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Maria Theresia, Elisabeth und Zita: drei Frauen, drei Geschichten, drei Kindheiten.

Vieles weiß man über das Wirken und Leben der großen Kaiserinnen, doch über ihre Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Wie wurden jene Frauen erzogen, die dann ein Weltreich prägten? Welche Freiheiten hatten sie, welchen Regeln mussten sie sich unterwerfen, wie oft sahen sie ihre Eltern? Maria Theresia lebte im ausgehenden Barockzeitalter, Elisabeth in den wirren Jahren des 19. Jahrhunderts und Zita war die erste und gleichzeitig letzte Kaiserin der Habsburger im 20. Jahrhundert. Doch eines hatten sie gemeinsam: Keiner war es vorherbestimmt, Kaiserin zu werden.

Beate Hammond

Geboren 1967 in Tübingen. Studium der Betriebswirtschaft in England, Deutschland und Kanada. Seit 1990 Referentin bei einer internationalen Organisation in Wien. Zuletzt bei Ueberreuter: »Habsburgs größte Liebesgeschichte. Franz Ferdinand und Sophie«.

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Maria Theresias Geburt war eine Enttäuschung, denn Karl VI. hätte einen männlichen Erben gebraucht, damit das Haus der Habsburger ohne Probleme weiter bestehen konnte. Keiner dachte damals, dass das neugeborene Mädchen einmal an der Spitze der Habsburgermonarchie stehen würde. Auch Erziehung und Ausbildung Maria Theresias waren nicht auf diese große Aufgabe ausgerichtet, sondern bestand in erster Linie aus Religion und den schönen Künsten, besonders der Musik. Die junge Maria Theresia war eine ausgezeichnete Sängerin, die bei Hofkonzerten sogar die reservierte Hofgesellschaft zu Begeisterungsstürmen hinriss. Die Beziehung zu ihren Eltern war eher distanziert: Die Frau, die sie Mami nannte, war ihre Erzieherin, die Gräfin Fuchs.

Elisabeth war erst 15 Jahre alt, als sie ihre Freiheit, ihre Jugend aufgab, um Kaiserin von Österreich zu werden. Die unbeschwerte Kindheit in Possenhofen in Bayern war vorbei, das Leben ohne Hofzeremoniell, das Herumziehen mit dem Vater Maximilian in den Wäldern zu Ende. Elisabeth lebte ab nun am Wiener Hof unter dem

strengen Auge der Schwiegermutter.

Zita war das 17. Kind ihres Vaters - dass sie einmal Kaiserin von Österreich werden würde, dachte wohl niemand. Im Sommer lebte sie mit ihrer großen Familie in Schwarzau in Österreich, den Winter verbrachten sie im italienischen Pianore. Ab dem 10. Lebensjahr besuchte sie das Internat Zangberg. Geschickt wurde von ihrer Tante ein Kennenlernen mit dem Erzherzog Karl arrangiert und es sollte bald nicht nur bei einem Kennenlernen bleiben.

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Beate Hammond

Jugendjahre

großer

Kaiserinnen

Maria Theresia - Elisabeth – Zita

UEBERREUTER

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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Hammond, Beate: Jugendjahre großer Kaiserinnen: Maria Theresia - Elisabeth - Zita Wien Ueberreuter, 2002 ISBN 3-8000-3841-2

Alle Urheberrechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Wiedergabe in jeder Form, einschließlich einer Verwertung in elektronischen Medien, der reprografischen Vervielfältigung, einer digitalen Verbreitung und der Aufnahme in Datenbanken, ausdrücklich vorbehalten.

Coverfoto: Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek Copyright © 2002 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien Druck: Druckerei Theiss GmbH, A-9400 Wolfsberg 7654321

Ueberreuter im Internet: www.ueberreuter.de

ACHTUNG: Das eBook ist nicht seitenkonkordant!

1. eBook-Auflage 2008 © wranglergirl

Für dieses eBook wurden ausschließlich recyklete Bits verwendet

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INHALT

Vorwort und Einleitung ............................................... 8

MARIA THERESIA ........................................................... 15

Die wiederaufblühende Hoffnung der Welt ................... 17

Die Eltern: »spanischer Karl« und »weiße Liesl« .......... 20

Kindheit am Kaiserhof .............................................. 26

Pragmatische Sanktion und Brautwerber ..................... 31

Die frühe Erziehung Maria Theresias: Gott und Gesang . 35

Die Frau, die Maria Theresia »Mami« nannte ............... 43

Geheimplan mit Spanien........................................... 48

Erste und einzige Liebe: Franz Stephan von Lothringen 50

Geschichtsunterricht bei Spannagel ............................ 56

Verlobung und Hochzeit............................................ 60

Aller (Ehe-)Anfang ist schwer .................................... 66

Schicksalsjahr 1740 ................................................. 71

ELISABETH .................................................................. 77

Produkt einer »exzentrischen Flugvogelnatur« und einer »echten deutschen Hausfrau« ................................... 79

Das Verlobungsdrama .............................................. 90

Die kindliche Kaiserin ............................................... 98

Versuchte Emanzipation mit fatalen Folgen ............... 104

ZITA ....................................................................... 109

Die 11. Prinzessin .................................................. 111

Schutzpatronin der Dienstboten ............................... 115

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Welche Nationalität besaß Zita? ............................... 126

»Natürlich waren wir Prinzessinnen« ........................ 130

»Dann erwischte es auch mich« - Schulzeit in Zangberg .......................................................................... 135

Insel der Seligen ................................................... 146

Warten auf Erzherzog Karl ...................................... 148

Machtgewinn und Machtverlust ................................ 152 Stammtafel Maria Theresia ........................................ 169

Stammtafel Franz Stephan ........................................ 170

Stammtafel Kaiserin Elisabeth .................................... 171

Stammtafel Franz Joseph I. ....................................... 172

Stammtafel Kaiserin Zita ........................................... 173

Stammtafel Kaiser Karl I. .......................................... 174

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Vorwort und Einleitung

Erstaunlich wie sich die frühen Jahre der drei bekanntesten österreichischen Kaiserinnen gleichen, obwohl sie in drei Jahrhunderten lebten, die verschiedener nicht sein konnten: Maria Theresia im ausgehenden Barockzeitalter, Elisabeth in den wirren Jahren des 19. Jahrhunderts und schließlich Zita, die erste und gleichzeitig letzte Kaiserin der Habsburger im 20. Jahrhundert.

Dem modernen Klischee der »Powerfrau« entspricht beachtlicherweise ausgerechnet die Herrscherin, deren Regentschaft am längsten zurückliegt: Maria Theresia, die berufstätige Mutter, die neben der Konsolidierung einer zerfallenden Monarchie noch Zeit fand, sechzehn Kinder zu gebären, und eigentlich nicht einmal Kaiserin war, weil sie niemals zu einer solchen gekrönt wurde. Auf eigenen Wunsch verfolgte sie die Krönung ihres Mannes Franz Stephan von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser in Frankfurt nur als Zuschauerin. Kaiserin Elisabeth hingegen war das völlige Gegenteil Maria Theresias und auch Zitas. Sie interessierte sich fast ausschließlich für sich selbst, weniger für ihre Kinder und noch weniger für die Politik. Das Bild einer traditionellen Mutter, deren Fokus das Wohlergehen der Kinder und der Familie ist, verkörperte Kaiserin Zita noch am ehesten.

Gemeinsam ist allen drei Kaiserinnen ein insignifikanter Anfang. Mädchen als adeliger Nachwuchs waren per se schlechter, da sie nicht das Erbe des Hauses antreten konnten. Sie waren oft nur diplomatische Tauschware, die nach Bedarf eingesetzt werden konnte, lebende Verhandlungsgegenstände, die sich eines Tages vielleicht mit großem Aufwand und Geschick in politisches Kleingeld ummünzen

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ließen. Bei Erzherzogin Maria Theresia, die als älteste Tochter eines regierenden Kaisers geboren wurde, ließ sich noch am ehesten eine große Zukunft erahnen. Ihre Geburt war dennoch eine Enttäuschung, denn als Mädchen schien sie zur Nachfolge ihres Hauses ungeeignet. Doch bei ihrer Geburt hielt sich der Ärger noch in Grenzen, erst als ihre beiden jüngeren Schwestern auf die Welt kamen, löste dies fast öffentliche Unruhen aus. Elisabeth und Zita waren keine Erstgeborenen, sondern nur Kinder in einer langen Geschwisterreihe, Elisabeth war bereits das 4., die spätere Kaiserin Zita sogar das 17. Kind ihres Vaters.

Niemand ahnte oder plante aus diesen Prinzessinnen Kaiserinnen zu machen. Folglich wurden sie auch nur schlecht bis gar nicht auf diese Stellung vorbereitet. Maria Theresia beklagte sich später, dass es ihrem Vater niemals eingefallen war, sie mit den Aufgaben ihres späteren Amtes vertraut zu machen. Dieser hoffte fast bis zu seinem Tode, doch noch einen Sohn zu bekommen, und auch die Mutter Maria Theresias fuhr noch nach der Vollendung ihres 40. Lebensjahres nach Mariazell, um Gott um einen männlichen Nachkommen zu bitten. Die mangelhafte Vorbereitung Maria Theresias dürfte nicht daran gelegen haben, dass man Frauen das Regieren nicht zutraute. Im Gegenteil: Maria Theresias Vater hatte seine Frau selber kurze Zeit als Regentin von Spanien eingesetzt, während er sich dringenderen politischen Geschäften zuwandte. Vorher gab er seiner Gattin ausführliche Instruktionen. Seiner Tochter erwies er diesen Dienst nicht und so stand diese nach dem plötzlichen Tod des Vaters von einem Tag auf den anderen als Königin an der Spitze eines wankenden heterogenen Riesenreichs.

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Ebenso wenig wurde Herzogin Elisabeth in Bayern auf ihre neue Rolle vorbereitet. Während ihre ältere Schwester Helene eifrig lernte, um den künftigen Aufgaben als Kaiserin von Österreich gerecht zu werden, amüsierte sich Sisi bei Spielen mit ihren Geschwistern im Park oder schrieb heimlich Gedichte, die sie unbekannten Männern mit dunklen Augen widmete. Interessanterweise war es gerade diese zwanglose Natürlichkeit, die den österreichischen Kaiser bezauberte und die eigentlich für ihn gedachte Braut in Vergessenheit geraten ließ. Auf ihre zukünftige Stellung war Elisabeth nicht vorbereitet. Und sie war sich ihrer Wissenslücken schmerzlich bewusst, wenn sie sich, nicht ganz ohne Koketterie, in der Anfangszeit ihrer Ehe als die »unwissendste Fürstin in Europa« bezeichnete. Doch wurde aus dem selbst ernannten Dummerchen im Laufe ihres Lebens eine hoch gebildete Frau mit einer der größten Bibliotheken, die die Werke von Homer bis Goethe und vor allen Dingen von ihrem Lieblingsdichter Heinrich Heine in- und auswendig kannte.

Anders als ihre Vorgängerin besuchte die spätere Kaiserin Zita zumindest eine bayerische Schule und ein Kloster in England, bevor sie nach Österreich zurückkehrte, um bald darauf Erzherzog Karl zu heiraten.

Maria Theresia, Elisabeth und Zita wurden den Vorstellungen ihrer Eltern gerecht, indem sie sich mit bedeutenden Männern vermählten und dadurch ihren Herkunftsfamilien einen gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichten. Besonders Elisabeths Mutter Ludovika, der selber keine »gute Partie« gelungen war, war beglückt darüber, Mutter der nächsten Kaiserin zu sein, und auch Zitas Mutter hat die Ehe ihrer Tochter sicherlich nicht bedauert. Keine der jungen Frauen benahm sich aufmüpfig oder rebellierte gegen die

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Zukunft, die Mädchen ihres Standes bevorstand. Nur ab und zu legten sie Verhaltensweisen an den Tag, die für Jugendliche der heutigen Zeit typisch sind: Die zwölfjährige Maria Theresia mit ihrer Schwärmerei für den lothringischen Prinz, den sie seit ihrer Kindheit kannte und den sie in einer Weise anhimmelte, wie man es heutzutage bei Boygroups und ihren Fans beobachten kann, die 15-jährige Sisi, die in eine imaginäre Welt der Gedichte floh oder sich den Stress vom Leibe ritt, und schließlich Zita, die Tinte ins Weihwasser ihrer ehrwürdigen Klosterschule gegossen haben soll und dadurch Aufruhr, aber sicherlich auch heimliche Belustigung auslöste.

Die Ehen der drei Kaiserinnen waren deklarierte Liebesheiraten, die doch stets von anderen eingefädelt wurden. Mit der Vermählung Maria Theresias mit dem liebenswürdigen François von Lothringen, der später nur noch als Franz Stephan oder Kaiser Franz I. firmierte, hatte Maria Theresias Schwiegervater, Herzog Leopold von Lothringen, seine lang gehegte Ambition verwirklicht, aus den politischen Habsburger Freunden Blutsverwandte zu machen. Er lebte die Erfüllung seines Traums nicht mehr, denn er starb Jahre vor der Hochzeit. Erzherzogin Sophie, die Mutter Kaiser Franz Josephs, wiederum kam in der Korrespondenz mit ihrer Schwester Ludovika auf die Idee, ihrem Geburtshaus Wittelsbach zu kaiserlichen Ehren zu verhelfen. Dabei dachte sie aber nicht an die unbeholfene, kindliche Sisi, sondern an deren elegantere ältere Schwester Helene und riskierte fast einen Streit mit ihrem Sohn, als dieser sich weigerte, sich mit der ihm zugedachten Braut zu verloben. Und die romantisch veranlagte Erzherzogin Marie Therese, die schon die morganatische Verbindung ihres Stiefsohns, des Thronfolgers Franz Ferdinand, unterstützt hatte, organisierte für ihre Nichte

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Prinzessin Zita von Bourbon-Parma und ihren Stiefenkel Erzherzog Karl einen längeren Jagdausflug, um dem zurückhaltenden Erzherzog Zeit zu geben, seinen Mut zu sammeln, die Frau, die ihm schon seit längerer Zeit gefiel, um ihre Hand zu bitten. Während Maria Theresia ihrem Ehemann in kindlicher Schwärmerei zugetan war, waren es bei Elisabeth und Zita eher die Ehemänner, die von ihnen schwärmten.

Alle drei Kaiserinnen waren vor Vollendung des 20. Lebensjahres - inmitten ihrer Jugend - bereits verheiratet. Die jüngste war Elisabeth, die nach acht Monaten Verlobungszeit mit 16 Jahren heiratete und diesen Entschluss, in den sie sich drängen ließ, später bitter bereute und klagende Verse über ihre vormalige Naivität verfasste. Maria Theresia hingegen hätte statt mit 18 Jahren wohl gerne früher geheiratet, wenn es die politischen Verhältnisse erlaubt hätten. Sie ist auch wohl der einzige Fall, bei dem die Hochzeitseinladungen schon verschickt waren, bevor der Bräutigam der Braut überhaupt den Heiratsantrag gemacht hatte.

Alle jungen Ehefrauen waren unter Druck, Söhne zu gebären, doch nur Zita gelang es auf Anhieb. Wie ernst man ihre Bemerkung nehmen kann, dass der Kaiser und sie eigentlich lieber ein Mädchen als erstes Kind gehabt hätten, sei dahingestellt. Maria Theresia jedenfalls litt in dieser Hinsicht am meisten. Nach jeder ihrer Mädchengeburten (und es waren drei, bevor endlich der ersehnte Sohn Joseph das Licht der Welt erblickte) ließ ihr Vater Transparente in der Stadt aufhängen, auf denen die baldige Ankunft eines Sohnes versprochen wurde. Die Geburt ihrer zweiten Tochter Maria Anna trug zu einer Stimmungsverschlechterung im Land bei, sodass Maria Theresia und Franz Stephan sich sogar für kurze Zeit in der Toskana niederließen. Ähnlich war es bei

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Kaiserin Elisabeth, der erst nach der Geburt des Kronprinzen Rudolf wahre Anerkennung am Hofe gezollt wurde.

Ihr Leben als Kaiserinnen gestalteten sie unterschiedlich. Maria Theresia und Zita fügten sich ihrem Schicksal und brachen unter der Last der neuen Aufgabe nicht zusammen, sondern stellten sich ihr. Elisabeth, die in ihrer Jugend viel Freiheit genossen und wenig Disziplin gelernt hatte, war außer Stande sich ihrer neuen Situation anzupassen. Sie wählte daher den umgekehrten Weg: Nach Jahren des stillen Leidens rebellierte sie und flüchtete schließlich vom Wiener Hof.

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Die wiederaufblühende Hoffnung der Welt

Als Maria Theresia am 13. Mai 1717 zwischen sieben und acht Uhr das Licht der Welt erblickte, waren ihre Eltern, Kaiser Karl VI. und seine Gemahlin Elisabeth Christine, einer geborenen Prinzessin Braunschweig-Lüneburg, bereits zum zweiten Mal Eltern geworden.

Auf den Tag genau 13 Monate vorher war die Kaiserin, um es in der umständlichen Zeremonialsprache des Wiener Hofs auszudrücken, von »getragener Leibsbürde ... glückseligst entbundten worden. Worüber die allgemeine freudt bei Hof wie in der Stadt um so größer gewesen«, fährt der Hofbericht fort, da die »abgegangene Succession mit einem zur Welt gebrachten Erstgebohrenen Erzherzogen, allen Erb-Landen, ja der ganzen Christenheit zum Trost so glückselig von Gott erlangt worden, ... also nach allgemeinem wunsch erfolgt.«1 Kurz gesagt, die Tatsache, dass es sich um ein männliches Kind handelte, das die Nachfolge sicherte, war besonders willkommen. Die Feierlichkeiten und Freudenfeste zur Geburt des kleinen Erzherzogs übertrafen alles bisher Dagewesene.

Doch die Freude währte nur kurz, denn der kleine Erzherzog, der auf den Namen Leopold getauft wurde, starb noch im selben Jahr. Im darauf folgenden Mai wurde Maria Theresia geboren und das amtliche Hofprotokoll sprach diesmal lediglich davon, dass die

1 HHStA, Hausarchiv, Familienakten, Karton 18, Extractus,

Hofzeremoniell vgl. auch HHStA, Zeremonialakten, Band 9, Protocollum in Caeremonialibus pro Anno 1716, Seite 93

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Kaiserin nicht lange nach ihrer Ankunft von Laxenburg in der Hofburg »am heutigen Vormittag zwischen 7. und 8. Uhren ... glücklich«2 (und nicht wie bei ihrer ersten Geburt »glückseligst«) niedergekommen sei. Dennoch hatte die Kaiserin es immerhin geschafft »gesamte kayserliche Vasallen und Unterthanen mit einer schönen und vollkommen wohlgestalteten Durchlauchtigsten Erz-Herzogin zu Oesterreich ... zu erfreuen.«3

Dass die Geburt durchaus als freudiges Ereignis betrachtet und daher auch gebührend gefeiert wurde, beweist die noch am selben Abend stattgefundene Taufe, die durch den Bischof von Wien vorgenommen wurde. Als Paten des neugeborenen Mädchens, das die Namen Maria Theresia Walburga Amalia Christina erhielt, fungierten gleich zwei Kaiserinnen, die Witwen Leopolds I. und Josephs I., sowie Papst Clemens XI., der sich aber durch seinen Nuntius vertreten ließ. Dieser Aufwand für eine Tochter war atypisch, deshalb wurde wohl über ihre Taufe vermerkt, dass diese in »ungewöhnlichem Gepränge« stattfand. Ein Mädchen konnte ja zur Rettung des vom Untergang bedrohten Hauses Habsburg wahrscheinlich nur wenig beitragen. Wenn man aber bedachte, dass mit der zweiten Geburt sozusagen der Beweis erbracht war, dass der Bann der Kinderlosigkeit, der acht Jahre lang die Ehe 2 HHStA, Zeremonialakten, Band 10, Protocollum Aulicum in

Caeremonialibus pro Anno 1717, Seite 40 3 HHStA, Hausarchiv, Familienakten, Karton 18, II. l.

Entbindungen und Taufen, »Beschreibung des prächtigsten Fürgangs/ welchen Ihre Majestät/ Die Römische Kayserin/ auch zu Germanien/Hispanien/Hungarn und Böheim Königin/Erz-Herzogin zu Oesterreich/ Elisabetha Christina/ samt dero jüngstgebohrnen Durchleuchtigsten Erz-Herzogin zu Oesterreich/ und Infantin von Spanien/ in der kayserlichen Hof-Kirchen deren WW.EE.PP. Augustiner-Barfüssern/ den 19. Junii 1717 gehalten«, Seite 1

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des Kaiserpaares begleitet hatte, endgültig gebrochen war, war das Aufheben, das man über die Geburt des Mädchens machte, durchaus verständlich. Wenn auch ein Mädchen nicht die Lösung der Erbfolgeprobleme sein konnte, trug ihre Geburt doch dazu bei, dass das Haus Habsburg entgegen aller Befürchtungen nicht erlöschen würde. Nun konnte man mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Den wieder erblühten Optimismus zeigt die Inschrift einer Medaille, die die Geburt Maria Theresias darstellt, die »Renascens spes orbis« (die wieder aufblühende Hoffnung der Welt) lautet.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte Maria Theresia gute fünf Wochen später beim traditionellen »Fürgang«, dem ersten gemeinsamen Kirchgang von Mutter und Kind. Die Gemeinsamkeit von Mutter und Kind beschränkte sich allerdings darauf, dass Maria Theresia mit ihrer Mutter für kurze Zeit im gleichen Raum war. Betreut wurde das Baby während des Kirchgangs nicht von der Mutter, sondern von ihrer »Aya« (= Erzieherin) Gräfin Anna Dorothea Thurn und Valsassina, die es nur kurz aus der Hand gab, um es erst dem Kaiser, dann der Kaiserin zu reichen, die es wiederum dem päpstlichen Nuntius zum Segen entgegenstreckte. Maria Theresia war dem Anlass entsprechend herausgeputzt - auf einem Polster aus weißem Atlas gelegen, trug sie ein kurzes Leibchen aus blauem Taft mit silbernen Spitzen, »die mit den kostbarsten Steinen reich besetzet gewesen«4, und empfing den kirchlichen Segen, bevor sie in den Armen ihrer Aya die Kirche wieder verließ.

4 Ebenda

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Die Eltern: »spanischer Karl« und »weiße Liesl«

Wie die meisten königlichen Nachkommen der Zeit war Maria Theresia das Produkt einer Vernunftehe, die, was schon etwas ungewöhnlicher war, auch noch als glücklich galt. Maria Theresias Vater Karl war König von Spanien gewesen, als sein Bruder Kaiser Joseph I. 1711 überraschend starb und er dessen Nachfolge antreten musste. Zwar war Karl wie auch Joseph mit Intelligenz und Gottesfurcht gesegnet, aber zum perfekten Herrscher fehlten ihm Realitätssinn und der weit schauende Blick des Staatsmannes. Seine Liebe zum Detail ließ ihn den Blick für das Wesentliche verlieren. Zudem war er ins berühmt-berüchtigte spanische Hofzeremoniell verliebt, was »die Anstellung einer Menge sonst überflüssiger Beamten erforderte, den Gang der Staatsgeschäfte verschleppte und gewöhnlich die günstigste Zeit zum Handeln versäumt wurde«5.

Umständlich gestaltete sich auch seine Brautwerbung. Bereits 1700, als Karl gerade 15 Jahre zählte, bot der Herzog von Savoyen Karls Vater seine 13 Jahre alte Tochter Maria Louise Gabriele zur Vermählung mit dem Erzherzog an. Aber die Verhandlungen scheiterten und die ihm bestimmte Braut verheiratete sich mit dem Rivalen des Erzherzogs Karl um den spanischen Thron. Drei Jahre später schloss der Vater Karls eine Allianz mit dem König von Portugal, die beinhaltete, Karl mit der zweiten Tochter des Königs zu verheiraten. Doch auf einer Reise nach Spanien traf Karl die deutsche 5 Gerlinde Körper, Studien zur Biografie Elisabeth Christines von

Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, Dissertation, Wien 1975, Seite 26

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Prinzessin Wilhelmine Charlotte von Ansbach, deren Schönheit und Intelligenz ihn faszinierten und ihn bedauern ließen, dass er schon einer anderen versprochen war. Als seine versprochene portugiesische Braut jedoch an den Pocken starb, waren seinen Ambitionen keine Schranken mehr gesetzt und er ließ heftig um sie werben. Doch die »Ansbacherin«, wie sie genannt wurde, war Protestantin und konnte sich nach langem Hin und Her nicht zum Übertritt zum Katholizismus entschließen. Sie sollte eine bessere Partie machen und sich mit dem Kurprinzen von Hannover verheiraten, aus dem der englische König Georg II. wurde.

Nach dieser Schlappe bot der Onkel der »Ansbacherin«, Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, seine 15-jährige Enkelin Elisabeth Christine zur Verheiratung an. Er ließ ein Porträt von ihr anfertigen und nach Wien schicken, wo es mit einiger Begeisterung aufgenommen wurde. Die bildliche Darstellung wurde durch eine ausführliche schriftliche Beschreibung der Braut ergänzt, in der es unter anderem hieß: »Ihre Durchl. sind weiß, haben ein schön silberfarbigt haar, ein wohlproportionirtes oval gesicht; eine schöne stirn, ein schönes geschnittenes aug, alß mann zu sagen pflegt; eine schöne gleiche und gerade nase ...«6 Neben einem einnehmenden Äußeren hatte Elisabeth eine angenehme Persönlichkeit aufzuweisen, denn »ihrer sehr anständig, nichts gezwungen oder affectirt«. Auch brachte sie die Voraussetzungen für eine künftige Königin mit, denn sie »ist sehr wohl fürstl. und christlich erzogen; die französische spräche redet und schreibt sie in der perfection«.7

6 Körper, Seite 67 7 Körper, Seite 68

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Nach der Konversion reiste Elisabeth nach Wien ohne zu wissen, ob ihr potentieller Ehemann sie nun tatsächlich auch nehmen würde. Karl ließ sich einen ganzen Sommer lang Zeit und erst am 16. Oktober 1707 wurde die Prinzessin zur königlichen Braut deklariert. Im darauf folgenden April wurden die beiden durch Stellvertreter verheiratet, ohne sich vorher gesehen zu haben.

Erst Monate nach der prokuratorischen Hochzeit begegnete sich das Ehepaar zum ersten Mal. Karl war zufrieden, notierte er doch »Königin so schön, gar content« in sein Tagebuch.9 Seinem Schwiegervater gegenüber stellte er seine Begeisterung deutlicher dar: »Ich hatte zwar von allen Orten von der Schönheit und den Annehmlichkeiten gehört, durch welche meine englische [= engelgleiche] Königin und Gemahlin die Herzen aller Menschen an sich zu ziehen wisse; allein jetzo, da ich sehe, befinde ich, dass alles dasjenige, so man mir von derselben erzählt, nur ein Schatten gegen die helle Sonne ist, und ich kann Euer Liebden versichern, dass mir nicht allein die Worte fehlen, die seltenen und vortrefflichen Eigenschaften und die bewunderungswürdige Schönheit meiner Gemahlin auszudrücken, sondern auch meine Freude hierüber an den Tag zu legen.«10

Die Schönheit der Braut war bald das Gesprächsthema, wobei Elisabeth besonders durch ihren weißen, makellosen Teint und ihre hellblonden

8 Edmund Aelschker, Maria Theresia vor ihrer Thronbesteigung,

Wien 1877, Seite 8 9 Peter Reinhold, Maria Theresia, Wiesbaden 1957, Seite 16 10 Aelschker, Seite 9

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Haare begeisterte, denen sie den Kosenamen »weiße Liesl« verdankte, mit dem ihr Mann sie bedachte. Die Reisende Lady Montagu schrieb in ihren Aufzeichnungen: »Von der Kaiserin bin ich entzückt, wiewohl ich ihre Züge nicht regelmäßig nennen kann. Das Auge ist nicht groß, der Blick aber lebhaft, voll Liebreiz; der Teint wunderbar fein, Nase und Stirn wohlgebildet. Schönheit und Anmut ihres Lächeln begeistern. Sie hat überaus reiches Blondhaar und erst ihre Gestalt! ... Nacken und Hände sind die Vollendung selbst. Nie hätte ich geglaubt, dass die Natur derartiges schaffen könne.«11

Privat blieb Maria Theresias Eltern vorerst der Traum vom Familienglück versagt. Trotz Jugend und Gesundheit beider Ehepartner wollte sich der Kindersegen einfach nicht einstellen. Jahre gingen ins Land und mehrere Ärzte wurden konsultiert, aber niemandem gelang es, den Fluch der Kinderlosigkeit zu brechen. Im Jahre 1715 - die Ehe befand sich bereits im 8. Jahr - rieten die Ärzte der Kaiserin, schwere Liköre zu trinken, was sie auch tat und worauf böse Zungen später ihr aufgedunsenes, stets leicht rötliches Gesicht zurückführten.

Den Ausschlag gab aber eine fünftägige Wallfahrt nach Mariazell, die das kinderlose Kaiserpaar im Juni 1715 unternahm. Erst spendeten sie der heiligen Maria ein großes silbernes Kruzifix und ein goldenes, mit Diamanten verziertes Herz. Dann bat Elisabeth Gott um ihren Tod, wenn »durch das Fehlen einer Erbfolge die Wohlfahrt der gesamten Erbländer Schaden leiden sollte«.12 11 zitiert bei Gerda und Gottfried Mraz, Maria Theresia - Ihr Leben

und ihre Zeit in Bildern und Dokumenten, München 1979, Seite 20

12 Johann Rudolph Conlin: Carolus VI., Die Gratia Gloriosus in Orbe Imperator, Oder Glorreichste Regierung und

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Kindheit am Kaiserhof

Maria Theresia wuchs in einem Wien auf, das mit den Zentren des absolutistischen Prunkbarocks nicht mithalten konnte. Die Reisende Lady Montagu bemängelte, dass Wien viel kleiner sei, als sie es sich vorgestellt hatte: »Die Straßen sind eng beisammen und derartig schmal, dass es unmöglich ist, einen richtigen Eindruck von den schönen und großartigen Fassaden der Paläste zu gewinnen.«13

Die Residenzen der kaiserlichen Familie kamen bei Zeitgenossen nicht gut weg. Von der Hofburg, in der der Kaiser von Oktober bis zum Frühjahr residierte, schrieb der savoyische (italienische) Gesandte in Wien, dass die Zimmer sehr niedrig seien und dass weder Teppiche noch andere Einrichtungsgegenstände der Pracht entsprachen, die zumindest er sich von einem habsburgischen Sitz versprach. Alles sei doch »ziemlich gewöhnlich«.14 Die Hofburg, die zu Zeiten Karls VI. noch nicht das geschlossene Bild abgab, das sie dem heutigen Besucher präsentiert, wurde auch vom Kaiser selbst als nicht besonders vorteilhaft empfunden. Er soll sich daher mit dem Gedanken getragen haben, eine schönere, prunkvollere, beeindruckendere Residenz zu errichten, setzte diesen aber nie in die Tat um.

13 zitiert bei Mraz, Seite 17 14 Carlo Morandi, Fonti per la stona d'Italia. Relacione di

Ambasciatori sabaudi, genovesi e veneti durante il periodo della grande alleanza e della successione di Spagna, Bologna 1935, Seite 89 ff

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Stücken behenget.«15 Wenn es vielleicht auch nicht als schön empfunden wurde, war es jedenfalls praktisch, denn da es in einer weiten Ebene lag, war es ein idealer Ausgangspunkt für die kaiserlichen Jagden.

Der Sommer wurde im Schloss Favorita, das bis auf ein paar bauliche Veränderungen dem heutigen Theresianum, einem Wiener Gymnasium, entspricht, verbracht. Auch an diesem Gebäude ließen die Kritiker kein gutes Haar. »Weder das Gelände noch der Garten sind prächtig genug für einen so großen Monarchen als der Kaiser ist«, schrieb der Reisende Johann Georg Keyssler.16 Die kaiserlichen Zimmer seien zwar »ziemlich fein aufgeputzet, jedoch ohne allen Pracht und Kostbarkeit«.17 Andere Beschreibungen loben den Park, der seltene Pflanzen aus dem Ausland und eine Orangerie beherbergte. Hier fand an Sommerabenden das Scheibenschießen statt, bei dem Maria Theresias Mutter ihre hervorragenden Künste als Schützin darbieten konnte.

Wenn auch die Residenzen des habsburgischen Kaisers in Europa nicht durch ihre Pracht beeindruckten, verdeutlichte das am Wiener Hof geltende spanische Hofzeremoniell die erhabene Stellung des Herrschers und des Hauses. Wenn der Kaiser viermal im Jahr öffentlich im Rittersaal der Hofburg speiste, stand sein Tisch auf einer Estrade unter einem Thronhimmel. Kaiserliche Garden hielten Ehrenwache. Inhaber hoher Thronämter trugen die Speisen auf, kredenzten kniend die Becher und präsentierten nach der Tafel das Waschwasser. Bevor 15 D. Johann Basilius Küchelbecker, Allerneuerste Nachricht vom

Römischen-Kayserlichen Hofe, Hannover 1732, Seite 839 16 Johann Georg Keysslers Neueste Reisen durch Deutschland,

Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen, Hannover 1751, Seite 1234

17 Küchelbecker, Seite 814

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ein Teller zum Kaiser gelangte, wanderte er durch 24 Hände. Diese festlichen Tafeln waren nur eine der vielen besonderen Spektakel, die der Verherrlichung des Kaisers und der Erhöhung seiner Würde dienten und bei der die Nahrungsaufnahme nichts anderes als ein Vorwand war.

Die Huldigung des Herrschers war natürlich auch in den kaiserlichen Alltag integriert. Selbst bei der täglichen kaiserlichen Tafel mussten Familienmitglieder oder hohe Gäste, die allesamt aus bedeutenden Herrscherfamilien kamen, dem Kaiser vor und nach dem Essen das Tuch zum Trocknen der Hände reichen und außerdem hinter dem Stuhl des Kaisers warten, bis sich dieser von der Tafel erhob. Dies wurde aber keinesfalls als Demütigung empfunden, vielmehr als Auszeichnung und mit derselben Begeisterung erledigt, mit der heutzutage eifrige Assistenten großer Unternehmensbosse diesen die Aktentaschen tragen.

Eine kaiserliche Jagd war ebenfalls ein zeremonielles Schauspiel, das vom Landjägermeister aufwändig inszeniert wurde. Ihm unterstanden zur Zeit Kaiser Karls VI. ein Landunterjägermeister, ein Schreiber, ein Sekretär, ein Kaplan, ein Jägerei-Physikus, ein Geschirrmeister, ein Schmied, ein Jägerei-Feldbarbier, die Hofreisjäger, die Forstmeister der Güter, auf denen der Kaiser regelmäßig zur Jagd weilte, und zahlreiche Jagdgehilfen.18 Vier Falkenmeister besorgten außerdem die Dressur von Falken, diese wurden von vier Falken- und Reiherwärtern assistiert, die wiederum 14 weitere niedere Bedienstete beschäftigten. Insgesamt bestand

18 Hubert Ch. Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft,

Der Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert, Wien 1980, Seite 5

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der Hofstaat in Maria Theresias Jugend aus mehr als 2000 Personen.

Mit ihrem lebhaften Temperament durchbrach die junge Maria Theresia öfter das Zeremoniell. Bei einer Fronleichnamsprozession, die sie, knapp sechs Jahre alt, von ihrer eigenen Loge am Graben verfolgte, erkannte sie im prunkvoll gekleideten Mann plötzlich ihren Vater und ihr Entzücken kannte keine Grenzen. Sie klatschte in die Hände und rief zum Gaudium der Umstehenden überlaut: »Ah Papa, wie du schön bist! Komm doch her und lass dich ein bissel anschaun!«19 Dieses spontane Mitteilungsbedürfnis sollte sich ihr ganzes Leben nicht ändern. Als ihr Sohn Leopold Vater eines Sohnes wurde, lief sie in Pantoffeln ins Hoftheater, um dort laut im breitesten Wienerisch »Der Poldi hat an Buam ...« auszurufen.

Man sagt, dass es im engsten Familienkreis des Kaisers wenig zeremoniös zuging. Ein Indiz war vielleicht, dass man statt der Hofsprache Französisch ein wienerisch gefärbtes Deutsch sprach. Maria Theresias Wienerisch soll so stark gewesen sein, dass ihre Kammerfrauen, die oft aus anderen Teilen des Reichs kamen, Mühe hatten, sie zu verstehen. Eine informelle Atmosphäre schafften auch die Kosenamen, die der Kaiser nicht nur für seine Frau, sondern auch für seine beiden Kinder verwendete. Maria Theresia war das »Reserl« und ihre ein Jahr jüngere Schwester Maria Anna »Nannerl«. Den Familienkreis vervollständigte die unverheiratet gebliebene Schwester des Kaisers, Erzherzogin Maria Magdalena. Mit der Kaiserin war es, Angestellte ausgenommen, ein

19 Joseph Bermann, Kaiserin Maria Theresia, die Stammmutter

des Hauses Habsburg-Lothringen in ihrem Leben und Wirken, Wien 1888, Seite 18

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Viermäderlhaus, denn der ersehnte Sohn war immer noch nicht geboren.

Pragmatische Sanktion und Brautwerber

Für den Fall, dass der männliche Nachkomme ausblieb, hatte Kaiser Karl VI. 1713 die Pragmatische Sanktion erlassen, die vorsah, dass in diesem Fall weibliche Nachkommen zu Herrscherwürden kommen sollten. Es war eine alte Idee, die bereits Karls Vater Kaiser Leopold gehabt, aber nicht weiterverfolgt hatte, denn er war schließlich noch Vater von drei gesunden Söhnen geworden. Für seinen Sohn Karl war das Problem akut, denn nach der Geburt seiner zweiten Tochter Nannerl ließ weiterer Nachwuchs wieder auf sich warten. Deswegen wurde die Pragmatische Sanktion den österreichischen Ständen vorgelegt, die in den Jahren 1720 bis 1723 ihre Zustimmung gaben.

Dies änderte auch die Stellung Maria Theresias dramatisch, denn sie war von einer einfachen Erzherzogin zur potenziellen Thronerbin eines unteilbaren Habsburgerreiches geworden und damit eine der »begehrtesten Partien« Europas.

Doch ein Bewerber hatte bei der Brautwerbung die Nase vorne. Es war Herzog Leopold von Lothringen, der sich schon seit Jahrzehnten einen Habsburger- Ehepartner für seine Kinder wünschte, doch bisher an der damals vorherrschenden niedrigen Lebenserwartung gescheitert war. Leopold hatte bereits mit Karls Bruder Joseph I. über mögliche Heiratsverbindungen korrespondiert und der damalige Kaiser Joseph hatte dem Herzog versprochen, seinen Sohn mit einer von Leopolds Töchtern zu verheiraten. Doch dieser starb lange bevor er das heiratsfähige

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es war, die »grande affaire de Lorraine«, das heißt die Heirat Lothringen-Habsburg voranzutreiben. Die Vorteile einer solchen Verbindung lagen auf der Hand: das Haus Lothringen war im Kampf gegen die Türken ein treuer Verbündeter gewesen. Genealogisch ebenbürtig war es ebenfalls, denn der »Türkensieger« Karl Lothringen hatte sich mit einer Stiefschwester des Kaisers Leopold, Maria Theresias Großvater, vermählt. Die Argumente überzeugten, und es wurde vereinbart, dass Clemens an den Wiener Hof kommen sollte, angeblich um seine Erziehung zu vollenden, in Wirklichkeit aber um zu sehen, ob er den hohen Ansprüchen der Habsburger gerecht werden konnte.

Doch wieder machte der Tod Leopold einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor der Abreise starb Clemens ebenfalls an den Pocken. Jetzt war nur noch sein zwölfjähriger Bruder François übrig, der für die schwierige Aufgabe nur bedingt geeignet schien, war er doch nur von mittlerer Intelligenz und ohne herausragende Eigenschaften, ein passabler Reiter und ein durchschnittlicher Schütze. Aber er war höflich und freundlich, besonders wenn es darauf ankam. »Ja dort wo es ihm darum zu thun war«, so beschrieb ein Biograf den jungen Lothringer, war François nicht »ohne ein gewisses einschmeichelndes Wesen, ... einer jener Persönlichkeiten, die schon bei ihrem ersten Auftreten gefallen und sich die Neigung Anderer leicht gewinnen.«20

François traf im August 1723, als sich der Kaiser mit seiner Familie in Vorbereitung zu seiner Krönung als König von Böhmen in Prag befand, ein. Erst jagte er mit dem Kaiser, dann wurde er nach Prag mitgenommen und der Familie vorgestellt. Die Töchter

20 Alfred von Arneth, Geschichte Maria Theresias, Wien 1863-

1879, Band 1, Seite 9

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des Hauses, Maria Theresia und Nannerl, begrüßte François, der ab jetzt Franz hieß, mit artigen, formvollendet ausgeführten Handküssen, die zumindest bei seiner späteren Frau einen tiefen Eindruck hinterließen. »Seit meinem fünften Lebensjahr waren mein Herz und mein Geist erfüllt von diesem einen Menschen«, sollte Maria Theresia später über die Beziehung mit dem wichtigsten Mann in ihrem Leben sagen.21 Eine ungenaue Aussage, denn Maria Theresia war bereits sechs Jahre alt, als diese Begegnung erfolgte. In gleicher Weise verklärte sie die Rolle, die Franz Stephan in ihrer Kindheit spielte, denn er wurde getrennt von ihr erzogen und seine wichtigste Bezugsperson in der Familie Maria Theresias war zweifellos der Kaiser.

Die prunkvollen Krönungsfeierlichkeiten verdeutlichten dem jungen Franz, in welch glanzvolles Haus er hineingeraten war. Im Garten des Hradschin war ein Freilichttheater aufgebaut worden, wo Huldigungsdramen aufgeführt wurden wie »Constanza e fortezza«, in dem das Motto Karls VI., Beständigkeit und Mut, zum Leitmotiv erhoben wurde.22 Am Ende der Festivitäten wurde die Nachricht einer neuen Schwangerschaft der Kaiserin verkündet, was die zukünftige Stellung des Lothringer Prinzen gefährdete, denn die Geburt eines Thronfolgers könnte alles ändern. Trotz der Schwangerschaft verfuhr man wie gehabt und die Pragmatische Sanktion wurde im Dezember 1723 veröffentlicht.

21 Brigitte Hamann (Hg.), Biografisches Lexikon der Habsburger,

Wien 1988, Seite 126 22 Hubert Ch. Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft,

Der Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert, Wien 1980, Seite 159

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religiöses Fundament ist der Mensch nichts und halten sich alle Tugenden nicht auf die Dauer«,23 sagte Maria Theresia, als sie später verfügte, dass der Religionsunterricht in der Erziehung ihrer eigenen Kinder eine zentrale Rolle spielen sollte.

Maria Theresias eigenes religiöses Fundament wurde von den Jesuitenpatern Michael Pachter und Franz Xaver Vogl errichtet. Gemäß der jesuitischen Glaubensauffassung legten diese auf die strikte Befolgung religiöser Handlungen großen Wert. Dies bedeutete mehrere Gebete täglich, die immer kniend verrichtet werden mussten, regelmäßige Andachten, Beichte und Kommunion. Darüber hinaus wurde die Erzherzogin natürlich in den kirchlichen Jahresablauf mit einbezogen, nahm an den zahlreichen Kirchenfesten, Namenstagsfeiern und religiösen Prozessionen teil.

Von den Jesuiten lernte Maria Theresia die Marienverehrung, die für Jesuiten »die reine und unverfälschte Grundlage der Frömmigkeit« war. Täglich wurde der seligen Jungfrau in Gebeten gehuldigt, Samstag abends wurde die Litanei der Maria gebetet. Eine andere Konsequenz der Marienverehrung war die inflationäre Vermehrung des Vornamens »Maria« innerhalb des Kaiserhauses, den nicht nur die Schwestern Maria Theresias trugen, sondern auch ihre Tante Maria Magdalena sowie zehn ihrer elf Töchter. Marienverehrung bedeutete auch regelmäßige Reisen nach Mariazell. Maria Theresias Mutter hatte dort vor der Geburt ihres ersten Kindes um Nachwuchs gebeten und auch Maria Theresia machte der Heiligen ihre Aufwartung bereits als Kleinkind. Auch die erste

23 Alfred von Arneth, Briefe Maria Theresias an ihre Kinder und

Freunde, Band 3, Seite 360

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gemeinsamen Reise der Brautleute Maria Theresia und Franz Stephan sollte nach Mariazell führen.

Wahrscheinlich legte die jesuitische Erziehung Maria Theresias auch den Grundstein für die religiöse Intoleranz der späteren Kaiserin. Von den Eltern konnte das mangelnde Verständnis für andere Religionen nicht übernommen worden sein, denn selbst der streng katholische Vater zeigte religiöse Toleranz und die Mutter brachte ihrer protestantischen Jugendreligion immer Wohlwollen entgegen. Maria Theresia befolgte aber eher den Glaubenssatz des jesuitischen Katechismus, »dass man Andersgläubige, welche dem Satan und dem ewigen Tod unterworfen sind, wenn sie sich nicht belehren lassen, wie eine ansteckende Pest fliehen und meiden soll«.24

Die religiöse Unterweisung der früheren Jahre schlug sich in der von den Jesuiten gewünschten Frömmigkeit nieder, die Maria Theresia als Erwachsene an den Tag legte. Nach ihrem Vater Karl VI. wurde Maria Theresia zur letzten habsburgischen Herrscherin in der Tradition des Barockkatholizismus, wenn sie sich auch anderen religiösen Einflüssen nicht völlig verschloss. Die Mutter Maria Theresias war im Zuge ihrer Konversion zum Katholizismus auf die Werke des flämischen Theologen Cornelius Jansen gestoßen, die sie schließlich von der Überlegenheit des Katholizismus überzeugt hatten. Im Gegensatz zu den Jesuiten stellte Jansen und der nach ihm benannte Jansenismus aufrichtiges Glauben und eine tiefe persönliche Liebe zu Gott vor die strikte Befolgung förmlicher Religionszeremonien. Mit dieser schnörkellosen Auslegung des Katholizismus gewannen die Jansenisten Ende des 17. Jahrhunderts eine große

24 Georg Mertz, Die Pädagogik der Jesuiten nach den Quellen von

der ältesten bis in die neueste Zeit, Heidelberg 1898, Seite 35

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Anhängerschaft in Frankreich. Ebenso wie die Kaiserin war auch Franz Stephan vom Jansenismus beeinflusst, obwohl dieser schon 1713 verboten wurde. Das Verbot wurde am Wiener Hof allerdings ignoriert, was manche auf den Einfluss des jansenistischen Leibarztes des Kaisers zurückführten.

Erst in ihrer Kaiserzeit zeigte Maria Theresia eine leichte Vorliebe für Jansenisten, von denen viele an ihrem Hof beschäftigt wurden. Vor allem ihre strikten Moralvorstellungen, die in der Schaffung einer Keuschheitskommission mündeten, sind typisch für den Jansenismus. Ihre Tochter Maria Antonia, die spätere enthauptete Königin von Frankreich Marie Antoinette, ließ Maria Theresia von einem Jansenisten erziehen. Genützt hat es wohl eher wenig, ging doch gerade diese Tochter wegen ihrer Schamlosigkeit und ihrer alles andere als tadellosen Lebensweise in die Geschichte ein. Dass Maria Theresia bei den Jesuiten ihre religiöse Heimat fand, ist wohl ihrer frühen intensiven Erziehung zu verdanken. Die Aufhebung des Ordens 1773 durch Papst Clemens XIV. registrierte sie mit Bedauern, denn sie hatte »von ihrer Seite immer nur Erbauliches gesehen«.25

Der zweite Pfeiler, auf dem die Ausbildung der jungen Erzherzogin ruhte, war die Musik. Von der Vaterseite war Maria Theresia musikalisch erblich »vorbelastet«, denn ihr Vater galt als Musikliebhaber, der es in seiner Kunst durchaus mit professionellen Musikern aufnehmen konnte. Ein Kapellmeister, den des Kaisers musikalische Kenntnisse begeisterten, soll zu ihm gesagt haben: »Euere Majestät könnten jeden Augenblick Kapellmeister sein«, worauf der Kaiser lächelnd erwiderte, dass er auch so sein Auskommen

25 Brief an Ihren Sohn Erzherzog Ferdinand, zitiert bei Peter

Berglar, Maria Theresia, Hamburg 1980, Seite 17

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fände.26 Ob der Kaiser tatsächlich selbst komponiert hat, ist nicht eindeutig zu klären. Unbestritten ist aber, dass er öfter Konzerte und Opernaufführungen dirigiert hat.

Seine Tochter Maria Theresia hatte wie ihr Vater Unterricht am Cembalo bei verschiedenen Hofmusikern, unter anderem bei Antonio Caldara, der seit 1716 als Vizekapellmeister am Wiener Hof tätig war. Er hatte die Aufführung von »Constanza e fortezza« zur höchsten Zufriedenheit des Kaisers geleitet und komponierte auch selber; so vertonte er die Oper »La clemenza di Tito«, bevor sich Wolfgang Amadeus Mozart ein paar Jahrzehnte später desselben Stoffes annahm. Bei ihm lernte Maria Theresia die wichtigsten musikalischen Grundbegriffe, das Cembalospiel und Gesang. Abgerundet wurde die musische Erziehung durch Tanzunterricht bei Ballettmeister Levassori della Motta.

Beim Lernen blieb es nicht allein, das Gelernte musste auch im Familienkreis vorgeführt werden. Gelegenheiten dafür gab es genug, meistens waren es religiöse oder private Feste, die der musikalischen Untermalung bedurften. Kaiserliche Geburts- und Namenstage oder politische Ereignisse wie die vorher geschilderte Krönung in Böhmen waren Anlass für die Aufführung von Festopern, die oft extra dafür komponiert wurden, an kleineren Festtagen gab es bescheidenere Aufführungen, kleine Theaterstücke und kurze Konzerte. Der Applaus des ausgewählten Publikums, das meist nur aus wohlwollenden Familienmitgliedern und ebensolchen Angestellten bestand, sollte die Kinder nicht nur zu weiteren Erfolgen anspornen, sondern sie auch an Auftritte in der Öffentlichkeit gewöhnen. 26 Aelschker, Seite 7

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Zwei Monate später trat sie als Tänzerin auf. Sechs Wochen nach der Geburt ihrer jüngsten Schwester Maria Amalia spielte sie in einer von Caldara komponierten Oper. Sie führte dem Publikum alleine zwei Tänze vor, danach einen gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Schwester Nannerl. Die Vorstellung dämpfte die allgemeine Enttäuschung, die nach diesem eigentlich erfreulichen Ereignis empfunden wurde. Die meisten Leute hatten einer Prophezeiung eines Franziskaners Glauben geschenkt, der für den 5. April 1724 die Geburt eines Thronerben angekündigt hatte. Obwohl die Geburt am vorhergesehenen Datum stattfand, gab es statt des erwarteten Erben wieder »nur« ein Mädchen. Das einzig Erfreuliche, was man der Geburt abgewinnen konnte, war »die wiedergezeigte Fruchtbarkeit, die hoffentlich mit nächstem die ganze Christenheit mit einem und noch mehreren Erzherzogen beglücken soll«. Die allgemeine Unzufriedenheit zeigt auch die Unterschrift eines Bildes der Kaiserin mit ihren drei Töchtern, die der Hoffnung auf einen »erwünschten Prinz im nächsten Jahr« Ausdruck verschafft (siehe Bild.)

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Die Beschränkung der Lehrgegenstände auf musische Fächer und Religion spiegelte vielmehr die damalige Auffassung der Mädchenerziehung wider, die Frauen zwar das Recht auf Bildung grundsätzlich zugestand, aber die eine Ausbildung, wie sie Männer erhielten, als sinnlos, sogar kontraproduktiv ansah, da sie die Frau in der Ausübung ihrer natureigenen Bestimmung als Ehefrau und Mutter stören konnte.

Die am Wiener Hof verwendeten Werke zur Fürstenerziehung, so genannte Fürstenspiegel, wurden bei der Erziehung Maria Theresias nicht verwendet. Dennoch wurde die junge Erzherzogin nach Prinzipien ausgebildet, die in den Fürstenspiegeln beschrieben waren. Die Beachtung der Religion war dort ebenso ein zentraler Grundsatz wie die Unterweisung in den freien Künsten, die angehenden Herrschern die zur Regierung notwendige Umsicht verschaffen sollte.28 Ein populärer französischer Erziehungsroman, den beide Eltern Maria Theresias gelesen hatten, stieß in dasselbe Horn und vertrat die Ansicht, dass vor allen Dingen die Musikerziehung ein unumgänglicher Bestandteil in der Erziehung eines Menschen sein müsste, da sie sein Wesen »rein und sanft« machte.29

Die Frau, die Maria Theresia »Mami« nannte

Zu der formalen Unterweisung Maria Theresias gesellte sich die menschliche und charakterliche Erziehung durch das Hofpersonal. In den ersten Jahren war dafür 28 Friederike Wächter, Die Erziehung der Kinder Maria Theresias,

Dissertation, Wien 1968, Seite 40 29 Fénelon, Die Begebenheiten des Telemachs des Sohns des

Ulysees, Ulm 1771, Seite 389 ff.

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die Aya Gräfin Anna Dorothea Thurn zuständig, die Maria Theresia seit ihrer Geburt betreute, danach eine Gräfin Stubenberg, die aber 1724 starb. Trotz aller Innigkeit und familiären Harmonie, in der Maria Theresia und ihre Schwestern aufwuchsen, war das Verhältnis zu ihren Eltern nicht mit einer heutigen Eltern-Kind-Beziehung vergleichbar. Die Kinder verbrachten den Großteil des Tages mit ihren Lehrern und den ihnen zugeteilten Bediensteten, die den Eltern regelmäßig Bericht über die Fortschritte der Kleinen erstatteten. Häufige gemeinsame Mahlzeiten, wie es sie bei Maria Theresia und ihren Eltern gab, waren eher die Seltenheit als Regel.

Das Verhältnis Maria Theresias zu ihrer Mutter dürfte eher kühl gewesen sein. Dabei war die Tochter zumindest äußerlich mit hellen Teint und Haar sowie der hohen Gestalt ein Abziehbild ihrer Mutter, von der sie auch den Scharfsinn und die Entschlusskraft erbte. Dennoch waren ihre Charaktere völlig verschieden: Die überschäumende Lebendigkeit und Emotionalität Maria Theresias stand im Gegensatz zur liebenswürdigen, aber distanzierten »norddeutschen« Natur der Mutter. Hier geriet Maria Theresia ganz nach dem Vater, von dem mehrere Tränenausbrüche überliefert sind. Die Liebe zur Musik ihrer Tochter teilte sie nur passiv, bei Aufführungen war die Mutter im Publikum und fast nie unter den Mitwirkenden zu finden.

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die etwas älter als Maria Theresia waren, wurden erst Spielkameradinnen und später, genau wie »Mami« Fuchs, enge Vertraute der Kaiserin.

Bei der Kaiserin erwarb sich Gräfin Fuchs so viel Vertrauen, dass diese ihr ab 1728 die Erziehung der eigenen Töchter anvertraute. Maria Theresia und Gräfin Fuchs verstanden sich auf Anhieb. Trotzdem die Hofdame um zehn Jahre älter war als ihre eigene Mutter, fühlte sich die Erzherzogin vom munteren Geist der Hofdame angezogen. Doch auch in anderen Eigenschaften glichen sie sich. Beide verfügten über eine gute Gesundheit und kannten keine Müdigkeit. Maria Theresias Mutter war hingegen immer wieder krank und 1727, als ihre Tochter im zehnten Lebensjahr stand, wurden ihre gesundheitlichen Probleme so akut, dass ihr schon Sterbesakramente verabreicht wurden und auch der Kaiser schon mit dem Tode seiner geliebten Frau rechnete. Auf Grund ihres Unvermögens, einen männlichen Thronerben zu gebären, litt die Kaiserin an Depressionen, die so stark wurden, dass sich der Kaiser in seiner Korrespondenz über die ständige Niedergeschlagenheit seiner Ehefrau beklagte.

Schon bald ging Maria Theresia dazu über, ihre Obersthofmeisterin auch Dritten gegenüber als »Mami Fuchs« zu bezeichnen, während der Hof sie die »Fuchsin« nannte. Als langjährige Hofbedienstete und Diplomatengattin kannte Gräfin Fuchs das Zeremoniell in- und auswendig und schulte die junge Erzherzogin in den Regeln des guten Benehmens und der Etikette, ohne dabei die Natürlichkeit oder das unkomplizierte Wesen Maria Theresias zu beeinträchtigen. Von formeller Bildung, von der sie selber wenig besaß, hielt sie dementsprechend wenig und gab ihrem Schützling daher kaum Anregungen für passende Literatur oder andere Hinweise auf Weiterbildung. Auch die Lehrer

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Maria Theresias förderten ihre Leselust sicherlich nicht, denn die Schüler der Jesuiten bekamen nur Bücher zu lesen, die bereits von anstößigen Stellen »gereinigt« waren. Da in der jesuitischen Pädagogik der Inhalt hinter die Form des Gelesenen zurücktreten musste, kann man davon ausgehen, dass die Literatur eine eher langweilige Angelegenheit war.

Außerdem unterstützte Gräfin Fuchs die Erzherzogin bei ihrem Musikunterricht. Sie sorgte dafür, dass Maria Theresia jeden Vormittag mindestens zwei Stunden Gesang übte, und lernte nachmittags mit ihr Italienisch, damit die einstudierten Partien möglichst authentisch klangen. Maria Theresia, die eine schöne Stimme besaß, hatte in den Aufführungen bei Hof immer die dramatische ausdrucksvolle schwierige Rolle zu spielen, während Nannerl auch auf Grund ihrer Position als jüngere Erzherzogin die weniger anspruchsvollen Partien erhielt. Die weiteren Rollen wurden von anderen Hofdamen besetzt, mehrere Male spielten die Töchter von »Mami« Fuchs an der Seite der jungen Erzherzoginnen.

Für ihre Auftritte erhielt Maria Theresia großes Lob, das über das normale Maß an höfischer Gunst hinausging. Ihr zweifellos vorhandenes musikalisches Talent wurde durch große Disziplin, Willensstärke und Zähigkeit verstärkt. Diese Eigenschaften statteten sie auch mit den Fähigkeiten aus, die sie später zur großen Kaiserin machte. Wenn sie auch nicht direkt mit Regierungsgeschäften befasst wurde, so lernte sie doch, dass nicht die Gabe oder das Geschick allein den Meister machte, sondern dass persönliche Fähigkeiten erst in Kombination mit stetem Fleiß zum Erfolg führten.

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musste Sprachen lernen, damit sie sich mit ihrem späteren, wahrscheinlich ausländischen Gemahl ausreichend verständigen konnte.

Sie erhielt Unterricht in der Hofsprache Französisch, in der fast ihre ganze private Korrespondenz abgefasst ist. Auf dem Programm stand außerdem Italienisch und Spanisch.

Mit dem Spanischen hatte es eine besondere Bewandtnis, denn zwischen dem österreichischen und dem spanischen Herrscherhaus bestand ein Geheimvertrag, der die Vermählung der beiden Erzherzoginnen mit den spanischen Prinzen vorsah, womit ein besonderer Wunsch der Gattin Philipps V., Elisabeth Farnese, in Erfüllung gegangen wäre. Dies waren schlechte Nachrichten für den lothringischen Prinzen, der nach wie vor am Hof weilte.

Die Wiener Zeit Franz Stephans neigte sich ohnehin dem Ende zu, denn je erwachsener Maria Theresia wurde, umso weniger konnte man die ständige Anwesenheit eines ebenso ausgereiften jungen Mannes am Wiener Hof rechtfertigen, »ohne ihn als einen Liebhaber und ihr ausdrücklich zugedachten Gemahl erscheinen zu lassen, was der Sitte des Kaisers und dieses Hofes schwer zuwiderliefe«, wie der lothringische Gesandte Jacquemin ganz richtig an Herzog Leopold von Lothringen schrieb.30 »Ich glaube, die Sache geht zu Ende«, schrieb er außerdem. Sollten jahrzehntelange Arbeit und langjährige Erziehung am Ende umsonst gewesen sein?

Sie waren es nicht, denn der Kaiser konnte sich nicht dazu entschließen, seine beiden Töchter tatsächlich nach Spanien zu verheiraten. Nach einer Konferenz mit seinen Beratern ließ er dem spanischen Königshaus ausrichten, dass man die Bestimmungen 30 Hennings, Seite 105

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des Geheimvertrags zwar keineswegs ignorieren wolle, aber doch warten wolle, bis die Erzherzoginnen volljährig wären.

Im November 1728 kamen zwei Kuriere aus Spanien, um eine Entscheidung »wegen Theresl Heirat« voranzutreiben. Maria Theresia war zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt. »Haklich, wohl überlegen, ich nein«, fasste der Kaiser in seinem unnachahmlichen Deutsch die Verhandlungen in seinem Tagebuch zusammen.31 Einen Monat später war das Projekt endgültig zu den Akten gelegt.

Erste und einzige Liebe: Franz Stephan von Lothringen

Franz Stephan war damit wieder erster Bewerber, doch der plötzliche Tod seines Vaters im März 1729 gefährdete erneut die Erfolgschancen der »grande affaire«. Eine Reise Franz Stephans nach Lothringen, um dort die Herrschaft anzutreten, war unumgänglich. »Europa weiß, was Deutschland bevorsteht, wenn Lothringen vollends in die Hände der Franzosen fällt«, schrieb Prinz Eugen an den kaiserlichen Botschafter Fonseca. »Es ist höchste Zeit, alles aufzubieten, damit dieses Unheil verhütet werde.«32

Dennoch ließ sich Franz Stephan mit der Abreise Zeit. Die Gefahr, von der kaiserlichen Familie in der lothringischen Provinz vergessen zu werden, war groß und dann würde er die Ambition seines seligen Vaters nie verwirklichen können. Erst acht Monate nach dem

31 Hennings, Seite 106 32 Hermann Derichsweiler, Geschichte Lothringens, Wiesbaden

1901, Seite 532

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Tode seines Vaters zog Franz Stephan am 3. Januar 1730 feierlich im lothringischen Nancy ein, das für ihn nach sechsjähriger Abwesenheit zum Ausland geworden war, was seine Untertanen auch sofort bemerkten. Schon äußerlich entsprach Franz Stephan nicht dem Bild, das sich das lothringische Volk von seinem Herzog machte, denn er kleidete sich deutsch und trug eine deutsche Perücke. Sprachlich schien er zwischen beiden Welten zu leben. Man erzählte, dass seine französischen Briefe wie von einem Deutschen geschrieben zu sein schienen, »während seine deutsche Korrespondenz von einem Franzosen mit dürftiger Kenntnis der Fremdsprachen hätte diktiert sein können«.33 Sein Benehmen war noch seltsamer. Er lebte zurückgezogen und arbeitete viel, wobei er den Finanzen des Landes seine größte Aufmerksamkeit schenkte. Die Musik und die Jagd waren die einzigen Vergnügen, die er sich gönnte. Zur Verwunderung aller verwies er außerdem »junge Damen, welche allzu sehr beeifert waren, ihm mit Gunstbezeigungen entgegenzukommen, mit Gemessenheit in ihre Schranken«.34

Mit der in Wien zurückgebliebenen zwölfjährigen Maria Theresia konnte er aus Gründen der Schicklichkeit nicht direkt in Kontakt treten. Ein Dilemma für den Herzog, denn um nicht vergessen zu werden, musste er den Kontakt aufrechterhalten, aber alle Mittel der Kommunikation verbot das Protokoll. Schon ein einfacher Brief, der direkt an Maria Theresia gerichtet war, hätte die Erzherzogin kompromittiert.

Doch er machte sich unnötig Sorgen, denn es bestand keine Gefahr für ihn, in Vergessenheit zu geraten. Noch vor seiner Ankunft in Nancy erhielt

33 Mary Maxwell Moffat, Maria Theresa, London 1911, Seite 24 34 Arneth, Geschichte, Band 1, Seite 19

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Franz Stephan bereits einen Brief vom Kaiser, in dem dieser ihm mitteilte, dass er auf den Augenblick wartete, an dem er seinen »libsten Sohn« wieder einmal »embrassiren« (= küssen) könne.35 Auch die Kaiserin vermisste den charmanten Ziehsohn schrecklich. Von der allgemeinen Stimmung wurde erstaunlicherweise auch die älteste Tochter des Hauses erfasst, von der bis dahin keine Zeugnisse überliefert worden waren, dass ihr der Ziehbruder besonders am Herzen gelegen hatte.

Zu ihrem 13. Geburtstag schickt der ferne Prinz der Erzherzogin einen Geburtstagsgruß. Das Verbot der direkten Korrespondenz mit Maria Theresia umging Franz Stephan dadurch, dass er seinen Gesandten mit einem Geburtstagsbrief zu Gräfin Fuchs schickte. Maria Theresia, die über seine heimlichen Glückwünsche entzückt war, erwies sich als Meisterin der Etikette, indem sie auf verklausulierte, aber doch persönliche Art dem Herzog danken ließ. Nicht schlecht für ein Mädchen, das kaum dem Kindesalter entwachsen war.

Die Reaktion Maria Theresias auf den auf einmal abwesenden Franz Stephan markiert das Ende ihrer unbeschwerten Kindheit. Die beginnende Schwärmerei für den fernen fast zehn Jahre älteren Mann gleicht der Anbetung eines heutigen Teenagers für den unerreichbaren, idealisierten Popstar und ist zweifellos das Verhalten einer Jugendlichen. Die Geheimhaltung, die die Etikette verlangte, machte die sich entwickelnde Beziehung nur noch spannender. So wie heute Teenager sich nach Boygroups verzehren, so schmachtete Maria Theresa nach Franz Stephan, ihrem persönlichen Popstar. Erst nur in der stillen Kammer, dann mit einer derartigen Vehemenz, die dem Hof und den internationalen Beobachtern auffallen musste. 35 Arneth, Geschichte, Band 1, Seite 355

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Die Familie tat nichts, um die Schwärmerei der Tochter zu stoppen. Im Gegenteil, der Kaiser, der für Franz Stephan schon lange väterliche Gefühle hegte, machte sich sogar zum Komplizen seiner »Reserl«. Kurz vor Weihnachten 1730 erschien er mit einem Miniaturbild des Herzogs in den Gemächern seiner Tochter. Dies war ein außerordentlicher Schritt, denn unter dem herrschenden Zeremoniell war die Übergabe eines Porträts durchaus mit einem ernsthaften Heiratsinteresse gleichzusetzen. Als Maria Theresia das Bild erblickte, errötete sie und verlangte das Bild für sich. Nun bedurfte es der gesamten Überredungskunst der Fuchsin, bevor Maria Theresia zustimmte, das geliehene Bild wieder zurückzugeben. Der Kaiser beobachtete die ganze Szene mit sichtlichem Vergnügen.

Spätestens jetzt war klar, dass die Erzherzogin die Ehefrau des Lothringers werden würde. Zwar gab es andere Modelle, die dem Staat mehr genützt hätten. Prinz Eugen favorisierte einen deutschen Ehemann, die späteren Kurfürsten von Bayern oder Sachsen, um die römisch-deutsche Kaiserkrone in deutscher Hand zu halten und etwaige Streitereien der Pragmatischen Sanktion wegen abzuwehren. Doch mit der Bedingung Englands, dass Maria Theresia mit keinem bedeutenden Herrscher verheiratet werden durfte, schieden allzu großartige Verbindungen aus. So erledigte sich auch der Gedanke, die Erzherzogin mit König Emanuel von Portugal zu verheiraten.

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so viel Gegenargumenten fiel auch nicht ins Gewicht, dass der untersetzte Prinz Friedrich und die hochgewachsene Maria Theresia zumindest optisch ein eher seltsames Paar abgegeben hätten. Dennoch wird in diversen Was-wäre-wenn-Szenarien immer wieder darüber spekuliert. Wahrscheinlich ist die Vorstellung, was die beiden großen Führungspersönlichkeiten gemeinsam hätten bewirken können, einfach eine zu reizvolle.

Dass der Lothringer den Zuschlag erhielt, ist nicht nur Maria Theresia zu verdanken, die ihre Gefühle sehr öffentlich machte, sondern auch dem Kaiser. Während Karl VI. sich sehr wohl seiner staatspolitischen Pflicht bewusst war, war er doch zu sehr Vater, als dass er sein »Reserl« einfach an ein fremdes Haus verheiratet hätte. Nicht nur die emotionale Bindung zu seiner Tochter, sondern auch die zu seinem Ziehsohn dürften letztendlich den Ausschlag zu Gunsten des Hauses Lothringen gegeben haben. Abgesehen davon, dass er Franz Stephans Vater die Verbindung in einem Brief, der immerhin ins Jahr 1723 zurückdatiert, versprochen hatte, wenn er auch in der Sache mit einer der Ankündigung »aus zwei Häusern eins zu machen« im Vagen geblieben war. Doch auch seine Gattin hatte den Sohn aus Lothringen ins Herz geschlossen und sich deshalb immer gegen das spanische Bündnis, das ihr Mann abschließen wollte, ausgesprochen, weil sie den Schwiegersohn für ihre Tochter schon gefunden hatte. Die Galanterie Franz Stephans gegenüber der Kaiserin, die er mit Briefen und Geschenken überhäufte, tat ein Übriges.

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Geschichtsunterricht bei Spannagel

Wieder einmal wurde der Lehrplan Maria Theresias erweitert. Sie erhielt nun Unterricht in Geografie, Mathematik und Latein, der Staatssprache Ungarns, bei Hofgelehrten. Außerdem setzte sie ihren Geschichtsunterricht fort, nun beim Hofhistoriker Gottfried Philipp Spannagel, der seit 1727 als Hofhistoriker am Wiener Hof beschäftigt war. Seine Hauptaufgabe war es, durch historisch-juridische Abhandlungen kaiserliche Rechte und Ansprüche zu verteidigen. Er war ein gebildeter Kosmopolit, der in Italien und Berlin gelebt hatte und ein Experte der deutschen und italienischen Rechtsgeschichte war. Zum Unterricht Maria Theresias und ihrer Schwester verwendete er zwei Bände mit dem Titel »Serenissimarum Archiducissarum Mariae Theresiae et Mariae Annae Institutiones historiae chronologiae et geographiae«. Er unterrichtete in Fragen-und-Antwort-Form und der Geschichtsunterricht der Erzherzoginnen wurde mit Bildern, Landkarten und anderem Anschauungsmaterial unterstützt.

Obwohl Spannagel kein Jesuit war, unterrichtete er Geschichte so, wie es in der ratio studiorum, der jesuitischen Studienordnung von 1599, festgelegt war. Es galt das christliche Geschichtsbild, das nicht zwischen weltlicher und biblischer Geschichte unterschied. Der Unterricht der Erzherzoginnen begann also mit der Schöpfungsgeschichte, die den beiden Mädchen sicherlich schon aus ihrem Religionsunterricht bei den Jesuitenpatern bekannt war.

Ein Schwerpunkt des Geschichtsunterrichts diente der Rechtfertigung des Erstgeburtsrechts, das Spannagel als heilig darstellte. Er tadelte alle scharf,

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die sich darüber hinwegsetzten. Den biblischen Esau, der von einem jüngeren Bruder Jakob um sein Erstgeburtsrecht betrogen wird, bezeichnete er in den Aufzeichnungen als einen »redlichen, tugendhaften und großmüthigen Menschen«.36 Scharfe Kritik findet Spannagel für Kyros, der sich gegen seinen älteren Bruder, den Perserkönig, erhoben hatte.

Ebenso ausführlich behandelte Spannagel das Erbrecht der Tochter. Die Erzherzoginnen behandelten im Geschichtsunterricht die Erzählung des Alten Testaments von den Töchtern Saphaads aus dem Stamm Manasse, der, ohne Söhne zu hinterlassen, verstorben war. Wenn jemand stirbt ohne einen Sohn, sagt die Bibel, so geht das Erbe an seine Tochter. »Allhier wird in der heiligen Schrift«, folgerte Spannagel daraus, »fürs erste Mahl und am klaresten das Successions-Recht der Erb-Töchter in ihrer Vätter Eigenthumb von Gott selbst eingesetzet.«37 Eine These, die bei den beiden Erzherzoginnen sicherlich ihre Wirkung hinterlassen hatte.

Neben Geschichte lernten die beiden Mädchen bei Spannagel aber auch sehr gut Latein, denn den Studien der römischen Geschichtsschreiber Herodot, Virgil und Ovid waren lange Passagen auf Latein beigelegt, die die Erzherzoginnen übersetzen mussten. So lassen sich Maria Theresias ausgezeichnete Lateinkenntnisse erklären. »Wie mir Herr Spannaghel versichert hat, ist sie bei lateinischen Autoren soweit gekommen, die Stilunterschiede zu erkennen und dem einen oder dem anderen unter Anführung guter Gründe den Vorzug zu geben«, schrieb der 36 Helmut Tschol, Gottfried Philipp Spannagel und der

Geschichtsunterricht Maria Theresias; in: Zeitschrift für katholische Theologie, Band 83 (Innsbruck 1961), Heft 2, Seite 211

37 Tschol, Seite 212

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hoffend »die wundertätige Jungfrau werde sich den Habsburgern gnädig erweisen«,39 auch wenn das alles andere als realistisch war.

Doch trotz dieser Situation lernte Maria Theresia immer noch nichts über die Verhältnisse der Länder, die sie einmal regieren würde, noch bekam sie eine generelle Unterweisung in der Kunst des Regierens. Dass sie immer noch gemeinsam mit ihrer Schwester unterrichtet wurde, zeigt, dass man nicht damit rechnete, dass sie eines Tages die Regierung übernehmen würde. Sie beklagte sich später darüber, »als meinem Herrn Vattern niemals gefällig ware, mich zur Erledigung weder der auswärtigen noch der inneren Geschäften beyzuziehen«.40

Politik war kein Thema, die Liebe schon. Aus ihrer harmlosen Himmelei zu Franz Stephan war eine regelrechte Besessenheit geworden. Sie verweigerte die Nahrungsaufnahme, und erst als man sie bat doch auf die Gesundheit des Herzogs von Lothringen ein Ei zu verspeisen, tat sie dies prompt. Die Leidenschaft, die anfangs noch im Verborgenen geblüht hatte, wurde immer mehr zum öffentlichen Gesprächsthema. Wenn es um Franz Stephan ging, verlor der sonst so selbstbeherrschte Teenager die Fassung und gab sich ganz seinen Emotionen hin. »Trotz ihres stolzen Gemütes bei Tag seufzt und schmachtet sie die ganze Nacht über nach ihrem Herzog von Lothringen«, schrieb der britische Gesandte Robinson in seinen Berichten. »Wenn sie einschläft, träumt sie nur von ihm, und wacht sie, so nur, um von ihm zu ihrer Ehrendame zu sprechen.«41 39 Dorothy Gies McGuigan, Familie Habsburg, 1278-1918,

Frankfurt-Berlin 1994, Seite 350 40 Dorothy Gies McGuigan, Familie Habsburg, 1278-1918,

Frankfurt-Berlin 1994, Seite 350 41 Moffat, Seite 49

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Doch konnte Maria Theresia nicht damit rechnen, auch mit ihm verheiratet zu werden, denn wie wenig Frauen in ihren Eheangelegenheiten zu sagen hatten, sah sie an den Frauen in ihrer Umgebung. Ihre Mutter hatte zu einem neuen Glauben konvertieren und danach eine mehrmonatige Wartezeit über sich ergehen lassen müssen, bevor ein Mann, den sie vorher nie gesehen hatte, einwilligte, sie zu heiraten. Maria Theresias Tante Maria Magdalena wiederum war eine Heirat an den portugiesischen Hof einfach nicht erlaubt, obwohl ihre Schwester, die Königin von Portugal, eine solche Verbindung nachdrücklich befürwortete. So blieb sie unverheiratet.

Verlobung und Hochzeit

Der Vorfriede von Wien, der am 3. Oktober 1735 zwischen Österreich und Frankreich unterzeichnet wurde, leitete das Ende des Polnischen Erbfolgekriegs ein. Mit dem Verzicht Franz Stephans auf Lothringen war der Weg zur Heirat frei. Das Opfer war nicht ganz freiwillig. Erst als ein Berater des Kaisers Franz Stephans Optionen auf die Formel »Keine Abtretung, keine Erzherzogin« reduzierte, war der potenzielle Bräutigam zur Tat bereit.

Maria Theresia war besonders wichtig, dass Frankreich die Pragmatische Sanktion anerkannte und damit der Weg zu Franz Stephan endlich frei war. Vielleicht sang sie deshalb wenige Tage später bei einer privaten Vorstellung so gut, dass »alle Anwesenden ... tief ergriffen waren«.42

42 Schwab, Seite 27

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Bereits drei Wochen später wurden die Einladungstexte zur Hochzeit entworfen. Am ersten Weihnachtstag verkündete Karl VI. die Verlobung zwischen der Erzherzogin und dem Herzog von Lothringen:

»Wir haben aus ohngezweiffelt göttlicher disposition, und anordnung unß gnädigst entschloßen, unsere ältere Tochter, die durchlauchtigste fürstin mariam Theresiam, geborene erb-prinzeßin zu Hungarn, Böhmen und beider Sicilium, Erzherzogin zu Österreich, mit ihrem auch durchlauchtigsten Fürsten Francisco, Herzog zu Lothringen und Saar zu vermählen ... Wien 25. December 1735«43

Die Heirat war schon bekanntgegeben, doch die Brautleute hatten einander noch nicht versprochen. Die Brautwerbung wurde am 31. Januar nachgeholt. Franz Stephan begab sich in Begleitung eines beachtlichen Gefolges an den Hof. Seine Kleidung spiegelte den besonderen Anlass wider, denn er trug ein »kostbares Kleid aus kastanienbraunem Sammt, mit Silber durchwirkt und mit goldgestickten Nähten, das mit den schönsten und auserlesensten Diamanten besetzt war«.44 Es waren 50 Diamanten, die insgesamt 300.000 Gulden gekostet hatten -ein beträchtlicher Betrag in Zeiten, wo ein Paar gute Männerschuhe für einen Gulden zu haben waren.

Sein erstes Ziel waren die Gemächer des Kaisers, wo Karl VI. die Heirat seiner Tochter genehmigte. Der Tross begab sich nun zu den Zimmern der Kaiserin Elisabeth Christine, wo die 18-jährige Maria Theresia

43 HHStA, Hausarchiv, Familienakten, Karton 41 44 Aelschker, Seite 64

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schon aufgeregt ihrem Schicksal entgegenfieberte. Franz Stephan machte erst der Kaiserin die Aufwartung. Zweimal kniete er vor ihr nieder, beim dritten Mal kam sie ihm entgegen und stimmte der Heirat zu. Nun war Maria Theresia an der Reihe. Franz Stephan überreichte ihr sein Porträt, so wie es das Zeremoniell verlangte, da dies für die Brautleute die einzige Möglichkeit war, einen Eindruck vom Äußeren des anderen zu bekommen. In diesem Fall war das unnötig, da sich das Brautpaar seit zwölf Jahren kannte und miteinander aufgewachsen war. Da aber der gesamte Vorgang einer Sinnhaftigkeit entbehrte, da die eheliche Verbindung bereits verkündet worden war, fiel eine weitere Absurdität nicht weiter ins Gewicht. Die Verbindung Maria Theresias und Franz Stephans wurde schließlich mit einem Handkuss besiegelt. Ein Handkuss hatte die erste Begegnung der Erzherzogin und des jungen Franz Stephan in Böhmen eingeleitet, ein weiterer Handkuss läutete das gemeinsame Leben ein. Später, als Kaiser Franz I., schaffte Franz Stephan den Handkuss ab.

Nach der Verlobung wurden die restlichen administrativen Hindernisse beseitigt. Maria Theresia legte eine Verzichtserklärung ab, mit der sie sich verpflichtete, »für ihre Person sowie in Bezug auf ihre Nachkommenschaft in der Erbfolge« zu verzichten, wenn dem Vater noch ein Sohn geboren werden sollte.45 Wieder einmal wurde Maria Theresia daran erinnert, dass sie Kraft ihres weiblichen Geschlechts nur Notnagel war, der dann hielt, wenn das männliche Machtgefüge aus der Welt zu brechen drohte. Wenn Maria Theresia nun ohne männlichen Nachkommen blieb, ihre Schwester aber diese bekäme, musste sie ebenfalls verzichten. Franz Stephan hingegen 45 Aelschker, Seite 68

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Auf eine Antwort musste er nicht lange warten, denn noch am selben Tag erhielt er einen Brief seiner Braut, in dem sie artig dem Bräutigam für »Euer liebden schreiben« dankte und ihm ebenfalls ihre ewige Treue versprach. Nach dem zurückhaltenden deutschen Hauptteil des Briefes zeigte sie im französisch-deutsch-italienischen Postskriptum ihre wahren Gefühle. »Lieber Schatz, ich bin Ihnen unendlich dankbar für Ihre Aufmerksamkeit, mir Nachricht zu geben, denn ich war kummervoll wie ein armes Hündchen; haben Sie mich ein bisschen lieb und verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen nicht genügend antworte, aber es ist zehn Uhr und Herbéville wartet auf meinen Brief. Adieu, Mäusl, ich umarme Sie von ganzem Herzen, geben sie gut acht auf sich. Adieu, lieber Schatz, ich bin Ihre allerliebste Braut.«48 Den Kosenamen »Mäusl«, den sie in der Verlobungszeit benutzte, änderte sie übrigens im Laufe der Zeit auf »mon cher Alter«.

Bereits zwölf Tage nach der Verlobung fand die Hochzeit statt. Aus Pressburg kommend traf der am 12. Februar 1736 gegen 16 Uhr in Wien ein. Er war dem festlichen Anlass entsprechend in hellen Farben gekleidet, er trug »ein silber stuckenes mantelkleyd mit dergleichen Strümpfen und schuechen« sowie einen »weissen huth mit dergleichen federn undt villen geschmuck geziert«.49 Zwei Stunden später zogen Franz Stephan und der Kaiser vor Maria Theresia und ihren weiblichen Verwandten in die Hofpfarrkirche der Augustiner ein. Maria Theresia war in einem »reichen weissen kleyd angethan und mit mänge kostbaren 48 Rudolf Buchner, Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte

der Neuzeit, Maria Theresia, Briefe und Aktenstücke in Auswahl, Darmstadt 1968, Seite 23-24

49 Renate Zedinger, Hochzeit im Brennpunkt der Mächte, Wien-Köln-Weimar, 1994, Seite 119

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der Braut beschränkt. Franz Stephans Bruder Karl musste vorn Balkon aus zusehen, die Mutter Franz Stephans war in Lothringen geblieben.

Dennoch wurde die Hochzeit mit allgemeiner Zufriedenheit registriert. Selbst Prinz Eugen, der dem Lothringer nicht immer wohlgesonnen gewesen war, war zufrieden. »Die Verbindung des lothringisch-österreichischen Stammes in dem neuen Ehepaare, war der froheste Tag meines Lebens, besonders da sich dieses Ereignis auf den Frieden mit Frankreich und auf die von allen europäischen Staaten verbürgte Pragmatische Sanktion gründet.«51

Aller (Ehe-)Anfang ist schwer

Für Maria Theresia und Franz Stephan änderte sich nach der Eheschließung nicht sehr viel. Sie blieben vorerst gemeinsam in der Hofburg wohnen und bezogen kein separates Domizil. Maria Theresia nahm weiter ihren Gesangsunterricht, während Franz Stephan die Naturwissenschaft als Hobby entdeckt hatte. Doch schon in den ersten Monaten wurde das junge Glück auf eine Probe gestellt. Maria Theresia hatte - wie viele junge Frauen - Probleme mit ihrer Schwiegermutter. Die Mutter Franz Stephans konnte dem Verzicht ihres Sohnes auf sein Heimatland Lothringen wenig Gutes abgewinnen und hatte ihn beschworen, es nicht zu tun. Was wäre, hatte sie ihm klarzumachen versucht, wenn Maria Theresia ohne Kinder starb? In diesem Fall wäre für Franz Stephan nur ein sehr untergeordneter Rang am österreichischen Hofe verblieben. Doch Franz Stephan

51 Aelschker, Seite 77

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ließ sich von seinem Entschluss nicht abbringen. Seine Mutter zog die Konsequenz und erschien deshalb nicht bei der Hochzeit.

Franz Stephan hatte sich im Wiener Vorfrieden zwar verpflichtet, Lothringen abzutreten, hatte seinen Verzicht aber nicht schriftlich bestätigt. Der großmütige Kaiser ließ ihn dennoch heiraten, obwohl er außer Franz Stephans Wort keine Garantie hatte. Je näher das Datum der schriftlichen Unterzeichnung rückte, um so mehr zögerte Franz Stephan und um so weniger machte er es beiden Parteien recht, seiner Mutter nicht, aber auch seinem Ziehvater nicht. Maria Theresia verfolgte den inneren Konflikt ihres Mannes und sprach schließlich ein ernstes Wort mit dem Gemahl, indem sie ihm klipp und klar erklärte, dass er ohne Verzichtsleistung auch ihr Erbe in Gefahr brachte. Franz Stephan folgte dem Gedankengang seiner Frau und musste seine Mutter enttäuschen. Sie zeigte ihren Unmut, indem sie ihm vorwarf, »er sei kein selbständiger Landesfürst mehr, er habe sich selbst seiner Würde begeben«.52

Mit seinem Verzicht hatte Franz Stephan durchaus einen unkonventionellen Schritt gesetzt, denn er hatte den Spatz in der Hand (Lothringen) für die Taube auf dem Dach (Haus Österreich) aufgegeben und sich mit einem italienischen Gebiet (Toskana) abspeisen lassen, in dem der »Neue« als der Eindringling gesehen würde. Seine Mutter wollte mit ihrem Sohn nichts mehr zu tun haben. Als er für sie einen neuen Wohnsitz außerhalb Lothringens besorgen wollte, lehnte sie ab. Sie wollte bei ihrem Volk bleiben. Einer Freundin verriet sie ihre Beweggründe: »Ich bin nicht wie mein Sohn, der es vorzieht, Untertan des Kaisers

52 Aelschker, Seite 77

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statt Souverän zu sein.«53 Maria Theresia begann der Schwiegermutter liebenswürdige Briefe zu schreiben, aber erst Franz Stephans Gelingen, seine Schwester mit dem König von Sardinien zu vermählen, konnte die Mutter wieder versöhnen.

Zumindest in einer Hinsicht war die Ehe ein Erfolg. Bereits wenige Monate nach der Eheschließung wurde Maria Theresias Schwangerschaft festgestellt und die schwangere Erzherzogin in einem speziellen Tragsessel öffentlich getragen. Es sollten noch 15 weitere Schwangerschaften folgen, wobei zwischen Geburt und der nächsten Schwangerschaft höchstens zwölf Monate lagen. Das letzte Kind gebar Maria Theresia im Alter von 39 Jahren.

Eine Woche vor ihrem ersten Hochzeitstag brachte Maria Theresia ihr erstes Kind in vertikaler Gebärhaltung - einem für das 18. Jahrhundert typischen Geburtsstuhl - zur Welt. Der dreibeinige Geburtsstuhl hatte eine hufeisenförmige Sitzfläche, die durch einen halbrunden Ausschnitt in der Mitte entsteht. Ihre Mutter Kaiserin Elisabeth war bei der Geburt im Zimmer ebenso anwesend wie weitere Damen des Hofes. Die Männer, auch ihr Gatte und ihr Vater, warteten draußen. Die Geburt verlief ohne Komplikationen, aber das Ergebnis war nicht vollständig zufrieden stellend, denn das geborene Kind war ein Mädchen, das auf den Namen Maria Elisabeth getauft wurde.

53 Derichsweiler, Seite 562

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DIE 16 KINDER MARIA THERESIAS 11 Töchter 5 Söhne Maria Elisabeth* 1737-1740 Maria Anna

(Marianne) 1738-1789

Maria Karolina * 1740 Josef 1741-1790 Marie Christine

(»Marie«, »Mimi«)

1742-1798

Maria Elisabeth 1743-1808 Maria Amalia

(»Amélie«) 1746-1804

Karl Josef + 1745-1761 Peter Leopold 1747-1792

Maria Karolina * 1748 Johanna + 1750-1762 Maria Josefa + 1751-1767 Maria Karolina

(»Marie Charlotte«)

1752-1814

Ferdinand Karl Anton 1754-1806

Marie Antonia (»Marie Antoinette«)

1755-1793

Maximilian Franz 1756-1801

* starben im Kindesalter + starben an Pocken Als sie im darauf folgenden Jahr wieder ein Mädchen, das Maria Anna genannt wurde, zur Welt brachte, hatte dies Missstimmung zur Folge. »Ein Ereigniß, das unter anderen Umständen große Freude verursacht hätte«, so schrieb ein Maria-Theresia-Biograf, diente

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nun nur dazu »den Kummer zu mehren, mit welchem so viel erlebtes Mißgeschick den Herzog von Lothringen und seine Gemahlin erfüllte. Denn es läßt sich die Sehnsucht nicht beschreiben, mit der man am Kaiserhofe der Geburt eines männlichen Erben entgegen sah.«54 Der Kaiser ließ zum Trost des Volkes in der Wiener Innenstadt Transparente anbringen, auf denen es hieß:

»Das Mannsvolk bleibt nicht aus Wo schöne Jungfräulein Die Wahrheit des Spruches trifft unfehlbar ein Es wird daher ein Mann Als drittes und nach Wunsch begaben Jetzt konnt's nicht sein. Warum? Gut Ding will Weile haben.«55

Neben der Geburt eines Mädchens trugen auch militärische Misserfolge des österreichischen Heeres dazu bei, die Stimmung zu verschlechtern. Man war auf der Suche nach einem Schuldigen und fand ihn in der Person Franz Stephans. Nach mehr als 15 Jahren in Wien erinnerte man sich daran, dass er aus Lothringen gekommen war und einer feindlichen Nation angehörte. Er sei eben ein Fremder, sagte man daher schnell, einer, der für Österreich keine Liebe empfinde und sich deshalb für dessen Wohl nicht hingebe.

Nicht zuletzt, um dem Zorn zu Hause zu entgehen, verließen Maria Theresia und ihr Mann im Dezember 1738 Wien in Richtung Toskana, wo Franz Stephan seit dem Ende des Polnischen Erbfolgekriegs Fürst war. Die

54 Arneth, Band l, Seite 45 55 Hennings, Seite 193

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beiden Mädchen, von denen das jüngste gerade ein paar Monate alt war, blieben in Wien bei den kaiserlichen Großeltern. Sie sollen unter der abrupten Trennung von ihren Eltern sehr gelitten haben. Als Kaiserin lernte Maria Theresia sich in strategisch wichtigen Momenten auf ihre Weiblichkeit und ihre Mütterlichkeit zu berufen. Wenn Besuch kam, beispielsweise, ließ sie die Kinder holen und umgab sich mit ihnen, sodass der Eindruck einer beruflich erfolgreichen Frau mit intakter Großfamilie entstand.

In Wirklichkeit aber war wie bei ihr und ihrer eigenen Mutter das Verhältnis zu fast allen Kindern schwierig bis kühl. »Mein Vater ... war mein Lehrer, mein Freund und der größte Prinz seines Hauses; - würdig des Zutrauens seiner Familie. Großmütig, gerecht, wohltätig, ein Freund der Wissenschaft und der Künste, der Armut und des Bestrebens sich empor zu bringen, war er Kenner des Privatverdienstes selbst als Monarch!« So schwärmte Maria Theresias Sohn Joseph über seinen Vater.56 Mit seiner Mutter hingegen lag er sich öfter in den Haaren.

Schicksalsjahr 1740

Das Jahr 1740 begann mit guter Hoffnung, denn Maria Theresia war wieder schwanger. Die Umgebung war sich sicher, dass diesmal ein Sohn zur Welt kommen werde. Ein Vertrauter Franz Stephans notierte in seinem Tagebuch: »Unsere einzige Hoffnung beruht auf der Geburt eines Prinzen, und man darf erwarten, dass die Lage der Dinge sich ändern wird, wenn das

56 Eduard Burckhardt: Kaiser Joseph II, in seinem Leben und

Wirken, Meissen 1837, Seite 20

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Volk einmal einen solchen Gegenstand seiner Anhänglichkeit wirklich besitzt.«57

Die Freude über die Geburt wandelte sich in Unmut, als man erfuhr, dass wieder ein Mädchen geboren worden war, das Maria Theresia nach ihrer Hofdame »Mami« Fuchs, Maria Karoline nannte. Das Volk machte seiner Verstimmung Luft und sah das Haus Habsburg dem Untergang geweiht. »Bald hieß es allgemein, aus der Ehe Maria Theresias mit dem Großherzoge seien auch künftighin wie bisher nur Töchter zu erwarten und aus Baiern nur ersah man das einzige Heil für Österreich.«58 Der Kaiser stimmte in das Klagelied mit ein. »Es werde ihm nicht mehr vergönnt sein, einen männlichen Sprössling seines Hauses zu schauen, und jeder Trostgrund, den man ihm zu bieten suchte, verfehlte auch nur den geringsten Eindruck auf ihn hervorzubringen.«59

Noch mehr erschütterte den Kaiser der Tod seiner ältesten und liebsten Enkelin Maria Elisabeth, die nach kurzer Krankheit völlig unerwartet im Juni 1740 verstarb. Maria Theresia wachte die ganze Nacht über das Kind, bis Franz Stephan sie am Morgen vom Krankenbett wegholte. Kurz nachdem er an das Bett des Kindes zurückgekehrt war, verstarb die kleine Maria Elisabeth mit den Worten: »Ich befehle mich, o mein Gott!«60 Der Tod des kleinen, lebhaften und liebenswürdigen Mädchens, das in der Kapuzinergruft beerdigt wurde, war ein Schock für Eltern und Großeltern. Besonders der Kaiser begann immer öfter über sein eigenes Ende nachzudenken.

57 Arneth, Band 1, Seite 51 58 Aelschker, Seite 123 59 Arneth, Band 1, Seite 53 60 Mraz, Seite 52

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Auch sein 55. Geburtstag am 1. Oktober verschaffte dem Kaiser keinen Trost. Als der päpstliche Nuntius gratulierte, teilte Karl ihm mit, dass er nicht glaube das Ende des Monats noch zu erleben. Der Auftritt seiner Tochter Maria Theresia in der Oper »Il natale di Giove« hatte ihn vielleicht wieder aufgeheitert, denn sie entzückte alle. »Ich kann wahrhaftig sagen, dass ich in meinem Leben nichts Schöneres, nichts Berührenderes und nichts Vollkommeneres gesehen habe als die Rollendarbietung der Erzherzoglichen Hoheit, sei es im Hinblick auf den Gesang, sei es hinsichtlich der Darstellung«,61 schrieb ein Vertrauter Franz Stephans. Schon vorher hatte Maria Theresias Mutter einem Braunschweiger Verwandten von den Proben berichtet: »Die Herzogin (= Maria Theresia) war großartig und die Marianne nicht schlecht.«62

Bei einem Jagdausflug nach Halbthurn begann der Kaiser an einer geheimnisvollen Krankheit zu leiden. Immer wieder musste er erbrechen. Die Ärzte fanden kein Mittel, dies dauerhaft zu stoppen, und mehrere Aderlässe, eine der beliebtesten Therapien der damaligen Zeit, brachten keine Besserung. Er ließ Maria Theresia zu sich rufen. Diese war selbst gerade nicht ganz gesund, denn der Tod ihrer Tochter und eine erneute Schwangerschaft machten ihr zu schaffen. Der Anblick ihres Vaters erschreckte sie zusätzlich. »Die Knie versagten ihr den Dienst und nur mit schwerer Mühe vermochte sie zu einem Stuhle zu gelangen.«63 Vater und Tochter führten ein ernstes Gespräch, das nur durch häufiges Schluchzen der beiden unterbrochen wurde.

61 Schwab, Seite 28 62 Mraz, Seite 25 63 Aelschker 127, Arneth 54

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Wenige Tage später erhielt er die Sterbesakramente und empfing seine Verwandtschaft zum letzten Mal bis auf Maria Theresia, deren eigene Gesundheit zu angegriffen war. Mit Franz Stephan beriet sich der Kaiser unter vier Augen zwei Stunden lang. Zwei Tage später wurde Karl, im Beisein des päpstlichen Nuntius und der Kaiserin, laut offiziellem Hofbericht gegen 2 Uhr nachts, »gleichsam in eine süsse Ruhe entschlaffend aus diesem Zeitlichen in das ewige versetzet«.64 Woran der Kaiser gestorben ist, bleibt unklar. Die komplette Verfaulung der inneren Organe, die bei der Einbalsamierung des Leichnams offenkundig wurde, lässt auf eine Pilzvergiftung oder eine Krebserkrankung schließen. Letzteres würde zumindest erklären, warum der Kaiser schon länger über sein Befinden klagte.

Während die Kaiserwitwe mit ihrer Tochter Maria Anna zur Beruhigung in das Kloster der Salesianerinnen am Rennweg im dritten Wiener Gemeindebezirk gebracht wurde, führte Franz Stephan Maria Theresia aus ihren Gemächern und stellte sie den Beratern des alten Kaisers als neue Königin von Ungarn und Böhmen vor. Sie selbst bezeichnete diesen Tag als unglücklichsten ihres Lebens, im Gegensatz zu ihrem Hochzeitstag, den sie ihren glücklichsten nannte. Die Thronbesteigung nahm sie als schicksalshaft hin. Mit Freuden hätte sie das Amt einer Großherzogin von Toskana ausgeübt, wenn sie »geglaubet hätte, dass es Gott also wolle«.65 So hatte 64 HHStA, Hausarchiv, Familienakten, Karton 67, Todesfälle,

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65 Hennings, Seite 208

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sie Gott aber zur Rolle der ersten weiblichen Herrscherin ausersehen und sie setzte alles daran, diese Position, so gut sie konnte, auszufüllen.

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Produkt einer »exzentrischen Flugvogelnatur« und einer »echten deutschen Hausfrau«

Elisabeth war das vierte Kind, das zweite Mädchen des Herzogs Maximilian in Bayern, einer Wittelsbacher Nebenlinie, und seiner Frau Ludovika, einer Tochter des bayerischen Königs. Max in Bayern war ein Aristokrat, über den fantastische Anekdoten in der Gesellschaft kursierten. Eine seiner Leidenschaften war Literatur, die er nicht nur konsumierte, sondern auch produzierte. Im Alter von 15 Jahren verfasste er einen Einakter, doch in der Hauptsache bestand sein Werk aus kleinen Gedichten, ein Talent, das er seiner Tochter vererbte. Wie es sich für einen Menschen seines Standes gehörte, schrieb er seine Werke meist unter dem fantasievollen Pseudonym »Phantasus«. Musik war seine zweite Leidenschaft, wobei er der volkstümlichen und nicht der klassischen Musik sein Herz verschrieben hatte. Er spielte mit Begeisterung Zither nicht im kleinen Kreise wohlwollender Aristokratenfreunde, sondern inkognito im Gasthaus. Unerkannt in Zügen mit fremden Leuten ins Gespräch kommend, um den Konversationen danach spektakuläre Akte der Wohltätigkeit folgen zu lassen, war seine Spezialität, die sich schnell unter der Bevölkerung herumsprach und ihm einen guten Ruf verschaffte.

Er lieferte aber nicht nur dem gemeinen Volk, sondern auch der Aristokratie reichlich Gesprächsstoff. Zum einen durch seine Familiengeschichte, denn er war auf Grund der Krankheiten seines Großvaters und

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Vaters bereits zu deren Lebzeiten Chef des Hauses und konnte schon recht früh über ein beträchtliches Familienvermögen verfügen. Dies wiederum nutzte er zur ausgiebigen Selbstinszenierung. In seiner Münchner Residenz richtete er extravagante Abendessen für 14 Freunde aus, mit denen er »Artur und die Ritter der Tafelrunde« spielte. Bei diesen Diners wurde nur in Reimen gesprochen, wobei eine fixe Zeile vorgegeben war. Hieß es beispielsweise: »Die Leber ist vom Hecht und nicht vom Lachs«, antwortete Artur alias Max: »Es vergisst euch nimmer euer alter Max.«66

Dann betrieb er in derselben Münchner Residenz einen Pferdezirkus, in dem Clowns akrobatische Reiterkunststücke vorführten. Die Überraschung war erst dann perfekt, wenn sich der vergnügte Herzog selbst unter die Artisten mischte und die Anwesenden mit der Vorführung waghalsiger Akrobatik beeindruckte.

Wenn ihm dieses bunte Leben nicht mehr bunt genug war, ergriff er die Flucht und verschwand auf monatelange Reisen. Dieses Hobby entdeckte er, genau wie später seine Tochter Elisabeth, kurz nachdem er eine Familie gegründet hatte.

Neben einer so grell schillernden Persönlichkeit wie Sisis Vater war kein Platz für jemand, der das Aufsehen ebenso auf sich gezogen hätte. Es ist daher kein Wunder, dass sich in der Fülle von Anekdoten über den Vater fast keine Informationen über seine Frau, die geborene Prinzessin Luise von Bayern aus der Hauptlinie der Wittelsbacher, fanden. Ihren ausgefallenen Taufnamen Ludovika benutzte sie nicht, sondern nannte sich lieber »Luise«. Nicht nur deshalb

66 Sigrid Maria Größing, Kaiserin Elisabeth und ihre Männer, Wien

1998, Seite 22

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hatte. Doch für Ludovika blieb nur der Hausfreund des Vaters, ein Herzog »in«, nicht einmal »von« Bayern, wenn ihm auch das Privileg verliehen worden war, als »königliche Hoheit« angesprochen zu werden. Ludovika liebte Max auch überhaupt nicht, denn ihr Herz gehörte dem portugiesischen Prinzen Dom Miguel von Braganza, dessen Vorstoß Ludovikas Vater aber ablehnte. Liebe spielte beim Heiraten keine Rolle, weshalb auch das Lesen jeglicher Liebesgeschichten, inklusive klassischer Dramen, am Hof verboten war, um den jungen Menschen keine Flausen in den Kopf zu setzen. Als Miguel wider Erwarten König von Portugal geworden war, startete er einen neuen Versuch, doch da waren Ludovika und Max schon ein Ehepaar, das erst der Tod scheiden sollte.

Der Hochzeitstag soll ein trauriger Tag gewesen sein. Ludovika hatte Tränen der Verzweiflung in den Augen und auch Max war in Gedanken bei einer anderen. Er hätte am liebsten einer Bürgerlichen, in die er gerade verliebt war, die Hand zur Ehe gereicht. Die Stimmung wurde trotz der ausgeprägten Feierlichkeiten nicht viel besser. Seine Hochzeitsnacht verbrachte Max im Schrank des herzoglichen Schlafzimmers, wo ihn seine Frau eingeschlossen hatte, damit er ihr nicht zu nahe kam.

Die Hoffnung, dass Max mit der Heirat sein unstetes Junggesellenleben aufgeben würde, erfüllte sich nicht. Er lebte wie bisher, was zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und seiner Frau führte. Erst nach einiger Zeit fügte Ludovika sich ihrem Schicksal, und als sie drei Jahre nach der Hochzeit Mutter eines Sohnes wurde, hatte sie ihre Berufung gefunden. Wegen ihrer Beständigkeit und Ruhe wurde sie von ihren Kindern geschätzt und respektiert. Für ihre Tochter Sisi blieb Ludovika lange bis in ihr Leben als Kaiserin eine wichtige Beraterin.

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Nach einem weiteren Sohn, der noch in seinem Geburtsjahr starb, gebar Ludovika ihre erste Tochter Helene, die ihr sowohl vom Aussehen als auch im Charakter glich. Auf sie konzentrierte die junge Mutter alle ihre Hoffnungen. Die Geburt ihrer zweiten Tochter Elisabeth vier Jahre danach nahm sie zur Kenntnis, mehr nicht.

Dabei machte Elisabeth durch mehrere glücksbringende Faktoren auf sich aufmerksam. Zuerst das Datum: Die neue Prinzessin war nicht nur ein Sonntagskind, sondern auch noch am Heiligen Abend, dem 24. Dezember 1837, geboren. Außerdem hatte das Baby schon einen Zahn im Mund, den man in ihrer bayerischen Heimat als einen Glückszahn bezeichnete.

Die Winter verbrachte die junge Prinzessin Elisabeth in der Münchner Residenz, in der sie auch geboren worden war. Dies war ein Palais mit einer in einfacher Hochrenaissance gehaltener Fassade. Das Herzstück war ein 44 Meter langer Tanzsaal, dessen Fries einen langen Bacchuszug zeigte. Viele der Räume waren mit farbenfrohen Fresken verziert, von denen eine den Abstieg Herakles' in die Unterwelt zeigte.

Die Person der jungen Elisabeth, die im Familienkreis ausschließlich Sisi gerufen wurde, wird jedoch fast ausschließlich mit dem Wittelsbacher Landschloss Possenhofen verbunden. In der malerischen Umgebung des Starnberger Sees gelegen, war das Schloss mit den vier Ecktürmen von der prachtvollen Eleganz der Münchner Residenz nicht nur räumlich von der bayerischen Hauptstadt meilenweit entfernt. Mit den von Efeu bewachsenen Fassaden strahlte es eine fast schon rustikale Atmosphäre aus, ein Eindruck, der durch den natürlichen parkähnlichen Garten noch unterstrichen wurde. Die kleine Viehwirtschaft hinter dem Schloss konnte fast glauben machen, dass es sich hier um den Wohnsitz eines sehr

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Max Emanuel (»Mapperl«) 1849-1893

Die Kinder wurden praktisch von der Mutter allein erzogen, denn der Vater war selten zu Hause. Bereits vier Wochen nach Sisis Geburt brach er zu einer großen Orientreise auf, die ihn neben Griechenland auch ins heutige Ägypten führte. Seine Eindrücke schilderte er im Reisebericht »Wanderungen nach dem Orient«, das schon wenige Monate nach dem Erscheinen vergriffen war und neu aufgelegt werden musste. Die Kinder waren die Abwesenheit des Vaters gewohnt und vermissten ihn daher nicht. Wenn er zu Hause war, holte er alles nach. Dann unternahm er mit den Kindern lange Streifzüge durch das Umland des Schlosses. Mit seinen Töchtern soll er sogar Zither in Gasthäusern gespielt haben, was die Landbevölkerung von der Volkstümlichkeit des Herrschers schwärmen ließ.

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Die Erziehung der Mädchen wurde von Ludovika geleitet, aber die angestellten Lehrer hatten mit den jungen Herrschaften ihre liebe Not. Der Unterricht war nicht mehr als eine Formalität, die Kinder lernten trotz vier Stunden täglichen Unterrichts sehr wenig, sprachen im bayerischen Dialekt und meisterten die in Hofkreisen wichtige französische Konversation nur sehr unzureichend. Sie wurden im christlichen Geist erzogen, aber von dem damals herrschenden Ideal der strengen Frömmigkeit waren sie weit entfernt. Einzig Helene betete gerne stundenlang Rosenkränze und verbrachte viel Zeit in der Kirche.

Die Aufmerksamkeit und das Betragen Sisis ließ zu wünschen übrig wie auch ihre Geschwister nicht immer den notwendigen Fleiß für die Sache mitbrachten. Vom Vater wurde die Lernwilligkeit der Kinder nicht gerade gefördert, denn wenn er von seinen Reisen zurückkehrte, ging er, wenn ihm danach war, geradewegs ins Studienzimmer und unterbrach einfach zur Verzweiflung des Personals den Unterricht so lange, bis er der Kinder wieder überdrüssig war. Der Unterricht fiel dann tagelang aus, weil der Vater mit seinen Kindern durch das Umland des Familiensitzes zog, oft den ganzen Tag lang. Sind es in der Familie die Eltern, die von den Kindern Mäßigung verlangen, war es bei Sisis Vater umgekehrt. Hatte er einmal an einer Sache Gefallen gefunden, betrieb er diese bis zum Exzess, eine Charaktereigenschaft, die er an seine Sisi vererben sollte. Als Sisi nämlich Elisabeth, die Kaiserin, war, trieb sie ihre Hofdamen mit dem Wunsch, täglich acht Stunden spazieren zu gehen, fast zur Verzweiflung. Max in Bayern wollte, dass seine Kinder »hüpfen und springen wie die Gämsen«, und das taten sie auch. Ihr formloses Herumstromern in der bayerischen Provinz wurde Ludovika berichtet, die aber gegen den Willen ihres Mannes nicht ankam und

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ihren Kindern eine formlosere Kindheit bieten wollte als die, die sie selbst erlebt hatte.

Hatte der Vater die Kinder mal tagelang um sich, wussten diese an anderen Tagen nicht einmal, dass der Vater sich im Schloss befand. »Gesehen habe ich ihn noch nicht«, sagte Sisi, als jemand sie nach ihrem Vater fragte, »aber pfeifen habe ich ihn gehört.« Am gemeinsamen Mittagessen nahm er auch nur sehr selten teil, denn zu dieser Zeit erfüllte er die Vaterpflichten gegenüber seinem unehelichen Nachwuchs und speiste stets mit zweien seiner unehelichen Töchter.67

Trotzdem sie als jüngeres Kind in der geschwisterlichen Hackordnung eine nachrangige Stellung hätte einnehmen sollen, genoss Sisi unter ihren Geschwistern eine Vormachtstellung, in dem sie als Sprecherin der Kinder agierte, wenn es darum ging, bei den Eltern etwas durchzusetzen. Sie war für diesen Posten wie geschaffen, denn sie stand dem Vater am nächsten, vielleicht weil sie ihm am ähnlichsten war.

Mit Männern hatte Sisi immer eine lockere, natürliche Beziehung, angefangen von ihrem Vater und ihren Brüdern. Der erste Mann, den Sisi mit ihrem Liebreiz bezauberte, war also ihr Vater, doch weitere folgten auf dem Fuße. Als Elfjährige begegnete sie in Innsbruck ihrer österreichischen Verwandtschaft, den Kindern ihrer Tante Sophie, darunter Franz Joseph und seinen Brüdern Max und Karl Ludwig. Der 18-jährige Franz Joseph, der kurz davor stand, Kaiser zu werden, hatte wichtigere Dinge im Kopf als seine Kusinen, die Revolution, die 1848 auch in Österreich tobte,

67 Brigitte Hamann, Elisabeth - Kaiserin wider Willen, Wien 1989,

Seite 28

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Werken aus dieser Zeit steht die Liebe im Mittelpunkt, was einem Wunder gleichkommt, denn die Mädchen sollten eigentlich von dieser wenig wissen, da es nicht sehr wahrscheinlich war, dass diese in ihrem Leben eine große Rolle spielen würde. Doch die 15-Jährige schrieb über die Liebe, als hätte sie sie schon erlebt. Sie wusste um die Kurzlebigkeit der Gefühle, die kaum eine Jahreszeit überstanden.

»Du frische junge Liebe, So blühend wie der Mai, Nun ist der Herbst gekommen Und alles ist vorbei.«

Sie wusste, die Liebe vergehe »schneller, wie der Schnee zergeht, wenn ihn die Maienlüft verwehen«.68 Sie widmete die Gedichte, die sie in einem festen Band schrieb und mit fantasievollen Zeichnungen illustrierte, öfter Männern - einmal einem Grafen Richard S., der wohl jeden Tag in ihr Elternhaus kam und dessen Ankunft sie offenbar mit nicht enden wollender Sehnsucht entgegensah. Ein anderes Mal war es ein Unbekannter mit blauen Augen, dann wieder ein Herr namens Jacobert mit »großen, dunklen Augen«. Der Winter 1852/1853 war entweder ein aufregender oder aber die Herzogin hatte eine blühende romantische Fantasie, die sie hier ausleben konnte.

Das Verlobungsdrama

Während Sisi dichtete, wurde ihre Schwester Helene auf ein pragmatisches Ziel vorbereitet. Sie sollte die 68 Egon Cäsar Conte Corti, Elisabeth - die seltsame Frau,

Graz-Wien-Köln 1998, Seite 22

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Braut des österreichischen Kaisers Franz Josephs werden, so hatten es ihre Mutter Ludovika und ihre Tante Sophie, die Mutter des Kaisers, beschlossen. Obwohl Sisi erst 15 war, sah sich die Mutter auch nach einer guten Partie für ihre Zweitjüngste um, aber bislang ohne Erfolg. Ihre Verwandten in Sachsen lehnten sie als Braut ab, was Ludovika nur allzu gut verstand, denn das Manko, aus einer bayerischen Nebenlinie zu stammen, konnte durch nichts wettgemacht werden, schon gar nicht durch, wie die Mutter meinte, Sisis fehlende Schönheit. »Sie hat keinen einzigen hübschen Zug«, schrieb Ludovika an ihre Schwester in Sachsen, ihre Tochter sei nur hübsch, weil sie frisch sei.69 Ein Schriftsteller, der die herzogliche Familie in Possenhofen aufsuchte, war da völlig anderer Meinung. Er beschrieb die spätere Kaiserin als »hoch, schlank, leicht und anmuthig, ihr Wesen graziös, belebt, das tiefblaue Auge voll träumerischen Glanzes, die schönen Züge, aus denen das dichte, braune Haar in vollen Wellen zurückgestrichen ist, reiz- und ausdrucksvoll und mit rosigem Teint überzogen«.70

Im Vordergrund standen die Bemühungen für die älteste Tochter, noch dazu stand eine Begegnung Helenes mit ihrem zukünftigen Mann bevor. Sie musste noch mehr lernen, um dann mit ihrer Bildung vor dem Kaiser glänzen zu können, den sie an seinem Geburtstag im August in Ischl treffen sollte. Sie erhielt Tanzunterricht. Vorteilhafte Kleidung wurde geschneidert. Je näher der wichtige Tag rückte, um so nervöser wurde Helene. Damit nichts schief ging, 69 Hamann, Kaiserin wider Willen, Seite 19 70 Friedrich Alexander Dorfmeister, Kaiserin Elisabeth von

Oesterreich - Eine Schilderung des Lebens, Wirkens und Sterbens unserer unvergesslichen Kaiserin nach authentischen Quellen, Wien 1898, Seite 25

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beschloss Ludovika ihre Tochter Sisi mit nach Ischl zu nehmen, um der immer größeren Nervosität Helenes Einhalt zu gebieten.

Dennoch ging der geplante Besuch von Anfang an schief. Erst kamen Mutter und Töchter mit großer Verspätung und vor ihrem Gepäck in Ischl an. Zeit zum Umziehen blieb nicht, sodass alle vor dem Kaiser in ihrer schwarzen Reisekleidung erscheinen mussten. Für Helene, für die es um alles ging, war es schrecklich. In dem verzweifelten Bemühen, den schlechten Anfang wieder gutzumachen, fiel sie bei der Vorstellung vor dem Kaiser auf die Knie, was bei diesem aber nur Peinlichkeit auslöste. Für Sisi ging es um nichts, daher konnte sie die Bemerkung des Kaisers über die Reise schlagfertig beantworten und denselben in ihren Bann ziehen. Ein Unheil nahm seinen Lauf.

Beim anschließenden Kaffee führte Sisi die Konversation und die Umsitzenden wurden zu Zuschauern degradiert. Es war schlimm für Helene, der von ihrer kleinen Schwester die Schau gestohlen wurde, und schlimm für Franz Josephs Bruder Karl Ludwig, der mit ansehen musste, dass sein eigener Bruder die ihm so liebe Sisi abspenstig machte.

Erzherzogin Sophie, Mutter des Kaisers, ließ nichts unversucht, um die Gefühle des Kaisers doch noch in die richtigen Bahnen - weg von Sisi, hin zu Helene - zu lenken. Als der Kaiser am nächsten Morgen in das Zimmer seiner Mutter stürmte und ihr von der Schönheit Sisis mit den Worten, sie sei »frisch wie eine aufspringende Mandel« beschrieb und schwärmte, dass sie »sanfte Augen und Lippen wie Erdbeeren habe«, wies die Mutter schnell auf die große, schlanke Gestalt Helenes hin. Es klang wohl nicht überzeugend, denn den Kaiser konnte nichts mehr von Sisi abbringen. Auch die geradezu verzweifelt anmutende

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Aussage Sophies, dass Sisi sehr hübsch sei, aber »gelbe Zähne« hatte, half nichts mehr. Der Kaiser wollte Sisi und niemand anders. Beim abendlichen Ball stellte er seine Entschlossenheit unter Beweis. Obwohl Helene in ihrem eleganten weißen Seidenkleid wie eine zukünftige Kaiserin aussah, hatte der Kaiser nur Augen für Sisi im schlichten, rosafarbenen Mousselinkleid. Beim mitternächtlichen Kotillon, dem traditionellen Verlobungstanz, wurde das bestätigt, was das Umfeld schon länger geahnt hatte. Der Kaiser spazierte geradewegs auf Sisi zu und verpasste der für ihn bestimmten Helene damit eine endgültige Absage.

Sosehr sich Sophie um die Rettung der Ehre Helenes bemüht hatte, so sehr war sie selbst gegenüber den Reizen Sisis nicht immun geblieben. Sie schrieb ihrer Schwester später, welche »Anmut und Grazie« Sisis Bewegungen innewohnten. Die Haltung Sisis beim besagten Ball beschrieb sie als »so anmutsvoll, so bescheiden, so untadelig, so graziös, ja beinahe demutsvoll«. Sie verfiel sogar in die schwärmerische Sprache ihres Sohnes, wenn sie schrieb, dass Sisi wie eine »Rosenknospe« sei, »die sich unter den Strahlen der Sonne entfaltet«.71

Am nächsten Tag, dem 18. August 1853, feierte Franz Joseph seinen 23. Geburtstag und erhielt als Geburtstagsgeschenk die Hand der bayerischen Kusine, in die er sich verliebt hatte. Sisi wurde noch schnell vorher gefragt und stimmte der Heirat zu. Angeblich tat sie es aus Liebe, denn wie sollte man den Kaiser nicht lieben können, antwortete sie auf die Frage ihrer Mutter, ob sie den Kaiser lieben könnte. Nach der Entscheidung brach sie vor Mutter und Tante in Tränen aus, so anstrengend waren die vergangenen zwei Tage für sie gewesen, an einem fremden Hof mit 71 Franz Herre, Kaiser Franz Joseph von Österreich, Köln 1978, Seite 116

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der Zuneigung eines Mannes, der eigentlich für ihre Schwester bestimmt war. Eine Ablehnung des Angebots war theoretisch möglich, praktisch allerdings so gut wie ausgeschlossen. Sie hatte erlebt, wie ihre Schwester monatelang auf eine anscheinend erstrebenswerte Zukunft als Kaiserin vorbereitet wurde. Nun hatte sie die Chance auf diese Position ohne Anstrengung erhalten. Franz Joseph war außerdem ein ansehnlicher Mann mit Manieren und ein guter Tänzer, vereinigte also einige der Qualitäten in sich, die Frauen bei Männern suchten. Wenn man heiraten musste, und das mussten Prinzessinnen des bayerischen Hauses nun mal, konnte man es wesentlich schlechter erwischen als mit dem österreichischen Kaiser, der auch noch ein umgänglicher Mann war.

Damit war Ludovikas Ambition erfüllt, wenn auch mit der falschen Tochter. Die Freude über den gelungenen Coup mischten sich bei der Mutter Sisis mit Angst, denn sie wusste, wie unvorbereitet die jüngere Tochter auf die hohe Stellung war. Während sie ihrem Mann »wir alle sind glückselig« telegrafierte, drückte sie in ihren Briefen Vorsicht aus. »Sie ist so jung«, schrieb sie einer Freundin, »ich hoffe aber, man hat Nachsicht mit ihrer Jugend. Tante Sophie ist aber so gut und lieb für sie, und welch ein Trost für mich, sie einer so lieben Schwester als zweyte Mutter übergeben zu können.«72 Dem Flügeladjutanten des Kaisers Weckbecker erzählte sie, »wie ängstlich sie die schwere Aufgabe mache, welche ihrer Tochter bevorstehe, da sie den Thron doch förmlich von der Kinderstube weg besteige«.73 Nach der Bekanntgabe

72 Größing, Elisabeth, Seite 57 73 Jean Bourgoing, Elisabeth Kaiserin von Österreich, Wien 1956,

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Porträtmaler Richard Schwager Modell zu sitzen. Von einem Tag auf den anderen wurde sie von der unbedeutenden kleinen Schwester zur wichtigsten Person in ihrer Familie.

Die Verlobungszeit erlebte Sisi idyllisch. Trotz ausgebrochenen Krimkriegs, der eigentlich die gesamte Aufmerksamkeit des Kaisers verlangt hätte, reiste Kaiser Franz Joseph in den acht Monaten bis zur Hochzeit im April 1854 gleich drei Mal nach Bayern, um seine Braut zu sehen - im Oktober, zu Weihnachten und im März. Franz Joseph und Sisi, die beide aus Vernunftehen stammten, die nicht immer glücklich waren, um es euphemistisch auszudrücken, machten in ihrer eigenen Heirat die Liebe und das zu erwartende Glück zum Hauptmotiv ihrer Verbindung. »Nie werde ich es Ihnen, liebe Mama, genug danken können, mir ein so inniges Glück gegründet zu haben. Alle Tage liebe ich Sisi mehr und immer überzeuge ich mich mehr, dass keine für mich besser passen kann als sie«, schrieb Franz Joseph im Oktober 1853 aus Possenhofen an seine Mutter. Auch die Zähne seiner Braut, die seine Mutter einst beanstandet hatte, waren jetzt »ganz weiß geworden, so dass sie wirklich allerliebst ist«.74 Doch weiße Zähne allein reichten nicht, um die Zukunft, die die Herzogin in Bayern erwartete, erfolgreich zu meistern.

In der tristen wirtschaftlichen und politischen Lage war die Kaiserhochzeit am 24. April 1854 ein Tag, an dem man seine Sorgen verdrängte und der Hoffnung und Freude ungehemmt freien Lauf ließ. »Die Greise waren wieder jung, die Betrübten wieder fröhlich geworden. Der Kranke vergaß seiner Schmerzen, der

74 Franz Schnürer (Hg.), Briefe Kaiser Franz Josephs I. an seine

Mutter 1838-1872, München 1930, Seite 216

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Arme seine Sorgen.«75 Die Braut sorgte dafür, dass die Erwartungen des Volkes nicht enttäuscht wurden. Ihre Jugendfrische und ihr Antlitz, das noch mehr an das Kind denn an die Frau erinnerte, begeisterte die Öffentlichkeit. Jeder wollte sie sehen und die Straßen Wiens mussten am Hochzeitstag schon Stunden vor der Hochzeit auf Grund des großen Andrangs gesperrt werden. In ihrem Hochzeitskleid aus schwerem, weißen Seidenstoff, der mit vielen Stickereien verziert war, sah die zukünftige Kaiserin dann auch wie eine Märchenprinzessin aus. Laut Traurede hatte die schüchterne Prinzessin in Bayern in ihrem nunmehrigen Gemahl »einen Freund gefunden, der Ihre Freuden und Leiden als seine eigenen empfand und dem sie »ihr Herz mit Vertrauen auf seine unerschütterliche Liebe« öffnen könne. Die Kaiserin sollte ihrem Gatten wiederum die schwere Last des Regierens erleichtern; sie war berufen ihm »in den Kümmernissen seiner Herrschaft« »wie eine Insel [zu] sein, die friedlich inmitten der brausenden Wogen liegt«, eine Insel auf der »Rosen und Veilchen« wachsen.76

75 Eugen d'Albon, Unsere Kaiserin, Wien 1890, Seite 30 76 Clara Tschudi, Elisabeth, Leipzig 1901, Seite 34

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worden. Dennoch hatte die gemeinsame Freizeit der Verlobten die gleiche Formlosigkeit, die das Markenzeichen ihres Elternhauses war und die der Kaiser auch genossen hatte. Spazierritte mit dem künftigen Ehemann und gemeinsames Champagnertrinken in Possenhofen gehörte nun der Vergangenheit an. Der während der Brautzeit weit entfernte Verlobte war nun räumlich näher, doch den Großteil des Tages abwesend, denn er regierte von morgens bis abends. Der Krimkrieg forderte seine gesamte Aufmerksamkeit.

Eine Vertrauensperson am Hof gab es nicht, denn Mutter und Geschwister waren in Bayern. Man war übereingekommen, dass es besser war, wenn keine ihrer engsten Verwandten in Wien blieb, um ihr das Einleben zu erleichtern, da eine Trennung am Ende doch unumgänglich gewesen wäre. Noch vor weniger als sechs Monaten hatte Sisi ihrer Tante und jetzigen Schwiegermutter versichert, wie sehr sie sich »freue, Ihnen eine liebevolle Tochter zu werden und was in meinen Kräften steht, zum Glück Ihres Lebens beitragen zu dürfen«.77 Sie bemühte sich ihrer neuen Stellung gerecht zu werden und ließ sich daher nichts anmerken. Am wenigsten vor dem Kaiser, den sie nicht enttäuschen wollte. Dieser schwärmte von seinem Familienglück: »Ich bin verliebt wie ein Leutnant und glücklich wie ein Gott.«

Doch mit Sisis Naturell und einer Erziehung, das der Entfaltung der persönlichen Freiheit höhere Priorität einräumte als der Anpassung an zeremonielle Abläufe, grenzte die Aufgabe an eine große Herausforderung.

Da war das verpflichtende gemeinsame Frühstück mit der Tante, die nun auch ihre Schwiegermutter war und die frühmorgens bohrende Fragen stellte. Für ein 77 Schnürer, Seite 220

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Kind, das in einem Haushalt aufgewachsen war, an dem der Vater nur sporadisch an den Mahlzeiten teilnahm, selbst wenn er sich zu Hause aufhielt, musste dies seltsam anmuten. Dann wollte sie das Wiener Essen nicht, sondern lieber bayerisches Brot, Wurst und Bier, was nicht unbedingt daran lag, dass ihr das Essen nicht schmeckte.

Wie viele Kinder, die das erste Mal von zu Hause weg sind, hatte sie einfach Heimweh und wieder halfen ihr nur die Verse über die Einsamkeit hinweg.

»Ich sehn' mich nach der Heimat Sonne, Ich sehn' mich nach der Isar Strand. Ich sehn' mich nach den dunklen Bäumen, Ich sehn' mich nach dem grünen Fluss, Der leis in meinen Abendträumen Gemurmelt seinen Abschiedsgruß.«78

Dazu kam ihr stark eingeschränkter Bewegungsspielraum. Die allerhöchsten und höchsten Damen der Gesellschaft, ab Fürstinnen aufwärts, konnten jederzeit bei der Kaiserin unangemeldet erscheinen. Das war das Vorrecht der Adelsfamilien, denen sie durch Geburt angehörten und in die sie hineingeheiratet hatten. Nur hatte eine junge Dame, die bis dahin nie ein höfisches Leben geführt hatte und sich in derartiger Konversation nicht zurechtfand, wenig Themen, über die sie sich mit Damen, die allesamt doppelt so alt wie sie waren, hätte unterhalten können. Noch weniger gelang es der Kaiserin, die nicht nur in dieser Beziehung eher einem Kind als einer Erwachsenen glich, diese anspruchsvollen Salonlöwinnen durch

78 Brigitte Hamann, Elisabeth - Bilder einer Kaiserin, Wien 1982,

Seite 10

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ausgesprochenen Scharfsinn und geistreiche Bemerkungen zu beeindrucken.

Außerhalb der Hofburg fand sie keine Ruhe. Als sie mit einer Hofdame ein Geschäft in der Wiener Innenstadt besuchte, bildete sich eine so große Menschentraube vor dem Laden, dass die Ansammlung polizeilich aufgelöst werden musste. Als sie selbst mit der Kutsche ausfuhr, wurde gesagt, dass es unschicklich für eine Kaiserin sei, »dort und dahin zu kutschieren wie ein Fähnrich«.79

Bereits einen Monat nach der Hochzeit war sie so desillusioniert, dass sie ein düsteres Gedicht verfasste, das ihren Seelenzustand illustrierte.

»Oh, dass ich nie den Pfad verlassen, Der mich zur Freiheit hätt' geführt, Oh, dass ich auf der breiten Straßen, Der Eitelkeit mich nie verirrt!

Ich bin erwacht in einem Kerker, Und Fesseln sind an meiner Hand. Und meine Sehnsucht immer stärker - Und Freiheit! Du, mir abgewandt!

Ich bin erwacht aus einem Rausche, Der meinen Geist gefangen hielt, Und fluche fruchtlos diesem Tausche, Bei dem ich Freiheit! Dich - verspielt.«80

Später fand sie für ihre ersten Ehejahre kein einziges wohlwollendes Wort. Die Schwiegermutter hatte ein wahres Kennenlernen der Eheleute verhindert, erzählte sie ihrer jüngsten Tochter Valerie. Allein der Anblick eines Schreibtisches, den sie in dieser Zeit

79 Herre, Seite 132 80 Hamann, Kaiserin wider Willen, Seite 21

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benutzte, rief bei ihr unangenehme Erinnerungen wach. Sie machte kritische Bemerkungen über die Institution Ehe, die junge Mädchen dazu zwänge, Entscheidungen zu treffen, mit denen sie später unglücklich sind. Aber sie selbst war nicht gezwungen worden. Das war nicht nötig gewesen. Ihr Gedicht enthält neben all den Klagen über den Kerker, in dem sie sich befand doch das klare Eingeständnis, dass sie ihre bedauernswerte Situation sich selbst und ihrer Eitelkeit, einem Rausche, der Suche nach Bedeutsamkeit zu verdanken hatte.

Bei Menschen fand sie in dieser Situation keinen Trost, weder bei ihrer Schwiegermutter noch bei ihrer Mutter. So wandte sie sich den Tieren zu. Als Kind hatte sie sich mit Begeisterung um die verschiedenen Tierkolonien in Possenhofen gekümmert. Kein Hochzeitsgeschenk hatte sie so gefreut wie ein Papagei, den der Kaiser während der Verlobungszeit nach Bayern schicken ließ. Jetzt wurden die kaiserlichen Pferde ihre besten Gefährten. Sisi hatte gemeinsam mit ihrer Schwester Helene reiten gelernt und die ängstliche Helene sehr bald mit ihrem Ehrgeiz und ihrem Mut überflügelt. Vor ihrer Hochzeit war sie bereits eine sehr gute Reiterin, nun setzte sie alles daran, noch besser zu werden. Sie ritt im Damensattel, auf dem sie abwechselnd links und rechts saß. Neben dem Schreiben wurde das Reiten das beste Mittel, um sich von den Zwängen, die sie empfand, frei zu spielen.

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weil sie ihm keinen Thronfolger gebar. Nach der Geburt der kleinen Sophie verließ sie Wien, um allein eine Woche nach Possenhofen zu reisen. Anders als ihre Mutter konnte sie in ihrer neuen Rolle keine Befriedigung finden, da die Pflege der kleinen Kinder in der eisernen Hand der Schwiegermutter Sophie lag. Die Kinder wurden zudem am anderen Ende der Hofburg einquartiert, in die man nur nach einem langen Fußmarsch über Stiegen gelangen konnte. Wenn die Kaiserin dorthin ging, um sich die Früchte ihres Leibes anzusehen, waren meist diverse Palastdamen dabei, sie zu bewundern, und die stolze Mutter nur im Weg.

Versuchte Emanzipation mit fatalen Folgen

Nach der Geburt der Erzherzogin Gisela versuchte die Kaiserin deshalb ihre Kinder in einem zentraleren Raum unterzubringen, doch Sophie lehnte ab, da dort angeblich nicht genug Sonne war. Der Kaiser ergriff in der Auseinandersetzung Partei seiner Frau und schrieb seiner Mutter einen langen Brief, in der er seiner Mutter darlegte, dass »die wenigsten Kinder in der Stadt Sonne haben und doch recht gut gedeihen, und selbst wir den größten Teil unserer Jugend in den ober den Radetzky-Zimmern gelegenen eben so sonnelosen Zimmern zugebracht haben«. Die Eltern konnten sich durchsetzen und errangen einen kleinen Teilerfolg über die Schwiegermutter. Doch ein Verhältnis, in dem einfache Entscheidungen nur dann getroffen wurden, nachdem erst gebettelt und dann inständig korrespondiert wurde, ging an der sensiblen Kaiserin,

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deren Haut noch immer dünner war, als ihr gut tat, nicht spurlos vorbei.

Ausgerechnet bei einer Reise ins romantische Venedig begann sie zu kränkeln. Ein weiterer Sieg über die Schwiegermutter, die Kinder mit auf eine Ungarnreise zu nehmen, endete mit fatalen Konsequenzen. Beide Kinder erkrankten an Durchfall und Fieber. Während sich Gisela nach einigen bangen Tagen erholte, erlag die zweijährige Sophie der Krankheit.

»Unsere Kleine ist ein Engel im Himmel. Nach langem Kampfe ist sie zuletzt ruhig um 1/2 10 Uhr verschieden. Wir sind vernichtet. Sisi ist voll Ergebung in den Willen des Herrn.«81 Elisabeth brauchte lange, um sich von diesem Schock zu erholen. Schon den Tod ihres Spielgefährten Graf David Paumgarten vier Jahre vorher hatte sie betrauert und sich in einem Gedicht gewünscht, mit dem Freund gestorben zu sein, um mit ihm im Himmel zu wohnen. Nun war die eigene Tochter gestorben und die Umstände, unter denen es geschehen war, waren doppelt tragisch. Noch Ende Juni 1857 schrieb Franz Joseph: »Sie ist heute gar traurig und weint in einem fort.«82 An einem Armband trug sie ein Bild ihrer verstorbenen Tochter. Viele der sonntäglichen Familiendiners mussten ausfallen, da sich die Kaiserin immer öfter nicht wohl fühlte. Gemeinsam weinten der Kaiser und die Kaiserin, als die kleine Gisela sich auf den Ehrenplatz ihrer verstorbenen Schwester setzte. Den Tod ihrer Tochter konnte Sisi nie verwinden. Noch mehrere Jahrzehnte später konnte sie nicht über die verstorbene Tochter reden. »Wie blieb der Schmerz so heiß und ungetröstet«, berichtete die rumänische Königin

81 Schnürer, Seite 270 82 Schnürer, Seite 272

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Elisabeth, die unter dem Künstlernamen Carmen Sylva hauptsächlich Märchen schrieb und die Sisi erst lange nach dem schrecklichen Ereignis kennen lernte, »und wie schössen ihr Tränen in die Augen und Glut in die Wangen, wenn sie nur von fern daran rührte.«83

Mit der Geburt des ersehnten Thronfolgers im 1858 verbesserte sich die Stellung der Kaiserin am Hof insofern, dass ihr nun von mehr Seiten Anerkennung entgegenschlug. Sie wurde nun als vollwertigeres Mitglied des Kaiserhauses gesehen. Dies war Elisabeth inzwischen aber fast schon egal. Sie versuchte auch nicht mehr den allgemeinen Erwartungen ihrer Schwiegermutter zu entsprechen. Zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes verließ sie den Wiener Hof in Richtung Madeira, wo sie endlich zu sich selbst fand. Dort genoss sie die Annehmlichkeiten des Hofes ohne die erstickenden Verpflichtungen. Es war die Rückkehr in die Freiheit ihrer Jugend; ein Konfliktbewältigungsmuster, das sie vom Vater übernommen hatte. Von dem Versprechen, der Schwiegermutter eine liebe Tochter zu sein, war nichts mehr übrig geblieben.

83 Martha Schad, Elisabeth von Österreich, München 1998,

Seite 89

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Die 11. Prinzessin

Obwohl die geborene Prinzessin Zita von Bourbon-Parma nur 23 Monate als Kaiserin amtierte, ist sie wie keine andere im österreichischen Bewusstsein als Regentin verankert. Ihr strikt nach habsburgischem Zeremoniell abgehaltenes Begräbnis im Jahre 1989 mobilisierte nicht nur eingefleischte Monarchisten aus ganz Europa, sondern zog auch solche in den Bann, die sich ansonsten wohl als überzeugte Republikaner bezeichnet hätten.

Ein Grund dafür war die faszinierende Persönlichkeit der Kaiserin, die auch ihre Kritiker beeindruckte. »Ich blieb von der Kaiserin fasziniert«, schrieb Freiherr Alfred Margutti, der schon unter Kaiser Franz Joseph gedient hatte, »nicht bloß wegen ihres persönlichen Charmes und der von der erlauchten Persönlichkeit ausgehenden Anmut, sondern auch ob der geistigen Schärfe, die aus ihren Gesprächen durchleuchtet«.84 Von »bemerkenswertem Charme«, »Intelligenz in den lebhaften, braunen Augen« und »Intellekt in der hohen Stirn« sprach auch der britische Oberleutnant Strutt, der Zita zum ersten Mal auf dem niederösterreichischen Schloss Eckartsau im November 1918 begegnete.85 Selbst ihre eigenen Biografen entzückte sie, eine gab ganz offen zu, dass es ihr schwer fiel, »wissenschaftliche Distanz zu einer lebenden Person von solch faszinierendem Charakter zu gewinnen«.86

84 Jean Sevillia, Zita - Kaiserin ohne Thron, Wien 1998, Seite 89 85 Arthur Arz von Straussenburg, Zur Geschichte eines großen

Krieges, Wien 1924, Seite 345 86 Tamara Griesser-Pečar, Zita - die Wahrheit über Europas letzte

Kaiserin, Bergisch Gladbach 1975, Seite 7

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Die Fähigkeit, andere für sich einzunehmen, zeigte Zita schon in früher Kindheit. Kaum dem Babyalter entwachsen, soll sie einen italienischen, ihr fremden Soldaten bei einem Spaziergang mit einem fröhlichen »Guten Tag, wie geht es Ihnen?« begrüßt haben.87 Eine andere Anekdote besagt, dass sie als Zweijährige schon die hohe Kunst der Konversation beherrschte, auf fremde Erwachsene zuging und sie mit Vorliebe in Gespräche verwickelte.

Verglichen mit der Geburt ihrer älteren Schwester Franziska, deren Taufpate Kaiser Franz Joseph war, waren Zitas Anfänge eher bescheiden. Sie wurde, im Gegensatz zu ihren meisten Geschwistern, die im österreichischen Schwarzau zur Welt gekommen waren, im italienischen Winterquartier der Familie, der Villa del Pianore, geboren. Es war der 9. Mai 1892 um 9 Uhr morgens.

Zitas Elternhaus als Großfamilie zu beschreiben ist eine Untertreibung. Für ihren Vater, Herzog Robert von Bourbon-Parma, war Zita bereits das 17. Kind und die 11. Tochter. Er hatte in seiner ersten Ehe mit Prinzessin Maria Pia von Neapel-Sizilien zwölf Kinder gezeugt, von denen allerdings nur noch neun am Leben waren. Von diesen verbliebenen neun waren sechs behindert und pflegebedürftig. Mit seiner zweiten Frau, der geborenen Maria Antonia von Braganza, Zitas Mutter, hatte er bereits vier Kinder: zwei Jungen und zwei Mädchen. Bis zu seinem Tode sollten noch sieben weitere Kinder hinzukommen.

Die 11. Prinzessin von Bourbon-Parma wurde zwei Tage nach ihrer Geburt auf die Vornamen Zita, Maria das Neves, Adelgunde, Michaela, Rafaela, Gabriela, Josephine, Antonia, Luise und Agnes getauft. Als Rufname wurde der ungewöhnlichste der zehn 87 Eugen d'Albon, Prinzessin Zita, Wien 1911, Seite 32

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Vornamen - Zita - gewählt. Die Namensgeberin war die heilige Zita, die im 13. Jahrhundert in Lucca, dem Bezirk, in dem sich die Villa del Pianore befand, gelebt hatte.

Die Legende der heiligen Zita 1218-1278 Die heilige Zita wird als eine von zwei Töchtern des Schafhirten Giovanni Lombardo und seiner Gemahlin Buonissima (die »Beste«) am 27. April im Jahre 1218 in einem kleinen Dorf in der italienischen Provinz Lucca geboren. Wegen der großen Armut der Familie beschließt Zita im Alter von zwölf Jahren gegen den Willen der Mutter in die zwei Stunden entfernte Stadt Lucca zu gehen, um sich dort als Dienstmagd zu verdingen. Sie bezieht Stellung bei der Familie Fatinelli, die ihr nicht unbeträchtliches Vermögen in der Seidenindustrie und im Handel erworben hat. Dort fällt sie wegen ihrer Arbeitsfreude und Gewissenhaftigkeit positiv auf, wird aber ihres Eifers wegen auch als Angeberin gescholten. Ihre neidischen Arbeitskollegen verleumden sie beim Dienstgeber, als Folge davon wird Zita oft ungerecht behandelt oder bestraft. In dieser ausweglosen Situation findet sie Trost und Kraft im Gebet und darin, in ihrer spärlichen Freizeit Bedürftigen, Armen und Kranken Wohltaten zu erweisen. »Den Nächsten muss man lieben, weil dies ein Gebot Gottes ist, weil wir mit unserem Nächsten die Natur gemeinsam haben, weil unser Nächster als Ebenbild Gottes geschaffen ist und weil die Nächstenliebe ein Beweis unserer Liebe

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zu Gott und Nahrung für das Wachstum derselben ist«, sagt sie ihren Mitmenschen, um auch diese zu ähnlichen Taten zu animieren.

Bald geschehen die ersten Wunder - als Zita von ihrer Herrschaft in den strömenden Regen geschickt wird, bleiben ihre Kleider trocken; ein Glas Wasser, das Zita einem durstenden Pilger reicht, verwandelt sich in Wein, bei einer Hungersnot reichen die beschränkten Vorräte der Familie Fatinelli auf wundersame Weise zur Speisung aller Armen der Stadt. Im Laufe der Zeit wird ihr edles Wesen allmählich von ihrer Herrschaft, den Dienstleuten und von der ganzen Bevölkerung anerkannt. Schließlich wird Zita als Haushälterin mit der Verwaltung des ganzen Hauses und der Kindererziehung betraut, und dies, obwohl sie des Lesens und Schreibens nicht mächtig war.

Im Alter ist sie weniger Dienerin denn Freundin des Hauses. Sie sieht Papst Gregor X. bei seiner Durchreise in Lucca und trifft einen der größten italienischen Heiligen der Zeit, Philip Benizi. Mit 60 Jahren verstirbt sie nach einem Fieber. Am Tag nach ihrer Beerdigung fließt aus ihrem Grab eine wohlriechende Flüssigkeit, mit der sich Kranke einreiben und geheilt werden. Durch ein päpstliches Dekret vom 5. September 1696 wird Zita heilig gesprochen.

Wie die Eltern auf den Namen kamen, darum ranken sich Legenden. Eine Version erzählt von einem Versprechen, das der Vater dem lokalen Geistlichen von Lucca gegeben hatte. In anderen Quellen wird aus dem lokalen Geistlichen gar Papst Leo XIII., der ein Freund des Vaters war. Manchmal war es auch die Tante und Taufpatin Zitas, Gräfin Adelgunde Bardi, die

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die Urheberin des Namens sein sollte. Das Bemerkenswerteste war jedenfalls, dass ausgerechnet eine Prinzessin auf den Namen der Schutzpatronin der Dienstboten hörte.

Schutzpatronin der Dienstboten

Mit ihrer Namensgeberin hatte Prinzessin Zita auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Während die heilige Zita in einem kleinen Bergdorf in ärmlichste Verhältnisse geboren wurde, war das Elternhaus der Prinzessin Zita eines der glanzvollsten Europas.

Zitas Geburtsort, die Villa del Pianore, die erst wenige Jahre vor Zitas Geburt nach den Anweisungen von Zitas Vater fertig gestellt worden war, war das prachtvollste Anwesen in der Provinz. Die elegante schlossartige Residenz lag auf einer Anhöhe inmitten eines gepflegten subtropischen Parks mit Olivenbäumen, Zypressen und Palmen. Man betrat sie durch eine achteckige Eingangshalle und von der mit italienischen Marmor ausgekleideten Terrasse sah man auf das Ligurische Meer. Eine unterhalb der Terrasse angelegte Allee mit Orangenbäumen verbreitete ein betörendes Aroma.

Die Bourbon-Parmas waren aber nicht nur vermögend, sondern auch von höchstem Adel und ein altes Herrschergeschlecht, das harte Zeiten hinter sich hatte. Herzog Robert von Bourbon-Parma hatte die Regierung des italienischen Herzogtums Parma bereits als Sechsjähriger nach der Ermordung seines Vaters angetreten. In Wirklichkeit regierte jedoch seine Mutter Louise von Bourbon-Artois, die Enkelin des letzten französischen Königs. Schließlich ging auch das Herzogtum Parma verloren, woraufhin der immer noch

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verhandelte Mitte des 19. Jahrhunderts mit französischen Abgeordneten um eine Rückkehr nach Frankreich, die aber unter anderem auch daran scheiterte, dass sich das republikanische Frankreich gegen die Wiedereinführung des bourbonischen Lilienbanners sperrte. Der Thronprätendent wiederum akzeptierte die Trikolore, das Symbol der französischen Revolution, nicht. Den Grund dafür hat Zita in einem ihrer Interviews selbst geliefert. An der Trikolore klebe zu viel Blut, erklärte sie einem Biografen: »Besser ein legitimer König im Exil, als ein plebiszitärer König mit einer fragwürdigen Macht.«88

Nach dem Tod des Grafen Chambord wurde Herzog Robert einer seiner Erben. Auf Chambord zogen aber spanische Thronprätendenten, die so genannte Karlisten, ein.

Das politische Engagement von Zitas Vater hielt sich in engen Grenzen. Im italienischen Pianore wurde er nur geduldet, solange er keinen Herrschaftsanspruch stellte. Die Ambition auf den französischen Thron verfolgte er nicht. Seine politischen Aktivitäten beschränkten sich auf die Unterstützung der Antiduellbewegung, die ihm aber einige Schwierigkeiten im Freundeskreis machte.

Auch Zitas Mutter Maria Antonia war die Tochter eines depossedierten Regenten. Ihr Vater war Dom Miguel von Braganza, der versucht hatte, die Krone Portugals, die in den Händen seiner Nichte Maria da Gloria ruhte, zu usurpieren und daran gescheitert war. Daher wuchs Maria Antonia in Deutschland bei den Verwandten ihrer Mutter, den Prinzen von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, auf.

Maria Antonia und ihre fünf älteren Schwestern waren für ihre sagenhafte Schönheit berühmt. Ihre 88 Legitimer König im Exil

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Schwester Marie José heiratete den bayerischen Herzog Karl Theodor von Bayern (Sisis Bruder »Gackel«) und wurde als »die schönste Frau in Bayern« weit über die Landesgrenzen des Freistaats bekannt. Maria Antonias Schwester Marie Therese heiratete 1873 den österreichischen Erzherzog Karl Ludwig, einen jüngeren Bruder Kaiser Franz Josephs, und wurde die über alles geliebte und verehrte Stiefmutter des späteren Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand. Innerhalb des Erzhauses genoss sie hohen Respekt und Bewunderung. Für Kronprinz Rudolf war sie der Inbegriff der Weiblichkeit und das Ebenbild der idealen Frau.

Im Jahre 1884 nahm Maria Antonia den Antrag des 14 Jahre älteren Herzogs Robert von Bourbon-Parma an. Wie bei ihrer Schwester Marie Therese vorher, wurde damit aus ihr nicht nur eine Ehefrau, sondern auch eine Stiefmutter und eine neunfache gleich dazu. Robert war seit einem Jahr verwitwet, denn seine erste Frau Maria Pia war im Wochenbett gemeinsam mit ihrem 12. Kind, einem Mädchen namens Auguste, gestorben. Von den verbliebenen neun Kindern waren sechs behindert und pflegebedürftig, möglicherweise eine Folge der nahen Verwandtschaft zwischen Maria Pia und ihrem Ehemann, die Cousin und Cousine zweiten Grades waren.

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1989 Felix 1893-1970 Renatus (René) 1894-1962 Maria Antonia 1895-1977 Isabella 1898-1984 Louis 1899-1967 Henriette* 1903-1987 Gaëtan 1905-1958 * Geschwister mit Behinderung

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zum Zeitpunkt von Zitas Geburt bereits verstorbene Geschwister Ferdinand 1871-1872 Anastasia 1881-1881 Auguste 1882-1882

Bei ihrer Geburt wurde die kleine Zita von einer großen Geschwisterschar begrüßt: Sie hatte bereits 13 Brüder und Schwestern, von denen die älteste Prinzessin Marie Louise bereits 22 Jahre alt war und schon bald mit Fürst Ferdinand von Bulgarien verheiratet werden sollte. Ihre jüngste Schwester Franziska war knapp zwei Jahre alt.

Der Herzog konnte sich die Kinderschar zwar leisten, war aber seiner Fruchtbarkeit wegen doch etwas besorgt. Deswegen ließ er neben der Terrasse in Pianore einen Kampferbaum pflanzen, denn er hatte bei einen römischen Dichter gelesen, dass »camphora per Na Kastrat Ader maritos« (Kampfer einatmen kastriert die Ehemänner).89 Die Maßnahme scheint relativ wirkungslos geblieben zu sein, vielleicht weil er nur zum Abendessen auf der Terrasse saß, den Großteil des Tages aber lesend in seiner Bibliothek verbrachte.

Zita schlug im Aussehen und im Temperament ihrer Mutter nach. Sie hatte dieselben dunklen Augen und Haare. Schon als Kind zeigte sie eine erstaunliche Fähigkeit, mit wildfremden Menschen Kontakt zu knüpfen. Bei einem Aufenthalt am Bahnhof von Pianore ging die knapp zweijährige Zita einfach auf einen ihr Unbekannten zu und verwickelte diesen, zur Erheiterung der umstehenden Erwachsenen, in ein zwangloses Gespräch. Darin war sie ganz anders als 89 Karl Wagemut, Was ich im Elternhause der Exkaiserin Zita von

Österreich erlebte, Dresden 1929, Seite 91

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ihre Schwester Franziska, die ein schüchternes, ernstes Kind war. Bei einer Ausfahrt mit ihrer Gouvernante im Kinderwagen wiederum zog sie sich Schuhe und Strümpfe aus und warf sie aus dem Wagen, weil sie fand, dass das Fahren mit nackten Füßen spaßiger war.

Sonst benahm sie sich wie ein klassisches Mädchen, das am liebsten mit seinen Puppen und Katzen spielte. Die Soldatenspiele ihre Brüder lehnte sie mit den Worten »Zita will nur eine kleine Mama sein« ab. Ein anderes Hobby war das Nähen, sie nähte Stoffkleider für ihre Katzen und tollte dann mit ihnen durch das Haus.

Auf einer Reise nach Rom, im Alter von vier Jahren, war sie an der bekannten »Bocca della verita«. Man erklärte ihr, der Mund schließe sich unerbittlich über Fingern, die einem Lügner gehörten. Sie aber steckte ihre Kinderhand unverzüglich in das steinerne Maul und behauptete: »Ich weiß, ich ziehe sie unverletzt heraus.«90

90 Emmy Gehrig, Umjubelt, verkannt, verbannt, Wels 1962,

Seite 31

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weiterhin in der Behandlung seiner Kinder keinen Unterschied. In seinem Testament sorgte er dafür, dass auch die behinderten Kinder versorgt wurden. Nach seinem Tod erbte der älteste Sohn Heinrich, der behindert war, den Titel, während Elias, der älteste gesunde Sohn, die Nachfolge als Chef des Hauses antrat.

Wenn es in der Familie allzu ausgelassen zuging, machte die Mutter meistens ein Ende. »Meine Mutter war wohl sehr streng«, erinnerte sich Zita später, aber Hinweise darüber, was die Kinder eigentlich nicht tun durften, gibt es wenige. Die Kinder hatten viele Freiheiten und benahmen sich auch so. Im Gegensatz zu anderen Familien der Zeit war die Prügelstrafe schon lange abgeschafft. »Niemals wurde eines der Kinder körperlich gezüchtigt«, bezeugte Zita. »Das Schlimmste, was es für schlechtes Betragen setzen konnte, war ein strenger Verweis, vielleicht verbunden damit, dass man an einem Ausflug nicht teilnehmen durfte oder vor einem leeren Teller saß, wenn sich alle anderen an einem Pudding gütlich taten.«91 Einem anderen Biografen erzählte sie, wie schlecht sie sich dabei fühlte. »Das war ganz schön hart, beschämt zuschauen zu müssen, wenn Brüder und Schwestern ein Stück Apfelstrudel oder Kompott bekamen.«92 Während der Vater die Kinderschar mit leichter Hand kontrollierte und für Zita »der Inbegriff des Wohlwollens« war, fürchteten die Kinder die Mutter. Allgemein galt Maria Antonia als energische Frau, die nur wenig Widerspruch duldete. Ihr Vater war großzügiger. »Wenn er einmal einen von uns ausschimpfen musste, traf das alle sehr hart;

91 Gordon Brook-Shepherd, Zita - die letzte Kaiserin, Wien 1991,

Seite 25 92 Erich Feigl, Zita - Kaiserin und Königin, Wien 1991, Seite 20

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Welche Nationalität besaß Zita?

Die Welt der jungen Zita war in vieler Hinsicht ungewöhnlich. Dass ein Dutzend Geschwister aus zwei Ehen in relativer Harmonie miteinander lebten, war noch das Normalste. Dass es ein Umfeld war, in dem Behinderte integriert waren, lange bevor dies in Mode kam, schon weniger.

Sie lebte außerdem in einem multinationalen Umfeld und bis zum heutigen Tag diskutiert man die Frage, welche Nationalität Zita denn eigentlich »wirklich« hatte. Die Herkunft ihrer Eltern war international. Beide Eltern brachten mehrere Nationalitäten mit - Zitas Vater sah sich als französischer Fürst, hatte als Kind über ein italienisches Herzogtum geherrscht und seine Jugend in Österreich verbracht. Damit bestanden bereits von der Vaterseite drei Nationalitäten, zu der Zitas Mutter noch zwei weitere beisteuerte, denn sie kam aus dem portugiesischen Königshaus, hatte eine deutsche Mutter und dann in Deutschland und später auch in Österreich gelebt.

Während Fremden schon beim Betrachten dieses Stammbaums schwindelig wurde, bewegten sich die Kinder in diesem Umfeld mit Leichtigkeit, wenn ihnen auch ihre internationale Herkunft insofern zu schaffen machte, als dass der Privatunterricht größtenteils aus Sprachunterricht bestand. Die dominante Rolle nahm dabei das Studium der Hofsprache Französisch ein, nicht zuletzt deshalb, weil sich die Kinder als französische Königskinder sahen. Zita unterschrieb vor ihrer Heirat mit einem schlichten »Zita de Bourbon«. Französisch war die Sprache, die die Kinder mit dem Vater sprachen. Mit der Mutter sprachen sie Deutsch, außerdem lernten sie Italienisch, Portugiesisch und Englisch, um sich mit allen Besuchern adäquat

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verständigen zu können. Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Kinder in allen Sprachen muttersprachliches Niveau erreichten und sich ihre Sprachkenntnisse nicht nur auf oberflächliches Geplänkel erschöpften. Die Sprachvielfalt der Kinder erstaunte und verwirrte viele Besucher, die sich mit der Frage an sie wandten: »Wo gehört ihr denn eigentlich hin?« Der Vater erklärte dies folgendermaßen: »Wir sind französische Fürsten, die in Italien regierten.«95 Seinem französischen Freund Baron Lambert schrieb er allerdings 1890, zwei Jahre vor Zitas Geburt: »Wir sind spanische und italienische Prinzen.«96

Der französische Biograf Antoine Redier sah in Zita eine Französin und begründete dies mit ihrem Familiennamen Bourbon. Ein deutschnationaler Geistlicher, der einige Jahre bei den Bourbon-Parmas beschäftigt war, aber die spätere Kaiserin nur sehr flüchtig kennen lernte, pflichtete dem bei und sagte über Zita, dass ihr Herz den Romanen gehöre (dem Volk, nicht den Büchern).97 Seine Zusatzbemerkung, dass in ihren Adern fremdes Blut fließe, gegen dessen Einfluss sie machtlos sei, zeigt allerdings, dass seine Aussagen mit Vorsicht zu behandeln sind.

Zitas Geburtsort ist in einer eindeutigen Standortbestimmung keine Hilfe. Es war zwar das italienische Pianore, hätte aber genauso gut das österreichische Schwarzau sein können. Zita wurde im Mai geboren. Nur einen Monat später und die Familie wäre nach Schwarzau übersiedelt und sie wäre so wie die meisten ihrer Geschwister dort geboren worden. Von Zitas Geschwistern aus der zweiten Ehe ihres 95 Erich H. P. Cordfunke, Zita - Kaiserin von Österreich, Königin

von Ungarn, Wien/Köln/Graz 1986, Seite 13 96 Jean Sevillia, Zita - Kaiserin ohne Thron, Düsseldorf-Zürich 1998,

Seite 21 97 Wagemut, Seite 139

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Vaters kamen vier, einschließlich Zita, in Pianore zur Welt und sechs in Schwarzau. Die beiden ältesten Geschwister aus der zweiten Ehe des Vaters, Adelheid und Sixtus, wurden in Wartegg am Bodensee in der Schweiz geboren.

Die Ungnade der italienischen Geburt hat Zita manchmal verwünscht: »Ausgerechnet mich musste es in Pianore erwischen«, sagte sie. »Nichts gegen Pianore, wirklich nicht. Aber wie anders wäre alles gewesen, damals, im Weltkrieg, als man mich aufgrund der Zufälligkeit des Geburtsorts als ›Italienerin‹ verteufeln konnte. Wäre ich so wie meine Geschwister in Schwarzau geboren, wäre auch ich schon eine geborene Österreicherin gewesen.« Wäre sie so wie ihre Schwester Franziska das Patenkind des Kaisers gewesen, hätte man wohl kaum an ihrer Zugehörigkeit zur österreichischen Nation gezweifelt.

Die beiden Lebensmittelpunkte der Familie Bourbon-Parma lagen in Österreich und Italien, das Jahr wurde zu mehr oder minder gleichen Teilen im österreichischen Schwarzau und im italienischen Pianore verbracht, wobei Österreich Sommerdomizil war und Pianore im Winter bewohnt wurde.

Wie es allgemein üblich ist, fühlten sich die Kinder im Sommerdomizil wohler. Für Kaiserin Elisabeth war Possenhofen ihre Heimat und nicht ihre Geburtsstadt München, obwohl sie sich dort auch mehrere Monate im Jahr aufhielt. Zita und ihren Geschwistern gefiel es in Schwarzau besser. Der Park dort war größer und es gab ein Schwimmbecken. Doch darüber hinaus hatte Österreich eine besondere Bedeutung für die Familie, denn es war das Land, das beiden exilierten Familien der des Vaters und der Mutter in der Not Heimat gegeben hatte und in dem ihre vormalige Stellung anerkannt wurde. Im italienischen Parma, wo Zitas Vater nur seinen Besitz unter der Bedingung hatte

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überhaupt zur Welt gekommen waren ...«,99 sagte sie über sich und ihre Geschwister. Für sie war außerdem »... ein nationalistisches, nur auf sein Deutschtum bedachtes Österreich ... eine Unmöglichkeit, weil Österreich etwas ganz anderes ist und mit einer bestimmten Sprache oder einer bestimmten Abstammung gar nichts zu tun hat. Ein Österreicher kann auch Slowenisch, Tschechisch oder Kroatisch zur Muttersprache haben, ja er kann jedem europäischen Sprach- oder Kulturkreis angehören.«100 Gegen das Schubladendenken gewisser Menschen, die sie mit Gewalt in Kategorien stecken wollten, in die sie nicht passte, sollte sie dennoch machtlos sein.

»Natürlich waren wir Prinzessinnen«

Schwerer als die Nationalität wog in Zitas Elternhaus der Umstand, einem Herrschergeschlecht anzugehören. »Selbstverständlich fühlten wir uns als Prinzessinnen des königlichen Hauses von Frankreich«, sagte Zita über ihre Jugend.101 Dies war eine Selbstverständlichkeit, die kaum lohnte, extra erwähnt zu werden. Die grandiosen Wohnsitze in Schwarzau und Pianore waren Beweis dafür und auf beiden fanden sich deutliche Hinweise auf den königlichen Stammbaum, mit besonderer Betonung der Bourbonenseite. Ein prachtvoller Gobelin im Salon von Pianore stellte die Krönung des Sonnenkönigs dar, das Bourbonenwappen schmückte die äußere Fassade von Schwarzau.

99 Feigl, Seite 23 100 Feigl, Seite 319 f. 101 Cordfunke, Seite 13

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Mit dem königlichen Gepränge einher ging ein besonders majestätisches Auftreten, das sich vor allem bei der Herzogin Maria Antonia zeigte. Der Wiener Hof sprach davon, dass man der Herzogin von Parma das königliche Blut in den Adern »ansähe«. Selbst ein Zeitgenosse, der ansonsten wenig Gutes über die Familie Bourbon-Parma zu sagen hat, war von der »hohen, schlanken, wahrhaft herrlichen Gestalt« der Herzogin beeindruckt, die bei der ersten Begegnung durch Flügeltüren mit »graziösestem Schwünge« hereinschwebte. »Ich werde diesen ersten Eintritt der hohen Frau in den glänzenden, fürstlichen Raum nie in meinem Leben vergessen«, beschrieb er. »Etwas derartig Hinreißendes, so ganz und gar Königliches, wie es die Herzogin von Parma in diesem und in allen den Augenblicken zu entfalten wusste, wo sie in ihren prachtvollen Toiletten in einen Saal hineinrauschte oder mitten in einer Versammlung erschien, lässt sich nur schwer mit Worten wiedergeben. Das fühlte ich damals und habe es stets gefühlt, solange ich die Ehre hatte, in ihrer Nähe sein zu dürfen. Neidlos wurde es allgemein, selbst von noch höher stehenden Damen, anerkannt, dass die Herzogin Maria Antonia die schönste und würdevollste Erscheinung sei, die man sich an einem Hofe denken könne.«102

In Österreich waren die Bourbon-Parmas als Herrscherfamilie anerkannt. Schwarzau war exterritoriales Gebiet und wurde wie ein unabhängiger Staat behandelt. Österreich war lieb gewonnenes Exil für viele Herrscherfamilien geworden. Um Schwarzau befanden sich noch zwei andere exilierte Höfe: Schloss 102 Wagemut, Seite 12

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Frohsdorf, das ehemalige »österreichische Versailles«, das nun der karlistische Thronprätendent Don Jaime de Bourbon bewohnte, der Anspruch auf die spanische Krone erhob. Der zweite Hof war das 5 Kilometer entfernte Schloss Seebenstein, wo die Familie Maria Antonias, der portugiesischen Thronprätendentin, residierte. Der gesellschaftliche Umgang der Bourbon-Parmas beschränkte sich auf dieses Umfeld. Dazu kam ein enger Kontakt zur Familie Habsburg durch Zitas Tante Marie Therese, die die Witwe Erzherzog Karl Ludwigs war und auf dem wenig entfernten Wartholz lebte, sowie die Familie des Erzherzogs Otto, wo der zukünftige Kaiser Karl aufwuchs.

Bei aller Glorie waren die Kinder auch auf Grund ihrer eigenen Geschichte sich der Vergänglichkeit aller Besitztümer und der Macht durchaus bewusst. Zitas Mutter pflegte zu sagen: »Nichts ist beständig in dieser Welt, nichts so fragwürdig wie äußere Macht.«103 Die Kinder wurden vielleicht auch deshalb dahingehend erzogen, auch in den schlimmsten Situationen stets die Contenance zu bewahren. »Sie meinten oft, Haltung sei eine angelernte Natur, etwas, das nur durch ständige Übung zu erlernen war, weil Beherrschung gar nicht der angeborenen Art des Menschen entspreche - um so mehr achteten sie darauf. Sicher hing das auch damit zusammen, dass wir früh lernen mussten, alles, was uns umgab - den gewissen Wohlstand, den großen Haushalt, aber auch die gewisse Macht, derer sich manche unserer Verwandten erfreuten - als etwas zu sehen, das man von einem Tag auf den anderen verlieren konnte.«104 Nach dem 7. Geburtstag wurde Zita gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Franziska und ihrer jüngeren

103 Feigl, Seite 62 104 Feigl, Seite 21

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der Belange der deutschen Katholiken durch Rückbindung an das Papsttum, Verfechten weitgehender religiöser Selbstbestimmung und soziales Engagement auf christlicher Grundlage einsetzte. Außerdem förderte er das katholische Pressewesen, wirkte an der Gründung einer katholischen Universität mit. Seine Unterstützung des katholischen Vereinswesens brachten ihn an die Spitze der katholischen Laienbewegung und er galt als Begründer des organisierten deutschen Laienkatholizismus.

Der christliche Geist, in dem die Kinder Maria Antonias erzogen wurden, verlangte persönliches soziales Engagement. »Jedes Jahr übernahmen wir eine Art von Patenschaft über ärmere Mädchen von Schwarzau«, erzählte Zita, und neben den Mädchen nahmen sie sich auch eines Schafhirten namens Ferdinand an, den man wenig schmeichelhaft als Dorftrottel bezeichnen könnte. Nachmittags ging Zita gemeinsam mit ihrer Schwester Franziska ins Dorf, wo sie an den weniger privilegierten ihren Sozialdienst verrichteten. Ganz im Sinne ihrer Namensgeberin tat Zita ihren Dienst an den Armen.

»Dann erwischte es auch mich« - Schulzeit in Zangberg

Um das 10. Lebensjahr herum verließen die Bourbon-Parma-Kinder den Haushalt, um ihre Erziehung in Internaten fortzusetzen. Zitas Brüder besuchten das Vorarlberger Internat Stella Matutina, während die Mädchen ins Pensionat St. Joseph im oberbayerischen Zangberg geschickt wurden. Zitas älteste Schwester aus der zweiten Ehe, Prinzessin Adelheid, hatte zu

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Weihnachten 1902 nach fünfeinhalb Jahren ihre Ausbildung in Zangberg abgeschlossen. Ihre Schwester Franziska war bereits dort und am 16. September 1903 war Lostag für Zita. Sie war elf Jahre alt.

Es war ein Abschied vom Elternhaus, denn Urlaub vom Internat gab es nur zur Weihnachten und natürlich in den Sommerferien. Ihr ständiger Aufenthaltsort war nun Zangberg und ihre ehemalige Heimat nur noch Urlaubsort. Damit war es auch mit der großen, spaßigen Geschwisterrunde vorbei. Zita nannte es »ein Schicksal, wie es uns allen blühen sollte« und umschrieb den Tag, an dem sie das Internat betrat, mit einem »dann erwischte es auch mich«.

Zwischen dem gestrengen Lehrinstitut und der nachsichtigen Marquise della Rosa, die jede Ungezogenheit ihres Lieblings durchgehen ließ, lagen Welten. Statt der langmütigen Hofdame hatten nun in Multiplikation der strengen Mutter in der Gestalt vieler ebenso strikter Klosterschwestern das Sagen.

Das Mädchenpensionat St. Joseph lag in der oberbayerischen Kleinstadt Zangberg in der Nähe der Stadt Mühldorf am Inn, weit weg von München, noch weiter weg, mindestens fünf Stunden Fahrt bis nach Schwarzau, unvorstellbar weit bis Pianore. Das Internat, ein ehemaliges Schloss, lag auf einer Anhöhe, von der man ins oberbayerische Land schaute. Innen war es fast so elegant, wie die Prinzessinnen es von zu Hause gewohnt waren. Der Festsaal, in dem im Winter lustige Faschingsfeste stattfanden, war ein prächtig ausgestatteter Raum.

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am 9. Mai 1892, lernte bis jetzt zu Hause«, lautete der erste Eintrag in Zitas Hausaufgabenheft. Eine längere Probearbeit, die ihre Kenntnisse in Sprachlehre, Rechnen, Naturgeschichte und Französisch abprüfte, deckte das verbesserungswürdige Wissen der 11-jährigen Prinzessin auf. Sie löste von den gestellten Aufgaben nur die Hälfte. Auf die Frage, wie viel Minuten 5 Tage 19 Stunden und 24 Minuten sind, fiel ihr nichts ein. Aber ihr Deutsch, das in dieser Arbeit auch geprüft wurde, war gut, was bei den meisten Schülerinnen nicht unbedingt der Fall war. Die meisten sprachen untereinander Französisch. Die Aufgabe, das Adverb hoch zu steigen, löste sie mit:

»Der Vogel fliegt hoch. Die Lerche fliegt höher als die Schwalbe. Der Adler fliegt am höchsten.«

Mit dem Wort »viel« bildete sie folgenden Komparativ. Zita schrieb:

»Ich habe viele Birnen. Adelheid hat mehr. Emma hat am meisten.«

Bezeichnend, dass sie gemäß ihres späteren Mottos »plus pour vous que pour moi« die kleinste Anzahl des begehrten Obsts für sich beanspruchte. Viele Kinder hätten wohl das Gegenteil getan. Kurz und bündig ist beim Thema »Naturgeschichte« Zitas Beschreibung einer Taube:

»Die Taube ist weiß. Sie fliegt gut. Man isst sie.«

Beeindruckend sind ihre Französischkenntnisse. Die Frage, wie man den Plural von Substantiven bildet,

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beantwortet sie mit »indem man ein s hinzufügt«. Die Futurformen von »sein« und »haben« konjugiert sie ohne Schwierigkeiten. Sehr gut, wenn auch nicht komplett fehlerfrei ist ihre Übersetzung eines Textes und ein Diktat.

Was ihre Geschichtskenntnisse angeht, weiß sie immerhin, dass Österreichs Herrscherhaus Habsburg heißt. Nach den Verdiensten Maria Theresias gefragt, antwortet sie aber nur mit einem simplen: »Maria Theresia war gut.«

Es lag also ein steiniger Weg vor ihr, wenn sie in die Fußstapfen ihrer Schwester Adelheid treten wollte, die das Pensionat mit ausgezeichneten Noten verlassen hatte. Ihre mit ihr im Institut weilende Schwester Franziska hingegen, die zwei Klassen über ihr studierte, war eine durchschnittliche Schülerin.

Doch Zita zeigte Ehrgeiz und ihr gelang eine beachtliche Leistungssteigerung. Am Ende des zweiten Jahres im Institut belegt Zita unter den zehn Schülerinnen ihrer Klasse den zweiten Platz, hinter der Tochter eines pensionierten Hauptmanns aus München. In sechs Unterrichtsfächern ist sie die Beste: Aufsätze, Naturkunde, Geografie, Geschichte, Italienisch und Spanisch. Bei den monatlichen Benotungen schneidet sie auch in Religion sehr gut ab, mit einer soliden Einserleistung während des ganzen Jahres.

Ihre Aufsätze, die aus diesem Schuljahr erhalten sind, geben einen interessanten Einblick in ihre Persönlichkeit. Die Hauptfiguren sind meistens Tiere. Einen mit einer glatten Eins bewerteten schreibt sie über den König der Tiere, den Löwen. »Majestätisch ist sein Blick, würdevoll seine Haltung, gemessen seine Bewegungen, furchtbar die Kraft seiner Tatzen und stark sein Gebiss.«

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Ein anderes Mal versetzt sie sich in die Rolle einer Häsin, die am Abend ihren Jungen vom Waldkonzert erzählt, oder berichtet vom Treiben auf einem Hühnerhof. Die lustigste Tiergeschichte ist aber das »Erlebnis eines Stares beim Nestbau«, in der ein Starenehepaar nach einem harten Arbeitstag nach Hause fliegt, nur um festzustellen, dass sich im heimischen Nest in ihrer Abwesenheit unerwünschte Untermieter breit gemacht haben. »Welche Frechheit!«, schreibt Zita. »Ein Spatzenpaar sitzt drinnen!!!« Zuerst lockt Herr Star »den forschen Eindringling freundlich heraus, doch das freche Spatzenpaar kümmert sich nicht um ihn und schreit nur sein Schilp! Schilp! ...« Der Star verliert daraufhin die Geduld und wirft die Spatzen hinaus. In der Geschichte »Am Weihnachtsabend« zeigt sie Mitgefühl und die Fähigkeit, sich in die Lage der weniger Privilegierten zu versetzen.

Am Weihnachtsabend Am Weihnachtsabend ging ein armer Arbeiter durch die Gasse. In seinem blassen Angesicht sah man den Kummer und das Herzeleid. Wohin er schaut, sieht er Freude und Vergnügen, doch ihn will die Last des Kummers fast zu Boden drücken. Wie tief hatte es ihm ins Herz geschnitten, als er zu Hause im eigenen Zimmerchen war, von seinen Kindern umschmeichelt, die ihn immer wieder und immer inständiger um den ersehnten Christbaum baten. Sein krankes Weib verbarg weinend ihr Gesicht im Kissen. Die Kinder ahnten es nicht, wie groß die Not war. Die Leute eilten geschäftig, aber niemand sieht den armen Mann. Er geht nach Hause. Je näher er dem Hause kommt, desto banger wird es ihm.

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Was werden die Kinder sagen, wenn er nichts heimbringt. Auf der Schwelle der Tür hört er den Jubel der Kinder: O wie schön! Er tritt ein, seine Augen werden von dem Licht eines Christbaums geblendet. Überrascht vom Glück geht der Mann zu seiner Frau, welche den Kindern lächelnd zuschaut. »O Gott, es will sich zum Besten wenden, nun haben wir keinen Kummer mehr!«, rief die Frau aus, der Mann sprach tief gerührt: »Wir sind also nicht ganz vergessen. Gesegnet sei, wer das getan hat!«

verfasst am 13. Dezember 1904

Ihre Beteiligung am Unterricht war gut und Scheu vor Fremden kannte sie nicht. Als der Unterrichtsminister von Bayern eine Lehrstunde im Pensionat besuchte, waren ihre Mitschülerinnen eingeschüchtert. »Der Landesschulinspektor stellte in der Klasse die Fragen«, berichtete eine ehemalige Klassenkameradin von Zita. »Es wurde die Geschichte Frankreichs behandelt. Alles war mucksmäuschenstill, nur Zita hob die Hand und gab einen Querschnitt, umfassend und klar.«105

In der Schule lebte sie sich rasch ein und hatte viele Freundinnen. Den Titel »beste Freundin« konnte aber keine ihrer Schulkameradinnen für sich beanspruchen. »Sie war mit allen gleich liebenswürdig, mit allen Freund, aber niemanden Freundin«, erinnerte sich eine dieser Kolleginnen. Die Anzahl der Schülerinnen fluktuierte sehr stark, denn die meisten verbrachten nicht so wie Zita und ihre Schwestern ihre gesamte Schulzeit am Institut, was das Schließen beständiger 105 Gehrig, Seite 42 ff.

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Freundschaften nicht gerade erleichterte. Aber mit den Töchtern eines italienischen Grafen, die mit ihr die Zangberger Schule besuchten, hielt Zita bis ins hohe Alter den Kontakt.

Wenn ihre freundliche Distanziertheit auch nicht als Hochmut interpretiert wurde, muss man doch sagen, dass ihrer Schulkameradinnen nicht ganz dem Milieu angehörten, in dem die Prinzessin normalerweise verkehrte. Im Jahr 1904 gab es neben den Prinzessinnen von Bourbon-Parma nur noch eine andere Prinzessin unter den 92 Schülerinnen, nämlich eine Prinzessin Hohenzollern, die die Klasse über Zita besuchte.

In Zitas eigener Klasse von zehn Schülerinnen waren zwar noch drei andere adelige Mädchen, von denen zwei dem Kleinadel angehörten. Die anderen stammten aus dem Bürgertum und waren Töchter eines Rechnungsführers, Hauptmanns, Kaufmanns, Kommerzienrats, Forstrats und eines Oberbaurats. In der Klasse ihrer Schwester Franziska war es nicht viel anders. Von den 17 Schülern waren lediglich fünf zumindest als Gräfin geboren.

Als Prinzessin war man auch in einer vornehmen Schule wie St. Joseph immer noch etwas Besonderes und auf Grund seiner Herkunft schon fast etwas exotisch. Noch heute erzählt man sich in Zangberg, dass Zita und Franziska durch besonders kultivierte Manieren auffielen. In den Unterrichtspausen trugen die Prinzessinnen beispielsweise lange Handschuhe, die bis zum mittleren Oberarm reichten und die man in diesem bayerischen Landstrich eher selten sah.

Noch vor wenigen Jahren wäre es ja überhaupt unvorstellbar gewesen, dass Kinder königlichen Geblüts in einer Schule mit Kindern aus Kleinadel und Bürgertum gemeinsam unterrichtet wurden und nicht im Kreise der Familie von Hauslehrern erzogen

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wurden. Es war aber in Mode gekommen, denn schließlich hatte sogar Erzherzog Karl, der immerhin eines Tages Kaiser sein würde, das Gymnasium der Schottenbrüder in Wien besucht.

Ohne Zweifel hat Zita in Zangberg gelernt, dass sie konkrete Talente und Fähigkeiten hatte, die sich mit Fleiß und Arbeit noch steigern ließen. Den zweiten Platz aus dem Jahr 1904 erreichte sie in den darauffolgenden Schuljahren zwar nicht mehr, obwohl ihre Fähigkeiten konstant als »gut« eingestuft wurden. Ihre Schulleistungen, die im guten bis durchschnittlichen Bereich lagen, waren für eine erfolgreiche Zukunft ja auch nicht ausschlaggebend.

Ihre Leistungen waren in Sprachen und musischen Fächern ausgezeichnet. Besonders beim Singen war sie konstant die Beste. Weniger gut lief es beim Rechnen, wo sie immer nur im Mittelfeld zu finden war. Konstante Schwierigkeiten gab es beim »Schönschreiben«, das während der gesamten Schulzeit ein Schwachpunkt blieb. Die häufigste Anmerkung ihrer Lehrerinnen in den wenigen verbliebenen Schulheften (die meisten soll Zita vor ihrer Hochzeit gnadenlos vernichtet haben) ist »Diese Schrift!«. Auch die hartnäckigsten Anstrengungen konnten daran nichts ändern. Vielleicht war dies Zitas Art gegen das strenge Regiment der Klosterschwestern zu rebellieren.

Neben Sachwissen lernte sie Disziplin. Höchstens bei den Laienschwestern mit den weißen Schleiern, die die Schülerinnen am frühen Nachmittag beaufsichtigten, konnte man sich den einen oder anderen Scherz erlauben, doch abends, wenn die schwarz geschleierten Klosterschwestern die Herrschaft übernahmen, hatte aller Spaß ein Ende. Bei schlimmen Vergehen wurden die Schülerinnen in das Zimmer der Präfektin zitiert. In diesem hübschen

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holzgetäfelten Raum, der mit allerlei kostbaren Gemälden ausgestattet war und in dem fast immer die Sonne schien, wurden die Ungezogenen getadelt.

Zitas Betragensnoten blieben auf der vierteiligen Notenskala, die von I (sehr gut) bis IV (nicht genügend) verlief, immer zwischen II und III. Auch hier war nach dem wohl harten ersten Jahr, in dem die Noten für den »äußeren Anstand« auch schon mal nur genügend waren, alles immer im 2er-Bereich, so wie bei den meisten anderen Schülerinnen auch. Fast niemand ihrer Klassenkameradinnen hatte eine Eins in Betragen.

Zita hat den Salesianerinnen von Zangberg ihre Strenge nicht verübelt. Sie bezeichnete das Regiment der Schwestern »bei aller Liebe beinah hart, sehr streng, aber gerecht und ausgleichend«.106 Hätte sie unabhängig über die Schulwahl ihrer Kinder entscheiden können, hätte sie sie auch nach Zangberg geschickt.

Nachdem Franziska nach Abschluss des Schuljahres 1906/1907 die Schule verlassen hatte, war Zita allein in Zangberg. Dort erhielt sie an einem Abend im November die Nachricht von einer schweren Erkrankung ihres Vaters, die sofort ihre Anwesenheit in Pianore verlangte. Bei der Ankunft in Italien erfuhr sie, dass ihr Vater nach dem Mittagessen plötzlich verstorben war. Nach einer Trauerpause kehrte sie nach Zangberg zurück, erhielt aber kein vollständiges Zeugnis mehr für das Schuljahr. Mit Vollendung des 16. Lebensjahres musste sie Zangberg verlassen.

Das Elternhaus Zitas war nicht mehr der ruhige Hafen, den sie gekannt hatte. Mit dem Tod des Vaters gehörte das friedliche Zusammenleben der Familie der Vergangenheit an. Die unterdrückte Feindseligkeit 106 Feigl, Seite 43

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In dieser Situation wurde Zita wieder von zu Hause weggeschickt, um ihre Ausbildung fortzusetzen. Als Aufenthaltsort wurde die Priorei der heiligen Cecilia auf Ryde auf der englischen Insel Wight gewählt, südlich der englischen Stadt Southampton. Die Glaubensgemeinschaft war 1882 in Lüttich von einer Gruppe von sechs Nonnen gegründet worden, die von Belgien auf die Insel Wight zogen und dort einen kleinen Benediktinerinnenorden etablierten.

Der heilige Benedikt, der als der Vater des abendländischen Mönchtums gilt, schrieb um das Jahr 529 die Benediktusregel, die allgemeine Grundsätze geistlicher Lehre und zugleich konkrete Anweisungen zur Gestaltung eines Gemeinschaftslebens im Sinne des Evangeliums enthält. Als geistliche Grundhaltungen betonte der heilige Benedikt den Gehorsam als die Suche nach dem Willen Gottes im Hier und Jetzt, die Demut als Weg zur inneren Wahrheit und vollkommenen Liebe in der Nachahmung des gekreuzigten Christus und die Beständigkeit, durch die der Mönch beharrlich auf diesem Weg in seiner Gemeinschaft bleibt.

Für Zita war der Aufenthalt in Ryde fast ein Familientreffen. Die Priorin des Klosters war ihre Großmutter mütterlicherseits, Prinzessin Adelheid zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, die nach dem Tod ihres Mannes dem Orden beigetreten war. Deren Nichte Agnes von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg war ebenfalls Klosterschwester ebenso wie eine zweite Adelheid, nämlich Zitas ältere Schwester. Adelheid hatte ebenfalls den Schleier genommen, ausgerechnet

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nachdem sie in Wien ein glanzvolles Debüt in der Wiener Gesellschaft gefeiert hatte.

Das Kloster in Ryde war keine Lehranstalt, daher gab es weder fixen Lehrplan noch eingeteilte Lehrerinnen. Ein Ort eitler Zerstreuung war das Kloster dennoch nicht. Viel Zeit war dem Gebet gewidmet, darüber hinaus beschäftigte sich Zita mit Fragen der Theologie, Philosophie und las viel. Trotz ihrer zahlreichen Verwandten im Kloster war es keine einfache Zeit. Mit den anderen Schwestern wird sie wenig Kontakt gehabt haben, heißt es doch in Kapitel 53 der Benediktusregel, dass niemand mit den Gästen eines Benediktinerordens ohne Auftrag zusammen sein oder sprechen durfte. Wer den Gästen begegnete oder sie sah, der »gehe weiter mit der Bemerkung, es sei ihm nicht gestattet, sich mit einem Gast zu unterhalten«. 107 Diese selbst gewählte Einsamkeit war ganz im Sinne des Ordensgründers Benedikt, der in jungen Jahren das Leben eines Einsiedlers in einer Höhle geführt hatte. Die Zurückgezogenheit der Ordensgemeinschaft sah der Orden als Mittel, die Erschöpfung, Verzweiflung und Hoffnung der Menschheit zu teilen.

Für ein lebhaftes Mädchen wie Zita, die ihr Leben bislang in einem ausgelassenen Großfamilienhaushalt und dann in der etwas gesitteteren Umgebung einer Klosterschule verbracht hatte, wo sie aber immer noch die Gesellschaft von 90 mehr oder weniger aufgeweckten anderen Mädchen hatte, muss der Aufenthalt auf Ryde ein Kulturschock gewesen sein. Das milde, aber doch sehr regnerische englische Klima, das im Winter auf der Insel herrschte, wird nicht gerade zu ihrer Aufheiterung beigetragen haben.

107 Die Benediktusregel (lat./dt.), herausgegeben im Auftrag der

Salzburger Äbtekonferenz, Beuron 1996, Kapitel 53

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Als ihre Tante Erzherzogin Marie Therese im Januar 1909 zu Besuch kam, fand sie eine blasse und magere Zita vor und beschloss diese zurück nach Österreich zu holen, wo eine neue Aufgabe auf sie wartete.

Warten auf Erzherzog Karl

Die Tante nahm Zita mit in den böhmischen Kurort Franzensbad, wo ihr Stiefenkel Erzherzog Karl, der ganz in der Nähe mit seinem Regiment stationiert war, sie mehrere Male besuchte. Zita ahnte, dass die häufigen Besuche des Erzherzogs kein Zufall waren. »Wie absichtlich mir die beiden Erzherzoginnen gerade Franzensbad verschrieben hatten, kann ich nicht sagen, jedenfalls besuchte uns dort Erzherzog Karl, das heißt, es hieß, er besuchte Tante Maria Annunziata.« 108 Da Karl ein Freund ihres Bruders Sixtus war und sein Schloss in der Nähe von Schwarzau lag, kannte Zita den jungen Erzherzog schon länger. Als Erwachsene waren sie aber noch nicht zusammengetroffen.

Zitas Ausbildung war abgeschlossen und sie bereitete sich auf die Einführung in die Wiener Gesellschaft vor. Dort würde sie sich im Kreise anderer adeliger Mädchen, die in Wien vereinfachend alle Komtessen genannt wurden, hoffentlich auf nicht allzu viele Bälle gehen müssen, bis sich ein Mann fand, der sie heiraten wollte.

Der Ehrgeiz ihrer Mutter sah für Zita, wie für alle ihre Töchter, eine »sehr gute Partie« vor, und Erzherzog Karl war die »beste Partie« Österreichs. Angeblich hatte Zitas Mutter vor, ihre älteste Tochter

108 Cordfunke, Seite 19

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Adelheid, die eine blendende Schönheit war, mit Karl zu verheiraten. Doch diese weigerte sich. »Fi donc, einen solchen soll ich heiraten«, hatte Adelheid ihrer Mutter auf ihre Heiratspläne geantwortet. »Ich denke ja gar nicht daran.« Für ihren Ungehorsam soll Adelheid nach Ryde ins Kloster geschickt worden sein oder, nach einer anderen Version, das Leben einer Klosterschwester einer Heirat mit Erzherzog Karl vorgezogen haben. Als Erzherzog Karl sich anlässlich von Krönungsfeierlichkeiten in England aufhielt, stattete er Adelheid einen Besuch ab und schreibt Zita danach: »Sie war mit mir, obwohl ich sie eigentlich wenig gekannt habe, so wie eine Schwester zu einem Bruder, so lustig, so heiter. Sie hat sich riesig über unser Glück gefreut.«109 Sicherlich empfand sie das Leben im Kloster dort nicht als Strafe.

Bei ihren anderen Töchtern gelang Maria Antonia die ersehnte »gute Partie« genauso wenig. Zitas Schwestern Franziska, Maria Antonia und Isabelle gingen ins Kloster, auch die taubstumme jüngste Tochter Henriette blieb unverheiratet. Die beiden gesunden Töchter aus der ersten Ehe des Herzogs von Parma verheirateten sich mit einem bulgarischen Fürsten und einen italienischen Grafen.

Sicher war das erste Treffen zwischen dem erwachsenen Karl und der jugendlichen Zita kein zwangloses. Abgesehen, dass Mann und Frau sich in dieser Zeit und in diesen Kreisen nicht formlos und ohne »Hintergedanken« trafen, wurden die beiden von ihrer Tante sicherlich so stark observiert, dass eine Natürlichkeit nicht zu Stande kam. Es funkte auch nicht zwischen den beiden, sie befreundeten sich nur. »Meine Gefühle für ihn entwickelten sich allmählich während der nächsten zwei Jahre«, hat Zita selbst 109 Sevillia, Seite 35

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gesagt.110 Dies entspricht ungefähr dem Zeitpunkt, in dem Karl sie zum Traualter führte. Ein zweiter Sommer in Franzensbad bringt keine Annäherung, und erst als im Sommer 1910 der Kaiser Franz Joseph seinen Großneffen zu sich rief, geriet Bewegung in die Sache.

Der Kaiser befahl seinem Großneffen nämlich die Heirat. Innerhalb eines Jahres, so erzählte es Kaiser Karl später im Freundeskreis, sollte er eine geeignete Frau finden. Er ließ auch nicht offen, wo der Erzherzog diese finden konnte, nicht in persönlichen Begegnungen auf Bällen oder Veranstaltungen wie Pferderennen, sondern im »Gotha«, dem Verzeichnis des deutschsprachigen Adels. »Aber bitte, nimm eines zur Kenntnis; es muss unbedingt eine kaiserliche oder königliche Prinzessin sein. Alles andere ist absolut ausgeschlossen.«111

Damit wollte er verhindern, dass sich Karl ebenso wie der damalige Thronfolger Franz Ferdinand eine Braut suchte, deren Familie in der blauen (gräflichen) Abteilung des »Gotha« verzeichnet war statt in der roten (fürstlichen), wo man auch die Familie des Kaisers finden konnte.

Karl wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass für ihn nur Zita in Frage kam. Die Frauen in seiner Umgebung hatten dasselbe beschlossen. Die Mutter Karls, Erzherzogin Maria Josepha, die, selbst streng religiös, den tiefen Katholizismus von Zitas Mutter bewunderte, war von der Richtigkeit der Verbindung mittlerweile überzeugt.

Zitas Tante, Erzherzogin Marie Therese, die Schwester ihrer Mutter, war ebenso dafür. Sie hatte

110 Gordon Brook-Shepherd, Zita - die letzte Kaiserin, Wien 1991,

Seite 30 ff. 111 Feigl, Seite 71

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schon ihrem Stiefsohn Franz Ferdinand zehn Jahre früher durch ihre eifrigen Interventionen beim Kaiser und beim Papst erreicht, dass dieser Gräfin Sophie Chotek heiraten durfte, wenn auch nur in morganatischer Ehe, die aus der Gräfin keine Erzherzogin, sondern nur eine Fürstin gemacht hatte. Es war das erste Mal, das ein Habsburger mit Einwilligung des Kaisers eine Frau heiratete, die nicht als Prinzessin geboren war, und das Erteilen der Genehmigung war nicht unwesentlich auf den unermüdlichen Einsatz Erzherzogin Marie Thereses zurückzuführen. Gegen die Schwierigkeiten, die sich damals gestellt hatten, war die Angelegenheit des Großneffen fast Kinkerlitzchen.

Nachdem bei einem eigens von Maria Josepha für ihren Sohn Karl organisierten Faschingsball die ersehnte Frage noch nicht gestellt war, veranstaltete Erzherzogin Marie Therese im Mai 1911 eine Auerhahnjagd auf ihrem Schloss Jakon am Semmering. Zudem verbreitete sich die Nachricht, dass Don Jaime de Bourbon, Herr von Chambord und karlistischer Thronprätendent Zita einen Antrag gemacht hatte. Nun handelte Karl und Zita kam endlich in die Situation, seinen Antrag akzeptieren zu können.

Der Kaiser war mit der Verbindung einverstanden, wenn sie ihn auch nicht zu Begeisterungsstürmen veranlasste, denn eine Frau aus einer abgesetzten Herrscherfamilie entsprach nicht unbedingt seiner Vorstellung einer idealen Braut. Von den Bourbonen hatte er keine hohe Meinung: »Die Familie seiner zukünftigen Frau wird ihm noch viel zu schaffen machen«, soll er in Bezug auf seinen Neffen gesagt haben, was sicherlich nicht gegen Zita persönlich

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gerichtet war.112 Die Verlobung wurde am 13. Juni 1911 in Pianore verkündet, im Oktober fand auf Schloss Schwarzau die Hochzeit statt.

Die Stimmung war gut. Der verschmähte Heiratskandidat Don Jaime führte die Braut in der farbenfrohen Uniform eines spanischen Obristen zum Altar. Nach der Trauung fragte ihn Zitas Bruder Sixtus scherzend, ob er vom Zirkus sei. Das laute Jawort Zitas in der auf Französisch gehaltenen Zeremonie war Gesprächsthema. Es war nicht üblich, dass eine Braut ihren Gefühle so offen Ausdruck verlieh. Erzherzog Franz Ferdinand war glücklich, weil seine Frau auf einer Familienfeier wie eine ebenbürtige und nicht wie eine morganatische Gattin behandelt wurde. Nur der Kaiser erkältete sich und rief aus: »Ach, dieser Unglückstag von Schwarzau.«113 Lange vor Ende der Festlichkeiten war er bereits wieder in Wien.

Machtgewinn und Machtverlust

Nach der Hochzeit beobachtete man gespannt, wie sich Zita mit Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau arrangieren würde. Viele erwarteten einen heftigen Konflikt zwischen Karl und dem Thronfolger, dessen Charakter immer mit den negativsten Adjektiven dieser Welt beschrieben wird.

Doch nichts von dem passierte. Im Gegenteil, die Paare freundeten sich an und Zita und Karl waren oft im Belvedere, der Wiener Residenz des Thronfolgerpaares, zu Gast. Karl erwies seinem Onkel 112 Albrecht Margutti, Kaiser Franz Joseph I und sein Hof,

Wien-Hamburg 1984, Seite 138 ff. 113 Franz Herre, Kaiser Franz Joseph von Österreich, Köln 1978,

Seite 422

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größte Ehrerbietung und Respekt und Franz Ferdinand tat seinerseits nichts, um sich den Zorn seines Neffen zuzuziehen.

Es wurde allgemein angenommen, dass Franz Ferdinand, wenn er Kaiser werden würde, seinen ältesten Sohn Max, den er von hervorragenden Lehrern erziehen ließ, gegen die von ihm abgegebene Renunziationserklärung als Thronfolger einsetzen würde. Das war falsch, denn Franz Ferdinand sah immer Karl als denjenigen, der ihm nachfolgen sollte, und änderte seine Meinung zum Leidwesen seiner Umgebung, denen nichts lieber als ein handfester Krach im Erzhaus gewesen wäre, nicht.

Zita benahm sich Franz Ferdinands Gattin Sophie gegenüber liebenswürdig und behandelte sie, als sei sie eine ebenbürtige Gattin des Thronfolgers. Als Karl und Zita einmal Franz Ferdinand und Sophie in der Öffentlichkeit trafen, verbeugte sich Zita wie selbstverständlich vor Sophie, obwohl sie rangmäßig höher stand. Sophie, die es gewohnt war, dass man ihre Position bekämpfte, und die oft mit Personen zusammentraf, die sich weigerten »vor einer geborenen Gräfin Chotek« zu knicksen, bat sie dies sofort zu unterlassen, um nicht ebenfalls den Ärger des Hofes auf sich zu ziehen. Gerade habe sie wieder Drohbriefe wegen so einer Sache bekommen, fügte sie erklärend hinzu. Der Altersunterschied zwischen beiden Paaren war vielleicht auch zu groß, als dass diese sich ernsthaft als Konkurrenz ansehen konnten. Franz Ferdinand und Sophie waren fast ein Vierteljahrhundert älter als Karl und Zita und hätten deren Eltern sein können. Die Beziehung war denn auch von diesem Gedanken geprägt.

Beim Volk war das junge Erzherzogspaar anfangs beliebt, doch Zita wusste aus den Erzählungen ihrer Eltern, dass dies keine Garantie für die Zukunft war.

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Ihrem Vater hätten die Leute zugejubelt, bevor sie ihn aus Parma vertrieben hätten, erzählte sie ihrem Gatten in der Verlobungszeit, als die beiden auf einem Flugfeld in Wiener Neustadt umjubelt wurden. Karl wurde wütend: »In Österreich ist das anders«,114 belehrte er seine Zukünftige. Eine derartige Wankelmütigkeit in der Unterstützung der Monarchie war für ihn unvorstellbar.

Die Ermordung des Thronfolgerpaares im Juni 1914 in Sarajevo bedeutete für Karl und Zita den Verlust persönlicher Freunde. Den bald darauf ausbrechenden Ersten Weltkrieg empfand Zita als Katastrophe, der ihre bereits fragmentierte Familie weiter spaltete. Ihre Brüder René, Felix und Elias meldeten sich für das österreichische Heer, während Sixtus und Xavier bei der belgischen Armee aufgenommen wurden.

Die sonst so resolute Maria Antonia war sehr unglücklich, als ihre Kinder auf einem letzten Wochenende in Schwarzau bei ihr zusammentrafen, bevor sie an die jeweiligen Fronten zogen. »Es ist so schrecklich, das Ganze«, notierte Zitas Bruder Xavier in seinem Tagebuch. »Aber Zita ist sehr, sehr tapfer, sie hat versucht, sich überhaupt nichts anmerken zu lassen.«115 Sie versuchte die Haltung zu bewahren, die ihr anerzogen war. Ihrer Mutter Maria Antonia gelang das nicht. Sie weinte.

Für die Parma-Geschwister war es besonders tragisch, dass im Krieg gegen Frankreich gekämpft werden musste, das Land, das sie als ihre Heimat ansahen, auch wenn sie niemals dort gelebt hatten.

Mitten in den Wirren des Krieges starb der Kaiser, der seinem Großneffen denkbar schwierige Bedingungen hinterließ. Für das Haus Österreich

114 Sevillia, Seite 37 115 Sevillia, Seite 62

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begann eine neue Zeit. Der neue Kaiser war 57 Jahre jünger als sein Großonkel und entstammte damit einer anderen Generation. Er hatte auch eine andere Vorstellung vom Zeremoniell. Als er einem seiner Angestellten die Hand reichte, was der alte Kaiser niemals getan hatte, war die Sensation perfekt.

Das Familienleben änderte sich, denn Zita hatte weniger Zeit für ihre Kinder, von denen der jüngste Sohn Felix wenige Monate alt war. Trotzdem beschrieb sie ihr Sohn als ein »ständiges Ereignis. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass sie sich über uns beugte, als wir krank waren, dass sie am Abend mit uns betete, dass sie sofort zur Stelle war, wenn einem von uns was zustieß, und dass sie uns tadelte, wenn wir faul waren.«116 Besonders war die Ankunft des Vaters. Zita sorgte dafür, dass die Kinder den Vater jeden Abend wenigstens eine halbe Stunde lang sahen. Sie gebar in zehn Jahren acht Kinder.

DIE KINDER DER KAISERIN ZITA

5 Söhne 3 Töchter Franz Josef Otto 1912-

Adelheid 1914-1971 Robert 1915-1996 Felix 1916- Karl-Ludwig 1918-2007 Rudolf 1919- Charlotte 1921-1989 Elisabeth 1922-1993

116 Cordfunke, Seite 106

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scheiterte und der geheime Plan wurde ein Jahr später aufgedeckt. Am schlimmsten war jedoch, dass der Text des Briefes veröffentlicht wurde, nachdem der Kaiser geleugnet hatte, einen solchen jemals geschrieben zu haben.

Der Damm für Beschimpfungen war gebrochen. Am naheliegendsten war es, die österreichische Kaiserin zur ausländischen Verräterin zu machen. So wie Franz Stephan »der Franzos« wurde, als es ihm nicht gelang, einen Sohn und Nachfolger zu zeugen, so war auf einmal die Kaiserin mit den französisch-italienisch-deutsch-portugiesischen Wurzeln der willkommene Sündenbock. Eine Frau »welscher Abkunft«, die »italienischen Sonnenschein seit Jahren entbehrt«. Ihr Mann kam nicht viel besser weg, in der Propaganda war er seiner Frau ein höriger Pantoffelheld und Alkoholiker.

Es wurde nichts unternommen, um den bösartigen Anschuldigungen entgegenzutreten. Der Kaiser sprach sich gegen solche Schritte aus, denn er hielt von Reklame nicht viel: »Immer die Propaganda. Gedanken und Ideen können nicht angepriesen werden wie Abführmittel, Zahnpasta und Nährmittel.« Mit der Hellsicht eines Weissagers setzte er hinzu: »Diese Reklame schafft die falschen Propheten, die mit lügnerischen Schlagworten die unschuldigen und hungrigen Volksmassen vergiften. Ich hasse alles das. Lasst mich doch endlich mit der ewigen Reklamierung meiner Person in Ruhe.«117

Die Familie setzte also ihr Leben nach dem Motto »never complain, never explain« fort. Das schlechte Image blieb hängen und schließlich war die Situation so verfahren, dass als Auswirkung nur der Verzicht des Herrschers auf die Macht blieb. Als der Kaiser mit 117 Flesch-Brunningen, Seite 312

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dieser Perspektive konfrontiert wurde, war Zita anwesend und wurde sehr wütend. »Niemals kann ein Herrscher abdanken. Er kann abgesetzt, kann seiner Herrscherrechte verlustig erklärt werden. Gut. Das ist Gewalt. Sie verpflichtet ihn nicht zur Anerkennung, dass er seine Rechte verloren habe. Er kann sie verfolgen, je nach Zeit und Umständen - aber abdanken - nie, nie, nie! Lieber falle ich mit dir hier, dann wird Otto kommen. Und wenn wir alle fallen sollten - noch gibt es andere Habsburger.«118 Karl musste Zita beruhigen, aber es gelang weder ihm noch seinem Stab, sie zu überzeugen, dass es sich beim vorliegenden Dokument nicht um eine Abdankung, sondern nur um einen vorläufigen Verzicht handelte, mit dem man Zeit gewinnen wollte. Schließlich gab sie dennoch ihren Widerstand auf und ihr Mann unterzeichnete die Erklärung mit Bleistift.

Verzichtserklärung

Seit Meiner Thronbesteigung war Ich unablässig bemüht, Meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges herauszuführen, an dessen Ausbruch Ich keinerlei Schuld trage. Ich habe nicht gezögert, das verfassungsmäßige Leben wiederherzustellen, und habe den Völkern den Weg zu ihrer selbständigen staatlichen Entwicklung eröffnet. Nach wie vor von unwandelbarer Liebe für alle Meine Völker erfüllt, will Ich ihrer freien Entfaltung Meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im voraus erkenne Ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Das Volk hat

118 Hans Flesch-Brunningen (Hg.), Die letzten Habsburger in

Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1967, Seite 318 f.

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durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Gleichzeitig enthebe Ich Meine österreichische Regierung ihres Amtes. Möge das Volk von Deutsch-Österreich in Eintracht und Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und befestigen! Das Glück Meiner Völker war von Anbeginn das Ziel Meiner heißesten Wünsche. Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen.

Tammasch m.p. Karl m.p.

Die Familie des Kaisers wurde nach der Unterzeichnung von Schönbrunn ins niederösterreichische Schloss Eckartsau gebracht. Vor der Abreise sprach Zita kurz mit dem Privatsekretär ihres Mannes und teilte ihm mit, dass sie am Vormittag »unnötig erregt« gewesen sei. »Nach genauer Prüfung des Manifests habe auch sie erkannt, dass es keine Zukunft begrabe. Die Kaiserin sprach voll Vertrauen von dieser Zukunft, die ihr nicht nahe, aber gewiss schien ...«119 Bei der Abreise winkten die Kaiserin und ihr Mann mehreren hundert Menschen zu, die sich an der Einfahrt versammelt hatten, um ihre Herrscher zu verabschieden. In Schönbrunn wohnte kein Kaiser mehr.

Am nächsten Tag, dem 12. November 1918, wird von der provisorischen Nationalversammlung, die Republik Deutsch-Österreich ausgerufen. Monate später, nach den Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung, blieb dem Kaiser nur die Wahl

119 Karl Werkmann, Der Tote auf Madeira, München 1923, Seite 22

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zwischen Internierung und Exil in der Schweiz, wobei er sich für Letzteres entschied.

Unter britischem Militärschutz verließen die Habsburger Österreich. In Feldkirch in Vorarlberg, dem westlichsten österreichischen Bundesland, verkündete Karl im so genannten Feldkircher Manifest, dass er seine Erklärung vom November zurücknahm und die neue Regierung in seinem Land jetzt und in Zukunft nicht anerkannte: »Was die deutsch-österreichische Regierung, die provisorische und konstituierende Nationalversammlung seit dem 11. September 1918 beschlossen und verfügt haben und weiterhin resolvieren werden, ist demnach für Mich und Mein Haus null und nichtig.«120

Für Zita hatte sich Familiengeschichte wiederholt. Dem britischen Oberleutnant Strutt, den britischen König Georg V. zur Bewachung der Kaiserfamilie abgestellt hatte, sagte sie: »Meine Familie ist aus Frankreich, Italien und Portugal vertrieben worden. Durch meine Heirat wurde ich Österreicherin, und nun bin ich aus Österreich vertrieben.«121

Zitas Vater Robert hatte seine Heimat Parma als Kind verlassen müssen, der bulgarische Ehemann seiner Tochter Maria aus erster Ehe war als bulgarischer König gescheitert und nun war auch seine Tochter Zita aus zweiter Ehe aus ihrer Heimat Österreich verbannt worden. Vielleicht lastete wirklich ein Fluch auf der Familie Bourbon und es stimmte, dass die Bourbonen »der Holzwurm« waren, »der früher oder später alle Throne zernagt«, wie es der Privatsekretär des Papstes Pius VII. einmal

120 Flesch-Brunningen, Seite 323 121 Brook-Shepherd, Seite 295

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ausgedrückt haben soll.122 Die Jugend war lange vorbei.

122 Margutti, Seite 139

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Quellen- und Literaturverzeichnis

HANDSCHRIFTLICHE QUELLEN

Haus, Hof- und Staatsarchiv Wien (HHStA)

Hausarchiv Familienakten Familienkorrespondenz Ministerium des kaiserlichen Hauses (Vermählungen,

Entbindungen, Todesfälle) Administrative Registratur Zeremonialakten Zeremonialprotokolle

verschiedene Jahrgänge der Zeugnisbücher des Pensionats St. Joseph, Zangberg

GEDRUCKTE QUELLEN

Nachschlagewerke

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Constant von Wurzbach, Biografisches Lexikon des Kaisertums Österreich, 60 Bände, Wien 1857-1892

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Danksagung

Mein Dank gilt allen, die mir bei der Arbeit behilflich waren, aber besonders Schwester Gertrudis Pfeiffer im Kloster Zangberg sowie den Mitarbeiten des Österreichischen Staatsarchivs und der Österreichischen Nationalbibliothek.

Bildnachweis

Alle Abbildungen stammen aus dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek

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Stammtafeln Stammtafel Maria Theresia

Maria Theresia

(1717-1780)

Karl VI.

(1685-1740)

Elisabeth Christine v.

Braunschweig-Wolfenbüttel (1808-1892)

Leopold I.

(1640-1705)

Eleonore von der Pfalz-

Neuburg

(1655-1720)

Ludwig Rudolf v.

Braunschweig-

Wolfenbüttel (1756-1825)

Christine Louise Gräfin

von Göttingen

(1671-1747)

Ferdinand

III. (1608-

1657)

Maria Anna

von

Spanien (1606-

1646)

Philipp

Wilhelm

von der Pfalz

(1615-

1709)

Elisabeth

Amalie von

Hessen-Darmstadt

(1635-1709)

Anton Ulrich

v.

Braunschweig-Wolfenbüttel

(1633-1714)

Elisabeth

Juliane v.

Holstein-Norburg

(1634-1704)

Albrecht Ernst

I.

Fürst von Öttingen

(1642-1683)

Christine

Frederike von

Württemberg (1644-1674)

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Stammtafel Franz Stephan

Franz Stephan (1708-1765)

Leopold von Lothringen

(1679-1729)

Elisabeth Charlotte von

Orleans

(1676-1744)

Karl V. von Lothringen (1643-1690)

Eleonore Maria Josefa (1653-1697)

Philipp I. von Orleans (1640-1701)

Bruder Ludwigs XIV.

( »Sonenkoenig« )

Elisabeth Charlotte »Liselotte« v. d. Pfalz

(1662-1722)

Nikolaus Franz von

Lothringen

(1609-1670)

Klaudia von Lothringen

(+1648)

Ferdinand III.

(1608-1657)

Eleonore Gonzaga

(1630-

1686)

Ludwig XIII. von

Frankreich

(1601-1643)

Anna Maria von Österreich

(1601-1666)

Karl I. Ludwig von der Pfalz

(1618-1680)

Charlotte von Hessen-Kassel

(1627-1686)

Page 171: 3800038412 Jugend Jahre

Stammtafel Kaiserin Elisabeth

Elisabeth in Bayern (1838-1898)

Max in Bayern

(1808-1888)

Ludovika von Bayern

(1808-1892)

Pius August in Bayern

(1786-1837)

Anna Luise von

Arenberg (1789-1823)

König Maximillian I.

von Bayern (1756-1825)

Karoline von Baden

(1776-1841)

Wilhelm in

Bayern

(1752-1837)

Maria Anna v.

d. Pfalz-

Zweibruecken (1753-1824)

Louis Marie

von

Arenberg (1757-

1795)

Anne de

Maily de

Nesle Dame

d'Ivry sur

Seine (1766-

1789)

Friedrich

Michael v. d.

Pfalz-Birkenfeld

(1724-1767)

Maria

Franziska v.

d. Pfalz-Sulzbach

(1724-

1794

Karl Ludwig

von Baden

(1755-1801)

Amalie

Frederike

von Hessen-Darmstadt

(1754-1832)

Page 172: 3800038412 Jugend Jahre

Stammtafel Franz Joseph I.

Franz Joseph I. (1830-1916)

Erzherzog Franz Karl

(1802-1878)

Sophie von Bayern

(1805-1872)

Franz II. (I.)

(1768-1835)

Maria Theresia von

Bourbon-Neapel (1772-1807

gleiche Vorfahren

wie Kaiserin Elisabeth

Leopold II.

(1747-1792)

Maria

Ludovica von

Bourbon-Spanien

(1745-1792)

Ferdinand I.

von

Bourbon-Spanien

(1751-1825)

Maria

Caroline von

Österreich (1752-1814)

Tochter

Maria Theresias

Page 173: 3800038412 Jugend Jahre

Stammtafel Kaiserin Zita

Kaiserin Zita Prinzessin von Bourbon-Parma (1892-1989)

Maria Antonia

Infantin von Portugal

(1862-1884)

Robert v. Bourbon

Herzog von Parma

(1848-1907)

Adelheid Prinzessin von Löwenstein

(1831-1909)

Dom Miguel, Herzog von Braganza

(1802-1866)

Louise von Bourbon Gräfin. v. Rosny

(1819-1864)

Karl III. Herzog von Parma

(1823-1854)

Agnes

Henriette Pzn. v.

Hohenlohe-

Langenburg (1819-

1853)

Konstantin

Prinz zu Löwenstein

(1802-

1878)

Charlotte v.

Bourbon Inf. v.

Spanien

(1775-1830)

Johann VI.

Kg. v. Portugal u.

Algabrien

(1767-1826)

Karoline v.

Bourbon Pzn. beid. Siz.

(1798-1870)

Ferdinand

v. Bourbon Hzg. v.

Berry

(1778-1820)

Therese Pzn.

v. Sardinien (1820-1897)

Karl II., v.

Bourbon Hzg. v.

Parma

(1799-1883)

Page 174: 3800038412 Jugend Jahre

Stammtafel Kaiser Karl I.

Karl Franz Josef Kaiser Karl I. (1887-1922)

Maria Josepha Prinzessin

von Sachsen

(1867-1944)

Otto Franz Joseph

Erzherzog von Österreich

(1865-1906)

Maria Anna Infantin von Portugal

(1843-1884)

Georg König von Sachsen

(1832-1904)

Maria Annunziata Prinzessin beider Sizilien

(1843-1871)

Karl Ludwig Erzherzog von Österreich

(1833-1896)

Maria II.

Kgn. v. Portugal u.

Algabrien

(1819-1853)

Ferdinand

II. Titularkg.

Portugal

(1816-1885)

Amalie Pzn.

v. Bayern (1801

1877)

Johann

Kg. v. Sachsen

(1801-

1873)

Maria

Theresia Ehn. v.

Österreich

(1816-1867)

Ferdinand

II. Kg. beider

Sizilien

(1810-1859)

Sophie Pzn.

v. Bayern (1805-1872)

Franz Karl,

Eh. v. Österreich

(1802-1878)