aus den museen: das museum von mallawi in mittelägypten

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Das Museum von Mallawi in Mittelägypten

AUS DEN MUSEEN

Als Mittelägypten bezeichnet man in moderner Zeit häufi g das untere Niltal südlich von Kairo. Dieser nördliche Ab-schnitt des Nils verbindet den Fruchtlandfächer des Deltas mit dem Gebiet um Qena und Luxor. Nach altägyptischer Auffassung gehört dieser Landesteil jedoch bereits zu Oberägypten.Die Stadt Minia, ungefähr auf halbem Wege zwischen Beni Suef und Assiut gelegen, ist mit etwa einer Viertelmillion Einwohner heute das kulturelle Zentrum dieses Gebietes und die Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernorates. In den letzten Jahren hat Minia eine Reihe von städtebaulichen Erweiterungen erlebt, die der rasch ansteigenden Bevölke-rungszahl Rechnung tragen. Am auffälligsten ist die große Brücke über den Nil. Auf der Ostseite der Stadt wächst zudem eine „gesprengte Pyramide“ aus Zement, Beton und Glas empor, die bald das neue Echnaton-Museum beherber-gen soll. Dieses Museum, das auf eine Initiative des früheren Leiters des Hildesheimer Roemer- und Pelizäus-Museums, Professor Arne Eggebrecht, zurückgeht, wird in Zukunft eine der Hauptattraktionen von Minia sein. Der Landungssteg, über den die Passagiere der Nilschiffe die Stadt dann betreten werden, ist schon fertig.

Abb. 1: Jeden Tag geöffnet - Das Mallawi Museum

Minia und ganz Mittelägypten bereiten sich darauf vor, mehr internationale Besucher zu begrüßen als bisher. Archäologi-sche Sehenswürdigkeiten gibt es in Fülle: Beni Hassan, Tell el-Amarna oder das gegenüber, auf der Westseite des Nils gelegene Hermopolis (Aschmunein), die Hauptkultstelle des Gottes Thot. Unweit davon liegen die spätzeitlichen Nekropolen von Tuna el-Gebel, die derzeit von Teams der Universitäten von Kairo und München bzw. des Hildesheimer Museums erforscht werden. Der Besuch dieser etwa eine Fahrstunde südlich von Minia gelegenen Stätten lässt sich gut mit einem Aufenthalt im Museum von Mallawi verbinden, das bedeutende archäo-logische Funde von dort beherbergt. Eine zeitige Abfahrt von Minia ist daher unbedingt zu empfehlen. In Mittelägypten

reist man üblicherweise mit Polizeibegleitung und meldet den Besuch von Museen und Ausgrabungen vorher an.Es ist ein ländliches Gebiet, durch das die Fahrt nach Mallawi führt. Die Menschen, die hier leben, sind vielfach Bauern und an einen uralten Rhythmus gewöhnt. Die wenigen Rei-senden, die derzeit hierher kommen, nehmen sie meist nur als vor überfahrende Fremde war. Für die Reisenden dagegen gestaltet sich bereits die morgendliche Fahrt als Teil einer mystischen Reise. Über den Feldern steht die Feuchtigkeit und die noch von der Nacht her glimmenden Feuer geben den Rauch ab, der sich zusammen mit dem ägyptischen Mor-gennebel zu jenem typischen Aroma verbindet, das überall entlang des Nils und im Delta verbreitet ist. Die Dorfbewoh-ner haben sich aufgemacht und gehen ihrem Tagesgeschäft nach. Schon in dem amarnazeitlichen „Sonnengesang“ heißt es: „Am Morgen aber, sobald Du aufgegangen bist am Horizont und als Sonne am Tag leuchtest, vertreibst Du die Finsternis und sendest deine Strahlen aus. Die Beiden Länder sind im Fest, das Sonnenvolk ist erwacht und steht auf den Beinen […]. Im ganzen Land verrichten sie nun ihre Arbeit.“* – Die Verse Echnatons kommen einem bei diesem Anblick in den Sinn.

Abb. 2: Die Westliche Galerie, Photo: Mathias Salomon

Das Museum öffnet normalerweise um 8.30 Uhr und ist in-zwischen jeden Tag zugänglich. „Visit everyday“ verkündet ein großes Schild vor der einem altägyptischen Tempelpylon nachempfundenen Fassade (Abb. 1). Das eindrucksvolle Ge-bäude liegt rechts in einer Seitenstraße von Mallawi, jedoch unweit der Hauptstraße, die von Minia nach Assiut führt. Ein moderner Obelisk weist den Weg dorthin. Bereits in dem kleinen Vorgarten sind Antiken aufgestellt, darunter ein spätzeitlicher Granitschrein, der sicher einmal für die Aufbewahrung eines Götterkultbildes benutzt wurde. Die Gründung des Museums geht auf das Jahr 1962 zurück, d.h. in die Ära des Präsidenten Nasser. Die intensive Gra-bungstätigkeit des bekannten ägyptischen Archäologen Dr. Sami Gabra (1992-1979) und weiterer ägyptischer Feldfor-

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scher in den 30er und 40er Jahren und die dadurch gewonne-nen reichen Funde ließen schon um die Mitte des 20. Jh.s ein Museum für die Funde aus den regionalen Nekropolen der pharaonischen und griechisch-römischen Zeit, insbesondere aus den Felsgräbern von Assiut und Mêr (6.-12. Dynastie), sowie den Human- und Tiernekropolen von Tuna el-Gebel wünschenswert erscheinen.Wie bei den ägyptischen Regio nalmuseen der älteren Ge-neration üblich, handelt es sich um ein typisches Grabungs-museum, das nicht den Anspruch erhebt, die altägyptische Zivilisation umfassend zu repräsentieren, sondern vielmehr örtliche Funde ausstellt. Die Beschriftung der nummerier-ten Exponate auf Kartonkärtchen ist teilweise mit eleganter Handschrift auf Englisch abgefasst und stammt noch aus der Gründungszeit des Hauses. Zu dem nostalgischen Ambiente des Ausstellungsraumes tragen auch die historischen Glas- und Holzvitrinen bei, deren unterer Bereich durch diagonale Stützelemente ägyptisierend gestaltet ist (Abb. 2).Das Gebäude besitzt zwei Stockwerke. Während das Erd-geschoss in drei parallele Hallen aufgeteilt ist, verfügt das obere Stockwerk, das nur über eine relativ enge Treppe zu-gänglich ist, nur über einen einzigen Raum. Nach Auskunft der Kuratorinnen des Museums, Frau Nama Abd el-Meguid und ihrer Kollegin Frau Jehan Nessim, sind derzeit 773 Objekte ausgestellt.

Abb. 3: Ruhender Ibis gegenüber Maat, Bronze (ehemals mit Einlagen), Ho lz , s tuck ie r t und ve rgo lde t , 27 . Dyn . b i s P to l emäerze i t ,

Photo: Mathias Salomon

Dem Haupteingang gleich ge-genüber fi ndet sich eine der prächtigsten Ibisstatuen aus Tuna (Abb. 3). Es handelt sich eigent-lich um eine aus mehreren Tei-len bestehende Gruppenplastik. Gegenüber dem lebensgroßen, auf einer separaten vergoldeten Basis hockenden Vogel, dessen Kopf, Beine und Schwanzfedern höchst reali stisch aus gravierter, dunkler Bronze nachgebildet wurden, befi ndet sich eine Sta-tuette der Göttin Maat auf ei-nem durchbrochen gearbeiteten Podest. Sie wird von zwei klei-neren Ibissen mit Körpern aus Kalzit-Alabaster eingerahmt. Alle Figuren sind zusammen auf einer noch gut erhaltenen Holzbasis befestigt.

Links schließt sich die östliche untere Halle des Museums an, in der vormittags die Lichtverhältnisse am besten sind. Hier fi nden sich überwiegend Funde aus Tuna el-Gebel. Es handelt sich um die schönsten und am besten erhaltenen Mumien von Ibissen und anderen Vögeln. Allerdings haben Untersuchungen ergeben, dass nicht alle derartigen, wie Mumien aussehende Pakete nur ein Tier enthalten, sondern oftmals fi nden sich Knochen und andere Überreste verschie-dener Tierarten, die zusammen eingewickelt wurden. Neben den Knochen von Turmfalken, verschiedenen Reiherarten, Braunen Sichlern und anderen Storchenvögeln fi nden sich solche von Schlangen, Eidechsen, Spitzmäusen oder auch Käfern.Zu den kunsthandwerklich bearbeiteten Objekten sind neben den mit Stoffapplikationen und komplizierter Kassettenwi-ckelung aufwändig hergerichteten Bündeln und Einzelmu-mien auch die bunt bemalten Särge für die heiligen Tiere zu rechnen. Neben farbig be-malten Holzschreinen gehören auch kleine Sarkophage aus Kalkstein, ein ebenfalls als Behältnis für einen einbalsa-mierten Ibis dienendes, bunt bemaltes Keramikgefäß (Abb. 4) und sogar ein aus Papyrus gefl ochtenes „Nest“ mit Ibisei-ern zu den hervorzuhebenden Ausstellungsstücken.Die meisten Tischvitrinen sind locker mit sorgfältig ge-wickelten Vogelmumien bzw. mit bronzenen Votivgaben bestückt, darunter auch Sta-tuetten, die einen schreitenden oder ruhenden Ibis zusammen mit der kleinen Figur des Stif-ters zeigen. Die hinteren Vi-trinen werden jedoch offenbar als eine Art Depot genutzt. Auf der Seite liegend fi ndet sich hier überraschenderweise eine seltene und fast unbeschädigt erhaltene, ca. 30 cm hohe Wür-felfi gur aus dunkelgrauem Granodiorit, die aus stilistischen

Abb. 4 : Keramikgefäß a l s Behältnis für eine Ibismumie (?), Ptolemäer- bis Römerzeit,

Photo: Gabriele Wenzel

Abb. 5: Würfelfigur eines Unbe-kannten, Granodiorit, wohl 25. Dyn., Photo: Gabriele Wenzel

Abb. 6: Königskopf mit Blauer Krone (Apriës?), Dichter Kalkstein, wohl 26. Dyn., Photo: Mathias Salomon

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Gründen der 25. Dynastie zugewiesen werden kann (Abb. 5). Leider ist sie ohne Inschriften, und auch über ihre Herkunft ist im Museum nichts bekannt, weshalb nur vermutet werden kann, dass sie ursprünglich im Thot-Tempel von Hermopolis aufgestellt war. In der Übergangszeit von der Herrschaft der Libyer (Dritte Zwischenzeit, 21.-24. Dyn.) zur Kuschitenzeit (25. Dyn.) ist in Hermopolis eine gewisse politische Selb-ständigkeit zu verzeichnen. Eine lokale Dynastie konnte sich hier etablieren, deren „König“ Thot-em-hab auch in Theben anerkannt war. Auf der bekannten Triumph-Stele des Königs Pije (Pianchi) im Museum von Kairo ist zudem der offenbar bedeutende Stadtregent Nimlot (var. Lamartu) bezeugt, der sich dem Eroberer aus dem Süden beugen musste. Aus dieser Periode könnte die Statue stammen.

Abb. 7: Isis, Wandfragment, Gipsstuck mit Bemalung, (2. Jh. n.Chr.?), Photo: Gabriele Wenzel

Die Datierung eines durch Beschädigung der Gesichtsdetails ziemlich stark in Mitleidenschaft gezogenen Königskopfes mit der Blauen Krone aus Kalkstein, der am Ende des Saals zwischen zwei Spätzeitsärgen aus bemaltem Holz steht, ist in Fachkreisen umstritten (Abb. 6). Möglicherweise stellt er den König Nektanebis („Nektanebos I.“, 30. Dyn., 380-363 v.Chr.) dar, der auch als Bauherr im Tempel von Hermopolis belegt ist. Nach Auffassung des amerikanischen Kunsthistorikers Jack L. Josephson spricht jedoch mehr für eine Zuschreibung an den Saïtenherrscher Apriës (26. Dyn., 589-570 v.Chr.), dessen Bildnistypus von einer Reihe stili-stisch gleichartiger Statuenköpfe her bekannt ist.Vorbei an fi gürlich bemalten römerzeitlichen Wandver-putz-Fragmenten, darunter einer thronenden Göttin Isis im klassisch-ägyptischen Stil (Abb. 7), gelangt der Besucher in die mittlere Halle. Dieser zentrale Raum des Museums ist gleichzeitig der größte. In drei Reihen angeordnet fi nden sich hier fünfzehn kastenförmige Vitrinen, in denen zahlreiche Mumienmasken aus bemaltem Stuck und auch eine kleine Goldmaske ausgestellt sind. Eine menschliche Mumie aus der Römerzeit, die im hintersten Teil des Raumes präsentiert wird, trägt noch die zu ihr gehörende Maske. Ein Großteil der Vitrinen enthält hier Amulette aus Fayence und Halbedelsteinen und Kleinplastiken, darunter eine weitere auffallende, ungefähr 20 cm hohe Würfelfi gur aus Kalkstein (Abb. 8).

Sie hat ihre Bemalung und damit auch die Inschriften voll-ständig verloren. Die schlanke, hohe Form des Körpers, dessen Glieder sich mit einer bewegten Konturlinie unter dem einhüllenden Tuch abzeichnen, wirkt keineswegs ent-spannt. Anstelle einer lockeren Hockhaltung haben wir hier eine förmliche Hab-Acht-Position vor uns. Dazu passt der nach unten gerichtete Blick, der zur Begegnung mit einer Gottheit bzw. der Teilhabe an ihrem Umlaufopfer gehört, der wichtigsten Sinnfunktion dieser besonderen Statuengruppe. Die ikonographischen Elemente der Statuette und ihre stili-stische Umsetzung datieren dieses Werk in die nachsaïtische Zeit, sehr wahrscheinlich in die 30. Dynastie, als ägyptische Bildhauer im Bereich von Relief und Freiplastik noch einmal zu einem verfeinerten Stil gelangten, der zu den Glanzlei-stungen ägyptischer Kunst gehört.

Abb. 9: Mumiformer Sarkophag, Kalkstein, Ptolemäerzeit, Photo: Mathias Salomon

Im hinteren Bereich des Raums sind zudem zwei qualität-volle spätzeitliche Steinsarkophage aufgestellt. Beide zeigen eine abstrahierte Mumiengestalt und stellen den Verstorbenen in den Umhüllungen dar, die ihm Schutz und Wiedergeburt verheißen. Die im Grunde fl ächig angelegten und dennoch kräftig modellierten Gesichter, ihre perfekte Symmetrie und die sorgfältige Ausarbeitung der Details dürfen als typisch

Abb. 8: Würfelfigur eines Unbekannten, Kalkstein, 30. Dyn., Photo: Mathias Salomon

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für die zweite Hälfte des 1. Jahrtausends v.Chr. angesehen werden (Abb. 9).Einen formalen Kontrast zu diesen im Grunde schlichten Steinsarkophagen stellen die reich bemalten kastenförmigen Holzsarkophage des Mittleren Reiches dar, die zu den wich-tigsten Exponaten des Museums zählen. Vier dieser reich de-korierten „Häuser für die Ewigkeit“ sind derzeit im Museum ausgestellt. Sie alle stammen aus der Fürstennekropole von Assiut und datieren in die Zeit der 12.-13. Dynastie.Der Sarg des Itef-ib ist unter ihnen der prächtigste. Als Grundfarben wurden für diesen Sarg ein intensives Blau und Ockergelb gewählt, d.h. Farben, die symbolisch für Lapislazuli und Gold stehen, die Materialien, aus denen die Götter bestehen. Auf der Stirnseite des Sarges fi ndet sich eine detailliert gemalte Scheintür (Abb. 10). Die rechte Seite ist dagegen mit einem hieroglyphisch stilisierten Augenpaar dekoriert, das einerseits als magisch wirksames Amulett dem Verstorbenen Unversehrtheit bzw. Wiederherstellung (nach der physischen Katastrophe des Todes) garantiert, andererseits ihm die Möglichkeit verleiht, seine Umwelt wahrzunehmen.

Abb. 11: Die Museumskuratorin Ms Jehan Nessim vor der Gruppenstatue des Pepi-anch und seiner Frau, aus Assiut, 6. Dyn.,

Photo: Harriet Freund

Beherrscht wird der Raum jedoch von einer erhöht aufgestell-ten Gruppenstatue, der größten fast vollständig erhaltenen rundplastischen Figur, die das Museum besitzt (Abb. 11). Sie stellt Pepi-anch, einen hohen Beamten des späten Alten Reiches, und seine Frau dar, die nebeneinander auf einer Bank sitzen. Die Statue wurde in einem Felsgrab in Mêr gefunden. Ihr ikonographischer Typus ist vor allem aus den Mastabagräbern von Giza und Saqqara gut bekannt, doch die über 1 m hohe mittelägyptische Plastik überragt die meis-ten der übrigen Belege dafür. Ihre ursprüngliche Bemalung ist in Teilen gut erhalten. Die Breitschultrigkeit der beiden Figuren und die unanatomische Längung der Arme der Frau sind Kennzeichen einer Disproportionalität, die uns auch in Reliefs dieser Übergangszeit begegnet.

Abb. 12: Lastenträger. Kalkstein-Relief aus Tell el-Amarna, späte 18. Dyn., Photo: Mathias Salomon

Im Durchgang zum dritten Erdgeschossraum, neben den polierten, honigbraunen Kalzit-Kanopen des Ibis-Priesters Anch-Hor (um 300 v.Chr.), fällt ein Relieffragment auf, das die gebeugte Gestalt eines Lastenträgers mit einem schwe-ren Sack auf dem Rücken zeigt (Abb. 12). Das versenkte Relief ist auffallend tief und kräftig modelliert, was das Bruchstück einem größeren Szenenzusam-menhang zuordnet. Es stammt angeblich aus Tell el-Amarna und könnte dort Teil eines Wandreliefs in einem der großen Aton-Tempel gewesen sein. Die Stauchung des Oberkörpers, die die Schwere der Last ausdrückt, kontrastiert merkwürdig mit der entspannt wirkenden „Amarna-Hand“. Auch in den stilisierten Gesichtzügen mit ihren übergro-ßen, mandelförmigen Augen und den vollen, leicht hervortreten-den Lippen gibt sich das Werk der Echnaton-Zeit zu erkennen.Eingangs, auf der linken Seite des dritten Raumes, ist die fast 50 cm hohe Standfi gur eines jungen Priesters mit kahlgescho-renem Kopf aufgestellt (Abb. 13). Die Plastik, die sogleich

Abb. 10: Kastensarg des Itef-ib aus Assiut. Holz mit Bemalung, 12. Dyn., Photo: Mathias Salomon

Abb. 13: Priester mit Osiris-Kanope, Dichter Kalkstein mit Bemalung, 2. Jh. n.Chr.(?),

Photo: Gabriele Wenzel

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die Abwendung von altägyptischen Gestaltungselementen zugunsten einer neuen, von der hellenistischen Bildhauer-kunst beeinfl ussten Formsprache zu erkennen gibt, wurde in Tuna el-Gebel gefunden. Mit seinen von einem weitfallenden Schultertuch verhüllten Händen hält der Mann eine Kultvase, wohl ein Bildnis des Gottes Osiris-Kanopos, vor sich. Wahr-scheinlich handelt es sich um die Darstellung einer Ritual-handlung. Auffällig sind die weiche Modellierung der Figur und das Fließend-Stoffl iche in der Wiedergabe des Falten-wurfes. Bemerkenswert ist auch der proportional vergrößerte Kopf, der leicht angehoben und nach rechts geneigt ist. Die mit schwarzer Farbe akzentuierten Augen blicken nach oben, wodurch im Betrachter der Eindruck frommer Andächtigkeit hervorgerufen wird. Eine ähnliche, noch größere Statue aus Alexandria, allerdings aus dunkelgrauem Granit, war im letzten Jahr bei der populären Wanderausstellung „Ägyptens Versunkene Schätze“ zu sehen.

Abb. 14: Kopf einer kolossalen Königsstatue, wohl frühe 19. Dyn., Kalkstein mit Resten von Bemalung, Photo: Mathias Salomon

Schräg gegenüber fällt der kolossale, fast 1 m hohe Kopf einer Königsstatue des Neuen Reiches mit Nemes-Kopf-tuch und Doppelkrone auf (Abb. 14). Das frei aufgestellte Skulpturenfragment aus Hermopolis besteht aus dichtem Kalkstein und verfügt noch über Reste der Bemalung. Die Lippen waren rot, das gestreifte Kopftuch gelb und blau bemalt und die Augen ursprünglich schwarz umrandet. Für die Datierung des inschriftenlosen Werkes ist vor allem der Zeitraum der späten 18. bis frühen 19. Dynastie in Betracht zu ziehen.Zwei bemalte Sandsteinkolosse aus dem Totentempel des Tut-anch-Amun in Theben (jetzt in den Museen von Chi-cago und Kairo) bieten Anhaltspunkte für einen zeitlichen Ansatz, der nicht allzu weit entfernt von der unmittelbaren Nach-Amarnazeit liegen dürfte. Allerdings ist im Tempel von Hermopolis nach der Zeit Amenophis’ III. nachweislich erst wieder unter Ramses II. eine Bauaktivität zu verzeichnen, die mit der Herstellung neuer Kolossalstatuen einhergegangen sein könnte.In diesem subtil modellierten Idealbild eines jugendlichen Herrschers schwingt noch etwas von der Weichheit der späten Amarnakunst nach, deren Erzeugnisse in der Umgebung von Hermopolis in der frühen 19. Dynastie sicher noch reichlich vorhanden waren. Vermutlich haben sie – trotz der offi ziel-len Abkehr von den künstlerischen Neuerungen Echnatons

– auch noch in der frühen Ramessidenzeit Einfl uss auf das lokale Kunstschaffen gehabt.In diesem Raum befi nden sich noch dreizehn Vitrinen, in denen mehrheitlich kleine Götterfi guren ausgestellt sind. Neben zahlreichen spätzeitlichen Ibissen, die teilweise mit Karneol, Obsidian und Muschelkalk eingelegt sind, fi nden sich auch Pavianstatuetten aus verschiedenen Materialien, wie Holz, Stein und leuchtend blaue Ägyptische Fayence. Einige von ihnen sind kunstvoll, wie eine Mumie, mit Lei-nenbinden umwickelt und stammen aus den unterirdischen Galerien der Bestattungsanlage der Heiligen Tiere in Tuna el-Gebel. Zu ihnen gehört der kleine hockende Mantelpa-vian aus Holz (Abb. 15). Durch einen Überzug mit Bitumen (Erdpech) ist er schwarz gefasst. Der Kopf des Tieres ist der einzige Körperteil, der nicht von den reißverschlussar-tig über den Körper gelegten Leinenbinden verhüllt wird. Vermutlich handelt es sich um eine Votivgabe, die in den un-terirdischen Grabanlagen der Paviane abgelegt wurde.Eine der schönsten Götterfi gu-ren im Mallawi-Museum stellt den Gott Osiris in menschlicher Gestalt dar (Abb. 16). Die ela-borierte Statuette (Höhe: ca. 25 cm), deren Körper vollständig stuckiert und vergoldet ist, besitzt einen mehrreihigen Halskragen, der in Prägetech-nik auf Brust und Schultern angebracht wurde. Die Augen bestehen dagegen aus Bronze und sind mit Kalkstein und Ob-sidian eingelegt. Aus Bronze sind auch die noch erhaltenen sekundären Kronenelemente gearbeitet, wie der Stirn-Uräus, das Widdergehörn und die seit-lich applizierten Maat-Federn der großen Atef-Krone, sowie insgesamt weitere sechs Uräus-schlangen mit Sonnenscheiben,

Abb. 15: Pavianstatuette mit Mumienbinden. Holz, Bitumen, Leinen, Ptolemäerzeit (?), Photo: Mathias Salomon

Abb. 16: Osiris, Holz, Stuck, Blattgold, Bronze und Karneol, nachsaïtisch, wohl Ptolemäer-zeit, Photo: Mathias Salomon

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die teilweise noch Einlageelemente aus Karneol besitzen. Ursprünglich befanden sich auch die aus Metall gearbeiteten Zepter des Totengottes, der Krummstab und der Wedel, in den Händen der Figur.

Abb. 17: Verschlussbrett eines Pavian-Schreines, Holz, stuckiert und bemalt, 27. Dyn., Zeit Darius’ I., Photo: Gabriele Wenzel

Weitere kleinformatige und ebenfalls als Votivgaben zu deutende Götterfi guren stellen die Göttin Isis mit dem Har-pokrates-Knaben, die Göttin Maat als Hockmumie mit einer Straußenfeder auf dem Kopf, den stiergestaltigen Apis oder die löwenköpfi ge Sachmet dar. Auch Gottheiten in der Er-scheinungsform von Schakalen (Upuaut bzw. Anubis) oder Katzen (Bastet) sind vertreten.

Abb. 18: Pavianmumie mit durch Harz anhaftenden Amuletten, Gold und Fayence, frühptolemäisch, Photo: Gabriele Wenzel

Ein seltenes Objekt ist der gut erhaltene, reich bemalte Sargschrein für eine Pavianmumie, der inschriftlich in die Zeit des Perserkönigs Darius’ I. (27. Dyn., reg. 522-486 v.Chr.) datiert ist (Abb. 17). In ihm ist auch die zugehörige Pavianmumie ausgestellt. Der Schrein besitzt die Form einer Götterkapelle mit einwärts geneigten Seitenwänden und einer

Bekrönung mit Rundstab und Hohlkehle. Die Mumie des Tieres wurde über ein hochziehbares Verschlussbrett auf der Vorderseite in den Kasten gelegt. Auf der Vorderseite erscheint König Darius selbst zweimal, im pharaonischen Stil, mit der Doppelkrone von Ober- und Unterägypten ge-krönt, beim Opfern eines Udjat-Auges. Darüber breitet ein auffl iegender Skarabäus seine Falkenschwingen und erhebt die rote Morgensonne, Symbol der Überwindung des Todes und der Regeneration.

Abb. 19: Mosaikglas-Plättchen, Ptolemäisch-römische Zeit, 1. Jh. v.Chr.-1. Jh. n.Chr., Photo: Gabriele Wenzel

Die Wichtigkeit der Tierbestattungen im spätzeitlichen Ägypten wird auch durch eine weitere, gut erhaltene Pavi-anmumie deutlich, deren Binden mit Harz und Salböl ge-tränkt sind (Abb. 18). An ihr haften noch die beigegebenen Amulette. Ein großer Djed-Pfeiler und ein Falke aus grüner Fayence schützen die Rückseite, während auf der Stirn ein goldenes Udjat-Auge und auf der Brust ein kleiner goldener Seelenvogel hervorstechen. Vermutlich handelt es sich um eines der im Tempel des Thot gehaltenen Ritualtiere, das an besonderer Stelle beigesetzt wurde. In der ptolemäerzeitli-chen Pavian-Katakombe sind noch die Grabnische und die Opferkultstelle des heiligen Tieres erhalten, die allerdings in moderner Zeit phantasievoll und daher recht fragwürdig rekonstruiert wurde.

Abb. 20: Einlage mit Darstellung des Bes, Blassblaue Fayence, Neues Reich-Spätzeit, Photo: Gabriele Wenzel

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Der obere Raum besitzt nicht ganz die Ausmaße der dar-unterliegenden mittleren Halle. Die Beleuchtung durch Oberlichter ist hier leider nicht so gut wie im unteren Geschoss. Ausgestellt fi nden sich hier neben einer Fülle von Textzeugen, darunter eine Vielzahl von demotischen und aramäischen Papyri, die lediglich übereinanderliegend zwischen Glasplatten gelagert werden, eine bunte Vielfalt von Funden aus den ptolemäisch-römischen Grabanlagen der Oberschicht von Tuna el-Gebel.Dazu gehört beispielsweise ein kleines, annähernd quadra-tisches Plättchen aus vorwiegend dunkelblauem opakem Mosaikglas (Abb. 19). In Farbgebung und Feinheit der Musterung erinnert es an technologisch verwandte Objekte aus der ägyptischen Sammlung des berühmten Kairener Kon-ditorei- und Kaffeehausbesitzers Achille Groppi, die derzeit im Hannoveraner Museum August Kestner zu erleben ist.

Abb. 21: Bes-Gefäß und darin gefundene Eier, gebrannter Ton, Ptolemäisch-römische Zeit, Photo: Gabriele Wenzel

Die Technik, eine Vielzahl farbiger Glasstäbe zu einem „Mo-saikstab“ zu bündeln und sekundär zu einem polychromen Glasbarren zusammenzuschmelzen, ist im 1. Jh. v.Chr. in Alexandria zur Blüte gekommen. Die Herstellung von Bunt-glaseinlagen in dieser Technik ist in Tuna el-Gebel jedoch schon früher nachzuweisen. Der berühmte Sarg des Petosi-ris (jetzt im Ägyptischen Museum Kairo) belegt den hohen Stand der Mosaikglas-Technologie schon im 4. Jh. v.Chr.Ein kleines Fayencetäfelchen, das in schwach erhabenem Relief den Gott Bes mit einer Gazelle zeigt, könnte dagegen noch etwas älter sein (Abb. 20). Ursprünglich gehörte es wohl als Einlage zu einem Möbelstück aus Holz. Bes, dem solar-regenerative Eigenschaften zugeschrieben wurden, wirkte jedoch nicht nur im Diesseits, in Haushalt und Fa-milie. Auch in der Nekropole versah man sich mit seinem wirkmächtigen Schutz und verehrte ihn als Garanten der Wiedergeburt im Jenseits. Seine Gestalt ist kurzbeinig und gedrungen; er erscheint mit zotteligem Fell und einem Kopf mit grotesken Zügen. Eine originelle Keramikskulptur auf der rechten Seite des Mittelgangs stellt zweifellos ebenfalls Bes dar (Abb. 21).

Die Augen und Brauen, die Nase und der Mund mit her-ausgestreckter Zunge wurden, ebenso wie die kleinen Ärmchen und Füßchen, aus einfachen Tonwülsten geformt und vor dem Brand an einem eiförmi-gen Gefäß befestigt. Trotz des anspruchslosen Werkverfahrens entstand so ein rührend-naives und zugleich ausdrucksstarkes ägyptisches Götterbild. In derselben Vitrine werden auch zwei Eier verwahrt, die in dem Gefäß gefunden wurden. Ihre evidente Wiedergeburtssym-bolik steht offenbar in engem Zusammenhang mit dem „Ge-burtshelfer“ Bes.Abschließend sei noch auf zwei besondere Objekte hingewiesen, die über Mallawi hinaus bekannt sind und die im hinteren Teil des Obergeschosses aufbewahrt werden. Beide stammen aus der späteren 18. Dynastie. Leider sind die Exponate nicht speziell ausgeleuchtet und liegen zumeist im Halbdunkel, weshalb man sie leicht über-sehen kann. Das erste ist die sog. Elle des Panehsy aus der Zeit Ameno-phis’ III. Es handelt sich um das 15 cm lange Fragment einer Votivgabe aus schwarzem Granit in Gestalt eines dicht be-schrifteten Längenmaßes, das gleichzeitig eine Gauliste und eine Art Stundenbuch darstellt (Abb. 22). Die Inschrift belegt die vorwiegend religiöse Bedeutung der Elle, mit deren Hilfe man zu einem „Ach“, einem verklärten, mächtigen Toten wird, der das Jenseitsgericht besteht. Das seltene Stück wurde 1940 in dem Hauptgang der unterirdischen Grabanlage der heiligen Ibisse in Tuna el-Gebel von Sami Gabra gefunden. Auch ein Hochzeitsskarabäus der berühmten Echnaton-Eltern Amenophis III. und Teje stammt von dort.

Abb. 23: Reliefblock aus Tell el-Amarna, Kalkstein, 18. Dyn., Zeit des Echnaton, Photo: Mathias Salomon

Das zweite ist ein reliefi erter Kalksteinblock, der schon durch sein klassisches „Dreier“-Maß (d.h. drei Handspannen breit) auffällt und in die Zeit Echnatons eingeordnet werden kann (Abb. 23). Seine Darstellungen sind überaus fein, wobei die einzelnen Motive nur wenige Zentimeter hoch sind. Auf der linken Seite sind vier Männer zu erkennen, die im Freien mit Steinmetzarbeiten beschäftigt sind. Die rechte Bildhälfte zeigt dagegen eine Architekturdarstellung. Im oberen Bild-feld ist ein Diener in einem Raum oder einem umwallten Hof

Abb. 22: Votiv-Elle des Panehsy, Granit. Aus den Tiergalerien von Tuna el-Gebel, 18. Dyn., Z e i t A m e n o p h i s ’ I I I . ,

Photo: Gabriele Wenzel

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bei der Arbeit zu erkennen, während sich in der angrenzenden Säulenhalle ein weiterer Diener, zwei leere Hocker mit Fuß-matten und eine große Menge von Vorräten befi nden. Leider sind nur wenige derartige Blöcke aus den Aton-Tem-peln von Amarna erhalten geblieben, weshalb keine zwei-felsfreie Rekonstruktion des szenischen Zusammenhangs möglich ist. Der erstaunliche Detailreichtum des Reliefs und seine Kleinteiligkeit lassen vermuten, dass es ursprünglich zu einer der kleineren, „Sonnenschatten“ genannten Kapellen gehört haben könnte, über die nur Angehörige des Königs-hauses verfügten.Um nur einen Überblick zu gewinnen, sollte man diesem Museum mindestens eine Stunde Zeit widmen. Die ausge-stellten Objekte erlauben einen tiefen Einblick insbesondere in die religiöse Vorstellungswelt der Alten Ägypter. Vor oder nach dem Besuch von Tell el-Amarna, Aschmunein oder Tuna el-Gebel wird man zweifellos am meisten mit den hier gezeigten Stücken verbinden können.

Helmut BrandlTechnische AngabenTechnische Angaben:Öffnungszeiten: 8.30 - 14.30 Uhr (Abweichungen möglich).Der Eintrittspreis beträgt derzeit 6 L.E., Photographierer-laubnis (ohne Blitz!) 10 L.E. am Kartenhäuschen erhältlich. Das Museum ist im Erdgeschoss auch für Behinderte zugäng-lich. Eine Schwierigkeit stellt lediglich die kleine Freitreppe außen dar. Der obere Raum ist jedoch nur über eine relativ steile Treppe zu erreichen. Da das elektrische Licht nicht zuverlässig funktioniert, ist eine Taschenlampe für den be-sonders interessierten Besucher unverzichtbar.

Anmerkung:* Die Passage aus dem Großen Aton-Hymnus des Echnaton ist zitiert

aus Christian Bayer, Echnaton: Sonnenhymnen (Ägyptisch/

Deutsch), Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18492, Stuttgart 2007, S. 13

Literatur:Messiha H. u. M.A. Elhitta, Mallawi Antiquities Museum: A brief description, Cairo 1979Gabra, S., Chez les derniers adorateurs du Trisméghiste. La Nécropole d´Hermopolis Touna el-Gebel, Le Caire 1971Ders., „Condée Votive de Touna el-Gebel Hermopolis Ouest. La Khemenow pa Meket des Égyptiens“, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abt. Kairo 24, 1969, 129-135Ders., Fouilles de l’Université Fouad Ier, à Hermopolis Ouest Tounah el-Gebel et Meir, saison 1946-1947, Bulletin of the Faculty of Arts, Fouad I University, Band 9,1 (1947), S. 131-134Hampl, M.B., „Begegnung mit einer Prinzessin. Eine Reise nach Mittelägypten“, in: aMun - Magazin für die Freunde der Ägyptischen Museen, 9. Jahrgang / Heft Nr. 33 – Juli 2007, S. 48-51Abou-Ghazi, D., „Sami Gabra and our Museums“, in: Vies et Travaux II: Sami Gabra: From Tasa to Tuna, Le Caire 1984, S. 25-29 (mit Objektliste der im Museum von Mallawi ausgestellten Funde aus Tuna el-Gebel)Josephson, J.A., Egyptian Royal Sculpture of the Late Period (400-246 B.C.). Deutsches Archäologisches Institut, Abt. Kairo, Sonderschrift Nr. 30, Mainz 1997Kessler, D., M. A.. Nureddin, „Der Tierfriedhof von Tuna el-Gebel“, in: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte, Nr. 25/3, S. 252-265, Mainz 1994Ders., Historische Topographie der Region zwischen Mallawi und Samaluţ. Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Reihe B, Nr. 30, Wiesbaden 1981Ders., Die Galerie C von Tuna: Forschungsstand bis 1983, in: J. Boessneck (Hrsg.), Tuna el-Gebel I. Die Tiergalerien, Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 24, Hildesheim 1987, 3ff.D. Kessler et al., Ägyptens Letzte Pyramide. Das Grab des Seuta(s) in Tuna el-Gebel, Verlag Patrick Brose, München 2007Myśliwiec, K., Der Kopf einer Statue Nektanebos´ I. aus Hermopolis Magna, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abt. Kairo 47, S. 263-268El-Zaghloul, H.O.M., „An Ancient Egyptian Pyramid Text on Two Wooden Fragments from the Mallawi Museum“, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abt. Kairo 50, S. 307-308

Sonderausstellung im Knauf-Museum Iphofen vom 1. Juni bis 2. November 2008

Der in der Religion Altägyptens tief verwurzelte Glaube an die Überwindung des Todes und ein Leben danach ist mit Begriffen wie Totenglaube und Totenkult völlig unzutref-fend beschrieben. In den Illustrationen der altägyptischen Jenseitsführer, die wie Totenbuch und Amduat ins Innere der Särge, auf die Wände der Gräber oder auf Papyrus ge-schrieben wurden, steht die Sonne als Inbegriff des ewigen Kreislauf des Lebens im Mittelpunkt. So ist die Mumie für den Ägypter nicht ein präparierter Leichnam, sondern versinnbildlicht eine Zwischenstation der Verwandlung zu einem jenseitigen, unsterblichen Wesen. Auf dem Weg zum ewigen Leben durchquert es die von der Nachtsonne erhellte Unterwelt und wird mit dem Sonnenaufgang neu geboren.Die Jubiläumsausstellung zum 25-jährigen Bestehen des Knauf-Museum Iphofen zeigt diese Vision einer glückseli-gen Ewigkeit. Sie erzählt von der Überwindung der Trauer, an deren Stelle die Gewissheit paradiesischen Lebens tritt. Die Reliefbilder eines 8 t schweren Steinsarkophages kehren in den bunten Malereien der auf Papyrus geschriebenen Jen-seitsführer wieder. Hieroglyphentexte und Götterbilder der bemalten Holzsärge schildern das Leben in der Gemeinschaft

Auf immer und ewig. Visionen vom Jenseits im Alten Ägypten

der Unsterblichen. Die vergol-deten Mumienmasken und le-bendig wirkenden Stuckköpfe zeigen glückliche, zukunfts-frohe Gesichter. Die positive, erwartungfrohe Einstellung der Alten Ägypter zum Jenseits gibt der altägyptischen Kunst, deren Werke zu einem großen Teil aus Gräbern stammen, eine heitere Harmonie: So führt die Ausstellung nicht in ein fi nste-res Totenreich, sondern lädt in die Gefi lde der Seligen ein, die unter ewig strahlender Sonne blühen.Die Ägyptischen Museen Berlin und München, dem Knauf-Museum seit Anbeginn verbunden, stellen zur Jubi-läumsausstellung Spitzenwerke zur Verfügung und schaffen damit die Grundlage für die längst überfällige Revision der altägyptischen Jenseitsvorstellungen. Eine Audio-Führung auf der Grundlage der Originaltexte vertieft das ästhetische Erlebnis.

(nach dem Pressetext)

Figur eines Falken, Gold, Pto-l emäe rze i t , um 300 v.Chr.Ä g y p t i s c h e s M u s e u m u n d

Papyrussammlung, Berlin

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