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Post on 05-Apr-2015

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Verletzungen des Körperstammes

Wirbelsäule und Becken

OA Dr. Richard Zinnecker LKH FeldkirchAbteilung für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie

Ltg. Prim. Univ. Prof. Dr. K.P. Benedetto

Wirbelsäulen - und Rückenmarksverletzunge

n• Verletzungen der Wirbelsäule sind fast

immer geschlossene Verletzungen.

• Es gibt:– Wirbelbrüche (auch auf mehreren

unterschiedlichen Höhen)– Wirbelverrenkungen– Wirbelsäulenverrenkugsbrüche

• Man unterscheidet klinisch stabile und instabile Wirbelbrüche

• Vor entsprechenden Untersuchungen (Röntgen, CT, MRI) ist diese Unterscheidung kaum möglich.

• An der Unfallstelle ist daher jeder Verdacht auf einen Wirbelbruch als INSTABIL zu werten und zu behandeln bis das Gegenteil bewiesen ist

• Die Schmerzsymptomatik alleine kann uns den Unterschied zwischen Prellung und Bruch oder Verrenkung nichts aussagen.

• Der Verletzungsmechanismus kann dem geübten über das zu erwartende Verletzungsausmaß Auskunft geben

• Bei Schmerzen der Wirbelsäule ist immer auch an Verletzung innerer Organe zu denken.

• Für Wirbelsäulenverletzungen ist nicht immer eine große Wucht beim Unfall vonnöten. Ungünstige Hebelverhältnisse können bereits durch eine Konzentration des Körpergewichtes auf einen kleinen Wirbelsäulenabschnitt zu Bandzerreißungen, Verrenkungen und Brüchen führen.

• Bei Hochrasanztraumen ist jedoch stets an eine WS Verletzung zu denken

• Wirbelsäulenverletzungen können mit oder ohne Verletzung des Rückenmarks einhergehen.

• In der Ersthelferphase ist danach zu trachten keine Schädigungen des Rückenmarks und der Nervenwurzeln zu setzen.

• Die neurologische Symptomatik kann sich aber auch durch Schwellungen und Blutergüsse im Wirbelkanal selbst verschlimmern.

Bruch eines Halswirbelkörbers mit Einengung des Rückenmarkkanales

Halswirbelsäulenverrenkungsbruch

Untersuchung

• Jeder Verletzte mit Schmerzen im Wirbelsäulenbereich sollte in der Lage in der er sich befindet – so keine weitere Bedrohung vorliegt! – auf Gefühl und Motorik der oberen und unteren Extremitäten sowie auch im Rumpfbereich untersucht werden

• Die Bergung und Umlagerung des Patienten sollte „en bloc“ ( in einem Stück) ohne Dreh – und Hebelbewegungen erfolgen.

• Die Umlagerungen sollten so selten wie möglich erfolgen. D.h. Vakuummatratze, Decken, Alufolie, Fluchtweg etc... Sollten im Vorhinein gerichtet und geplant werden.

• Der Patient sollte die zweite Umlagerung erst unter ärztlicher Kontrolle im Krankenhaus erleben.

• Nach jeder Umlagerung und Manipulation muss das Gefühl und die Beweglichkeit der Extremitäten und des Rumpfes neu untersucht werden.

• Wirbelsäulenverletzte unbedingt nüchtern lassen!

Rückenmarksverletzungen

• Sollte sich bei der Erstuntersuchung eine Störung des Gefühles oder der Beweglichkeit eines Körperabschnittes zeigen ist diese in der Höhe zu markieren und der Zeitpunkt festzuhalten.

• Ausfälle sind meist symmetrisch.

• An Erstbehandlung und Lagerung ändert sich prinzipiell nichts.

• Bei mangelnder Bewegungsfähigkeit sollten andere Ursachen wie Brüche, Prellungen offene Verletzungen mit Muskel- und Sehnendurchtrennungen wenn möglich ausgeschlossen werden.

• Gefühlsstörungen können auch durch Unterkühlung hervorgerufen werden.

• Besserung der Symptome sollten ebenfalls zeitlich dokumentiert werden

• Für Wirbelsäulenverletzungen mit oder ohne Rückenmarksverletzungen gilt jedoch dasselbe Prinzip wie für alle anderen Verletzungen auch und zwar dass die Sicherung der Vitalparameter (Herz – Kreislauf und Atmung) sowie der Schutz vor weiteren Schäden (Hitze, Kälte, Lawine, etc..) absoluten Vorrang hat

• Beim bewusstlosen, nicht ansprechbaren Patienten muss eine Wirbelsäulenverletzung angenommen werden und daher bei Bergung und Lagerung stets darauf Rücksicht genommen werden.

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Bruch 1. Lendenwirbel

Durch Stauchung

Berstungsbruch

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Operativ stabilisiert

Lagerung:• Verletzungen der HWS werden geschient und

zusätzlich flach auf einer harten Unterfläche gelagert.

• Wache Patienten ohne Schmerzen der HWS bedürfen nicht unbedingt einer HWS Schienung

• Wache, ansprechbare Patienten die den Kopf frei ( d.h. ohne Angabe von Schmerzen) heben und bewegen können werden flach auf einer harten Unterlage (Vakuummatratze) gelagert.

• Auf Decken und Aludecke nicht vergessen!

• Patienten mit Rückenmarksverletzung verlieren auch die unwillkürliche Kontrolle über die Blutgefässe und neigen zum Versacken des Blutes in die Beinen und unteren Körperabschnitte und somit zum Kreislaufschock (Volumenmangelschock) ohne eigentlichem großen Blutverlust.

Einwurf

• Das Anlegen einer Halswirbelsäulenschiene ( Stiff Neck oder Sam Splint) ist gerade im Winter schwierig und sollte RICHTIG erfolgen.

• Eine angelegte HWS Schiene stellt auch Gefahren dar: (Erbrechen, Druckstellen, Druck auf Gefässe, etc…)

IFALSCH angelegter Stiff Neck Kragen – zusätzlicher Schaden!

• Die Wirbelsäulenverletzung ist wie ein rohes Ei zu behandeln aber das soll nicht heißen, dass man sie gar nicht anrührt!

Bruch des 1. Lendenwirbels

Bruch des 1. Lendenwirbels ( Lagerung zur OP)

Achtung!!!

Bruch von

Halswirbel und

Brustwirbel

Beckenverletzung

• Der Beckenring ist ein stabiler Ring der aus mehreren Knochen besteht, die durch straffe Bandverbindungen miteinander verbunden sind.

• Es kann zu Brüchen der einzelnen Knochen oder zu Zerreißungen der Bandverbindungen kommen.

• Für Beckenbrüche bedarf es einer großen Wucht, die meist durch Kollision mit stehenden Hindernissen oder Sturz aus großer Höhe hervorgerufen werden.

• Verletzungen des Beckens und der Hüftgelenke sind sehr schmerzhaft

• Patienten sind schwer zu bergen und zu lagern

• Beckenknochenverletzungen können massive innere Blutungen mit sich bringen!!

• Kreislaufüberwachung extrem wichtig• Es können Verletzungen der Blase, der

Harnröhre und der sonstigen Beckenorgane vorliegen

Bruch vorne

Bruch hinten

Instabiler Beckenringbruch

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Bruch vorne

Bruch hinten

• Neueren Erkenntnissen zu Folge sollte die erste innere Blutung durch unsachgemäße Lagerung und Manipulation nicht wieder in Gang gebracht werden

• Dem Körper steht nur eine gewisse Menge an blutgerinnenden Faktoren zur Verfügung, die bei der Ersten Gerinnung aufgebraucht werden könnten

• Der Patient mit Beckenverletzung liegt meist schon in der, ihm am angenehmsten, Lage

• Eine Veränderung der Lage kann sehr schmerzhaft sein und sollte nur vorgenommen werden wenn sie ein Transporthindernis darstellt.

• Bei Beckenverletzungen sollten WS und Bauchverletzungen nicht übersehen werden.

• Oft im Rahmen von Polytraumen

• Einseitige Beckenverletzungen sind manchmal schwer von hüftnahen Oberschenkelverletzungen zu unterscheiden

• Wichtig sind v.a. eine schonende Umlagerung und stabile Lagerung

• Bei fixierter Fehlstellung kann diese stabilisiert werden für den Transport

• Kompression von außen durch Vakuummatratze wichtig, Beckengurt nur durch Notarzt

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