Ändere deine gedanken – und dein leben ändert...

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Ändere deine Gedanken – und dein Leben ändert sich

4. Fastensonntag, 14.3.2010

Liebe Schwestern und Brüder, also, ich finde das ja ganz toll mit den neuen Kameras. Da schießt man Bilder und kann sie dann auch gleich anschauen und gegebenenfalls aussortieren, die Technik macht’s möglich. Da werden Bilder gepixelt, in lauter kleine Farbpunkte abgebildet, meine Kamera schafft 5 Megapixel, also 5 Millionen Pixel pro Bild. Früher war das ja mit dem Film noch ganz schön kompliziert. Viele von uns Älteren kennen das noch: Das ist ein Negativ. Das wurde fixiert, belichtet und war nötig, um dann damit Bilder entwickeln zu können. Ohne das Negativ war eine Entwicklung nicht möglich. Das Negativ zeigte das zukünftige Bild genau verkehrt herum, alle hellen Stellen waren dunkel, alle dunklen Stellen hell, darum zeigte es die Welt eben negativ, wie man sagte. Ich weiß nicht, ob Sie das auch kennen, aber manchmal gibt es Phasen im Leben, da ist man wie so ein Negativ, da sieht man die Welt nur negativ. Sicher, es kann im Leben auch schlimme Situationen geben, man kann auch in eine echte Krise geraten, aber die Welt nur negativ zu sehen, das zieht einen zusätzlich runter. Da mag die Situation schon nicht gut sein, aber dann alles nur noch zusätzlich negativ zu sehen, das macht dann alles nur noch schlimmer. Die Situation, die der verlorene Sohn in dem berühmten Gleichnis Jesu erlebte, als er von zu Hause weggegangen und das ganze Erbe verschleudert hatte, so dass er am Ende nur noch Drecksarbeit erledigen konnte, um zu überleben – freilich, diese Situation war alles andere als positiv: „…es ging ihm sehr schlecht“ hieß es im Evangelium. Bemerkenswert ist nun aber, dass der Sohn – ob er mit oder ohne eigene Schuld in diese Situation geraten ist, ist egal – dass der Sohn nun eben nicht jammert oder schimpft: − Keine Selbstzerfleischung durch Selbstvorwürfe:

− Warum habe ich das nur getan, − Wie konnte ich nur, − War ich dumm, welcher Teufel hat mich denn geritten, als ich…

− Er schimpfte auch nicht und gab die Schuld auch nicht anderen: − Meine blöden Freunde haben mich nur ausgenützt. − Wären die nicht gewesen, ginge es mir jetzt gut. − Da sieht man mal, dass man nur von anderen ausgenutzt wird – die können mir gestohlen

bleiben. − Er macht auch Gott keine Vorwürfe:

− Gott, wie konntest du da nur zuschauen und nichts tun? − Warum hast du mich denn nicht davor bewahrt, dass es mir jetzt so schlecht geht? − Dir ist doch egal, wie es mir jetzt geht, oder freust du dich jetzt auch noch daran? Weißt du

was, auf dich kann ich jetzt auch verzichten, du hilfst mir ja eh nicht! All das, was man in so einer Lebenssituation rauslassen könnte, hätte auch er mit Recht sagen können, und manchmal ist es ja auch gut, dass man den Frust und die Wut rauslassen kann, nur bringt einen das am Ende wirklich weiter? Sich selbst, die Welt und Gott nur noch so negativ zu sehen, das zieht einen doch nur noch weiter runter, dann fühlt man sich ja nur noch mehr allein – das isoliert nur und macht das Leben nur noch negativer – schwarz und dunkel. Der verlorene Sohn hatte sich davor gehütet, so zu denken oder zu reden, vielmehr hieß es: „Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.“ Zunächst stand einfach eine ehrliche Analyse seiner Situation: − Hier geht es mir schlecht – zu Hause ging es mir besser. − Dann der Entschluss, die Situation zu ändern, etwas zu tun, zu unternehmen, damit die Situation

sich ändert und besser wird: „Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen!“ − Und am Ende ein einfaches und nüchternes Schuldbekenntnis: „Ich habe mich gegen den Himmel

und gegen dich versündigt.“ Dann machte er sich auf und kehrte um nach Hause.

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Jesus sagte ja immer wieder zu seinen Jüngern: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.“ und das Gleichnis vom verlorenen Sohn beschreibt diesen Prozess der Umkehr. „Tut Buße!“, „Kehrt um!“, wenn Jesus das sagte, dann sagte er wortwörtlich übersetzt eigentlich „Denkt um!“: „Denkt um, so wie der verlorene Sohn! Seht eure Lebenssituation nicht nur negativ, so schlimm sie auch sein mag. Lasst euch nicht lähmen durch Selbstvorwürfe oder Wut auf andere, auf die Situation, die man doch nicht ändern kann, oder auf Gott. Tut was, ändert was!“ „Ändere deine Gedanken – und dein Leben ändert sich“ heißt es in einem Spruch aus dem Daoismus, also selbst die alten Chinesen wussten das schon weit vor Jesu Geburt, dass man umdenken muss, um sein Leben ändern zu können, aber das ist ja auch leichter gesagt als getan. Vielleicht hilft da ja für den ersten Schritt in die richtige Richtung des Umdenkens ein Gebet: „Gott, gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, und gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Amen.

Evangelium: Lukas 15,1-3.11-32

Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.