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KONZERTHAUS DORTMUND · ŠÁRKA TSCHECHISCHE PHILHARMONIE · AM 26.11.2006 · BEDRICH SMETANA · VLTAVA Z CESKÝCH LUHUV A HÁLUV · MÁ VLAST (MEIN VATERLAND) · ANTONÍN DVORÁK SINFONIE NR. 9 IN E-MOLL OPUS 95 LARGO · SO KLINGT NUR DORTMUND. 2,50 E

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Konzerthaus DortmunD · ŠárKa tschechische Philharmonie · am 26.11.2006 · BeDrich smetana · VltaVa z cesKých luhuV a háluV · má Vlast (mein VaterlanD) · antonín DVoráK sinfonie nr. 9 in e-moll oPus 95 largo · so Klingt nur DortmunD.

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Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause

TSchechiSche Philharmonie

ZDenek mácal leiTung

abo: orchesterzyklus iii – Symphonie um Vier

Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind.

konZerThauS DorTmunD · SonnTag, 26.11.2006 · 16.00

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Programm

BeDrich SmeTana (1824 –1884)

aus »má Vlast« (»mein Vaterland«)›Vyšehrad‹›Vltava‹ (›Die moldau‹)›Šárka‹›Z ceských luhuv a háluv‹ (›aus Böhmens hain und Flur‹)

-Pause- anTonín DVorák (1841–1904)

Sinfonie nr. 9 e-moll op. 95 – »aus der neuen Welt«adagio – allegro moltolargoScherzo (molto vivace)allegro

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???Bedrich Smetana (kohlezeichnung von max Svabinský, 1906)

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Werke

Janáceks ablehnende haltung gegenüber Smetana war durchaus kein einzelfall. Das gegnerische lager warf vor allem Smetanas opern zügellosen »Wagnerismus« vor. Diese kritik ist zwar bezeichnend für den damaligen gegensatz zwischen »nationalpuristen« und eher kosmopolitisch denkenden musikern wie Smetana – sachlich war sie allerdings kaum begründet. eher trifft da schon der Vergleich mit Franz liszt zu, der für Smetana »mein meister, mein muster, und für alle wohl ein unerreichbares Vorbild« war. liszt war es, der die gattung der sinfonischen Dichtung begründet hatte: in der regel einsätzige orchesterwerke, deren jeweilige Form nicht traditionellen modellen folgt, sondern allein durch außermusikalische Programme bestimmt wird.

»in der Programm-musik«, sagt liszt, »ist Wiederkehr, Wechsel, Veränderung und modulation der motive durch ihre Beziehung zu einem poetischen gedanken bedingt.« Smetana folgte hier, wie viele andere komponisten auch, liszts Vorbild; neu ist bei ihm allerdings die idee, mehrere sinfonische Dichtungen zu einem Zyklus zusammenzufassen, dessen einzelne Teile durch thematische Zusammenhänge verbunden sind.

»má Vlast« besteht aus sechs Teilen, zu deren inhalt der komponist gemeinsam mit dem befreundeten Dichter Václav Zelený knappe erläuterungen verfasst hat. So schreibt er etwa zum ersten Teil, ›Vyšehrad‹: »Die harfen der Wahrsager beginnen; ein prophetischer gesang (Barden- gesang) über die ereignisse in Vyšehrad, über den ruhm und die herrlichkeit, Turniere und Schlachten, bis zum endgültigen Verfall und untergang. Das Werk endet mit einem elegischen Ton (nachgesang der Barden).« Vyšehrad ist eine Fürstenburg südlich der Prager neustadt, die in der tschechischen literatur oft als nationales hoffnungssymbol aufgegriffen wurde. Sie war der Wohnsitz der sagenhaften libuše, nach deren Prophezeiung von dieser Stelle aus die Stadt Prag gegründet worden sein soll.

naTionalmuSik ZWeier koSmoPoliTen

BeDrich SmeTana »má VlaST« (»mein VaTerlanD«)

Bedrich Smetana gilt heute als Schöpfer der tschechischen nationalmusik; sein Zyklus sinfonischer Dichtungen »má Vlast« (»mein Vaterland«) ist längst so etwas wie das nationalepos Böhmens: ein harfenmotiv daraus wurde zum Pausenzeichen des Tschechischen rundfunks und das musikfestival »Prager Frühling« beginnt jedes Jahr an Smetenas Todestag, dem 12. mai, mit einer aufführung des gesamten Werks. Zur entstehungszeit des Zyklus‘, 1874 bis 1879, war der rang des komponisten allerdings noch nicht so gesichert wie heute. So polemisierte etwa leoš Janácek als musikkritiker regelmäßig gegen Smetana, als Dirigent und musikorganisator boykottierte er sein Werk (mit wenigen ausnahmen), und bei einem Vortrag aus dem Jahr 1882 gab er sich »überzeugt, dass wir in antonín Dvorák den einzigen tschechischen nationalen komponisten besitzen«. Diese einschätzung wirkt noch erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Janácek viel gemeinsam hatte mit seinem 30 Jahre älteren kollegen Smetana: Beide traten für eine tschechische nationalmusik ein, beide hatten ähnliche künstlerische Vorstellungen von der oper, beide strebten eine neuartige melodik an, basierend auf dem Tonfall der tschechischen Sprache, und beide bevorzugten die programmatische sinfonische Dichtung gegenüber der absolut musikalischen Sinfonie. Woher rührte also diese Feindseligkeit? nun, neben persönlichen empfindlichkeiten spielten sicherlich auch politische konstellationen eine wichtige rolle. in einer Zeit, als Böhmen und mähren Teile des habsburgischen Vielvölkerreiches waren und es in jeder größeren Stadt eine starke deutschsprachige minderheit gab, bedeutete tschechischer nationalismus immer auch eine Stellungnahme gegenüber der deutschen kultur. und die konnte durchaus unterschiedlich ausfallen: um die mitte des 19. Jahrhunderts sahen noch die meisten Tschechen ihre Zukunft innerhalb der habsburger monarchie – nur hofften sie auf einen eigenen slawischen reichsteil im österreichisch-ungarischen Staat. Später gewann allmählich eine andere Strömung die oberhand: Die Panslawisten propagierten die auflösung der Donaumonarchie und setzten dabei vor allem auf die hilfe des großen slawischen Bruders russland. Während nun Janácek in gleichem maße alles Deutsche hasste wie er für russland schwärmte, hatte Smetana bei allem nationalstolz doch ein positives Verhältnis gegenüber den Deutschen. Schließlich sprach er selbst besser deutsch als tschechisch und sah mozart, Beethoven, Schumann, liszt und Wagner als seine großen Vorbilder an. Seine musik war auch in Wien erfolgreich und wurde dort als absage an den Panslawismus wahrgenommen.

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Werke

Variationenfolge; die einzelnen Teile stehen in ungewöhnlich hartem kontrast zueinander. Der vierte Teil, ›Z ceských luhuv a háluv‹ (›aus Böhmens hain und Flur‹), malt laut Smetana »in weiten Zügen die gedanken und gefühle, die uns beim anblick der böhmischen heimat erfassen. aus dem weiten umkreise dringt inniger gesang zu unseren ohren, alle haine und die ganze blühende Flur singen ihre Weisen, fröhliche und melancholische. Sie alle kommen zu Worte, die tiefen, dunklen Wälder – in den Solopartien der hörner – und die sonnigen, fruchtbaren Tiefebenen der elbe und andere Teile des reichen, schönen landes Böhmen. ein jeder kann dieser komposition die erinnerung an das entnehmen, was er ins herz geschlossen hat: der Dichter hat freien Weg, er braucht sich nur an die einzelheiten der komposition zu halten.«

Dem Programm entsprechend wechseln sich in dem Stück volksliedhafte und tänzerische melodien, ruhige und ausgelassene Stimmungen ab; das ganze erweist sich als Variationensatz über mehrere Themen. Die ersten vier Teile seines Zyklus‘ komponierte Smetana mehr oder weniger in einem Zug von September 1874 bis oktober 1875; hinter die Titel dieser Stücke notierte er »geschaffen als ganzes«. erst 1878 entstand vermutlich die idee, noch zwei weitere sinfonische Dichtungen, »Tábor« und »Blaník«, hinzuzufügen – sie wurden ins Programm des heutigen konzerts nicht aufgenommen.

anTonín DVorák SinFonie nr. 9 e-moll oP. 95 – »auS Der neuen WelT«

eines der beeindruckendsten Werke des zweiten tschechischen nationalkomponisten ist an diesem abend zu hören: die neunte Sinfonie von antonín Dvorák. als Dvorák 1891 das angebot erhielt, Direktor des national conservatory of music in new York zu werden, stand er auf dem höhepunkt seiner karriere. Jeanette Thurber, Präsidentin des konservatoriums und gattin eines millionenschweren geschäftsmannes, gewährte ihm so günstige Bedingungen, dass Dvorák kaum ablehnen konnte: ein befristeter Vertrag, jährlich vier monate urlaub und 15.000 Dollar gehalt – etwa das 25-fache dessen, was er als Professor am Prager konservatorium verdiente. Was hatte Dvorák dafür zu tun? »Die amerikaner erwarten große Dinge von mir«, schrieb er aus new York an einen Freund nach Böhmen, »vor allem soll ich ihnen den Weg ins gelobte land und in das reich der neuen, selbständigen kunst weisen, kurz, eine nationale musik schaffen!«

Warum man dies ausgerechnet von einem europäer erwartete, da doch bisher gerade die orientierung amerikanischer komponisten an deutschen, französischen oder italienischen modellen die entwicklung einer eigenständigen musik gehemmt hatte, ist schwer nachzuvollziehen. ausschlaggebend für Dvoráks Berufung war wohl vor allem sein ruhm als nationaler komponist, der die Folklore seiner böhmischen heimat in seiner musiksprache verarbeitete.

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Smetanas komposition lässt sich als Sonatenhauptsatz deuten. Die thematische arbeit konzentriert sich vor allem auf das so genannte ›Vyšehrad‹-motiv, das gleich zu Beginn zu hören ist. es stammt aus Smetanas nationaler Festoper »libuše« (1872), in der es bei der erwähnung von Vyšehrad erklingt. in ›Vltava‹ (›Die moldau‹) taucht es wieder auf.

Zum zweiten Teil, der in rondoform komponierten ›moldau‹, bemerkt Smetana: »Diese komposition schildert den lauf der Vltava. Sie belauscht ihre ersten zwei Quellen, die warme und die kalte Vltava, verfolgt dann die Vereinigung beider Bäche und den lauf des Vltava-Stromes über die weiten Wiesen und haine, durch gegenden, wo die Bewohner gerade fröhliche Feste feiern. im silbernen mondlicht führen Wassernymphen ihre reigen auf; stolze Burgen, Schlösser und ehrwürdige ruinen, mit den wilden Felsen verwachsen, ziehen vorbei. Die Vltava schäumt und wirbelt in den Stromschnellen zu St. Johannis, strömt in breitem Flusse weiter Prag zu; die Burg Vyšehrad taucht an ihrem ufer auf. Die Vltava strebt majestätisch weiter, entschwindet den Blicken und ergießt sich schließlich in die elbe.« Die ›moldau‹ ist mit abstand der populärste Teil des Zyklus‘. Das dürfte vor allem daran liegen, dass sowohl das Programm als auch die melodik universell verständlich sind: Das hauptthema entspricht einem schwedischen wie auch einem israelischen Volkslied – und genauso gut lässt es sich als mollversion von ›alle meine entchen‹ hören. Doch wie sagte Dvorák einmal so treffend: »einen schönen gedanken zu haben ist noch nichts so Besonderes. aber einen gedanken hübsch durchführen und etwas großes daraus zu machen, das ist das Schwerste, das gerade ist – kunst.« Smetanas kunst zeigt sich zum Beispiel in der coda, die das ›moldau‹-hauptthema mit beiden kernmotiven aus ›Vyšehrad‹ kombiniert.

Der folgende Teil, ›Šárka‹, ist der einzige, der eine genau bestimmte handlung hat: »in dieser komposition ist nicht die gegend [das Tal der Šárka liegt in der nördlichen umgebung von Prag, J.o.] festgehalten, sondern die handlung, die Sage von der maid Šárka, die in leidenschaftlichem Zorn über die untreue des geliebten dem ganzen männlichen geschlecht bittere rache schwört. aus der Ferne dringt Waffenlärm. ctirad ist mit seinen knappen im anmarsch, um die streitbaren mädchen zu bezwingen und zu bestrafen. er vernimmt schon von Weitem das nur listig vorgeschützte klagen einer maid, erblickt Šárka an einen Baum gebunden und ist von ihrer Schönheit bezaubert. er entbrennt in heißer leidenschaft zu ihr und befreit sie. Šárka versetzt mit einem bereit gehaltenen Trunke ctirad und seine knappen in rausch und zuletzt in tiefen Schlaf. auf ein gegebenes hornsignal, das die gefährtinnen Šárkas in der Ferne erwidern, stürzen diese aus dem Wald und richten ein Blutbad an. ein schauerliches gemetzel, blindes Wüten der ihre rache stillenden Šárka beschließt die Dichtung.« Den Šárka-Stoff haben übrigens leoš Janácek (1887) und Zdenek Fibich (1897) als oper bearbeitet – beide waren nur mäßig erfolgreich, obwohl die hochdramatische handlung wie für die opernbühne geschaffen scheint. Smetana wählte für seine Vertonung die Form einer

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am 16. Dezember 1893 wurde die Sinfonie, die zwischen Dezember 1892 und mai 1893 entstanden war, zum ersten mal gespielt. Die uraufführung in der new Yorker carnegie hall war ein triumphaler erfolg für den komponisten, doch auswirkungen auf die entstehung einer ameri-kanischen nationalmusik hatte sie wohl kaum.

Dennoch erwies sich Dvorák als erstaunlich hellsichtig: »in den negerliedern nun finde ich alles, was für eine bedeutende und vornehme Schule der musik nötig ist«, hatte er im mai 1893 in einem Zeitungsartikel geschrieben. »Sie sind pathetisch, zart, leidenschaftlich, melancholisch, feierlich, religiös, verwegen, lustig, fröhlich.«

obwohl viele ihn dafür kritisierten, blieb Dvorák bei seiner Prophezeiung, amerikas zukünftige musik müsse auf den »liedern der neger« basieren. Sollte er etwa die entwicklung von Blues und Jazz vorausgesehen haben?

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Den auftrag, ähnliches auch in amerika zu versuchen, nahm er offenbar sehr ernst. gleich nach seiner ankunft in new York im September 1892 begann er nach anknüpfungspunkten zu suchen: er las artikel über die musik der Schwarzen und ließ sich von einem schwarzen Studenten des konservatoriums Spirituals und Plantagenlieder vorsingen. offenbar studierte er auch Transkriptionen von indianerliedern, wobei seine Quellen allerdings etwas dubios gewesen sein müssen: Dvoráks Behauptung, die »musik der neger und der indianer« sei praktisch identisch, lässt nicht gerade auf tiefere einblicke schließen.

all dieses folkloristische material (das noch durch elemente der Volksmusik europäischer einwanderer wie der iren ergänzt wurde) ließ Dvorák allerdings nicht unbearbeitet in seine musik einfließen. er erfand lieber neue, zur Verarbeitung geeignete Themen im Stil der Volksmusiken. originale melodien verwendete er so gut wie nie – anklänge des dritten Themas aus dem ersten Satz an das bekannte Spiritual ›Swing low, sweet chariot‹ einmal ausgenommen. Dafür kann man aber eine reihe typisch »amerikanischer« Züge in Dvoráks neunter Sinfonie ausmachen: im melodischen etwa die Verwendung pentatonischer Skalen, das kreisen um einen einzelnen Ton und die natürliche Septime in moll (die den gewohnten leitton-effekt verhindert), in der harmonik plagale Wendungen und bordunartige Begleitung, im rhythmus Synkopierungen, ostinate Figuren und den so genannten »scotch snap« (die abfolge punktiertes Viertel – achtel – achtel

– punktiertes Viertel).Fast alle diese elemente finden sich bereits im ersten Satz mit seiner langsamen einleitung

und den drei Themen des hauptteils. Pentatonik und Bordunquinten prägen dann das berühmte hauptthema des largos. Diese melodie hat übrigens zu dem gerücht beigetragen, Dvorák habe doch originale Spirituals verwendet. Tatsächlich verhielt es sich aber umgekehrt: Das englisch-horn-Thema wurde zu einer art Volkslied, nachdem William arms Fisher, ein Schüler Dvoráks, ihm seinen Text ›goin’ home‹ unterlegt hatte. Vom dritten Satz berichtete der komponist, er sei ebenso wie der zweite durch die lektüre von henry Wadsworth longfellows Versepos »The Song of hiawatha« inspiriert, und das Scherzo beziehe sich auf einen indianertanz. nun wirkt der Satz zwar wirklich tänzerisch, doch er erinnert weit mehr an Tänze aus Dvoráks heimat: das Trio zum Beispiel könnte man als böhmische Sousedska, eine art Walzer, bezeichnen. Dass die neunte Sinfonie im grunde ein sehr europäisches Werk ist, zeigt sich dann auch im Finale. Zwar werden hier die Themen der vorangegangenen Sätze mit all ihren amerikanismen noch einmal zitiert und kombiniert. Doch gerade diese motiv-reminiszenzen sind typisch für die Suche vieler europäischer komponisten der Zeit nach der »zyklischen Form«. einflüsse auf die neunte gehen wohl auch von Brahms aus, mit dem Dvorák eine Vorliebe für die Technik der »entwickelnden Variation« teilte, außerdem von Wagner, dessen harmonik den Beginn des zweiten Satzes prägt.

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TSchechiSche Philharmonie

Das allererste konzert der Tschechischen Philharmonie dirigierte am 4. Januar 1896 im rudolfinum antonín Dvorák. ehe 1919 der erste bedeutende Dirigent internationalen Formats –Václav Talich

– den chefdirigentenstab übernahm, standen ludvík celanský und Vilém Zemánek, vorübergehend auch oskar nedbal, an der Spitze des orchesters. an Talichs Persönlichkeit schlossen sich weitere ausgezeichnete Dirigenten an: rafael kubelík (1942–1948), karel ancerl (1950 –1968) und Václav neumann (1968 –1990). in den neunziger Jahren übernahmen Jirí Belohlávek, gerd albrecht und Vladimir ashkenazy den chefdirigentenposten, letzterer leitete das orchester bis zum Saisonende 2002/03. Zehnter chefdirigent der Tschechischen Philharmonie wurde ab der Saison 2003/04 Zdenek mácal.

Bereits seit ancerls Zeiten ist für die Tschechische Philharmonie eine reiche reisetätigkeit auf allen kontinenten typisch. eine Japan-Tournee ist für 2007 geplant, eine uSa-Tournee wird für 2008 vorbereitet. in der Saison 2006/07 tritt die Tschechische Philharmonie zum Beispiel in großbritannien und irland (nottingham, Birmingham, newcastle/ gateshead, Dublin, glasgow) mit Jirí Belohlávek auf, der sich in diesen ländern derzeitig beachtlicher gunst erfreut. in Deutschland gastiert die Tschechische Philharmonie relativ oft, größtenteils handelte es sich jedoch um einzelne konzerte. in der Saison 2006/07 ist es gelungen, eine achttägige konzerttournee zu organisieren, die durch bedeutsame musikstädte – von nürnberg bis Stuttgart – führen wird. Des Weiteren wird das orchester auch eine Tournee durch Spanien machen.

Die neuesten cDs des orchesters fanden in der letzten Zeit außerordentliche Zustimmung, vor allem die für den japanischen markt eingespielten aufnahmen – mit der Plattenfirma octavia records realisieren die Tschechische Philharmonie und Zdenek mácal nach und nach die kom-pletten Sinfonien antonín Dvoráks, gustav mahlers, P. i. Tschaikowskys und Johannes Brahms’. Die erschienene cD wurde bereits zur »aufnahme des Jahres« nominiert. Die vorangegangene aufnahme von martinus Sinfonie nr. 3 und 4 unter Belohláveks leitung war 2004 für den »grammy award« nominiert worden. Die meisten der orchesteraufnahmen kommen aus dem akustisch ausgezeichneten Dvorák-Saal des rudolfinums.

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BiograFien

ZDenek mácal

»Der kreis schließt sich, dorthin, wo ich hergekommen bin, kehre ich nun zurück« – mit diesen Worten kommentierte Zdenek mácal (geb.1936) seine ernennung zum chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie ab der Saison 2003/04. Der weltweit anerkannte charismatische musiker, berühmt durch seine meisterhaften interpretationen und den graziösen Stil seines Dirigierens, kehrte nach Jahren im ausland nach Prag und in die Tschechische republik zurück, um den künstlerischen Prestigeposten in dem land zu übernehmen, in dem er geboren ist. heute hat er seinen ständigen Wohnsitz in der Schweiz, nachdem er im heimalichen Brünner konservatorium und an der Janácek-akademie der musischen künste studiert hat und das der ausgangspunkt seiner blendenden internationalen karriere war.

Zdenek mácal zog zunächst die breitere aufmerksamkeit auf sich, als er bei zwei wichtigen musik- wettbewerben siegte: beim internationalen Dirigentenwettbewerb in Besançon 1965 und beim »Dmitri mitropoulos«-Wettbewerb in new York 1966 mit leonard Bernstein als Jury-Vorsitzendem. Zu Beginn seiner laufbahn arbeitete er eng mit den tschechischen klangkörpern, einschließlich der Tschechischen Philharmonie, zusammen, mit der er an Tourneen in rumänien, Bulgarien und der Türkei (1966), Deutschland und der Schweiz (1968) teilnahm. nach der sowjetischen okkupation der damaligen Tschechoslowakei ging Zdenek mácal in die emigration und band sich sofort intensiv in das internationale musikleben ein. er wurde der reihe nach musikdirektor des rundfunksinfonieorchesters in köln am rhein und des hannoveraner rundfunkorchesters, chefdirigent des Sydney Symphony orchestra, musikdirektor des milwaukee Symphony orchestra und hauptdirigent des »chicago grant Park Summer Festivals«. in den Folgejahren machte er sich um den einzigartigen künstlerischen aufstieg des new Jersey Symphony orchestra verdient, an dessen Spitze er von 1993–2002 stand. im mai 1998 ehrte ihn das Westminster choir college mit dem ehrendoktorat. allein im Jahr 2004 erhielt mácal vier verschiedene auszeichnungen, die bedeutsamste anlässlich des Staatsfeiertags der Tschechischen republik am 28. oktober, als er im Vladislav-Saal der Prager Burg aus den händen des Präsidenten der republik die staatliche Verdienstmedaille für kunst entgegennahm.

mácal leitete in seiner laufbahn als gast die new York Philharmonic, das chicago Symphony orchestra, das Philadelphia orchestra, die Washington national Symphony, die Pittsburgh Symphony, die los angeles Philharmonic und das Boston Symphony orchestra. ebenso intensiv wirkte er aber auch in europa, wo er am Pult der renommiertesten klangkörper stand, wie die Berliner Philharmoniker, alle londoner orchester, das orchestre de Paris, das orchestre national de France, die Wiener Symphoniker oder das Sinfonieorchester des Bayerischen rundfunks.

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STrahlenDer orcheSTerklang

Schumann PurPhilippe herreweghe, eine der koryphäen der historischen aufführungspraxis, wird mit dem orchestre des champs-Élysées – la chapelle royale orchesterwerke von Schumann in neuem

klanglichem licht erstrahlen lassen.

Do 30.11.06 · 20.00

SchWelgenDe cello-klängeDer Weltstar mischa maisky, dessen singende cello-klangsprache dem Dortmunder Publikum schon seit mehreren Spielzeiten vertraut ist, bringt mit der kremerata Baltica ein reines

Tschaikowsky-Programm zum klingen.

So 10.12.06 · 20.00

WeiTerhören20 i 21

gastaufführungen führten Zdenek mácal ebenso nach Japan, zum orchester der mailänder Scala und in weitere führende opernhäuser. mácals künstlerisches Profil wäre unvollständig, würde man seine Teilnahme an führenden internationalen Festivals (Wien, luzern, montreux, edinburgh, Prag, athen, Besançon und in den uSa »ravinia«, »Tanglewood«, »Wolf Trap« und »hollywood Bowl«) und die realisierung zahlloser Tonaufzeichnungen außer acht lassen, die er im laufe seiner karriere als Dirigent vor allem für die Firmen Delos, koss, aber auch Sony, emi, Decca, Deutsche grammophon oder Supraphon einspielte.

Die rückkehr in sein ursprüngliches heimatland, um mit den tschechischen orchestern zusammenzuarbeiten, hatte den Beigeschmack einer Sensation: Zunächst stand er 1996 und 1997 während des internationalen Festivals »Prager Frühling« wieder am Pult der Tschechischen Philharmonie, dann erneuerte er seine Zusammenarbeit mit den Prager Sinfonikern, bei denen er 2001 die Stelle des ersten Dirigenten annahm, bevor er in der Saison 2003/04 die Position des chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie übernahm.

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TexTe Jürgen ostmann

herauSgeBer konZerThauS DorTmunD

geSchäFTSFührer unD inTenDanT Benedikt Stampa

reDakTion claudia Beißwanger · Franziska graalmann

konZePTion kristina erdmann

anZeigen milena ivkovic · T 0231-22696-161

Druck gustav kleff gmbh & co. kg · Dortmund

Wir danken den beteiligten künstleragenturen und Fotografen für die freundliche unterstützung.

es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. rechteinhaber bitte melden.

Druckfehler und änderungen von Programm und mitwirkenden vorbehalten!

imPreSSum

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Konzerthaus DortmunDphilharmonie für westfalen

BrücKstrasse 21 i 44135 DortmunDt 0231-22 696 200 i f 0231-22 696 [email protected]