Ästhetik und heuchelei der werbung

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A B Input Output Feedback Aesthetics in advertising hypocrisy „An interdisciplinary and multimedia Analysis of effective advertising moralities as a catalyst in a feedback loop.“ 1

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Aesthetics in advertising hypocrisy

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A

B

Input Output

Feedback

Aesthetics in advertising hypocrisy

„An interdisciplinary and multimedia Analysis of effective advertising moralities as a catalyst in a feedback loop.“

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In dieser interdisziplinären Auseinander-setzung mit der Ästhetik und Heuchelei der Werbung hat sich die Konstellation aus Benjamin Asher, Johanna Schanze und Felix Volkheimer auf das Geschäfts-modell von mitleidserzeugender Werbung konzentriert .

Als Raum der Artikulierung verkörperte sich die Konfrontation mit dem Sujet in einer maschinenartigen Installation, aus deren Rückgrat das Geschaffene tritt .Eine Apparatur der Entlarvung und Aufklä-rung, als Gleichnis zu einer Werbestrate-gie, die sich in ihrer Tonalität längst in der allgemeinen Meinungslenkung eingeklinkt hat .

1 Ästhetik und Heuchelei der Werbung

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- Vorwort (S. 12)

Über Ästhetik und Heuchelei der Werbung

1 Whatever (S. 8)

Coca-Cola Company125 Jahre LebensfreudeV i d e o i n s t a l l a t i o n

2 Bereit um den Regenwald zu retten? (S. 9)

Krombacher RegenwaldprojektV i d e o i n s t a l l a t i o n

3 Pampers (S. 10)

Krombacher RegenwaldprojektV i d e o i n s t a l l a t i o n

4 Liqui Moly (S. 11)

Krombacher RegenwaldprojektV i d e o i n s t a l l a t i o n

5 Duetschland cshaft sich ab (S. 12)

R e a d y - M a d e

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6 Eine Einführung in schlechtem Gewissen (S. 16)

Dossier

7 Fashion with Aids (S. 18)

Über das große (Un-) Glück mit AidsE s s a yR e a d y - M a d e

8 Pommes Frites (S. 22)

Krombacher RegenwaldprojektR e a d y - M a d e

9 Red Carpet (S. 24)

Krombacher RegenwaldprojektR e a d y - M a d e

10 Pink Rip-Off (S. 26)

Krombacher RegenwaldprojektR e a d y - M a d e

10 Mother Gamble (S. 30)

»Danke Mama« und das MutterkreuzA k t i o n

11 Be.cel (S. 32)

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1 Whatever (Fig. a) Videoinstal lation

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Wir möchten den Leser dazu einladen, Großes zu bewegen. Ein Projekt der Firma Krombacher verbindet feuchtfröhlichen Mü-ßiggang mit einem sehr ehrenwerten und garnicht mal beschei-denen Ziel, den Regenwald zu retten! Kaufen Sie (selbstlos!) einen Kasten Bier, so erklärt sich Krombacher bereit , Ihren Durst mit einem gekauften und somit geretteten Quadratmeter Regenwald zu kompromittieren.

Diese Aktion wurde zwar immer wieder kritisiert , aber lassen sie sich die Bierlaune nicht von Leuten verderben, die Ihnen vorrechnen, dass allein der Stadtteil Krombach, in dem das Bier gebraut wird schon etwa 6,38 Millionen Quadratmeter groß ist . Lassen Sie sich die Bierlaune nicht verderben – wir starteten einige Aktionen die unser Umfeld bei diesem edlen Begehren moralisch unterstützten.

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1 Krombacher (Fig. b) Videoinstal lation

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1 Krombacher (Fig. b) Videoinstal lation

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Ein Dossier voller Behauptungen hat Thilo Sarrazin hier geschrieben. Einige sind belegt , einige scheinen belegt und einige – so sie stereotyp genug sind – müssen erst garnicht belegt werden. Der Bun-desbänker zeichnet uns mit seinem Werk düstere Szenarien. Der mittlere Bildungs-grad sei bedrohlich tief, Tendenz: noch tiefer, die „Kulturelle Identität “ erodiert , ebenso die „Kulturelle Substanz“ und der „Volkscharakter“ (sic) . Gar den gesamt-deutschen Genpool sieht er gefährdet .

Mit seinem Buch schafft Thilo Sarrazin große Polarität . Er versucht die politische Elite mittels Statistiken zu entlassen, die zu beweisen versuchen, dass der Bil-dungs- und Leistungskontrast kulturellem, sowie genetischem Ursprungs ist und deswegen politische Maßnahmen nur mä-ßig Erfolg versprechend sind.

Ich habe an der Methodik gefallen gefun-den, im Stile Thilo Sarrazins mit lauten Sätzen und dystopischen Behauptungen zu hantieren. So entstand das Buchcover, das dem Original nachempfunden ist und bezeugt , wie ein Duetschland sich abcs-haft .

1 Duetschland cshaft sich ab Ready-Made (Fig. a, b, c)

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6 Eine Einführung in schlechtem Gewissen

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Konsument

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Besserer

Gleiches

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IDS

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Fashion against aids – mode gegen aids. Unter diesem motto schaltete h&m jüngst ihre kollektion, bei deren kauf ein teil der einnahmen an eine aids stiftung gespen-det wird. Das ist gut . Nichts verwerfliches. Nicht nur für die aids hilfe, auch für den konsumenten. Eine exklusive kollektion um sich in sein eigenes engagement zu hüllen. Und draufgedruckt ist es auch noch. Junge rebellen gegen aids, mit lau-ten mustern auf der brust , auf der strasse. Man kann sich also entscheiden: bin ich für oder gegen aids? Klare antwort .Un-weigerlich musste ich den slogan vor mir selbst prüfen. Fashion against aids, also dagegen, gegen aids. Was heisst das? Dass man gegen aids ernsthaft vorgeht , versucht es auszurotten oder man einfach nicht dafür ist? – wer will das schon sein! Ich halte aids für eine der grossartigsten dramen, die der werbebranche passieren konnte. Stellen sie sich vor, eines ideen-losen tages stürmt ein mitarbeiter in die marketingabteilung und verkündet das zaubermittel für emotionalste werbung

1 Das große (Un-) Glück mit Aids (Fig. a)

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gefunden zu haben: aids. Viel gefährli-cher als jeder krieg, schlimmer als jede naturkatastrophe, gesichtsloser als ver-hungernde negerkinder in afrika. Und das beste daran: es kann inzwischen jeden treffen, nicht nur schwule. Wer möchte denn schon fashionwerbung mit katastophen sehen, tops mit print für (oder dagegen?) die opfer des holocaust oder massentierhaltung. — wobei ich mir eingestehen muss, dass es keine schlech-te idee wäre, mit der deutschen rest-schuld am holocaust den konsumenten zum kauf verschlechtgewissen. — Wo sind wir jetzt gelandet? Wir haben fas-hion against aids, als annehmbarer stand-punkt , mit der spende als gute tat . Eine richtige jugendbewegung gegen aids. Fast wie ende der 60er. Aber hilft das wirklich? Bekommt man so kein aids, werden wir so sensibilisiert? Oder ist aids doch nur fashion, ein nettes accessoire, das man einmal im jahr einer marke umhängt , wie ein cape, das jemanden zum superhelden macht . Genaugenommen sollte man es so nen-nen: fashion with aids, mode mit aids, als verkaus- ( todschlag) argument .

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Pom

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Frit

es

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„The most beautiful thing in Tokyo is McDonald‘s. The most beautiful thing in Stockholm is McDonald‘s. The most be-autiful thing in Florence is Mc Donald‘s. Peking and Moscow don‘t have anything beautiful yet . – Andy Warhol. 1975.

. . .egal ob in Shanghai, Moskau oder New York , sie bekommen überall die gleiche einzigartige Geschmacklosigkeit . Auf der gesamten Welt werden täglich bis zu 50 Millionen von den sogenannten Mc Menüs verzehrt , die von dessen Her-stellern als besonders „frisch und appetitlich“ angepriesen werden. Natürlich kann man bei solch brill iant-inszenierten Kampagnen und der „grünge-waschenen“ Markenstrategie nur schwer hinter die Fressade von Mc Donalds schauen. Dem Konsumenten wird permanent eine Scheinwelt aus frisch zubereiteten Essen, kontrol-liert angebauten Zutaten und mysophobisch anmutender Hygiene suggeriert . Dabei ist die Realität eine ganz ande-re. Mc Donalds verschweigt die dreckigen Tatsachen, was nicht zuletzt daran liegt , dass Mitarbeiter des Fast-Food-Rie-sen keinerlei Hygiene - oder Sicherheitsschulungen be-kommen. Um Arbeitskräfte zu

1 McDonald´s (Fig. a) Ready-Made

sparen, ist jeder Angestellte des Turbokapitalisten, Burger-brater und Kloputzer zugleich. Das Burger-bespucken wurde mit der Zeit zu einer eigenen Sportart , in den Filialen wird mit dem Straßenbesen „ge-putzt “ und weil durch fehlende Arbeitskräfte keine Zeit für Sauberkeit bleibt , verdrecken die Toiletten und die wegge-worfenen Speisereste türmen sich. Neben den „frischen und appetitlichen“ Burger, Nuggets oder Pommes Frites, welche sie bei Mc Donalds zu sich nehmen, verleiben sie sich gleichzeitig eine enorme An-zahl an Bakterien und Keimen ein. Ein handelsüblicher Putz-handschuh diente uns hierbei als eine starke Metapher für die übertrieben Reinlichkeits-kommunikation von Mc Do-nalds.

„Schlaf hängen sie, die Pom-mes wie das erschlafte Glied eines sich so inszenierenden Potenzkapitalisten.“ Durch die Inszenierung der Marke auf einem anderen Me-dium und die Überhöhung mit Hilfe eines goldenen Barock-rahmen, wurde das Exponat zu einem Kunstobjekt .Der Handschuh als Symbol für die Unbekömlichkeit eines Mc-Donalds-Produktes, unab-hängig seiner kontrolliert an-gebauten Zutaten oder seines Frischegehaltes.

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Der rote Teppich gilt allgemein nur jenen vorbehalten, die sich in ihrem Leben als Prominenz oder VIP verdient gemacht haben. Schon vor 2500 Jah-ren lässt Klytaimnestra ihrem Mann Agamemnon zu seiner Rückkehr aus Troja den roten Teppich auslegen, den er zu-nächst aus Ehrfurcht vor den Göttern (nur ihnen war der rote Teppich vorbehalten) nicht betreten wollte. Nicht heute. Diese Ehrfurcht scheint mitt-lerweile überwunden – selbst-gerecht flaniert die herausra-gendste Hautevolee über den roten Stoff und scheut keine göttliche Konkurrenz. Welche Schmach gäbe eine Elite ohne den Samt unter ihren Füßen. Daher die Schuhe. Immer auf rotem Teppich. Immer Star.

1 Red Carpet (Fig. a) Ready-Made

Imm

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International werden Kampag-nen und Aktionen im Zeichen der rosa Schleife (pink ribbon) gegen Brustkrebs durchge-führt . So zum Beispiel letztes Jahr am 18. Oktober auf dem Potsdamer Platz in Berlin, wo die größte pinkfarbene Schlei-fe in Deutschland gebunden wurde. Doch immer mehr kri-tische Stimmen werden gegen die fortschreitende Kommer-zialisierung und ökonomi-sche Ausbeutung des Themas Brustkrebs laut . Im Vorder-grund steht nun nicht mehr die Krankheit , als viel mehr global agierende Konzerne und Firmen, welche sich gegen-seitig mit PR-Kampagnen und Sammeln von Spendengeldern überbieten. Brustkrebs ist so schon längst ein Geschäfts-modell um Verkaufszahlen zu steigern und Produkte gewinn-bringend zu vermarkten. So auch geschehen am 11. Okto-ber 2011 als das Brandenbur-ger Tor vom Kosmetikkonzern Estee Lauder zum Werbeträger degradiert wurde, der einzig Aufmerksamkeit auf hochprei-

sige Kosmetika lenkt und so ein konsumorientiertes Frauen-bild darstellt , das Frauen öf-fentlich sexualisiert und infan-til isiert . Unsere Chance! Brustkrebs als Cash-Cow – natürlich wollen auch wir an dieser Kuh melken. Um ein Produkt zu entwickeln, welches noch gewinnbringen-der ist , kombinierten wir das soziale Engagement zweier Non-Profit-Organisationen. Daraus resultierte die Brust-krebsbarbie, die nun nicht nur die Sexualisierung der Frau fördert , sondern auch noch gegen den Krebs kämpft . Das Produkt beinhaltet eine vom Brustkrebs befallene Barbie (kahl rasiert) und die dazu gehörigen Raffinessen. Beige-legt werden hierbei zwei Perü-cken, eine ansteckbare Brust und ein wunderschönes Kleid um die todbringende Krankheit möglichst perfekt vertuschen zu können. Unsere Message: „Trage die tötliche Krankheit , aber trage sie wie eine richtige Frau!“

1 Pink Rip-Off (Fig. a) Skulptur

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1 Mother Gamble (Fig. a) Aktion

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1 Becel (Fig. a) Skulptur

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