2009|2010 - klinikum am weissenhof · 2016. 3. 9. · tbb bad mergentheim künzelsau Öhringen...

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Geschäftsbericht 2009|2010

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  • Geschäftsbericht 2009|2010

  • Versorgungsgebiet

    TBB

    Bad Mergentheim

    Künzelsau

    Öhringen

    Schwäbisch HallCrailsheim

    Wiesloch

    Stuttgart

    A81

    HeilbronnUntersteinbach

    Winnenden

    Ludwigsburg

    Weinsberg

    A6

    Kooperationen / Beteiligungen

    Standorte Tageskliniken

    MVZ

    Das Versorgungsgebiet des Klini-kums am Weissenhof erstreckt sich über den Stadt- und Landkreis Heilbronn, den Hohenlohekreis, den Landkreis Schwäbisch Hall und den nördlichen Landkreis Ludwigsburg mit insgesamt knapp einer Million Einwohnern.

    Von diesem Versorgungsgebiet der Erwachsenenpsychiatrie unter-scheidet sich das Versorgungsge-biet der Kinder- und Jugendpsy-chiatrie. Dieses umfasst das Versorgungsgebiet der Erwachse-nenpsychiatrie zuzüglich des Landkreises Göppingen und des

    nördlichen Rems-Murr-Kreises und zählt ca. 1,4 Mio. Einwohner.

    Eine Psychiatrische Institutsambu-lanz (PIA) ist an allen unseren Standorten installiert.

  • Geschäftsbericht 2009|2010

  • alle zwei Jahre legen wir Ihnen den Geschäftsbericht über den aktuellen Stand und die Entwicklungen in unserem Klinikum vor. Zwei Jahre, in denen sich am Klinikum am Weissenhof wieder viel verändert und gewandelt hat.

    Besonders herausragend für die Entwicklung unseres Klinikums war in diesem Zeitraum die Erstellung des Neubaus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiat-rie. Mit diesem baulichen Erweiterungsprogramm ha-ben wir zwei Ziele gleichzeitig verfolgt: Zum einen die Entlastung der Jugendstation von der bisherigen räumlichen Enge, zum anderen haben wir uns einer wichtigen neuen Aufgabe gestellt - dem niederschwel-ligen Alkohol- und Drogenentzug für Jugendliche. Im Oktober 2009 wurde das neue Gebäude unter großem öffentlichem Interesse und unter Anwesenheit von Frau Ministerin Dr. Monika Stolz eingeweiht.

    Einer politischen Vorgabe folgend, haben wir den Über-gang unserer Klinik für Neurologie an die SLK-Kliniken abgeschlossen. Seit 1. Januar 2010 wird die Neurologie unter der Regie des SLK-Klinikums Heilbronn betrieben. Sie ist derzeit noch in unseren Räumen untergebracht, wird aber umziehen, sobald der Neubau in Heilbronn Ende 2010 bezugsfertig ist. Diese Entwicklung ist uns nicht leicht gefallen, gehörte doch die Neurologie über vier Jahrzehnte zum Haus und trug zur Bekanntheit und zum guten Ruf des Klinikums in der Öffentlichkeit bei. Wir wünschen der neurologischen Abteilung auch unter der neuen Trägerschaft ein erfolgreiches Wirken zum Wohle der Patienten. Verbunden mit dem Auszug der Neurologie sind Verän-derungen im MVZ, dem Medizinischen Versorgungszen-trum. Die Fachrichtung Neurologie ist vorübergehend nicht besetzt, dafür wurde das MVZ neben der Fach-richtung Gerontopsychiatrie um einen hausärztlichen Sitz erweitert. Ein Neurologe, so unser Ziel, soll in ab-sehbarer Zeit wieder hinzukommen.

    Im Juli 2009 haben wir die Öffentlichkeit wieder zu unserem Tag der offenen Tür eingeladen, den wir in zweijährigem Abstand veranstalten. Tag der offenen Tür, das könnte sehr leicht in dem Sinne missverstan-den werden, dass an den restlichen 364 Tagen des Jahres unsere Türen für Besucher verschlossen sind. Unsere Türen stehen für Interessierte immer offen, am Tag der offenen Tür allerdings machten wir sie besonders weit auf und die Besucher erlebten die Entwicklung unseres Klinikums hautnah mit: In Fach-vorträgen, in denen Experten den aktuellen Stand in Medizin, Therapie und Pflege vorstellten, bei Vor-führungen vor Ort oder bei geführten Rundgängen über unser Gelände. Der Tag zeigte einmal wieder, dass eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung Akzeptanz bei

    der Bevölkerung schafft und wir positiv auf uns aufmerksam ma-chen konnten.

    Mit der Errichtung einer ganztä-gigen Kinderbetreuung auf dem Klinikgelände, der „Villa Zauber-baum“, folgten wir einem dring-lichen Wunsch unserer Mitarbeiter. Mit diesem Angebot ist ein wich-tiger Schritt zur besseren Verein-barkeit von Familie, Erziehung und Beruf getan. Zudem steigt dadurch unsere Attrakti- vität als Arbeitgeber. In Zeiten des Ärzte- und Fach-kräftemangels ist dies ein wichtiger Standortfaktor für die Gewinnung neuer Mitarbeiter.

    2009 verabschiedeten wir uns von unserem bisherigen optischen Erscheinungsbild und bekamen ein neues Logo. Die Verbundenheit der sieben Zentren für Psychi-atrie in Baden-Württemberg, die nun als Unternehmen der ZfP-Gruppe Baden-Württemberg in der Öffentlich-keit auftreten, wird künftig durch die gemeinsame Bild-marke ausgedrückt. Der vorliegende Geschäftsbericht erscheint erstmalig in diesem neuen Design.

    Unser Klinikum ist ein Ort, an dem medizinische und pflegerische Arbeit sich verwirklichen kann und ständig weiterentwickelt wird. Wir sind ein Haus, an dem kontinuierlich umstrukturiert, instand gesetzt, restauriert, modernisiert und angepasst wird, damit wir uns den sich ändernden Rahmenbedingungen stel-len können und um unseren Auftrag unter den rasant eintretenden Entwicklungen in Medizin, Therapie und Pflege zu erfüllen. Unsere Mitarbeiter haben in den vergangenen zwei Jahren erneut die Bereitschaft zur Um- und Einstellung auf Neuerungen bewiesen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Aufgaben des gemeindepsychiatrischen Verbunds ernst zu nehmen. Regionalisierung im Patienteninteresse heißt, ein an den Bedürfnissen orientiertes Leistungsangebot vor Ort anzubieten. So ambulant wie möglich, unterstützt durch tagesklinische Strukturen und so viele stationäre Angebote wie notwendig, werden wir verstärkt nicht nur am Standort Weinsberg, sondern in der Region unseren Patienten möglichst wohnortnah qualifizierte Behandlungsmöglichkeiten bieten.

    Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.

    Hermann-J. Fliß, Geschäftsführer

    5

    Betriebliche Organisationen

    4 5

    VorwortInhalt

    Sehr verehrte Leser, liebe Freunde unseres Klinikums, Versorgungsgebiet 2

    Vorwort 5

    Höhepunkte 2009 6

    Kliniken 8

    Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie 8

    Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie 12

    Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie 16

    Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 22

    Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 26

    Klinik für Suchttherapie 30

    Klinik für Neurologie 34

    Medizinische Dienstleistungen, Therapie und Pflege 38

    Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) 38

    Ambulanter Psychiatrischer Pflegedienst 39

    Apotheke 39

    Innere Medizin 40

    Klinisches Labor 41

    Verwaltung und Versorgung 42

    Beteiligungen und Kooperationen 50

    Betriebliche Organisationen 52

    Vereine 58

    Daten und Fakten 62

    Organigramm 64

    Kontaktdaten 65

    Anfahrt / Impressum 67

  • 6

    Tag der offenen Tür 2009 Einweihung des Neubaus

    7

    Betriebliche Organisationen

    6 7

    Höhepunkte

    Einweihung des Neu-baus der Kinder- und Jugendpsychiatrie am 2. Oktober 2009durch Frau Ministerin Dr. Monika Stolz

    Am Tag der offenen Tür 2009 gab es für die Besucher viele

    Aktionen zum Schauen und Mitmachen

  • 8

    ❚ Struktur der KlinikDie Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie bietet stationäre, teilstationäre und ambulante Leistungen an. Sie versorgt Patienten zwischen 18 und 62 Jahren, die nicht in erster Linie wegen einer Störung durch Gebrauch psychotroper Substanzen behandlungsbedürftig sind. Mit insgesamt 211 Planbetten ist die Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie die größte Klinik des Klinikums am Weissenhof.Die Klinik verfügt über zwei Intensivbehandlungsstationen (P2, P3), die geschlossen geführt werden und eine Station (P16), die in einen offenen und einen geschützten Bereich unterteilt ist. Es stehen fünf offene Stationen (P9, P17, P18, P20, P28) zur Behandlung psychiatrisch erkrankter Menschen zur Verfügung. In den offenen Stationen sind elf tagesklinische Behandlungsplätze integriert. Zur Klinik ge-hören zwei Tageskliniken in Heilbronn und Schwäbisch Hall mit insgesamt 45 Behandlungsplätzen sowie Psychiatrische Institutsambulanzen, die Patienten in den Standorten Weinsberg, Heilbronn und Schwäbisch Hall versorgen.

    Duale Klinikleitung: Pflegedienstleiterin Angelika Nothelfer und Chefarzt Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Luderer

    Klinik fürAllgemeine Psychiatrie und Psychotherapie

    9

    Kliniken

    ❚ Stationäre BehandlungDie Intensivbehandlungsstationen unterscheiden sich von den offe-nen vor allem durch die Ausstat-tung mit pflegerischem und ärzt-lichem Personal, die eine intensive Behandlung, Betreuung und medi-zinische Überwachung schwer akut kranker Patienten ermög-licht. Die Weiterverlegung auf die offenen Stationen erfolgt in der Regel nach wenigen Tagen.Die teilweise geschlossene Sta-tion P16 verfügt über insgesamt 36 Betten. Das Besondere dieser Station ist die Aufteilung in einen offenen und einen geschlossenen (geschützten) Bereich. Durch eine durchdachte Raumaufteilung ist es gelungen, dass mit Ausnahme der Patientenzimmer sämtliche Räum-lichkeiten von beiden Bereichen genutzt werden können. Auf diese Weise haben alle Patienten der Station die Möglichkeit miteinan-der in Kontakt zu treten. Der offene Bereich umfasst 26 Betten, die sich im 1. OG der

    Station befinden. Für die hier be-findlichen Patienten gelten die üblichen Rahmenbedingungen ei-ner offenen Station. Der geschlos-sene (geschützte) Bereich liegt im Erdgeschoss und umfasst zehn Behandlungsplätze. Hier können Patienten behandelt werden, deren psychische Erkrankung noch so akut ist, dass sie eines besonde-ren Schutzes bedürfen. Auf der Station wird zusätzlich die Milieugruppe angeboten. Sie beinhaltet ein therapeutisches Angebot mit bis zu zehn Plätzen. Sie richtet sich an Patienten, die mit dem Angebot der Zentra-len Beschäftigungstherapie noch überfordert sind oder aufgrund von Einschränkungen des Ausgangs diese nicht besuchen können. Die Konzepte der übrigen offe-nen Allgemeinstationen weisen Behandlungsschwerpunkte ohne strenge Spezialisierung auf. Auf der Station P9 steht das einzel- und gruppenpsychotherapeutische Angebot für Patienten mit Depres-

    sionen, Angst und Persönlichkeits-störungen im Vordergrund, andere Stationen (P17, P18, P20, P28) haben eine gemischte Diagnose-struktur.

    ❚ Teilstationäre BehandlungDie Tagesklinik in Schwäbisch Hall ist seit November 2002 in Betrieb. Sie befindet sich auf dem Gelände des Diakonie-Klinikums. Die Tages-klinik bietet 25 Behandlungsplätze und hat sich als wichtiger Partner im Gemeindepsychiatrischen Ver-bund etabliert. Gesellschafter der gGmbH sind die Samariterstiftung Nürtingen, das Evangelische Dia-koniewerk Schwäbisch Hall e.V. und das Klinikum am Weissenhof in Weinsberg. Die Tagesklinik in Heilbronn ist seit Juni 2007 eröffnet und bietet der-zeit 20 Behandlungsplätze. Durch die Eröffnung beider Tageskliniken konnten Vorgaben zur wohnortna-hen Behandlung deutlich verbes-sert werden.

  • 10

    Kreatives Gestalten in der Beschäftigungs-

    therapie

    11

    Kliniken

    Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie

    Chefarzt: Prof. Dr. med. Hans-Jürgen LudererPflegedienstleitung: Angelika NothelferSekretariat: Ulrike KunzeTel. 07134 75-1020, Fax [email protected]

    Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) Sekretariat Tel. 07134 75-1160, Fax [email protected]

    Psychiatrische Tagesklinik HeilbronnGutenbergstr. 11-15, 74074 HeilbronnTel. 07131 12330-110, Fax-192

    Tagesklinik für Psychiatrie und PsychotherapieDiakoniestr. 10, 74523 Schwäbisch HallTel. 0791 753-9100, Fax -9190 [email protected]

    Stationen: P2, P3, P9, P16, P17, P18, P20, P28Psychiatrische Tagesklinik Heilbronn (P60)Psychiatrische Tagesklinik Schwäbisch Hall

    ❚ Psychiatrische InstitutsambulanzenDie Klinik für Allgemeine Psychia-trie und Psychotherapie unterhält Psychiatrische Institutsambulan-zen in Weinsberg, Heilbronn und Schwäbisch Hall (gGmbH). Eine Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) versorgt Patienten, die von der Art und Schwere ihrer Erkran-kung einer besonderen Behandlung bedürfen. Sie arbeitete anfangs vor allem als Nachbetreuungsam-bulanz, in der die Patienten von Fachärzten betreut wurden, die vorher für die stationäre Behand-lung zuständig waren. In den letzten Jahren hat einer-seits die Anzahl der von nieder-gelassenen Ärzten überwiesenen Patienten erheblich zugenommen. Andererseits hat sich die PIA von einer dezentralen zu einer zentra-len Struktur mit eigener ärztlicher Leitung weiterentwickelt. Zudem werden von der PIA inzwischen mehrere Heime betreut, in denen besonders schwer chronisch psy-chisch kranke Patienten leben.

    ❚ Zukünftige PlanungAm Standort Schwäbisch Hall ist in den nächsten Jahren die Erwei-terung von 25 vollstationären Bet-ten zu erwarten. Derzeit befindet sich das Vorhaben in der Umset-zungsplanung. In Schwäbisch Hall soll gemeinsam mit der vollsta-tionären Einheit, der Tagesklinik

    und der PIA ein Versorgungsan-gebot (gemeindepsychiatrisches Zentrum) entstehen, das in dem ferneren östlichen Einzugsgebiet des Klinikums eine wohnortnahe, fachkompetente und vernetzte Behandlung ermöglichen soll.Ein weiterer Schwerpunkt im nächsten Jahr ist die Erweiterung des Angebotes der Psychiatrischen Institutsambulanzen in Schwä-bisch Hall und Heilbronn.

    ❚ Therapeutisches SpektrumDas therapeutische Spektrum um-fasst zahlreiche biologische und psychosoziale Therapieverfahren. Als biologische Verfahren kommen neben der Psychopharmakothera-pie die Wachtherapie (therapeu-tischer Schlafentzug bei depres-siven Episoden) und in Einzelfällen die Elektrokrampftherapie zum Einsatz. Zu den psychotherapeu-tischen Angeboten zählen neben Einzelgesprächen verschiedene Gruppenpsychotherapien sowie störungsspezifische psychoeduka-tive Gruppen sowohl für Patienten mit Schizophrenien und ähnlichen Störungen als auch für Patienten mit affektiven Störungen. Eine der Hauptaufgaben der Pflege ist es, den ihr anvertrauten Menschen in seinem Anpassungs-prozess und bei seinen Alltags-anforderungen zu begleiten und zu unterstützen. Psychiatrische Erkrankungen gehen immer mit

    einer Beziehungsstörung einher, deshalb kommt in der psychia-trischen Pflege dem Beziehungs-prozess als notwendige Basis und als Methode der psychiatrischen Pflege eine besondere Bedeutung zu. Bei schwerkranken Patienten kommen Sicherstellung hygieni-scher Maßnahmen im unmittelba-ren Patientenumfeld, Sicherstel-lung der Nahrungsaufnahme und Begleitung bei Wegen außerhalb der Station dazu. Zudem wird von Seiten der Pflege eine Vielzahl von Hilfen angeboten, mit denen die alltagspraktischen Fertigkeiten gefördert werden.

    ❚ BegleittherapienIn der Klinik steht ein breites Angebot von Begleittherapien zur Verfügung. Ziele dieser Ver-fahren sind, ähnlich wie bei pflegerischen Aktivitäten, Tages-strukturierung, Training alltags-praktischer Fertigkeiten, Training des Konzentrationsvermögens, zu-sätzlich aber auch die Förderung der Kreativität. Bei einigen die-ser Therapien steht die Anregung zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person im Vordergrund. Sie werden deshalb als psycho-therapeutische Begleittherapien bezeichnet.Zu den tagesstrukturierenden und Kreativität fördernden Angeboten zählen unter anderem die ver-schiedenen beschäftigungsthera-

    Diagnosegruppen 2009

    Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen

    40,9 %

    Affektive Störungen 23,7 %

    Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 4,5 %

    Organische Störungen 2,9 %

    Psychische und Verhaltens-störungen 1,6 %

    Sonstige 1,5 %

    Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 24,9 %

    peutischen Verfahren. Arbeiten mit Holz und Speckstein, Seiden-malerei, Arbeit mit Pflanzen in der grünen kreativen Therapie oder das Haushaltstraining und vieles andere bieten die Möglich-keit, handwerkliche Fertigkeiten zu erlernen und schöne Dinge zu gestalten. Die allgemeinbildende zukunftsorientierte Therapie ist ein spezielles Training für Pati-enten, die im Berufsleben vor allen Dingen geistig beansprucht werden. Zudem besteht die Mög-lichkeit des Trainings von Fähig-keiten wie Rechtschreibung, For-mulierung von Geschäftsbriefen, bis hin zum Umgang mit Compu-tern. Zum gezielten Training von Konzentration und Gedächtnis steht ein computerunterstütztes Trainingsprogramm („Cogpack“) zur Verfügung. Die Arbeitsthera-pie dient der Überprüfung und der Steigerung der Leistungsfähigkeit durch gezieltes Training. Sie ist in zwei Stufen gegliedert. In der Arbeitstherapie Verpackung und Montage werden zunächst Kon-zentration und Leistungsfähigkeit eingeschätzt und die weiteren Einsatzmöglichkeiten geplant. Je nach Interessen und Leistungsver-mögen können dann in holz- und metallverarbeitenden Werkstät-ten anspruchsvollere Tätigkeiten trainiert werden. Bei den psycho-therapeutischen Begleittherapien (Bewegungstherapie, Kunstthe-

    rapie, Musiktherapie) handelt es sich um überwiegend nonverbale Behandlungsformen. Angeboten werden stations- und sektorüber-greifende homogene Gruppen, aber auch Einzeltherapien.Von den Mitarbeitern der Bewe-gungstherapie werden Gruppen- sowie Einzeltherapien für Patien-ten mit schizophrenen Störungen, mit depressiven Störungen, mit Abhängigkeitsstörungen, mit geri-atrischen Störungen und mit psychosomatischen Störungen an-geboten. Ziele der Therapie sind zum einen die Verbesserung des Zugangs zum eigenen Körper und andererseits die Besserung der krankheitsbedingt beeinträchtig-ten Motorik. In der Kunsttherapie tritt der Patient durch den Prozess des Gestaltens mit Kreide, Tusche, Farbe, Ton, Holz oder Stein in Kon-takt zu seinem inneren Erleben. Im reflektierenden Gespräch kön-nen vorher unbewusste Bildinhalte bewusst werden. Die im Gestalten gemachten Erfahrungen, in Ver-bindung mit den über das Bild ge-wonnenen Erkenntnissen, ermögli-chen den therapeutischen Prozess. Manche Patienten können sich besser mit Tönen als über Bilder erleben und darstellen. In der Musiktherapie wird das aktive Musizieren und das rezeptive Mu-sikhören als Kommunikations- medium zum Erzielen therapeu-tischer Effekte genutzt.

    ❚ AngehörigenarbeitEin weiter wichtiges Tätigkeits-feld ist die Angehörigenarbeit. Ge-genwärtig bietet die Klinik eine stationsübergreifende Gruppe für Angehörige aller Stationen an (Station P16) und zusätzlich zwei Angehörigengruppen für Angehö-rige von Stationen der Station P9 und P20. Alle Gruppen werden als offene Gesprächskreise geführt und bieten einerseits Informati-onen aus klinischer Sicht; anderer-seits versuchen sie, Verständnis für die Situation der Betroffenen zu vermitteln und die Angehörigen durch individuelles Eingehen auf deren persönliche Fragen und Pro-blemschilderungen emotional zu entlasten.

    Vollstationär Teilstationär

    Ø Belegte Betten bzw. Plätze 216 28

    Ø Nutzungsgrad 108,54 % 100 %

    Fallzahl 2.155 298

    Belegungstage 78.721 7.123

    Ø Verweildauer in Tagen 36,53 23,90

    Jahresstatistik 2009

  • 13

    Kliniken

    12

    Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

    12 13

    KlinikenKliniken

    ❚ GrundlagenIm deutschen Strafrecht besteht ein zweigeteiltes System von Strafen und Maßregeln. Bei Schuldunfähigen oder ver-mindert Schuldfähigen können statt oder neben einer Strafe freiheitsentziehende Maßregeln der Besserung und Siche-rung angeordnet werden. Die strafrechtliche Unterbrin-gung zur Behandlung hat zwei Formen: Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus (§ 63 StGB) und die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt (§ 64 StGB). Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus be-trifft psychisch kranke Straftäter, wobei eine verminderte Schuldfähigkeit bzw. Schuldunfähigkeit Voraussetzung für eine derartige Unterbringung ist. Die Unterbringung in ei-ner Entziehungsanstalt betrifft suchtkranke Straftäter, eine verminderte Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit ist hier nicht Voraussetzung. Die Unterbringung im Maßregelvollzug dient gleichzeitig der Behandlung der Patienten und dem Schutz der Bevölkerung. Sie zielt insbesondere darauf ab, dass die Patienten nach abgeschlossener Behandlung und Entlassung nicht mehr einschlägig straffällig werden.

    ❚ Derzeitige Struktur der KlinikIn der Klinik werden sowohl Un-terbringungen in einem psychi-atrischen Krankenhaus (Landge-richtsbezirk Heilbronn) als auch Unterbringungen in einer Entzie-hungsanstalt (Landgerichtsbezirke Heilbronn, Mosbach und Ellwan-gen) vollzogen. Für die beiden Bereiche stehen 98 Planbetten zur Verfügung.In einem neu errichteten Gebäu-dekomplex, der am 18. Mai 2006 offiziell eingeweiht wurde und sei-nen regulären Betrieb am 19. Juni 2006 aufgenommen hat, befinden sich die besonders gesicherten Aufnahme- und Krisenstationen, mit jeweils 25 Planbetten für die beiden Bereiche. Im Obergeschoss des Gebäudes befinden sich vier Stationseinheiten (je 12 bzw. 13 Planbetten) und im Erdgeschoss liegen Funktionsräume u. a. der Arbeits-, Kunst- und Bewegungs-therapie, eine Zahnarztpraxis und eine Patientenbibliothek.

    Für beide Bereiche steht jeweils eine offene bzw. teilgeschlos-sene Station mit 24 Planbetten zur Verfügung. In der Behandlung vorangeschrittene und gelockerte Patienten aus dem Bereich der gemäß § 63 StGB Untergebrachten befinden sich zunächst auf einer fakultativ geschlossenen Station, auf der eine intensive Therapie der zugrundeliegenden Erkran-kung und des Einweisungsdeliktes erfolgt. In der Endphase der Be-handlung erfolgt eine Verlegung in eine offen geführte Wohngruppe im Obergeschoss der Station, in der abschließende Maßnahmen der Rehabilitation und die Vorbe-reitung der Wiedereingliederung in die Gesellschaft erfolgen. Die Patienten aus dem Bereich der nach § 64 StGB Untergebrachten befinden sich, nach entspre-chender Vorbereitung, auf der offenen Station, in der sie die ei-gentliche Kerntherapie (Entwöh-nungsbehandlung) durchlaufen. In der Entlassvorbereitung werden

    der Stabilisierung, Rehabilitation und Wiedereingliederung die-nende Maßnahmen vorgenommen. Drogenabhängige durchlaufen die Entlassvorbereitungsphase (extra-murale Belastungserprobung) in der Regel in einer Adaptionsein-richtung einer externen Sucht-fachklinik. Besonders gefährliche bzw. besonders sicherungsbedürf-tige Patienten werden weiterhin im speziell ausgestatteten Zen-trum für Psychiatrie Wiesloch be-handelt.

    ❚ Therapie und PflegeZiel der Behandlung ist die Ver-meidung weiterer Delinquenz durch eine erfolgreiche Therapie. Es erfolgt eine ausführliche dia-gnostische Abklärung und gegebe-nenfalls Begutachtung.Für die verschiedenen Patienten-gruppen werden störungs- und diagnosenorientiert verschieden-artige Behandlungsmaßnahmen in Kombination angewandt, wobei eine enge Zusammenarbeit der

    Duale Klinikleitung: Chefarzt und Ärztlicher Direktor Dr. med. Matthias Michel,bisheriger Pflegedienst-leiter Erwin Stech (bis 30.06.2010) und Pflegedienstleiterin Alice Stumpf (seit 01.07.2010)

  • ❚ AusblickDie dual geleitete Ambulanz zur Nachbetreuung der entlassenen Patienten wird kontinuierlich ausgebaut. Dieses Angebot wird multiprofessionell durch die Mit-arbeiter des stationären Bereichs vorgehalten, so dass den Pati-enten auch nach der Überleitung aus dem stationären Setting bzw. der Entlassung bekannte Behand-ler zur Seite stehen.

    Im Bereich der Arbeitstherapie planen wir verschiedene Aus-bildungsgänge für die Patienten aufzubauen, um ihnen die Mög-lichkeit einer beruflichen Weiter-qualifizierung zu geben.

    Nachdem 2009 umfangreiche Schulungen in Bezugspflege/Pfle-gediagnosen durchgeführt wur-den, erfolgt 2010 eine weitere Stabilisierung des Erlernten im Pflegeprozess.Der stellvertretende Pflegedirek-tor und langjährige Pflegedienst-leiter der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Erwin Stech, wird Mitte des Jahres in den Ruhestand gehen. Mit der Pflegedienstleiterin der Foren-sischen Klinik des PZN Wiesloch, Alice Stumpf, konnte eine erfah-rene Kollegin für die Nachbeset-zung gewonnen werden.

    14

    Blick in ein Patientenzimmer

    15

    Kliniken

    Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

    Chefarzt: Dr. med. Matthias MichelPflegedienstleitung: Alice Stumpf

    Sekretariat: Carmen BeingesserTel. 07134 75-1720, Fax [email protected]

    Stationen: M10, M11, M31, M32, M33, M34

    Vollstationär

    Ø Belegte Betten bzw. Plätze 99

    Ø Nutzungsgrad 99 %

    Fallzahl 49

    Belegungstage 36.205

    Ø Verweildauer in Tagen 738,88

    Jahresstatistik 2009

    Teambesprechung

    Blick in den Speisesaal der Station M11

    verschiedenen Berufsgruppen im multiprofessionellen Team erfolgt. Die verschiedenen psychothera-peutischen Behandlungselemente werden sowohl einzeln als auch in Gruppen angewandt. Ergänzend kommen Psychoedukation und so-ziales Kompetenztraining zur An-wendung. Verschiedene Entspan-nungsverfahren können erlernt werden. Ergotherapie, Arbeits-therapie sowie Kunst- und Bewe-gungstherapie werden angeboten. Für Patienten mit Migrationshin-tergrund wird ein Deutschunter-richt vorgehalten. Im Bereich der Arbeitstherapie wurde ein Arbeits-bereich „Gärtnerei“ eingeführt, der eine sinnvolle Alternative zur bisherigen industriellen Arbeits-therapie darstellt. Störungsbezo-gen modifizierte kriminalthera-peutische Behandlungsmethoden werden angewandt. Des Weiteren werden durch den Pflegedienst tagesstrukturie-rende, beschäftigungstherapeu-tische und freizeitgestalterische Projekte durchgeführt. Zu den pflegerischen Gruppenangebo-ten gehören z. B. Bezugsgruppe, soziales Training, Genussgruppe, Zeitungsgruppe, Gartengruppe oder verschiedene Entspannungs-gruppen. Die positive Gestaltung des Stationsmilieus ist von außer-ordentlicher Bedeutung für das aggressions- und gewaltfreie Mit-einander.

    Durch die engmaschige Betreuung des Pflegedienstes, verbunden mit der motivierenden Arbeit zur Ver-besserung der Behandlungsbereit-schaft, nehmen die Pflegefach-kräfte eine zentrale Rolle für die Entwicklungsmöglichkeiten der Patienten ein. Es erfolgt eine enge Zusammen-arbeit aller mit den Patienten arbeitenden Berufsgruppen. Re-gelmäßige interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen sind obligatorisch.Interdisziplinäre Fall- und Grup-pensupervisionen gehören zum Standard unserer Klinik.

    Wesentlicher Aspekt des Settings ist die Beziehung des Patienten zum Therapeuten und der fest zugeordneten Pflegefachkraft als Bezugsperson. Die Qualität der therapeutisch/pflegerischen Be-ziehung besitzt neben dem pro-gnostischen Wert für die Psycho-therapie auch einen bedeutsamen Sicherheitsaspekt. Gleichzeitig wird die therapeutisch/pflege-rische Beziehung und Arbeit so-wohl im Rahmen interner als auch externer Supervision kritisch re-flektiert bzw. überprüft.

    Die Gewährung von Lockerungen orientiert sich an einem differen-zierten Stufenprogramm. In die Entscheidungsfindung werden un-ter anderem die bisherige Delin-

    quenz und die zur Einweisung füh-renden Straftaten, die Diagnose und das Persönlichkeitsprofil, das Verhalten während der Unterbrin-gung, der Behandlungsverlauf so-wie die Gefahr eines Missbrauchs der Lockerungen zur Flucht oder zur Begehung von Straftaten sowie deren gegebenenfalls zu erwar-tender Schweregrad einbezogen und kritisch im Team überprüft. Eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den zuständigen Staatsanwaltschaften und Gerich-ten ist selbstverständlich, wobei deren Zustimmung bei Locke-rungen, die mit einem Aufenthalt außerhalb des Klinikgeländes ver-bunden sind, grundsätzlich erfor-derlich ist.

    In der Endphase erfolgen Maß-nahmen zur Resozialisierung und Reintegration in die ursprüngliche Heimatregion (Wohnung, beruf-liche Wiedereingliederung), wo-bei die Stabilität der sozialen Be-ziehungen geprüft und gefördert wird.

    Die Behandlungsdauer beträgt im Rahmen einer Unterbringung in ei-ner Entziehungsanstalt (§ 64 StGB) durchschnittlich etwa 20 Monate, im Rahmen einer Unterbringung in einem Psychiatrischen Kranken-haus (§ 63 StGB) durchschnittlich etwa 6 Jahre.

    Diagnoseverteilung 2009

    Intelligenzminderung 2,7 %

    Sonstige10,9 %

    Alkoholabhängigkeit 26,5 %

    Drogenabhängigkeit 41,5 %

    Psychotische Störungen 18,4 %

  • 16

    Wesentliche Ziele der vergangenen zwei Jahre waren auf die Konsolidierung der Gerontopsychiatrischen Tagesklinik mit 15 Behandlungsplätzen in Heilbronn und die Integra-tion des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) mit den Disziplinen (Geronto-)Psychiatrie und Neurologie in den Klinikbetrieb gerichtet. Beide Entwicklungen dienen der Intensivierung der ambulanten und teilstationären Arbeit und der verbesserten Vernetzung des stationären mit dem prä- und poststationären Behandlungsbereich.Während in der Tagesklinik überwiegend Patienten aus dem stationären Bereich, die an affektiven Erkrankungen leiden, weiterbehandelt werden, die hierdurch deutlich früher entlassen werden können (und aufgrund unzurei-chender Behandlungskapazitäten auch müssen), richtet sich das Angebot des MVZ hauptsächlich an Patienten mit affektiven und psychotischen Erkrankungen sowie De-menzsyndromen überwiegend infolge neurodegenerativer Erkrankungen, die durch die bisherigen ambulanten Ver-sorgungsstrukturen nicht ausreichend betreut werden; weiterer Schwerpunkt ist die diagnostische Evaluation

    Duale Klinikleitung: Chefarzt Dr. med. Rainer Schaub, Dipl.-Psych. und Pflegedienstleiterin Heiderose Neumaier

    Klinik fürGerontopsychiatrie und Psychotherapie

    17

    Kliniken

    von Gedächtnisproblemen bei Äl-teren (Gedächtnissprechstunde). Schließlich ist die Klinik seit Ende 2009 als Ausbildungs- und Lehrkli-nik der Deutschen Akademie für Gerontopsychiatrie und Psycho-therapie (DAGPP) zertifiziert.

    Somit ist jetzt eine durchgehende „Behandlungskette“ vorhanden, die die Elemente einer ambu-lanten fachärztlichen Versorgung, der psychiatrischen Betreuung in der Institutsambulanz, der tages-klinischen und der vollstationären Behandlung beinhaltet. Je nach Er-krankungsschwere und -art stehen damit aufeinander abgestimmte, differenzierte Interventionen zur Verfügung. Leider konnte die Rea-lisierung eines aus psychiatrischer Sicht erforderlichen gerontopsy-chiatrischen Konsil- und Liaison-dienstes zur adäquaten Versorgung der umliegenden Krankenhäuser aufgrund der personellen Eng-pässe nicht mehr aufrechterhalten werden. Ebenso mussten aufgrund

    des Ärztemangels die ambulanten PIA-Angebote eingeschränkt wer-den, was die Versorgungssituation in der Region für ältere Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen deutlich verschlechtert. Die Ent-wicklung der Personalsituation im ärztlich-therapeutischen Bereich nimmt gerade für die älteren Patienten, die häufig auch an rele-vanten somatischen Erkrankungen gleichzeitig leiden, bedrohliche Züge an. Damit können notwen-dige Entwicklungsschritte hin zu einer modernen psychiatrischen Versorgung in der Region aktuell nicht weiter vorangebracht wer-den.

    An der Verteilung der Aufnahmen aus den zur Versorgungsregion gehörenden Kreise zeigt sich die Unterversorgung der „standortfer-nen“ Kreise deutlich: Die Regionen Hohenlohe und Schwäbisch Hall sind hier deutlich unterrepräsen-tiert (< 20 %), was aufgrund der regionalen Bevölkerungszahl und

    Altersschichtung nicht zu erklären ist, sondern nur durch das Fehlen geeigneter ortsnaher qualifizierter Therapieangebote – mit der Folge einer weniger angemessenen (z. B. in somatischen Kliniken) oder auch gänzlich ausbleibenden Behandlung. Ebenfalls finden sich hier längere stationäre Aufent-haltsdauern, die durch geeignete teilstationäre Angebote verkürzt werden könnten. Hinsichtlich des behandelten Diagnosespektrums ergeben sich weiterhin die erwar-teten Proportionen von affektiven (überwiegend depressiven) Stö-rungen und organischen und psy-chotischen Störungen im weiteren Sinne. Die „Arbeitsteilung“ mit der Klinik für Suchttherapie des Klinikums am Weissenhof (ältere Patienten mit Suchterkrankungen werden dort behandelt, solange nicht ein dementielles Syndrom oder eine kognitive Störung im Vordergrund stehen) funktioniert reibungslos und soll auch beibe-halten werden.

  • 18

    Entspannungsraum

    19

    Kliniken

    Zwei weitere Entwicklungen müs-sen hier Erwähnung finden: Die Anzahl erforderlicher ambulanter und (teil)stationärer Behandlun-gen steigt rasch an, in unmittel-barer Folge muss die Behandlungs-dauer außerordentlich kurz gehalten werden, so dass bei einer im Landesdurchschnitt schon sehr niedrigen Bettenmessziffer in der Versorgungsregion eine immer stärker an bloßer Notfallversor-gung orientierte Behandlungs- philosophie greift. Folgen sind zunehmende Drehtüreffekte und – besonders besorgniserweckend in der Gerontopsychiatrie – Heim-einweisungen, die unter ausrei-chender Behandlungsintensität und -dauer wahrscheinlich ver-meidbar wären. Nicht alle Patien-ten, die stationär behandelt wer-den müssten, können diese Behandlungsform auch tatsächlich ausreichend in Anspruch nehmen – intensivierte und differenzier-tere ambulante Interventions-formen können hier zwar zur Ent-lastung beitragen, nicht aber die demografische Entwicklung kom-pensieren. Wenn aber die erfor-derlichen Mitarbeiter nicht mehr verfügbar sind, kann auch diese Möglichkeit nicht genutzt werden! Dringend erforderlichen Auswei-tungen des Versorgungsangebotes stehen fehlende Ressourcen ins-besondere im ärztlich-therapeu-tischen Bereich gegenüber. Trotz

    umfassender Delegation ärztlicher Tätigkeiten an Mitarbeiter ande-rer Berufsgruppen (so werden mittlerweile Blutentnahmen, teil-weise auch neuropsychologische Testungen von hierfür eigens ein-gestellten Arzthelferinnen durch-geführt) bleibt das Nadelöhr im ärztlich-therapeutischen Bereich bestehen.

    Als Mitglied im Pflegenetz Heil-bronn, einer bundesweit einma-ligen Kooperation von Pflegeleis-tungserbringern im Stadt- und Landkreis Heilbronn, beteiligt sich die Klinik aktiv an einer stetigen Verbesserung der Pflegequalität im Rahmen von Arbeitsgruppen und begleitet die Weiterentwick-lungen von zukunftsorientierten Projekten, z. B. elektronische Pa-tientenakte und „Sensortechnik”. Das Vorhaben „Sensortechnik” hat zum Ziel, Menschen mit Demenz möglichst lange ohne größere Ein-schränkungen in ihrem häuslichen Umfeld belassen zu können. Des Weiteren ist die Klinik Teilneh-mer in dem Arbeitskreis „Präven-tion von Zwang und Gewalt in der Psychiatrie“ und stellt sich dem überregionalen Benchmarking von Zwangsmaßnahmen. Die na-tionalen Expertenstandards der Pflege bilden Handlungsempfeh-lungen für die Pflegepraxis. Bei der Entwicklung des Experten-standards „Ernährungsmanage-

    ment zur Sicherstellung und För-derung der oralen Ernährung in der Pflege” war ein Mitarbeiter der Klinik in der Expertengruppe tätig. Ebenso war die Klinik Refe-renzhaus zur Implementierung des Expertenstandards in die Praxis.

    ❚ Teilstationärer Bereich Seit der Eröffnung der Tagesklinik für Gerontopsychiatrie in Heil-bronn ist das Klinikum am Weis-senhof erstmals mit einem eige-nen Standort außerhalb Weinsberg vertreten. Die Nutzung der 15 Behandlungsplätze für die Stadt und den Landkreis Heilbronn hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugenommen, so dass die Auslastung phasenweise bei deut-lich über 100 % lag. In den Jahren 2008/2009 wurden je 113 bzw. 133 Patienten tagesklinisch in Heil-bronn behandelt, die Behandlungs-zeiten betrugen durchschnittlich 34 bzw. 30 Tage, was im Vergleich sehr kurze Therapiezeiten dar-stellt, die sich hauptsächlich aus kapazitären Begrenzungen erklä-ren. Realistischerweise wird das Tagesklinikangebot für Ältere in der Region erweitert werden müs-sen. Behandelt werden vorwie-gend Patienten mit depressiven Störungen, aber auch alle anderen Patientengruppen mit funktio-nellen Störungen (Angsterkran-kungen, somatoforme Störungen, psychotische Erkrankungen etc.),

    wenn die Schwere und Akuität der Erkrankung dies zulässt. Das medizinisch-therapeutische und pflegerische Angebot der Tages-klinik reicht von der vollständigen Aufnahmediagnostik bis zu einem umfangreichen Therapiekatalog, die Therapien werden, soweit möglich, in Therapiegruppen an-geboten.

    ❚ Stationärer Bereich Im stationären Bereich der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psy-chotherapie werden unverändert alle Patienten behandelt, die das 63. Lebensjahr überschritten haben. Jüngere Patienten mit Demenzerkrankungen werden ebenfalls gerontopsychiatrisch be-treut. In den Jahren 2008/2009 waren dies 1215 und 1238 Pati-enten bzw. stationäre Behand-lungen, d. h. eine gegenüber 2007 in etwa konstante Inanspruch-nahme bei allerdings bereits laufender tagesklinischer Entla-stung. Das Geschlechterverhältnis der Patienten beträgt – analog den Verhältnissen in der Bevölkerung – unverändert etwa 1,6 : 1 (Frauen : Männer). Die mittlere Verweil-dauer hat gegenüber dem Vorjahr noch einmal abgenommen (2008 und 2009: 20,9 bzw. 20,3 Tage), der Patienten-Altersdurchschnitt lag unverändert bei etwa 76,1 Jahren, jedoch zeigt sich eine Tendenz zur Zunahme in den hö-heren Altersgruppen.

    ❚ Stationen Die Abteilungsstruktur mit einer Binnendifferenzierung des sta-tionären Bereichs nach diagnos-tischen Schwerpunkten hat sich bewährt und wird fortgeführt: Die offen geführte psychiatrisch-psychotherapeutische Station G6 für Patienten mit depressiven und Angsterkrankungen, die ge-schützten Stationen für Patienten mit ausgeprägteren Demenzer-krankungen G7 sowie die Sta-tion G66 für Patienten, die an

    psychotischen Erkrankungen und Delir-Syndromen leiden, oder für Patienten in schweren suizida-len Krisen und anderen psychiat-rischen Ausnahmesituationen. Die Patienten werden, wenn möglich, direkt auf den jeweiligen Stationen aufgenommen. Dadurch bleibt von der Aufnahme bis zur Entlassung und gegebenenfalls auch im ambu-lanten Bereich durch Behandlung in der PIA die ärztlich–therapeu-tische Beziehungskontinuität ge-wahrt. Entsprechend den Diagno-sespektren ist das therapeutische Angebot der jeweiligen Bereiche fokussiert: Psychotherapeutisch-psychiatrische Interventionen be-stimmen das Handlungsfeld der Station G6, das Schwergewicht liegt dabei auf verhaltens- und gesprächstherapeutisch ausge-richteten Zugangswegen zu den Patienten. Im Demenz- und Psy-chosebereich werden neben den klassischen Handlungsformen im psychiatrischen Bereich (psy-chopharmakologische Interven-tionen, tagesstrukturierende, orientierungsfördernde Angebote etc.) verhaltens- und kontingenz-analytische Methoden verwen-det. Neben den mittlerweile in der gesamten Klinik vorhandenen stations- bzw. diagnosespezifisch ausgerichteten Angehörigenbe-treuungsgruppen findet intensive Patienten- und Angehörigenbera-tung durch Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und Pflegekräfte statt.

    Unsere Pflegekonzeption bildet die Grundlage für das tägliche Handeln aller Pflegekräfte und beschreibt pflegerische Angebote der Klinik. Der Aufbau tragfähiger Beziehungen zwischen Patienten und Pflegenden bildet die Basis der pflegerischen Arbeit.Mit diesem Hintergrund erarbei-ten die Pflegeteams zur Zeit die Rahmenbedingungen zur Imple-mentierung der primären Pflege. Dies bedeutet im Kern, dass eine

    Pflegefachkraft die persönliche Verantwortung für die Pflege ihres Patienten während seines (ge-samten) Krankenhausaufenthaltes übernimmt. Sie plant die Pflege mit ihrem Patienten und führt diese nach Möglichkeit selbst durch. Dadurch können die Pati-enten bei der Wiederaneignung der selbstständigen Bewältigung alltagspraktischer Anforderungen oder der Erhaltung und Förde-rung vorhandener Ressourcen durch Pflegekräfte noch inten-siver unterstützt werden. Hierzu zählen u. a. Angebote zur För-derung der Selbstständigkeit im Alter („SimA Training”), euthyme Behandlungsmethoden zur Sin-neswahrnehmung, soziales Kom-petenztraining oder das Entspan-nungstraining nach Jacobson. Der Einsatz ätherischer Öle unter-stützt medizinisch-therapeutische Behandlungsmethoden, etwa bei Schlafstörungen oder auch zur Entspannung unruhiger Patienten. Die Anwendung von Klangschalen als weitere komplementäre Ein-satzmöglichkeit, speziell bei der Behandlung von Patienten mit Depressionen und Angstzustän-den, hat sich in der Praxis bestens bewährt.Mit zunehmendem Alter steigt das Sturzrisiko in erheblichem Um-fang. Um Stürze zu verhindern und Sturzfolgen zu mindern, führen wir ein umfangreiches Interventi-onsprogramm zur Sturzprophylaxe durch. Dazu wurde der nationale Expertenstandard „Sturzprophy-laxe in der Pflege“ auf den Stationen implementiert. Die „Nationalen Expertenstandards Schmerzmanagement“ und „Deku-bitusprohylaxe in der Pflege“ sind eingeführt und wurden bereits evaluiert. Des Weiteren wurden die Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wun-den”, „Förderung der Harnkonti-nenz in der Pflege” und „Ernäh-rungsmanagement zur Sicherstel- lung und Förderung der oralen

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    Kliniken

    psychosozialen Belastung, die die Betreuung älterer psychisch kranker Menschen mit sich bringt, besser auseinandersetzen zu kön-nen. Hintergrund dieser Ange-bote ist die Erkenntnis, dass die psychische Verfassung von älteren Patienten häufiger von deren so-zialer Integration und ihren Inter-aktionsmöglichkeiten bestimmt wird, als vom Verlauf der Erkran-kung selber. Zugleich ist mittler-weile gut belegt, dass der Zeit-punkt von Institutionalisierungen stark von der häuslichen oder familiären Betreuungssituation abhängt, mithin gut unterstützte Angehörige entscheidend dazu beitragen können, eine Institutio-nalisierung erst zu einem späteren Zeitpunkt nötig werden zu lassen. Neben den Aktivitäten in den patientenbezogenen, an die je-weilige Station angebundenen Angehörigengruppen, waren die Mitarbeiter der Klinik weiterhin an einer Vielzahl von Vortrags- und Weiterbildungsveranstaltungen mit Themen aus dem Bereich Altern und psychische Erkran-kungen im Alter in der gesamten Versorgungsregion beteiligt.

    ❚ Zukünftige Entwicklung Hauptziel bleibt es, mittel- und langfristig Versorgungsstrukturen zu schaffen, die trotz der demo-grafischen Entwicklung und der gegenläufigen Entwicklung der Ressourcen ein qualitativ wie quantitativ ausreichendes psycho-soziales Therapieangebot ermögli-chen. Dies ist in einer ländlichen Region ohne Großstadt- oder Uni-versitätsnähe besonders schwer zu realisieren, weil die Vorausset-zungen, hierfür geeigneten (insbe-sondere ärztlichen) Nachwuchs zu finden, besonders ungünstig sind und die geringere Standortattrak-tivität nicht durch entsprechend attraktivere Rahmenbedingungen kompensiert werden. Dennoch kann das Ziel adäqua-ter Versorgungsstrukturen aktuell am ehesten durch den weiteren Ausbau teilstationärer und ambu-lanter Behandlungsformen verfolgt werden, etwa durch den Ausbau ambulanter und teilstationärer Therapieangebote, deren Integra-tion in den stationären Bereich allerdings erforderlich bleibt, um dem Ziel einer integrierten „Be-handlungskette“ näher zu kom-men. Darüber hinaus wird die intensivere Kooperation mit an-deren somatischen Abteilungen,

    z. B. im Rahmen von gerontopsy-chiatrischen Liaisondiensten oder auch – perspektivisch – gemeinsam betriebenen gerontopsychiatrisch-geriatrischen Abteilungen an Be-deutung gewinnen.

    Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie

    Chefarzt: Dr. med. Rainer Schaub, Dipl.-Psych.Pflegedienstleitung: Heiderose Neumaier

    Sekretariat: Nadja Hadasch Tel. 07134 75-1620, Fax [email protected]

    Institutsambulanz (PIA): Sekretariat: Cornelia Hoos Tel. 07134 75-1660, Fax -1699 [email protected]

    Psychiatrische Tagesklinik Heilbronn Gutenbergstr. 11-15, 74074 HeilbronnTel. 07131 12330-0, Fax -190

    Gerontopsychiatrischer Schwerpunkt (GPSP): Leitung: Ingeborg Thurner-Dierolf Tel. 07134 75-1605, Fax [email protected]

    Stationen: G6, G7, G66, Psychiatrische Tagesklinik Heilbronn (G61)

    Diagnosespektrum 2009

    Substanzgebundene Abhängigkeits-

    erkrankungen 2,0 %

    Sonstige 1,8 %

    Neurotische und Persönlichkeits- störungen 2,9 %

    Organisch bedingte Psychosen 5,0 %

    Schizophrenie, Psychosen 10,3 %

    Demenz 11,2 %Delir 38,2 %

    Bipolare und unipolare affektive Erkrankungen 28,6 %

    Ernährung in der Pflege” in der Klinik implementiert. Hierfür hat die Klinik speziell Fachkräfte zum Wundmanager, zur algesiologischen Fachassistenz und zur Fachkraft für Kontinenzstörungen bei älteren Menschen ausbilden lassen.Menschen mit Demenzerkran-kungen sind häufig nicht mehr in der Lage, über ihr Befinden, ihre Vorlieben oder Ängste, ihre Ge-fühle und Empfindungen Auskunft zu geben.Auf der Grundlage des Snoeze-lens, der klientenzentrierten Gesprächsführung und der Prä-therapie versuchen ausgebildete Pflegekräfte sich wieder Zugang zu dem Patienten zu verschaf-fen. Mit dem Einsatz des Demen-tia Care Mapping DCM überprüfen wir ein- bis zweimal jährlich das Wohlbefinden unserer Patienten mit Demenz.

    ❚ Institutsambulanz (PIA)Seit dem Jahr 2002 ist es auch in Baden-Württemberg psychiat-rischen Kliniken möglich, Pati-enten, die im ambulanten Ver-sorgungssystem nicht ausreichend behandelt werden können, durch Psychiatrische Institutsambu-lanzen (PIA) zu betreuen. Ins-besondere ältere psychisch er-krankte Patienten sind im System der traditionellen ambulanten Versorgung aufgrund ihrer beson-deren Bedürfnisse und Problembe-

    reiche eher unterversorgt, daher stellt die PIA eine notwendige und sinnvolle, aber nicht hinrei-chende Erweiterung der Versor-gungsmöglichkeiten dar. Bei der Betreuung von Patienten, die in Pflegeheimen und ähnlichen In-stitutionen leben und durch die ambulante fachärztliche Behand-lung nicht mehr erreicht werden, wie auch bei Patienten, die wegen schwerwiegender psychiatrischer Störungsmuster besonderer und intensivierter Behandlungsange-bote bedürfen, ist die PIA in der Lage, komplexe Behandlungen zu realisieren. Die PIA-Leistungen für die poststationären Patienten werden von den jeweils verant-wortlichen Fachärzten und Psy-chologen der Klinik für Geronto-psychiatrie und Psychotherapie, gemeinsam mit Fachpflegekräften erbracht. Für den Bereich der Heimversorgung, der als aufsu-chendes Vorgehen vor Ort tätig wird, sind weiterhin mehrere Fachärzte teilzeitig (mit Unter-stützung von zwei Pflegekräften) tätig. Wichtig ist dabei auch, dass die Tagesklinik in Heilbronn nun-mehr ebenfalls in bescheidenem Rahmen PIA-Leistungen erbringen kann, um die dort teilstationär behandelten Patienten (häufig chronisch depressive Patienten mit unzureichender psychosozi-aler Integration und somatischer Komorbidität, die keinen Kontakt

    zum ambulanten Facharztsystem finden bzw. dort nicht mehr be-treut werden können) weiterbe-treuen zu können. Deutlich ansteigend ist die Anzahl der Anfragen aus institutionellen Versorgungseinrichtungen, inwie-fern eine Institutsambulanz-Be-treuung der meist psychiatrisch schwer erkrankten Heimbewohner möglich ist. Hier ist besonders im ländlichen Raum die Unterversor-gung mit Fachärzten ein gravie-rendes Problem, das durch die PIA nur zu geringen Teilen kompen-siert werden kann.

    ❚ AngehörigenarbeitEin traditionell wichtiges Tätig-keitsfeld ist die Angehörigenarbeit der Klinik. Diese wird aktuell in auf die jeweiligen Erkrankungs-formen bezogenen Gesprächs- und Vortragsabenden wöchentlich re-alisiert, so dass alle Angehörigen die Möglichkeit erhalten, sich umfassend durch die Mitarbeiter der Klinik über die jeweilige Er-krankung ihres Angehörigen zu informieren. Für Angehörige von Demenzerkrankten, Psychoseer-krankten und depressiv erkrank-ten Patienten besteht somit ein umfassendes Lern- und Beratungs-angebot, die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutau-schen, praktische Erfahrungen durch Coaching zu erwerben und sich auf diese Weise mit der

    Tastwand

    Vollstationär Teilstationär

    Ø Belegte Betten bzw. Plätze 68 16

    Ø Nutzungsgrad 91,89 % 106,7 %

    Fallzahl 1.215 133

    Belegungstage 24.668 4.055

    Ø Verweildauer in Tagen 20,30 30,49

    Jahresstatistik 2009

  • 22

    ❚ Die KlinikDie Klinik leistet die Aufgaben der Pflicht- und Vollversor-gung für das Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) für eine Region von ca. 1,4 Mil-lionen Einwohnern.

    Für die Regelversorgung werden 21 vollstationäre und 14 tagesklinische Plätze auf 3 Stationen vorgehalten: Die Schulkindstation mit 10 Plätzen für 7- bis 13-jährige (davon 1 tagesklinisch), die Jugendstation mit 13 Plätzen für 14- bis 17-jährige (davon 1 tagesklinisch) und die Tages-klinik mit 12 Plätzen für 2- bis 13-jährige. Für die überre-gionale Sonderversorgung Sucht stehen 10 vollstationäre Plätze in der Station JADE (Jugend-Alkohol-Drogenentzug) zur Verfügung.

    Unsere Institutsambulanz kommt neben der vor- und nach-stationären Behandlung der hohen Nachfrage nach am-bulanter kinder- und jugendpsychiatrischer Versorgungs- leistung für Patienten mit komplexem Hilfebedarf nach.

    Duale Klinikleitung: Chefärztin Dr. med. Marianne Klein und Pflegedienstleiter Helmut Kubasta

    Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

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    Kliniken

    ❚ BehandlungskonzeptVoraussetzungen für eine erfolg-reiche Behandlung sind die ganz-heitliche Betrachtung des jungen Menschen in seinem psychosozi-alen Kontext und die transparente Kommunikation über Behandlungs-ziele und -grenzen. Hierzu werden nach sorgfältiger Diagnostik und Differentialdiagnostik der psychi-schen und somatischen Sympto-matik inklusive Erfassung der individuellen und systemischen Ressourcen und Defizite mit dem Patienten und den Sorgeberech-tigten gemeinsame und erreich-bare Therapieziele definiert.

    Jedem Kind/Jugendlichen wird auf der Station ein Mitarbeiter des Pflege- und Erziehungsdienstes als Bezugsbetreuer zugeordnet. Dieser ist neben dem fallführen-den Therapeuten Hauptansprech-partner für den Patienten. In den Stationen wird auf verhaltens-therapeutischer Basis eine klare Tagesstruktur vorgegeben. Der

    Tagesablauf beinhaltet gemein-same Mahlzeiten, Besuch der Schule für Kranke (oder einer Außenschule), betreute Hausauf-gabenzeiten, einzel- und gruppen-therapeutische Behandlungen und gemeinsame aktive Freizeitge-staltung. Die Behandlung erfolgt multimodal und ressourcenori-entiert unter fachärztlicher Su-pervision und umfasst Verhal-tenstherapie, Familientherapie und tiefenpsychologische Psycho-therapie, Pharmakotherapie und bewegungs- und ergotherapeu-tische oder erlebnispädagogische Einzel- und Gruppentherapie. So früh wie möglich in der Thera-pie wird die Übertragbarkeit der Behandlungserfolge auf das häus-liche Umfeld in Form von Belas-tungserprobungen geprüft und die Therapie nötigenfalls modifiziert. Dabei gewonnene Erkenntnisse über die Notwendigkeit nachsta-tionärer medizinisch-therapeu-tischer, schulischer oder psycho-sozialer Hilfen werden durch den

    fallführenden Therapeuten und die Sozialarbeit angeregt und in die Wege geleitet.Der niederschwellige Drogenent-zug für Jugendliche (14 bis 17 Jahre, +/-3Jahre) ist ein 9-wöchi-ges Therapieprogramm mit vier Behandlungsstufen von der kör-perlichen Entgiftung über Motiva-tions- und Entzugsbehandlung, bis hin zur Belastungsphase mit Klärung und Heranführen an den schulisch-beruflichen, fami-liär-psychosozialen und therapeu-tischen nachstationären Bedarf.

    Die Klinik für Kinder- und Jugend-psychiatrie und Psychotherapie versteht sich mit ihrem speziellen medizinischen Leistungsangebot als Teil eines komplexen Systems zur psychosozialen Versorgung junger Menschen mit psychischer Erkrankung oder seelischer Behin-derung. Wir sehen uns dazu in der Pflicht, in wechselseitiger fach-licher Achtung mit niedergelas-senen Fachkollegen und Kliniken

  • 24

    Innenhof

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    Kliniken

    sowie mit den Institutionen der Jugendhilfe, der Schulen, der So-zialhilfe, der Arbeitsagentur und weiteren Diensten eine allein dem Kindeswohl verantwortliche ge-meinsame Behandlung und Hilfe-planung sicherzustellen.

    ❚ Unser TeamUnser multiprofessionelles Behand-lungsteam besteht aus Ärzten, Diplom-Psychologen, Psychothera-peuten, Mitarbeitern des Pflege- und Erziehungsdienstes, Sozial-pädagogen, Ergotherapeuten, Bewegungstherapeuten, Erlebnis- und Heilpädagogen sowie den Kliniksekretärinnen. Beständige Fort- und Weiterbildung und Supervision der Mitarbeiter stellt sicher, dass sie dazu in der Lage sind, dem vielfältigen Behand-lungs- und Hilfebedarf gerecht zu werden, auf den die ihnen anver-trauten Kinder und Jugendlichen angewiesen sind.

    ❚ Aktivitäten 2009/2010 und AusblickAm 02.10.2009 wurde der Neu-bau KJPP (Station KJ51-53) nach 15-monatiger Bauphase einge-weiht. Den Architekten gelang ein heller, transparenter, klar strukturierter Bau, in dem der Spagat zwischen einladendem Ju-gendwohnheimcharakter in den offenen Stationen KJ51 und KJ52 und funktionalem Krankenhaus-

    charakter in der schließbaren Station KJ53 gelungen ist. Damit wurden zum einen die zehn be-willigten Betten niederschwelliger Drogenentzug für Jugendliche (KJ52) in Betrieb genommen. Zum anderen verließ die Jugendstation die beengte und aufgrund vieler Notaufnahmen meist geschlos-sene und damit Regelpatienten abschreckende Station im Haus 26 und zog in die Station KJ51, welche für geplante Behandlun-gen mit psychotherapeutischem Schwerpunkt vorbehalten ist. In der Station KJ53 werden Akut-behandlungen im Rahmen von Kri-seninterventionen, Behandlungen gegen den Willen und die körper-liche Entgiftungsbehandlung bei Suchtpatienten durchgeführt.

    Das Haus 26 wurde von Dezember 2009 bis Februar 2010 saniert. Zum März 2010 zog die Institutsambu-lanz von Haus 25 in das EG und 1. OG des Hauses 26 . Die Fachthe-rapien und die Psychotherapeuten im Praktikum folgten im April 2010 in das DG des Hauses 26 und räum-ten somit das Haus 26a, welches für die Kinderbetreuung „Villa Zauberbaum“ umgebaut wurde.

    Das Planungskonzept der Klinik sieht eine Zentrierung vollstati-onärer Behandlung am Standort Klinikum am Weissenhof und eine dezentralisierte, wohnortnahe ta-

    gesklinische Behandlung vor. Durch an die Tageskliniken angegliederte Institutsambulanzen wird der in Großteilen des Versorgungsgebiets ambulanten kinder- und jugend-psychiatrischen Unterversorgung Rechnung getragen werden.

    Die bereits in 2008 bewilligten fünf zusätzlichen tagesklinischen Plätze für Heilbronn sind im sel-ben Jahr durch Aufstockung der bestehenden neun Plätze in Weinsberg in Betrieb gegangen. Durch Umbau eines Gebäudes der ehemaligen Reinhard-Klinik in Heilbronn wird die bisherige Ta-gesklinik voraussichtlich im März 2011 nach Heilbronn ziehen. Die ebenfalls in 2008 bewilligten 14 tagesklinischen Plätze am Stand-ort Schwäbisch Hall befinden sich in der Projektierungsphase und werden voraussichtlich in 2012 in Betrieb gehen. Zudem ist für den Standort Ludwigsburg eine Tages-klinik mit 15 Plätzen beantragt.

    Im Rahmen des Schwerpunktes ADHS wurden das Netzwerk ADHS der Region Heilbronn-Franken und ein Qualitätszirkel ADHS gegrün-det. Die Klinik organisiert beides federführend mit dem Ziel über Ex-pertenaustausch, Fortbildung und Aufbau eines Internetportals die regionale Versorgung und Informa-tion zu dem häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Krankheits-

    bild zu verbessern. Das Netzwerk ist als Regionalgruppe bei dem adhs-netz-deutschland geführt.

    Ein weiterer Schwerpunkt der Klinik stellt die Kooperation mit der Jugendhilfe dar. Mehr als 50 % der Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen der Jugendhilfe leiden unter einer manifesten psychischen Erkrankung. Die Übergänge und Schnittstellen zwi-schen den Systemen KJPP und Ju-gendhilfe bedürfen im Sinne opti-mierter Patientenversorgung einer fortlaufenden Beratung und Pro-blemlösung. Im Kreis Heilbronn-Franken existiert seit Ende 2008 hierzu ein Arbeitskreis, an dem Leitungen der Klinik, Jugendämter und Einrichtungen der Jugendhilfe teilnehmen. Analog hierzu gibt es seit 2009 einen Arbeitskreis im Rems-Murr-Kreis. Es werden aktu-ell Kooperationsverträge zu gene-rellen und fallbezogenen Abläufen zwischen den Systemen ausgear-

    beitet. Dem im Kreis Ludwigsburg seit 2005 bestehenden und ver-traglich geregelten Kooperations-verbund gehören neben der KJPP und der Jugendhilfe auch nieder-gelassene Ärzte, die Kinderklinik Ludwigsburg, das Schulamt, Schu-len und die Jugendabteilung der Polizei an. Die Klinik plant, be-ständig angefragte Fortbildungs-wünsche einzelner Einrichtungen der Jugendhilfe in Form eines festen über ca. zwölf Monate lau-fenden kinder- und jugendpsychi-atrischen Fortbildungscurriculums strukturiert und fachlich fundiert anzubieten.

    Seit Ende der Laufzeit des durch die Landesstiftung geförderten Projekts „Regionales Krisenma-nagement zur Versorgung von jungen Menschen mit suizidalen Handlungen“ am 31.03.2010 ist das AKOS-Büro räumlich und or-ganisatorisch in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

    untergebracht. Die schnelle und unbürokratische aber verbindliche fachliche Hilfe nach Suizidversuch bei Menschen bis 25 Jahren ver-bessert die Nachsorge deutlich, was nachgewiesenermaßen das Wiederholungsrisiko reduziert.

    Am 09.10.2009 wurde das 27. kinder- und jugendpsychi-atrische Symposium der Klinik – diesmal in Kooperation mit dem AKOS-Projekt – ausgerichtet mit dem Thema „Hilfe für junge Men-schen mit suizidalen Handlungen“. Regelmäßige Durchführung von Vorträgen, Symposien und Pres-searbeit sind Teil der beständigen Öffentlichkeitsarbeit der Klinik.

    Die Klinik leistet weiterhin regel-mäßig Aufgaben der kinder- und jugendpsychiatrischen Sachver-ständigenbegutachtung für das Amts- und Landgericht, das Fami-liengericht sowie nach dem Opfer-entschädigungsgesetz.

    Klinik für Kinder- und Jugend- psychiatrie und Psychotherapie

    Chefärztin: Dr. med. Marianne Klein Pflegedienstleitung: Helmut Kubasta Sekretariat: Carola Kaspereit/Elke KraushaarTel. 07134 75-1320, Fax [email protected]

    Psychiatrische Institutsambulanz (PIA): Sekretariat: Mirjam Kuhn/Sabine Dick Tel. 07134 75-1360, Fax [email protected]

    Stationen: KJ 27, 51, 52, 53

    Vollstationär Teilstationär

    Ø Belegte Betten bzw. Plätze 21 14

    Ø Nutzungsgrad 89,4 % 100 %

    Fallzahl 357 69

    Belegungstage 7.682 3.443

    Ø Verweildauer in Tagen 21,52 49,90

    Jahresstatistik 2009

    Diagnosegruppen 2009

    Nicht näher bezeichnete psychische Störungen 37,2 %

    Affektive Störungen 11,3 %

    Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen 9,0 %

    Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen

    und Faktoren 3,4 %

    Schizophrenie 2,8 %

    Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen

    1,7 %

    Entwicklungsstörungen 1,4 %

    Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 33,2 %

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    ❚ Die KlinikIm Fachgebiet Psychosomatische Medizin und Psycho- therapie werden in erster Linie Erkrankungen behandelt, die auf der engen Wechselwirkung zwischen Körper und Seele beruhen. Innere Anspannung, Stress und Konflikte können nicht nur als „funktionelle Störungen“ die Funk-tionen aller Organsysteme des Menschen beeinträchtigen, sie sind auch bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von körperlichen Krankheiten beteiligt.

    Methodisch steht bei der Behandlung psychosomatischer Störungen die Psychotherapie im Vordergrund, ohne dass auf die Möglichkeit einer psychopharmakologischen Beeinflussung der Beschwerden verzichtet wird. Ein-sichtsorientierte (psychodynamische Psychotherapie) und bewältigungsorientierte Ansätze (Verhaltenstherapie) wer-den patientenorientiert kombiniert und durch systemische psychotherapeutische Verfahren ergänzt, welche die Kontextbedingungen der Erkrankung fokussieren.

    Duale Klinikleitung: Pflegedienstleiter und Pflegedirektor Peter Stumpf und Chefarzt Prof. Dr. med. Friedebert Kröger

    Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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    Kliniken

    Moderne Therapiekonzepte, gut ausgebildete und gut aufeinander abgestimmte Haupt- und Co-The-rapeuten sowie psychotherapeu-tische Konzepte, auch für selten behandelte Störungen, charakteri-sieren das therapeutische Angebot der Klinik.

    Im Mai 2007 konnte die Klinik die grundsanierte Station 24 im Klini-kum am Weissenhof beziehen. Für die Unterbringung der Patienten stehen nun 1- und 2-Bettzimmer mit integrierter Nasszelle in einer lichten, wohltuenden Atmosphäre zur Verfügung.

    ❚ Patientenbezogene KooperationDie Kliniken für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Klinikum am Weissenhof und am Diakonie-Klinikum in Schwäbisch Hall werden unter einer chef-ärztlichen Leitung geführt. Die Kliniken unterscheiden sich in den spezialisierten Behandlungs-

    schwerpunkten und unterschied-lichen therapeutischen Konzep-ten. Das hat für die Patienten den Vorteil, dass sie nach einem Vorgespräch – falls eine stationäre Behandlungsnotwendigkeit fest-gestellt wird – in der für ihre Be-schwerden am besten geeigneten Einrichtung behandelt werden können. Akutbehandlungsplätze zur Krisenintervention stehen zur Verfügung.

    ❚ Selbstwirksamkeit stärkenDas Behandlungskonzept der Kli-nik orientiert sich nicht an psycho-therapeutischen Schulen, sondern an den Notwendigkeiten und Mög-lichkeiten der Patienten. Es ist pa-tientenorientiert. Die stationäre Psychotherapie er-folgt nach dem Modell der psycho-somatisch-psychotherapeutischen Komplexbehandlung, derzeit nach dem Prozedurenschlüssel OPS 9-406 und wird laufend an die Erfordernisse der Prozeduren der OPS Version 2010 angepasst.

    Das integrative Therapieprogramm setzt sich aus verhaltenstherapeu-tischen, tiefenpsychologischen und systemisch familientherapeu-tischen Elementen zusammen. Die Behandlung der Patienten erfolgt nach dem Modell der multimo-dalen Hochdosistherapie und be-inhaltet ärztlich-psychologische Einzel- und Gruppenpsychothera-pie sowie Musik-, Kunst- und Kör-perpsychotherapie (Feldenkrais-therapie, Bewegungstherapie).Kern der Behandlung ist ein über die gesamte Behandlungszeit ge-planter und reflektierter Mehrper-sonen-Interaktionsprozess nach einem individualisierten Behand-lungsplan mit Teambesprechung, therapeutischer, chefärztlicher und oberärztlicher Visite, Team-visiten, somatischer Behandlung, Medikamentenanpassung und re-gelmäßiger qualifizierter Super-vision.Als zusätzliche störungsspezifische Therapieelemente wurden in Form von einzel- und gruppenthera-

  • 28

    Blick ins Patientenzimmer

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    Kliniken

    peutischen Behandlungsangebo-ten DBT (Dialektisch Behaviorale Therapie), Schematherapie und spezifische Traumatherapie (ein-schließlich EMDR und Traumaexpo-sition) in das Behandlungskonzept integriert.

    Jeder Patient erarbeitet mit sei-nem Therapeuten und Co-The-rapeuten auf seine individuelle Problemkonstellation ausgerich-tete Ziele und Behandlungsstra-tegien. In enger Kooperation mit den internen und externen Fachabteilungen und Fachärzten werden körperliche Krankheiten diagnostisch ausgeschlossen bzw. mitbehandelt. Körperliche und psycho-soziale Diagnostik erfol-gen gleichzeitig (Konzept der Simultandiagnostik und Simultan-therapie).

    ❚ SchwerpunkteEin Schwerpunkt der Klinik ist die Behandlung von emotional instabilen Patienten (Borderli-nestörung) mit der Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT) nach Linehan. Hierbei wird die Einzeltherapie mit einem Fertigkeitstraining in der Gruppe sowie einer psycho-edukativen Basisgruppe kombi-niert. Nach Einführung der Schemathe-rapie als psychotherapeutisches Standardverfahren können nun

    auch Patienten mit schweren und komplexen Persönlichkeitsstö-rungen fokussierter und effektiver behandelt werden.Patienten mit einer posttrauma-tischen Belastungsstörung wird nach einer Stabilisierungsphase – ggf. in einem zweiten Therapiein-tervall – eine spezifische Trauma-therapie angeboten.

    ❚ TeamkonzeptDas Behandlungsteam der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie setzt sich aus Ärzten, Psychologen, pflegeri-schen Co-Therapeuten sowie den psychotherapeutischen Begleit-therapeuten (Kunst, Musik, Bewe-gung und Feldenkrais) zusammen. Jedem Patienten ist ein Haupt-therapeut und ein pflegerischer Co-Therapeut zugeordnet. Diese adaptieren den Therapieplan im Rahmen von Zwischenbilanzen individuell nach den Bedürfnissen des Patienten. Aufgabe des Co-Therapeuten ist vornehmlich die Durchführung spezifischer verhal-tenstherapeutischer Übungsbe-handlungen, aber auch das Ange-bot stützender therapeutischer Gespräche. Therapeut und Co-Therapeut werden im Rahmen der Teamkonferenzen, individuellen Supervisionen durch den Case-Manager (Oberarzt bzw. leitender Psychologe) und Visiten unter-stützt. Um die Behandlungsquali-

    tät zu sichern, wird das Thera-peutenteam zusätzlich regelmäßig extern supervidiert. Alle ärztlichen und psycholo-gischen Psychotherapeuten haben eine gründliche theoretische und praktische Ausbildung und beherr-schen die Verfahren der „3. Welle der Verhaltenstherapie“. Die Co-Therapeuten werden im Rahmen eines „On the Job-Trainings“ störungs- und therapiespezifisch ausgebildet und trainiert. Es be-steht eine enge Verzahnung von Haupt- und Co-Therapeuten, die weit über das Bezugstherapeuten-system hinaus geht.

    ❚ Aktivitäten Schematherapeutische Behand-lungsverfahren wurden nun auch als Gruppentherapie als Stan-dard implementiert. Für an Ess-störungen erkrankte Patienten wurde ein spezifisch auf die Kör-perschemastörung gerichtete Be-handlungseinheit mit körperpsy-chotherapeutischem Schwerpunkt aufgebaut. Gute Erfahrungen konnten mit der Integration von Video-Feedback bei der Behand-lung von Patienten, z. B. mit Tick-störungen, gesammelt werden. Diagnosedaten, die im Rahmen der Qualitätssicherung und stan-dardisierten Basisdokumentation gesammelt wurden, konnten – im Vergleich mit einer an einem so-matischen Krankenhaus mit Zen-

    tralversorgung angesiedelten psy-chosomatischen Klinik – in einer Fachzeitschrift publiziert werden.

    Im ambulanten Behandlungssektor besteht ein hoher Kooperations-bedarf der Haus- und Fachärzte, die einen psychosomatischen An-sprechpartner für Kriseninterven-tion und diagnostische Zweitsicht suchen. Im Rahmen der Curricula für die psychosomatische Grund-versorgung besteht für diese Kol-legen ein Weiterbildungs- und Ver-netzungsangebot durch die Klinik.

    ❚ Ausblick Voraussichtlich für das Jahr 2011 ist die Erweiterung der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie um 24 auf insge-samt 48 vollstationäre Behand-lungsplätze geplant. Dadurch wird erstmals die Möglichkeit zur In-tensivbehandlung (Kriseninterven-tion) geschaffen. Eine Reduktion der bisherigen Wartezeiten bis zur selektiven stationären Aufnahme wird möglich. Die Ausweitung des diagnostischen Spektrums der be-handelten Patienten auf diejeni-gen Störungen, die durch ein so-matisches Krankheitsverständnis der Patienten gekennzeichnet sind und einer stationären Motivations-phase bedürfen, wird angestrebt.Etwa zehn Behandlungsplätze sol-

    len für die Intensivbehandlung im Sinne von Kriseninterventionen vorgehalten werden. Eine Auf-nahme zur psychosomatischen Kri-senbehandlung soll dann direkt auf Einweisung aus dem ambulanten Bereich erfolgen, eine Krisenbe-handlung kann aber auch im Sinne eines integrierten Konzeptes aus der stationären Komplexbehand-lung heraus möglich sein, ggf. mit Rückübernahme nach Entlastung des krisenhaften Prozesses.

    Wir hoffen, dass wir durch die Er-weiterung der Klinik die derzeit bestehende Wartezeit bis zur sta-tionären Aufnahme, die zwischen acht und zwölf Wochen beträgt, reduzieren zu können. Insbeson-dere Patienten aus dem Konsiliar-dienst können dann „nahtlos“ zur multimodalen psychosomatischen Behandlung übernommen werden, ohne dass aufgrund der Warte-zeiten eine zwischenzeitliche Ent-lassung notwendig ist.

    Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

    Chefarzt: Prof. Dr. med. Friedebert Kröger Pflegedienstleitung: Peter Stumpf

    Sekretariat: Eva-Maria Stricker-Rothengaß Tel. 07134 75-1820, Fax [email protected]

    Station: PSM 24

    Vollstationär

    Ø Belegte Betten bzw. Plätze 23

    Ø Nutzungsgrad 95,83 %

    Fallzahl 153

    Belegungstage 8.448

    Ø Verweildauer in Tagen 55,22

    Jahresstatistik 2009

    Diagnosegruppen 2009

    Belastungsreaktionen 17,5 %

    Emotional instabile Persönlichkeitsstörungen 24,38 %

    Rezidivierende depressive Störung 13,13 %

    Depressive Episode 7,5 %

    Angst- und Zwangsstörungen 20,63 %

    Sonstige 4,38 %

    Essstörung 5,63 %

    Somatoforme und andere neurotische Störungen 6,88 %

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    Die Klinik für Suchttherapie bietet im Klinikum am Weis-senhof die differenzierte Diagnostik und Behandlung von stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen an. In un-seren vier Stationen bieten wir ein qualifiziertes Behand-lungsangebot, das dem Schweregrad und der Verlaufsform des einzelnen Patienten entsprechend angepasst wird. Hinzu kommen teilstationäre Angebote und eine Ambulanz für Suchtkranke (PIA Sucht).

    Duale Klinikleitung: Pflegedienstleiter und Pflegedirektor Peter Stumpf und Chefarzt Dr. med. Thomas Heinrich

    Klinik für Suchttherapie

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    Kliniken

    Unsere Schwerpunkte sind:• Die Behandlung von akuten Rauschzuständen.• Der körperliche und psychische Entzug von psychoaktiven Sub- stanzen.• Die Auseinandersetzung mit der Suchtkrankheit und ihrer physischen, psychischen und sozialen Folgen.• Die Förderung eines gesund- heitsorientierteren Lebensstils und der Stabilisierung der Motivation sich dahingehend zu verändern.• Die Beratung und Hilfestellung zur Inanspruchnahme weiter- führender Behandlungsmaß- nahmen.

    ❚ StationenDie Station S 12 „Nische“ bietet einen qualifizierten Drogenentzug, verbunden mit einer Motivations-behandlung an. Das Behandlungs-angebot von bis zu 28 Tagen steht

    Abhängigen von illegalen Drogen ab dem achtzehnten Lebensjahr offen. Es stehen 18 Behandlungs-plätze zur Verfügung.

    Die Station S 13 ermöglicht die Be-handlung von Abhängigkeitskran-ken, die wegen akuter Eigen- und/oder Fremdgefährdung vorüber-gehend des besonderen Schutzes einer schließbaren Stationseinheit bedürfen. Es stehen 22 Behand-lungsplätze zur Verfügung.

    Die „Entzugs- und Motivations-station S 14" bietet eine qualifi-zierte Entzugsbehandlung von legalen Substanzen (Alkohol, Me-dikamente) an. Neben dem kör-perlichen und psychischen Entzug wird es den Patienten ermög-licht, sich im Rahmen eines um-fassenden Therapieangebotes mit ihrer Suchterkrankung auseinan-der zu setzen und Entscheidungen zu treffen, welche weiterführen-

    den Behandlungsmaßnahmen für sie notwendig sind. Es stehen 24 Behandlungsplätze zur Verfügung.

    Die Station S 8 behandelt Pati-enten mit besonders gravierenden körperlichen, psychischen und sozialen Folgeschäden ihrer Ab-hängigkeit (man spricht auch von CMA-Patienten und von Multimor-bidität). Sie behandelt aber auch Abhängigkeitskranke mit einer psychiatrischen Begleiterkran-kung. Dafür stehen 24 Behand-lungsplätze zur Verfügung.

    ❚ Teilstationäre BehandlungNeben der vollstationären Behand-lung bieten wir auf allen Stationen auch teilstationäre (integrierte ta-gesklinische) Behandlungen an.

    ❚ Institutsambulanz für SuchtkrankeDie Institutsambulanz für Sucht-kranke ergänzt unser stationäres

  • 33

    Kliniken

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    Mitarbeiterin aktualisiert die Informationstafel für Patienten

    Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes im

    Gespräch mit einem Besucher

    und tagesklinisches Angebot. Zu ihren Aufgaben gehört die ambulante Weiterbehandlung (Nachsorge) von schwer beein-trächtigten und besonders rück-fallsgefährdeten Abhängigkeits-kranken. Eine weitere Aufgabe ist die vorstationäre Abklärung der Behandlungsindikation, Verbesse-rung der Behandlungsmotivation, Abbau von Schwellenängsten und die Entscheidung, ob statt einer stationären auch eine und welche ambulante Behandlung möglich ist. Die Ambulanz arbeitet mit den niedergelassenen Ärzten und den

    psychosozialen Beratungsstellen eng zusammen.In Form externer Konsile werden Suchtkranke auch in den umlie-genden Allgemeinkrankenhäusern beraten. Unsere internen Konsile sind ein bereichsübergreifendes Beratungs- und Mitbehandlungsan-gebot an die übrigen Kliniken am Klinikum am Weissenhof.

    ❚ Regionales VersorgungskonzeptAls Teil eines Krankenhauses mit regionalem Versorgungsauftrag arbeiten wir eng mit niederge-

    lassenen Ärzten, Beratungsstel-len und Fachkrankenhäusern für Suchtkranke sowie mit anderen komplementären Einrichtungen zusammen.

    Regelmäßige Kontakte pflegen wir zu den regionalen Selbsthilfe-gruppen, die ihrerseits Informati-onsabende auf unseren Stationen anbieten.

    Unsere Mitarbeiter sind in verschie-denen regionalen Arbeitskreisen (der Suchthilfe und Suchtprophy-laxe) und in den Suchthilfenetz-werken des Stadt- und Landkreises Heilbronn, des Hohenlohekreises, des Landkreises Schwäbisch Hall und des Landkreises Ludwigsburg vertreten.

    Wir sind Mitglied im Bundesver-band der stationären Suchtkran-kenhilfe („buss"), Kassel.

    Eine besonders enge Koopera-tion besteht mit den Rehabilita-tionseinrichtungen „Jagsttal" in Möckmühl-Züttlingen und „Fried-richshof“ in Obersulm sowie der Jugend- und Drogenberatung Kon-taktladen Heilbronn.

    Klinik für Suchttherapie

    Chefarzt: Dr. med. Thomas HeinrichPflegedienstleitung: Peter Stumpf

    Sekretariat: Margareta Roth/Ingrid Böttcher Tel. 07134 75-1420, Fax [email protected]

    Institutsambulanz Sucht (PIA): Sekretariat: Margareta Roth/Ingrid Böttcher Tel. 07134 75-1420, Fax -1490 [email protected]

    Stationen: S8, S12, S13, S14, Institutsambulanz im UG der Station 16

    Vollstationär

    Ø Belegte Betten bzw. Plätze 79

    Ø Nutzungsgrad 94,05 %

    Fallzahl 2.005

    Belegungstage 29.042

    Ø Verweildauer in Tagen 14,48

    Jahresstatistik 2009

    Abhängigkeitserkrankungen 2009

    Drogen 19,7 %

    Sonstige Diagnosen 5,8 %

    Alkohol 72,5 %

    Medikamente 2,0 %

    Beispiel für Ohrakupunktur

    ❚ Entwicklung der Klinik für SuchttherapieDie nicht vollstationären Angebote sollen sukzessive und in Koopera-tion mit komplementären Dien-sten ausgebaut werden. Die Ein-richtung von Sucht-Tageskliniken in Heilbronn und Schwäbisch Hall ist vorgesehen.

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    Die Errichtung eines regionalen Schlaganfallschwerpunktes an den SLK-Kliniken GmbH am Gesundbrunnen in Heilbronn entspricht der Schlaganfallkonzeption des Landes. Vor diesem Hintergrund bestand Einvernehmen mit dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg, dass die Neurologie des Klinikums am Weissenhof nach Heilbronn verlagert werden soll, um eine optimale Versorgung der Schlaganfall- patienten auch in neurologischer Hinsicht zu gewähr- leisten. Der rechtliche Übergang wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2010 vollzogen.

    Betriebene Krankenhausbetten in der akutstationären Versorgung stellen für den Krankenhausträger einen Vermögenswert dar, da sie die wichtigste Ertragsquelle für ein Krankenhausunternehmen sind. Deshalb hat das Klinikum am Weissenhof seine Neurologische Abteilung mit 69 Betten mit materiellem Interessenausgleich an die SLK-Kliniken abgegeben. Verbunden damit war die Bedin-gung, dass 24 Betten der Psychosomatischen Medizin vom

    Duale Klinikleitung: Chefarzt Dr. med. Burckhardt Eppinger und Pflegedienstlei-terin Stefanie Klein

    Klinik für Neurologie

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    Kliniken

    Klinikum am Weissenhof am Stand-ort der SLK-Kliniken in Heilbronn betrieben werden. Die SLK baut derzeit für den Be-trieb der Klinik für Neurologie am Standort Gesundbrunnen ein neues Gebäude. Diese Räumlich-keiten sollen bis spätestens 31. Dezember 2010 fertig gestellt sein. Bis zur Fertigstellung der neuen Räumlichkeiten und dem Umzug in diese wird die SLK ihre Klinik für Neurologie weiterhin in den Räumlichkeiten des Klinikums am Weissenhof betreiben. Über einen Kooperationsvertrag wurde die Zusammenarbeit für dieses Interimsjahr gemeinsam geregelt. Die Verlagerung der Neurologie vom Klinikum am Weissenhof an die SLK-Kliniken hat für die Mitar-beiter zu einem Betriebsübergang im Sinne des § 613 a BGB geführt. Gemeinsam mit den Krankenhaus-leitungen und den Personalvertre-tungen beider Häuser sowie mit den Gewerkschaften konnten in diesem Sinn einvernehmliche Ver-

    träge geschlossen werden, die al-len einen angemessenen Übergang ermöglichten. Es konnten Verträge abgeschlossen werden, die den In-teressen aller Parteien, jedoch im Besonderen den Mitarbeitern der Neurologie, umfänglich gerecht werden.

    Da sich dieser Bericht mit dem Zeitraum rückwirkend bis 2009 beschäftigt, werden die Schwer-punkte der neurologischen Klinik letztmalig berichtet:

    ❚ Versorgung für den Großraum HeilbronnSeit Bezug des A-Neubaus 2002 befinden sich die drei Stationen der Klinik für Neurologie in näch-ster Nähe zueinander auf einem Stockwerk. Zwei Stationen sind direkt im Neubau angesiedelt, eine im renovierten „Altbau“. Die Stationen sind rollstuhlgerecht eingerichtet und verfügen über je 23 Betten, hiervon sind auf zwei Stationen jeweils vier Betten mit

    einem Zentralmonitoring ausge-stattet. Dort findet auf „interme-diate care-Niveau“ die Frühversor-gung von Schlaganfallpatienten, aber auch die Überwachung ande-rer Schwerkranker oder Bewusst-seinsgestörter statt. Neben der akut-neurologischen Versorgung werden auch chronische neuro-logische Krankheitsbilder behan-delt. Die Aufnahmen in der Klinik für Neurologie werden zentral geplant und gesteuert, so dass für die Patienten so wenig Wartezeit wie möglich anfällt. Das Pflege-konzept ist auf die größtmög-liche Förderung und Erhaltung der Eigenständigkeit ausgerichtet.

    An die Klinik für Neurologie sind wichtige Teile der apparativen Diagnostik für das Gesamthaus angegliedert: Die neurophysio-logischen Labors für EEG, evo-zierte Potenziale, Elektromyo- und Elektroneurographie sowie Schlaf-Apnoe-Screening. Die Klinik verfügt über ein gut ausgestat-

  • 36

    Aufenthaltsraum der Station N4

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    Überwachungsstation

    Neurophysiologie

    Kliniken

    tetes neurosonologisches Labor zur Untersuchung der Blutversor-gung des Gehirns. Dieses umfasst die Farbduplex-Angiographie, transkranielle Sonographie, Em-boliedetektion und Bestimmung der cerebrovaskulären Reserve-kapazität. Die von der Neurolo-gie betriebene Röntgenabteilung verfügt über eine Spiral-CT, Kernspintomographie-Anlage, DSA-Anlage sowie einen C-Bogen-Durchleuchtungsarbeitsplatz mit Kipptisch für die Myelographie.

    ❚ TherapieangeboteDie auf die Diagnose abgestimmten medikamentösen Behandlungs-verfahren werden ergänzt durch vielgestaltige physiotherapeu-tische Maßnahmen unseres Kran-kengymnastik-Teams, das durch Schüler der Krankengymnastik-schule Waldenburg ergänzt wird. Die Logopäden führen die Thera-pie der Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen durch. Bei Bedarf wird ein Neuropsychologe hinzugezogen. Die für uns zustän-digen Sozialarbeiter beraten die Patienten in Fragen der Rehabili-tation, Betreuung und Heimplatz-suche.Das pflegerische Team unter-stützt und fördert die Patienten in individueller Weise bei der Erlernung und Erhaltung ihrer lebens-praktischen Fähigkeiten.

    Auch die Beratung und Anleitung in pflegerischen Angelegenhei- ten von Patienten und Angehöri-gen gehört zu den Aufgaben der Pflegekräfte.

    ❚ Ambulante AngeboteAuf ambulanter Basis wird eine Spezialambulanz für Bewegungs-störungen angeboten, die unter anderem zur Botulinum-Toxin-Be-handlung von Dystonie-Patienten lebhaft genutzt wird.

    Am 1. April 2008 wurde ein Medi-zinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Trägerschaft des Klini-kums zur ambulanten fachärzt-lichen Versorgung neurologischer und gerontopsychiatrischer Pati-enten eröffnet, gleich welchen Versicherungsstatus sie haben.

    ❚ Schlaganfall-SchwerpunktDie Klinik für Neurologie hat sich in den vergangenen Jahren in-tensiv um eine Verbesserung der Akutversorgung, aber auch der Frührehabilitation von Schlagan-fallpatienten bemüht.

    Dabei sind wichtig:• Ärztliche Schlaganfallkompe- tenz rund um die Uhr.• Eingespielte Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen.• Vollmonitorisierter Über- wachungsbereich.

    • Komplette diagnostische Ausstattung für die Frühphase.• Personal- und Patienten schulung sowie • Laieninformationsveran- staltungen.

    Wir sehen unsere besondere Ver-antwortung in der Bereitstellung einer früh einsetzenden Rehabi-litation mit dem Angebot einer rehabilitativen Versorgungskette für Schwerstbetroffene.

    ❚ Schwerpunkt Multiple SkleroseDen häufig noch sehr jungen Mul-tiple Sklerose-Patienten können wir zu Beginn ihrer Erkrankung ein modernes und komplettes diagnostisches Repertoire zur Ver-fügung stellen. Im weiteren Ver-lauf ihrer Erkrankung bieten wir auf der Basis evidenz-basierter Medizin und unter Berücksichti-gung der individuellen Behinde-rung eine breite Palette thera-peutischer und pflegerischer Maßnahmen an, die sowohl gegen die Erkrankung selbst als auch die dadurch hervorgerufenen Symptome gerichtet sind. Unser Hauptaugenmerk gilt sowohl der Alltagsbewältigung dieser schwer-wiegenden Erkrankung als auch der Unterstützung der Selbsthilfe-gruppen.

    Speziell ausgebildete Pflegekräfte schulen, trainieren und informie-ren Multiple Sklerose-Patienten in der Handhabung und Injek- tionstechnik verschiedener Medi-kamente.

    ❚ Konzept der „Gestuften Pflege“Im Jahr 2005 wurde die bis dahin möglichst gleichmäßige Durch-mischung mit Patienten unter-schiedlicher Krankheitsschwere auf allen drei Stationen dahinge-hend verändert, dass das Konzept der „Gestuften Pflege“ eingeführt wurde. In der Praxis bedeutet das,

    dass auf Station N1 ausschließlich Patienten mit geringem Pflegeauf-wand und mutmaßlich kurzer Ver-weildauer aufgenommen werden. Auf der Station N5 befindet sich der Schlaganfall-Schwerpunkt, auf Station N4 der Behandlungs-bereich für andere neurologische Erkrankungen mit eigenem Moni-tor-Überwachungsbereich. Bei der Anmeldung, spätestens aber zum Aufnahmezeitpunkt ist deshalb eine fachärztliche und pflege-rische Selektion notwendig. Dies erfordert vom stationsärztlichen Dienst neurologische Erfahrung und Entscheidungsfreudigkeit, von

    den Pflegekräften hohes Organi-sationsgeschick und von beiden Berufsgruppen ein besonderes Maß an ineinandergreifendem Ar-beiten. Die Erfahrungen mit die-sem Konzept in den letzten Jahren wurden von allen Beschäftigten als erfolgreich beurteilt.

    Klinik für Neurologie(seit 01.01.2010 in Trägerschaft der SLK-Kliniken Heilbronn)

    Chefarzt: Dr. med. Burckhardt EppingerPflegedienstleitung: Stefanie Klein

    Sekretariat: Gabriele Keller Tel. 07134 75-1220, Fax [email protected]

    Stationen: N1, N4, N5

    Vollstationär

    B70 – Apoplexie 17,6 %

    B76 – Anfälle 16,7 %

    B69 – Transistorische Ischämische Attacke TIA 9,1 %

    B68 – Multiple Sklerose 6,4 %

    B77 – Kopfschmerzen 6,0 %

    Fallzahl 2.592

    CMI 0,93

    Jahresstatistik 2009

    TOP 5 DRG

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    ❚ Medizinisches Versorgungs- zentrum (MVZ)

    Am 1. April 2008 hat das Medizi-nische Versorgungszentrum (MVZ) am Klinikum am Weissenhof seine Pforten geöffnet. In den zurück-liegenden zwei Jahren wurden über 6000 Patienten der beiden Fachbereiche Neurologie und Gerontopsychiatrie ambulant be-handelt. Ergänzt wird das Angebot durch Leistungen der Physio- therapie und spezielle Angebote wie z. B. die Gedächtnissprech-stunde. Das MVZ versteht sich mit seinen speziellen medizinischen

    Leistungen insbesondere als Teil der qualifizierten Versorgung der älteren Mitbürger. Die Gedächtnis-sprechstunde beinhaltet nicht nur eine spezialisierte Diagnostik und Beratung, sondern bietet auch die daraus entstehende Therapie-durchführung und –begleitung an. Die Versorgungsregion des MVZ er-streckt sich vom Landkreis Lud-wigsburg bis weit in den Hohenlo-hekreis.

    Durch den bevorstehenden Um-zug der Klinik für Neurologie an das Heilbronner SLK-Klinikum am Gesundbrunnen kann die neuro-logische Versorgung im MVZ ab 01.07.2010 vorübergehend nicht

    mehr abgedeckt werden. Um den Patienten weiterhin ein breites Behandlungsspektrum an-bieten zu können, haben wir zum 01.07.2010 das Angebot des MVZ um einen allgemeinärztlichen Sitz erweitert. Somit können sich Pa-tienten künftig neben der oben genannten psychiatrischen Be-handlung unter andrem auch bei hausärztlichen Fragestellungen an das MVZ wenden. Zukünftig wer-den somit Programme für chro-nisch kranke Patienten, Vorsorge-untersuchungen (Check-up) und die psychosomatische Grundver-sorgung angeboten.

    Medizinische Dienstleistungen, Therapie und Pflege

    39

    Medizin und Pflege

    ❚ Ambulanter Psychiatrischer Pflegedienst (APP)

    Der APP ist weiterhin ein fester Bestandteil des Versorgungsange-botes des Klinikums am Weissen-hof. Leider war eine Ausweitung des Versorgungsgebietes aus wirt-schaftlichen Gründen auch im Jahr 2009 nicht zu realisieren. So mussten die Anfragen zur APP-Versorgung nach Entlassungen aus dem Klinikum im ländlichen Be-reich und außerhalb des beschrie-benen Versorgungsgebietes wei-terhin abgelehnt werden.Eine Hoffnung auf Verbesserung dieser für Patienten, Klinikum und APP unbefriedigenden Lage zeich-net sich über das Versorgungssy-stem der Integrierten Versorgung (§ 140 SGB V) vorsichtig am Hori-zont ab.Ein erstes Sondierungsgespräch mit Krankenkasse und komple-mentären Leistungserbringern in der ambulanten Psychiatrie fand bereits statt.

    Am 18.12.2008 wurde das Kran-kenhausfinanzierungsreformge-setz (KHRG) verabschiedet. Das bedeutet die Einführung der DRG-Finanzierung auch in der Psychi-atrie bis 2013. Hier könnte das Leistungsangebot des APP wesent-lich dazu beitragen, die Verweil-dauern in der stationären Versor-gung zu verkürzen und damit die Ökonomisierung der Behandlungs-pfade zu optimieren. Allerdings reicht dazu das gegenwärtige Leistungsangebot des APP noch nicht vollständig aus.

    Auf Bundesebene entstehen zu-nehmend APP-Dienste, gerade in Anbindung an psychiatrische Kli-niken. Die im § 63 SGB V verankerte Modellversuchsklausel wird in ihrer Umsetzung zu mehr Verantwor-tungs- und Handlungsspielraum für die ambulante psychiatrische

    Fachpflege in Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden der nie-dergelassenen Fachärzte geprüft und zusammen mit der Bundes- initiative Ambulante Psychia-trische Pflege (BAPP) www.bapp.info gestaltet. Auf der Ebene der DGPPN finden hierzu bereits erste gemeinsame Symposien statt.

    Eine deutlich gewachsene Verant-wortung übernimmt der APP auch im Rahmen der Einsätze unserer Auszubildenden. Hierzu vereinbar-ten die Krankenpflegeschule und der APP eine Jahresplanung zur Abdeckung des gestiegenen Be-darfes.Die Nähe zur Psychiatrischen Institutsambulanz hat sich auch im abgelaufenen Jahr bewährt. Fachlicher Austausch und gegen-seitige Hilfestellungen verbes-serten die qualitative Versorgung auch außerhalb des Klinikums.

    So blicken wir also in eine Zukunft voller neuer Herausforderungen, denen wir fachlich und organisa-torisch gut gewappnet entgegen sehen.

    ❚ Apotheke

    Die Krankenhausapotheke ist zen-trales Dienstleistungszentrum für alle Aufgabenfelder, die im Zusam-menhang mit der Versorgung un-serer Patienten mit Arzneimitteln und anderen apothekenüblichen Produkten stehen. Neben der