zur zisternenpunktion beim kaninchen

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976 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr . 2I eL MAI 1929

sprechen Itir die Anregung, Zi ichtungsversuche in Gr6nland zu un te rnehmen. He r rn Dr. MADSEN und dem Staat l ichen Se rumins t i tu t in Kopenhagen danke ich ftir die Reagenzien and Hil te bestens.

ZUR ZISTERNENPUNKTION BEIM KANINCHEN. Von

F. PLAUT. Aus der Deutschen Forsehungsanstalt ftir Psychiatric (Kaiser Wilhehn-Institut)

in Mfinehen.

I m Jah re 192I babe ich eine Methode beschrieben, die es erm6glicht , dem Kaninchen du tch suboccipi tate Punk t ion Liquor zu en tnehmen*. I m Gegensatz zum Menschen und grSBeren Tieren gibt be im Kaninchen allein die Zisternen- punkt ion die M6glichkei t zur Liquorgewinnung. Es war n6tig, das Ver fahren so zu gestal ten, dab es eine beliebige Wieder- holung der Punk t ionen ges ta t te t . Die berei ts vo rhe r in Deutsch- land gelegent l icb gefibte chirurgische Methode mit te ls Spal tung and Fre i legung der Membrana at lanto-occipi ta l is ist natfir- l ich tfir wiederhol te Punk t ionen ungeeignet , und d a t u m er- schien es wfinschenswert , ein nichtblut iges Verfahren -- Punk- l ion durch die in t ak te H a u t h indurch -- auszuarbei ten. Die yon mir angegebene Technik ges ta t t e t eine for t laufende Liquor- d iagnost ik be im Kaninchen, wie sie fiir das S tud ium infek- t i6ser Prozesse im Nervensys t em no twendig ist. Durch Be- obach tung der L iquorverNi l tn i s se kann man nunmehr im T ie r expe r imen t den Ze i tpunkt des Eindr ingens yon Krank- hei tserregern in das Nervensys t em erkennen, den Verlauf und das Abkl ingen der entzf indl ichen Prozesse verfolgen und die E inwi rkung the rapeu t i scher MaBnahmen aut den Ver lauf der cerebralen Entzi indungsvorg~inge s tudieren. Die Aus- b i ldung eines Verfahrens der for t laufenden Liquord iagnos t ik be im Kaninchen stel l te ftir meine damal igen gemeinsamen Arbe i ten mi t MULZER fiber die exper imente l le Syphilis des Nervensys tems be im Kaninchen ein Bedfirfnis dar, und diesem Bediirfnis v e r d a n k t die Methode ihre Ents tehung . Die Me- rhode h a t sp~terhin eine recht wei te Verbre i tung be im Stu- d i u m der Kanincheneneephal i t i s verschiedener ~ t io logie ge- funden, und sie ist in besonders grol3em Umfang ffir die Er- forschung der exper imente l len Kaninchenencephat i t is , hervor - gerufen du tch ul t ravis ible Vira, benu tz t worden.

13bet E inze lhe i ten der Technik gelangen noch immer An- f ragen an mich, die mir Anlal3 geben, an dieser Stelle einige erg~inzende Bemerkungen zu meinen fr i iheren Angaben zu machen.

Am meisten Schwierigkeit scheint die Waht der geeigneten Punktionsnadel zu bereiten. Die Punktionsnadeln di~rfen nicht zu eng sein und m~ssen eine besonders dflnne Wandung haben, die es erm• eine scharfe aber ganz kurze Spitze zu erzielen. L~nge etwa 5 cm, lichte Weite 0, 5 mm, ~randdieke o,2 ram**.

Um zum Ziele zu gelangen, ist, wie ich schon frtiher eingehend darlegte, die richtige Lagerung der Kaninchen Vorbedingung, wobei durch maximales Abbiegen des Kopfes nach vorn der Zwischenraum zwischen Atlas und Oceiput zum Klaffen gebracht wird. Bei einer solchen Haltung springen die zur Orientierung angegebenen Kno- chenpurtkte, insbesondere das Tuberculum posterius am oberen Atlasrand deutlich hervor.

Wiederholt ist mir mitgeteilt worden, dab trotz Eindringens der Nadelspitze in die Zisterne kein Liquor oder nur sehr wenig Liquor abflieBt. Das kann einmal daran liegen, dab die Nadel durch Gewebspartikelchen verstopft ist. Die Verstopfung der Nadeln liege sich ja dadurch vermeiden, dab man die Nadeln mit ein- geschliffeneu Mandrins versieht, was sich jedoch abgesehen davon, dab die Nadeln ffir Einlegung yon Mandrins etwas zu eng sind, aus verschiedenen Grflnden nicht empfiehlt. Ratsam ist jedoeh, einen dflnnen Dragt in die Nadel einzuf/ihren und nach dem Dureh- stechen der Haut vorzustogen, wodurch man wenigstens ins Lumen gelangte Hautteilchen herausbef6rdert. Die Nadel kann sich jedoch sp~iterhin noch durch Einlagerung yon Gewebspartikeln aus den tiefer liegenden Gewebssehichten verstopfen. Ist dies geschehen,

* Z. Near. 66, S. 69 (I92I). ** Nach meinen Angaben gesehliffene Nadeln k6nnen unter der Bezeiehnung ,Ka- ninehenpunktionsnadeln" yon der Fil~I~a L. Frohnh~iuser, Miinchen, Sonnnenstr. I5~ bezogen werden.

und fliegt infolge des Verschlusses kein Liquor ab, so wgre daran zu denken, einen di~nnen Draht his in die Zisterne hinein vor- zuschieben, was jedoch unzweckm~igig ist, da man fast regelm~gig hierbei Blutungen erzeugt. Ebensowenig empfiehlt es sich, in einer solchen Lage mit der Spritze die Gewebsteilchen und den nach- dringenden Liquor zu aspirieren, da es auch hierbei fast immer zu Blutungen kommt. Bisweilen wird der Abflul3 lediglich dadurch behindert, dab sich an die Ausflug0ffnung Gewebsteile anlagern. Durch Drehen der NadeI wird dann die Passage sofort frei, und der Liquor tropft aus. Fiihrt diese Manipulation nieht zum Ziele, so zieht man die Nadel heraus and wiederholt die Punktion sofort mit einer anderen Nadel.

Ein Grund dafter, dab zu wenig Liquor austropft, kann auch in der Herabsetzung des Liquordruckes bestehen. Die Kaninchen er- halten zur Rul~igstellung vor der Punktion subcutan Morphium- injektionen je nach dem Gewicht o.04--o,o6 g. Morphium setzt den Liquordruck gerab und dieser ist nach etwa 11/2--2 Stunden so gering, dab die Punktion zu diesem Zeitpunkt bisweilen nut wenige Tropfen Liquor ergibt. Es ist also darauf zu achten, die Punktion nicht sp~ter als 2o Minuten bis zu 1./2 ~Stunde nach der Morphium- injektion auszuftihren.

Die Liquorkont ro l le nacb per ipher gese tz ten In tek t ionen mug sich zuweilen fiber mehrere Monate erstrecken, und sie ve r l ang t eine grol3e Reihe yon W i e d e r h o h n g e n der Punkt ion . Es f ragt sich nun, ob durch den Punkt ionsre iz allein eine Pleocytose e rzeugt werden kann, die zu Verwechselungen mi t infekti6s bed ing ten Ze l lve rmehrungen Anlag gibt . Bei g l a t t em Verlauf der Punk t ion en twicke l t sich keine Zellver- mehrung, auch nicht, wenn man, wie w i r e s wiederhol t ge tan haben, t~glich punkt ie r t . Sobald aber bei einer Punk t ion eine, wenn auch nur ganz geringfiigige B lu tung in den Liquor- r a u m erfolgt ist, k o m m t es zu einer r eak t iven Zet lvermehrung, die wochenlang andauern kann. Hie rauf ist also zu achten, wenn man sich vor Fehlschli issen sehii tzen will. W a r bei einer Punk t ion der L iquor n ich t ganz blutfrei , so m u g m a n eine Pause yon 14 Tagen bis 3 ~rochen bis zur n~ichsten Punk t ion einschieben.

Auf die M6glichkeit einer r eak t iven Ze l lve rmehrung ist in noch h6herem MaBe zu achten, wenn m a n bei der Punk- l ion inlekti6ses Mater ia l suboccipi ta l inj iziert . ]3ereits sterile und chemisch indif ferente Flf issigkeiten fiben einen s tarken meningea len Reiz aus und ft ihren zn erhebl icher Zell- und Ei- weiBvermehrung: Schon die In jek t ion yon 0,5 ccm physio- logischer KochsalzlSsung wird yon einer bisweilen recht star- ken Pleocytose gefolgt, -- es bes tehen in dieser Hins ich t indi- viduel le Verschiedenhei ten bei den Kan inchen - - , j a die Re in jek t ion des eben e n t n o m m e n e n Liquors durcb die in si tu gebliebene Nadel h indurch genfigt meist , um eine cellu- l~ire Reak t ion herbeizuffihren. H a t man nun suboccipi tal infekti6ses Mater ia l eingeffihrt and hande l t es sich da tum, zu e rmi t te ln , ob die suboccipi tale In fek t ion an den Meningen haf te t , und den Beginn der Meningit is festzustel len, so mug man die r eak t iv bedingte Pleocytose mi t Sicherhei t aus- schlieBen k6nnen. L iqnorver i inderungen rein reak t ive r Ar t entwickeln sich sehr schnell und kl ingen im al lgemeinen nach wenigen Tagen ab. Die Zel lkurve zeigt in der Regel nach e twa io S tunden ihre Maximum, und in allm~ihlich fort- schre i tendem Abfal len er re icht sie nach 5 - - 6 Tagen die Norm, oder es ble ibt noch fiir l~ngere Zeit eine geringftigige Pleo- cytose, die 2o Zellen im Kub ikzen t ime te r k a u m je i iberschrei- te l , zurtick. Innerha lb der ers ten Tage nach der Einff ihrung des Depots sieht man gelegent l ich jedoch auch einen zweiten und, wenn auch selten, e inmat einen d r i t t en Gipfel der Kurve . Mit vbll iger Sicherhei t kann man somi t ers t nactl 6 Tagen ein erneutes Anste igen der Zellzahl aut den infektiSsen Charak te r der meningea len Re izung beziehen, Vorher ist die Un te r - scheidung gegeniiber der e infachen I r r i t a t i on nicht immer leicht m6glich. Icb habe aus der L i t e r a tu r den E ind ruck ge- wonnen, dab zuweilen f~lschlich infekti6se Meningi t iden a n g e n o m m e n worden sind auf Grund yon Liquorver~inde- rungen, die en tweder ihre Ursache in B lu tungen vorauf- gegangener Punk t ionen oder in Reizwirkungen des in j iz ier ten Mater ia ls ha t ten .

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