differenzierende schreibaufgaben: aufgaben, die fördern
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Werner Senn Werner Senn
Differenzierende Schreibaufgaben: Aufgaben, die fördern und fordern
Überlegungen zur Konstruktion von wirksamen Schreibaufgaben
Werner Senn,
Pädagogische Hochschule Luzern
Werner Senn Werner Senn
Lerninseln
Da es sich um einen Workshop handelt, bitte ich Sie, sich jeweils zu zweit oder zu dritt zusammenzusetzen und Lerninseln zu bilden.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn
Übersicht
1. Struktur produktiver Aufgaben
2. Schreibauftrag
3. Schreibziel
4. Schreibmaterial
5. Soziale Interaktion
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Kompetenzbereiche des Deutschunterrichts
Die Domänen des Sprachhandelns Aufgaben zum produktiven Sprachhandeln
unterscheiden sich von denjenigen zum rezeptiven Sprachhandeln.
Rezeption Produktion
Schriftlichkeit Lesen Schreiben
Mündlichkeit Zuhören Sprechen
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Werner Senn Werner Senn 5
Der Schwierigkeitsgrad von Aufgaben zur Sprachrezeption wird stark durch die Komplexität des Textes bestimmt, der gelesen oder gehört wird (inhaltlich wie sprachlich).
Der Schwierigkeitsgrad von Aufgaben zur Sprachproduktion hängt zu einem grossen Teil von den Lösungserwartungen ab, also welche Ansprüche der zu produzierende Text erfüllen soll (z. B. Brief an den Bundesrat schreiben).
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
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Werner Senn Werner Senn 6
Schreibkompetenz
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Was bedeutet Schreiben?
Werner Senn Werner Senn
Schreibaufgabe – 3. Schuljahr Schreibwelt «Die geheimnisvolle Schatzinsel»
«Die Sprachstarken 3» Sprachbuch, S. ����
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Konzept Schreibwelt: Imagination
Eine Schreibwelt stellt eine in sich geschlossene Fantasiewelt dar, in der die S im Rahmen eines Rollen- oder Planspiels mehrmals schreiben.
– Eine fiktive Welt wird aufgebaut und inszeniert. – Die S imaginieren: Sie tauchen in die (fiktive) Welt
ein. – In dieser Welt existieren unterschiedliche Rollen und
es ergeben sich «authentische» Schreibanlässe, die sinn- und absichtsvoll sind.
– Die S übernehmen dabei eine Rolle und schreiben aus dieser Rolle heraus.
(vgl. Lindauer & Senn 2010, 56 ff.)
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Konzept Schreibwelt: Schreibsituation
Eine Schreibwelt stellt so eine spezifische Lernumgebung fürs Schreiben dar.
– Der Schreibanlass situiert sich im spezifischen
Sinnzusammenhang der Fantasiewelt. – Es wird eine bestimmte Textsorte geschrieben
(z. B. Erlebnisgeschichten erzählen). – In einer Schreibwelt wiederholt sich der
Schreibanlass mehrmals, so dass sich ein Trainingseffekt einstellt.
– Die Schreibaufgabe ermöglicht einen zielgerichteten Aufbau von spezifischen Schreibkompetenzen durch entsprechendes Trainingsmaterial.
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Konzept Schreibwelt: Beurteilen
Eine Schreibwelt ist auf ein selbstgesteuertes Sprachlernen ausgerichtet. Sie braucht dementsprechend ein kommunikativ ausgerichtetes Beurteilungskonzept.
– Im Verlauf der Handlungsstränge in der Schreibwelt
ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zum Austausch und zum gegenseitigen Feedback.
– Peer-Rückmeldungen verlangen klare Zielsetzungen und Kriterien fürs Schreiben.
– Dies bedingt ein transparentes Förder- und Beurteilungskonzept, in dem die Fremdbeurteilung die Selbstbeurteilung anregt und unterstützt.
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Schreibauftrag Situierung des Schreibens: Rahmengeschichte der Schatzinsel
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Struktur einer Schreibaufgabe
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Schreib-ziel
Adressat/-in Inhalt Sprache
Soziale Interaktion
Schreibkonferenz
Thematisches Wissen
Material
Sprachliches Wissen
Handlungs-wissen
Produktziel
Ideen finden Entwerfen
Prozessziel
Überarbeiten
Kriterien
Schreib-Anleitung
Schreib-auftrag
Werner Senn Werner Senn
Revidiertes Schreibprozessmodell
Evaluative Leseprozesse
Entscheidungs- und Reflexionsprozesse
Ideen finden, planen, formulieren, überarbeiten
Schreibziele
Prädisposi-tionen
Überzeu-gungen Kosten / Nutzen
Schreib-pläne
Arbeitsgedächtnis (Verarbeitung)
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(vgl. Hayes 1996)
Langzeitgedächtnis (Wissen)
Schreibumgebung Schreibaufgabe
Soziale Umgebung
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Übersicht
1. Struktur produktiver Aufgaben
2. Schreibauftrag
3. Schreibziel
4. Schreibmaterial
5. Soziale Interaktion
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Überblick Schreibaufgabe:
Auftrag
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Schreib-Anleitung
Schreib-auftrag
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Schreibauftrag Situierung des Schreibens: Rahmengeschichte der Schatzinsel
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Schreib-Anleitung
Werner Senn Werner Senn Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Ereigniskarten
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Im Schreibauftrag wird das Schreiben situiert: Es wird in einen kommunikativen Rahmen gesetzt.
Der Schreibauftrag initiiert das Schreiben und motiviert zum Schreiben.
Der Schreibauftrag leitet den Schreibprozess an. - Wenn der Schreibprozess Schritt für Schritt anleitet
und der Schreibauftrag ein grosses Motivations-potential hat, wirkt er unterstützend.
- Wenn der Auftrag mit einer anspruchsvollen Situierung gestellt wird, erhöht dies die Ansprüche.
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Differenzierende Schreibaufträge Schreib-Anleitung
Werner Senn Werner Senn 19
Diskutieren Sie Möglichkeiten, wie Sie den Anspruch des Schreibauftrags der Schreibwelt variieren können.
- Verändern Sie mit der Situierung den
Sprachhandlungskontext, so dass die Ansprüche steigen.
- Verändern Sie einzelne Aspekte der Schreibanleitung, so dass sich die Ansprüche verändern.
- Wie haben Sie Schreibaufträge variiert? Tauschen Sie Erfahrungen aus.
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Lerninsel 1: Schreibauftrag
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Situierung in den Sprachhandlungskontext - von einer linearen Erzählweise zu einer komplexeren
Erzählform ĺ�]ZHL�3HUVSHNWLYHQ��]ZHL�(U]lKOVWUlQJH��Rückblenden, Erinnerungen etc.
- vom Erzählen zum Argumentieren: z. B. Wegentscheid begründen aufgrund der Erfahrung des Vortags
Schreibanleitung anspruchsvoller gestalten - Ideen finden, entwerfen und überarbeiten - Komplexere Schreibstrategien einsetzen (z. B.
Überarbeitungsstrategien)
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Möglichkeiten beim Schreibauftrag
Werner Senn Werner Senn
Schreibwelt «Geschichten auf Reisen»
«Die Sprachstarken 5» Sprachbuch, S. ����
Werner Senn Werner Senn Symposion Deutschdidaktik, Sektion 7, Augsburg 2012
Schreibschritt 1: Ideenstube
Mehrere Techniken zum Ideenfinden anbieten.
Werner Senn Werner Senn
Anspruchsvolle Prozessanleitung
«Die Sprachstarken 5» Arbeitsheft, S. 17
Im Band 5 des Lehrmittels «Die Sprachstarken» sind die vier Schreibschritte als Schreibprozess differenziert angeleitet. Diese Anleitung kann als Modell verwendet werden, um den Anspruch in Bezug auf den Schreibprozess zu erhöhen.
Unterschiedliche Formen der Anleitung.
Werner Senn Werner Senn
Vier Schritte des Schreibens
«Die Sprachstarken 5» Arbeitsheft, S. 17
Werner Senn Werner Senn
Vier Schritte des Schreibens «Die Sprachstarken 5» $UEHLWVKHIW��6������
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Übersicht
1. Struktur produktiver Aufgaben
2. Schreibauftrag
3. Schreibziel
4. Schreibmaterial
5. Soziale Interaktion
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Überblick Schreibaufgabe:
Schreibziel und Kriterien
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Schreib-ziel
Adressat/-in Inhalt Sprache
Produktziel
Ideen finden Entwerfen
Prozessziel
Überarbeiten
Kriterien
Schreib-auftrag
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Schreibziele sind wesentlich für das Schreiben.
- Prozessziele beziehen sich auf klare Vorstellungen von den Vorgehensweisen und Strategien beim Schreiben.
- Produktziele beziehen sich auf klare Vorstellungen vom Text.
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Schreibziele
Produktziel
Prozessziel
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Schreibkompetenzmodell
Warum und wem
schreibe ich? Was will ich erreichen?
Zielsetzungskompetenz
Was schreibe ich?
Inhaltliche Kompetenz
Wie formuliere und überarbeite ich? Formulierungs-
kompetenz
Wie baue ich den Text auf?
Strukturierungs-kompetenz
(Vgl. Fix 2006)
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Zielsetzungskompetenzen Warum, wem, mit welchem Ziel?
Kog
nitiv
e O
pera
tione
n • Schreibanlass erfassen, Aufgabe verstehen
• Klären der Schreib-funktion
• Setzen eines ersten Schreibziels
• Rezipient/-in antizipieren
• Motivation/ Emotionen A
bent
euer
gesc
hich
te
• Spannende Geschichten, die die Zuhörer/-innen packen.
• Tagebuch: Die Abenteuer des Tages erzählen
• Wem erzähle ich die *HVFKLFKWHQ"�ĺ�GHQ�andern am Lagerfeuer
• Was wissen die Zuhörer/-innen?
(vgl. Fix, 2006)
Tagebuch schreiben
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Schreibziele im Kompetenzmodell von Fix (2006)
Zielsetzungskompetenz ist ein eigener Kompetenzbereich, der Planungsprozesse wie Aufgabenanalyse, Schreibziele setzen, Rezipientenantizipation, Motivation umfasst.
Aus der Klärung der kommunikativen Situation
ergeben sich Schreibziele. Die Ziele sind zu Beginn des Schreibens von
«mittlerer Präzision» (Fix 2006, 28). Im Lauf des Schreibens werden nach und nach
konkretere Ziele abgeleitet. Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
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Kompetente Schreiber/-innen
Die Modelle gehen davon aus, dass der Schreibprozess grundsätzlich intentional gesteuert ist (Problemlöseprozess / Handlung).
Schreibziele sind vor allem zu Beginn des Schreibens häufig unklar «ill-defined problem».
Für Schülerinnen und Schüler zu Beginn ihrer Schreibentwicklung (Novizen) ist zielorientiertes Vorgehen meist nicht möglich.
Bewusstes Setzen von Schreibzielen ist ein wesentliches Merkmal kompetenter Schreiber/ -innen
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(Hayes, Flower, Schriver, Stratman & Carey 1987, 212)
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Schreibprozess
Formulieren Überarbeiten Planen
Ideen generieren
Strukturieren
Ziele setzen
Schreibprozesse
Formulieren
Überarbeiten
Planen
Kommunikative Zielvorstellungen
Evaluierend lesen Schreibziel
Schreibprodukt
Inhaltliche Zielvorstellungen
Sprachliche Zielvorstellungen
Produktziele Prozessziele
Aufgabe lesen
Schreibziele: Prozess- und Produktziele
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Ziele und Selbstwirksamkeit
Erreichbare Ziele ermöglichen es, die Selbstwirksamkeit einer Handlung zu erfahren:
– Ziele beziehen sich auf zukünftige, angestrebte
Handlungsergebnisse. Sind sie konkret und erreichbar, sind sie wirksam.
– Sie sind Vorwegnahmen von Handlungsfolgen. – Wenn die Handlungsergebnisse bzw. die (positiven)
Folgen einer Handlung auf das eigene Handeln zurückgeführt werden können, ermöglicht dies, die Selbstwirksamkeit zu erfahren.
(vgl. Bandura 1977; Pajares & Valiante 2006; Pajares, Valiante & Cheong 2007)
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Selbstwirksame Nahziele
Selbstwirksame Nahziele sind überschaubar. – Ziele strukturieren den komplexen Schreibprozess in
überschaubare Phasen. Selbstwirksame Nahziele sind konkret.
– Ziele leiten den Schreibprozess an. Selbstwirksame Nahziele sind erreichbar.
– Die einzelnen Etappen sind so gegliedert, dass sie Schritt für Schritt ausführbar sind.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
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Ziele und Selbstregulation
Ziele sind der Orientierungspunkt einer Handlung und ermöglichen Selbstregulation.
– Sie übernehmen handlungsregulierende Funktion,
indem sie die Handlung auf das Ziel hin organisieren eine Beurteilungsgrundlage für den Vergleich zwischen
intendierten und realisierten Ergebnissen bilden den Massstab liefern für die Bewertung der erreichten
Ergebnisse, um festzustellen, wie erfolgreich die Handlung war
(vgl. Kleinbeck 2006)
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
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Der Schreibprozess wird durch die Schreibziele gesteuert.
- Der Anspruch an Prozessziele wird stark vom Grad an
Selbstständigkeit bestimmt: Wie stark werden die einzelnen Prozesse angeleitet bzw. die Ziele vorgegeben?
- Wie selbständig werden sie gesetzt und angewendet?
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Differenzierung: Prozess-Schreibziele Prozessziel
Werner Senn Werner Senn 38
Der Schreibprozess wird durch die Schreibziele gesteuert.
- Der Anspruch an Produktziele hängt mit der
Differenziertheit dieser Zielvorstellung zusammen: Wie sind die Erwartungen an den Text, das Schreibprodukt?
- Eine grössere Differenziertheit der Schreibkriterien erhöht den Anspruch.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Differenzierung: Produkt-Schreibziele Produktziel Kriterien
Werner Senn Werner Senn
Diskutieren Sie Möglichkeiten, wie Sie den Anspruch von Schreibzielen bei Schreibaufgaben variieren können.
- Wie können einzelne Prozessziele des
Schreibprozesses unterschiedlich anspruchsvoll gesetzt werden?
- Wie können einzelne Produktziele unterschiedlich anspruchsvoll gesetzt werden?
- Wie haben Sie in Schreibaufgaben Schreibziele variiert? Welche Schreibziele sind Ihnen wichtig? Tauschen Sie Erfahrungen aus.
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Lerninsel 2: Schreibziele
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Sprachstrategien erwerben
Um selbstreguliert lernen zu können, müssen Strategien erworben werden, also zielgerichtete und damit planvolle Vorgehensweisen. Es braucht ein explizites Strategietraining, um
die Strategie kennenzulernen, zu beobachten und zu üben.
(Vgl. Graham & Harris 2012, 2005)
Ermöglicht den Aufbau von Zielvorstellungen der Strategie
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Schreibstrategie PIRSCH
Anleitung zum Planen, Ideenfinden und Strukturieren
41 QUIMS-Veranstaltung: 18. 3. 2015 / Werner Senn
Inhaltliche ZielvorstellungGrundidee der Geschichte
Kommunikative ZielvorstellungWirkung der Geschichte
Inhaltliche ZielvorstellungAufbau der Geschichte
(Vgl. Quims-Aufgaben, entwickelt von Afra Sturm, 2015)
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Überarbeitungsstrategie
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Auffällige Textstellen, die von den Zielvorstellungen abweichen, werden markiert und auf Post-it-Zetteln verbessert.
«Die Sprachstarken» .DUWHLNDUWHQ������ S 3.4a/b
Werner Senn Werner Senn 43
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Differenziertheit der Kriterien «Die Sprachstarken» Selbstbeurteilung 3. Klasse
«Die Sprachstarken» Fremdbeurteilung 5. Klasse
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Übersicht
1. Struktur produktiver Aufgaben
2. Schreibauftrag
3. Schreibziel
4. Schreibmaterial
5. Soziale Interaktion
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Überblick Schreibaufgabe:
Material
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Thematisches Wissen
Material
Sprachliches Wissen
Handlungs-wissen
Schreib-Anleitung
Schreib-auftrag
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Beim Schreiben benötigen die Schreibenden grosses Wissen.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Material: Wissen
Thematisches Wissen Inhalte Schreibideen
Sprachliches Wissen Textmuster Sprachliche Mittel
Handlungswissen Kommunikatives Wissen Weltwissen
Material
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Schreiben verlangt grosses Wissen. Eine Schreibaufgabe kann zur Differenzierung unterschiedlich viel und unterschiedlich anspruchsvolles Material zur Verfügung stellen. - Angebotenes Grundwissen und sprachliche Muster
(Text, Formulierungen), die zur Lösung der Aufgabe nötig sind, wirken entlastend.
- Wissen und sprachliche Muster, die die Aufgabe erweitern, erhöhen die Ansprüche. Wird von den S verlangt, dass sie sich dieses Wissen selbst recherchieren, ist die nochmals anspruchsvoller.
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Differenzierendes Material Material
Werner Senn Werner Senn 48
Diskutieren Sie Möglichkeiten, wie Sie den Anspruch des Wissens, das vom Material des Schreibauftrags vermittelt wird, variieren können.
- Verändern Sie die Situierung in den
Sprachhandlungskontext, so dass die Ansprüche steigen.
- Verändern Sie einzelne Aspekte der Schreibanleitung, so dass sich die Ansprüche verändern.
- Wie haben Sie in Schreibaufträgen mit dem zur Verfügung gestellten Material variiert? Tauschen Sie Erfahrungen aus. Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Lerninsel 3: Material
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Situierung in den Sprachhandlungskontext - Anstelle von Ereigniskarten (fiktiv) können Sachtexte
eingesetzt werden, die Informationen über unbekannte Inseln vermitteln.
- Informationen über spezifische Orte können auch selbst recherchiert werden.
Schreibanleitung gestalten - Ideen finden, entwerfen und überarbeiten - Komplexere Schreibstrategien einsetzen (z. B.
Überarbeitungsstrategien)
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Möglichkeiten beim Material
Werner Senn Werner Senn
Überarbeiten mit der Textlupe
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Indem differenziertere Rückmeldungen verlangt werden, kann der Anspruch der Arbeit mit der Textlupe gesteigert werden. z. B. können zusätzlich Textbelege verlangt werden, Beschreibungen der Wirkung der Textstelle etc.
3. Klasse 5. Klasse
Werner Senn Werner Senn
Umsetzung auf Karteikarten
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
«Die Sprachstarken» .DUWHLNDUWHQ������ S 1.4a/b
Werner Senn Werner Senn
Übersicht
1. Struktur produktiver Aufgaben
2. Schreibauftrag
3. Schreibziel
4. Schreibmaterial
5. Soziale Interaktion
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn
Überblick Schreibaufgabe:
Soziale Interaktion
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Soziale Interaktion
Schreibkonferenz
Schreib-Anleitung
Schreib-auftrag
Werner Senn Werner Senn 54
Schreiben findet in einem sozialen Kontext statt. Die Schreibenden müssen deshalb fähig sein, die Perspektive zu wechseln und die Situation der Adressaten einzunehmen (adressatenorientiertes Schreiben). - Kooperative Elemente unterstützen diesen
Perspektivenwechsel, da die Kollegin / der Kollege die Sicht des andern übernehmen kann (z. B. Schreibkonferenzen).
- Wenn eine grössere Differenziertheit in den sozialen Interaktionen verlangt wird, erhöht dies den Anspruch.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Differenzierung: Kooperative Elemente Soziale Interaktion
Werner Senn Werner Senn
Diskutieren Sie Möglichkeiten, wie Sie die Gelegenheiten der sozialen Interaktion variieren können.
- Wie können einzelne Teilschritte des
Schreibprozesses kooperativ gestaltet werden? - Verändern Sie einzelne Aspekte dieser kooperativen
Elemente, so dass sich die Ansprüche verändern. - Wie haben Sie in Schreibaufgaben mit dem Element
der sozialen Interaktion variiert? Tauschen Sie Erfahrungen aus.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Lerninsel 4: Soziale Interaktion
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Kooperativ Überarbeiten: - Schreibkonferenzen können einfach gestaltet werden.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Differenzierung: sozialen Interaktionen
«Die Sprachstarken 3» Arbeitsheft, S. 15
Werner Senn Werner Senn 57 Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Sozialen Interaktionen
Schreibkonferenzen können anspruchsvoller gestaltet werden. «Die Sprachstarken»
.DUWHLNDUWHQ������ S 3.1a/b
Werner Senn Werner Senn
Fazit
1. Aufgaben, die motivieren 2. Aufgaben, die fördern 3. Aufgaben, die fordern
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn
Schreibaufgabe – 3. Schuljahr Schreibwelt «Die geheimnisvolle Schatzinsel»
«Die Sprachstarken 3» Sprachbuch, S. ����
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Abenteuer-Tagebuch: Alisa
Werner Senn Werner Senn Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Zweites Abenteuer: Alisa
Werner Senn Werner Senn Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Drittes Abenteuer: Alisa
Werner Senn Werner Senn Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Viertes Abenteuer: Alisa
Werner Senn Werner Senn Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Abenteuer-Tagebuch: Janik
Werner Senn Werner Senn
Situierung und Ziele der Aufgabe
Schreiben als soziale Praxis bietet ein grosses Motivationspotential:
Es braucht Lernumgebungen, in denen sprachliches Handeln
Sinn-voll und Absichts-voll ist: Das Schreiben ist in einen sinnvollen kommunikativen Rahmen eingebettet. Schreibziele und Funktion der Aufgabe müssen geklärt sein
(Schreibsituation, Schreibziele: kommunikativ, inhaltlich, sprachlich). Es braucht Lernumgebungen, in denen das sprachliche
Handeln gelernt und praktiziert werden kann (in der es nicht nur überprüft wird).
(vgl. Bruning & Horn 2000)
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
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Schreibprozess und Schreibschritte
Schreibaufgaben sind prozessorientiert:
Die Aufgabe leitet den Schreibprozess Schritt für Schritt an und bietet Herstellungskriterien. Die Aufgabe ist in einzelne überschaubare Schreibschritte
aufgeteilt, die einzelne Schreibprozesse fokussieren und mithilfe von Nahzielen überprüft werden können. Dies fördert die Selbstwirksamkeit.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn
Kompetenzerfahrungen
Schreibaufgaben ermöglichen die Erfahrung, kompetent und selbstwirksam zu schreiben:
Die Aufgabe ist produktorientiert: Die Schüler/-innen erhalten
Muster, Textsortenvorgaben oder entsprechende Instruktion, damit sie sich eine klare Vorstellung vom Text aufbauen können. Es braucht klare Erfüllungskriterien. Die Aufgabe macht einen Kompetenzzuwachs sichtbar:
Einzelne Lernschritte sind definiert (Ideenfindung, Textentwurf, Schlussfassung). Dies ermöglicht Kompetenz-erfahrungen und fördert die Selbstwirksamkeitserfahrung. Ein förderorientiertes Beurteilungs- und Feedbackkonzept
(Selbstbeurteilungsformen) ermöglicht Selbstbeurteilung, um selbstständig arbeiten zu können.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
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Soziales und kooperatives Handeln
Schreibaufgaben schaffen viele kommunikative Situationen während des Schreibens:
Die Aufgabe ermöglicht Kooperation (kooperatives
Ideenfinden, arbeitsteiliges oder gemeinsames Schreiben). Der Schreibprozess ist auf Peerfeedback angelegt,
ermöglicht Austausch (z. B. Schreibkonferenzen, gegenseitige Schreibberatung). Die entstehenden Texte werden im Sinne einer sozialen
Praxis präsentiert und gewürdigt: Präsentationen, Vorleserunden, Klassenbibliothek etc.
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn
Selbstbestimmung
Schreibaufgaben lassen Raum zur Selbstbestimmung:
Die Aufgabe bietet Freiraum, um im Schreiben und in den
Gedankenwelten zu versinken (Imagination) und tätigkeitszentriert und interessegesteuert zu schreiben. Sie bietet Wahlmöglichkeiten: Thema, Vorgehensweise,
Zeitrahmen, so dass sich die S als autonom erleben . Die Aufgabe ermöglicht ein selbständiges Einschätzen der
Arbeit und/oder ein Peer-Feedback (Selbstbeurteilungskompetenz). Ausformulierte Kriterien unterstützen ein differenziertes Gespräch über die Qualitäten der Arbeit und selbstständiges Arbeiten (selbstreguliertes Lernen).
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
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Fördern und fordern (I)
Geringere Anforderung
– Kleines thematisches Sachwissen
– Thematische Geschlossenheit
– Wissen wird vorgegeben (abgegebene Materialien)
– Sprachliches Wissen über Texte und Textprozeduren aus dem Alltag
– Sprachliche Muster (Textprozeduren und Mustertexte) vorgegeben
Grössere Anforderung
– Grosses thematisches Sachwissen
– Thematische Offenheit – Wissen muss recherchiert
werden, anspruchsvolle Materialien
– Sprachliches Wissen über Texte und Textprozeduren aus nicht alltäglichen Situationen
– Sprachliche Muster (Textprozeduren und Mustertexte) vorgegeben
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn
Fördern und fordern (II)
Geringere Anforderung
– Kleinschrittige Anleitungen im Schreibauftrag
– Konkrete Textkriterien, gültig für konkrete Schreibsituation
– Einfache soziale Interaktionen wie Austausch
– Kooperatives Schreiben mit einem Schreibstärkeren
Grössere Anforderung
– Generelle Anleitungen im Schreibauftrag
– Abstraktere allgemeingültigere Textkriterien
– Anspruchsvolle soziale Interaktionen wie Feedback geben
– Kooperatives Schreiben auf gleichem Niveau
Tagung Begabungsförderung: 5. Nov. 2016
Werner Senn Werner Senn
Herzlichen Dank.
Werner Senn Werner Senn
Literatur
Bandura, Albert (1977): Self-efficacy: Towards a unifying theory of behavioral change. In: Psychological Review 84, S. 191–215. Baurmann, Jürgen & Pohl, Thorsten (2009): Schreiben - Texte verfassen. In: Bremerich-Vos, Albert; Granzer, Dietlinde; Behrens, Ulrike & Köller, Olaf (Hrsg.): Bildungsstandards für die
Grundschule: Deutsch konkret. Aufgabenbeispiele – Unterrichtsanregungen – Fortbildungsideen. Berlin. Cornelsen Scriptor, S. 75–103. Bräuer, Gerd & Schindler, Kirsten (2011): Authentische Schreibaufgaben - ein Konzept. In: Bräuer, Gerd & Schindler, Kirsten (Hrsg.): Schreibarrangements für Schule,
Hochschule, Beruf. Freiburg i. Br. Fillibach, S. 12–63. Bruning, Roger & Horn, Christy (2000): Developing motivation to write. In: Educational Psychologist 35/1, S. 25–37. Deci, Edward L. & Ryan, Richard M. (Hrsg.) (2002): Handbook of self-determination research. Rochester, NY. University of Rochester Press. Fix, Martin (2006): Texte schreiben. Schreibprozesse im Deutschunterricht. Paderborn/München/Wien/Zürich. Schöningh. Galbraith, David (2009): Writing about what we know: Generating ideas in writing. In: Beard, Roger; Myhill, Debra; Riley, Jeni & Nystrand, Martin (Hrsg.): The SAGE handbook of writing
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Hayes, John R. & Flower, Linda S. (1980): Identifying the organization of writing processes. In: Gregg, Lee W. & Steinberg, Erwin R. (Hrsg.): Cognitive processes in writing. Mahwah, NJ. Erlbaum, S. 3–30.
Hayes, John R.; Flower, Linda S.; Schriver, Karen A.; Stratman, James F. & Carey, Linda (1987): Cognitive processes in revision. In: Rosenberg, Sheldon (Hrsg.): Advances in applied psycholinguistics. Vol. 2: Reading, writing, and language learning. Cambridge M.A. Cambridge University Press, S. 176–240.
Hayes, John R. & Nash, Jane G. (1996): On the nature of planning in writing. In: Levy, C. Michael & Ransdell, Sarah E. (Hrsg.): The science of writing: Theories, methods, individual differences, and applications. Mahwah, NJ. Erlbaum, S. 29–55.
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Fdd: Jahrestagung Chur 2015 / Präsentation «Schreibmotivation»
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