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Post on 09-Jun-2019
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No risk - no funLebendige Zahlen - mein Risiko und ich
Ulrich Mansmann
Schülertag an der Universität Heidelberg
No risk - No fun 2
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Überblick
• Was ist Risiko Von der Alltagserfahrung zumwissenschaftlichen Begriff
• Risikoaspekte Schätzung, Bewertung,Wahrnehmung, Management
• Risiko und Klinik Umgang mit Risiko in der Therapie -Vermitteln, Verstehen, Entscheiden
• Risiko und Internet Moderne Horoskope oder mehr
• Risiko und Medien Gute Zahlen machen keine gute Story
• Zusammenfassung Interdisziplinarität und deren Komponenten
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Was ist Risiko?Von der Alltagserfahrung zum wissenschaftlichen Begriff
Risiko - Abgeleitet von dem alt-italienischen Begriff ris(i)co - dieKlippe, die zu umschiffen ist.Der Begriff kommt aus der Handelsschiffahrt (17. Jh.)
Kleine Zettelübung - 5 Minuten
Versuchen Sie einen kurze Definition des Begriffes RisikoErarbeitung in Kleingruppen
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Was ist Risiko?Von der Alltagserfahrung zum wissenschaftlichen Begriff
• keine einheitliche Bedeutung in umgangssprachlichen Gebrauch
• Möglichkeit, daß eine Handlung oder Aktivität einen körperlichenoder materiellen Schaden oder Verlust zur Folge hat oder mitanderen Nachteilen verbunden ist.
• Von Risiko wird gesprochen, wenn die Folgen einer Handlungungewiss sind. Der sichere Verlust ist kein Risiko.
• Unterschied zur Gefahr ? - Unmittelbare Bedrohung
• Umgangssprachliche Gebrauch des Wortes Risiko kann sich aufdie Natur von Risiken beziehen, aber auch auf die Tatsachederen bloßen Existenz: Ich gehe niemals Risiken ein!
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Was ist Risiko?Von der Alltagserfahrung zum wissenschaftlichen Begriff
Risikogesellschaft
Betrachtung einer Gesellschaft unter dem Aspekt, daß die sozialen, politischen, ökologischen und individuellen Risiken durch einen industriegesellschaftlichen Fortschritt hervorgerufen werden, der sich zunehmend den herkömmlichen Kontroll- und Sicherungs-vorkehrungen dieser Gesellschaft entzieht.
Der Begriff Risikogesellschaft thematisiert damit die Frage nach dem Umgang mit der Existenz solcher Risiken.
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Was ist Risiko?Von der Alltagserfahrung zum wissenschaftlichen Begriff
• Wissenschaftliche Ergebnisse bestimmen Risiken auf immerfeineren Skalen.
• Anzahl defekter Gene, Strahlenmenge aus dem Handy, Anzahlvon Bakterien im Drinkwasser.
• Wie relevant sind diese Quantifizierungen?
• Wissenschaft kann oft nicht die Risiken ausschalten, auf die sieuns hinweist.
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Was ist Risiko?Von der Alltagserfahrung zum wissenschaftlichen Begriff
Zwei Interpretationen von Risiko:
• Die Wahrscheinlichkeit eines unerwünschten Ereignisses. Verständlich wird dieser Begriff nur in einem Kontext: Umstände, Zeitperiode, pro Expositionseinheit.
• Kombination der Wahrscheinlichkeit eines unerwünschtenEreignisses mit dessen Schwere. Die Schwierigkeit dieserDefinition liegt darin, wie die Schwere gemessen und beideKomponenten verbunden werden können.
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Was ist Risiko?Von der Alltagserfahrung zum wissenschaftlichen Begriff
Risiko wird nur durch einen Vergleich begreifbar.
Risiken gewinnen erst an Bedeutung, wenn Sie mit anderen Sachverhalten in Beziehung gesetzt werden.Wie und wer führt diese Vergleiche durch?
Die meisten Unfälle passieren zu Hause.
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RisikoaspekteSchätzung, Bewertung, Wahrnehmung, Management
GesundheitsrisikenRisiken von Umwelteinflüssen - Gefahren die durch Eingriffe in die Umwelt entstehen, Gefahren mit denen die Umwelt uns bedroht
Risiken durch den gesellschaftlich bestimmten oder selbst gewählten Lebensstil.
Unumgängliche Risiken: Genetik, frühkindliche Erfahrungen, biologischer Verschleiß
Behandlungsrisiken
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RisikoaspekteSchätzung, Bewertung, Wahrnehmung, Management
• Schätzung: Quantifizierung der WahrscheinlichkeitBeschreibung der Natur und des Ausmaßes derKonsequenzen
• Bewertung: Wie bedeutend ist das Risiko für das Individuumoder die Gesellschaft.
• Wahrnehmung: Wahrnehmung der Risikoaspekte durchIndividuum oder durch Experten.
• Management: Welche Vorkehrungen treffen Individuen undGesellschaft im Umgang mit Risiken.
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RisikoaspekteSchätzung, Bewertung, Wahrnehmung, Management
Schätzung
• Risikoschätzungen werden in Populationen durchgeführt. WelcheBedeutung haben sie für das Individuum.
• Schätzen harter Fakten (Sterblichkeit) ist leicht. Wie steht es mitweicheren Problemen wie Krankheitsanfälligkeit?
• Nicht alle Probleme können durch Studien beantwortet werden.
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RisikoaspekteSchätzung, Bewertung, Wahrnehmung, Management
Bewertung und Wahrnehmung
• Kosten - Nutzen - AbwägungenWie können Kosten und Nutzen quantifiziert und fair abgewogenwerden? Gesellschaftliche versus individuelle Abwägungen
• Seltene aber dramatische Ereignisse werden eher wahrgenommenals der tägliche Kleinkram.Was tötet mehr Menschen: Verkehrsunfälle oder Krankheiten?
• Wahrnehmung und eigenes Interesse. Wie steigert dieses dieRisikobereitschaft?
• Divergenzen zwischen der Perspektive Einzelner und Experten.
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RisikoaspekteSchätzung, Bewertung, Wahrnehmung, Management
Management
• Entscheidungen von Individuen oder Gruppen sich auf Gefahreneinzulassen nach gründlicher Risikoanalyse
• Individuelle Entscheidungen erscheinen für einen außen-stehenden Betrachter oft irrational, haben aber nachvollziehbareGründe .
• Wie kann durch Information auf Individuen eingewirkt werden?
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Risiko und KlinikRisiko und Therapie - Vermitteln, Verstehen, Entscheiden
• Risikoschätzung: Maße, Präzision, Vaidität und Reabilität,Studiendesign
• Risikovermittlung: Quantifizierte Risikoschätzer führen nichtautomatisch zu einer angemessenenRisikowahrnehmung. Wie präsentiert derStatistiker seine Ergebnisse?
• Risikowahrnehmung: Wie verständlich sind Wahrscheinlichkeiten?Welche Rolle spielen Erfahrung und Einstellung?Was braucht man um Wahrscheinlichkeitenrichtig zu interpretieren? Bedeutung von Heuristik.
• Risikoakzeptanz: Was impliziert die Entscheidung,Entscheidungsrahmen: Zeit, Umstände, Rolle
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Risiko und KlinikRisiko und Therapie - Vermitteln, Verstehen, Entscheiden
Risikokommunikation
Risikomaße und Wahrnehmung
Kleine Zettelübung - 5 Minuten
Welche Zahlen überzeugen: Absolut versus Relativ
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Risiko und KlinikRisiko und Therapie - Vermitteln, Verstehen, Entscheiden
Helsinki Heart Study:
Über 5 Jahre wurden 2051 Patienten mit Gemfibrozil und 2030 mit Placebo behandelt. Am Ende der Studie ergab sich folgendes Bild:
Gemfibrozil: 56 (2.73%) kardiale Ereignisse 45 (2.19%) TodesfällePlacebo: 84 (4.14%) kardiale Ereignisse 42 (2.07%) Todesfälle
Proz. Rred: (4.14-2.73)/4.14 = 0.34 (34%)Abs. Rred: (4.14-2.73) = 1.41Anteil ereignisfreier Verläufe: 100 – 4.14 = 95.6 100-2.73=97.3
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Risiko und KlinikRisiko und Therapie - Vermitteln, Verstehen, Entscheiden
Number needed to treat (NNT)
Ein einfacher Dreisatz schafft Klarheit
100 nicht beh. Patienten 4.14 Ereignisse100 beh. Patienten 2.73 Ereignisse
Durch Behandlung von 100 Patienten 1.41 Ereignisse weniger
Wieviele Patienten müssen behandelt werden um ein Ereignis zu verhindern?
1/1.41 *100 = 71
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Risiko und KlinikRisiko und Therapie - Vermitteln, Verstehen, Entscheiden
Klinisches Risikomanagement: Interaktion Arzt – Patient
• Patient will wissen, ob und wie er dem Risiko ausgesetzt ist.
• Beziehung von Vertrauen und Respekt - miteinander sprechen
• Verbesserung des Verständnisses von Sachverhalten beim Patientenmuss nicht zur Manipulation führen.
• Umgang mit Unsicherheit: für Arzt wie Patient unangenehm
• Patient beginnt dem Arzt bewußt zu widersprechen?Werte kommen in Konflikt mit wissenschaftlichen Ergebnissen.
• Information muß einfach, relevant sein und auf individuelle Vorstellungeneingehen.
• Statistik für Mediziner
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Risiko und InternetModerne Horoskope oder mehr?
Risikokalkulatoren im Internet
• Abklärung des Risikos: Welches Risiko wird behandelt? Welche Zahlenwerden geliefert? Um welche Zeitspanne handelt es sich? Wie gefährlichist die Krankheit um die es geht?
• Abklären des Kontextes: Wie vergleicht sich mein individuelles Risiko mitdem einer durchschnittlichen Person? Wie mit ähnlichen Erkrankungen?Wie mit Erkrankungen, die Hauptursachen für den Tod sind? Wie mir derallgemeinen Sterblichkeit?
No risk - No fun 22
Risiko und InternetModerne Horoskope oder mehr?
Risikokalkulatoren im Internet
• Google und suche nach „prostate cancer risk calculator“
• http://brca.nci.nih.gov/brc/
• http://www.besttreatments.org/risk
No risk - No fun 23
Risiko und MedienGute Zahlen machen keine gute Story
Die gute Story erzeugt AufmerksamkeitObjektive, balancierte Berichterstattung - wie ist das möglich?
No risk - No fun 24
ZusammenfassungInterdisziplinarität und deren Komponenten
• Medizinische Statistik, Biometrie:Ihre Aufgabe besteht darin, gute Schätzungen für Risiken in klinischenSituationen zur Verfügung zu stellen.
• Komplexe Situation:Durchführung von Entscheidungen hängen von vielen Komponentenab: Kommunikation, Wahrnehmung, Akzeptanz.
• Risikoanalyse:Interdisziplinäre Tätigkeit, Biometrie ist dabei ein wesentlicherBestandteil.
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