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Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin
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Empfehlungen für die intravenöse
und intraarterielle Anwendung von
Kontrastmittel
erstellt am: 06.02.2010
letzte Änderung vom: 29.04.2016
Arbeitsgruppe Kontrastmittelempfehlungen, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin,
Kantonsspital St. Gallen
Dr. A. Heinle, Oberarzt
Dr. N. Glaser-Gallion, Oberärztin
PD Dr. S. Leschka, Leitender Arzt
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Inhaltsverzeichnis
Präambel ........................................................................................................................ 3
Kurzzusammenfassung ................................................................................................ 4
1. Screening auf Risikopatienten vor einer Untersuchung mit iodhaltigen und MR-
Kontrastmittel ................................................................................................................ 5
2. Vermeidung Kontrastmittel-induzierter Nephropathien ......................................... 7
2.1 Definition der Kontrastmittel-induzierten Nephropathie ................................................ 7
2.2 Risikopatienten für die Entwicklung einer Kontrastmittel-induzierten Nephropathie ..... 8
2.3 Definition der Nephrogenen Systemischen Fibrose (NSF) ........................................... 8
2.4 Risikopatienten für die Entwicklung einer NSF ............................................................ 9
2.5 Praktisches Vorgehen in Abhängigkeit von der Kreatinin-Clearance ........................... 9
3. Vermeidung generalisierter Kontrastmittelreaktionen ......................................... 12
3.1 Prämedikation ........................................................................................................... 12
3.2 Behandlung Akutreaktionen nach Gabe von iodhaltigen und MR-Kontrastmitteln ...... 13
3.3 Spätreaktionen nach Gabe von iodhaltigen und MR-Kontrastmitteln ......................... 15
4. Kontrastmittel-Anwendung bei speziellen Patienten ........................................... 16
4.1 Kontrastmittel-Anwendung bei Dialysepatienten ........................................................ 16
4.2 Kontrastmittel-Anwendung bei Diabetikern unter metforminhaltiger Medikation ......... 16
4.3 Kontrastmittel-Anwendung bei Patienten mit Hyperthyreose ..................................... 17
4.4 Kontrastmittel-Anwendung in der Schwangerschaft und Stillperiode ......................... 19
4.5 Kontrastmittel-Anwendung bei Patienten mit Multiplem Myelom ................................ 20
4.6 Kontrastmittel-Anwendung bei Patienten mit Phäochromozytom/Paragangliom ........ 20
4.7 Kontrastmittel-Anwendung bei Patienten mit Sichelzellanämie .................................. 20
4.8 Kontrastmittel-Anwendung bei Kindern ...................................................................... 21
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Präambel
Dieses Dokument umfasst die Empfehlungen für den i.v. und i.a.-Gebrauch von iodhaltigen
Kontrastmitteln für die Computertomographie, die interventionelle Radiologie und die i.v.-
Urographie sowie von gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln für dir MRT. Diese Empfehlungen
beruhen auf der aktuellen klinischen Datenlage, den veröffentlichten Publikationen zu diesem
Thema, den aktuellen Richtlinien der European Society of Urogenital Radiology (Version 9.0; im
Internet: www.esur.org) mit Anpassungen durch die Nephrologie KSSG zum Gebrauch von
iodhaltigen und MR-Kontrastmitteln.
Unser Anliegen mit der Veröffentlichung dieses Dokumentes ist es, Ihnen die aktuellen
Empfehlungen für die Anwendung von iodhaltigen und MR-Kontrastmitteln zu vermitteln und
eine möglichst risikoarme Untersuchung unserer gemeinsamen Patienten zu gewährleisten.
Unsere „Empfehlungen für die intravenöse und intraarterielle Anwendung von Kontrastmittel“
werden regelmässig aktualisiert.
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Kurzzusammenfassung
Vermeidung einer kontrastmittel-induzierten Nephropathie (CIN)
→ Paragraph 2.5
GFR > 40 ml/min und kein CIN-Risikopatient:
- CT+MRT: Keine Einschränkung
GFR 30-40 ml/min und/oder CIN-Risikopatient:
- CT: Absetzen nephrotoxischer Medikamente 24 h vorher; Hydratation des Patienten; Reduktion der Kontrastmittelmenge; Nachkontrolle des Serumkreatinins für 72 h
- MRT: Keine Einschränkung
GFR < 30 ml/min:
- CT: KM-Applikation nur bei dringlicher Indikation
- MRT: KM-Applikation nur bei dringlicher Indikation
Für die i.a.- Angiographie gilt ein Grenzwert von
60 ml/min anstatt von 40 ml/min
Vermeidung einer nephrogenen systemischen Fibrose (NSF)
→ Paragraph 2.3 - 2.5
- Bevorzugte Verwendung von zyklischen MR-Kontrastmitteln bei NSF-Risikopatienten
Vermeidung einer Kontrastmittelreaktion
→ Paragraph 3
- Prämedikation bzw. Therapie
Kontrast mittel bei Dialysepatient → Paragraph 4.1
- Keine Einschränkung
Kontrastmittel bei Metformin
→ Paragraph 4.2
GFR > 45 ml/min:
- CT+MRT: Keine Einschränkung
GFR 30-45 ml/min:
- CT: Absetzen von Metformin 48 h vor bis 48 h nach der KM-Gabe; Ansetzen von Metformin nur wenn kein Anstieg des Serumkreatinin zum Ausgangswert
- MRT: Keine Einschränkung
GFR < 30 ml/min:
- CT: Relative Kontraindikation von KM/Metformin
- MRT: Keine Einschränkung
Kontrastmittel bei Hyperthyreose
→ Paragraph 4.3 CT: Anwendung nur nach endokrinologischem Konsil
Schwangerschaft/Stillperiode:
→ Paragraph 4.4
CT: Anwendung bei dringlicher Indikation möglich; Neugeborenenscreening auf Hyperthyreose in der 1. Lebenswoche; keine Stillunterbrechung notwendig.
MRT: Anwendung bei dringlicher Indikation; kein Neugeborenenscreening/keine Stillunterbrechung notwendig.
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1. Screening auf Risikopatienten vor einer Untersuchung mit
iodhaltigen und MR-Kontrastmittel
Vor der Überweisung an die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin sollten Patienten mit
Verdacht auf Niereninsuffizienz und Verdacht auf Kontrastmittelallergie identifiziert werden.
Ein Risiko für / Verdacht auf Niereninsuffizienz besteht bei:
Nierenerkrankungen
Operationen im Urogenitalbereich
Proteinurie
Diabetes mellitus
Bluthochdruck
Hyperurikämie
Einnahme nephrotoxischer Medikamente
Ein Risiko für /Verdacht auf Kontrastmittelallergie besteht bei:
Früheren Reaktionen auf iodhaltige Kontrastmittel (z.B. Urtikaria, Bronchospasmen,
Blutdruckabfall, Krämpfe, Lungenödem und Kreislaufkollaps)
Asthma
Bekannte allergische Reaktion auf Medikamente
Kontrastmittelreaktionen:
Eine akute Kontrastmittelreaktion tritt innerhalb der 1. Stunde nach Injektion auf. Es
werden dieselben Reaktionen bei iod- und gadolinumhaltigem Kontrastmittel sowie bei
Ultraschall-Kontrastmittel beobachtet. Die Inzidenz ist bei iodhaltigem Kontrastmittel
jedoch am höchsten. Akutreaktionen treten entweder allergisch bedingt, hypersensitiv
oder im Rahmen chemotoxischer Reaktionen auf.
Eine späte Kontrastmittelreaktion tritt 1 Stunde bis eine Woche nach
Kontrastmittelinjektion auf. Hautreaktionen und Juckreiz sind am häufigsten und
moderat ausgeprägt sowie selbstlimitierend. Eine Vielzahl von Spätreaktionen (Übelkeit,
Erbrechen, Kopfschmerzen, Fieber) wurden beschrieben, viele sind jedoch nicht auf die
Kontrastmittelgabe zurückzuführen.
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Eine sehr späte Kontrastmittelreaktion, welche 1 Woche nach Kontrastmittelapplikation
oder später auftritt kann Hinweis auf eine thyreotoxische Krise (iod-haltiges
Kontrastmittel) oder die Entwicklung einer nephrogenen systemischen Fibrose (NSF)
sein.
Allergie-ähnlich/Hypersensitivität
Chemotoxisch
Mild
Milde Urtikaria Milder Juckreiz Erythem
Nausea / mildes Erbrechen Heiss / Kalt Nervosität Vasovagale Reaktion die sich spontan zurückbildet
Moderat
Deutliche Urtikaria Milder Bronchospasmus faziales / laryngeales Ödem Erbrechen
Schweres Erbrechen Vasovagaler Anfall
Schwer
Hypotensiver Schock Respiratorischer Stillstand Herzstillstand
Arrythmie Krampfanfall
Anmerkung:
Nicht alle Symptome, die ein Patient innert der 1. Stunde nach Kontrastmittelgabe
verspürt, entstehen im Rahmen einer Unverträglichkeit.
Patientenängstlichkeit kann Symptome nach Kontrastmittelgabe verursachen (Lalli-
Effekt).
Bei Einführung neuer Kontrastmittel werden unerwünschte Wirkungen vermehrt berichtet
(Weber-Effekt).
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Wir bitten diese Befunde vom zuweisenden Arzt zu erfragen und der Klinik für Radiologie und
Nuklearmedizin bei der Anmeldung mitzuteilen. Wenn vorhanden sollten aktuelle
Serumkreatininwerte beigelegt werden.
Bei Risikopatienten wird folgendes Vorgehen empfohlen:
Elektive Untersuchung:
Information der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin (Zentrale Anmeldung: Tel. 071
494 6666, Fax 071 494 2885) bei Anstieg des Serumkreatinins innerhalb von 24 h vor
der Untersuchung.
Kontrolle des Serumkreatinins innerhalb von 7 Tagen nach Kontrastmittel-Anwendung.
Notfall-Untersuchung:
In Notfallsituationen (mit entsprechender dringlicher Indikation) kann auf die Bestimmung
des Serumkreatinins vor der Kontrastmittel-Anwendung verzichtet werden. Es sollten im
Anschluss an die Untersuchung Kontrollen des Serum-Creatinins gemäss dem Protokoll
einer eGFR
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2.2 Risikopatienten für die Entwicklung einer Kontrastmittel-induzierten Nephropathie
Die aktuellen ESUR-Guidelines gehen von einer eingeschränkten Nierenfunktion bei
einer Kreatinin-Clearance
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Die Erkrankung ist sehr selten und wurde erstmals im Jahre 2000 beschrieben. Im Jahre 2006
wurde erstmals über einen möglichen Zusammenhang der NSF und der Gabe von
gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln berichtet. Insbesondere linear-nichtionische MR-
Kontrastmittel haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auslösen einer NSF.
Bei den in der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin des KSSG verwendeten zyklischen und
linear-ionischen MR-Kontrastmitteln besteht ein geringes Risiko für eine NSF.
2.4 Risikopatienten für die Entwicklung einer NSF
Hohes Risiko für die Entwicklung einer NSF nach MR-Kontrastmitteln:
Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 30 ml/min)
Dialysepatienten
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 40 ml/min), welche eine
Lebertransplantation hatten bzw. einen transplantatpflichtigen Leberschaden haben
Geringes Risiko für die Entwicklung einer NSF nach MR-Kontrastmitteln:
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (GFR 30-40 ml/min)
Kinder unter einem Jahr
Kein (bekanntes) Risiko für die Entwicklung einer NSF nach MR-Kontrastmitteln:
Patienten mit normaler Nierenfunktion (GFR > 40 ml/min)
2.5 Praktisches Vorgehen in Abhängigkeit von der Kreatinin-Clearance
Es wird empfohlen, ob und wieviel iodhaltiges Kontrastmittel appliziert wird, nach der Höhe der
eGFR zu entscheiden. Zur Beurteilung der eGFR wird der absolute CKD-EPi Wert
herangezogen.
Annäherungsweise lässt sich die eGFR aus Lebensalter, Serumkreatinin und Körpergewicht
und Körpergrösse berechnen. Im Intranet findet sich hierzu unter
http://www.kssgnet.ch/dep1/nephro/allgemeines/Seiten/GFR-Schätzung.aspx ein geeignetes
Berechnungstool von den Kollegen der Nephrologie. Entscheidend für die intravenöse bzw.
intraarterielle Kontrastmittelapplikation ist hierbei der absolute CKD-EPI-Wert (siehe
Kreismarkierung in der Abbildung). Diese Berechnung ist im RAD-NUK-Auftrag bereits
http://www.kssgnet.ch/dep1/nephro/allgemeines/Seiten/GFR-Sch%C3%83%C2%A4tzung.aspx
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hinterlegt, wenn das Serumkreatinin, die Körpergrösse und das Körpergewicht angegeben
wurden.
Kreatinin-Clearance >40 ml/min und kein CIN-Risikopatient:
Untersuchung mit der Kontrastmitteldosis des entsprechenden Untersuchungsprotokolls
Kreatinin-Clearance 30-40 ml/min und/oder CIN-Risikopatient:
CT:
Primär Abklärung, ob die CT-Untersuchung ohne Kontrastmittel oder eine alternative
Bildgebungsmethode durchgeführt werden kann.
Absetzen aller nephrotoxischen Medikamente mindestens 24 h vor der Untersuchung.
Intravenöse Hydratation des Patienten:
o Gabe von 1 ml Flüssigkeit pro kg Körpergewicht pro Stunde für mindestens 6 h
vor der Untersuchung und mindestens 6 h nach der Untersuchung (Standard-
NaCl Schema: 1000ml 0,9% NaCl vor und nach CT).
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o Ein alternatives Protokoll ist die intravenöse 1,4% Natrium-Bicarbonat-Gabe
(1,4% NaCO3 3 ml/kg/h) für eine Stunde vor der Kontrastmittelapplikation und
NaCO3 (1ml/kg/h) für 6 Stunden nach Kontrastmittelapplikation.
o Die Kurz-Hydration mit NaCO3 ist dabei gleichwertig zum Standard-NaCl-
Schema mit Hydrierung vor und nach der CT-Untersuchung.
o Im Sommer mit entsprechend erhöhter Dehydratationsneigung sollte die
Flüssigkeitsmenge erhöht werden.
Reduktion der Kontrastmittelmenge entsprechend der Fragestellung durch den
zuständigen Radiologen.
Nachkontrolle des Serumkreatinins für mindestens 72 h, wobei die Kreatininkontrolle
täglich durchgeführt werden sollte. Falls dies nicht möglich ist, sollte zumindest das
Serumkreatinin nach 72 h bestimmt werden.
MRT:
Keine Einschränkung bei den in der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin im KSSG
verwendeten MR-Kontrastmittel bezüglich der empfohlenen KM-Menge. Eine besondere
Vorbereitung des Patienten oder Nachkontrolle des Serumkreatinins ist nicht notwendig.
Kreatinin-Clearance < 30 ml/min:
CT:
Primär Abklärung, ob die CT-Untersuchung ohne Kontrastmittel oder eine alternative
Bildgebungsmethode durchgeführt werden kann.
Eine Anwendung von iodhaltigem Kontrastmittel darf nur bei strenger
Indikationsstellung und beim Fehlen adäquater diagnostischer Alternativen
durchgeführt werden.
Absetzen aller nephrotoxischen Medikamente mindestens 24 h vor der Untersuchung.
Intravenöse Hydratation des Patienten:
o Gabe von 1 ml Flüssigkeit pro kg Körpergewicht pro Stunde für mindestens 6 h
vor der Untersuchung und mindestens 6 h nach der Untersuchung (Standard-
NaCl Schema: 1000ml 0,9% NaCl vor und nach CT).
o Ein alternatives Protokoll ist die intravenöse 1,4% Natrium-Bicarbonat-Gabe
(1,4% NaCO3 3 ml/kg/h) für eine Stunde vor der Kontrastmittelapplikation und
NaCO3 (1ml/kg/h) für 6 Stunden nach Kontrastmittelapplikation.
o Die Kurz-Hydration mit NaCO3 ist dabei gleichwertig zum Standard-NaCl-
Schema mit Hydrierung vor und nach der CT-Untersuchung.
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o Im Sommer mit entsprechend erhöhter Dehydratationsneigung sollte die
Flüssigkeitsmenge erhöht werden.
Reduktion der Kontrastmittelmenge entsprechend der Fragestellung durch den
zuständigen Radiologen.
Nachkontrolle des Serumkreatinins für mindestens 72 h, wobei die Kreatininkontrolle
täglich durchgeführt werden sollte. Falls dies nicht möglich ist, sollte zumindest das
Serumkreatinin nach 72 h bestimmt werden.
MRT:
Bevorzugte Verwendung eines makrozyklischen MR-Kontrastmittels in normaler oder
durch den zuständigen Radiologen festgelegten reduzierter Menge. Eine korrekt
indizierte MR-Untersuchung, auch unter Verwendung - falls nötig - von linear-ionischen
KM mit sog. mittlerem Risiko darf dem Patienten nicht verwehrt werden.
Information: Eine Vorbereitung mit Acetylcystein (Fluimucil®) wird in den aktuellen Richtlinien
nicht mehr empfohlen.
3. Vermeidung generalisierter Kontrastmittelreaktionen
Bei Risikopatienten für das Auftreten von Kontrastmittelreaktionen (siehe Abschnitt 1) muss
primär abgeklärt werden, ob die CT-Untersuchung ohne Kontrastmittel oder eine alternative
Bildgebungsmethode durchgeführt werden kann.
Sollte eine CT- oder MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel durchgeführt werden müssen, muss
der Patient gemäss dem Schema prämediziert werden.
3.1 Prämedikation
Bei Risikopatienten wird folgende Prämedikation empfohlen:
Unmittelbar vor der Untersuchung: 50 mg/5ml Zantic® in einer 100 ml-Kurzinfusion über
15 min und 1 Ampulle Tavegyl 2mg/2ml direkt i.v. (Injektionsdauer 2-3 min durch
ärztliches Personal).
Risikopatienten werden für min. 30 min nach der Kontrastmittelgabe an der Klinik für Radiologie
und Nuklearmedizin überwacht.
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Bei dokumentierter Kontrastmittelspätreaktion wird eine zusätzliche Prämedikation mit
Methylprednisolon (Solumedrol 125mg i.v. über 2-3 min) vor der Untersuchung empfohlen.
3.2 Behandlung Akutreaktionen nach Gabe von iodhaltigen und MR-Kontrastmitteln
Das Management für akute unerwünschte Kontrastmittelreaktion ist für iod- und
gadoliniumhaltige, sowie Ultraschall-Kontrastmittel identisch.
Einfache Leitlinien für die Ersttherapie akuter unerwünschter Kontrastmittelreaktionen
Bei Auftreten von Reaktionen folgende Checkliste beachten:
• Hauterythem, Urtikaria
• Nausea, Erbrechen
• Blutdruckabfall, abnormale Pulsfrequenz
• Dyspnoe, Bronchospasmus
Nausea/Erbrechen:
Vorübergehend: Unterstützende Massnahmen
Schwer, prolongiert: Antiemetische Behandlung erwägen
Anmerkung: Schweres Erbrechen kann bei Anaphylaxie auftreten
Urtikaria:
Vereinzelt fleckig, vorübergehend: Unterstützende Behandlung einschliesslich Überwachung
Anhaltend fleckig: H1-Antihistaminika i.m. oder i.v. in Erwägung ziehen. Benommenheit
und/oder Blutdruckabfall können auftreten.
Generalisiert: H1-Antihistaminika i.m. oder i.v. sollen verabreicht werden. Benommenheit
und/oder Blutdruckabfall können auftreten.
Anmerkung: Urtikaria kann im Vorfeld einer Anaphylaxie auftreten, deshalb Patienten eng
überwachen. Sollten die Symptome sich deutlich verschlechtern oder zusätzliche Symptome
auftreten wie Atembeschwerden, muss umgehend das REA-Team alarmiert werden.
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Atembeschwerden / Bronchospasmus / Larynxödem:
1. Sauerstoff über Maske (6-10 l/min)
2. REA-Team alarmieren
Hypotension
Isolierte Hypotension
1. Beine des Patienten hochlagern
2. Sauerstoff über Maske (6-10 l/min)
3. Intravenöse Volumengabe: schnell, Kochsalz- oder Ringerlösung
4. Wenn keine Normalisierung: REA-Team alarmieren
Vasovagale Reaktion (Hypotension und Bradykardie)
1. Beine des Patienten hochlagern
2. Sauerstoff über Maske (6-10 l/min)
3. Wenn keine Normalisierung: REA-Team alarmieren
Generalisierte anaphylaktoide Reaktion
1. REA-Team rufen
2. Atemwege freihalten
3. Beine des Patienten hochlagern wenn hypotensiv
4. Sauerstoff über Maske (6-10 l/min)
5. Adrenalin (1:1000) i.m., 0.5 ml (0.5 mg) bei Erwachsene. Wiederholen bei Bedarf.
Bei Kindern: 6-12 Jahre: 0.3 ml (0.3 mg) i.m.;
< 6 Jahre: 0.15 ml (0.15 mg) i.m.
6. Intravenöse Volumengabe: zügig, Kochsalz oder Ringerlösung
7. H1-Blocker, z. B. Diphenhydramin 25-50 mg i.v.
Aufzeichnen von akuten unerwünschten Reaktionen
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• Akute unerwünschte Reaktionen müssen sorgfältig dokumentiert werden damit
passende Massnahmen für zukünftige Untersuchungen getroffen werden können
(Dokumentation in Ana+).
• Alle interventionspflichtigen Reaktionen sollen dokumentiert werden (Dokumentation in
Ana+).
• Milde Symptome nach Kontrastmittelgabe ohne medizinische Intervention sollen auch
als solche dokumentiert werden (z.B. Erbrechen direkt nach KM-Gabe). Diese
Reaktionen können dann einfacher als vegetative Reaktion gedeutet und entsprechend
reagiert werden (z.B. Verminderung der Injektionsrate). Ansonsten kann die
Dokumentation solcher Symptome als Allergie dazu führen, dass der Patient zukünftige,
klinisch wichtige Untersuchungen nicht erhält.
3.3 Spätreaktionen nach Gabe von iodhaltigen und MR-Kontrastmitteln
Spätreaktionen sind definiert als Reaktionen, die 1 Stunde bis 1 Woche nach intravenöser /
intraarterieller Anwendung von Kontrastmittel auftreten.
Spätreaktionen zeigen eine unterschiedliche Klinik und meist einen milden bis moderaten
Verlauf; am häufigsten sind:
Hautreaktionen
Gastrointestinale Symptomatik (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe)
Kopfschmerz
Muskelschmerz
Fieber
Es ist ein erhöhtes Risiko für Spätreaktionen bei früheren Kontrastmittelzwischenfällen und bei
Patienten mit Interleukin-2-Behandlung bekannt. Solche Patienten sollten informiert werden,
dass Spätreaktionen möglich sind.
Bei Patienten mit schweren Spätreaktionen wird eine Prophylaxe mit Kortikosteroiden – wie in
Abschnitt 3.1 beschrieben – empfohlen.
Wir bitten beim Auftreten von Spätreaktionen auf Kontrastmittel diese an die Klinik für
Radiologie und Nuklearmedizin zu melden (Zentrale Anmeldung: Tel. 071 494 6666, Fax 071
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494 2885 bzw. der Radiologie SR3 Spital Linth Tel: 055 285 4981 bzw. SR4 Spital Wil Tel: 071
914 6205, Spital Wattwil Tel: 071 987 3210), damit bei späteren Kontrastmittelanwendungen
eine entsprechende Prämedikation durchgeführt werden kann.
4. Kontrastmittel-Anwendung bei speziellen Patienten
4.1 Kontrastmittel-Anwendung bei Dialysepatienten
Alle Kontrastmittel können mittels Hämodialyse herausgefiltert werden. Es ist keine
Koordination zwischen CT-Untersuchung und Hämodialysetermin nötig.
Ebenfalls ist keine zusätzliche Hämodialyse nach Kontrastmittel-Anwendung nötig.
4.2 Kontrastmittel-Anwendung bei Diabetikern unter metforminhaltiger
Medikation
Metformin ist ein orales Antidiabetikum aus der Gruppe der Biguanide (z.B. Glucophage®),
dessen Einnahme nach intravenöser Applikation von iodhaltigem Kontrastmittel bei
eingeschränkter Nierenfunktion 45 ml/min:
Das metforminhaltige Präparat kann normal weiter verwendet werden. Es ist weder ein
Absetzen vor/nach der Kontrastmittelgabe noch eine Serumkreatininkontrolle notwendig.
Kreatinin-Clearance
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Absetzen des metforminhaltigen Präparates 48 h vor der Untersuchung.
Kontrolle des Serumkreatinin 48 h nach der Kontrastmittelgabe.
Metforminhaltige Präparate dürfen erst 48 h nach der Anwendung iodhaltiger
Kontrastmittel wieder begonnen werden bzw. wenn das Serum-Kreatinin dem
Ausgangswert ist!
Kreatinin-Clearance
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einem basalen TSH < 0,3 mU/l und/oder Hyperthyreose in der Anamnese und/oder
auffälligem Tastbefund der Schilddrüse ist – falls zeitlich möglich – eine
Schilddrüsenabklärung vor Kontrastmittelgabe durchzuführen.
In der Notfallsituation:
Bei Anhaltspunkten für ein erhöhtes Risiko einer Hyperthyreose prophylaktische Therapie mit
Perchlorat und gegebenenfalls auch Thiamazol in den unten angeführten Dosierungen.
Keine Notfallsituation:
Bei latenter oder manifester Hyperthyreose wenn möglich Durchführung einer definitiven
Therapie vor der Kontrastmittelgabe.
Bei dringlicher Indikation zur Gabe von Röntgenkontrastmittel prophylaktische Therapie
mit Perchlorat bei latenter Hyperthyreose und Gabe von Perchlorat und Thiamazol bei
manifester Hyperthyreose (hohes Risiko) in den unten angeführten Dosierungen.
Schema zur prophylaktischen Therapie vor Gabe iodhaltiger Kontrastmittel:
TSH erniedrigt (0,1-0,28 mU/l) je 40 Tropfen Perchlorat (Irenat®, ca. 600 mg) peroral 2-
4 h vor und nach Kontrastmittelgabe
3 x 20 Tropfen Perchlorat (Irenat®, 3 x ca. 300mg)
peroral täglich über einen Zeitraum von 7 Tagen
nach der Kontrastmittelgabe
Kontrolle der Schilddrüsenfunktion nach vier Wochen
TSH supprimiert (
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Manifeste Hyperthyreose je 40 Tropfen Perchlorat (Irenat®, ca. 600mg) peroral 2-
4 h vor und nach Kontrastmittelgabe
3 x 20 Tropfen Perchlorat (Irenat®, 3 x ca. 300mg)
peroral täglich über einen Zeitraum von 7 Tagen
nach der Kontrastmittelgabe
+ Thiamazol: 1 x 20 mg pro Tag über einen Zeitraum
von 1-2 Wochen
Laborkontrolle (fT3, fT4, TSH, Blutbild) spätestens zwei
Wochen nach der Kontrastmittelapplikation mit
Anpassung der Thyreostatikadosis falls erforderlich
Zwingend Schilddrüsenabklärung sobald als möglich
Bitte beachten: Nach Untersuchung mit iodhaltigem Kontrastmittel können für 2 Monate keine
Radioisotopenuntersuchung der Schilddrüse mit 123-Iod und keine Radioiodtherapie erfolgen.
4.4 Kontrastmittel-Anwendung in der Schwangerschaft und Stillperiode
Iodhaltige Kontrastmittel:
Bei schwangeren Patienten sollte eine radiologische Untersuchung nur in Ausnahmefällen –
und bei strenger Indikationsstellung – durchgeführt werden.
Die Applikation von iodhaltigem Kontrastmittel ist in solchen (dringenden) Fällen möglich.
Es wird empfohlen, innerhalb der ersten Lebenswoche eine Untersuchung der
neonatalen Schilddrüsenfunktion durchzuführen!
In der Stillperiode müssen gemäss der aktuellen klinischen Datenlage keine zusätzlichen
Vorsichtsmassnahmen für den Neonaten erforderlich. Insbesondere ist keine
Stillunterbrechung notwendig.
MR-Kontrastmittel:
Bei strenger Indikationsstellung Verwendung eines makrozyklischen MR-Kontrastmittels in
normaler oder durch den zuständigen Radiologen festgelegten reduzierter Menge. Neonatale
Tests sind nicht nötig, ebenso wenig eine Stillunterbrechung.
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4.5 Kontrastmittel-Anwendung bei Patienten mit Multiplem Myelom
Die intravenöse Anwendung von iodhaltigem Kontrastmittel wird aktuell nicht mehr als
Risikofaktor für die Auslösung eines akuten Nierenversagens bei Patienten mit Multiplem
Myelom angesehen. Es wird jedoch empfohlen, auf eine ausreichende Hydratation und ein
normales Serum-Kreatinin des Patienten zu achten.
4.6 Kontrastmittel-Anwendung bei Patienten mit
Phäochromozytom/Paragangliom
Vor intravenöser iod- und gadoliniumhältiger Kontrastmittel ist keine spezielle Vorbereitung
notwendig.
Vor intraarterieller Anwendung iodhaltiger Kontrastmittel:
Orale Prämedikation mit Alpha-/Betarezeptorblocker unter Aufsicht des zuweisenden
Klinikers.
Empfohlenes Kontrastmittel:
Iodhältig: Nicht-ionisches Kontrastmittel
Gadoliniumhältig: Alle.
4.7 Kontrastmittel-Anwendung bei Patienten mit Sichelzellanämie
Bei Patienten mit Sichelzellanämie können hochosmolare iodhältige Kontrastmittel zu Hämolyse
und Gefässverschlüssen (small vessel) führen.
Es sollten niedrig- und isosomolare iodhaltige Kontrastmittel verwendet werden, diese
verursachen nicht mehr unerwünschte Kontrastmittelreaktionen als im Vergleich zur
Normalbevölkerung.
Empfehlung:
Niedrig-bzw. isosomolare iodhaltige Kontrastmittel verwenden.
Hydratation vor Kontrastmittelgabe.
Bei gadolinumhaltigen Kontrastmittel wurden keine unerwünschten Reaktionen beobachtet. Es
sind keine spezifischen Vorsichtsmassnahmen zu treffen.
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Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin
Telefon +41 71 494 66 66
Fax +41 71 494 28 85
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4.8 Kontrastmittel-Anwendung bei Kindern
Die Sicherheitsbestimmungen bei Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen sind ähnlich, aber
nicht ident, zu Erwachsenen. Altersspezifische Normalwerte für Serumkreatinin, etc. muss
verwendet werden.
Bei iodhaltigen Kontrastmitteln sollen nicht-ionische Kontrastmittel verwendet werden.
Bei gadolinumhaltigen Kontrastmittel sollen High-risk Kontrastmittel vermieden werden.
Nicht alle Kontrastmittel sind für Kinder zugelassen, es sollte entsprechend die Fachinformation
beachtet werden.
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Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin
Telefon +41 71 494 66 66
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Wir hoffen Ihnen mit diesen Empfehlungen für die Anwendung iodhaltiger Kontrastmittel
geholfen zu haben, um eine möglichst risikoarme Untersuchung unserer gemeinsamen
Patienten zu gewährleisten.
Prof. PD Dr. Simon Wildermuth, Chefarzt
Dr. Christian Fretz, Leitender Arzt, Stv. Chefarzt
Dr. Lukas Hechelhammer, Leitender Arzt
PD Dr. Sebastian Leschka, Leitender Arzt
Dr. David Matt, Leitender Arzt
Dr. Armin Neff, Leitender Arzt
Dr. Björn Stinn, Leitender Arzt
Dr. Peter Waibel, Leitender Arzt (Ostschweizer Kinderspital)
Dr. Johannes Weber, Leitender Arzt
St. Gallen, 25.04.2016
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