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PHOTOSTABILITÄT VON SONNENSCHUTZMITTELN Was ist das ? Wozu ist sie gut? Univ. Prof. Dr. Harald Maier Abt. für Spezielle Dermatologie und Umweltdermatosen Universitätsklinik für Dermatologie Markenartikelverband Österreich – 31.Jänner 2007 Impulsreferat

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PHOTOSTABILITÄT VON SONNENSCHUTZMITTELN

Was ist das ?Wozu ist sie gut?

Univ. Prof. Dr. Harald MaierAbt. für Spezielle Dermatologie und

UmweltdermatosenUniversitätsklinik für Dermatologie

Markenartikelverband Österreich – 31.Jänner 2007

Impulsreferat

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PHOTOPROTEKTIONSonnenverhalten – Gestern & Heute

Calais um 1890

Osttirol 1920

Cote d´Azure 2006

Im 19 Jhdt. war der helle Teint „in“ und sonnenverbrannte Haut galt als Stigma von Menschen von niederem sozialen Rang.

Durch die Licht-Luft-Sonne Bewegung um die Jahrhundertwende verbreitete sich der Trend zum Sonnenbaden.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts kam es auch zu einer Wende des Schönheitsideals: nicht mehr makelloser, heller Teint, sondern tief gebräunte Haut wurde mit den Attributen „attraktiv, dynamisch, erfolgreich“ gleich-gesetzt.

Die Werbeslogans „Safe Tan“ und “Tannedis Beautiful“ trugen wesentlich zum sorglosen Umgang mit der Sonne bei.

Dieses sorglose Sonnenverhalten ist nicht nur in der Freizeit, sondern auch während der Arbeitszeit zu beobachten (s. Bilder).

Die Meinung, durch die Verwendng von Sonnenschutzmitteln die negativen Auswirkungen der UV-Strahlung komplett verhindern zu können, ist falsch.

Gefordert ist vielmehr eine Trendwende im Sonnenverhalten.

© harald maier

© harald maier

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„Sonnenschutz tut Not!“

• Richtiges Sonnenverhalten

• Schatten• Bekleidung• Sonnenbrille• Sonnenschutzmittel

i.e.S.

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Qualitätsmerkmale eines guten Sonnenschutzmittels

Breitspektrum-Schutz (UVB + UVA)

Hoher Sonnenschutzfaktor (SPF)

Photostabilität

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Welche Bespannnung eines Regen-schirms hält dauerhaft den Regen ab ?

Oder, wie kann man das Phänomen Photo (in) stabilität am besten erklären?

a) Polyester 100 %

b) Zeitungspapier bedruckt

c) Toilettenpapier dreilagig, soft

d) Man benötigt überhaupt keinen Regenschirm

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Welche Sonnenschutzmittel schützen verlässlich und dauerhaft vor der Sonne ?

ODER……

Werden Sonnenschutzmittel durch die Sonnenbestrahlung inaktiviert ?

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PHOTOSTABILITÄTStudienmethode

Wägung und Gegen-wägungauf 1.5± 0.15 mg / cm2

bzw.2.0 ± 0.2 mg / cm2

Auftragen der Probe

Messeinrichtung mit Spektrophotometer (Varian Cary 3E)

Bestrahlung mit ein-em Sonnensimulator

Maier et al. J Invest Dermatol 2001

Das zu testende Sonnenschutzmittel wird in einer gleichmäßig dünnen Schicht auf das Quartzglasplättchen aufgetragen.

Die Schutzwirkung des Sonnenschutzmittels wird VOR und NACH der Bestrahlung mit einer Bestrahlungslampe, die künstliches Sonnenlicht erzeugt, gemessen.

Ist die Schutzwirkung nach der Bestrahlung geringer als vor der Bestrahlung, bedeutet dies, dass die enthaltenen UV-Filtersubstanzen inaktiviert wurden; das Produkt gilt dann als photoinstabil (siehe linke Kurve auf der nächsten Folie).

Kommt es auch nach hohen Bestrahlungsdosen zu keiner Veränderungdes Schutzverhaltens, gilt das Sonnenschutzmittel als photostabil(rechte Grafik).

© harald maier

© harald maier

© harald maier © harald maier

© harald maier

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Photostabilität von Sonnenschutzmitteln (Maier et al, J Invest Dermatol 2001)

Photo-instabil

Photostabil

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PHOTOSTABILITÄT VON PHOTOPROTEKTIVEN LIPPENSTIFTEN AUS ÖSTERREICH UND ITALIEN

Ergebnisse (Maier et al, 2004)

-10

-5

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Spec

tral P

hoto

inst

abili

ty Δ

T (%

)

280 290 300 310 320 330 340 350 360 370 380 390Wavelength λ (nm)

BEGHJK

12.5 SED

UVB UVA

-10

-5

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Spec

tral P

hoto

inst

abilit

y Δ

T (%

)

280 290 300 310 320 330 340 350 360 370 380 390Wavelength λ (nm)

defghikop

12.5 SED

UVB UVA

-10

-5

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Spec

tral P

hoto

inst

abilit

y Δ

T (%

)

280 290 300 310 320 330 340 350 360 370 380 390Wavelength λ (nm)

ACDFI

12.5 SED

UVB UVA

-10

-5

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Spe

ctra

l Pho

toin

stab

ility Δ T

(%

)

280 290 300 310 320 330 340 350 360 370 380 390Wavelength λ (nm)

abcjlmn

12.5 SED

UVB UVA

SSAUT

SSIT

Maier et al. BJD 2004

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Photoinaktivierung (%) für 12.5 SED

Probe

UVB UVA UVA+UVB

Biotherm Sunfitness lait fondant 15 -0.5 -0.9 -0.8

Robinson Sonnenmilch 12 0.1 10.7 6.6

Ombia Sun Sonnenmilch 10 0.5 26.5 16.4

Sundance Teeny Sonnenmilch 12 -3.1 6.7 2.9

delial plus Vitamin Sonnenmilch 12 -0.6 -0.7 -0.7

Nivea Sun Sonnenmilch 12 -1.3 -1.2 -1.2

Sundance Sonnenmilch 12 3.6 12.5 9.0

Solar Expertise Sonnenpflege Milch 15 0.3 0.2 0.2

Piz Buin Day Long 15 0.1 0.3 0.3

Ambre Solaire Sonnenschutzmilch 12 0.3 0.5 0.4

bodytouch Sonnenmilch 12 3.6 23.2 15.5

Sun Kiss Sonnenmilch 12 -0.3 9.9 6.6

Weleda Edelweiss Sonnenmilch 15 1.1 2.8 2.2

Sonnenschutzmitteltest Saison 2006Arbeitskreis Sonne

© harald maier

© harald maier

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PHOTOSTABILITÄTSchlussfolgerungen

Auswirkungen der Photoinaktivierung von UV-Filtern

• Erhöhte UVA-Transmission- Hautalterung- Photoexazerbation UVA-sensitiver Dermatosen

(z.B.Sonnenallergie)- UVA – Karzinogenese (=Hautkrebsentwicklung)

• UV-Filter wird zu einem Photosensibilisator- Phototoxische Reaktionen- Photoallergische Reaktionen

• Mutagene / karzinogene Photooxidationsprodukte (???)Maier et al. JID 2001

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Photoinstabile Sonnenschutzmittel werden ihrer Schutzfunktion nicht

gerecht !

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PHOTOSTABILITÄTZusammenfassung

• Viele kommerziell erhältliche SS zeigen eine massive UVA - Photoinstabilität, einzelne SS eine UVB - Photoinstabilität( ≥ 10 % bei 12,5 SED)

• Unter dem Druck der photostabilen Produkte verbessert sich die Marktsituation

• Das UV-Verhalten von SS ist nicht vorhersehbar (Interaktionen der einzelnen Bestandteile, Vehikeleffekt), daher muss die fertige Mischung getestet werden

• Eine Photostabilitätstestung VOR der Vermarktung sollte verpflichtend sein

• Nur photostabile Produkte sollen auf den Markt kommen !

Aus: Kurier Freitag, 5.Mai 2006

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Danke für Ihre Aufmerksamkeit !

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www.med4you.at/derm

(www.hautnah.at)