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Einführung in die digitale Signalverarbeitung Prof. Dr. Stefan Weinzierl 3. Aufgabenblatt - Musterlösung 1. Fourier-Reihe i) Geben Sie die Koeffizienten der Fourier-Reihe an. Benutzen Sie dafür nicht die Analysegleichung der Fourierentwicklung, sondern stellen Sie die Sinusfunktion nach der Euler- Gleichung als Linearkombination komplexer Exponentialfuntionen dar und identifizieren Sie darin die Fourier-Koeffizienten. Geben Sie die Koeffizienten in einerseits in karthesischer Form und andererseits nach Betrag und Phase an. ii) Schauen Sie Sich das Applet bei http://www.falstad.com/fourier/ an und experimentieren Sie mit unterschiedlichen Funktionen. Wie ändern sich die Koeffizienten der Fourier Reihe für Sinus-, Dreieck- und Rechteckfunktionen? Was bewirken die Änderungen bei den Optionen Mag/Phase View und Number of Terms? Euler’sche Gleichungen: e j" = cos(" ) + j sin(" ) e # j" = cos(" ) # j sin(" ) Durch Addition und Subtraktion der Gleichungen ergeben sich: cos(" ) = 1 2 (e # j" + e + j" ) sin(" ) = 1 2 j (e + j" # e # j" ) Demnach ist: x ( t ) = sin(" 0 t ) = 1 2 j (e + j" 0 t # e # j" 0 t ) = 1 2 j e + j" 0 t # 1 2 j e # j" 0 t Die Synthesegleichung der Fourieranalyse lautet: y ( t ) = c k e jk" 0 t k = #$ +$ %

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Page 1: 3. Aufgabenblatt - Musterlösung · Einführung in die digitale Signalverarbeitung Prof. Dr. Stefan Weinzierl 3. Aufgabenblatt - Musterlösung 1. Fourier-Reihe i) Geben Sie die Koeffizienten

Einführung in die digitale Signalverarbeitung Prof. Dr. Stefan Weinzierl 3. Aufgabenblatt - Musterlösung 1. Fourier-Reihe i) Geben Sie die Koeffizienten der Fourier-Reihe an. Benutzen Sie dafür nicht die Analysegleichung der Fourierentwicklung, sondern stellen Sie die Sinusfunktion nach der Euler-Gleichung als Linearkombination komplexer Exponentialfuntionen dar und identifizieren Sie darin die Fourier-Koeffizienten. Geben Sie die Koeffizienten in einerseits in karthesischer Form und andererseits nach Betrag und Phase an. ii) Schauen Sie Sich das Applet bei http://www.falstad.com/fourier/ an und experimentieren Sie mit unterschiedlichen Funktionen. Wie ändern sich die Koeffizienten der Fourier Reihe für Sinus-, Dreieck- und Rechteckfunktionen? Was bewirken die Änderungen bei den Optionen Mag/Phase View und Number of Terms? Euler’sche Gleichungen:

!

e j" = cos(") + j sin(")e# j" = cos(") # j sin(")

Durch Addition und Subtraktion der Gleichungen ergeben sich:

!

cos(") =12(e# j" + e+ j" )

sin(") =12 j(e+ j" # e# j" )

Demnach ist:

!

x(t) = sin("0t) =12 j(e+ j"0t # e# j"0t ) =

12 je+ j"0t #

12 je# j"0t

Die Synthesegleichung der Fourieranalyse lautet:

!

y(t) = ckejk"0t

k=#$

+$

%

Page 2: 3. Aufgabenblatt - Musterlösung · Einführung in die digitale Signalverarbeitung Prof. Dr. Stefan Weinzierl 3. Aufgabenblatt - Musterlösung 1. Fourier-Reihe i) Geben Sie die Koeffizienten

Durch Koeffizientenvergleich erhalten wir:

!

c1 =12 j

= "j2

= 0 + j(" 12)

c"1 ="12 j

=j2

= 0 + j(+ 12)

Nach Betrag und Phase:

!

c1 = 02 + (" 12)2 =

12,< (c1) = "

#2

c2 = 02 + (+ 12)2 =

12,< (c2) = +

#2

2. Fourier-Transformation (1) a) Bestimmen Sie die Fourier-Transformierte (kurz: FT) der Folge

!

r[n] =1,

!

0 " n " M

!

r[n] = 0 sonst.

b) Gegeben sei die Folge

!

w[n] =12[1" cos(2#

nM)],

!

0 " n " M

!

0 " n " M sonst.

i. Berechnen Sie

!

W (e j"), die FT von

!

w[n], und drucken Sie sie auch durch

!

R(e j"), die FT von

!

r[n] aus.

ii. Plotten Sie die Ergebnisse in Matlab.

(Aufgabe 2.17, S. 114 in [Os04], geringfügig modifiziert)

Page 3: 3. Aufgabenblatt - Musterlösung · Einführung in die digitale Signalverarbeitung Prof. Dr. Stefan Weinzierl 3. Aufgabenblatt - Musterlösung 1. Fourier-Reihe i) Geben Sie die Koeffizienten

a.i) Ausgehend von der Analysegleichung der Fourier-Transformation

!

X(e j") = x[n]# e$ j"nn=$%

n=+%

&

erhält man:

!

R(e j") = r[n]# e$ j"nn=$%

n=+%

& ,

wobei

!

R(e j") die Fourier-transformierte der Folge

!

r[n] ist. Da die Folge nur für

!

0 " n " M ungleich null (und für alle n gleich 1) ist, ist sie auch absolut summierbar und deshalb konvergiert sie. Somit lässt sich

!

R(e j") so ausdrucken:

!

R(e j") = 1# e$ j"nn=0

M

%

Hier handelt es sich um eine geometrische Reihe mit M+1 Termen, die wie folgt dargestellt werden kann: (Die Formel kann in z. B. Formelsammlung Bronstein Taschenbuch der Mathematik gefunden werden)

!

R(e j") = 1# e$ j"nn=0

M

% =1$ e$ j"(M +1)

1$ e$ j"=e$ j"(M +1)

2

e$ j"

2

ej "(M +1)

2 $ e$ j "(M +1)

2

ej"2 $ e

$ j "2

=e$ j "

2

e$ j "

2

ej "(M +1)

2 $ e$ j "(M +1)

2

ej"2 $ e

$ j "2

e$ j

"M2

!

=2 j sin("(M +1

2))

2 j sin("2)

e# j

"M2 =

sin("(M +12))

sin("2)

e# j

"M2

a.ii) Für die Folge

!

r[n] kann man feststellen, dass sie eine verschobene Version der Folge

!

r'[n] =1,

!

"M2

# n # M2

!

r'[n] = 0 sonst.

ist, und zwar um

!

M2

Werte, wobei

!

r'[n] symmetrisch zur y-Achse ist. Deshalb kann man die FT

von

!

r'[n] berechnen. Die Lösung wird in diesem Fall einen Faktor der Form

!

e" j

#M2 enthalten, da

eine Verschiebung einer Folge x[k] um -M Werte im Zeitbereich Multiplikation mit dem Faktor

!

e" jM im Frequenzbereich bedeutet (siehe Theorem 2., S. 96, Kapitel 2.9 in [Os04]). Man kann also schreiben:

!

R'(e j") = 1# e$ j"nn=$M / 2

M / 2

%

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Setzt man

!

m = n +M2

, ergibt sich dann:

!

R'(e j") = 1# e$ j"(m$

M2)

m=0

M

% = ej"M2 e$ j"mm=0

M

%

Die Summe ist in diesem Fall genau die gleiche, die in i) berechnet wurde. Durch Einsetzen dieses Ergebnisses bekommt man:

!

R(e j") =sin("(M +1

2))

sin("2)

e# j

"M2 e

j"M2 =

sin("(M +12))

sin("2)

Schließlich folgt daraus, nach Multiplikation mit

!

e" j

#M2 , die FT

!

R(e j") :

!

R(e j") =sin("(M +1

2))

sin("2)

e# j"

M2

Bemerkung: Da M/2 ganzzahlig sein soll, muss M eine gerade Zahl sein. Für die eigentliche Berechnung ist dies jedoch unerheblich. a.iii) Die Folge

!

r[n] lässt sich als die Summe zweier Schrittfunktionen schreiben:

!

r[n] = u[n] " u[n " (M +1)]

Wegen der Linearitätseigenschaft der FT folgt, dass:

!

F r[n]{ } = F u[n] " u[n " (M +1)]{ } = F u[n]{ } " F u[n " (M +1)]{ }

Aus der Tabelle 2.3 (Transformationspaare), Seite 100 in [Os04] kann man die Fourier-Transformierte der Folge u[n] ablesen. Die verschobene Folge u[n-(M+1)] besitzt, wie im vorigen Aufgabenteil erwähnt, diesselbe Fourier-Transformierte, jedoch multipliziert mit dem Faktor

!

e" j#(M +1) . Daraus folgt:

!

R(e j") =1

1# e# j"#e# j"(M +1)

1# e# j"=1# e# j"(M +1)

1# e# j"

Der letztere Bruch entspricht der geometrischen Reihe, die in i) entstanden ist. Wir gelangen somit immer wieder zu demselben Ergebnis. b.i) Die Folge w[n] kann in der Form

!

w[n] =12"12cos(

2#nM) =12"12$12(e

j2#nM + e

" j2#nM ) =

12r[n] " 1

4(r[n]$ e

j2#nM + r[n]$ e

" j2#nM )

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geschrieben werden, weil sie für die gleiche Werte von n definiert ist, wie auch r[n]. Ausgehend von dieser Gleichung, der Linearität der FT und der Eigenschaft (Theorem 3, Tabelle 2.2, [Os04])

!

x[n]" e j#0n = X(e j(#$#0 ))

folgt:

!

W (e j") =12R(e j") # 1

4R(e

j("#2$M)) # 14R(e

j("+2$M))

b.ii) Siehe Matlab-File 'Uebung_3_Aufgabe_2.m'

3. Fourier-Transformation (2) Gegeben sei das LTI System mit dem Frequenzgang (periodisch fortgesetzt)

!

H(e j") =1

1# 12e# j"

,

!

"# <$% #

Bestimmen Sie die Ausgangsfolge

!

y[n] für alle n, wenn die Eingangsfolge

!

x[n] für alle n folgende Form hat:

!

x[n] = (12)3"(n # 3)

(Aufgabe 2.11, S. 112 in [Os04], modifiziert)

Lösung: Es können zwei Ansätze gewählt werden. a) Die Übertragungsfunktion kann mittels IFT die Impulsantwort h[n] produzieren, wobei die letztere, wenn mit der Eingangsfolge x[n] gefaltet, die Ausgangsfolge y[n] ergibt, also

!

x[n]"h[n] = y[n]

b) Man kann die Folge x[n] Fourier-transformieren, dann die FT mit der Übertragungsfunktion multiplizieren, um die FT der Ausgangsfolge zu erhalten und davon mithilfe der inversen FT die Ausgangsfolge y[n] bestimmen. Da es in dieser Aufgabe um die Fourier-Transformation und die Darstellung im Frequenzbereich geht, wird hier nur der zweite Ansatz betrachtet.

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Es ist

!

X(e j") = (12)3e# j3"

Durch Multiplikation mit der Übertragungsfunktion wird erhalten:

!

Y (e j") = X(e j")# H(e j") = (12)3e$ j3"# 1

1$ 12e$ j"

Durch Abgleichen mit Tabelle 2.3 in [Os04] erhält man das Endergebnis:

!

y[n] = (12)n u[n " 3]

LITERATUR: [Os04] A. V. Oppenheim, R. W. Schafer, J. R. Buck: Zeitdiskrete Signalverarbeitung, 2., überarbeitete Aufl., Pearson, 2004