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57. Session for Young Participants Olympia/Griechenland, 17. Juni bis 1. Juli 2017 Bericht von Wiebke Arndt (Universität Leipzig) Franziska Heinrichsmeier (DSHS Köln) Vincent Rentzsch (LG Eintracht Frankfurt) „This unique experience and unforgettable experience has definitely enriched me in many ways.“ Tjasa Prebil, Slowenien „I will never find the words to describe this amazing experience, the best of my life – it was like visiting the world in two weeks.“ Juan Ma Gonzalez, Guatemala „Before arriving in Olympia I heard that this journey is something that cannot be described with words and now I couldn’t agree more. During these two weeks a group of strangers from 88 different countries grew into one big family, sharing the same passion for sports and for life.“ Siiri Eskelinen, Finnland

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57. Session for Young Participants

Olympia/Griechenland, 17. Juni bis 1. Juli 2017

Bericht von

Wiebke Arndt (Universität Leipzig) Franziska Heinrichsmeier (DSHS Köln)

Vincent Rentzsch (LG Eintracht Frankfurt)

„This unique experience and unforgettable experience has definitely enriched me in many ways.“

Tjasa Prebil, Slowenien

„I will never find the words to describe this amazing experience, the best of my life – it was like visiting the world in two weeks.“

Juan Ma Gonzalez, Guatemala

„Before arriving in Olympia I heard that this journey is something that cannot be described with words and now I couldn’t agree more. During these two weeks

a group of strangers from 88 different countries grew into one big family, sharing the same passion for sports and for life.“

Siiri Eskelinen, Finnland

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Bevor wir zur 57th Session for Young Participants nach Olympia gereist sind, konnten wir nur vermuten, was uns dort erwarten würde. Nach zwei unvergesslichen Wochen an der Interna-tionalen Olympischen Akademie (IOA) traten wir die Heimreise nicht nur mit unzähligen wertvollen Erinnerungen im Gepäck an, sondern sehen uns als Teil einer großen Sportfami-lie aus 88 verschiedenen Ländern der Welt. Bei der Bewerbung haben wir alle drei damit geliebäugelt, Deutschland an der IOA vertre-ten zu dürfen. Als wir die Nachricht unserer Auswahl bekamen, waren wir dennoch über-rascht und die Vorfreude stieg mit jedem Tag. Wir konnten es kaum erwarten, endlich nach Griechenland zu reisen, da wir alle schon aus Erzählungen von der tollen Atmosphäre des historischen Ortes gehört hatten. Vor der Abreise trafen wir uns zu einem gemeinsamen Briefing bei der Deutschen Olympischen Akademie in Frankfurt, wo wir letzte Informationen zu unserer Reise erhielten. Dort trafen wir drei uns das erste Mal. Bisher hatten wir nur virtu-ell geskypet, und waren auf Anhieb auf einer Wellenlänge. Neben den nützlichen Hinweisen zum Leben an der IOA blieb uns besonders die Warnung vor Schlangen und Skorpionen in nachhaltiger Erinnerung. Kurz darauf befanden wir uns schon über den Alpen auf dem Weg zu einer unvergesslichen Reise. Akropolis – Regen – Kennenlernen – Lykavittos. Vor allem mit diesen Begriffen verbin-den wir unsere gemeinsame Zeit in Athen. Da wir Griechenland einen Tag früher als die üb-rigen Teilnehmer erreichten, hatten wir noch Zeit, um die Stadt auf eigene Faust zu erkun-den. Wir bildeten schnell ein gutes Team und besuchten bei strahlendem Sonnenschein die touristischen Highlights in Athen. Neben dem obligatorischen Besuch der Akropolis erklom-men wir bei ungewohnter Hitze den Berg Lykavittos und genossen die weite Aussicht über die Hügel Athens. Gestärkt mit einem typisch griechischen Sou-vlaki schlenderten wir durch die kleinen Gassen der Altstadt Plaka, in der es immer wieder kleinere antike Ausgrabungsstätten zu ent-decken gab. Kaum hatten wir den ersten aufregenden Tag geschafft, ging es auch schon ins offizielle IOA Hotel, wo wir auf die anderen Young Participants aus aller Welt trafen. Bei der Anmeldung in der Lobby knüpften wir die ersten Kon-takte mit den Finnen und einer Teilnehmerin aus der Slowakei. Schnell stellten wir fest, dass wir aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenkamen, der Sport jedoch unsere gemeinsame Basis bildete. Neben Studenten, waren sehr viele Mit-arbeiter von Nationalen Olympischen Komitees oder nationalen und internationalen Sport-verbänden dabei, einige waren sogar noch aktive Athleten. Schnell fanden wir uns inmitten einer magischen Atmosphäre wieder, die uns in den nächs-ten zwei Wochen begleiten sollte. Binnen von Minuten lernten wir viele neue Menschen ken-nen, die alle kaum erwarten konnten, dass es endlich losging. Bereits am ersten Abend zeichnete sich ein typisches Kommunikationsmuster ab. Gewöhnlich fragte man zuerst nach dem Namen, der jedoch bei 150 Teilnehmern schnell wieder in Vergessenheit geriet. Die Gespräche entwickelten sich meist über Fragen wie: „Wo kommst du her?“, „Wie heißt du?“,

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„Was machst du?“ und damit war der erste Abend gefüllt. Der nächste Tag in Athen, ur-sprünglich vollgepackt mit einem Sightseeing-Programm, fiel jedoch buchstäblich ins Was-ser. Stattdessen fuhren wir mit dem Bus durch die Stadt und besuchten das Akropolis Muse-um. Durch den unerwarteten Regen und die Programmänderungen entstand schnell ein Gemeinschaftsgefühl, da wir mehr Zeit hatten, erste Kontakte zu intensivieren. Pünktlich zur Eröffnungsfeier am Abend klarte es jedoch auf, sodass die traditionelle Eröffnung der Session auf dem Pnyxhügel stattfinden konnte. Vor der atemberau-benden Kulisse konnten wir kaum aufhören, Erinnerungs-fotos zu schießen und wir versuchten jeden Moment aufzusaugen. Mit einer gelun-genen Eröffnungsfeier mit Blick auf die Akropolis und späterem festlichen Bankett begann für uns unter Anwesenheit offizieller Repräsentanten des Staates, der Kirche, sowie der IOA offiziell das Abenteuer der 57. Young Participants Session. An der Internationalen Olympischen Akademie in Olympia wurden die Zimmer nach Alter zugeteilt und die Nationen gemischt. Von unseren Mitbewohnern (Rumänien, Kirgistan und Moldawien, China und Südkorea) konnten wir viel über die jeweiligen Kulturen und den Sport lernen. Beispielsweise benutzten viele der asiatischen Teilnehmer einen englischen Namen, um uns die Aussprache zu erleichtern oder wir leisteten gegenseitig Übersetzungshilfe, da einige Teilnehmer ausschließlich französisch sprachen. Mit einer stimmungsvollen und festli-chen Eröffnungsfeier und der Olympischen Hymne begannen die Tage an der IOA.

Täglich wurden wir um sieben Uhr von klassischer Musik geweckt. Vom Frühstück gestärkt ging es zu den täglichen Vorträgen mit anschließender „Question- and Answer-Session“. Nachmittags folgten weitere Präsentationen und/oder Gruppendiskussionen. Abseits des Hörsaals wurde ein vielfältiges kulturelles Programm geboten, z.B. konnten wir uns im Salsa-Tanzen erproben.

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Natürlich kam der aktive Sport nicht zu kurz und wir motivierten uns zum Ringen und Fit-nessboxen im Morgengrauen. Die Fußball- und Volleyballturniere boten einen gelungenen Ausgleich zu den akademischen Vorträgen und verstärkten gleichzeitig unser Gemein-schaftsgefühl. Insgesamt war der Zusammenhalt unter den Participants sehr gut, was z.B. durch die gemein-same Teilnahme an einem 3 km-Lauf anlässlich des Olympic Day durch das Städtchen Olympia noch ver-stärkt wurde. Wir trainierten und aßen zusammen und nutzten jede Chance, uns auszutauschen. Dabei versagte irgendwann sogar dem einen oder anderen die Stimme. Man hatte im-mer das Gefühl, in einer Gesprächs-runde willkommen zu sein. Zum Programm gehörten verschiedene Vorträge von Professoren, EU-Politikern, IOC-Mitgliedern sowie Journalisten. Aus verschiedenen Blickwinkeln wurde das Thema der Ses-sion „Governance in Sport and the Olympic Movement“ mit unterschiedlicher Schwerpunkt-setzung aufbereitet und anschließend im Plenum diskutiert. Die Vorträge waren von unter-schiedlicher Qualität. Besonders beeindruckt hat uns der Vortrag des amerikanischen Jour-nalisten David Wallechinsky zum Thema „The World’s 20 Worst Living Dictators – The Mass Media and Democracy in Sport“. David Wallechinsky sensibilisierte uns besonders für die Rolle der Massenmedien in der Olympischen Bewegung und berichtete von seinen Erfah-rungen mit der Pressefreiheit auf seinen unzähligen Reisen nach China, vor allem rund um die Olympischen Spiele in Peking 2008. Neben historischen und strukturellen Ansätzen zu Good Governance (Prof. Dr. Stephan Wassong: Ethics and Governance in the Olympic Movement”; Prof. Milena Parent: „The Structure of Sport and Good Governance“) gefielen uns die Vorträge von Oliver Gers (CEO IAAF, „The Ifs: What it means for the Ifs Good Gov-ernance?“), Dr. Sam Ramsamy (IOC- Mitglied, Südafrika) und Prof. Mike McNamee (“Under-standing and Restoring Sport’s Integrity”). Beispielsweise beeindruckte Oliver Gers durch selbstkritische Ansätze zur Entwicklung von Good Governance beim Welt-Leichtathletikverband und berichtete über den aktuellen Reformprozess.

Dass sich die Young Participants durchaus auch kritisch äußerten, zeigte der Vortrag des Professors Nikolay Phesin zum Thema „Power and Governance im Sport“. Nach sei-nem Vortrag gab es viele entschiede-ne Wortmeldungen gegen die vorge-tragenen Inhalte zum Umgang mit Doping in Russland und seiner Dar-stellung. Die Diskussionen im An-schluss zeigten die große Vielfalt an Meinungen, die wir Young Partici-pants vertraten. In zwölf bunt ge-mischten Kleingruppen erarbeiteten

wir Fragestellungen zum Thema „Good Governance und Ethik im Sport“, fanden Antworten

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auf unsere Fragen und präsentierten unsere Ergebnisse am Ende der Woche vor dem Ple-num. Bemerkenswert war hier vor allem die Vielfalt der erarbeiteten Themen. So konnten wir von den Berichten über Projekte aus anderen Ländern lernen, die z.B. erfolgreiche Athleten in olympische Bildungsprogramme einbeziehen. Diskutiert wurde nicht nur innerhalb der vor-gegebenen Zeit. Mehr als einmal unterhielten wir uns z.B. mit der chinesischen Teilnehmerin über Themen wie Meinungs- und Pressefreiheit, zum Beispiel in Bezug auf Facebook in Chi-na, was wirklich spannend war. Außerdem haben wir uns ständig mit anderen Sportstuden-ten über ihr (Sport-) Studium und mit NOK-Mitarbeitern über ihre Arbeit ausgetauscht. Ein absolutes Highlight waren die Athletenvorträge. Da wir uns in einem nacholympischen Jahr befinden, waren etwa ein Drittel der Teilnehmer aktive oder ehemalige Athleten. Einige von ihnen nutzen die Chance und teilten ihre olympischen Erfahrungen. Sie berichteten von jah-relangem Training, gewonnenen Medaillen, der Karriere nach dem Sport, aber auch von Rückschlägen. Mit ihren sehr persönlichen und emotionalen Berichten sorgten sie für Gän-sehautmomente im Hörsaal der Akademie. Besonders viel Spaß hatten wir bei den Social Evenings, bei denen fast alle Länder die Möglichkeit nutzten, ihre Kultur vor-zustellen. Alle waren sehr motiviert, ihr Land zu präsentieren und jeder hatte großen Spaß, sich bei den Aktionen auszupro-bieren. Es gab allerhand lustige Darbietungen wie Schwedens und Finnlands Präsentation eines Mittsommerbaums (damit um den Baum getanzt werden konnte, musste ein schwedischer Participant aushelfen und sich mit Zweigen behängen lassen) oder Australiens Quiz über die Konkurrenz mit Neuseeland. Es wurden aber auch Wettbewerbe geboten, wie das estnische Frauentragen, der taiwanesische Essstäbchen-Wettkampf, der amerikanische Flip-Cup-Wettbewerb oder unsere Reise nach Jerusalem zu Liedern bekannter deutscher Sänger. Viele Län-der zeigten traditionelle Tänze wie Sirtaki, oder servierten lan-destypisches Essen und luden uns zum Mittanzen und Essen ein. Mit der ausgelassenen Stimmung und dem Miteinander gehörten die Social Evenings zu den wichtigsten und schönsten Erlebnissen an der IOA. In den zwei Wochen haben wir die Olympischen Werte leben gelernt und sind sehr res-pektvoll miteinander umgegangen. In einer anfangs bunten gemischten Gruppe hat jeder Einzelne seinen Teil dazu beigetragen, zwei unvergessliche Wochen zu erleben. Wir haben neue Freunde auf der ganzen Welt gefunden!

Vielen Dank an die Internationale Olympische Akademie und ihre Mitarbeiter vor Ort, die unse-re Zeit in Griechenland zu etwas ganz Besonde-rem gemacht haben. Ein großes Dankeschön geht auch an die Deutsche Olympische Akade-mie, die uns den unvergesslichen Aufenthalt an der IOA in Olympia überhaupt erst ermöglicht hat und uns sehr gut auf unseren Aufenthalt vorbereitet hat. Wir sind stolz, dass wir Deutschland an der IOA vertreten durften!

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Gerne berichten wir mehr von unseren Erfahrungen in Olympia. Den Kontakt vermittelt die DOA. Weitere Bilder auf der Facebook-SeitederDOA: https://de-de.facebook.com/DOAinfo/ Offizielles Fotoalbum der IOA: http://www.ioa-sessions.org/photo-albums/young-participants?field_select_year_value=2017 Programm der 57. Young Participants Session: http://www.ioa-sessions.org/program-and-streaming/young-participants