delta times nr1 internet · „das meinen sie doch sicher nicht ernst?“ das fragte nicht nur eva...
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DELTA timesZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Herausgegeber: Delta t · Verein für Zweitnormalität e.V.Ausgabe 1, 1995
Editorial
Als Ausländer habe ich dietraditionelle Assoziierungs-fähigkeit der Bürger meinesGastlandes stets bewundert.Die simple Formel „2 Deutsche=1 Verein“ magIndividualisten abschrecken,auf gesellige Nichtdeutscheübt sie eine magischeAnziehungskraft aus. Ich bingerne und sofort jedemVerein beigetreten, wenn mich jemand freundlich darum bat.
Apropos „Individualisten“: In der Regel sind dies keineeinsamen Menschen, sie fragen aber: „warum kann man sichnicht ohne Satzung und Vorstandswahl irgendwo treffen undquatschen?“ Sicher, kann man antworten, aber warum aufdiese Qualität verzichten? Allein der Gang zum Gericht: Mantrifft sich in der Gerichtskantine, man schlendert durch dieGänge und schaut bei einem Strafprozeß vorbei, bis manbeim Vereinsregister sein Protokoll abgegeben hat. So hatman einen schönen Vormittag mit Freunden verbracht mitdem Gefühl, etwas sinnvolles erledigt zu haben.
Nun, als wir Delta t gegründet haben, leuchtete mir -nebender üblichen Geselligkeit- auch der Sinn des Vereins-gegenstandes unmittelbar ein: Eine Lobby für Zeitversetzte.Praktische Arbeit und Tips, für Leute, die vor 12:00 nichtrichtig in die Gänge kommen, aber auch Öffentlichkeits-arbeit, die der Imagekorrektur dienen soll. Weg vom Bild desschlappen, „verschlafenen“ Spätaufstehers, hin zumenergischen, einsatzbereiten Zeitversetzten. Dabei leideninsbesondere die bürgerlichen Berufe über unser falschesImage: Warum soll ein Sachbearbeiter im Finanzamt nieKarriere machen können, wenn er morgens um 8:00 amSchreibtisch die Augen nicht aufkriegt und daher als extremschlaff gilt: Schaut ihn euch um 21:00 an, dann könnte erBäume ausreißen. Werft nicht Antriebslosigkeit und Zeitver-setztheit in einen Topf: Wecken wir doch den -zeitnormalen-Leiter des Finanzamtes um 2:00 morgens und setzen ihnsofort an den Schreibtisch, seine Energieladung wirdentsprechend sein.
Helfen wir uns also gegenseitig in einer Welt vonFrühaufstehern. Ich bin vom Vorstand freundlicherweise zumChefredakteur von Delta times ernannt worden und habemich vor allem über den schönen Titel gefreut. Da ich mir gutvorstellen könnte, den Hauptteil der Arbeit auf einenStellvertreter zu übertragen, fordere ich hiermit Interessierteauf, sich bei mir zu melden.
Ich wünsche allen einen gesegneten Schlaf.
Chefredakteur: Dr. Rodolfo DolceDie Gründungsmitglieder, v.l.: Günter Woog, Reinhard Scharfe mit Marlene, Jürgen Ballhause, Jutta Sippel,Wolfgang Fehl, Heike Vinson, Margie King, Jürgen Tauchnitz, Birgit Ballhause, Rodolfo Dolce und Peter Sumpf
SKANDAL DERWAHREMICHELSCHLÄGTZURÜCK
Quelle: SPIEGEL 31/1994
Schulkindermit Ex-DDR-Schulzeitengeplagt!Mit einer völlig unkritischenÜbernahme der alten DDR-Schulzeiten -von denen manja wahrhaft nicht behauptenkann, sie hätten den wirt-schaftlichen Erfolg der DDRbegründet- machen sicheinige Thüringer Elternunbeliebt. Ohne empirischeBasis und mit der einfachenBehauptung, Schulkinderseien Frühaufsteher, setzen sieihre Kinder noch früher aufdie Straße als die ohnehinschon frühen Wessihühner. ImWinter ist das also wirlichnoch in dunkler Nacht, mitallen Unfallgefahren! Wirmeinen, daß weder die KinderVögel sind, nämlich Hühner,noch sollten es die Eltern sein,nämlich Raben. Wo bleibt derWiderstand der anderenEltern, und wann kommt dieerste Delta t-Klasse?
Am 11. September 1993, um15 Uhr, sollte es endlich soweitsein: bei einem gemeinsamenFrühstück sollte Delta t, dieInteressenvertretung allergeplagten, zeitversetzt undlangschlafenden Menschen,gegründet werden. Das Vor-haben stand unter einem gutenStern, denn, ein gutes Omen,fast alle Gründungsmitgliedererschienen ganz vereinsgemäßverspätet. Entsprechend aus-geschlafen und konzentriertbrachten sie alle nötigenAbstimmungen hinter sichund konnten die Vollendungschon bald mit Sekt und einem„Guten Morgen Delta t“ krönen.
„Das meinen Sie dochsicher nicht ernst?“Das fragte nicht nurEva Milde, Gattin desEx-Innenministers vonHessen in einerTalkrunde. Und daswerden sich sicherauch einige Leser derDelta times fragen.
Spaß oder Ernst - dasist hier die Frage.Warum eigentlichnicht beides zugleich?Mit sehr viel Spaßsind wir angetretenund haben Delta t ge-gründet. Die meistenvon uns zwar mit demPrivileg, ihr zweit-normales Leben mitErfolg ausleben zukönnen, aber auchnicht ohne Wider-
stände. Andere Mitglieder kamen hinzu, darunter auchsolche, die echte Probleme mit einer Gesellschafthaben, die die Pseudoleistung des frühen Aufstehens alsIndikator für Effektivität und Fleiß ansieht, obwohlbestimmt kein Konsument die Uhrzeit der Herstellungeines Produktes vor dessen Qualität stellen würde.
Und da wird das Ganze wirklich ernst und höchstspaßig zugleich. Personalabteilungen, mit demNegativbild des Verschlafens fest eintrainiert im Kopf,verschlafen hellwach die Chance, Menschen nicht nuram richtigen Platz, sondern auch zur richtigen Zeit zubeschäftigen. Da werden Frühaufsteher, „die ja sofleißig sind“, des Nachts an sicherheitsrelevantenPositionen eingesetzt, um die Wahrscheinlichkeit vonNacht-Katastrophen vom Stil Tschernobyls und ExxonValdez zu erhöhen, während an gleicher Stelle Deltat‘ler mit der Frühschicht gepeinigt werden.Wohlgemerkt, Delta t ist kein Verein zur Erhöhung derProduktivität von Arbeitsprozessen, aber dies ist genaudie Karotte mit der wir hoffen, den Esel Wirtschaft zumVorteil der Delta t‘ler zum Denken und Handeln zubringen. Wahrscheinlich ist dies jedoch, wegen derklaren Vorteile, noch der leichtere Teil der Aufgabe.
Was z.B. ist mit den Vorschülern und Schülern, diefrühmorgens noch nicht aufnahmefähig sind? Derdurchschnittliche Pädagoge bekämpft derlei mitEinträgen und Noten - das Gesamtbild von Erfolg undVersagen im Klassenverband bleibt ja gewahrt. Dieeinzige Hoffnung für den zweitnormalen Youngster sindseine in diesem Fall hoffentlich parteiischen Eltern.Doch Fehlanzeige: Papa und Mama lernen gerade fürirgendein Gewinnspiel auswendig, was Gold im Mundhat, und welches Huhn die besten Körner findet.
Warum hat der deutsche Michel eigentlich eineSchlafmütze auf?
Die Frage höre ich regelmäßig gegenMitternacht, gleich nach Programmschlußam Biertisch: „Sag mal, wie hältst Du daseigentlich durch? Wo nimmst du die Krafther, dreieinhalb Stunden auf der BühneDampf zu machen?“ Und dann schwingtimmer unausgesprochen der Verdacht mit,irgendwas muß da doch sein mit Äitschoder Koks oder wenigstens Red Bull oderso. Man kennt ja diese Künstler.....
„Na,“ sage ich dann gerne ein wenigerschöpft, aber hellwach, „vor zwölf steheich fast nie auf. Manchmal auch erst später.Mein Dope ist Ausgeschlafenheit.Ausschlafen ist wissenschaftlich erwiesendie gesündeste Droge der Welt.“
Da ernte ich meist das bewußte beredteSchweigen. Und dann kommt es, stetsleicht mißbilligend: „Bei mi r rasselt umsechs der Wecker!“ So schön gedehntschieben sie dir das über den Tisch, daß duplötzlich als Asozialer vor der geschlos-senen früh sich erhebenden Volks-gemeinschaft dastehst. Frühsport, Morgen-appell, kalt duschen, den Tag frischgestärkt angehen, „Ja, die Morgenfrühe,das ist unsere Zeit!!!“ – alles das liegt dannnicht weit weg im Unterton.
Dabei sollten es die bedauernswertenOpfer der Weckordnung rein logischeigentlich einsehen können. Wie gehtseigentlich bei unsereinem: Vorstellungs-ende elf, halb zwölf, Bühne abbauen,abrechnen, Interview oder die Diskussion,essen mußt du auch noch was (vorher gehtja nicht wg. sonst träge auf den Brettern),dann aus dem Theater nachhause, um alsKabarettist auf dem laufendem zu bleibendie Aufzeichnung von Monitor ansehenoder auf Tournee noch zweihundertKilometer weiter ins nächste Hotel (nachtsist auf den Autobahnen manchmal dochnoch durchzukommen) – vor halb fünf-bestenfalls- komme ich nie ins Bett. Willeiner dann, des allgemeinen Brauchs halberund um nicht als Schlamper zu gelten, mitden Hühnern aufstehen, sowas macht erein-, zweimal die Woche ohne Herzinfarkt– aber Tag für Tag, bzw. Nacht für Nacht?Da wäre es doch dann zweckmäßig,Theater und Musikhallen gleich mitintegrierten Intensivstationen zu planenund das p.p. Publikum würde bald sehen,wie und wo es sich darstellende Kunstaus-übung noch live reinziehen kann.
Nebenher: wollte ich versuchen, um einsoder halb zwei in die Federn zu kriechen,aufgeheizt nach ein paar Stundenöffentlich ausgeübten geistigen undkörperlichen Leistungssports, ich läge-das weiß ich nach ein paar vergeblichenAnläufen aus Erfahrung - ohnehin nurstundenlang mit fliegenden Pulsenschlaflos in der Falle oder wäre tatsächlichschon bald auf Drogen: nämlichSchlafmittel. Muschanich.
Einer, der pünktlich mit Büroschluß um 16Uhr zu leben beginnt , geht auch nichtum 17 Uhr in die Heia. Er will - mit Recht -„den Tag noch ausklingen lassen“.Im Restaurant? Im Theater? – Und werkellnert? Wer macht den Kasper?
Inzwischen, nach 35 Jahren, habe ich michlängst an die veränderten Lebensumständegewöhnt – auch biologisch wie mir meinArzt bestätigt; so sehr sogar, daß ich michauch an vorstellungsfreien Tagen oder imUrlaub wohlweislich nicht aus demRhythmus werfen lasse.
Das Schreiben ist ohnehin sinnvoller desnachts, wenn nicht alle paar MinutenVersicherungsvertreter, durchreisendeentfernte Bekannte (woher denn nochgleich??) oder nur einfach Verzeihung-falsch-verbundene anrufen, um einen auseinem mühsam gewonnenen lichtvollenGedankengang zu werfen.
Vor halb fünf komme ich nie ins Bett
Paradoxerweise gelten Künstler, die sichsolcherart durchaus einer geregeltenLebens- und Arbeitsweise befleißigen,nur eben notgedrungen zeitversetzt,als unsolide, schlampig, faul, „sie machendie Nacht zum Tage“. Ein weniggedankenloser Neid ist wohl dabei:„Die pennen, wenn wir arbeiten.“Das könnte ich jetzt um vier Uhr siebzehnnachts am Schreitisch natürlich auchumgekehrt sehen.
Solche Sicht der Dinge macht selbstbe-wußter. Wenn mich jemand entrüstet fragt:„Was, Du schläfst noch um halb zwölf?“habe ich mir angewöhnt,dagegenzuhalten:„Gib mir mal deine Telefonnummer! Ich rufDich gern um vier Uhr nachts an und frage:Was, Du schläfst schon?!“
Unser voller Spaß BEKENNTNISSE EINES LANGSCHLÄFERS
Günter Woog, 1. Vorsitzender (Foto: Karin Hill)
VON DIETRICH KITTNER
Seite 2SCHLAF WIRD IM VEREIN ERST SCHÖN ...
Inzwischen stehe ich nämlich zumaußergewöhnlichen Lebensrhythmus. Ichkann ihn ja auch beruflich begründen. Wieein Nachtwächter oder die Klofrau imNachtlokal. Dabei bin ich, wenn ich es mirgenau überlege, nicht ganz sicher, ob ichnicht vielleicht gerade umgekehrt eines
angeborenen versetzten Zeitgefühlswegen (Was ich nicht früher schon unterder Schule und später an der Uni unterFrühvorlesungen gelitten!) bei ebendiesem Beruf gelandet bin. Da hätte ich esdann gut getroffen; wie glücklicherweiseauch mit meiner Frau, für die als unsereBühnentechnikerin solch zeitversetztesLeben nun ebenfalls schon 35 Jahre zurRoutine geworden ist. Unser Sohn hatübrigens auch einen künstlerischen Beruf,und so gibt es bei uns keinerlei familiäreKommunikationsprobleme. (Und was denSohn betrifft und unsere beiderseitigenTourneen: Nachts ist das Telefon ja auchbilliger.)
Schlimm war lange Zeit nur - alle zeit-versetzt lebenden Menschen kennen esvermutlich - das anerzogene bürgerlicheschlechte Gewissen. Endgültig befreit hatmich davon erst mein Freund und KollegeEkkehard Schall. Als er vor Jahren erstmalsein Gastspiel in unserem Theater gab,wollte ich höflich sein und fragte mit allerSelbstverleugnung: „Wollen wir nicht umzehn zusammen frühstücken?“ Zehn,dieses Opfer glaubte ich ihm schuldig zusein. „Zehn?“ sagte Ekke, „biste verrückt?Ich hab doch Vorstellung.“ Ich war mehrals erleichtert. Und dann erzählte er mir,wie Ernst Busch jungen Schauspielern, diebei „Papa“ (so nennt Schallberechtigterweise seinen SchwiegervaterBertolt Brecht) anfingen, jedesmal alserstes geraten habe: „Kollegen, schämteuch nicht, wenn ihr morgens langeschlaft! Ihr müßt abends Dampf haben,wenn die anderen abbauen und sichentspannen wollen.“ Neben Schallverbürgt mir die Authentizität derGeschichte auch die Formulierung „SchämtEuch nicht!“ Busch wußte, wovon ersprach.
Heute bin ich also schamlos bekennenderLangschläfer. Wie singt und klingt es docheiner der wenigen nicht lügenden Schlagerschon so schön prägnant: „Take it Easy,altes Haus. Wer morgens länger schläfthälts abends länger aus.“ (Sollten wir dasnicht zu unse-rer Delta t-Hymne machen?)Grandiose Sonnenaufgänge jedenfalls seheich vermutlich häufiger als mancher stolzeFrühauf-steher!
Matineen lehne ich ab!
Warum soll ich die Leute für gutes Geldmit meinen Versuchen belästigen,
öffentlich eine bleierneMüdigkeit zu überwinden?Einzig bei Streikeinsätzenbreche ich mein Prinzip. Da b le ibe i ch dannmeist vorher wach.
Die Zumutung einer Mit-wirkung im sogenannten„Frühstücksfernsehen“ habe ich bisher regelmäßigabgesagt. Helmut Kohl,mit dem ich außer alsStofflieferanten sonstwenig am Hut habe, soll -endlich mal ! - etwasrichtiges gesagt haben:Nichts sei schlimmer, alswenn übellaunige, unaus-geschlafene Fernsehzu-schauer zusähen, wie übel-launige, unausgeschlafeneModeratoren übel-launige,unausgeschlafene Studio-gäste befragten. Von Kohlselbst ist das sicher nicht.Aber einer seiner Reden-schreiber hat da - vermut-lich nachts- tatsächlicheine treffende Formulie-rung gefunden, und diewill ich gern neidvollzitieren.
Ich bin einAusgeschlafener!
Natürlich ist konsequentzeitversetztes Leben miterheblichen Problemenund Schwierigkeiten ver-bunden. In unserer gutenGesellschaft haben näm-lich -wie jede Minderheitweiß, und sei sie noch so groß - aus-nahmslos alle so zu leben, wie die meistengemeinhin eben so leben. Mit schlechtenErfahrungen beim und guten Tips zumUmgang mit Behörden, Hotels, Laden-schlußzeiten oder Blutabnahme-labors (!)will ich mich in der nächsten Nummer derDelta times befassen. Heute lasse ich esbeim Bekenntnis, beim outing, wie esmoderner heißt: Ich bin ein Ausgeschla-fener!
Wenn man bedenkt, daß die meistenKriege damit beginnen, daß ab fünf-Uhr-sowieso „zurückgeschossen wird“ ist dasLangschlafen doch irgendwie menschen-freundlicher, gelle?
Es ist jetzt fünf Uhr siebenundzwanzig. Ichmache Feiermorgen.
Dietrich Kittner
Seite 3SCHLAF WIRD IM VEREIN ERST SCHÖN ...
Es gibt Frühmenschen undSpätmenschen – im Volksmundgern als Lerchen und Eulen
bezeichnet. Beide „Sorten“ vonMenschen sind genetisch so disponiert,wie sie eben sind. Dies ist heute einebenso anerkanntes Faktum wie esTatsache ist, daß die Lerchen (also dieFrühmenschen) bei weitem dominantsind, sodaß die Gesellschaft von ihnengeprägt wird, während die Eulen (dieSpätmenschen) aus dem Rahmen fallen– aus dem Rahmen des üblichen,nämlich.Doch während unsere Gesellschaft solcheinen Unterschied z.B. zwischen denkämpferisch veranlagten „Falken“ undden fr iedfertigen „Tauben“ als sogegeben einfach akzeptiert, will sie den„kleinen Unterschied“ zwischen Lerchenund Eulen partout nicht tolerieren,geschweige denn akzeptieren.Wer lange schläft und spät aufsteht,muß faul sein – so die bei weitemvorherrschende Meinung seitMenschengedenken; und auch heute
noch. Wie in Stein gemeißelt steht diese Vorverurteilung imRaum, als wäre sie ein unumstößliches Naturgesetz.
Vom Exzentriker bis zum Penner
Landläufiger Meinung zufolge sind Langschläfer zumindestSonderlinge – Außenseiter, Exzentriker gar – oder nochschlimmer; werden sie doch in die Nähe vonSuchtabhängigen oder arbeitsscheuen Pennern gebracht. Sodarf es nicht wunder nehmen, daß die al lermeistenMenschen, die gern lang schlafen und spät aufstehenwürden, wenn man sie nur l ieße, diese Abnormitätüberhaupt nicht zugeben, geschweige denn an die großeGlocke hängen. Es sei denn, da kommt so ein Verein undersetzt besagte „Abnormität“ durch den ganz neuen Begriffder „Zweitnormalität“. Dann geht es ... vielleicht. Oderbesser: doch nicht?
Wird „Zweitnormalität“ ernstgenommen?
Denn es ergibt sich ja die Frage: Wird dieser Verein und seinProgramm in der breiten Öffentlichkeit ernst genommen?Oder nur als ein Auffangbecken für ‘Spinner und Exotenbetrachtet? Andererseits: Weshalb sollte man denn solcheinen Verein nicht ernst nehmen? Antwort: Weil man „so“nicht sein darf, wenn man ernstgenommen werden will.
Den Morgen verherrlichende Sprüche gibt es noch und noch– von „Morgenstund` hat Gold` im Mund“ bis zum Begriff „inaller Herrgottsfrüh“. Der Kanon „O wie wohl ist mir`s amAbend“ wird vergleichsweise selten gesungen. Als ultimoratio für die Eulen bleibt schließlich die Erkenntnis, daß manes sich erst einmal leisten können muß, zuzugeben, lang zuschlafen und spät aufzustehen. Bei mir, beispielsweise, wardas ganz einfach: Ich hatte den dazu „richtigen“ Beruf desJournalisten erwählt. Journalisten genießen, genau so wieetwa Schauspieler (Künstler überhaupt) so etwas ähnlicheswie Narrenfreiheit. Jedenfalls können sie es sich noch amehesten leisten, ihr Leben nach dem sattsam bekanntenZweizeiler einzurichten, der da lautet:
„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt man gänzlich ungeniert“.„Ja, wissen Sie, mein Tagesrhythmus ist zeitverschoben“,beginne ich gern diesbezügliche Bekenntnisse, „währendandere längst Feierabend haben, arbeite ich noch – und weilich nie vor Mitternacht oder noch später ins Bett komme,muß ich morgens länger schlafen ...“ Eine logische Erklärung,die mir noch immer abgenommen worden ist.
Gegen die „innere Uhr“ angehen
Allerdings gab es auch für mich in meinem 46jährigenArbeitsleben Phasen der Abhängigkeit, in denen ich g e g e nmeine „innere Uhr“ angehen mußte. Zu hundert Prozent demureigenen Rhythmus zu entsprechen, ist mir nur in den neunJahren meiner Selbstständigkeit weitgehend vergönntgewesen – und ist es jetzt wieder, da ich seit bald drei Jahrenim Ruhestand und nur noch nebenbei journalistisch tätig bin– zum Beispiel als Theaterkritiker. Dazu kann ich die Sachesogar auf die Spitze treiben: Sofort nach Ende der Vorstellungwird die Rezension geschrieben, und für die Entspannungbleibt danach immer noch Zeit – denn morgensentsprechend noch später aufzustehen als sonst, ist keinProblem für mich.
Ist „morgens um sieben die Weltnoch in Ordnung“?
Aber so ist das eben: „Morgens um sieben ist die Welt noch inOrdnung“ – so der Titel einer überaus hübschen Filmmusikvon Bert Kaempfert. Oja, für diejenigen, die von Natur aus sogeschaffen sind, sehr wohl! Unsereins aber kann selbst demnoch so „wunderschönen Sonnenaufgang“ nichtsErlebenswertes abgewinnen – ist doch morgens um siebendie Welt für uns nur dann in Ordnung, wenn man unsschlafen läßt. Wie gut sind dagegen Zeitgenossen dran, dieihren Rhythmus trotz intensiver Berufsausübung einhaltenkönnen. Sie fragen nach Zeitgenossen? Bitte sehr, zwei habeich zur Hand, ohne nachdenken zu müssen
Dr. Alfred Biolek („Bios Bahnhof“, „Alfredissimo“ etc.) hat erstunlängst in einer Folge seiner Serie „Boulevard Bio“ (die anjedem Dienstag im ARD Programm um 23.00 Uhr beginnt)die Äußerung getan, er sei „schon ziemlich frühaufgestanden“. Ja, wann das denn gewesen sei, wollte einweiblicher Talkgast wissen – eine Frau, die stolz darauf ist,morgens jeweils schon zwischen fünf und sechs aufzustehen.Zu dieser Frau sagte Bio über seine Aufstehzeit: „Na, sozwischen neun und zehn“. – Das habe ich selber gehört undverbürge mich dafür. Selber gehört habe ich auch, was FelixWankel, der weltberühmt gewordene Erfinder des nach ihmbekannten Wankel-Motors, in einem Interview gesagt hat,das ich in seinem damals in einem Vorort von Lindau amBodensee gelegenen Forschungsinstitut mit ihm führte undihn nach seinem Tagesrhythmus befragte: „Also wissen Sie,vor neun stehe ich nie auf – eher später“.
Christophs Kolumne
Der Autor im Gespräch mit Prof. h.c. Felix Wankel
Seite 4... MITGLIEDER BERICHTEN
Oft werde ich gefragt, seitwann ich denn so bin. Gebeich dann wahrheitsgemäßzur Antwort: „schon seitmeiner Kindheit“, können diemeisten ihre Ungläubigkeitnur schlecht verbergen.Denn sie glauben doch zuwissen, daß ich morgens nurdeswegen so schwer raus-
komme, weil ich abendseinfach zu lange auf-bleibe. Nun fiel mirglücklicherweise eineKarte in die Hände, diemir meine Großmuttervor 20 Jahren schrieb.Sie belegt zweifelsfrei:ich war schon mit 10 so!Und ich denke, ichwerde auch so bleiben.
Leibniz, Shakespeare, Joh. Strauß
Nun denn, an Gleichge-sinnten und gleichermassengeformten Menschen erfreutman sich halt immer gern –auch, wenn diese schonlange tot sind. Da wären alstypische „Nachtarbeiter“ zunennen ...
William Shakespeare: vonihm wird berichtet, er habe,während die Geliebte hinterdem Paravent schlief, diehalbe Nacht an einer seinerKomödien geschrieben.
Gottfried Wilhelm Leibniz,eines der größten Universal-genies aller Zeiten, hat nichtnur leidenschaftlich gern anSüßigkeiten geknabbert(drum sind die Kekse nachihm benannt worden),sondern man weiß auch, daßer regelmäßig nachts gear-beitet hat und Arbeit amMorgen überhaupt nichtschätzte.
Johann Strauß, der„Walzerkönig“: Von ihm istüberliefert, daß er fast nurnachts seine Noten zu Papiergebracht hat – und somanche seiner unsterblichenMelodien erst am frühenMorgen entstanden sind...aber in dem Fall doch bessergesagt: mitten in der Nacht –noch.
Leider, leider – und das darfvorsichtshalber nicht uner-wähnt bleiben – gibt es auchunter typischen Vertreternvon Zweit-normalität exzessivgeprägte Menschen, Parade-beispiel dafür ist Josef Stalin.Dessen Tochter Swetlana schilderte den „Tagesablauf“ ihresVaters in ihren Memoiren so: 12 Uhr mittags Aufstehen,gegen 13 Uhr „Frühstück“, gegen 18 Uhr „Mittagessen“,gegen Mitternacht das (wörtlich zu nehmen) Nachtessen –danach Gesellschaft und Umtrunk bis in den frühen Morgenhinein.
Normalerweise ist der frühe Morgen die allenthalbenangehimmelte und als solche verherrl ichte Zeit zumAufstehen. Für die gewiß sehr vielen Menschen, die nur sotun -oder so tun müssen-, als wären sie überzeugteFrühaufsteher, spricht ein holländisches Sprichwort eineüberaus deutl iche Sprache: „Wer den Ruf einesFrühaufstehers hat, kann getrost den ganzen Morgen im Bettbleiben“.
Will damit doch nichts anderes gesagt sein als: Wer alsSpätmensch unter Frühmenschen Stiche machen will, dermuß heucheln, einer der ihren zu sein. Da lobe ich mir dochden anderen, ehrl ichen Weg mit dem neuen Motto:Spätmenschen aller (zunächst mal deutschen) Länder:vereinigt Euch! Eine „Internationale“ singen wir vielleichtspäter mal ... CFR
* Abb. aus: „Das große Personen-Lexikon“, Chronik Verlag
William Shakespeare *
Gottfried Wilhelm Leibniz *
Johann Strauß (Sohn) *
Mein Problem:
Es ist 2.00 Uhr und ich kann nicht schlafen, sondern schreibe diese Zeilen
Es liegt mir noch in den Ohren, als ich zu spät zur Erdkunde-Stunde kam und zum Lehrer sagte:„Entschuldigen Sie mein Zuspätkommen“ und das war falsch. Ich wurde vom Lehrer, dem HerrnDietrich, aufgeklärt. „Das heißt: Bitte entschuldigen Sie mein Zuspätkommen“! Es war unangenehmgenug, daß ich aus dem Tiefschlaf gerissen zur Schule rennen mußte. Und dann noch dieseAnmache.
Dann fing ich meine Ausbildung an und mußte im Krankenhaus um 6.00 Uhr fröhlich dienstbereitsein. Ein Horror! Oft schaffte ich es nicht. Die Krankenschwestern, wohl mit einem Wecker zur Weltgekommen, hatten dann so einen Gesichtsausdruck, daß der Vormittag als gelaufen erkennbar war.
In der Fachschule war ich bekannt für meine Ankunft im Taxi. Es kostete mich ein kleines Vermögen,aber ich wäre sonst noch später zum Unterricht gekommen. Ein Mitschüler besorgteAufputschmittel, aber das war auch keine Lösung. Den Gynäkologie-Dozenten lernte ich nie kennen.Er unterrichtete einige Wochen lang in den ersten beiden Stunden. Da entschied ich mich aber immer für ein Frühstücksbuffet im Hotel „Schweriner Hof“. Der Tag fing so einigermaßen entspannend an. Die Anwesenheitskarte nahm ein anderer Mitschülermit und gab sie in der Schule ab. Zum Glück wurde sie unbesehen vom Dozenten unterschrieben.Zweites Glück: Gynäkologie war kein Prüfungsfach.
Im späteren Berufsleben konnte ich mich auf eine Stelle als Sachgebietsleiter katapultieren undhatte von Prenzlau, Perleberg und Havelberg bis Spremberg so viele Außentermine, daß keinermeine Arbeitszeiten durchschaut hat. Ich hatte zwar einen 10-Stunden Arbeitstag, aber konnte dieArbeitszeit etwas verlagern. Ein schlechtes Gefühl begleitete mich allerdings fortwährend, denn eswar üblich im Büro den Dienst zu beginnen.
Dann kam der Erziehungsurlaub. Ich nahm die zweite Hälfte, die ersten 8 Monate nahm meine Frau.Eigentlich wunderbar für einen Zeitversetzten, aber die Kinder mußten zur Kindertagesstätte. Dakamen sie dann oft erst um 11.00 Uhr oder zum Mittagessen an und verpaßten damit daspädagogische Vormittagsprogramm (am Nachmittag wurde meist „nur“ gespielt). Das gab Ärger.
Nun habe ich eine neue Arbeitsstelle und muß um 5.00 Uhr aufstehen, wenn ich alles schaffen soll(Kinder in die Kita bringen, der lange Fahrweg – der Bus meist im dicken Stau steckend). Die erstendrei Wochen klappte es wie am Schnürchen. War ich froh. Meine Frau sah sich aller schlimmenBefürchtungen entlastet. Sie muß noch früher aufstehen! Ich konnte meinen inneren„Schweinehund“, der mich morgens an das Bett fesselte, besiegen“
Jetzt ertappe ich mich früh morgens öfters im Taxi ... Mark-Peter Althausen
Der Beweis! Zeitversetzt schon als Kind
Gründungsmitglied BirgitBallhause 20 Jahre später:mit „Sleep Over“ zur Stütze des Nackens beiunerwartetem Einschlafen.
Birgit, 10 Jahre alt
AN UND AUS LEHRE
Was ist normal, was ist unnormal? Normalitätenbestimmen unser Leben. „Bist Du noch normal?“ - dieseFrage wird schon mal gestellt, wenn ein Individuum sicherlaubt, die wie auch immer deklarierten Grenzen derNormalität zu tangieren oder gar zu überschreiten.Unnormal = verrückt = krank = behandlungsbedürftig?Oder ist es gar normal, unnormal zu sein? Schlimmernoch - ist es gar unnormal, normal zu sein?Der deutsche Mathematiker, Physiker und AstronomKarl Friedrich Gauß (1777-1855) erklärt in einemeinfachen Modell (bis heute unbestritten), was normalist, und was nicht. Die grundlegenden Versuche seinerBerechnungen kann jede(r) nachvollziehen, sofern derUmgang mit Hammer und Nagel klappt, oder ein PC mitDOS und QBasic (90% Normalität) vorhanden ist. PC-Besitzer sind mal wieder im Vorteil, weil das Eintippenvon ein paar Basic-Zeilen selbst dem Anfängerschneller von der Hand geht, als dem Zimmermann dasEinschlagen von etlichen Nägeln.
Die Gaußsche Kugelbahn - Bastelanleitung
Material: Brett, Nägel, MurmelWerkzeug: Hammer, Lineal, Bleistift
Arbeitsanleitung:Auf einem beliebig großen Brett (je größer, destoeindrucksvoller) wird zunächst ein Raster (z.B. 1cm)aufgezeichnet. An den Knoten des Rasters werden wieabgebildet Nägel eingeschlagen. Je sorgfältiger dieAusführung, desto genauer sind später dieVersuchsergebnisse. Wer sich nicht die Mühe machenmöchte, die Ergebnisse der einzelnen Durchläufe zunotieren, sollte an jedem Ausgang einenAuffangbehälter für die Kugeln montieren.
Schon fertig? Los geht‘s: Wir werfen Murmeln in denEingang. Diese treffen fast senkrecht auf den Nagel undmüssen sich entscheiden: links oder rechts. Die gleicheEntscheidung wird auf jeder Ebene fällig. Wo landen dieKugeln? Doch nicht alle im gleichen Ausgang? (Dannliegt ein schwerer Konstruktionsfehler vor!). EineVielzahl von Kugeldurchläufen bestätigt schließlich, daßes normal ist, wenn sich viele Kugeln in den mittlerenund weniger in den äußeren Ausgängen sammeln.Überträgt man/frau die Häufigkeiten der einzelnenAusgänge in eine Grafik, oder sind Auffangröhrcheninstalliert, erscheint die im Volksmund als GaußscheGlocke bezeichnete Normalverteilkurve.
Die Gaußsche Glocke - Programmieranleitung
Material: Etwas Strom + ein wenig PlattenspeicherWerkzeug: PC mit DOS und Qbasic
Arbeitsanleitung:Sofern kein spezielles Basic-Verzeichnis vorhanden,einfach am Bereitschaftszeichen (c:\>) folgendenBefehl eintippen: QBASIC GAUSSDie freundlich angebotenen Hilfstexte des Basic-Interpreters sollten mit der Esc -Taste abgelehntwerden (das spart enorm viel Zeit). Sodann dieuntenstehenden Zeilen eintippen, das Progrämmchenspeichern (Tastenfolge: ALT, D, S) und mit derTastenkombination SHIFT/F5 starten (Großschreibtaste+ die Taste F5 drücken), und schon kann das
Anwachsen der Normalverteilkurve live am Bildschirmbetrachtet werden. Beim genauen Hinsehen wirderkannt, daß sich in Wirklichkeit keine echte Glocke,sondern eher eine Art Gebirge bildet.
(Diese Erklärungen müssennicht eingetippt werden.)
SCREEN 12 ‘Grafikmode einschaltenCLS ‘Bildschirm löschenRANDOMIZE TIMER ‘Zufallsgenerator startenDIM y%(600) ‘Speicher vorbereitenWHILE INKEY$ = „“ ‘solange kein Tastendruckz = z + 1 ‘Durchgang zählenLOCATE 1, 1: PRINT z ‘Durchgang links oben zeigenx% = 300 ‘X-Wert = MitteFOR i% = 1 TO 1000 ‘1000 Ebenenlr% = RND * 10000 ‘Hier wird ausgelost obIF lr% > 5000 THEN x% = x% + 1 ‘die Kugel nach rechtsIF lr% <= 5000 THEN x% = x% - 1 ‘oder nach links rolltNEXT i% ‘Ende der Zählschleife bis 1000y%(x%) = y%(x%) + 1 ‘Y-Wert an X-Position erhöhenLINE (x%, 400)-(x%, 400 - y%(x%) / 4) ‘neue Linie zeichnenWEND ‘Ende der HauptschleifeEND ‘Programmende
Achtung: Stolze Besitzer eines Monochrombildschirmesmit Hercules-Grafikkarte schreiben in der ersten ZeileSCREEN 3 und müssen vor dem Start von Qbasic dasProgramm MSHERC aufrufen (befindet sich im DOS-Ordner).
Zum Experimentieren können folgende Werte verändertwerden:
For i%= 1 to 1000Dieser Befehl bestimmt die Anzahl der zudurchlaufenden Ebenen. Höhere Werte (bis 36000)erhöhen die Streuung und verlangsamen dasProgramm. Kleinere Werte bewirken das Gegenteil.
LINE (x%, 400)-(x%, 400 - y%(x%) / 4) Dieser Befehl bewirkt, daß am getroffenen Ausgang(X%) eine Linie mit der Höhe Y% von X% gezeichnetwird. Der Divisor (/4) staucht die Kurve vertikal. Beilängeren Berechnungen sind höhere Werte sinnvoll.
Die Gaußsche Normalität - Kapieranleitung
Material: Graue ZellenWerkzeug: Gehirn
Durchdenken wir einmal das Kugelbrett: Bei der erstenEntscheidung ist die Wahrscheinlichkeit für links undrechts je 50%. Das wiederholt sich auf jeder Ebene undergibt bei 32 eingeworfenen Kugeln folgende Verteilung:
Die letzte Zeile als Diagramm:
Was bedeutet das Ergebnis? 20 von 32 Kugeln verhaltensich gleich und treffen sich in den beiden mittlerenFeldern. Insgesamt 12 verhalten sich anders, zweidavon sogar extrem. Daraus folgert, daß es normal ist,wenn gut ein Drittel ein anderes Verhalten zeigt, als dieübereinstimmende Mehrheit. Darüberhinaus sind beidiesem Ansatz 6,25% Extreme sichtbar. Somit ist klar,daß die Extreme NORMAL sind, und eine Normalitätohne Extreme wäre UNNORMAL.
Das Ganze nochmal grafisch:
Knapp zwei Drittel der Kugeln zeigen das gleicheVerhalten. Ein gutes Drittel verhält sich anders, als dieMehrheit. 6,25 % der Kugeln zeigen ein extremesVerhalten.
Gaußsche Normalität und Delta t - eine Anleitung zur Toleranz
Material: Graue ZellenWerkzeug: Herz und Hirn
Wenn wir diese Erkenntnisse auf das Schlaf- undArbeitsverhalten von Menschen übertragen, so sindfolgende Ableitungen denkbar:
1. Das Schlafbedürfnis
Wenn 7 Stunden Schlaf für 2/3 der Bevölkerung„normal“ sind, dann ist es genauso „normal“, daß derRest mehr oder weniger Schlaf benötigt, 6,25% sogarextrem. Setzen wir 4 Stunden Schlaf als extremesMinimum, so dürfte eine gleiche Anzahl vonZeitgenossen 10 Stunden Schlaf benötigen.
2. Die Schlafenszeit
Wenn 7 Uhr für 2/3 der Bevölkerung die optimaleAufstehzeit und somit „normal“ wäre, ist es wiederumgenauso „normal“, daß 30% lieber früher oder späteraufstehen, und wieder haben wir 6,25% Extreme, vondenen die einen vielleicht schon um vier Uhr in derFrühe umgetrieben werden, die anderen sichentsprechend um 9 Uhr gerne noch einmal im Bettumdrehen, um bis 10 zu schlafen. Die nachweislicheExistenz von Menschen, die gerne um 2 oder 3 Uhraufstehen, gibt denen, die bis 11 oder 12 Uhr schlafendas Recht, genauso als „normal“ anerkannt zu werden,wie die Frühaufsteher.
3. Gleichberechtigung
Die Frühaufsteher erfahren in unserer Gesellschaftkaum Benachteiligung. Im Gegenteil: Wenn sie geradezur Höchstform auflaufen, reiben die „Normalen“ sichnoch die Augen und müssen sich sputen ihrenForderungen zu genügen. Die Langschläfer hingegenhaben die schlechtesten Karten: Ständig unterZeitdruck fristen sie ihr Dasein und rennen den Anderenhinterher, wenn es nicht gelingt, einen Job mitgeeigneter Arbeitszeit zu finden. Und die Kinder:Wieviele erleben die ersten Stunden des Unterrichts imHalbschlaf? Können wir uns das leisten? EineGesellschaft, die Leistung fordert, sollte gerade denKleinsten und Schwächsten auch die Chance geben,ausgeschlafen das Tagewerk zu beginnen.
von Frank Engelmann
Gaußsche Normalität und Delta tBastel-, Programmier- und Kapier-Anleitung
"normal" ?
"leicht daneben" ?
"voll daneben" ?
Seite 6
Man muß schon Berufsoptimist sein, um zu glauben,daß hierbeiauf Delta t‘ler Rücksicht genommen wird, oder daß einer derBeteiligten auf die Idee kommt, es könnten unter den Berufs-tätigen auch solche sein, die eher vor den frühmorgendlichenAnfangszeiten geschützt sein wollen.
Zum Glück ziehen wir im Fall der Ladenschlußzeiten mit denErstnormalen an einem Strang. Selbst für die Berliner, dieeinige Läden mit Ausnahmeregelungen und zudem auchanarchische Einzelhändler vorweisen können, ist dieserPunkt auf dem Wunschzettel ganz vorne:
Wir können also hoffen, daß wir uns nicht immer gleich soknapp nach dem Frühstück schon wieder mit dem Einkaufenbeschäftigen müssen.Günter Woog
Eines schönen Abends mitten im Eozänmachte sich die Lemuren-Gruppe„Kreuzberg“ auf, um Ihre Revier-Nachbarnam Wannsee zu besuchen. Als sie gegenMitternacht an diesem See (der übrigensdamals noch ganz anders hieß)ankamen, fanden sie ihreArtgenossen allesamt schlafendvor. Oder waren sie vielleichtkrank? Magen verdorben ambeliebten Bambus-Burger?Vorsichtig wurde ein Wannsee-Lemur geweckt. Offenbarkeinesfalls krank, reagiertedieser äußerst verärgert undentsprechend lautstark. Sowachte auch der Rest derWannsee-Gruppe auf, deuteteimmer wieder auf die leuchtendeMondsichel und gab mit demwahrscheinlich bereits von den Lemurenerfundenen einhändigen Fluglotsen-zeichen zu verstehen, daß man dienächtlichen Besucher für reichlichmeschugge halte. Irritiert zog dieKreuzberg-Gruppe wieder ab undbeschloß noch auf dem Heimweg einenVerein zu gründen....
Nun, zu der Vereinsgründung ist es damalswahrscheinlich nicht gekommen, aber dasAndere könnte sich so oder so ähnlichabgespielt haben. Noch bevor ich etwasvon Delta t wußte, las ich im August `94einen interessanten Artikel in der„Naturwissenschaftlichen Rundschau“[ Ausgabe 8 /1994, Seite 325, Wiss. Verlags-GmbH, Stuttgart ]. Der amerikanische Bio-loge Thomas Heinbockel [Tucson, Arizona]berichtet dort über neue Forschungen anden Lemuren Madagaskars.
Aus den Lemuren, die zu den Halbaffengehören, entwickelten sich vor etwa 57 bis35 Millionen Jahren die höheren Affen(Primaten) und letztendlich auch derMensch. Die Entwicklung des Menschenwird heutzutage als Seitenarm zu denPrimaten-Affen gesehen: der Menschstammt also nicht vom Affen ab, sondernvom Halbaffen, konkret von den Lemuren.Die höheren Affen sind praktisch alletagaktiv, und man nimmt an, daß sie sichaus tagaktiven Lemuren entwickelt haben.Gilt dies auch für den Menschen? Dieneuen Forschungsergebnisse lassen dieseFrage zumindest nicht mehr eindeutig mitJa beantworten.
Die Lemuren sind im Laufe der Evolutionweltweit ausgestorben; mit einerAusnahme: auf Madagaskar. Aufgrundgünstiger Umweltbedingungen haben sichhier sogar viele Lemurenarten erhalten,und es gilt als gesichert, daß dieMadagaskar-Lemuren sich in den letzten50 Millionen Jahren kaum veränderthaben, wie entsprechende Fossilienfunde
belegen. „Will also der Mensch Eigen-schaften und Verhaltensweisen seinerUrahnen im Eozän erforschen, liegt esnahe, sich den Lemuren auf Madagaskarzuzuwenden.“[ebd]
Die Lemuren weisen für ihre vermeintlichprimitive Entwicklungsstufe einige bemer-kenswerte Eigenschaften auf:
• trotz mäßig entwickeltem visuellen Systems hohe Schnelligkeit und Geschicklichkeit
• überraschend komplexe und flexible Verhaltensmuster
• stark unterschiedliche Sozialorganisation (Einsiedler, Paare, Kleingruppen bis Verbände)
• unterschiedliche Tag- /Nachtaktivität.
Der letzte Punkt ist natürlich der Grund,weshalb der Artikel mein Interesse weckte.Bei identischem visuellem System gibt esauf Madagaskar also tag- und nachtaktiveLemuren. Und sogar „solche, die ihre Akti-vität auf Tag und Nacht verteilen“ [ebd].Die Gründe für die jeweils „eingestellte“Tag-/Nacht-Aktivität sind offenbar nur inentsprechend unterschiedlichen Umwelt-faktoren wie z.B. Nahrungsangebot, Feindeetc. zu finden und kann wahrscheinlich beisich ändernden Umweltbedingungenschnell und flexibel angepaßt werden.Eine solche Flexibilität in der Tag-/Nacht-Aktivität ist bei allen anderen höher ent-wickelten Tieren nicht zu beobachten.
Welchen Nutzen können wir Delta t-lernun aus diesen Erkenntnissen für unserenallnächtlichen Kampf ums Dasein ziehen?Praktisch keinen, jedenfalls keinen konkretbenennbaren. Letzteres sollte von derRubrik „Forschung“ in der Delta timesauch nicht verlangt werden. Unserespezielle Situation kann aus natur-,geistes- und sozialwissenschaftlicher Sichtmit hunderten von Blickwinkelnbeleuchtet werden. Wissenszuwachs unddamit einhergehend eine Stärkung desargumentativen Backgrounds sollten unsals Ziele für diese Rubrik genügen.
Anm.d.Red.: Minimal zwei Nutzen sehen wir doch:1. Aus der Flexibilität und dem „Laissez faire“ derLemuren könnte man Lehren ziehen. 2. Delta t‘ lern wird häufig unnatürliche Lebensweisevorgeworfen - wie absurd dies ist, zeigt uns hier diepure Natur selbst.
UND FORSCHUNG RECHT UND WIRTSCHAFTSeite 7
DELTAt SEIT50 MILLIONEN JAHREN?
von Martin RautenbergWANN KOMMT DASNEUE LADENSCHLUSSGESETZ?Schon lange sind Diskussionen über eine Novellierung desLadenschlußgesetzes in der Öffentlichkeit im Gange, weiloffenbar ein Bedürfnis danach besteht, außerhalb der derzeitgeltenden Öffnungszeiten Einkäufe zu erledigen. Das Thema istaber auch Gegenstand politischer und tarifparteil icherErörterungen, weil die Ladenschlußregelungen systematischdem Bereich des Arbeitsschutzes zuzurechnen sind und damitvorwiegend dem Schutz der im Einzelhandel Beschäftigtendienen. Erst in zweiter Linie sind daher die Interessen derKonsumenten von Bedeutung.
Ob das Ladenschlußgesetz in absehbarer Zeit eine Änderungerfahren wird, ist derzeit noch ungewiß. Jedenfalls existierennoch keine Vorlagen oder Entwürfe, die eine Initiative erwartenlassen. Mit einem Tätigwerden des Gesetzgebers ist keinesfallsvor der Fertigstellung eines Gutachtens zu rechnen, das derzeitvom IFO-Institut in München erstellt wird und die neueparlamentarische Diskussionsgrundlage bilden dürfte. DieVorlage des Gutachtens wird für Mitte des Jahres erwartet, sodaß erst dann der langwierige politische Willensbildungsprozeßanlaufen wird.
von Rechtsreferendar Christoph Zimmermann
UND DIE NACHBARN?• In Österreich und Irland läuft es wie in Deutschland.• In Schweden müssen die Geschäfte nur zwischen
Mitternacht und 5 Uhr morgens geschlossen sein.(Diese Regelung soll nebenbei zusätzliche Arbeits-plätze geschaffen haben)
• In Frankreich sind Supermärkte bis 20/22 Uhr offen. Kleinere Einzelhändler schließen wann sie wollen.
• Die Italiener können bis 20 Uhr einkaufen, Samstags bis 19 Uhr. Darüberhinaus bleiben diese Regelungen jedoch nicht undurchbrochen.
• Die Tschechen haben zwar werktags lediglich eine halbe Stunde länger offen, 19 Uhr, ahnden Verstöße aber glimpflich.
• In Griechenland, Spanien und Portugal wären Delta t‘ler am besten aufgehoben – die Geschäfte können es halten wie sie wollen. Quelle: tip 23/93
Quelle: Auto Bild 15. Okt. 1995
DAS ABGESCHLOSSENE STÜCKSeite 8
„Kikerikie! Kikerikie! Kikerikie!“
6:00 h!
Aufstehen, Waschen, Zähne putzen.
Rasieren. Anziehen. Halt! Vorher noch
ein Ei in den Eierkocher schmeißen und
Teewasser aufstellen.
6:20h - 6:25h:
Frühstück. Der schwarze Tee schmeckt
komisch. Wohl mal wieder vergessen,
den Kamillenbeutel vom Abend vorher
aus der Kanne zu nehmen. Keine Zeit,
neuen zu kochen, denn:
von 6:25h - 7:25h:
auf der Autobahn. Die schleichen
wieder! Macht hin, Leute, die Stechuhr
ist unbestechlich!
7:25h - 7:55h:
Parkplatzsuche.
7.55h - 8:01h:
Schlangestehen an der Stechuhr. Schon
wieder ‘ne rote Zahl auf der Karte,
nur weil diese Penner quasseln, statt
zu stechen!
8:01h - 12:00h:
Erste Runde:
Manfred: „Herr Schmidt! Sie werden im
Lager verlangt!“ - „Komme schon.“
12:00h - 12:30h:
Schlange stehen bei der Essensausgabe.
12:30h - 12:35h:
Essen runterschlingen, denn:
12:35h - 13:00h:
Geschenk einkaufen für Herta, hier
kriegt man schließlich Personalrabatt.
Klammer auf: Von 12:35h - 14:00h:
Magenschmerzen, aber:
Andrea: „Rheni räumt den Magen auf.
Rheni, für alle, die keine Zeit für
Magenschmerzen haben!“
Klammer zu.
13:00h - 17:00h:
Zweite Runde:
Roland: „Herr Schmidt ins Büro bitte,
Herr Schmihidt!“ - „Komme schon!“
17:00h - 18:15h:
Auf der Autobahn inklusive einer
Viertel Stunde stop and go an einer
Unfallstelle. Schade, keine Zeit zum
Gucken, muß noch einkaufen.
18:15h - 18:29h:
Parkplatzsuche.
18:29h - 18:30h:
Mit dem Einkaufswagen und mit 50km/h
durch den Supermarkt jetten.
Andrea: „Bitte beeilen sie sich, wir
schließen jetzt.“ - „Jaja doch!“
18:30h - 20:00h:
Nach Hause fahren und Einkäufe
einräumen, inklusive einem kurzen
Überfliegen der heutigen Post. Mahnung
vom Finanzamt wegen der Steuerer-
klärung. Mist, völlig vergessen!
Klammer auf: Von 19:00h - 19:30h
Wutanfall darüber, daß man in der
Eile die Butter vergessen hat;
erneute Magenschmerzen und
starke Lustlosigkeit, zu Hertas
Geburtstag zu fahren.
Andrea: „Ein Fall für Klosterfrau
Melissengeist. Klosterfrau
Melissengeist beruhigt und stärkt
die Nerven. Mit 40% Alkohol.“
Klammer zu.
20:00h - 20:15h:
Tagesschau. Das übliche: Steuerer-
höhung. Sparmaßnahmen. Kriegstote. Und
ein paar Umweltkatastrophen.
20:15h - 20:45h:
Fahrt zu Hertas Geburtstag; Geschenk
abgeben und ein Anstandsstündchen
bleiben; auf der ständigen Flucht vor
Hertas mannstoller Schwester. Es gibt
kaltes Buffet mit Lachs und
Krabbencocktail. Schade, daß der Magen
heute so in Unordnung ist.
22:00h - 22:30h:
Wieder nach Hause fahren. Hunde müde
steuere ich sofort mein Bett an. Beim
Ausziehen sehe ich Lippenstift am
Kragen! Das hat mir gerade noch
gefehlt, wo ich kein einziges
gebügeltes Hemd mehr hab’! Also:
22:30h - 22:50h:
Bügelbrett suchen; aufklappen;
Bügeleisen suchen; aufs Bügelbrett
stellen; Hemd suchen....; Scheiße sind
noch in der Waschmaschine.
22:50h - 23:30h:
Hemden aufhängen; eins gleich auf die
Heizung. Bis es trocken ist: schon mal
die Steuererklärung anfangen. Die muß
morgen unbedingt fertig werden.
Um 24:00h:
Erneuter Anlauf zum Hemdbügeln. Beim
ersten Ärmel klingelt das Telephon.
Herta am Apparat: Warum ich so früh
gegangen bin - ob mir der Lachs nicht
geschmeckt habe - wie ich ihre
Schwester denn finde...
Klammer auf: Von 00:05h - 01:05h:
heftigste Magenschmerzen und
Beklemmungen in der Herzgegend beim
Gedanken an Hertas dämliche
Schwester mit ihrem dämlichen
Lippenstift, die einem das alles
eingebrockt hat. Da hilft nur noch
eins: Andrea: „Doppelherz. Mit der
Kraft der zwei Herzen. Doppelherz
für alle, die noch keine siebzig
sind und trotzdem kurz vorm
Zusammenbruch stehen. - Bei riesigen
Nebenwirkungen essen sie die
Packungsbeilage oder erschlagen sie
ihren Arzt und Apotheker“
Klammer zu.
01:05h - 01:30h:
Endlich das Hemd fertig bügeln. Mit
letzter Kraft ins Schlafzimmer
schleichen;
jetzt ist es 01:35h. 01:35h!!!
Mein Gott! Und um sechs klingelt der
Wecker! Da gibt’s nur eins:
Schneller schlafen!
von: Axel Schmidt
aus dem aktuellen Programm der
Kabarettgruppe „Quattro Stagioni“,
Marburg/Lahn.
Schneller Schlafen
Sleepless Limmerick
”There once lived a couplefrom Thorning.Who couldn‘t get up in themorningThe church bells did chime ...“And this will not rhyme - damm it ...which keeps me awake ‘til thedawning.
AUS ALLER WELTSeite 9
IMPRESSUM Herausgegeber und viSdP: Delta t · Verein für Zweitnormalität e.V. • Chefredaktion: Dr. Rodolfo Dolce • Redaktion: Birgit Ballhause, Wolfgang Fehl,Günter Woog • Grafische Gestaltung und Satz: Günter Woog • Lithografie: Studio 84 GmbH · Frankfurter Str. 84 · 63303 Dreieich • Druck: TER Druckerei GmbH ·Admiral-Rosendahl-Str. 1 · 63263 Neu-Isenburg • Anschrift der Redaktion: c/o Delta t e.V. · Frankfurter Str. 4-6 · 63303 Dreieich · Tel: 06103-61132 · Fax: 06103-65250
MARGIE‘S CORNER
LOGISTIK UNDSTANDORTWAHLFrankfurt am Main:Delta t-Bastion undOppos i t i on gegenVideokonferenzen
Margie King, 2. Vorsitzende voon Delta t
Frankfurt- epd - Wie einSprecher des Zentralver-bandes der Elektroindustriegegenüber Delta t bestätigte,hält die Tendenz in denIndustrieverbänden an,nationale Konferenzen inFrankfurt am Main abzu-halten. Die Konferenzenwerden um 10 bis 11 Uhrangesetzt, um auch Vertreteraus München, Berlin, Köln,etc. teilnehmen zu lassen.Diese müssen nicht seltenvor 5 Uhr aufstehen. Video-konferenzen hätten sichnicht durchgesetzt.
Unser Kommentar: KeineHoffnung auf Videotechnik:Die perfiden Zeitnormalenwerden es schaffen, dieseum 7 Uhr anzusetzen. Zweitnormale Konferenz-teilnehmer zieht also in´sRhein-Main-Gebiet, wo nichtumsonst Delta t gegründetwurde, und verteidigt diesenletzten Standortvorteil.RoDo
Valentina D., 7 Jahre, gewann den
Delta t - Zeichenwettbewerb: „Mein Wecker“
mit diesem schönen Bild:
Die KindereckeEEnnddlliicchh:: DDeellttaa tt TT--SShhiirrttss
nnuurr DDMM 2255,,-- ++ NNaacchhnnaahhmmee
4-farbig,attraktiv undpreiswert.Und natürlichauch fürNichtmitglieder,die für uns am Körperwerben wollen.
Ein lieber Bettge-fährte
Nicht vorher auf-stehen
Die Be-hörden-zeiten sindUm 9.00 sind wir (2Worte)
Klingeltimmer unpas-send
Der Hahn stört, wenn er
KREUZW O R T
DELTAHerausgeber: Delta t · Verein für Zweitnormalität
Gemeinhin werden Spätaufsteher und Langschläfer für Faulenzer gehalten.Delta t ist diesem Vorurteil mittlerweile so erfolgreich entgegengetreten, daß derEindruck enstanden ist, es gäbe gar keine Faulenzer unter den Delta t‘lern. Dieser beunruhigenden Entwicklung will unser Pressesprecher Reinhard Scharfegleich in der ersten Ausgabe von Delta times energisch entgegentreten.
Die Gründungsversammlung des Vereins für Lang-schläfer und andere Faulenzer war für mich eines dererhabensten Erlebnisse meines bisherigen Lebens.Herausragende Persönlichkeiten des kulturellen undöffentlichen Lebens halten eigentlich nur die besonde-ren Umstände meiner Geburt für ähnlich wichtig undereignisreich wie die Grün-dung dieser -für die Rechteeiner gedemütigten Minderheit kämpfenden- Vereini-gung. Für all die, welche mich noch nicht vollständigkennen, sei hier kurz in Erinnerung gerufen, daß ich am1.9.1954 nachts um 4 während eines Gewitters in Bernds-hausen geboren wurde. Da die Geburt nicht im Freienstattfand, verlief sie ohne weitere Komplikationen. Aller-dings erinnern sich ältere Bewohner der Gegend, daß indieser Nacht ein Hahn in einem Nachbarhof früher alssonst schrie, es soll noch dunkel gewesen sein und nichtseinen Gewohnheiten entsprochen haben. Alle 5 Jahre,wenn sich in Berndshausen alle dort Geborenen versam-meln, um sich mal wieder zu sehen, fahre ich hin um alte Freunde zu treffen und höre immerwieder diese Geschichte. An meine Geburt kann sich leider niemand mehr erinnern, aberdies liegt daran, daß ich bereits mit 2 Jahren mit meiner Familie von dort wegzog und allewußten, daß wir nach Frankfurt ziehen, während der Hahn in demselben Jahr auf geheimnis-volle Weise verschwand. Es gibt verschiedene Versionen über sein Verschwinden, einige be-haupten, er sei von einem entnervten Nachbarn getötet und verspeist worden, andere meinen,er habe kurz vor seinem Verschwinden einer Henne erzählt, er wolle als Musikant nach Bremenziehen, um leidvollen Erfahrungen seiner Vorgänger zu entgehen. Wichtiger erscheint mirpersönlich ohnehin die Tatsache des Gewitters bei meiner Geburt. Leider kann sich außer mirniemand mehr an dieses Gewitter erinnern und in Gesprächen wird ein Zusammenhang mitmeiner Geburt immer wieder in Abrede gestellt. Ich führe dies in erster Linie darauf zurück,daß der Hahn länger in Berndshausen lebte als ich und im Gegensatz zu mir ohne Angabeeines Zielortes oder ähnlichem einfach verschwand, was ihm sein Besitzer besonders nach-trägt. Da ich bis auf meinen immer noch dort wohnhaften Onkel niemanden kenne, halte ichmich gewöhnlich nur kurz auf diesem Treffen auf und erscheine eigentlich nur um nieman-den zu beleidigen. Ich möchte auch nicht, daß man mir nachsagt, ich würde unentschuldigtfehlen oder hätte keinen Respekt vor meinem Geburtsort oder ähnlichem. Außerdem istBerndshausen berühmt für seine Bratwurst und ich freue mich während der gesamten Anrei-se auf dieses ausgezeichnete Geschmackserlebnis, welches ich mir während meiner mehr-stündigen Anreise immer wieder vorstelle. Leider sind die Bratwürste gewöhnlich bereitsausverkauft, wenn ich dort eintreffe, da ihr Verspeisen für die Mehrzahl der anreisendenBesucher und Einwohner der Hauptzweck ihres Erscheinens ist. Im Jahre 1984 soll es sogarvorgekommen sein, daß angereiste Fremde frühzeitig alle Bratwürste aufkauften um sie zuüberhöhten Preisen an die Besucher weiterzuveräußern. Um solchen Auswüchsen vorzubeu-gen, werden seither Berechtigungsscheine zusammen mit den Einladungen verschickt. Ichfinde diese Idee ausgezeichnet, bekomme nur leider nie eine Einladung, so daß ich bei denletzten Treffen leider nur einmal eine bekommen konnte - als mein Onkel aufgrund einerMagenverstimmung nichts essen konnte und mir den Berechtigungsschein gegen ein Bierüberließ. Aber ich will mich auf das Wesentliche konzentrieren. Nicht nur ich lebe, auch derVerein für Langschläfer und sonstige Faulenzer ist nun geboren. Nicht ganz so dramatisch -esregnete nur einfach und es verschwand meines Wissens bislang auch niemand- aber immer-hin er existiert und muß sein Leben leben. Ich -ebenso wie das eine oder andere Mitglied-wünsche Delta t ein langes gesundes Leben ohne Streß oder frühes aufstehen müssen. In diesem Sinne rufe ich aus, Delta t, he he he.
DAS LETZTE
IMMER MEHR EHEN S C H E I T E R N AN DISHARMONIEBlond, braun, groß, mittelgroß, gute Figur, großer Busen,
knackiger Hintern ... Die üblichen Antworten auf die Frage
nach Traumfrau bzw. -mann. Alles nach Wunsch und doch
geht alles kaputt. Im Zusammenleben entscheiden eben
andere Eigenschaften, wie auch der Lebensrhythmus.
Grund genug für uns, Delta t‘ler mit Delta t‘lern in Kontakt
zu bringen in:
Steh‘ nicht auf, als wär nichts geschehn.
Es ist zu früh um zu lügen.∆t‘ler, 39, m, sucht Freundin, die morgens auch mal liegen
bleibt. Zuschriften, nicht unbedingt mit Bild, wenn dann
aber im Pyjama, mit Angabe der Schlaf-/Wachzeiten an
die Redaktion. Diese Anzeige ist nicht völlig unernst !
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EULEmit der ersten Anzeige
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