tegernseer stimme magazin / 5. ausgabe
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Menschen. Leben. Lokal. Das Magazin fürs Tal 5. Ausgabe
Jung alt werden...Pendler im TalDie zweite HeimatFacebook verstehen
Weitere Themen, unter anderem:
Reportage
Seite 3|
Stillstand ist Rückschritt.“ Das war der Lieblingssatz meines frü-heren Chefs. Damit ist alles gesagt, was diesen Mann umtrieb: Es
waren die wirtschaftlichen Interessen – nicht die Motivation seiner Mitarbeiter oder gar so etwas Absurdes wie der Umweltschutz. Doch die Zeiten ändern sich. Auf breiter Front wächst derzeit das Bewusst-sein, dass eine Wirtschaft, die sich auf Gedeih und Verderb dem Wachstum verschreibt, früher oder später gegen die Wand fährt. Zinsen, die auf Dauer über den Wachstumsraten der realen Wirt-schaft liegen, sind Ausdruck eines entscheidenden Denkfehlers.
Formel-1-Rennfahrer stehen permanent mit einem Fuß auf dem Gas und mit dem anderen auf der Bremse. Um schneller agieren zu kön-nen. In der großen Politik war es diesen Herbst recht ähnlich: angst-volles Bremsen und lustvolles Gasgeben zur gleichen Zeit. Und auch in unserem kleinen Tegernseer Tal hat die Geschwindigkeit des Pro-jekts Lanserhof in Marienstein vor allem die Bürger in Waakirchen und Schaftlach ganz schön in Atem gehalten.
Beim Schreiben der einen oder anderen Geschichte ist uns klar ge-worden, wie wichtig auch das Bremsen sein kann. Beispielsweise, wenn es ums Einkaufen geht. Die Hälfte unserer Lebensmittel landet nämlich mit High-Speed in der Tonne. Unsere Geschichte über „Es-sen im Abfall“ zeigt erschreckende Erkenntnisse.
Die Verkehrsprobleme im Tal schlagen so manchem Pendler schon lange auf den Magen, scheinen doch die wenigen Kilometer bis in die Landeshauptstadt manchmal etwas zu sehr gebremst. Wäh-rend sich die Pendler über den Verkehr ärgern, haben wir andere gefunden, die hier in Teilzeit leben wollen und sich über die hohe Zweitwohnsitzsteuer ärgern. Das bremst die Freude an der Ferien-wohnung gewaltig.
Bremsen für die Zukunft? Klingt irgendwie komisch! Wie wäre es, wenn wir im Tal mal so richtig Gas geben? Und so haben wir uns ge-fragt, ob man es im Tegernseer Nachtleben mal so richtig „krachen“ lassen kann. Wo das möglicherweise am besten geht, haben wir ganz persönlich getestet. Daneben gibt es noch jede Menge weitere Geschichten zum Innehalten oder Beflügeln. Je nachdem.
Für Ihre Streifzüge durch die Nacht oder den Tag geben wir Ihnen unser aktuelles Heft mit an die Hand. Es ist so handlich, dass es in jeden Rucksack passt. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Spätherbst, lauschige und geruhsame Abende auf einer der Berghütten und viel Spaß beim Lesen der Geschichten in unse-rem Tegernseer Stimme Magazin!
Ihre Tegernseer Stimme und die komplette Redaktion
Verlag: Lokale Stimme UG (haftungsbeschränkt) Tölzer Straße 9a- 83703 Gmund, Telefon: 08022 / 85 96 280 Der Verlag ist eine haftungsbeschränkte Unternehmensge-sellschaft. Geschäftsführer ist Peter Posztos. Gesellschafter sind die PP Media GmbH, Apitzsch-Media GmbH, Jochen Krisch und die CTCM 01 Verwaltungs GmbH
Redaktionsleitung: Peter Posztos Telefon (mobil): 0151 / 270 19780 E-Mail: peter@tegernseerstimme.de
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Rose-Marie Beyer, Steffen Greschner, Eduard von Over-heidt, Nicole Posztos, Philippe Arlt, Martin Heilmann,Christopher Horn, Cordula Flegel und Tobias Stadler
Anzeigenleitung: Franz Neumann E-Mail: neumann@tegernseerstimme.de Tel. (mobil): 0176 / 960 676 72Wenn Sie in der Tegernseer Stimme werben möchten, schreiben Sie uns eine Mail an: neumann@tegernseerstimme.de oder rufen Sie uns direkt an. Wir sind gerne bereit uns per-sönlich mit Ihnen zu treffen um die verschiedenen Möglichkei-ten zu besprechen.
Erscheinungsweise: Regelmäßig mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren. Verteilung und Verbreitung im Tegernseer Tal
Satz/Gestaltung: Mundi-Media Gmund, www.mundi-media.de
Lektorat: Angela Braun, Schliersee, www.lektoratbraun.com
Druck: Amper Druck GmbH
Urheber- und Verlagsrechte: Alle in dieser Zeitschrift veröf-fentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form reproduziert werden.
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EDITORIAL / IMPRESSUM
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Bremsen für die Zukunft ...
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 4 Seite 5| |
Inhalt:Editorial / ImpressumSeite 2 Bremsen für die Zukunft...
Das Bild des MonatsSeite 6 Wissen was am See passiert
HintergrundSeite 8 Die zweite Heimat
KommentarSeite 10 Bis die Pendler ganz wegbleiben
Fit werdenSeite 12 Der Kampf mit der Hose
HintergrundSeite 14 Die Meldemoral der Gastgeber Ein Politikum mit Widersprüchen
PortraitSeite 18 Jung alt werden
ReportageSeite 20 Nichts los am See? Auf der Suche nach dem Nachtleben im Tal
VeranstaltungenSeite 22 Ausgewähltes der kommenden Wochen
KneipentourSeite 24 Heustadl: Eine Kellerkneipe mit Tradition
ReportageSeite 26 In die Tonne getreten
ServiceSeite 28 Skiunfälle in der Freizeit Helmpflicht ist nicht alles
HintergrundSeite 29 Wer hat Angst vorm „grünen Bus“ Falschmeldungen und ihr Ursprung
InternetSeite 32 Facebook nutzen und verstehen
RätselSeite 34 Tegernseer Bilderrätsel und Sudoku
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS
6
12
22
29
Wissen was am See passiert...auch ohne daß man ihn sieht!
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 8 Seite 9| |
Tomas von Lüpke gefällt es im Tal.
Mindestens zwei- bis dreimal im
Jahr erklärt der Münchner Bad Wiessee
zu seiner zweiten Heimat. Dann packt
der Ingenieur seinen Laptop und einen
Teil seiner Büroausstattung ein und
arbeitet für ein paar Wochen an der
Westseite des Sees. Auch sonst kommt
er häufig zum Bergsteigen. „Dann geh
ich in meine geliebte Wolfsschlucht, da
kann ich am besten entspannen.“
Eigentlich wollte von Lüpke, der seinen
Hauptwohnsitz in München hat, sich
am Tegernsee eine zweite Wohnung an-
mieten. Doch die Zweitwohnsitzsteuer
hat ihn abgeschreckt. „Zusätzlich zu
den 460 Euro Monatsmiete noch 133
Euro Steuer das war mir zuviel“, argu-
mentiert der 60-Jährige.
Die Zweitwohnsitzsteuer ist eine Auf-
wandssteuer. Sie wird erhoben, sobald
man sich „den Aufwand einer zwei-
ten Wohnung leistet“, erklärt Rottach-
Egerns Kämmerer Gerhard Hofmann.
Die Höhe regelt die „Satzung über die
Erhebung einer Zweitwohnungssteuer.
Einig waren sich die Mitglieder 2005 wohl
im Arbeitskreis: Wer sich im Tegern-
seer Tal eine zweite Wohnung leistet, dem
greife man gehörig in die Tasche.
Die Höhe der Zweitwohnungssteuer ist
laut Hofmann in Stufen geregelt. Wer
wenig Miete bezahlt, bekommt eine
prozentual höhere Steuer aufgebrummt
als Mieter mit einer hohen Miete. Bei
einer Jahresmiete von 5.000 Euro fallen
450 Euro Steuer an. Bei einer Miete von
40.000 Euro sind es 3.600 Euro. Dabei ist
es vollkommen egal, ob man sich einen
Tag oder ein paar Monate im Jahr am See
befindet. Die Höhe der Steuer ist übri-
gens talweit einheitlich. Darauf hatten
sich die Arbeitskreismitglieder geeinigt.
80 Prozent der Zweitwohnungsbesitzer
sind laut Kämmerer Hofmann Eigentü-
mer und keine Mieter. Bei Eigenheimen
wird ein fiktiver Mietpreis zwischen
7,60 und 8,50 Euro pro Quadratmeter
und Monat als Grundlage für die Steuer
angesetzt.
Von Lüpke fährt immer noch gerne
raus aufs Land. „Ich kenne viele Leute
hier“, sagt der Single. In Wiessee fühlt
er sich am wohlsten. Die Wiesseer seien
„irgendwie offener“ als der Rest der Be-
völkerung. „Die Schwierigkeit im Tal sei
das viele alteingesessene Kapital“, be-
schreibt er seine Wahlheimat und deren
Bewohner. Das verlangsame Verände-
rungen. Andererseits hätte der Welten-
bummler noch nie eine Region erlebt,
die seine Traditionen so pflege. Deshalb
hänge er so sehr an diesem Fleckchen.
1.300 Zweitwohnungsbesitzer gibt es al-
lein in Rottach-Egern. Manchen Einhei-
mischen sind die sogenannten Rollla-
densiedlungen ein Dorn im Auge. Böse
Zungen behaup-
ten, die Teilzeit-
bürger würden
den Hiesigen die
Häuser wegneh-
men und diese
dann nicht ein-
mal regelmäßig
nutzen. Zweit-
wohnungsbesitzer – eine Melkkuh, die
in Wirklichkeit nicht besonders will-
kommen ist im Tourismustal?
Mancher denkt einen Schritt weiter
und befürchtet, dass durch die Zweit-
wohnungssteuer vieles nur noch
schlimmer werde: kleine Apparte-
mentinhaber und treue Feriengäste
müssten infolge der Steuer und Kur-
taxe ihre Wohnungen verkaufen. Und
damit wäre der Weg frei für zahlungs-
kräftige Immobilienspekulanten.
Die Gemeinde freut der rege Zulauf
zumindest. Die Zweitwohnungssteuer
entwickelt sich für die Kommunen mitt-
lerweile zu einem echten Goldesel. In
Rottach-Egern beispielsweise stieg sie
alleine von 2009 auf 2010 um knapp 10
Prozent auf stolze 817.000 Euro.
Dabei ist der Sinn der Steuer ist seit de-
ren Einführung umstritten: Laut „Ber-
liner Morgenpost“ hält das Institut der
deutschen Wirtschaft
in Köln die Erhebung
einer solchen Abgabe
grundsätzlich für frag-
würdig. Zwar bekä-
me eine Gemeinde
für ihre Teilzeitbürger
weder Anteile an der
Einkommensteuer
noch Zuweisungen aus den Landes-
kassen. Sie verlöre aber auch nichts.
Alle zweitwohnungssteuerpflichtigen
Eigentümer zahlten ohnehin bereits
alle anfallenden Gemeindeabgaben,
wie Grundsteuer, Straßengebühren,
Müllabfuhr, Regenwassergebühren,
anfallende Anliegerumlagen und die
Kurabgabe. So wie jeder einheimi-
sche Steuerpflichtige auch. Oft sei
„Die Schwierigkeit
im Tal ist das
alteingesessene
Kapital“
die Steuer also nichts anderes als eine
sogenannte dritte Miete – neben der
Kaltmiete und den Nebenkosten.
Ursprünglich geschaffen wurde die
Abgabe, um den „Luxus“ von mehre-
ren Wohnungen zu besteuern. Was be-
deutet, dass die Steuer für Ferienwoh-
nungen gedacht war. Fakt ist, dass alle
bayerischen Kommunen seit dem 1.
August 2004 auf gesetzlicher Grundla-
ge eine Zweitwohnungssteuer einfüh-
ren dürfen.
Jürgen Keitel aus Garbsen in Nie-
dersachsen äußerte sich auf einen
Artikel der Tegernseer Stimme vom
6. August äußerst kritisch zur Zweit-
wohnungssteuer. Für ihn sei sie „eine
Reichen- und Neidsteuer und Beutel-
schneiderei“.
Die Kommunen gingen hier gegen
einen Personenkreis vor, der sich
bei der nächsten Wahl nicht dafür
bedanken könne, denn der überwie-
gende Teil der Zweitwohnungssteuer-
pflichtigen sei in der veranlagenden
Gemeinde nicht wahlberechtigt.
Zweitwohnungssteuerpflichtige seien
unbeliebte Gäste auf Zeit. „Insgesamt
ein Armutszeugnis für die örtlichen
Kommunalverwaltungen“, findet Jür-
gen Keitel.
Oder, wie man dazu auch sagen
könnte: die von einem Teil der Be-
völkerung mitgetragene Lösung der
Kämmerer, um die Finanzen vor Ort
in den Griff zu bekommen. Zumindest in
Rottach-Egern klappt das hervorragend.
Text: Rose-Marie Beyer
Die zweite HeimatVon ungeliebten Teilzeitbürgern und zweifelhaften Steuern
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Die Zweitwohnungssteuer sorgt seit 2005 für viel Geld in den Gemeindekassen
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 10 Seite 11| |
Eigentlich sind es nur 40 Kilometer
zwischen Gmund und München.
Eigentlich eine Distanz, die man als
Pendler durchaus täglich fahren könnte.
Eigentlich kein Problem, einen Arbeits-
platz in München anzunehmen und den-
noch in seiner Tegernseer Heimat wohn-
haft zu bleiben.
Eigentlich machbar – trotz Arbeits-
platz in der Stadt – seine Kinder hier zur
Schule zu schicken, in Vereinen aktiv
zu bleiben und in den lokalen Geschäf-
ten einzukaufen.
Eigentlich sollte alles ganz einfach sein
– währen die 40 Kilometer zwischen
Gmund und München nicht weit län-
ger, als man eigentlich denkt.
Die Kombination aus Kreuzstraße, feh-
lenden Überholspuren, überlasteten Zu-
bringern, unzähligen Geschwindigkeits-
begrenzungen und der katastrophalen
Schaltung der Föchinger Ampel kurz vor
der A8 machen den Weg in die Arbeit zur
täglichen Tortur.
Wann werden unsere Politiker endlich
verstehen, dass wir die B318 und unsere
Verkehrsinfrastruktur dringend ausbau-
en müssen? Es geht nicht darum, dass
mehr Touristen ins Tal kommen, sondern
dass mehr Einwohner im Tal bleiben
und auch wegkommen. Der Arbeits- und
Bildungsmarkt München ist einer der
attraktivsten in ganz Europa. Die Bewoh-
ner des nur 40 km entfernten Tegernseer
Tals können davon kaum profitieren.
Wer in München arbeitet, muss täglich
leiden. Oder er zieht gleich komplett
in die Stadt. Wenn wir einer Überalte-
rung des Tals wirklich entgegenwirken
wollen, dann müssen wir für eine gute,
schnelle und preiswerte Anbindung an
die umgrenzenden Wirtschaftsregionen
sorgen. Nur so können junge, gut aus-
gebildete Menschen und Familien im
Tal gehalten werden. Was helfen sub-
ventionierte Bauplätze, wenn man von
dort nicht ins Büro kommt?
Ein erster und einfacher Schritt wäre
es, die Föchinger Ampel zu Stoßzeiten
so zu schalten, dass der Hauptverkehr
auf der Bundesstraße gegenüber dem
Föchinger Zubringer bevorzugt wird.
Aktuell reicht der Rückstau bei die-
ser Ampel täglich zwischen 07:30 und
09:00 Uhr mehrere Kilometer bis nach
Thann oder gar bis Warngau.
Auf der Straße von Föching kommend,
stehen bei jeder Ampelphase oft nur
zwei bis drei Autos. Langfristig wären
Überholspuren an geraden Stellen der
B318 eine Lösung, um den Verkehr zu
beschleunigen, die Kapazität zu er-
höhen und vor allem die gefährlichen
Überholmanöver auf der Gegenspur
überflüssig zu machen.
Auch eine gemäßigte Preisstrategie der
BOB und ein 30-Minuten-Takt könnten
dazu beitragen, dass der Tegernsee
sowie der Arbeits- und Bildungsmarkt
München näher zusammenrücken. Da-
mit wären langfristig weniger Einwoh-
ner gezwungen, das Tal zu verlassen,
um nach München zu ziehen.
Eigentlich eine Investition in die Zu-
kunft und dazu noch überraschend ein-
fach als auch zeitnah umsetzbar. Es wäre
doch schade, wenn die unnötige Pend-
lertortur am Ende noch mehr Einwohner
dazu veranlasst, dahin zu ziehen, wo die
Arbeit ist.
Eigentlich zwar nur 40 Kilometer weiter.
Aber möglicherweise für immer weg.
Text: Tobias Stadler
Foto: Philippe Arlt
Bis die Pendler ganz wegbleiben
KOMMENTAR
Quelle: Openstreetmap.org
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 12 Seite 13| |
Bei der Firmenbezeichnung steht
„medizinische fitness“ gleich da-
bei. Alle Vorurteile über Muckibuden
und Fitnesstempel, in die hauptsäch-
lich Menschen kommen, um sich und
ihre Astralkörper zu zeigen, werden
damit vom Start weg ausgeräumt.
So sieht es zumindest das Konzept im
Tegernseer „medius“ vor. Die beiden
Geschäftsführer sind in der Branche
äußerst umtriebig und haben sich mitt-
lerweile ein kleines Fitness-Imperium
aufgebaut.
Was ihr Konzept von normalen Fit-
nessstudios unterscheidet, merkt man
schon beim Besuch der Homepage. Da
wird nicht von Schönheit und Muskel-
paketen gesprochen, sondern von Sport
zur Behandlung von Depressionen.
Von Angeboten zur Vorbeugung von
Rückenschmerzen und zum gesunden
Abnehmen.
Sowohl in Tegernsee als auch in Schlier-
see haben die medius-Gründer Niederlas-
sungen. Dazu noch ein Beratungs- und
Analyseunternehmen für Sportwissen-
schaften und zu guter Letzt noch den
Minigolfplatz im Tegernseer Kurpark.
Sport, Gesundheit, Fitness und Freizeit.
Ein Geschäftsfeld, in dem wohl viele
gerne arbeiten würden.
Ohne Schweiss kein PreisDie meisten Kunden kommen an und
wollen am liebsten sofort loslegen.
Am besten alles auf einmal: abneh-
men, Muskel aufbauen, fit werden.
Und das mit möglichst wenig Auf-
wand. Wenn man schon einmal den
inneren Schweinehund überwunden
und sich ins Fitnessstudio geschleppt
hat, soll es bitte auch schnell gehen
mit dem Erfolg und der Traumfigur.
Die Realität für Andrea ist dagegen
schweißtreibend. Auf dem Programm
steht der Kurs zum „Gesund Abneh-
men“: dreimal pro Woche zwei Stunden
Aqua-Gymnastik im Wiesseer Bade-
park, Joga- und Pilateskurse, Wirbel-
säulengymnastik und Training an den
Geräten.
Sie hatte, wie alle Teilnehmer, vor Be-
ginn des Kurses einige Tests zu absol-
vieren. So werden Fett- und Blutwerte
sowie der Stoffwechsel und der persön-
liche Energiebedarf ermittelt.
Die 35-jährige hat - wie die meisten
anderen auch - große Ziele und klare
Vorsätze: Die Lieblingshose soll wie-
der passen, etwas fitter werden wäre
auch nicht schlecht, und beim Thema
„Bauch-Beine-Po“ wird Andrea so-
wieso gleich hellhörig.
Anstatt direkt auf die Couch geht die
Rottacherin seit einigen Wochen regel-
mäßig nach der Arbeit ins Fitnessstu-
dio. Den ersten Durchhänger hatte sie
nach etwa zwei Wochen: Anstatt weni-
ger hat sie erst mal mehr gewogen.
Die Trainer kennen das Phänomen. So
geht es vielen, wenn sie nach jahrelan-
ger Sportabstinenz das erste Mal wieder
aktiv werden. Anstatt Fett abzubauen,
baut der Körper zuerst Muskelgewe-
be auf. Der Fettabbau kommt dann im
nächsten Schritt. Leider.
Die sichtbaren Erfolgserlebnisse kom-
men bei manchen erst nach vielen
Wochen regelmäßigen Trainings. Man
spürt zwar schnell, dass man sich wie-
der gesünder und fitter fühlt, aber die
Waage zeigt nichts an, und im Spiegel
tut sich auch nichts. Da hilft nur Ge-
duld und eben Durchhaltevermögen.
Die absolute Traumfigur ist für die Trai-
ner auch viel weniger das Ziel als für
die Kunden. Und trotzdem kann man
es sich auch bei medius nicht verknei-
fen, auf der Homepage mit den Ab-
nehmerfolgen der Kunden zu werben:
„Gisela, 54 Jahre, 10 kg in 4 Monaten“
oder „Marc, 34 Jahre, 30 kg! in 5 Mona-
ten“ steht dort dann zu lesen. Das ist
dann wohl einfach Marketing – medizi-
nische Fitness hin oder her.
Text: Steffen Greschner und Martin Heilmann
Fotos: Philippe Arlt
Dr. phil. Antje Bersch-Burauel
HeilpraktikerinHomöopathie - Klangtherapie
Musikpsychologie
Münchner Straße 13483703 Gmund am Tegernsee
Tel: 08022/859 65 88
Email: bersch-burauel@t-online.dewww.praxis-bersch-burauel.de
Der Kampf mit der Hose
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tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 14 Seite 15| |
Die Meldemoral lässt zu wünschen
übrig“, sagt TTT-Geschäftsführer
Georg Overs zur Situation im Tegernse-
er Tal, und auch Brancheninsider sind
sicher: „Ja, es wird beschissen.“
Die Talgemeinden haben die Angele-
genheit längst auf dem Schirm und
lassen seit Ende 2010 alle Hotels und
Gästehäuser durch eine Firma aus
Mühldorf am Inn „verstärkt kontrollie-
ren“, so Overs weiter.
Dabei sind die Kontrollen kein Selbst-
zweck. Für die Entwicklung im Tegernse-
er Tal sind die aktuellen Übernachtungs-
zahlen wichtig zur Erfolgsmessung: Die
Dauer der Aufenthalte, der Trend im
Vergleich zu den Vorjahren und der Er-
folg von Werbung und Investitionen in
Infrastrukturprojekte können so kont-
rolliert werden.
Sobald die Zahlen verfälscht sind, weil
Beherbergungsbetriebe die angereis-
ten Gäste und Touristen nicht melden,
sind realistische Rückschlüsse für den
Tourismussektor und damit einem der
wichtigsten Jobmotoren am Tegernsee
nicht möglich. Laut den Statistiken
der TTT sanken beispielsweise 2010
die Übernachtungszahlen am Tegern-
see um 7 % im Vergleich zum Vorjahr.
Bisher stieg im Jahr 2011 die Gesamt-
zahl von 178.730 auf 202.072 ange-
meldete Gäste. Ein Wachstum von
13 % und eigentlich ein Grund zum
Jubeln (Stand: Ende August 2011).
Die Realität sieht aber vielleicht ganz
anders aus: Von Januar bis Novem-
ber 2010 sind Beherbergungsbetriebe
„nur wenig kontrolliert worden“, so
Overs. In diesem Zeitraum rüsteten
viele Hotels und Gästehäuser noch auf
das elektronische Meldescheinwesen
um, das eigentlich seit Anfang letzten
Jahres für alle verpflichtend war. Der
positive Trend für 2011 liegt also we-
niger am „kleinen“ touristischen Auf-
schwung, sondern vor allem am neuen
Meldescheinverfahren und stärkeren
Kontrollen. „Die Statistiken von 2010
und 2011 lassen sich eigentlich nicht
vergleichen“, sagt selbst Georg Overs.
Wie die angesprochenen Kontrollen
genau funktionieren, erläutert Tegern-
sees Bürgermeister Peter Janssen fol-
gendermaßen: „Die Kontrolleure der
Firma K&B haben das Recht, sich alle
freien Zimmer zeigen zu lassen und
damit im Umkehrschluss festzustellen,
wie viele Zimmer belegt sind.
Anhand der ihnen vorliegenden Anmel-
dungen über das Meldescheinprogramm
und den vorzulegenden Zimmerbele-
gungsplan können sie dann sehen, ➡
„Bei mir hat noch keiner kontrolliert“
Die Tourismusbranche befindet sich seit Längerem im Wandel. Wer in diesem Zusammenhang nicht be-reit ist, sich den Marktgegebenheiten anzupassen, wird in naher Zukunft keine Daseinsberechtigung mehr haben. Davon ist Frank Ebert, seit 2009 selbst-ständiger Vermittler und Betreuer von mehreren Ferien-wohnungen am Tegernsee, überzeugt.
Die Tourismusbranche insgesamt hat sich in den letzten Jah-ren gewandelt. Gilt das auch für das Tegernseer Tal?
Ebert: Klar. Speziell der ganzjährige Gesundheitstourismus ist immer stärker im Kommen. Mein persönlicher Eindruck ist auch, dass das Durchschnittsalter der Gäste und Touristen am Tegern-see etwas sinkt. Im Segment der Altersgruppe 40+ gibt es ver-stärkt Anfragen. Darauf sollte sich die Branche einstellen. Denn hier hat das Tal sehr gute Kompetenzen.
Wie sind Ihre Erfahrungen in den Bereichen Kontrolle und elektronisches Meldescheinverfahren? Wurden ihre Ferien-wohnungen schon überprüft?
Ebert: Zum einen muss ich betonen, dass ich es gutheiße, dass neuerdings verstärkt kontrolliert wird. Bei mir war allerdings noch
nie ein Kontrolleur. In der Branche gibt es einige schwarze Schafe. Da sind Kontrollen mehr als gerechtfertigt. Vor allem, dass diese von externem Personal durchgeführt werden, ist unbezahlbar.
Die Umstellung auf das neue Meldescheinsystem ist eine tolle Sache und hat deutlich mehr Vorteile als Nachteile. Beispiels-weise erkennt das System von selbst anhand des eingegebenen Geburtsdatums, ob bei einem Gast der volle Kurtaxenbetrag oder wie bei Jugendlichen nur ein verminderter Betrag zu entrichten ist.
Darüber hinaus können sämtliche Kundendaten mit einem Klick sortiert und auch exportiert werden. Ich persönlich organisiere so zum Beispiel Rundschreiben an Weihnachten. Klar, man muss sich die Zeit nehmen und sich mit dem elektronischen Meldescheinver-fahren einmal auseinandersetzen. Dann ist es aber ein Kinderspiel.
Bei Ihnen war noch kein Kontrolleur? Das widerspricht den Aussagen von Tegernsees Bürgermeister Peter Janssen. dass alle Beherbergungsbetriebe – also eigentlich auch die von Ih-nen betreuten Ferienwohnungen – schon mindestens zwei Mal aufgesucht wurden.
Ebert: Das kann ich nicht bestätigen. Auch von anderen Hotels und Gästehäusern weiß ich, dass seit Längerem keine Kontrol-len in Bezug auf die korrekte Anmeldung von Gästen durchge-führt wurden. So oder so: Das Nicht-Anmelden von Gästen als
schlechte Meldemoral zu bezeichnen und als kleine Ordnungs-widrigkeit durchgehen zu lassen, ist meiner Meinung nach schlicht-weg nicht akzeptabel.
Das ist glatter Betrug, und wenn ein Betrieb auffällig wird, sollte es nicht nur zu Bußgeldern kommen, sondern die Vergehen müs-sen sofort an die zuständigen Ämter weitergeleitet werden.
Um einer „schlechten Meldemoral“ entgegenzuwirken, hoffen die Gemeinde wie auch die TTT, dass Gäste verstärkt nach der Gästecard fragen. Damit wäre eine Anmeldung im System garantiert. Kann dies das Problem lösen?
Ebert: Mit der Karte kann rund um den See der Bus umsonst ge-nutzt werden, und Gäste erhalten viele weitere Vergünstigungen. Immer mehr Urlauber fragen nach der Gästecard. Diesen Eindruck habe ich schon. Die Vorzüge und dass es die „Gästecard“ über-haupt gibt, wird aber meiner Meinung nach noch zu wenig kom-muniziert. Ob so dauerhaft der Nichtanmeldung von Gästen Ein-halt geboten werden kann, weiß ich nicht.
Herr Ebert, vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Die Meldemoral der GastgeberEin Politikum mit Widersprüchen
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 16 Seite 17| |
ob für alle belegten Zimmer Anmel-
dungen vorliegen“. Seit Ende 2010
wurde jeder Betrieb mindestens zwei
Mal kontrolliert. Einige Bußgeldver-
fahren seien bereits eingeleitet wor-
den, so Janssen weiter.
Scheinbar betroffene Insider, wie Frank
Ebert (siehe Seite 14 + 15), können das
jedoch nicht bestätigen. Und auch die
mit den Kontrollen beauftragte Firma
K&B Kommunale Dienstleistungsge-
sellschaft mbH wusste von mehrfachen
Kontrollen aller Häu-
ser erstmal nichts.
Zu der Aussage von
Peter Janssen und
den damit verbun-
denen Diskrepan-
zen wollte K&B-
Geschäftsführer
Manfred Berghofer jedoch auch nach
mehrmaligen Nachfragen keine Stellung
beziehen.
Und auch Janssen, Sprachrohr der Tal-
Bürgermeister beim Thema Meldekon-
trollen, war dazu plötzlich nicht mehr
erreichbar. Die Widersprüche stehen
somit weiterhin im Raum. Denn wofür
die Gemeinden genau bezahlen und
vor allem wieviel, bleibt der Öffent-
lichkeit verborgen. Dabei ist die Höhe
der verhängten Busgelder nicht ohne,
umfangreiche Kontrollen vorausgesetzt.
Zwischen 100 und 500 Euro kommen
auf die erwischten Betriebe zu. In der
Regel wird die Strafe als Ordnungswid-
rigkeit eingestuft.
Die Talgemeinden entsenden nicht zuletzt
deshalb Kontrolleure in die Beherbergungs-
betriebe, die unangekündigt und zu unübli-
chen Tageszeiten und
Wochentagen Stipp-
visiten durchführen.
Janssen: „Egal, ob
Kleinst-Gästehaus
oder großer Hotel-
betrieb – alle werden
gleichermaßen unter
die Lupe genommen.“
Für Georg Overs sind aber auch die Gäs-
te und Touristen selbst in der Pflicht:
Wer bei seinem Gastgeber nach An-
geboten wie der Tegernsee-Card fragt
und diese von Hotels und Gaststätten
verlangt, löst das Problem von selbst.
„Dann müssen die Beherbergungsbe-
triebe die Anreisenden anmelden“,
wirbt Overs für das einzig positive
Druckmittel.
Sollte dies zuverlässig klappen, muss
sich keine der fünf Talgemeinden
mehr Gedanken darüber machen, ob
für Leistungen bezahlt wird, die man
nicht bekommt. Und zwar mit Geld,
das den Bürgern gehört.
Text: Martin Heilmann
Foto: Philippe Arlt
„Egal ob Kleinst-Gästehaus
oder großer Hotelbetrieb - alle
werden gleichermaßen unter
die Lupe genommen“
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HINTERGRUND
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 18 Seite 19| |
Alt werden wollen sie alle. Alt sein
will keiner. In unserer Kultur hat
das Alter einen negativen Beigeschmack.
Innerhalb der letzten 100 Jahren ist die
Lebenserwartung um 30 Jahre gestiegen.
Die Gesellschaft in Deutschland wird also
immer älter. Momentan wird Generation
100 geboren. Laut einer Studie der Aka-
demiengruppe „Altern in Deutschland“
wird bald jeder Zweite über 100 Jahre alt.
Gleichzeitig findet ein wahrer Jugend-
wahn statt. Man flüchtet regelrecht vor
dem Alter. Die Gruppe der Älteren ver-
steckt sich hinter eigens für sie kreierten
Namen: „Senioren“ oder „Best Agers“
werden sie in der Werbung oft genannt.
Falten werden bekämpft. Graue Haare
überdeckt. Mit regem Aktionismus ver-
suchen manche Alte überall mit dabei zu
sein. Um bloß nicht alt zu wirken.
Rosemarie Holzmann, heute 88 Jahre,
wohnt in der Kreuther Seniorenresidenz
Villa Bruneck und erinnert sich: „Man
schaut Bekannte an und denkt sich:
die ist ganz schön gealtert.“ Dann wisse
man plötzlich, dass man jetzt auch da-
zugehöre, zu den „älteren Menschen“.
Laut UNO ist damit die Gruppe der über
60-Jährigen gemeint. Die Phase des
Altseins nimmt also zukünftig einen
Zeitraum von rund 40 Jahren ein, näm-
lich die zwischen 60 Jahren bis zum
durchschnittlichen Sterbealter jenseits
der 100.
„Jetzt habe ich Zeit, das zu tun, was mir
gefällt.“ Im Atelier des Hauses Bruneck er-
zählt Rosemarie Holzmann über ihre Lei-
denschaft: Das Malen. Nach einer schwe-
ren Krankheit, die sie zehn Jahre ihres
Lebens begleitete, ging sie irgendwann
in eine Malschule. „Ich nahm mir einen
Bleistift und fing einfach an.“ Serien von
Tierbildern, Porträts und Landschaftsbil-
dern sind dabei herausgekommen. Einige
Zeit hatte sie Muße für die Kunst. Dann
Von den Älteren lernen
Jung alt werden...
kam ihr Enkel zur Welt, und der Omajob
hat die Kunst vergessen lassen. Seit zwei
Jahren malt sie wieder. Und seit zwei Jah-
ren wohnt Holzmann in der Senioren-
residenz, wo auch ein Künstleratelier
angeboten wird.
Aktives Altern bietet zwar mehr Möglich-
keiten, seinen Hobbys oder einer ehren-
amtlichen Beschäftigung nachzugehen
oder einfach etwas länger zu arbeiten.
Holzmann weiß allerdings auch von
Bekannten, dass die potenzielle Gefahr
droht, mit der Rente in „ein tiefes Loch“
zu fallen. Viele wüssten nicht, was sie im
Ruhestand mit ihrer vielen Freizeit anfan-
gen sollen. Gerade Männer hätten Proble-
me damit, eine sinnvolle Beschäftigung
zu finden. „Nicht gehenlassen. Weiterma-
chen.“ So lautet Holzmanns Ratschlag.
Nichtstun macht alt.
Rosemarie Holzmann wirkt nicht gelang-
weilt. Sie ist scheinbar zufrieden. Nach
einer kleinen Hausführung zeigt sie uns
die Bibliothek. Eine gepflegte, lächelnde
Dame sitzt im Sessel gegenüber. Jeans-
Blazer. Dezenter Lippenstift. Frisch frisier-
te Haare. Nur der Rollator verrät ihr Alter.
Sie erzählt von ihren Kindertagen in dem
kleinen Ort Pang bei Rosenheim. Und ih-
rem Wunsch, „es allen zu zeigen, dass aus
mir was wird“.
Sie spricht von dem Umzug in die Kreis-
stadt und dass man sich dort auch nach
Jahrzehnten noch wie eine „Zuagroaste“
vorkam. Ihrer Heirat mit einem Konstruk-
teur. Die Geburt der beiden Töchter. Die
frühe Trennung von deren Vater. Und sie
spricht von den Schwierigkeiten als allein-
erziehende Mutter.
„Ich hatte eine Aufgabe - das hilft“, sagt
Jeans-Blazer. Die beiden Töchter mussten
versorgt, das Geschäftshaus geführt wer-
den. Da gab es gar keine andere Möglich-
keit. „Ich habe alles allein durchgezogen“,
erklärt die stolze alte Dame. „Was wir von
unserem Leben erwarten, entscheidet da-
rüber, wie wir unser Leben planen. Unse-
re Annahmen über die Zukunft gestalten
diese Zukunft maßgeblich mit“, schreibt
Carola Kleinschmidt in ihrem Buch „Jung
alt werden“.
Das längere Leben verschiebt auch die
Zeiträume: Wir werden länger arbeiten.
Wir wollen nicht mit 70 ins Altenheim,
sondern auch dann vielleicht lieber an-
ders wohnen. Wir wollen unser Leben,
so lange es geht, selbst bestimmen und
so gestalten, wie es zu uns passt. „Das
kann gelingen, indem man bereits mit 40
an 80 denkt“, sagt Kleinschmidt. „Nicht,
weil man alles vorausplanen kann. Son-
dern weil wir die Weichen für ein gutes
Altwerden bereits mit 40 stellen, wie Stu-
dien zeigen. Weil es jung hält und Freude
macht, sein Leben aktiv zu gestalten. Le-
benslang.“
Rosemarie Holzmann hat selbst ent-
schieden, ins Altenheim umzuziehen.
„Ich wollte nicht warten, bis meine
Kinder sagen, ich solle mir mal Gedan-
ken machen über eine Einrichtung.“
Holzmann war es wichtig, sich bereits
frühzeitig auf das Alter vorzubereiten.
„Es ist wichtig, dass man später eine Um-
gebung hat, die man kennt, wo man sich
wohlfühlt.“ Sie habe es schön hier, sagt sie.
Es gebe Veranstaltungen, Sport, Literatur,
Filme, nette Leute und Gelegenheiten für
Hobbys. Hier würde jeder aufgefordert, sei-
ne Fähigkeiten zu entdecken. „Nur dasitzen
und sich unterhalten das wär’s nicht für
mich.“ Holzmann will kreativ sein im Alter.
„Wenn ich das eine Bild fertig hab, denk ich
gleich übers nächste nach“.
Rosemarie sprüht vor Energie und Taten-
drang – ohne dabei einem Jugendwahn
zu verfallen. Sie hat sich ganz bewusst für
den Gang in die Kreuther Seniorenresi-
denz entschieden.
Und das zeigt auch, um was es selbst im
hohen Alter geht: nicht darum, sich gegen
das Altern zu wehren, sondern bis zum
Schluss bewusste und eigene Entschei-
dungen zu treffen. An der eigenen Zukunft
mitzuwirken sowie Pläne und Aufgaben
zu haben. Und das wird immer wichtiger
werden, wenn in Zukunft die Zeit im Ruhe-
stand für viele 30 Jahre und länger währen
wird. Eine lange Zeit, die gut überlegt und
gestaltet sein will.
Text & Fotos: Rose-Marie Beyer
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PORTRAIT
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 20 Seite 21| |
Der Sommer ist ein ferner Traum.
Der Winter steht vor der Tür. Da-
mit ist auch die traditionelle Festsaison
am Tegernsee vorbei. Für die einen hat
das große Feiern „endlich“ ein Ende.
Die anderen, insbesondere Jugendli-
che und Ausgehwillige, müssen jetzt
für abends und an den Wochenenden
Alternativen zu den Festivitäten im
Freien finden.
Aber: Gibt es überhaupt ein Nachtle-
ben am Tegernsee? Mal abgesehen vom
„Bräu“, das eher für die frühen Abend-
stunden zwischen 18.00 und bis spätes-
tens 22.30 Uhr als „Hotspot“ bezeichnet
werden kann, hat sich seit über einem
Jahrzehnt das „Moschner“ – auch
über die Talgrenzen hinaus – als „In“-
Tanzlokal etabliert. Zur Sperrzeit des
„Bräus“ beginnt für viele jedoch erst
das Nachtleben. Im „Moschner“ ist oft
erst ab 1.00 Uhr richtig was los. Stellt
sich die Frage: Wo ist für die Stunden
dazwischen etwas geboten?
Früher ging es ab ca. 22.00 Uhr entwe-
der direkt von zu Hause oder im An-
schluss ans Bräustüberl erst mal weiter
ins „Cactus“ nach Rottach-Egern, wo
Türsteher wegen Überfüllung regelmä-
ßig den Eintritt verweigerten. Die ehe-
malige Kneipe heißt seit 2009 „Monte
Lago“ und ist nach kostspieligen Reno-
vierungsarbeiten zu einer Lounge mit
stilvoller Einrichtung geworden.
Die Zielgruppe ist nicht mehr der
„angetrunkene Weggeher“, der am
Wochenende Party machen will, son-
dern die finanziell potentere Klientel,
die mittags einen Kaffee trinkt oder
sich von kulinarischen Spezialitäten
aus der Region verwöhnen lässt. Der
Andrang in der „Szenebar Rottachs“,
wie es auf der Internetseite des „Mon-
te Lago“ steht, ist lange nicht mehr so
groß wie einst im „Cactus“. Gut besucht
ist das „Lago“ aber allemal.
Auf der Suche nach einem alternativen
„Hotspot“ für die Zeit ab 22.00 Uhr sind
wir durch den Tipp eines Taxifahrers in
Bad Wiessee fündig geworden. „Ob es
euch dort gefällt, müsst ihr selbst her-
ausfinden“, erklärt uns der Taxifahrer
und verspricht, kurz auf uns zu warten,
falls wir gleich wieder kämen. Es geht
ein paar Stufen abwärts in eine Keller-
bar, die etwas an eine Après-Ski-Hütte
erinnert.
Im Eingangsbereich des „Heustadl“
steht ein Kicker. Plätze an der Bar,
die sich durch große Teile der verwin-
kelten Kneipe schlängelt, gibt es nur
noch wenige. Wir bestellen Pils und
„Helles“. Die Stimmung ist gut, und
wir kommen schnell mit anderen Gäs-
ten verschiedenen Alters ins Gespräch.
Ein paar von diesen fordern uns kurz
entschlossen gegen 1.00 Uhr auf, noch
weiter nach Rottach zu ziehen. Dort sei
jetzt im „Moschner“ was los. Genau wie
eingangs beschrieben.
Auf der Taxifahrt haken wir nach, wel-
che Bars neben dem „Heustadl“ noch
vor Mitternacht zu empfehlen seien. Die
Alternativen sind teilweise Geheimtipps,
wie beispielsweise die Bar „Zum Mund-
schenk“ am Lindenplatz. Eine anspre-
chende Getränke- und Speisekarte sowie
eine große Außenterrasse werden hier
geboten. Auch die Sports-Bar, das „Daily
Coffee“, von Inhaber Mehmet Cinaz in Bad
Wiessee, ist immer einen Besuch wert.
In Rottach-Egern werden uns zum abend-
lichen Zusammensitzen mit Freunden
und Bekannten das „Rosegger“ und das
„Billard World“ empfohlen.
Am nächsten Morgen sitzen wir leicht
verkatert am Tisch – es ging nach dem
„Moschner“ noch weiter ins „Quan-
tum“. Wir lassen die letzte Nacht Re-
vue passieren. Dabei stellen wir uns
die Frage: Warum ist im Tal, zumin-
dest sagten uns das 99 % der Leute,
mit denen wir sprachen, eigentlich
„nichts los“?
Klar. Das Tegernseer Tal ist mit insge-
samt rund 20.000 Einwohnern keine
Großstadt, und daher fehlt es einfach
an der großen Masse an Jugendlichen
und Ausgehwilligen. Ein Teil dieser
Leute fährt auch nach München und
Rosenheim, um dort bis in die Morgen-
stunden zu feiern und um nicht immer
die gleichen Leute zu treffen.
Ein weiterer Gesichtspunkt sind die
Preise für Bier und Cocktails. Anders
als früher wird darum heute nur noch
einmal am Wochenende auf die Piste
gegangen. Junge Menschen zwischen
16 und 18 Jahren sind uns übrigens so
gut wie keine begegnet. Entweder wird
heute mehr privat gefeiert oder das
Geld sitzt einfach nicht so locker.
Die andere Seite der Medaille muss
aber auch einmal kritisch hinterfragt
werden: Haben sich die vorhandenen
Bars klar genug positioniert, und kön-
nen bzw. wollen diese überhaupt eine
bestimmte feierwillige Zielgruppe an-
sprechen?
Sind viele Bars inzwischen nicht teil-
weise eher Café oder Restaurant? Dann
sollte darauf folglich auch mehr Wert
gelegt und dies explizit kommuniziert
werden. Ein Mittelweg – von allem ein
bisschen was – ist meist nicht zielfüh-
rend und schreckt potenzielle Neu- und
Stammkunden auf Dauer womöglich ab.
Rein aus unternehmerischer Sicht soll-
ten sich Lokalbesitzer und -pächter die
Frage stellen: Was will der Großteil
meiner Gäste überhaupt? Oder: Wen
will ich in meiner Lokalität? Was kann
ich Gästen bieten, was andere nicht
können? Besondere Preise. Ein spezi-
elles Ambiente. Kann ich Akzente im
Service setzen. Oder, oder, oder.
Mit ein wenig Kreativität lassen sich si-
cher viele neue Gäste gewinnen. Denn
wie eingangs erwähnt: Zurzeit sind
wieder viele Partygänger auf der Suche
nach einem neuen Hotspot. Ausgang
ungewiss!
Text: Martin Heilmann
Foto: Philippe Arlt
Nichts los am See? Auf der Suche nach dem Nachtleben im Tal
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 22 Seite 23| |
Samstag 26.11.2011, 12 UhrChristkindlmarkt DürnbachDer beliebte Weihnachtsmarkt auf
dem Dorfplatz in Gmund/Dürnbach.
Rottacher Advent, 14 - 19 UhrChristkindlmarkt direkt am See
Veranstaltungsort: Kuranlage am
See, Rottach-Egern
Samstag 26.11.2011
Samstag 03.12.2011
Samstag 10.12.2011
Samstag 17.12.2011
Sonntag 18.12.2011
Sonntag 27.11.2011, 14 − 18 UhrChristkindlmarkt der Kreuther OrtsvereineFindet nur alle zwei Jahre statt.
Angeboten werden nur selbst
gemachte Dinge. Würstl, Kuchen,
Plätzchen, warme und kalte
Getränke und vieles mehr sorgen
für das leibliche Wohl.
Veranstaltungsort: Waldfestplatz
am Leonhardstoana Hof
Rick Kavanian − IPANEMASamstag, 19.11.2011, 20.00 Uhr
Rick Kavanian wird einigen noch aus
der Bullyparade oder dem „Schuh
des Manitu“ bekannt sein. Mit sei-
nem Soloprogramm IPANEMA hat er
bisher nicht nur das Publikum, son-
dern auch Kritiker begeistert. Rund
20 verschiedene Charaktere spielt
Kavanian ganz alleine – ein So-
loprogramm eben. Die Handlung
in IPANEMA ist irgendwie etwas
konfus.
Drei Freunde fliegen zu einer
Hochzeit an den Traumstrand von
IPANEMA. Als ihnen am Münchner
Flughafen klar wird, dass es sich bei
der Airline um Klinsmanns „Lustige
Maschine“ handelt und der Cap-
tain Klinsmann höchstpersönlich
wegen eines Steinschlags mit
seinem Airbus bei Carglass steht,
müssen sie handeln, um die Hoch-
zeit nicht zu verpassen.
Sonntag 04.12.2011, 10 − 18 UhrNikolausmarkt in GmundMan trifft sich auf einen Ratsch
am Lagerfeuer, trinkt einen
Holunderpunsch und kauft den
einen oder anderen Weihnachts-
schmuck. Nachmittags kommt
der Nikolaus auf seinem Schlitten.
Jedes Kind erhält ein kleines
Geschenk.
Veranstaltungsort: Volksschule
Gmund, Kirchenweg 7
Sonntag 11.12.2011, 14 − 19 UhrTegernseer RockweihnachtBekannt, beliebt - Rosenstraße
Christkindlmarkt der Aktiven Wiesseer am LindenplatzStimmen Sie sich mit weihnachtli-
chen Köstlichekeiten und Musik auf
die stille Zeit ein.
Jeweils ab 14 Uhr
Samstag 03.12.2011
Samstag 10.12.2011
Samstag 17.12.2011
Die Situation scheint nahezu aus-
weglos und wirft einige Fragen
auf: Kann man mit Botox die Welt
in die Luft jagen? Gibt es ukraini-
sche Meisenknödel auch mit Voll-
milchgeschmack? Wieso hat noch
niemand jemals zwei Kippen mit
einer Schlange gefangen, und wie
entführe ich ein Kamel richtig?
Warum hat Frank Walter Steinmei-
er die Handynummer von 50 Cent
und warum gibt es immer noch
keine Depp-APP?
Die Antwort auf diese Fragen gibt
es am Samstag, dem 19. November
um 20.00 Uhr im Ludwig-Thoma-
Saal in Tegernsee.
Karten ab 16,50 Euro an allen
Touristinformationsstellen oder
über den Onlineshop der TTT.
Zum dritten Mal findet vom 9.−11.
Dezember 2011 am Tegernsee das
offizielle „Winteropening“ statt. Bad
Wiessee, Gmund, Kreuth, Rottach-
Egern und Tegernsee läuten ge-
meinsam die Wintersaison ein.
An allen drei Tagen gibt es einige
Vergünstigungen in den Skigebie-
ten. Höhepunkt wird wohl aber
mal wieder die Party am Freitag
Abend am Ödberg in Ostin. Wie
jedes Jahr, ist auch heuer wieder
genug zu essen und vor allem zu
trinken da.
Für Bar und Musik ist natür-
lich auch gesorgt. Mehr In-
formationen zu den einzelnen
Aktionen in den Skigebieten
findet man im Internet unter
www.winteropening-tegernsee.de.
Weihnachten im Tegernseer TalIn den Supermärkten ist es schon unübersehbar: Weihnachten
ist unaufhaltsam im Anmarsch. Auch bei uns im Tal wird natür-
lich wieder einiges an Weihnachtsmärkten geboten.
Hier eine Übersicht über ausgewählte Termine der Adventszeit.
Winteropening am Tegernsee
9.12. bis 11.12.2011
Seit 1981 gibt es im Tegernseer
Tal die Krippenfreunde Tegernse-
er Tal e.V., die sich um den Erhalt,
die Restaurierung, die Herstellung
sowie die Ausstellung traditionel-
ler Krippen kümmern. Anlässlich
ihres 30-jährigen Bestehens ist
dieses Jahr wieder eine Krippen-
ausstellung im Tegernseer Pfarr-
zentrum „Quirinal“ zu bestaunen.
Neben der vereinseigenen „Steg-
maier Krippe“, die das ganze Jahr
über gezeigt wird, sind verschie-
denste alpenländische und orien-
talische Krippen zu bewundern.
Geöffnet ist die Ausstellung vom
11. Dezember bis zum 29. Januar
täglich von 13.00 − 17.00 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Krippen- Ausstellung
11.12.2011 bis 29.1.2012
Da hat das Hotel zur Post in Bad
Wiessee ein hochkarätiges Pro-
gramm auf die Beine gestellt: Das
russische Staatsballet ist zu Gast
und präsentiert „Schwanensee“.
Ein junger Fürstensohn soll heira-
ten, um die Dynastie zu erhalten,
verliebt sich aber leider nicht in
eine der vorgesehenen jungen Da-
men, sondern in ein zauberhaftes
fremdes Mädchen.
Die wunderschöne Odette ist je-
doch mit einem bösen Zauber
belegt und darf nur des Nachts
für wenige Stunden menschliche
Gestalt annehmen...
Karten im Vorverkauf direkt über
das Hotel zur Post oder unter Te-
lefon 08022-86060.
SchwanenseeDas russische Nationalballet zu Gast in Bad WIessee
29.12.2011, 20 Uhr
KreissparkasseLanglauf-Festival
13.01. bis 15.01.2012
Bereits im letzten Winter hat die
Gmunder Agentur Flowmotion
gemeinsam mit der TTT versucht,
das Tegernseer Langlauf-Festival
ins Leben zu rufen. Mangels
Schnee leider ohne Erfolg.
Dieses Jahr hoffen alle Langlauf-
begeisterten auf bessere Bedin-
gungen. Dann sollte es Anfang
Januar auch mit dem dreitägigen
Langlauf-Festival klappen. Neben
den Wettkämpfen wird auch eini-
ges an Programm geboten.
Los geht’s am Freitag, 13. Januar
ab 14.30 Uhr mit einem Lagerfeu-
er auf dem Veranstaltungsgelände
in Kreuth. Samstag und Sonntag
geht das Programm weiter: Aus-
steller, Workshops und natürlich
die sportlichen Wettkämpfe.
VERANSTALTUNGENVERANSTALTUNGEN
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tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 24 Seite 25| |
Als gelernter Kfz-Mechaniker zur
Bundeswehr, dort die Mittlere
Reife nachgeholt. Dann Barkeeper im
„Heustadl“ und heute der Wirt der Bar.
Malte Kock hat viel ausprobiert, bis er
seinen Traumjob gefunden hat. Der ge-
bürtige Dortmunder ist schon vor Jahren
mit seiner Familie über Olching bei Fürs-
tenfeldbruck an den Tegernsee nach Bad
Wiessee gekommen. Seine komplette
Jugend hat er in Bayern verbracht.
Rund 25 Jahre ist das jetzt her. Früher
war Kfz-Mechaniker sein Traumjob.
„Der Beruf hat sich gewandelt“, meint
Malte. Den ganzen Tag nur Teile zu
wechseln, erfüllte ihn irgendwann
nicht mehr. Die Gastronomie hat Malte
gereizt, obwohl er zugibt, dass er alles
von der Pike auf lernen musste. Doch
als Malte noch als Barkeeper im „Heu-
stadl“ arbeitete, hat er schnell gemerkt,
dass das sein Ding ist.
„Bis zum heutigen Tag habe ich kein
Motivationsproblem, wenn es darum
geht, zur Arbeit zu gehen.“ Obwohl
man nicht bestreiten kann, dass Wirt
ein harter Job ist. „Man hat lange Ar-
beitszeiten, aber das stört mich nicht.
Ich komme jeden Tag aufs Neue gerne
ins Heu.“
Der gebürtige Ruhrpottler ist inzwi-
schen seit über fünf Jahren Wirt im
„Heustadl“, gearbeitet hat er dort
schon viel länger. Der damalige Besitzer
Christopher Deiss, der mit nicht einmal
35 Jahren früh an Krebs verstarb, wies
ihn in die „Gastroszene“ ein. „Er hat
mir alles beigebracht“, sagt Malte mit
etwas belegter Stimme. „Es war sein
Wille, dass ich den Laden irgendwann
einmal übernehme, was ich noch zu
seinen Lebzeiten getan habe.“ Malte
trauert noch heute um seinen sehr gu-
ten Freund und damaligen Chef.
„Ich habe damals einen toll laufenden
Laden übernehmen dürfen“, beteuert
Malte, der bis heute alle Hebel in Bewe-
Eine Kellerkneipe mit Tradition ...und ein Wirt, der seinen Traumjob gefunden hat
gung setzt, damit das so bleibt. Sogar
das Angebot, eine zweite Kneipe im Tal
zu übernehmen, schlug er deshalb aus.
„Mir war und ist das Heustadl immer
eine Herzensangelegenheit gewesen.“
Eine „Baustelle“ zu haben, ist seiner
Meinung nach „eh immer das Beste“.
Ein Laden allein sei Arbeit genug.
Das „Heustadl“ blickt auf eine beinahe
50-jährige Kneipentradition. Das Herz-
stück der verwinkelten Kellerkneipe
bildet die Theke, die einen gleich im
Eingangsbereich empfängt.
Diese schlängelt sich beinahe durch
den gesamten Laden. Im hinteren Teil
der Bar stehen umfunktionierte Bier-
fässer als Sitzgelegenheit. „Die dunk-
le Holzverkleidung an der Wand und
die Türbögen sind noch aus der alten
Fährhütt’n“, so Malte. Im Türrahmen ist
eine Jahreszahl aus dem 18. Jahrhundert
eingraviert.
Viel hat sich seit der Übernahme vor
fünf Jahren an der Einrichtung nicht
geändert. Nur den Nebenraum links
von der Theke hat Malte mit einem mo-
dernen Boden, Sofas und Kamin in eine
gemütliche Chill-out-Ecke umgebaut.
Dass der Raum oft nur von frisch ver-
liebten Pärchen aufgesucht wird, „stört
mich nicht“. Obwohl Malte es eigent-
lich am liebsten hat, wenn all seine
Gäste sich an der Theke aufhalten.
Meist steht der ehemalige Mechaniker
selbst hinter dem Tresen. Oft sitzt er
aber auch davor und unterhält sich mit
jedem über alles. Über Vergangenes
und über die Zukunft. Über Probleme
des Tegernseer Tals und wie man es
verbessern könnte.
„Da kann es schon mal vorkommen,
wenn ich eine angeregte Unterhaltung
führe, dass ich zum Beispiel eine bestellte
Pizza im Ofen vergesse“ - was allerdings
für die meisten kein Problem ist. „Dann
wird einfach noch mal eine neue in den
Ofen geschoben.“
Für gewöhnlich ist das Publikum, das
ins „Heustadl“ kommt, angenehm und
gut gemischt. Irgendeine Ausrichtung,
was Alter oder Aussehen angeht, gibt es
hier nicht. Vielleicht merken die Gäste
genau diese unausgesprochene Einstel-
lung: hier wird jeder gleich freundlich
behandelt.
Genau das sorgt für die besondere At-
mosphäre und bringt Malte dazu, den
Job als „Heustadl“-Wirt als seinen
Traumberuf zu bezeichnen und jeden
Abend gerne hier zu sein.
Und wenn es seine Gesundheit zulässt,
kann sich Malte durchaus vorstellen,
auch in 20 Jahren noch der Wirt vom
„Heu“ zu sein.
Text: Martin Heilmann
Fotos: Sebastian Scholz
KNEIPENTOURKNEIPENTOUR
Von links - Malte Kock und ein Gast
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 26 Seite 27| |
Neulich war Erntedank. Auch in Rot-
tach-Egern gab es eine große Pro-
zession. Traditionell danken Christen
an diesem Sonntag für die Ernte. Brot,
Feldfrüchte, Obst und andere Lebens-
mittel werden gesegnet, die Hälfte da-
von wird weggeschmissen. Zumindest
statistisch gesehen. Denn 50 Prozent
unserer Lebensmittel wandern weltweit
in die Tonne. Davon geht die britische
Royal Society aus.
In Deutschland kommen rund 21 Prozent
der von Privathaushalten gekauften Le-
bensmittel nicht im Magen eines Men-
schen an. Laut einer Studie der Firma
Cofresco Frischhalteprodukte wirft jeder
Deutsche jährlich im Durchschnitt rund
80 Kilo Lebensmittel weg. Der Grund ist
meist das überschrittene Mindesthalt-
barkeitsdatum.
Und das, obwohl die meisten Lebens-
mittel auch ein paar Tage danach noch
In die Tonne getreten
Essen im Abfallproblemlos gegessen werden können,
vor allem, wenn die Verpackung origi-
nal verschlossen ist. Ein einfacher Ge-
ruchs- und Geschmackstest bringt in
der Regel Sicherheit.
Es ist aber nicht nur der Verbraucher,
der Essen in rauen Mengen in die Ton-
ne tritt. In seinem Kinofilm „Taste the
waste“ zeigt Valentin Thurn eine re-
gelrechte Kette des Wegwerfens. Die
beginnt bereits beim Bauern, der die
kosmetischen Vorgaben des Handels
naturgemäß nicht immer erfüllen kann:
Karotten müssen gerade sein, Kartof-
feln rund. Sonst haben sie keine Chan-
ce, im Supermarktregal zu stehen.
Außerdem haben Händler meist keine
größeren Lagermöglichkeiten, weshalb
die Ware „just in time“ geliefert werden
muss. Handelsketten bestellen häufig
mehr Waren, als sie verkaufen können.
Im Handel herrscht ein scharfer Wett-
bewerb: Bis kurz vor Ladenschluss wird
das gesamte Sortiment geboten aus
Sorge, dass Kunden die Konkurrenz
aufsuchen, wenn das Lieblingsprodukt
nicht mehr verfügbar ist. Am Abend
fliegt vieles einfach raus. Es ist wohl tat-
sächlich billiger, unverkaufte Joghurts
wegzuwerfen, als Kunden zu verlieren.
Bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmit-
tel werden jedes Jahr allein in Deutsch-
land weggeworfen. Und es werden im-
mer mehr.
Ganze Wirtschaftszweige haben sich in-
zwischen rund um die Entsorgung von
Lebensmitteln gebildet. Das System, in
welchem die Lebensmittel-Wiederver-
wendung zum Betanken von Biogasan-
lagen, für die Produktion von Ökostrom
oder Kompost übernommen wird, hilft
deren Betreibern, einen wichtigen Bei-
trag zum Klimaschutz zu leisten und
eine saubere Zukunft zu sichern.
REPORTAGEREPORTAGE
Die VIVO Warngau (Kommunalunter-
nehmen für Abfall-Vermeidung, Infor-
mation und Verwertung im Oberland)
beispielsweise produziert in der Kom-
postieranlage aus Biomüll 2,5 Millionen
Kilowattstunden Energie. Diese wird
bei E.ON eingespeist und versorgt 700
Haushalte mit Strom. Außerdem entste-
hen so 5.000 Tonnen Kompost pro Jahr.
In der Rottehalle
des Kompostwerks
herrschen über ei-
nen längeren Zeit-
raum hinweg Tem-
peraturen bis zu 75
Grad Celsius. Da-
durch können Spei-
sereste verarbeitet werden, ohne dass
Krankheitserreger den Kompostierungs-
prozess überleben. Der Kompost ist ein
natürlicher Dünger, der als Bodenver-
besserer wieder im Garten eingesetzt
werden kann.
Walter Hartwig, Vorstand der VIVO, ist
zufrieden mit der Entwicklung der Wie-
derverwertungsquote in den vergange-
nen Jahren. 60.000 Tonnen beträgt das
Gesamtmüllvolumen aus dem gesam-
ten Landkreis im Jahr. 80 Prozent wer-
den wiederverwertet. Tendenziell ent-
steht im Tegernseer Tal mehr Müll als
in den restlichen Gemeinden im Land-
kreis. Grund dafür seien der Tourismus
und die damit einhergehende zeitweise
höhere Bevölkerungsdichte.
Auch der Komposthaufen im eigenen
Garten trägt zur Wiederverwertung bei.
Laut Hartwig sollte
die Biotonne die
Eigenkompostie-
rung keinesfalls
ersetzen. Sie sei
als Ergänzung
zu verstehen.
Alle organischen
Abfälle, die keine hygienischen Prob-
leme bereiten, sollten weiterhin im ei-
genen Garten kompostiert werden. Ge-
kochte Essensreste sowie verdorbene
Lebensmittel ohne Verpackung sollte
man dagegen nicht auf den Kompost-
haufen, sondern in die Biotonne geben.
Walter Hartwig bedauert, dass die
Abfallvermeidung bei den Leuten in
Vergessenheit geraten ist. Das Haupt-
problem seien nach seiner Ansicht Ein-
wegflaschen und Verpackungen. Der
60.000 Tonnen beträgt das Gesamt-
müllvolumen aus dem Landkreis im Jahr
VIVO-Chef rät Verbrauchern, Lebens-
mittel bedarfsgerecht einzukaufen und
Mehrweg dem Einweg vorzuziehen.
Bedarfsgerecht einzukaufen, klingt
zwar simpel, bedeutet aber einige Um-
gewöhnung: Kaufe ich auch mal eine
andere Sorte Brot, wenn meine gerade
ausverkauft ist? Nehme ich den Apfel
mit der kleinen Druckstelle, die Banane
mit der braunen Stelle oder die krumme
Gurke? Wer schlicht gesagt kauft, „was
gerade da ist“, zeigt dem Supermarkt,
dass er lieber spärlicher gefüllte Regale
und stattdessen leere Mülltonnen se-
hen möchte.
Manchmal passiert dann aber doch auch
noch Gutes mit den unverkauften Lebens-
mitteln. Zumindest teilweise gehen diese
an die „Tafeln“. „Frischeartikel haben
meist ein Mindesthaltbarkeitsdatum von
mehr als einem Tag“, erzählt Helga Auth
von der Gmunder Tafel.
Im Großen und Ganzen ist Auth recht
zufrieden mit den Lieferungen. Zahlrei-
che regionale Märkte versorgen die Ta-
fel: DM, Lidl, Müllermarkt, Aldi, Netto,
Penny, Edeka Waakirchen, die Firma
Wunderlich sowie die Markthalle. Auf
insgesamt 24 regelmäßige Lieferbetrie-
be kann Auth zählen. Bäckereien und
Metzgereien – darunter die Betriebe
Trettenhahn, Holnburger und Wild –
liefern frische Back- beziehungsweise
Fleisch- und Wurstwaren.
Rentner mit schmalem Einkommen, Fa-
milien, alleinerziehende Mütter - jeden
Samstag versorgen die Initiatoren schät-
zungsweise 85 Kunden an ihrer Tafel.
„Übrig bleibt eigentlich nie was“, sagt
Auth. Und wenn doch, dann holt die Res-
te ein Bauer ab, der das Ganze an seine
Tiere verfüttert - auch eine Art der Wieder-
verwertung.
Text: Rose-Marie Beyer
Foto: Philippe Arlt
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 28 Seite 29| |
Und flugs verbreitet sich das Gerücht
– in Zeiten des Internets rasant. Der
„grüne Bus“ (wahlweise auch weiß)
ist mittlerweile in ganz Deutschland
vor Schulen gesehen worden. Es gibt
Dutzende Varianten der Geschichte,
deren Botschaft im Kern lautet: „Ach-
tung, ein pädophiler Kinderschänder
hat es auf dein Kind abgesehen!“
Als wir die Nachricht zu Ende gele-
sen hatten, haben wir nach Hinwei-
sen gesucht, bei der Wiesseer Polizei
nachgefragt. Einfach aus einem jour-
nalistischen Reflex heraus.
Das Ergebnis: keine Erkenntnisse.
Keine Hinweise. Damit war die Sache
für uns erledigt.
Aber da der Bus oder vielmehr die
angebliche Geschichte seine Bahnen
zieht, braucht es offensichtlich doch
eine „offizielle“ Entwarnung. Es gibt
ihn nicht, den „grünen Bus“.
Tatsächlich gibt es jedoch in der Bevöl-
kerung große Ängste. Das eigene Kind
in den Fängen pädophiler Verbrecher
ist eine Horrorvorstellung für viele El-
tern. Tatsache ist aber, dass sexuelle
Gewaltverbrechen seit Jahren rückläu-
fig sind.
Das hat vor allem mit einer erhöhten
Aufmerksamkeit zu tun, mit Präven-
tion, mit guter Polizeiarbeit. Der al-
lerschlimmste „Horrorfall“, der sexu-
elle Missbrauch mit Todesfolge, ist
die absolute Ausnahme.
2009 hat die „Polizeiliche Kriminal-
statistik“ (PKS) in Deutschland zwei
„Achtung für Leute aus MB und Umgebung: Heute war die Polizei an den Miesbacher Schulen und hat nochmal darauf hingewiesen, dass man den Kindern sagen sollen, dass sie auf keinen Fall in einen grünen Bus steigen sollen! Denn es wurde jetzt mehrfach ein Bus gesehen, der Mann hat sich als Paket-Fahrer ausgegeben und sagte den Kindern, die anderen Busse seien defekt und sie sollen doch bei ihm einsteigen. Bitte posten auch wenn man keine Kinder hat! Ist ein wichtiger Hinweis!!!“
Egal, wie man es nennt, ob übler Scherz, Masche, Kettenbrief, Hoax,
„urban legend“ – die Geschichten funktionieren immer gleich. Ein Empö-
rungsthema wird gesucht, eine Bedrohung, irgendetwas, das viele Menschen
berührt. So wie die Meldung, die uns vor einiger Zeit über Facebook erreicht hat:
Der Winter steht vor der Tür. Vor allem bei den Skifahrern unter uns kommt
da Vorfreude auf. Bretter aus dem Keller geholt, Kanten geschliffen, Wachs aufge-tragen! Ein Helm muss neuerdings auch getragen werden. Stürzen kann jeder schnell einmal, dazu reicht oft schon eine Eisplatte. Die Folgen sind meißtens „nur“ kleinere Blessuren oder Knochenbrüche. Was aber, wenn Arm oder Bein steif blei-ben und man nach einem Skitag invalide nach Hause kommt? Wir haben dazu den Rottacher Versicherungsexperten Carsten Leber befragt.
Hallo Herr Leber. Seit wann sind Sie in der Versicherungsbranche tätig?Leber: Seit 1991. Anfangs von Miesbach aus. Drei Jahre später habe ich ein Büro in Rottach-Egern eröffnet.
Wie ist Ihre Erfahrung? Schließen die Menschen am Tegernsee andere Versi-cherungen ab?Leber: Na ja, eine Autoversicherung braucht so ziemlich jeder, krankenversichert sollte man auch sein, und eine private Unfallversi-cherung ist nie schädlich – vor allem, wenn man hier wohnt.
Warum vor allem hier?Leber: Wir leben in einem Umfeld, in dem
– bei den Kindern angefangen, über deren Eltern – alle relativ viel Sport treiben. Ski-fahren, Rodeln – das sind riskante Sportar-ten. Es kann viel passieren.
Das Geschäft mit der Angst?Leber: Sie meinen, ich übertreibe!? Das tu ich nicht. Die Zahlen sprechen eine ein-deutige Sprache. Die meisten der Unfälle – immerhin 80 % - passieren in der Freizeit.
Reicht für diese Unfälle nicht einfach eine Krankenversicherung?Leber: Grundsätzlich ja. Aber nicht, wenn eine Invalidität eintritt. Das passiert zwar ziemlich selten, aber leider immer wieder. Ein Arm bleibt steif. Das Augenlicht geht verloren. Ein Bein muss amputiert werden. Da hilft dann nur noch eine private Unfall-versicherung.
Können Sie das erklären?Leber: Die Krankenversicherung kommt bei Unfällen mit einhergehender Invalidität nur für entstehende Kosten auf, wenn diese am Arbeitsplatz, in der Schule und auf dem Weg dorthin und zurück passieren. Nicht aber bei Freizeitunfällen. Kosten, die dann über die normale Behandlung hinausgehen, hat der Patient komplett aus eigener Tasche zu bezahlen. Und von der gesetzlichen Invalidi-tätsrente kann kein normaler Mensch leben.
Generalagentur
Carsten LeberVersicherungskaufmann (IHK)Max-Josef-Weg 183700 Rottach-Egernwww.universa-leber.de
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Skiunfälle in der Freizeit Helmpflicht ist nicht alles
Kann sich denn ein Normalverdiener eine zusätzliche private Unfallversicherung über-haupt leisten? Was kostet diese im Jahr?Leber: 40 % aller Deutschen haben eine solche Versicherung abgeschlossen. Das leisten sich also nicht nur Besserverdiener. Eine sinnvolle und existenzabsichernde Versicherung für Kinder gibt es ab 100 Euro und für Erwachsene ab etwa 300 Euro im Jahr.
Haben Sie noch einen abschließenden Tipp für unsere Leser, jetzt zur Winterzeit?Leber: Ja, habe ich. Das hat aber nichts mit Freizeitunfällen zu tun, ist jedoch ge-rade jetzt im November relativ wichtig, und man kann dadurch im nächsten Jahr vielleicht ein paar Euro sparen. Am 30. November endet die jährliche Frist die, KfZ-Versicherung zu wechseln. Wenn der bisherige Anbieter die Gebühren erhöht hat, ist sogar noch bis Ende Dezember ein Wechsel zu einer anderen Versicherung möglich.
Text: Martin Heilmann Wer hat Angst vorm “grünen Bus”? Wie eine Internet-Falschmeldung Eltern verunsichert
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tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 30 Seite 31| |
solcher Fälle „erfasst“, 2010 keinen
einzigen. Statistisch gesehen ist die
Bedrohung, gemessen an einer Be-
völkerungszahl von rund 80 Milli-
onen Menschen, nicht messbar. In
krassem Gegensatz dazu steht die
Angst davor.
Schaut man auf die „kalten“ statisti-
schen Daten, fällt vor allem der „se-
xuelle Missbrauch von Schutzbefoh-
lenen“ auf. Diese Täter fahren keinen
„grünen Bus“, sondern sind meist im
alltäglichen Umfeld der Kinder zu
finden. Nicht der „böse Unbekann-
te“, sondern der „Bekannte“ ist die
reale, böse Bedrohung.
Hier gehen die Missbrauchszahlen
in die Tausende. Statistisch gesehen
muss man diesen Zahlen misstrauen.
Ganz im Gegensatz zu den Zahlen
über entführte Kinder, die zu Tode
kommen. Die sind sehr exakt. Die se-
xuellen Missbrauchsfälle, die durch
„bekannte“ Personen begangen wer-
den, werden wegen Schamgefühls,
wegen Sorgen um die öffentliche
Stellung häufig nicht angezeigt. Die
Dunkelziffer ist nicht zu bemessen,
man kann aber davon ausgehen,
dass sie sehr hoch ist.
Als eine der größten „Missbrauchsor-
ganisationen“ geriet die katholische
Kirche in Kritik. Und die Welle der
Anzeigen und „Offenbarungen“ reißt
nicht ab. Dabei ist eine „ehrenwer-
te“ Haltung der katholischen Kirche
dahin gehend, Missbrauchsfälle kon-
sequent und ohne Kompromisse zu
verfolgen, nicht zu erkennen.
Ganz im Gegenteil – die Vertuschung
hat Methode, selbst unter Einsatz juris-
tischer Mittel.
Auch Stefan Aigner, Lokaljournalist
aus Regensburg, ist so eine Art „Miss-
brauchsopfer“. Eineinhalb Jahre muss-
te sich der freie Journalist gegen die
Diözese Regensburg wehren, die ihn
verklagt hatte, weil er in einem Be-
richt Zahlungen an die Familie eines
Missbrauchsopfers als „Schweigegeld“
benannt hatte.
Aktuell hat das Oberlandesgericht
Hamburg diese Einschätzung bestätigt
und Stefan Aigner diese Wortwahl ge-
stattet. Die Prozesskosten von weit über
10.000 Euro waren geeignet, den Jour-
nalisten wirtschaftlich zu ruinieren.
Dem Missbrauch folgte der Wille, ei-
nen kritischen Journalisten mundtot
zu machen – koste es, was es wolle.
Der Feind aus dem UmfeldFür Eltern und ihre Kinder muss klar
sein, dass nicht der „grüne Bus“ die
echte Bedrohung darstellt – die tat-
sächliche Bedrohung liegt tatsäch-
lich vor Ort im vermeintlich vertrau-
enswürdigen Umfeld.
Der beste Schutz der Täter ist die
Scham, die viele empfinden. Der bes-
te Schutz vor den Tätern und auch
nach einer Tat ist die Anzeige und
notfalls auch die Öffentlichkeit – da-
mit anderen nicht dasselbe Schicksal
widerfährt. Dafür braucht es sicher-
lich Mut. Und zwar mehr Mut, als nur
eine dubiose Meldung weiterzuver-
breiten, die lediglich das Angstthema
schürt.
Wer wirklich etwas gegen Missbrauch
tun will, darf einen solchen nicht ver-
schweigen. Der Missbrauch darf kein
Tabu-Thema sein. Und es gibt mitt-
lerweile durch Polizei und Behörden
umfangreiche Hilfen. Auch privat
sollte das Thema kein Tabu mehr
sein. Hier gilt es, den Opfern Mut zu
machen und sie frei von jeder Schuld
zu halten.
Wer Opfer eines Missbrauchs gewor-
den ist, hat jedes Recht, mit Würde
behandelt zu werden. Die Täter sind
die Schuldigen. Wenn die Gesell-
schaft das begreift, wird es weniger
Opfer und damit auch weniger Täter
geben. Und irgendwann verschwin-
det vielleicht auch die übertragene
Angst vor „grünen Bussen“.
Zum Autor: Hardy Prothmann ist Mitglied von
istlokal.de, ein bundesweites Netzwerk
lokaljournalistischer „Zeitungen“.
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Nicht der „böse Unbekannte“, sondern der „böse Bekannte“
ist die reale Bedrohung
HINTERGRUNDHINTERGRUND
„Echte“ Missbrauchzahlen findet man als statistische Zahlen in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik. Jeder Fall ist erschütternd - die Zahl der Fälle ist aber „gering“. Quelle: PKS
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 32 Seite 33| |
Die Alten treffen sich zum Ratschen
im Bräustüberl oder im Moschner.
Eigentlich nichts anderes machen die
Jungen, die sich im Internet treffen:
Sie ratschen, plaudern und unterhal-
ten sich. „Das kostet nichts, und man
kommt schnell ins Gespräch“, weiß
auch der 15-jährige David.
David ist da, wo gerade fast alle sind:
bei Facebook. 800 Millionen Mitglie-
der zählt die Seite aktuell. Verteilt
über die ganze Welt. Das macht auch
den Reiz für den jungen Wiesseer
aus: Bevor er mit seinen Eltern an den
Tegernsee kam, wohnte er für einige
Zeit in Kiel, München und Paris. Über
Facebook kann er mit allen Freunden
und Bekannten in Kontakt bleiben,
egal, wo er ist, und egal, wo die an-
deren sind.
Facebook und andere Internetplatt-
formen haben aber nicht nur Fans.
In der klassischen Presse wurde in
letzter Zeit viel über unlautere Daten-
schutzpraktiken und zahlreiche Ver-
stöße gegen das deutsche sowie das
EU-Datenschutzgesetz berichtet.
Oft geht es in den Berichten um die man-
gelnde Privatsphäre auf den Profilseiten,
die sich jeder Nutzer auf Facebook ein-
richten kann. Dort stellen sich die Nutzer
vor, laden private Fotos und Videos hoch
und zeigen sie so ihren Freunden. Ande-
re können auf den Profilseiten Nachrich-
ten hinterlassen oder sich gegenseitig in
gemeinsame Interessengruppen und zu
Veranstaltungen einladen.
Der 15-jährige David kennt es nicht an-
ders. Er ist mit Facebook & Co. aufge-
wachsen. Leute über das Internet ken-
nenzulernen, ist für ihn ganz alltäglich
und hat sogar echte Vorteile: „Man kann
drüber nachdenken, was man schreibt.“
So fällt der erste Kontakt zu Mädels auch
leichter, wenn man genug Zeit hat, den
Fettnäpfchen auszuweichen. Viele El-
tern treibt dagegen die Sorge um, mit
wem sich ihre Kinder im Netz einlas-
sen. Zahlreiche Berichte über Mobbing,
sexuelle Belästigung und den falschen
Umgang mit der eigenen Privatsphäre
verunsichern die Erwachsenen.
Viele der Ängste bringen oftmals selt-
same Reaktionen hervor. Schnell wird
das Internet verteufelt, und am liebsten
würde man den Kindern den Umgang
damit komplett verbieten. Was dabei
oft vergessen wird, ist der Umstand,
dass die Gesetze unserer Gesellschaft
im Netz genauso gelten wie im realen
Leben.
Lediglich wenige würden ihrem Kind
die Bushaltestelle verbieten als Reakti-
on auf die Begegnung mit einem Exhi-
bitionisten. Stattdessen bringt man den
Vorfall zur Anzeige und spricht mit den
Kindern über das Geschehene.
Das gilt auch im Netz: Das Übermit-
teln unzulässiger Bilder und Texte ist
ebenso verboten wie der Versuch der
sexuellen Annäherung an Minderjäh-
rige oder sexuelle Belästigung zwi-
schen Erwachsenen.
Darum der Tipp: Versuchen Sie, solche
Vorfälle so genau wie möglich zu doku-
mentieren. Notieren Sie sich Datum, die
exakte Uhrzeit, Namen oder Nickname
und machen Sie am besten Screenshots
der E-Mails oder Chatnachrichten. Und
damit gehen Sie zur Polizei – so wie im
normalen Leben auch.
Auf www.jugendschutz.net erhalten
Erziehungsberechtigte wichtige In-
formationen, wie man seine Kinder
im World Wide Web begleiten kann.
Danach sollten Eltern mit ihren Kin-
dern gemeinsam die passenden Inter-
netseiten aussuchen.
Jugendliche, die bereits chatten, brau-
chen ebenfalls ein offenes Ohr. Eltern,
die von der vollständigen Thematik
keine Ahnung haben, werden auch von
ihren Kindern mit ihren Bedenken nicht
ernst genommen werden.
Für Kinder und Jugendliche ist das In-
ternet ein vollkommen normaler Teil
ihres Lebens. Und so sollte man ihn
auch behandeln. Verbieten, verteu-
feln und oft auf Unwissen basierende
Vorurteile – das sind alles Aspekte,
die Eltern nichts bringen und bei Kin-
dern und Jugendlichen höchstens auf
Unverständnis stoßen.
Trotzdem muss man auch im Internet
nichts akzeptieren, was man in der
„normalen Welt“ nicht akzeptieren
würde. Dafür gibt es Gesetze, und
damit sich Menschen daran halten,
muss man das auch ganz aktiv mit
Anzeigen bei Verstößen einfordern.
Das ist sinnvoller, als mit Verboten
zu agieren.
Das Chatten und das Flirten mit den
Mädels wird David sowieso niemand
verbieten können. Und nur, weil die
ältere Generation das irgendwie un-
romantisch und komisch findet, ist
es noch lange nicht gefährlich, findet
zumindest David.
Text: Rose-Marie Beyer und Steffen Greschner
Foto: Philippe Arlt
Facebook nutzen und verstehen
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INTERNET
tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe
Seite 34 |
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