, sind alle diese Fhigkeiten und die daraus resultierende

    Medienkompetenz nicht zuletzt auch fr Erzieher wichtig. Denn wie soll man gewisse

    Fhigkeiten bei einem Kind als wnschenswert erachten, wenn der Erzieher diese

    selber nicht besitzt? Medienerfahrungen werden ja durch die Eltern besttigt oderdifferenziert. Sie sind zugleich Vorbild und Regulativ fr den Medienumgang und den

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    sinnvollen Gebrauch. Die mangelnde Medienkompetenz vieler Eltern und die stndig

    steigende Belastung der Familien durch immer neue technische und inhaltliche mediale

    Angebote begrndet die Intensivierung der medienpdagogischen Elternarbeit (vgl.

    Schorb 1999: 404). So muss das Ziel eine familire Medienerziehung sein, welche

    die Erziehung derFamilie ebenso einschliesst wie die Erziehung in derFamilie (vgl.

    Burkhardt 2001: 67).

    Um den Fokus berhaupt vollumfnglich auf die familire Medienerziehung und

    Mediensozialisation richten zu knnen, muss zunchst die Frage nher diskutiert

    werden, wieso denn das schon angesprochene Konkurrenzverhltnis zwischen

    elterlicher und schulischer Medienpdagogik besteht. Erst wenn man die Eigenheiten

    dieser beiden Einflussgrssen1 auf die kindliche Mediennutzung kennt, kann man

    eruieren, wo man in der familialen Medienerziehung und Mediensozialisation ansetzen

    muss, um Verbesserungen in den im Rahmen dieser Seminararbeit noch zu

    diskutierenden Problemfeldern bewirken zu knnen.

    2. Abgrenzung der schulischen Medienpdagogik von derjenigen in

    der Familie

    Die Medienerziehung im Kindergarten und in der Schule beginnt ja erst, wenn die

    Medienbiographie des Kindes schon relativ fortgeschritten ist und seine Mediennutzung

    bereits mancherlei Prgung erfahren hat. Dass die Familie die erste und wahrscheinlich

    einflussreichste Instanz fr Medienerziehung und Mediensozialisation darstellt, ist

    daher nicht zu bezweifeln (vgl. Burkhardt 2001: 18). Die Eltern haben schon viel frher

    Zugang zum Medienverhalten ihrer Kinder als die Lehrkrfte. Auch sind Kindergarten

    und Schule rumlich und atmosphrisch sehr viel weiter entfernt von medialen

    Tatorten wie TV und Computer. Die Eltern knnen daher als prdestinierte Agenten

    fr die Steuerung der kindlichen Mediennutzung angesehen werden. Gerade im

    Kindesalter findet der Medienkonsum ja vorwiegend zuhause statt. Der Stellenwert der

    Eltern im Rahmen der Medienerziehung und Mediensozialisation von Kindern kann

    daher gar nicht hoch genug eingeschtzt werden (vgl. Burkhardt 2001: 47).

    Nach Ulrich Oevermann kann die naturwchsige sozialisatorische Praxis in der Familie

    jedoch systematisch vom pdagogischen Handeln im Rahmen des Lehrerberufes

    1 Natrlich haben auch die Peers, Geschwister und etliche weitere Umweltbedingungen einen Einfluss

    auf das kindliche Medienverhalten. Diese beeinflussen jedoch - anders als Erziehungsberechtigte - eherunbewusst das Verhalten des Kindes. Gerade in Fragen der Medienerziehungsoll in dieser Arbeit derFokus daher auf den Eltern und der Schule liegen; Medienpdagogische Interventionen lassen sich hieram besten umsetzen.

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    unterschieden werden, da letzteres gezielt und bewusst auf eine Erziehung und Bildung

    ausserhalb der elterlichen Praxis angelegt ist. Der Autor findet zudem, dass die Eltern

    als typische Vertreter dieser naturwchsigen Sozialisationspraxis ihre partielle

    Nichtzustndigkeit einzusehen, und Teile ihrer sozialisatorischen Autoritt abzugeben

    htten (vgl. Oevermann 1996: 141).

    Zwischen der ffentlichen Erziehung und dem Anspruch auf eine familire

    Erziehungsautonomie herrscht also ein Widerspruch, welcher zu einer stndigen

    Konkurrenzsituation zwischen Pdagogen und Eltern fhrt, die sich nicht selten in

    Konflikten entldt. Nach Wolfgang Burkhardt sollte dieser Widerspruch durch die

    Verringerung des Kompetenzgeflles zwischen Pdagogen und Eltern beseitigt werden

    (vgl. Burkhardt 2001: 371). Gerade weil die Eltern schon viel frher Zugang zum

    Medienverhalten ihrer Kinder haben, soll die Argumentation dieser Arbeit in die

    Richtung von Burkhardts Vorschlgen gehen und die eher resignative

    Autonomieabgabe der Eltern an die Fachkrfte, wie sie Oevermann proklamiert, nicht

    als Ziel betrachtet werden. Die Medienerziehung sollte eine Gemeinschaftsaufgabe von

    Elternhaus und externen Bildungsinstitutionen sein (vgl. Burkhardt 2001: 19). In den

    folgenden Kapiteln soll gezeigt werden, dass elterliche Medienerziehung nicht

    ausschliesslich sozialisatorisch vor sich gehen muss, sondern sehr wohl auch bewusst,

    reflektiert und zielgerichtet funktionieren kann und immer mehr auch muss. Von einer

    gefrderten Medienkompetenz bei einzuschulenden Kinder profitieren nicht zuletzt

    auch die Kindergrten und Schulen.

    Um jedoch berhaupt wissen zu knnen, welche medienpdagogischen Kompetenzen

    man den Eltern vermitteln sollte und wie man dies vollziehen knnte, muss zuerst

    errtert werden, in welchen Bereichen etwaige Defizite auszumachen sind.

    3. Defizite in der elterlichen Medienerziehung und Mediensozialisation

    Es herrscht weitgehend bereinstimmung darber, dass viele Eltern der medialen

    Entwicklung nur bedingt gewachsen sind. Daher sollen in diesem Kapitel die

    schwerwiegendsten Defizite in der familiren Medienpdagogik aufgezeigt werden.

    Viele Eltern wissen nicht, dass neben der Fhigkeit zur Selektion von Medienangeboten

    auch der Umgang mit den ausgewhlten Medienangeboten gelernt werden muss und

    dass sich auch als kindergerecht prsentierte Medienprodukte nicht immer ohne

    elterliche Begleitung verarbeiten lassen (vgl. Burkhardt 2001: 20). Um den kindlichenMedienkonsum zu begrenzen, wird meistens die Dauer oder die Tageszeit fr die

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    Zuwendung zum Fernsehgert festgelegt. Seltener werden auch inhaltliche Grenzen

    gesetzt, indem bestimmte Sendungen aus dem erlaubten Repertoire ausgeschlossen

    werden. Die meisten Eltern empfehlen ihren Kindern jedoch keine Sendungen oder

    beschrnken den Fernsehkonsum nicht auf wenig problematische Beitrge (vgl.

    Burkhardt 2001: 54).

    Zudem ist gerade bei Eltern, die meist private Programme sehen, die Diffusion

    zwischen erwachsenen und kindlichen Sehinteressen auffllig. Man findet dies hufig

    bei bildungsmssig unterprivilegierten Familien, wo die Kinder ungnstige

    Fernsehroutinen von den Eltern bernehmen. Dieser soziokonomische Aspekt soll im

    nchsten Kapitel nochmals aufgegriffen werden.

    Ein weiteres Problem kann auch der Besitz eines eigenen Fernsehgerts im

    Kinderzimmer sein. Vor allem Einzelkinder werden dadurch frhzeitig autonom und

    knnen unkontrolliert fernsehen. Allgemein kann gesagt werden, dass, je wahlloser in

    einer Familie ferngesehen wird, die Wahrscheinlichkeit desto grsser ist, dass Kinder

    Ungeeignetes (mit)sehen (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 266f.). Wenn das

    Ende des Fernsehens mit der Zeit des Zubettgehens bereinstimmt, ist zudem zu

    bedenken, dass die letzten Eindrcke vor dem Einschlafen vom Fernseher ausgehen.2

    Bezglich des Computers gelten hingegen in vielen Familien andere

    medienerzieherische Vorgaben als beim Fernseher. Die ernsthaften Beschftigungen,

    im Sinne von Informationsbeschaffung und Lernen, werden kaum durch Restriktionen

    eingeschrnkt und sogar begrsst. Dient der PC jedoch Unterhaltungsbedrfnissen, ist

    die Computerbeschftigung vielen Eltern ebenso suspekt wie das Einschalten des

    Fernsehgerts (vgl. Burkhardt 2001: 367). Die Eltern befinden sich daher in einem

    Spannungsfeld zwischen erwnschter, fr das sptere Berufsleben ntzlicher

    Kompetenzaneignung durch die Kinder einerseits und den vermuteten schdlichen

    Wirkungen andererseits (vgl. Vollbrecht 2001: 86). So betreffen auch nach Hans

    Rudolf Leu Regelungen des Inhaltes nur Computerspiele, obwohl die Eltern

    keineswegs einen berblick ber alle vorhandenen Spiele haben. Im Vergleich zum

    Fernsehen deutet sich insgesamt ein noch grsseres Gewhrenlassen bezglich der

    Zuwendung zum Computer an (vgl. Leu 1993: 48). Diese im Jahre 1993 gemachten

    Ausfhrungen von Leu drften mehr als 10 Jahre spter eine noch strkere Geltung

    haben als damals. In Zeiten von Online-Games, Ego-Shootern und Internet-

    2 Bedenklich ist auch, wenn ein berhastet ins Bett geschicktes Kind wenig spter die Eltern beimFernsehen berrascht und sich dadurch vernachlssigt und ungeliebt fhlt. Der von ihnen bevorzugteFernseher gewinnt an Reiz (vgl. Eicke 1998: 29).

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    Rollenspielen knnen weder Eltern noch Kinder die ungemeine Flle an

    Spielangeboten berschauen oder kontrollieren.

    Bettina Hurrelmann spricht ausserdem von einer berfunktionalisierung des

    Fernsehens fr das Familiensystem (Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 268) in

    vielen Familien. Je nach Familienvoraussetzungen kann das Medium fr die

    Beziehungsgestaltung in der Familie unersetzlich werden, da es in der Lage ist,

    Bindungen zu stabilisieren, Beziehungsprobleme zu kompensieren und Konflikte unter

    den Familienmitgliedern zu entschrfen (Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 268).

    Diese beziehungsgestaltenden Funktionen des Fernsehens knnen fr die

    Familiendynamik gefhrlich werden, falls sie ber bestehende Spannungen

    hinwegtuschen, Konflikte lediglich verlagern und entwicklungsnotwendige

    Vernderungen des Familiensystems verhindern. Eine Fernseherziehung der Kinder ist

    in einer solchen Situation kaum noch mglich, da das Medium soziale Funktionen an

    sich bindet, auf welche wegen der Brchigkeit der Familienkonstellation nicht

    verzichtet werden darf (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 268).

    Zudem stellt Hurrelmann auf der Basis einer Befragung fest, dass die Mtter in viel

    strkerem Masse fr die Fernseherziehung ihrer Kinder zustndig sind als die Vter und

    dadurch auch viel besser ber das kindliche Fernsehverhalten informiert sind. Wenn die

    Mtter jedoch (vollzeit-)erwerbsttig sind, sehen ihre Kinder hufig Sendungen, die

    ihre Mtter nicht zu benennen wissen (vgl. Hurrelmann 1996: 72).

    Allgemein ist bei alleinstehenden, bei schichtarbeitenden Eltern oder dort, wo beide

    Eltern berufsttig sind, nur selten davon auszugehen, dass sie ihren Kindern einen

    entspannten Umgang mit dem Fernsehen vorleben. Viel eher ist anzunehmen, dass das

    Fernsehen zum Beispiel als Disziplinierungsmittel eingesetzt wird und dass eine

    diskursive oder kognitive Verarbeitung des Gesehenen eher die Ausnahme darstellt

    (vgl. Jud-Krepper 1997: 93). Die Erwerbsttigkeit der Eltern korrespondiert in starkem

    Masse mit ihrer Kenntnis oder Unkenntnis ber das Fernsehverhalten ihrer Kinder (vgl.

    Burkhardt 2001: 54).

    So sind fr das Ausmass der Defizite bei der elterlichen Mediensteuerung die

    Familienform und der soziokonomische Hintergrund in grossem Masse

    mitbestimmend. Diese beiden Pfeiler bestimmen die jeweiligen Medienerziehungsstile

    weitgehend. Auf diese Aspekte soll im nchsten Kapitel eingegangen werden.

    4. Verschiedene Familienformen und Medienerziehungstypen

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    Zwei-Eltern-Familien mit einem Kind

    Die Eltern dieses Typus geben sich gegenber dem Fernsehkonsum ihres

    Kindes aufgeschlossen und erziehungssicher. In diesen Familien kennen die

    Erziehenden Art und Umfang der Fernsehnutzung ihres Kindes besser als

    andere Eltern, und die Vter bernehmen hufiger als in anderen

    Familientypen Aufgaben der Fernseherziehung.

    Zwei-Eltern-Familien mit zwei Kindern

    In dieser Familienform wird seltener als in anderen Familien gemeinsam

    ferngesehen. Vielmehr bilden sich vor dem Fernsehgert Untergruppen,

    die Kinder sehen berdurchschnittlich hufig ohne elterliche Aufsicht fern,

    sei dies alleine, oder aber mit dem Bruder oder der Schwester. Aus

    Rcksicht auf das jngere Kind wird das Fernsehen am Abend deutlicher

    begrenzt als in den meisten anderen Familien. Gesprche ber die Nutzung

    werden zwar gefhrt, jedoch nicht mit derselben Nachdrcklichkeit, wie das

    in den Ein-Kind-Familien der Fall ist. Oft ist auch der Bruder/die

    Schwester Partner(in) solcher fernsehbezogener Gesprche.

    Zwei-Eltern-Familien mit mehr als zwei Kindern

    Hier sehen die Eltern das Fernsehen oft pauschal als problematisch oder

    schdlich. Diese Eltern sind zudem weniger als andere ber die

    Fernsehvorlieben und -nutzungsmuster des einzelnen Kindes informiert: Das

    Fernsehgert luft, die Zusammensetzung der kindlichen Runde wechselt

    immer wieder. Dies erklrt dann auch, dass Eltern dieses Typus seltener als

    andere das Fernsehen zum Gesprchsthema machen (vgl.

    Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 163ff.).

    Zusammenfassend sieht Hurrelmann die Ein-Kind-Familien als an die modernen

    Familienentwicklungen am meisten angepasst und mit ihrer hohen, die

    Generationsgrenzern teilweise auflsenden Medienakzeptanz, weniger problematisch

    als andere Familientypen. Auch in Familien mit zwei Kindern kommt man nach

    Hurrelmanns Ergebnissen im Grossen und Ganzen mit dem Fernsehen zurecht (vgl.

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    Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 259f.). Grund hierfr ist oftmals die

    wirtschaftliche Lage, welche in diesen Familienformen meistens weniger prekr ist als

    in den anderen Typen. So geht die Distanz von Kindern aus bildungsmssig und sozial

    begnstigten Familien gegenber dem Fernseher mit dem entsprechenden elterlichen

    Vorbild und dem Angebot zahlreicher anderer kultureller oder sonstiger

    (Freizeit-)Angebote einher (vgl. Burkhardt 2001: 61).

    Eine hhere Anflligkeit fr Probleme mit dem Fernsehen zeigen hingegen die

    kinderreichen Familien und jene der Alleinerziehenden. Als Grnde hierfr knnen bei

    beiden Familientypen die knappen Ressourcen genannt werden. Will heissen: Den

    Kindern Alternativen zum Fernsehen zu erffnen kostet hufig Geld, braucht

    Wohnraum und Bewegungsfreiheit, oder erfordert besondere Initiativen und

    Kompetenzen von Seiten der Eltern (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 261).

    Wie im vorigen Kapitel schon diskutiert, hat das Fernsehen in Familien aus einem

    benachteiligten soziokonomischen Milieu spezifische Funktionswerte, zum Beispiel

    als Lckenfller fr Langeweile und Interaktionsleere, oder als einzig mgliche

    Freizeitattraktion. Entsprechend zurckhaltender fallen in einem solchen Umfeld die

    Restriktionen aus (vgl. Burkhardt 2001: 61). Zudem schlgt sich die niedrige Bildung

    der Eltern bei beiden Familienformen hufig in einem besonders hohen Fernsehkonsum

    nieder, viel strker als bei den Ein-Kind- und Zwei-Kind-Familien (vgl.

    Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 261).

    Gerade den Ein-Eltern-Familien und den kinderreichen Familien muss seitens der

    Medienpdagogik offensichtlich besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da in

    diesen Familienformen oft Ressourcenknappheiten verschiedenster Art auszumachen

    sind.

    5. Anstze fr ein medienpdagogisch kompetentes Verhalten der

    Eltern

    Wie im vorangehenden Kapitel aufgezeigt wurde, gibt es etliche verschiedene

    Familienformen und Medienerziehungsstile. Es hat sich herauskristallisiert, dass in

    unterschiedlichen Familienformen die Probleme mit dem Medienumgang verschieden

    gross sind. Daher mssen medienpdagogische Hilfestellungen die Eltern dort

    abholen, wo sie sich befinden, je nach Familiensituation. Ansonsten luft man mit

    Interventionsversuchen Gefahr, an der Realitt der Familien vorbeizugehen (vgl.

    Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 265).

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    Nachfolgend sollen nun einige Merkpunkte aufgefhrt werden, welche man im Rahmen

    der medienbezogenen Elternbildung an die Erziehungsberechtigten berbringen sollte.

    Im zweiten Punkt dieses fnften Kapitels sollen dann verschiedene Broschren und

    Elternratgeber vorgestellt werden, um danach in einem dritten Punkt auf die

    Vermittlung von medienerzieherischen Tipps an die Eltern und die dabei womglich

    auftretenden Probleme einzugehen.

    Nach Bettina Hurrelmann sollten sich die Eltern bewusst mit der Rolle des Fernsehens

    in der Organisation ihres Alltags auseinandersetzen: Lassen sich fernsehfreie Zeiten

    einfhren? Knnte man Lcken im Tagesablauf der Kinder anders ausfllen als mit

    Fernsehen? Was bezweckt man als Eltern mit einem Fernseher im Kinderzimmer? Was

    verndert sich dadurch in der Familie? Hierzu empfiehlt die Autorin einen Verzicht,

    wenn das Kind zum Dauersehen neigt und natrlich dann, wenn die Eltern ohnehin eine

    geringe Erziehungssicherheit in Bezug auf den Fernsehgebrauch ihrer Kinder besitzen.

    Eltern sollten ihre Kinder bei der Verarbeitung von Fernsehangeboten zudem

    beobachten, da diese individuell und in ihren emotionalen Folgen abhngig von den

    entwicklungsspezifischen Themen des einzelnen Kindes ist. Die Eltern sind daher auch

    hier die kompetentesten Helfer. Gerade in grossen Familien gilt es, problematische

    gruppendynamische Prozesse zwischen den Kindern wahrzunehmen. Hier wre es oft

    angebracht, die Vter strker in die Pflicht zu nehmen, da diese, wie im dritten Kapitel

    schon aufgezeigt, fr die Fernseherziehung bisher weniger Verantwortung bernahmen

    als die Mtter (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 267ff.).

    Urban Zehnder formulierte im Jahr 1988 folgende Merkpunkte im Umgang mit dem

    Fernsehen, welche trotz der mittlerweile verstrichenen Zeit immer noch von grosser

    Bedeutung sind:

    Die Eltern sind Vorbilder

    Zum Fernsehen gehrt eine Programmzeitschrift

    Kinder unter 5 Jahren sollten nicht fernsehen

    Fernsehen soll kein Erziehungsmittel sein3

    Wichtiger als das Wieviel ist das Was; noch wichtiger ist das Warum

    Gemeinsam fernsehen kann Geborgenheit vermitteln

    ber das Fernseherlebnis reden hilft, es zu verarbeiten

    3 Eine gute Tat mit Fernsehen zu belohnen wre kontraproduktiv: Ein Kind muss erfahren, dass auchTV-Vorschriften zu den normalen Spielregeln gehren (vgl. Eicke 1998: 30).

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    Zwischen Fernsehen und Schlafen braucht es eine Pause

    Der Standort des Fernsehgerts will gut berlegt sein

    Beim Essen strt das Fernsehen

    Der Fernseher ist kein Babysitter Video macht zeitunabhngig (vgl. Zehnder 1988)

    Viele der genannten Merkpunkte lassen sich ohne weiteres auf andere mediale

    Ttigkeiten, wie zum Beispiel die Nutzung des Computers oder den Gebrauch von

    Spielkonsolen bertragen. So drfen auch diese Medien nicht zum Erziehungsmittel

    werden. Zudem braucht es auch zwischen Videospielkonsum und Zubettgehen eine

    gewisse Zeit, um die Eindrcke verarbeiten zu knnen. Ausserdem fhrt auch ein imKinderzimmer jederzeit zur freien Verfgung stehender PC oftmals zu innerfamiliren

    Konflikten, wenn die Eltern dessen Nutzung versuchen zu regulieren.

    Myrtek und Scharff warnen jedoch vor einer zu restriktiven Kontrolle der kindlichen

    Medienentwicklung und weisen darauf hin, dass man heutzutage unmglich das

    Fernsehen gnzlich verbieten knne, da sich die Kinder dadurch gegenber den

    Gleichaltrigen benachteiligt fhlen wrden. Das Fernsehen als Babysitter oder im

    Kinderzimmer, so finden auch diese beiden Autoren, zeuge jedoch fr die

    Verantwortungslosigkeit der Eltern. Es wird daher auch hier fr eine sinnvolle Auswahl

    des Programms und eine Beschrnkung des Fernsehkonsums pldiert (vgl.

    Myrtek/Scharff 2000: 144ff.). Daher muss nicht jedes Fernsehprogramm oder

    Computerspiel auf Lernen und Bildung ausgerichtet werden, sondern darf den

    Heranwachsenden auch einfach Spass machen - so wie die Erwachsenen sich das ja

    auch zugestehen (vgl. Lange 2000: 53). So sollte die Frderung der Freizeitkompetenz

    von Familien, zu welcher auch ein aktiver Fernsehgebrauch gehrt, das Ziel

    pdagogischer Interventionen zu diesem Problembereich sein (vgl.

    Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 270).

    Eine Mglichkeit zur Umsetzung der soeben diskutierten Anstze sieht Wolfgang

    Burkhardt in der Institutionalisierung von Eltern-Kind-Kontakten, welche durch

    folgende Punkte erfolgen kann:

    Die Strkung der Elternposition durch die vermehrte Interaktion innerhalb

    der Familie (aber auch mit anderen Familien, in Erwartung des Entstehens

    informeller sozialer Netzwerke).

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    Die Institutionalisierung bzw. Ritualisierung von Gesprchen ber

    Medienereignisse, welche nicht dem Zufall berlassen werden, sondern analog zur

    Tages- und Wochenstrukturierung stattfinden.

    Die Betonung kommunikativ-interaktiver Momente: Die Medienereignissewerden nach der Rezeption reflektiert und im Eltern-Kind-Dialog diskutiert.

    Die Betonung aktiv-produzierender Momente: Die Eltern stellen

    Medienereignisse mit ihren Kindern selber her (z.B. Hrspiele, Videosequenzen,

    Lokalzeitung usw.).

    Die Betonung des Novittsaspektes, des Abenteuer- und des

    berraschungseffektes: Eltern und Kinder erkunden gemeinsam neue Terrains

    (Was leistet ein neues Medium? Wo sind seine sthetischen Reize? Wo sind die

    Mngel?).

    Die thematische Fokussierung anstelle des Aufgreifens zuflliger Impulse

    nach dem Reiz-Reaktions-Schema.

    Als Grundvoraussetzungen fr die Effizienz dieser Eltern-Kind-Interaktionen nennt

    Burkhardt zunchst die Notwendigkeit des Anknpfens an die geistige Landschaft des

    Kindes: Das Vorleben von Werten, anstelle von ausschliesslicher Informations- und

    Wissensvermittlung. Die Kommunikation sollte dabei nicht eingleisig vor sich gehen,

    sondern Feedback-Mglichkeiten bereithalten (vgl. Burkhardt 2001: 351f.). So sollten

    die Eltern nach einer rezipierten Sendung nicht belehren oder ein Gesprch erzwingen,

    dem Kind jedoch aufmerksam zuhren, da dessen usserungen wichtige Signale sein

    knnen (vgl. Eicke 1998: 29).

    5.1 Broschren und andere Elternratgeber

    Nun mssen die im vorangehenden Abschnitt diskutierten Merkpunkte natrlich auch

    entsprechend an die Eltern berbracht werden, was zum Beispiel durch das Verteilen

    von Broschren an Elternabenden geschehen kann. Diese Ratgeber informieren die

    Eltern ber verschiedene Medien und deren Nutzung. Zudem knnen die

    Erziehungsberechtigten darin medienerzieherische Tipps im Umgang mit dem

    Medienverhalten des Kindes finden. An dieser Stelle ist die Broschre FLIMMO 4

    ganz besonders hervorzuheben. Zu verdanken hat FLIMMO diese Sonderstellung

    einerseits der Tatsache, dass es den Charakter einer Programmzeitschrift hat und

    4 Flimmo Online: http://www.flimmo.de

    13

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    andererseits seiner besonderen Nhe zu den Medienkonsumenten. Dies kommt nicht

    nur durch das Abonnement fr Eltern zum Ausdruck, sondern auch durch die kostenlos

    ausgelegten Broschren in Medienmrkten. Das Beratungsangebot von FLIMMO

    bezieht sich auf Sendungen, die 3- bis 13-Jhrige gerne sehen - und dies sind natrlich

    nicht nur Kindersendungen. Das Besondere dabei ist, dass bewusst auf eine

    Kategorisierung der Sendung in gut oder schlecht verzichtet wird. Anstelle der

    Ausbung von Programmkritik, werden die Fernsehvorlieben der Kinder ernst

    genommen und die Programme aus ihrer Sicht betrachtet. Vor diesem Hintergrund

    werden die Sendungen verschiedenen Rubriken zugeordnet, die deutlich machen, was

    Kinder bedenkenlos sehen knnen und was ihnen Probleme bereitet und schwer

    verdaulich ist (vgl. Burkhardt 2001: 170f.). Natrlich gibt es noch eine grosse Anzahl

    weiterer Broschren zu diesem Thema, welche an dieser Stelle des Platzmangels wegen

    nicht alle aufgefhrt und beschrieben werden knnen.5

    Ratgeber zu Internet, Computer und Multimedia sind ebenfalls vorhanden. Als Beispiel

    soll hier das Buch Kids, Bits & Bytes genannt werden, welches sich damit

    auseinandersetzt, inwieweit der Computer ein geeignetes Spielzeug fr Kinder darstellt,

    welche Spiele zu empfehlen, welche eher abzulehnen sind und welche Rolle die Eltern

    im Prozess der Medienerziehung spielen. Zudem werden die Eltern nach ihrer eigenen

    Medienkompetenz befragt (vgl. Lerchenmller/Hilse 1998: 7).

    Des Weiteren findet man auch im Internet unzhlige Portale und Foren fr Eltern,

    welche, neben allgemeiner Elternberatung zu Erziehung und Entwicklung von Kindern,

    auch die Medienerziehung und Programmempfehlungen fr Familien beinhalten.

    Aufgrund der zahlreichen Publikationen zu diesem Thema, sollen die eben aufgefhrten

    Angebote fr die Eltern lediglich als Einblick in die thematischen Schwerpunkte

    solcher Ratgeber gelten und keineswegs als reprsentativ fr alle Erscheinungen zu

    dieser Materie gesehen werden. Auf die zahlreichen Bcher, CD-Roms und

    Zeitschriften kann im Umfang dieser Arbeit aus Platzgrnden nicht nher eingegangen

    werden. Die Ratgeberliteratur lsst jedoch inhaltliche Kongruenzen erkennen: Durch

    die Beschreibung des Familienalltags als Medienalltag will sie den Stellenwert

    medialer Hardware, Software und deren Nutzungsfolgen vor Augen fhren. Auch wird

    meistens auf die hufigsten bzw. wichtigsten Fragen eingegangen und versucht diese zu

    5 Wolfgang Burkhardt beschreibt und diskutiert in seinem Buch Frderung kindlicherMedienkompetenz durch die Eltern eine grosse Anzahl von Broschren und weiteren Ratgebern. Um

    einige zu nennen: Geflimmer im Zimmer, Nur noch diese Sendung, Alles auf Empfang, Kreuzund Quer durch das Medienwunderland - Ein Reisefhrer fr Mtter und Vter etc. (vgl. Burkhardt2001: 156f.).

    14

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    beantworten. Ausserdem wird durch die Heranfhrung an einen

    verantwortungsbewussten, mit Spass und Freude verbundenen Medienkonsum oftmals

    beabsichtigt, die Selbstverantwortung der Kinder zu strken. Gegenpositionen, die sich

    auf die Gefhrdungen durch die Medieneinflsse konzentrieren, sind unter den

    allgemeinen Ratgebern inzwischen selten geworden (vgl. Burkhardt 2001: 149f.).

    5.2 Die Vermittlung von medienpdagogischen Richtlinien an die Eltern

    Bezglich Zugang und Erreichbarkeit der Eltern unterscheidet Burkhardt zwischen

    zwei Modelltypen, namentlich einem Pull-Modell und einem Push-Modell. Bei

    ersterem mssen sich die Eltern Information und Beratung selbst abholen, was natrlich

    elterliche Motivation voraussetzt, welche hufig aus innerfamiliren, auf Medien

    bezogenen Konfliktsituationen resultiert. Bei den Push-Modellen hingegen werden

    informierende und beratende Angebote an die Eltern herangefhrt. Push-Modelle

    schliessen nachdrckliche Beratungs- und Interventionsformen ein, so, dass die

    elterliche Erziehungsautonomie tangiert werden kann, was jedoch einerseits durch die

    jeweiligen Konfliktsituationen und andererseits durch die Freiwilligkeit der

    Inanspruchnahme der Hilfen gerechtfertigt ist.

    Weiter unterscheidet Burkhardt zwischen informationsorientierten und

    beratungsorientierten Modelltypen. Informationsorientierte Modelle haben in der Regel

    alle Eltern als Zielgruppe, mit der Absicht, durch Information medienpdagogische

    Qualifikationen zu vermitteln. Beratungs- bzw. problemorientierte Modelle bieten

    hingegen mehr als Informationsleistungen an: Ihre Zielgruppen sind Eltern bzw. Kinder

    mit problematischem Fernsehkonsum oder anderen Problemen bei der

    Medienerziehung. Die gezielte, durch persnliche Kontaktaufnahme und Beratung

    durchgefhrte Ansprache dieser Gruppe ist bedeutender als die Versorgung mit

    Verffentlichungen oder Materialien (vgl. Burkhardt 2001: 336f.).

    Gerade weniger medienkompetente Eltern sind jedoch oftmals schlecht zu erreichen. Je

    weniger sie den Medienkonsum ihrer Kinder berschauen knnen, desto weniger sind

    sie auch bereit sich fortbilden zu lassen. Mit Elternabenden, Internetseiten und

    Broschren erreicht man hauptschlich jene Eltern, die die Bedeutung von elterlicher

    Medienerziehung sowieso schon kennen und bereits Problembewusstsein haben (vgl.

    Schorb 1999: 402ff.). Familien, die aus pdagogischer Sicht eine medienpdagogische

    Qualifizierung am ntigsten htten, ussern ihre Wnsche nach Hilfestellungen undLsungsvorschlgen am seltensten (vgl. Burkhardt 2001: 372). Solchen Familien muss

    15

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    man mit den vorhin thematisierten Push-Modellen entgegenkommen, da sich solche

    Probleme, mangels Eigeninitiative der Eltern, meist nicht ohne Intervention lsen

    lassen.

    Ein weiteres Problem bei der medienpdagogischen Qualifizierung von Eltern ist die im

    dritten Kapitel schon angesprochene Tatsache, dass gerade der Fernsehkonsum, aber

    auch Video- und Computerspiele, hufig von hoher innerfamilirer Funktionalitt sind.

    In problembelasteten Familien knnen sie stabilisierend wirken. Man muss sich also

    fragen, welche Auswirkungen etwaige Interventionen auf ein innerhalb der Familie

    ohnehin schon isoliertes Kind haben. Was geschieht, wenn das Kind sich nicht mehr

    hinter den PC zurckziehen kann (vgl. Burkhardt 2001: 25)? Fr eine Qualifizierung

    der Eltern braucht es hier einfhlsame berlegungen und Konzepte, ohne die elterliche

    Erziehungsautonomie einzuschrnken oder die Routinen der Alltagsbewltigung der

    Familien generell in Frage zu stellen (vgl. Burkhardt 2001: 125).

    Eine Mglichkeit zur Lsung der eben besprochenen Probleme wre die Einbettung

    von Ratschlgen zum Medienumgang in entsprechende Fernsehsendungen, um auch

    jene Eltern zu erreichen, die nicht so rege an Elternabenden teilnehmen oder nur selten

    im Internet surfen.6 Die Erzieher werden dadurch nicht aus ihrem Tagesrhythmus

    gerissen, aber trotzdem mit Information versorgt.

    6. Schlussteil

    Die im Verlauf dieser Seminararbeit herausgearbeiteten Antworten zu den einleitend

    gestellten Fragen sollen nun in zusammenfassender Art und Weise nochmals aufgezeigt

    werden.

    6.1 Unterschiede zwischen der schulischen und familiren

    Medienerziehung

    Im zweiten Kapitel wurde untersucht, inwiefern sich die Medienerziehung und

    Mediensozialisation in der Schule von derjenigen in der Familie unterscheidet. Eine

    Teilantwort hierzu lieferte die Erkenntnis, dass die naturwchsige sozialisatorische

    Praxis in der Familie systematisch vom pdagogischen Handeln im Rahmen des

    Lehrerberufes zu unterscheiden ist, da letzteres gezielt und bewusst auf eine Erziehung

    und Bildung ausserhalb der elterlichen Praxis angelegt ist (vgl. Oevermann 1996: 141).

    Wichtig ist diese Unterscheidung gerade deshalb, weil Schule und Familie in Fragen

    der Medienerziehung aufeinander angewiesen sind. Von einer gefrderten

    6 Bestes Beispiel hierfr sind aktuelle Formate wie Super-Nanny.

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    Medienkompetenz bei einzuschulenden Kindern profitieren nicht zuletzt auch die

    Kindergrten und Schulen.

    Auch wurde im zweiten Kapitel darauf hingewiesen, dass die Eltern, im Unterschied zu

    den Lehrkrften, schon viel frher Zugang zum Medienverhalten ihrer Kinder haben.

    Der Medienkonsum findet ja gerade im Kindesalter vorwiegend zuhause statt. Der

    Stellenwert der Eltern im Rahmen der Mediensozialisation von Kindern kann daher gar

    nicht hoch genug eingeschtzt werden (vgl. Burkhardt 2001: 47).

    Um Konflikt- und Konkurrenzsituationen verhindern zu knnen, sollte das

    Kompetenzgeflle zwischen Eltern und Lehrkrften daher geschmlert werden.

    6.2 Defizite in der familiren Medienerziehung und

    Mediensozialisation

    Um eruieren zu knnen, wo man zur Linderung der im zweiten Kapitel diskutierten

    Konflikte zwischen Eltern und Lehrkrften bezglich der kindlichen Medienerziehung

    ansetzen muss, wurde der Fokus im dritten Kapitel dann gnzlich auf die Familie

    gerichtet, um die familire Medienpdagogik auf etwaige Defizite hin untersuchen zu

    knnen.

    Einerseits wurde darauf hingewiesen, dass viele Eltern gar nicht wissen, dass neben der

    Fhigkeit zur Selektion von Medienangeboten auch der Umgang mit den ausgewhlten

    Medienangeboten gelernt werden muss und sich daher auch als kindergerecht

    prsentierte Medienprodukte nicht immer ohne elterliche Begleitung verarbeiten lassen

    (vgl. Burkhardt 2001: 20). Ausserdem wurde bemngelt, dass die meisten Eltern ihren

    Kindern keine Sendungen empfehlen und den Fernsehkonsum nicht auf wenig

    problematische Beitrge beschrnken (vgl. Burkhardt 2001: 54).

    Ausserdem ist gerade bei Eltern, die meist private Pogramme sehen, die Diffusion

    zwischen erwachsenen und kindlichen Sehinteressen auffllig. Man findet dies hufig

    bei bildungsmssig unterprivilegierten Familien, wo die Kinder ungnstige

    Fernsehroutinen von den Eltern bernehmen (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996:

    266f.). So mangelt es in vielen Familien an Sinn fr die Vitalitt und Kreativitt von

    Kindern.

    Bettina Hurrelmann spricht zudem von einer berfunktionalisierung des Fernsehens

    fr das Familiensystem (Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 268) in vielen Familien.

    Diese beziehungsgestaltenden Funktionen des Fernsehens knnen fr die

    Familiendynamik gefhrlich werden, falls sie ber Spannungen hinwegtuschen,

    17

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    Konflikte verlagern und entwicklungsnotwendige Vernderungen des Familiensystems

    verhindern. Eine Fernseherziehung der Kinder ist in einer solchen Situation kaum noch

    mglich (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 268).

    Auch hat sich gezeigt, dass fr das Ausmass der Defizite bei der elterlichen

    Mediensteuerung die jeweilige Familienform und der soziale Hintergrund in grossem

    Masse mitbestimmend sind.

    Es wurden dann verschiedene Familienformen vorgestellt und konstatiert, dass die

    Ein-Kind-Familien an die modernen Familienentwicklungen am meisten angepasst

    und in Bezug auf die Medienerziehung weniger problematisch als andere

    Familientypen sind. Auch in Familien mit zwei Kindern kommt man im Grossen und

    Ganzen mit dem Fernsehen zurecht. Eine hhere Anflligkeit fr Probleme mit dem

    Fernsehen zeigen hingegen die kinderreichen Familien und die Familien der

    Alleinerziehenden. Als Grund hierfr knnen bei beiden Familientypen die knappen

    Ressourcen genannt werden (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 261ff.). Hier

    wird der Fernsehkonsum zum Lckenfller fr Langeweile und Interaktionsleere, oder

    zur einzig mglichen Freizeitattraktion. Entsprechend zurckhaltender fallen in solch

    einem Umfeld die Restriktionen aus (vgl. Burkhardt 2001: 61).

    Des Weiteren gelten bezglich des Computers in vielen Familien andere

    medienerzieherische Vorgaben als beim Fernseher: Die ernsthaften Beschftigungen,

    im Sinne von Informationsbeschaffung und Lernen, werden kaum durch Restriktionen

    eingeschrnkt und sogar begrsst (vgl. Burkhardt 2001: 367).

    6.3 Vorschlge zur Lsung medienerzieherischer Defizite in der

    Familie

    Bei den im vierten Kapitel vorgestellten Familien- und Erziehungsstrukturen kann man

    denkbar schlecht von derMedienerziehung sprechen. So mssen auch wnschenswerte

    medienpdagogische Kompetenzen von Eltern je nach Familienstruktur,

    wirtschaftlichen und sozialen Verhltnissen errtert und gefrdert werden.

    So wurde zu Beginn des fnften Kapitels festgehalten, dass sich Eltern bewusst mit der

    Rolle des Fernsehers und anderen Medien in der Organisation ihres Alltags

    auseinandersetzen und zudem die Verarbeitung von Fernsehangeboten ihrer Kinder

    beobachten sollten (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 267ff.).

    Danach wurden verschiedene Merkstze fr Eltern aufgefhrt, welche unter anderem

    die Vorbildfunktion der Eltern thematisieren und betonen, dass der Fernseher kein

    18

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    Erziehungsmittel sein darf, dass ber das Fernseherlebnis gemeinsam reflektiert werden

    sollte und dass auch die Standorte von Fernseher und Co. gut berlegt werden mssen.

    Vor einer zu restriktiven Kontrolle des kindlichen Medienkonsums wurde jedoch

    gewarnt und darauf hingewiesen, dass man heutzutage unmglich das Fernsehen

    gnzlich verbieten knne, da sich die Kinder dadurch gegenber den Gleichaltrigen

    benachteiligt fhlen wrden.

    Das Ziel pdagogischer Interventionen zu diesem Problembereich sollte es daher sein,

    die Freizeitkompetenz von Familien zu frdern, zu welcher auch ein aktiver

    Fernsehgebrauch gehrt (vgl. Hurrelmannn/Hammer/Stelberg 1996: 270).

    Eine Mglichkeit, um solche Anstze durchzusetzen, liegt in der Institutionalisierung

    von Eltern-Kind-Kontakten, welche durch eine vermehrte Interaktion innerhalb der

    Familie, die Ritualisierung von Gesprchen ber Medienereignisse, die Betonung

    kommunikativ-interaktiver und aktiv-produzierender Momente und die thematische

    Fokussierung geschehen kann. Die Kommunikation sollte dabei nicht eingleisig vor

    sich gehen, sondern Feedback-Mglichkeiten offen lassen (vgl. Burkhardt 2001: 351f.).

    Ebenfalls im fnften Kapitel, wurden dann Broschren und andere Ratgeber fr Eltern

    thematisiert, mit welchen die besprochenen Anstze an die Eltern weitergegeben

    werden knnen. Die Ratgeberliteratur beschreibt den Familienalltag meist als

    Medienalltag und will den Stellenwert medialer Hardware, Software und deren

    Nutzungsfolgen vor Augen fhren. Auch wird meistens auf die hufigsten bzw.

    wichtigsten Fragen eingegangen und versucht, diese zu beantworten. Durch die

    Heranfhrung an einen verantwortungsbewussten und mit Spass und Freude

    verbundenen Medienkonsum wird zudem beabsichtigt, die Selbstverantwortung der

    Kinder zu strken (vgl. Burkhardt 2001: 149f.).

    Im letzten Punkt des Kapitels wurde dann schliesslich darauf hingewiesen, dass bei der

    Vermittlung solcher Richtlinien und Informationen oft Probleme auftauchen, denn

    gerade weniger medienkompetente Eltern sind oftmals schlecht zu erreichen: Je

    weniger sie den Medienkonsum ihrer Kinder berschauen knnen, desto weniger sind

    sie auch bereit sich fortbilden zu lassen (vgl. Schorb 1999: 402ff.). Familien, die aus

    pdagogischer Sicht eine medienpdagogische Qualifizierung am ntigsten htten,

    ussern ihren Wunsch nach Hilfestellungen und Lsungsvorschlgen am seltensten

    (vgl. Burkhardt 2001: 372). Bei solchen Familien sind Interventionen seitens der

    Medienpdagogik ntig, da die Eltern zur Lsung der Probleme nicht gengendEigeninitiative und Motivation besitzen.

    19

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    Man muss sich allerdings fragen, welche Auswirkungen etwaige Interventionen auf ein

    innerhalb der Familie ohnehin schon isoliertes Kind haben (vgl. Burkhardt 2001: 25).

    So braucht es fr eine angemessene Qualifizierung einfhlsame berlegungen und

    Konzepte, um die elterliche Erziehungsautonomie nicht einzuschrnken oder die

    Routinen der Alltagsbewltigung der Familien nicht generell in Frage zu stellen (vgl.

    Burkhardt 2001: 125). Eine Mglichkeit hierfr ist die Vermittlung von Ratschlgen im

    Umgang mit den Medien via Fernseher, um auch jene Eltern zu erreichen die nicht so

    rege an Elternabenden teilnehmen oder nicht so oft im Internet surfen. Durch eine

    solche Vermittlung werden die Erzieher auch nicht aus ihrem Tagesrhythmus gerissen,

    jedoch trotzdem mit Informationen versorgt.

    6.4 Fazit & Ausblick

    Die Ausfhrungen in den vorangehenden Kapiteln lassen den Schluss erkennen, dass

    pdagogische Hilfen breit gefchert sein mssen und reine Verhaltensrezepte nicht

    ausreichen. Dabei mssen die unterschiedlichsten Probleme bei der Medienerziehung,

    verschiedenste Familienformen und soziokonomische Gegebenheiten miteinbezogen

    werden. So mssen die Untersttzungsangebote fr die Eltern zielgruppenorientiert

    sein, wobei gerade ohnehin schon strker belastete Familien nicht diskriminiert,

    sondern gezielter betreut werden sollten. Von pdagogischer Seite muss

    situationsspezifisch abgewogen werden, ob eine Familie genug Eigenmotivation zur

    medienerzieherischen Weiterbildung hat, oder ob mit professionellen Hilfestellungen

    interveniert werden muss.

    Die Medienpdagogik darf den Eltern daher nicht bloss Wissen vermitteln, sondern

    muss ihnen praktische Handlungsmglichkeiten zeigen und Selbsterfahrung

    ermglichen. Medienpdagogische Hilfe zur Selbsthilfe ist das Stichwort. Notwendig

    ist die Bereitschaft der Eltern zur kritischen Reflexion des eigenen Verhaltens, der

    Ausgangslage der Familie und der eigenen Interessen gegenber einem immer

    unbersichtlicher werdenden Angebot.

    Um den Stand der Medienerziehung zu heben ist es zudem ntig, viel strker als bisher

    die positiven Mglichkeiten der Medienangebote hervorzuheben. Gerade das Fernsehen

    ist fr viele Eltern nur mit Abwehrgefhlen verbunden und wird dennoch ausgiebig

    genutzt. Diese ambivalente und verdrngende Haltung ist eines der Haupthindernisse

    bei der Vermittlung von Medienkompetenz in den Familien. Eltern haben in der Regelkeine positiven Medienkompetenzziele, sondern allenfalls Ziele, die sie durch das

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    Medium erreichen wollen. Dass Fernsehen - und Medien im Allgemeinen - einfach

    Spass machen knnen, dass Kinder dadurch ihre eigenen Emotionen kennenlernen und

    inhaltliche Interessen entwickeln, dass sie schliesslich lernen, Qualittsunterschiede

    wahrzunehmen und selbstbewusst auszuwhlen diese Aspekte der Medienkompetenz

    sollten hervorgehoben werden. Ntig ist hier eine Pdagogik, die den Eltern die

    Bedeutung von Medienkompetenz in einer Informationsgesellschaft vermittelt und als

    eine lohnende Aufgabe darstellt (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996: 273ff.).

    Im Hinblick auf die noch zu erwartenden Innovationen im Medienbereich, welche

    einen zunehmend aktiveren Nutzer voraussetzen, sind Selbstbestimmung und Interesse

    vielleicht die wichtigsten Komponenten der Medienkompetenz berhaupt. Die

    Weichenstellung durch Basiserfahrungen im Umgang mit Medien ist hier von

    entscheidender pdagogischer Bedeutung (vgl. Hurrelmann/Hammer/Stelberg 1996:

    271f.). Die Medienpdagogik muss daher die Erziehungsberechtigten zu selbstndigem

    Informationserwerb fhren, um dann loslassen zu knnen. Diese Fhigkeit ist - gerade

    angesichts der enormen Geschwindigkeit der Medienentwicklung - von herausragender

    Bedeutung (vgl. Burkhardt 2001: 365).

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