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Angepasste Landwirtschaft in Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels“ Zeiten des Klimawandels“ Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

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Page 1: Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

„„Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels“Klimawandels“

Sandra BlessinBUKO Agrar Koordination

Hamburg, 2.12.2009

Page 2: Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

ÜbersichtÜbersicht

I. Auswirkungen des Klimawandels auf Landwirtschaft und Ernährung

II. Agrobiodiversität als Anpassungsstrategie

III. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

IV. Deutsche Anpassungsstrategie

V. Was hemmt die Anpassung

VI. Fazit

Page 3: Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

I.I. Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung

          Abschmelzen von Gletschern

und polarem Eis. Die Arktis könnte ab 2015 im Sommer eisfrei sein. Die arktische Eisdecke ist in den letzten 50 Jahren um 50% zurückgegangen.

        signifikanter Anstieg des Meeresspiegels

        Häufigere und intensivere Dürreperioden

        Häufigere und stärkere Wirbelstürme und Überschwemmungen

        Beschleunigtes Artensterben  

Page 4: Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

Afrika: Bis 2020 werden in einigen Ländern die Erträge im

Regenfeldbau um 50 % reduziert werden (Afrika hat einen Anteil an Regenfeldbau von 93 %). Dies wird zu Hunger und Mangelernährung führen.

Bis 2020 werden 75 bis 250 Mio. Menschen unter Wassermangel leiden.

Notwendige Maßnahmen zur Anpassung an den steigenden Meeresspiegel könnten einen Anteil von 5 bis 10 % am Bruttoinlandsprodukt ausmachen.

Bis 2080 werden 75 % der Bevölkerung an Hunger leiden.

I.I. Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung

Page 5: Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

I.I. Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung

Asien: Küstengebiete im südlichen Asien, Ost- und Südostasien

werden aufgrund von Überschwemmungen sehr gefährdet sein.

In den kälteren Regionen Asiens wird die Nettoproduktivität von Weideland zurückgehen und sich gen Norden verschieben, was eine Minderung des Milchertrags nach sich führt.

Insgesamt werden die Reiserträge bis Ende des Jahrhunderts um 3,8 % sinken, in Bangladesh aufgrund von Trockenheit und Überschwemmungen bis 2050 bereits um 8-32 %.

Die Futter- und Getreideproduktion könnte bis zu 30 % zurückgehen.

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I.I. Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung

Lateinamerika: Teilweise Übergang von tropischen Regenwald in

Savanne aufgrund geringeren Niederschlags Die Produktivität einiger wichtiger Anbaufrüchte (z.B.

Mais) wird zurückgehen, ebenso die Nutztierhaltung; dagegen wird der Sojaanbau in gemäßigten Zonen sich weiter ausbreiten und damit die Ernährungssicherung vor Ort gefährden

Insgesamt wird bei einem mittleren Szenario mit Ernteeinbuße bis zu 30 % gerechnet, mit der Folge, dass der Zuwachs der Hungernden in Lateinamerika bis 2020

1 Mio. Menschen umfasst und bis 2080 4 Mio. Menschen zusätzlich hungern

Leichter potentieller Anstieg der Ernten in Argentinien und Uruguay um 1 bis 9 %.

Page 7: Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

I.I. Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung

Weiter Lateinamerika: Reduktion von Kaffeeanbau in Brasilien und Mexiko Bis 2050 können 50 % des landwirtschaftlich genutzten

Gebietes von Lateinamerika von Desertifikation oder Versalzung von Böden betroffen sein.

Insgesamt gilt: Es können lokal kaum sichere Vorhersagen getroffen werden.

(Quelle: 4. IPCC-Bericht)

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II. Agrobiodiversität als AnpassungsstrategieII. Agrobiodiversität als Anpassungsstrategie

These: Agrobiodiversität ist die optimale Anpassungsstrategie der Landwirtschaft bei nicht vorhersehbaren Wetterereignissen.

Was ist Agrobiodiversität? Sie beinhaltet alle Bereiche der kultivierten und domestizierten Tier- und Pflanzenarten sowie ihre wilden Verwandten und die Bestandteile, die zur Erhaltung der Schlüsselfunktionen der landwirtschaftlichen Ökosysteme von Bedeutung sind (z.B. Bestäuber). Hier soll von Bedeutung sein: Die Vielfalt an Arten (Reis, Mais, Weizen usw.) Die Vielfalt an Sorten (Basmati-Reis, Yasmin-Reis

usw.) Die Vielfalt der nicht sortenreinen Linien innerhalb

der Sorten

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II. Agrobiodiversität als AnpassungsstrategieII. Agrobiodiversität als Anpassungsstrategie

Warum ist Agrobiodiversität ein Schlüssel zur Anpassung?

Das Risiko wird gestreut: Anpassungsfähigkeit wird verbessert gegenüber Krankheiten, Schädlingen und unvorhersehbaren Wetterereignissen (Überschwemmungen, Stürme, Dürreperioden, verspäteter Monsun)

Höhere Wahrscheinlichkeit einer besseren Nährstoffversorgung

lernen von drei historischen Hungersnöten (Äthiopien, Kartoffelfäule in Irland und El Nino in Südostasien)

Natur nachahmen finanziell machbar Wichtig: Es zählt die lebendige Vielfalt in-situ (auf dem

Feld), nicht die in den Genbanken.

Page 10: Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels Sandra Blessin BUKO Agrar Koordination Hamburg, 2.12.2009

III. Beispiel MASIPAG in den PhilippinenIII. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

Was ist MASIPAG? Ein Netzwerk, dem 35.000 Bauernfamilien angehören.

MASIPAG heißt übersetzt soviel wie Partnerschaft von Bauern und Wissenschaftlern für Entwicklung.

Sie wirtschaften faktisch ökologisch (d.h. ohne Synthetische Düngemittel und Pestizide, wenn auch nicht zertifiziert) und setzten auf Agrobiodiversität durch Erhaltung alter Sorten und Züchtung neuer Sorten

Foto: L. Bachmann

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III. Beispiel MASIPAG in den PhilippinenIII. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

Methode der Untersuchung: Vergleich von 280 MASIPAG-Betrieben und 280 konventionellen Betrieben durch Interviews in allen drei Hauptregionen des Landes (Betriebe unter 4 ha). Vergleichsjahre 2000 und 2007.

Quelle: Untersuchungsergebnisse basieren auf einer Wirkungsevaluierung von Misereor/Bachmann

Foto: L. Bachmann

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III. Beispiel MASIPAG in den PhilippinenIII. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

Im Durchschnitt bauen MASIPAG-Bauern 45 verschiedene Fruchtarten an, wohingegen konventionelle Bauern nur 30 verschiedene Arten anbauen.

Bezüglich der Sortenvielfalt: Wo MASIPAG-Bauern im Durchschnitt 4,9 verschiedene Reissorten anpflanzen, pflanzen konventionelle Bauern nur 1,6 verschiedene Sorten an.

Anzahl der Sorten

Konventionelle Bauern

MASIPAG Bauern

1 46,9 % 18,8 %

2 41,1 % 23,5 %

3 oder mehr 10,5 % 52,5 %

Durchschnitt 1,6 Sorten 4,9 Sorten

Quelle:Misereor /Bachmann

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III. Beispiel MASIPAG in den PhilippinenIII. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

Verbesserung der Ernährung in Prozent von 2007 gegenüber 2002

Nahrungsmittel Konventionelle Bauern

MASIPAG Bauern

Gemüse 34 68

Medizinische Pflanzen 22 60

Obst 40 55

Eiweißreiche Grundnahrungsmittel

15 55

Fisch 26 45

Eier 17 42

Fleisch 16 40

Quelle:Misereor /Bachmann

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III. Beispiel MASIPAG in den PhilippinenIII. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

Foto: L. Bachmann

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III. Beispiel MASIPAG in den PhilippinenIII. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

Ein bemerkenswertes Ergebnis bezüglich der Reiserträge: Sie sind in etwa ebenso hoch wie in der konventionellen Landwirtschaft unter Einsatz von Hochertragssorten, Pestiziden und Düngemittel.

Produktionsausgaben sind bei konventionellen Bauern etwa doppelt so hoch wie bei MASIPAG-Bauern

Ergebnis: Das Nettoeinkommen der MASIPAG Bauern ist deutlich höher

Erträge kg/ha Konventionell2007 2000

MASIPAG2007 2000

Mittelwert 3.478 3.570 3.424 3.374

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III. Beispiel MASIPAG in den PhilippinenIII. Beispiel MASIPAG in den Philippinen

Ergebnis bezüglich des MASIPAG-Beispiels:

Besseres ständiges Einkommen Bessere Gesundheitssituation durch vielfältige Ernährung

und keine Nebenwirkungen aufgrund von Pestizideinsatz Größere Sicherheit gegenüber Totalernteausfall Weniger Abhängigkeit gegenüber Weltmarktpreisen

einzelner Produkte Agrobiodiversität wird vergrößert nicht nur zum Vorteil

für die heutige Landwirtschaft, sondern auch für spätere Generationen

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IV. Deutsche AnpassungsstrategieIV. Deutsche Anpassungsstrategie

Theorie: Die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel wurde am 17. Dezember 2008 vom Bundeskabinett beschlossen

sie umfasst die Anpassung innerhalb Deutschlands und die Hilfe zur Anpassung in den Entwicklungsländern. Hier soll ein sog. „Klima-Check“ durchgeführt werden

Sie betont, dass Agrobiodiversität eine besondere Bedeutung als Anpassungsstrategie im Klimawandel zukommt.

Praxis: Das Landwirtschaftsministerium fördert vor allem: Züchtung einzelner Sorten durch gentechnische und herkömmliche Verfahren auf Dürreresistenz, Überflutungsresistenz usw.

Nur 1 von 9 Projekten der GTZ zu Klimaanpassung der Landwirtschaft in Afrika legt den Schwerpunkt auf Agrobiodiversität

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V. Was hemmt die Anpassung ?V. Was hemmt die Anpassung ?

Was hemmt die Anpassung durch Agrobiodiversität?

einseitige Förderung einzelner Sorten Patentierung von Pflanzensorten und

Tierrassen, wodurch es sich nur lohnt einige wenige Sorten in Massen zu verbreiten

Homogenitäts-Bedingung in der Sortenzulassung

ein auf Einheitsprodukte getrimmter Weltagrarhandel

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FazitFazit

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Landwirtschaft und Ernährung werden gravierend sein

Chance für ein Umdenken in der Landwirtschaft

Agrobiodiversität und ökologischer Landbau sind Schlüssel zur Anpassung insb. für EL

Anknüpfungspunkte hierfür in dt. Anpassungsstrategie

Tatsächlich gehen dt. Forschungsvorhaben in eine andere Richtung

Anpassung hört nicht in Kopenhagen auf

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Vielen Dank Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!für die Aufmerksamkeit!