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2000 Assia Djebar

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2000Assia Djebar

FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

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Barbara Frischmuth_________________________________Laudatio

Wie sollte ich sie nicht loben wollen, AssiaDjebar, die Frau, die Dichterin, die Historikerin,die Filmemacherin berberisch-arabisch-muslimi-scher Abstammung, die französische Schrift-stellerin aus Cherchell, Algerien, die arabischeIntellektuelle aus Paris, Frankreich?

Ich hoffe, ich habe die Reihenfolge eini-germaßen richtig getroffen, wenn es in dieserHinsicht überhaupt so etwas wie eine richtigeReihenfolge geben kann. Oft genug entzieht sichdas Gedächtnis der Hierarchie von früher oderspäter, von bedeutend oder weniger bedeutend,denn seine Stärke liegt darin, sich zu öffnen undzuzulassen, dass die Kavernen aufbrechen, daslange Übersehene sichtbar, das Überhörte hörbarwird.

Insofern ist das Gedächtnis, das die Schrift-stellerin Assia Djebar ihrer Literatur zugrundelegt, ein umfassendes, eines, das die Geschichteihres Herkunfts-, aber auch ihres Alltagslandesin vielen poetischen Formen des Nachvollzugsmemoriert. Wobei der Sprache, das heißt denSprachen, schmerzliches Augenmerk widerfährt,so als spiegle sich in jenem Prozess der Litera-turwerdung das ganze Dilemma eines Verlassen-seins, will sagen des Gefühls, von der Spracheder Kindheit verlassen worden zu sein. Voneiner beinah unschuldigen Sprache, die sich nurmündlich fortspricht. Unschuldig, indem sie aufdie Schrift, die immer auch Herrschaftsinstru-ment ist, verzichtet. So wie es bei manchenislamischen Heterodoxien noch immer jene Un-botmäßigkeit gegenüber dem aufgezeichnetenKoran gibt, den sie als den stummen »Kur'ân-iSamit« bezeichnen und dem sie den sprechenden»Kur'ân-i Natik« gegenüberstellen, der mit demMenschen gleichgesetzt wird und sich jedenAugenblick erneuert und verändert, der lebt,ohne zur endgültigen Form zu erstarren.

Auch die Schriftstellerin Assia Djebar hatnie den Sinn für die zugrunde liegende Spracheverloren, in ihrem Fall den berberischen Dialekt,der noch vor dem Arabischen die Laute ihrerKindheit bestimmte, wie in dem 1985 erschiene-

nen Roman »Fantasia« eindrucksvoll nachzule-sen ist: »Die Wahrheit ist aus einem Bruch mei-ner stammelnden Sprache hervorgegangen.«Worte der Zärtlichkeit im Dialekt der Kindheit,die das Herz wärmen, einer Sprache »auf demhalben Weg zwischen der Berbersprache derGipfel und dem Arabisch der nahen Stadt«. Siesind der gefühlsmäßige Hintergrund, vor demsich das Schriftarabisch und das Französischeabheben. Ein Französisch, von dem es an ande-rer Stelle heißt: »Außerhalb der Sprache derVorfahren von sich selbst sprechen, das bedeutetzwar, sich zu entschleiern, doch nicht nur, umdie Kindheit zu verlassen und sich endgültigdaraus zu verbannen. Die Entschleierung, undsei sie noch so begrenzt, wird wirklich zur >Ent-blößung<, wie es mein arabischer Dialekt desAlltags ausdrückt.«

Dennoch ist das Französische die Schreib-sprache von Assia Djebar geworden und geblie-ben. Sie verband jene vierte Sprache, über diedie jungen Frauen und Mädchen ihrer Genera-tion neben dem Berberischen, dem Arabischenund dem Französischen verfügten, nämlich dieSprache des Körpers, mit dem Französischen,das ihren Körper in Bewegung hatte geraten las-sen. »Als ob die französische Sprache plötzlichAugen hätte und sie mir geliehen habe, damit ichin die Freiheit schauen könne; als ob die franzö-sische Sprache die wachsamen Männer meinesStammes blind mache und ich um diesen Preisfrei herumlaufen dürfe... »das Draußen für meineeingesperrten Gefährtinnen erobern, für meineGroßmütter, die schon lange vor dem Grab totwaren.«

Das Französische war sozusagen der Preisfür die neue Freiheit und gleichzeitig die Ver-pflichtung, in jener vierten Sprache, der desweiblichen Körpers, der verhüllt, umwickelt undeingeschnürt worden war, die Stimmen dererzum Sprechen zu bringen, die sich höchstens inAnfällen von Hoffnung oder Verzweiflung, inTrance, im Tanz oder in lautem Schreien aufzu-lehnen versucht hatten.

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Dieser unbändige Drang nach der Freiheitdes Wortes und der Freiheit des Blicks, der die-ser Dichterin aus Algerien eignet, hat es ihr er-möglicht, eine Literatur zu schreiben, die denBlick von außen auf die Kultur, der sie ent-stammt, ständig mit dem Leben in dieser Kultur,dem Erleben des In-ihr-Seins konfrontiert. Dabeigestattet sie sich keinerlei Sentimentalität oderVerschwommenheit, weder nostalgische nochideologische Verschleierungen. Ihr Credo liegtin der Erinnerung, der Hartnäckigkeit des Erin-nerns und der Genauigkeit des Erinnerten.

Wie bei Shehrezâd, der Erzählerin der tau-sendundein Geschichten aus den tausendundeinNächten, ist auch für Assia Djebar, der studier-ten Historikerin, das Schreiben zur Überlebens-form geworden. Wobei es ihr nicht nur um daseigene Überleben zu tun ist: »Mein Körper gehteinfach unverhüllt weiter, wenn er die You-You-Rufe der Vorfahren auf den Schlachtfeldern vonfrüher hört, und wird selbst zum Einsatz. DasSchreiben einer Autobiographie in der gegneri-schen Sprache wird wie eine Fiktion gewebt«,bedrängt von der Namenlosigkeit der Frauen, diedavor gelebt haben und deren Sprachwerdungdie Schriftstellerin unternommen hat.

Während meiner ersten intensiven Beschäf-tigung mit den Büchern von Assia Djebar ver-suchte ich oft, mir das kleine arabische Mädchenvorzustellen, das an der Hand seines Vaters,einem der ersten Französisch-Lehrer seines Lan-des, die französische Schule betritt. Ein kleinesMädchen, das auf dem Weg in die Moderne dieerste Hürde genommen hat, nämlich anstatt mitelf oder zwölf in einem Harem zu verschwinden,weiter die Schule besuchen zu dürfen. Auf Fran-zösisch, in der Sprache, die der Vater ihr gege-ben hatte. Ein strenger Vater, der es dennocherlaubte, dass sie nach Frankreich ging, wo sieals erste Algerierin an der Ecole Normale Supé-rieure de Sèvres zugelassen wurde, um Ge-schichte zu studieren. Ein Vater, dem sie in ihrenBüchern ein liebevolles Erinnern bewahrt hat,wohl wissend, wie weit jemand aus eigener An-strengung über den Schatten der allgegenwärti-gen Tradition springen darf, der bereit ist, umder Sache seiner Tochter willen vielleicht zumAußenseiter, nicht aber zum Ausgestoßenen zuwerden.

Assia Djebar selbst ist sehr bewusst denWeg der Emanzipation gegangen, und ihre viel-fältigen Begabungen haben sie in vielerlei Be-rufssituationen gebracht. Von der Journalistin,

die während des algerischen Befreiungskriegesfür die Zeitung der FLN schrieb, über die Do-zentin für nordafrikanische Geschichte an derUniversität Algier, zur Filmemacherin, die fürihre filmischen Chroniken 1979 bei der Biennalevon Venedig und 1982 bei der Berlinale ausge-zeichnet wurde, bis hin zur Professorin am Zen-trum für französische und frankophone Studiender Louisiana State University.

Was aber ist es, was die Literatur von AssiaDjebar zu einer so besonderen macht? Sind esdie Stimmen des weiblichen Algerien, jene nachder Kindheit verstummenden, hinunterge-schluckten, tief im Körper vergrabenen Stim-men, die in dieser Literatur Wort werden, sich zuSätzen formen, in denen der Blick von innen aufden von außen trifft, und dadurch die Geschichteeines Landes ruchbar wird, so wie sie noch nieerzählt wurde?

Die Kunst der Assia Djebar besteht wohldarin, aus all den lange verächtlich beiseite ge-schobenen Bruch- und Fundstücken eines Au-genscheins, der nicht des Ins-Auge-Fassens fürwert galt, eine Prosawelt erstehen zu lassen, diezeigte, wie verwahrlost die allgemeine Wahr-nehmung war und wie sehr sie sich von der vor-herrschenden Sicht der Dinge hatte vereinnah-men lassen.

Es war die Suche nach den Stimmen, dienoch nie laut von sich gesprochen hatten, dieArchäologie dessen, was den bestehenden Ver-hältnissen zugrunde lag, das hartnäckige derUnterdrückung auf der Spur Bleiben, das garnicht anders konnte, als sich dem Grauen desgegenwärtigen Algeriens zu stellen. Und damitmeine ich die Form des Aufschreibens, genauergesagt ein Buch wie »Weißes Algerien«, in demall die getöteten und ihren Krankheiten erlege-nen Dichter sowie einige persönliche Freundeder Autorin noch einmal zu Wort und zu einer,nämlich ihrer, Geschichte kommen.

Ein Buch, in dem nicht polemisiert undnicht literarisch geklagt, sondern in dem erzähltwird, akribisch, von den letzten Augenblickender Freunde, in liebendem Nachempfinden undin der Absicht, sie über ihren Tod hinaus zuLiebenswerten zu machen. Auf diese Weisegelingt es der Autorin, die ganze Ungeheuerlich-keit des Krieges, der in Algerien täglich aufsNeue ausgetragen wurde und zum Teil nochwird, so vor Augen zu führen, dass diese vorSchreck sich weiten. Sie scheut dabei nicht da-vor zurück, sich in die Köpfe der Täter zu steh-

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len, ihre mutmaßlichen Argumente, Ausreden,Verteidigungen aufzuschreiben und die Kette derGewalttätigkeiten, die aus Opfern Täter gemachthat - manchmal auch umgekehrt -, als Kette zuzeigen, die jene, die diesen Krieg führen, anein-ander fesselt.

Die jungen Krieger, die Assia DjebarsFreunde und Kollegen erwürgt, erstochen odererschossen hatten und sich dabei auch noch imRecht fühlten, nannten sich »Narren Gottes«, einAusdruck für Verrückte und Mystiker im frühenIslam, für jene, »Von denen das Schreibrohraufgehoben war. Deren Worte und Taten dieSchreiberengel nicht aufschrieben, weil die Nar-ren nicht unter dem Gesetz standen und für siedie Verpflichtung zum Einhalten der Gesetzes-vorschriften nicht galt.«

Viele Dichter gehörten zu diesen Narren derLiebe Gottes, nie zuvor aber selbsternannteScharfrichter, die sich nicht nur jenes Namenswiderrechtlich bedienen, sondern der ganzenislamischen Kultur. Es ist diese Spur des Miss-brauchs, die Assia Djebar in ihrer Literatur ver-folgt. Des gesellschaftlichen, patristisch argu-mentierenden Missbrauchs des Weiblichen, desMissbrauchs des Religiösen als politischer Kate-gorie, vor allem aber des Missbrauchs der Spra-che.

»Die algerische Literatur«, heißt es in»Weißes Algerien«, »hat sich unablässig in ei-nem linguistischen Dreieck eingeschrieben«, indas des Lybisch-Berberischen, das nicht mehrgeschrieben wurde, des Arabischen, das wäh-rend der Kolonialzeit im Schatten des Franzö-sischen stand, und des Französischen, daswiederum heute marginalisiert wird. Diesichtbarste in dieser Konstellation ist aberimmer die jeweilige Sprache der Macht.

In der langen Geschichte dieses Landeswar das Lateinische bis zu Augustinus, imMittelalter dann das klassische Arabisch, da-nach bis 1830 das Türkische des OsmanischenReiches Herrschaftssprache. In der Folge wardas Französische die Sprache des kolonialenApparats, und heute ist es das moderne Ara-bisch, das als Nationalsprache gehandhabtwird und wiederum die beiden anderen, dieberberischen Dialekte und das Französische anden Rand drängt.

Anhand von Gebrauch und Missbrauchdieser Sprachen zeichnet Assia Djebar diehistorisch gewachsenen und die willkürlichoktroyierten Formen des Missverstehens auf.

Sie hat ein absolutes Gehör für soziale Abstu-fungen, die im Arabischen sogleich spürbarwerden. So wenn sie von einem der getötetenFreunde erzählt, mit dem sie immer franzö-sisch gesprochen hatte, da es unpersönlich undneutral war. Sobald sie sich arabisch miteinan-der unterhielten, wurden sie sozusagen »zu an-deren Menschen. In der Verschiedenheit derMuttersprachen wurden sogleich die altenVerhältnisse sichtbar.« Dass das Französischesie überdeckte, gesteht ihm eine andere, völligneue politische Rolle zu, als die, die es alsSprache der Kolonisatoren, das heißt, alsSprache der Macht, gespielt hatte.

Beobachtungen dieser Art sind es, die mirAssia Djebars Literatur so unverzichtbar er-scheinen lassen, denn sie vermitteln etwas vonjener immer rarer werdenden Differenziertheitim Umgang mit den sogenannten ethnischenFragen. Sie zeigen, im Gegensatz zur Thesevom Recht auf Selbstbestimmung der Völker,wie komplex die Verhältnisse in Staaten sind, indenen mehrere Ethnien nicht nur voneinandergetrennt, sondern auch mit- und durcheinanderleben; und inzwischen gibt es kaum mehr Staa-ten, in denen das anders wäre.

Da lässt sich nichts vereinfachen, zurück-nehmen oder ungeschehen machen. Darum grei-fen die Nationalstaaten klassischen Zuschnittsschon nicht mehr weit genug, und erst rechtnicht jene neu erstellten, die kaum der Kolonial-herrschaft entronnen, ihr eigenes Unterdrük-kungssystem etablieren, als gelte es, die Lektio-nen des Nationalismus innerhalb einer Genera-tion exemplarisch zu repetieren. Das Nationaleaber hat nichts zu tun mit jener Sehnsucht nachder Muttersprache, die Assia Djebar nichtschreiben kann und »die darum vor ihr glitzertwie eine Fliehende im diamantenbesetzten Kleidder Poesie...«.

Einer der ermordeten Freunde, ein Psychia-ter, der erzählt, dass jeder Patient, der ihn aufsu-che, die Sprache bestimme, in der sie miteinan-der sprächen, erklärt: »Wie eine Sprache auf unsabfärbt, welche Gefühle sie bei uns wachruft,wenn wir das wissen, sind wir im Kern allerVeränderungen angelangt!«

Sehr vieles von diesem Wissen über den»Kern der Veränderung« findet sich bei AssiaDjebar, als ein Wissen, das sich nicht nur durchHerkunft legitimiert, sondern auch das Ergebnisvon beabsichtigter und hartnäckiger Rückverfol-gung ist, von Studien und Recherchen, getragen

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von einem Bewusstsein, das eben dieses Wissenimmer wieder in Frage stellt.

Genau genommen, gibt es drei große The-menkomplexe im gesamten Schaffen von AssiaDjebar, die kaum voneinander zu trennen sind;erstens die Geschichte Algeriens von der Erobe-rung 1830 an über die Kolonialisierung bis hinzum Unabhängigkeitskrieg von 1954 bis 1962,von dem lange nur »als von den Ereignissen«berichtet wurde.

Dass die Geschichte Algeriens einen bis-lang kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeitgedrungenen weiblichen Anteil hat, der so-wohl über Mütter als auch über Kämpferinnenverfügt, führt zum zweiten großen Thema,dem der weiblichen Stimme, die die Mauerndes Harems durchdrungen hat, um sich auf derStraße, in Spitälern und Universitäten Gehörzu verschaffen.

»Wir«, heißt es in »Die Frauen von Al-gier«, »vom matten Raunen verlorener Frau-enstimmen umgeben, wir nehmen noch ihrealte Wärme wahr. Aber nur selten das Verdor-ren. Eine Welt, aus der sich der Junge entfernt,sobald er größer wird, aus der sich heute aberauch das Mädchen entfernt, das sich emanzi-pieren will. Besonders für Mädchen ändertsich durch diese Distanzierung letztlich nurder Schauplatz ihrer Stummheit: Sie tauschendas Frauengemach und die frühere Gemein-schaft gegen eine oft trügerische Zweisamkeitmit dem Mann ein. Plötzlich offenbart dieRealität der Gegenwart ihr ungeschminktesGesicht, das keinen Bezug zur Vergangenheitmehr hat: Der Laut ist wirklich abgerissen.«

So geht es auch Hajila, der von ihrer Vor-gängerin ausgesuchten zweiten Frau in »DieSchattenkönigin«, die fügsam und verschleiertmit der Zeit ebenfalls nach der Freiheit, ihrGesicht zu zeigen, verlangt. Auch sie hat dasFrauengemach und die frühere Gemeinschaftgegen eine trügerische Zweisamkeit mit demMann eingetauscht. Einem Mann, der derEmanzipation seiner ersten, »modernen« Frauhilflos gegenüberstand und der, wie sich her-ausstellt, auch mit einer traditionellen, bessergesagt, einer pseudotraditionellen Kleinfamilienicht zurechtkommt.

Gerade in diesem Buch wird mit großersprachlicher Intensität dargetan, wie sehr dieMenschen ihren Erinnerungen ausgeliefert sind,wie sehr sie in ihrem Eigenen, der ursprüngli-chen Sprache und den Gebräuchen der Kindheit

verankert sind. Wie wichtig dieses Eigene, andas die Empfindungsfähigkeit gebunden zu seinscheint, für die Möglichkeit, sich zu entscheiden,ist und wie sehr es in Träumen, in Erinnerungenund in krisenhaften Momenten wieder durchlebtwird.

In einem viel späteren Buch, »Nächte inStraßburg«, wird sich zeigen, wie dieses unre-flektiert gelebte Eigene einerseits zum Mord ander »fremden« Frau, diesmal der Französin,führt, während es im anderen Fall, zwar bewusstreflektiert, aber deshalb noch nicht automatisch,die Liebe zum »anderen« zur Folge hat.

Die Algerierin Thelja verlebt neun Nächtemit dem Elsässer François, Nächte voller Lei-denschaft, sinnlicher Leidenschaft, aber auch derLeidenschaft des gegenseitigen Erkundens.Beide gehen in diesen Nächten bis in den priva-testen Urgrund ihrer persönlichen Geschichtezurück, und dennoch bleibt Thelja nur derWunsch »Ich würde Sie gerne lieben«, nichtaber die Liebe selbst, die sich keinem Bemühenerschließt.

Das Elsässische als bloß gesprochene Spra-che spielt in diesem Buch dieselbe Rolle, diedem Berberischen in den anderen Büchern zu-kommt. Eine erstaunliche Beobachtung, wiedieser quasi unschuldige Dialekt, der, im Gegen-satz zum Französischen, nicht mit der Kolonial-zeit und der damit verbundenen Diskriminierungin Zusammenhang gebracht wird und als eineArt Sprache der Integration dienen kann.

Das dritte grosse Thema von Assia Djebaraber ist der Islam. Ihre Annäherung an ihn istunspektakulär, bis auf den großen Roman »Fernvon Medina« meist nur in einzelnen, einge-schobenen Sätzen kommentiert, und selbstdiese scheinen sich beim ersten Hinsehen bloßals Erinnerungen an den Kinderglauben zupräsentieren.

In den deutschsprachigen Rezensionenscheint dieser Aspekt überhaupt kein Themazu sein, selbst der Roman »Fern von Medina«wurde, im Gegensatz zu anderen Büchern As-sia Djebars, kaum besprochen. Aber geradedieses Buch fasst alle Hauptthemen der Auto-rin auf geradezu programmatische Art in eins.Der historische Aspekt ist genauestens recher-chiert, auch wenn es die Fakten mit viel Fik-tion verbindet; es sucht den weiblichen Anteilnicht nur dingfest, sondern gegenwärtig zumachen; und es lässt einen Islam durchschei-nen, wie er einst vielleicht gemeint war.

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Schon in »Fantasia« gibt es Sätze, die einegeradezu sehnsüchtige Annäherung an denIslam, nicht so sehr als Bekenntnis, denn alspersönliche kulturelle Tradition und somitzum Eigenen gehörend, verraten. Ein Lied,»Abrahams Klage«, jedes Jahr zum Fest desHammelopfers von einem Tenor im Radio ge-sungen, hat das islamische Bewusstsein deskleinen Mädchens geformt.

Erzählungen der Tante über den Prophe-ten provozieren die erste kritische Auseinan-dersetzung. Der Prophet wäre ob seiner Visio-nen in der berühmten Grotte dermaßen beun-ruhigt gewesen, dass er »darüber weinte«. Dahabe seine erste Frau Khadidja ihn auf dieKnie genommen, um ihn zu trösten. Und dieseKhadidja sei auch der erste Moslem gewesen,vielleicht noch vor dem Propheten. Das elfjäh-rige Mädchen aber entrüstet sich: »Und dassoll ein Prophet sein? Ein Mann, den seineFrau auf die Knie nimmt?«

Eine andere Erzählung der Tante hat sichder späteren Schriftstellerin eher mit Rührungeingeprägt. Lange nach dem Tode Khadidjashabe der Prophet seine Tränen nicht unterdrük-ken können, als die Schwester seiner verstorbe-nen Frau sich seinem Zelt näherte und ihreSchritte genauso klangen wie die von Khadidja.

»Das Heraufbeschwören dieser Sandalen-schritte könnte in mir einen Anfall von Verlan-gen nach dem Islam wecken«, schreibt AssiaDjebar Jahre später. »In ihn hineintauchen wie indie Liebe, mit brausendem Herzen: mit Leiden-schaft und allen Gefahren der Gotteslästerung.«Ein Weg, wie die islamische Mystik ihn seitJahrhunderten gegangen ist, eben bis zur Got-teslästerung als höchster Liebesbezeugung.

Es konnte nicht ausbleiben, dass eine Dich-terin, die sich so rückhaltlos dem Erinnern alsDisziplin verschrieben hat, eines Tages daran-ging, die historischen Quellen aus der Entste-hungszeit des Islam zu sichten. Und es wärenicht Assia Djebar, wenn sie nicht den weibli-chen Anteil erkennbar machen und zum Spre-chen bringen würde. Wobei sie den Texten derChronisten, die sie studiert hat, durchaus Ge-nauigkeit zugesteht, jedoch »neigten diese be-reits aus Gewohnheit dazu, jegliche weiblichePräsenz zu verbergen. Es war also notwendig,die im kollektiven Gedächtnis klaffenden Lük-ken mit Fiktion wieder aufzufüllen, um einenRaum zu schaffen...«.

In »Fern von Medina« konstruiert Assia

Djebar 17 Frauenschicksale, die sich zur Zeit desPropheten so oder so ähnlich zugetragen haben.Die Namen und einiges ortendes Material stam-men aus den islamisch akkreditierten Quellen,alles andere ist einfühlsame Fiktion. Es ist vonSängerinnen, Königinnen und Kämpferinnen dieRede, von den ersten Frauen des Islam, von denFrauen des Propheten, von geschichtlich be-glaubigten Wort- und Kampfführerinnen. Vorallem aber von Fatima, der ältesten Tochterdes Propheten.

Immer wurde von Ali, Vetter undSchwiegersohn Mohammeds, dem ManneFatimas und letztem der vier rechtgeleitetenKalifen, gesprochen. Assia Djebar aber sprichtvon Fatima, die der Prophet so sehr geliebthatte, dass er Ali verbot, sich eine zweite Frauzu nehmen. So wie er selbst 25 Jahre langKhadidja, seine erste Frau und Mutter Fatimas,bis zu deren Tod als einzige zur Ehe hatte.

Fatima, die, nicht wie ein Sohn es fraglosgewesen wäre, »Schreiber bei seinem Todesein«, das bedeutet, das geistige Erbe ihresVaters verwalten durfte, könnte dazu, wie es in»Fern von Medina« heißt, sehr wohl gesagthaben: »Für die Mädchen und Frauen bestanddie Revolution des Islam vor allem darin, dasser ihnen ein Erbe zugesteht, dass sie von ihremVater bekommen, was ihnen zusteht. Zumersten Mal in der Geschichte der Araber wurdedies eingesetzt, und Mohammed war der Ver-mittler!« Doch kaum war Mohammed tot,hatte man seiner Tochter dieses Erbe vorent-halten, und auch ihr Mann, Ali, konnte es erstviel später antreten, zu spät, um die Abspal-tung der Partei Aus, der Schia, noch zu ver-hindern.

Assia Djebar hat in diesem Buch die Ent-stehungsgeschichte der muslimischen Zivili-sation nachgezeichnet, indem sie den Frauenund Töchtern der Muslime das Wort erteilte,mit der Intelligenz einer gebildeten Frau, diees versteht, historische Quellen zu lesen unddie aus ihrer Erfahrung als Algerierin herausein besonderes Gespür für Unrecht hat. EinGespür, das auch von anderen Frauen artiku-liert wurde, wie zum Beispiel von CamilleClaudel, wenn sie in einem Brief an Rodinschreibt: »Es gibt immer etwas Abwesendes,das mich quält.«

Gequält von diesem Abwesenden ist auchThelma aus »Nächte in Straßburg«, die eben-falls jenes immer wieder zitierte zerstückelte

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Leben lebt. Getrennt von der Kultur ihrerKindheit, so wie von ihrem eigenen Kind,aufbrechend in die Moderne und bestürmt vonGefühlen, die den Harem in sich noch nichtüberwunden haben. »Ein Fremder?«, muss siesich eingestehen, »Das heißt, jemand, den ichnicht so lieben könnte wie in dem Lied, mitder ganzen Innigkeit der Sprache meinerKindheit.«

Aber die Formen der Zuneigung sind viel-fältig. Selbst wenn das verlassene Kind trotzallem Aufbruch in uns weiterlebt, haben wirdie Möglichkeit, neue Bindungen einzugehen.Bindungen, die es gestatten, miteinander zuleben und, wie Assia Djebar es in ihrem Werktut, uns gegenseitig zu erkunden, mit der Lei-denschaftlichkeit der Liebe und der Hartnäk-kigkeit der Hoffnung.

Ich freue mich in meinem Herzen darüber,dass Assia Djebar heute mit dem Friedenspreisdes Deutschen Buchhandels geehrt wird, undgratuliere ihr hiermit aufs schwesterlichste.

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Assia Djebar_________________________________Dankesrede

Discours de Francfort

En recevant aujourd'hui devant vous, Mes-dames et Messieurs, ce Prix des Editeurs et Li-braires allemands, Prix de la Paix 2000, j'hésitesoudain: je crains qu'une si prestigieuse distinc-tion ne me fasse chanceler sous son poids sym-bolique! Je voudrais me présenter devant vouscomme simplement une femme-écrivain issued'un pays, l'Algérie tumultueuse et encore déchi-rée. J'ai été élevée dans une foi musulmane, cellede mes aieux depuis des générations, qui m'afaçonnée affectivement et spirituellement, mais àlaquelle, je l'avoue, je me confronte, à cause deses interdits dont je ne me délie pas encore tout àfait.

J'écris donc, et en français, langue de l'an-cien colonisateur, qui est devenue néanmoins etirréversiblement celle de ma pensée, tandis queje continue à aimer, à souffrir, également à prier(quand parfois je prie) en arabe, ma langue ma-ternelle.

Je crois en outre que ma langue de souche,celle de tout le Maghreb, je veux dire la langueberbère, celle d'Antinéa, la reine des Touaregsoù le matriarcat fut longtemps de règle, celle deJugurtha qui a porté au plus haut l'esprit de ré-sistance contre l'impérialisme romain, cette lan-gue donc que je ne peux oublier, dont la scan-sion m'est toujours présente et que pourtant je neparle pas, est la forme même où, malgré moi eten moi, je dis »non«: comme femme, et surtout,me semble-t-il, dans mon effort durable d'écri-vain.

Langue, dirais-je, de l'irréductibilité. Etplutôt que d'évoquer, sur ce point, un désir d'en-racinement ou de réenracinement, pour ainsi direde généalogie, je voudrais préciser que si j'avaisété celte, ou basque, ou kurde, cela aurait été demême pour moi: dire »non« à certaines étapesessentielles de mon parcours ... et le dire quandla langue de la première origine se cabre, et vibreen vous, en des circonstances ouïe pouvoir troplourd d'un Etat, d'une religion ou d'une évidenteoppression ont tout fait pour l'effacer, elle, cette

première langue. Dire »non« ainsi, qui peut pa-raître un »non« d'entêtement, de silence, de refusde participation à une poussée collective de sé-duction - ou de mode -, cet instinct pas seule-ment de préservation individuelle, mais qui se-rait un »non« quelquefois apparemment gratuit,ou de pur orgueil de l'ombre. En somme cetteintégrité du moi intellectuel et moral, ce recul niprudent ni raisonné, bref, ce »non« de résistancequi surgit en vous quelquefois avant même quevotre esprit n'ait réussi à le justifier, eh bien,c'est cette permanence de »non« intérieur quej'entends en moi, dans une forme et un son ber-bères, et qui m'apparaît comme le socle même dema personnalité ou de ma durée littéraire.

Certes les Berbères de l'histoire écrite, écriteen particulier en latin par un Salluste, politiciencorrompu et historien redoutable, auteur du clas-sique »La guerre de Jugurtha«, un siècle avantl'ère chrétienne - ces Berbères donc de l'histoireoccidentale furent souvent présentés comme deperfides ennemis.

Mais il a suffi qu'un Jugurtha, non domesti-qué, soit allé jusqu'au bout de son défi contreune Rome encore invincible - cela 5O ans avantJules César - pour qu'en Afrique du Nord, cha-que résistance contre les invasions ultérieures(contre les Arabes, les Espagnols, les Turcs puisles Français) invoquât le fantôme de cet ancêtrehéroique!

J'ai parlé de ma durée littéraire, et cette no-tion temporelle pourrait prêter à équivoque.J'écris, je publie depuis quatre décennies aumoins. Tout compte fait, je devrais plutôt meprésenter devant vous avec mes absences, messilences, mes réticences, mes refus anciens ourécents que je ne comprends pas toujours, dumoins sur le moment; j'ajouterais même mesfuites (car il me faut vraiment de l'espace pourécrire); je dirais donc plutôt mes exils!

Je ne sais qu'une règle, apprise et éclaircie,certes, peu à peu, dans la solitude et loin deschapelles littéraires: ne pratiquer qu'une écriture

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de nécessité. Une écriture de creusement, depoussée dans le noir et l'obscur! Une écriture»contre«: le »con-tre« de l'opposition, de la ré-volte, quelquefois muette, qui vous ébranle ettraverse votre être tout entier. Contre, mais aussitout contre, c'est-à-dire une écriture du rappro-chement, de l'écoute, le besoin d'être auprès de...,de cerner une chaleur humaine, une solidarité,besoin sans doute utopique car je viens d'unesociété où les rapports entre hommes et femmes,hors les liens familiaux, sont d'une dureté, d'uneâpreté qui vous laissent sans voix!

Au départ, avant le jaillissement premier etprécoce de mon activité d'écrivain, il y eut l'es-pace donné, un horizon soudain ouvert, unechance inattendue. Il est clair en effet que jen'aurais jamais été écrivain si, à 10 ou 11 ans, jen'avais pu continuer mes études secondaires; orce petit miracle fut rendu possible grâce à monpère instituteur, homme de rupture et de moder-nité face au conformisme musulman qui, presqueimmanquablement, allait me destiner à l'enfer-mement des fillettes nubiles.

De même, 5 ou 6 années plus tard, je ne se-rais pas entrée en littérature avec ardeur si (etcela peut surprendre) je n'avais pas aimé marcherdans les rues des villes en anonyme, en passante,en voyeuse, en garçon manqué, et encore main-tenant, en simple promeneuse. C'est pour moi lapremière des libertés, celle du mouvement, dudéplacement, la surprenante possibilité de dis-poser de soi pour aller et venir, du dedans audehors, du lieu privé aux lieux publics et viceversa. Cela paraît tout simple ici, aujourd'hui, enEurope pour des adolescentes. Cela fut, pourmoi, au début des années 50, un luxe incroyable.

Qu'a à voir la marche au dehors, diriez-vous, avec les mots des romans, avec l'élan pro-pre à l'imagination et à toute fiction? Mais ils'agit ici du mouvement du corps féminin: là seplace la ligne la plus acérée de la transgressionquand une société, au nom d'une tradition trahiéeet plombée, tente et réussit parfois, même au-jourd'hui, à incarcérer ses femmes, c'est-à-dire lamoitié d'elle-même. Ecrire pour moi, gardant àl'esprit cet horizon noir, c'est d'abord recréerdans la langue que j'habite le mouvement irré-pressible du »corps au dehors«, je dirais presqueson envol.

A l'époque du Maghreb colonial - plus con-servateur alors que la société citadine de l'Egypteet du Moyen-Orient -, mes cousines, mes paren-tes proches se retrouvaient recluses de l'âge de la

nubilité jusqu'au début de la vieillesse. Cacherses femmes de l'œil, du contact et de l'emprisedes étrangers (parce que non-Musulmans), ce quiavait pu sembler une stratégie de sauvegardeidentitaire dans l'Algérie du XlXè siècle étaitdevenu une oppression presque sans faille sur lagent féminine. Chez moi, donc, le désir des motsà écrire, à lancer aux autres ou simplement auciel, naît de mes pieds, de mes jambes ainsi quede mon regard libre, posé sur les autres. C'est làsans doute la revanche, en ma personne, de toutela lignée derrière moi, des aieules cloîtrées à 12ans, puis mariées, qui ont étouffé de langueur, derancœur dans l'ombre des patios, jusqu'à la cin-quantaine ou soixantaine respectables!

Puis, dans mon trajet d'écrivain, il y a eu untangage, une interrogation profonde qui m'a faitme taire longtemps: dix années de non-publica-tion, mais pendant lesquelles j'ai pu arpentermon pays, pour des reportages, pour des enquê-tes et enfin des repérages de cinéma, envahie quej'étais par un besoin de dialoguer avec des pay-sannes, des villageoises de régions aux traditionsdiverses, besoin aussi de revenir à ma tribu ma-ternelle, cela douze ans après l'indépendance.

»Assise au bord de la route, dans la pous-sière», ainsi ai-je intitulé dans mon essai« Cesvoix qui m'assiègent cette période de ma vie où,à travers une chronique visuelle de ce quotidienaux mutations visibles, je réalisai un film aurythme de la mémoire féminine - retours en ar-rière quand ma grand-mère me racontait la ré-sistance des ancêtres guerriers, souvenirs récentsde la lutte d'hier.

Ce fut seulement à cette époque que j'ai putravailler et créer en osmose avec les miens:écriture de l'espace et de l'écoute, dans les pay-sages de l'enfance, l'oreille immergée dansl'arabe dialectal des dialogues, retour du berbèredans tel éclat de souffrance d'une femme du»Mont Chenoua«, monologue en français enfinde celle qui déambule dans un territoire où passéet présent serépondent.

Ce furent les 2 ou 3 années les plus heureu-ses de ma vie: chercher vraiment à connaître seslieux de mémoire, cela devient se re-connaître,se retrouver!

1978/79. Mon long-métrage fut vilipendépar presque tous les cinéphiles d'Alger (puis-qu'on n'y retrouvait pas l'optimisme du »réalismesocialiste«); il fut honoré ensuite d'un Prix de lacritique internationale à la Biennale de Venise.Au tournant de la quarantaine, je retournais à

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Paris, la ville de mes études. De là, je décidaid'écrire à distance pour viser désormais au cœurmême de l'Algérie - son tréfonds, sa mémoire laplus obscure - dans un nœud algéro-françaiscomplexe; mais encore me fallait-il trouver uneforme et une structure narratives à la hauteur dece questionnement, de cette ambition.

Walter Benjamin, qui connaissait si bien Pa-ris qu'il avait découvert dès 1913 et où il vécutles années 30, en réfugié politique, disait qu'» àParis, un étranger se sent chez lui parce qu'onpeut habiter cette ville comme on habite ailleursses quatre murs...«

Lui, le »flâneur de Paris« dans le sens leplus plein et qui écrivit le premier sur les »pas-sages« parisiens, il entretenait en fait des rela-tions rares et superficielles avec les Français:c'est Hannah Arendt, son amie j usqu'à la fin, quitémoigne.

Pour ma part, installée désormais au cœurde l'ancien »Empire«, je me mettais, moi aussi, àdistance de la société française dont je ne gardaisque la langue! Cette langue d'écriture devenuemon seul territoire, même si je campais plutôtsur ses marges. Comme si, repartie nue de chezmoi, je m'enveloppais seulement de cette langue!Elle, mon unique manteau! Jusque là, l'écriturefrançaise avait été pour moi une sorte de voile,du moins dans mes premiers romans, fictionsqui, évitant l'autobiographie, ne hantaient vrai-ment que des lieux d'enfance, s'éblouissant deleur soleil ou s'approchant de la pénombre desmaisons traditionnelles.

Dorénavant, résolue avec détermination àécrire »devant« et »dedans« mon pays, dans unesorte de proche éloignement, j'avais besoin,comme le photographe qui recule pour ne pasécraser son sujet, d'une perspective la plus vaste.

Avec ou malgré la langue dite »étrangère«,j'avais à poser, sur mon pays, toutes les ques-tions, décidais-je! Sur son histoire, sur son iden-tité, sur ses plaies, sur ses tabous, sur ses riches-ses cachées et sur la dépossession coloniale detout un siècle - et il ne s'agissait ni de protesta-tions ni de réquisitoires. L'indépendance, nousl'avions payée au prix fort! Il ne s'agissait que demémoire, que de tatouages de la révolte et ducombat, rendus ineffaçables dans nos cœurs etjusque dans l'éclat de notre regard, à devoir ins-crire, à conserver, même en lettres françaises etalphabet latin!

Revenir au début des années 80 à Paris et

écrire dans cette pulsion mémorielle, cela certesne paraîtrait pas de brûlante actualité - si l'on seréférait du moins aux »saisons littéraires« descénacles parisiens.

Face à une critique française, je dirais, tra-ditionnelle - qui ne cherchait dans les textes desécrivains »ex-colonisés« que des clefs pour in-terprétation sociologique immédiate - moi,qu'est-ce qui m'animait donc? Un nationalisme àretardement? Non, bien sûr, seulement la langue.Uniquement la langue française dans laquelle jem'immergeais la nuit, le jour. Mais pour mieuxdire ma spécificité algérienne (par l'autobiogra-phie que j'abordais enfin), il me fallait en quel-que sorte alléger cette langue d'écriture de sonpoids d'ombre, de son passé équivoque et troubleen Algérie, elle au bénéfice de laquelle avaientété exclus autrefois des écoles et des lieux pu-blics l'arabe et le berbère.

Si je voulais faire sentir le trop lourd mu-tisme des femmes algériennes, l'invisibilité deleurs corps, revenue avec le retour d'une tradi-tion rétrograde et plombée, j'avais d'abord - entant qu'écrivain (le devoir de tout écrivain étantun devoir de langue) - j'avais, pardonnez-moicette métaphore, à me saisir de cette langue fran-çaise entrée en Algérie avec les envahisseurs de1830 et à l'essorer, à la secouer devant moi detoute sa poussière compromettante. Pendant lesquarante ans violents de la conquête - que j'ap-pelle »la première guerre d'Algérie« -, cette lan-gue s'était avancée autrefois sur des chemins desang, de carnage et de viols. Il fallait, par elle etavec ses propres mots, la renverser en quelquesorte sur elle-même!

Puis, dans la soumission apparente qui sui-vit, ce qu'on appelait »!'Algérie pacifiée« desannées 1920 et 1930, les mots, les figures et lerythme et toutes les diaprures de la langue, de labelle langue - la transparente de Descartes, lapure et acérée de Racine, la virevoltante de Di-derot et la somptueuse de Victor Hugo -, tousces joyaux se mirent à pénétrer et à briller unpeu dans les écoles, parmi lesquelles un petitnombre était réservé aux enfants dits »indigè-nes«, dont la classe de mon père, instituteur dansun village de la Mitidja.

»L'Amour, la Fantasia » est ainsi une doubleautobiographie où la langue française devient lepersonnage principal, proso-popée inattenduedont je me rendis compte à posteriori. Je ré-veillais les scènes d'affrontement algéro-françaisoubliées, tout en livrant des éclats de mon en-

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fance où les mots français se glissaient jusquedans les harems, tels des rais de lumière et derévolte. Avais-je fait sentir l'étouffement présentdes femmes, plus lent, plus pernicieux que l'as-phyxie, autrefois, des tribus rebelles, décidée parles conquérants, dans les montagnes proches dema ville?

»Répondre, répétais-je, à toutes les ques-tions!« Sinon, en faire sentir l'urgence; pour moi,pour celles comme moi qui avaient dû partir,seulement pour l'oxygène de leur vie; mais aussipour les autres femmes, les silencieuses, les hu-miliées qui étaient mortes, le cœur brûlé, parceque conscientes de tous les dénis.

Ce fut dans ce corps à corps avec l'Histoireque j'écrivis »L'Amour, la Fantasia«, puis »Om-bre sultane« et la suite d'un quatuor romanesqued'Alger.

Je n'avais pas prévu que, vivant ainsicomme une émigrée en banlieue parisienne,j'allais, les années suivantes, me confronter avecles sursauts, les fureurs, les délires puis ... puis laviolence et les meurtres, au jour le jour, que nousavons vu s'inscrire sur les pages des quotidienset défigurer l'image de mon pays!

Quête solitaire et d'impuissance dans meslivres; mes questions devenaient de plus en plusbéantes.

Langue de l'autre à écrire et qu'on respire,mais mon oreille restait, reste toujours horschamp, hors la lettre. Comment d'ailleurs aurais-je pu infléchir le français, dans son rythme et sonsouffle premiers, si je ne gardais pas, même dansl'exil le plus distendu, l'ancrage dans des voixfamilières, voix de fureur et de douceur, barbareset gutturales, internes, celles des lieux fémininsde l'enfance, celles vociférantes et improviséesdes visiteuses de sanctuaires, celles des lyriquesou des désespérées.

Toujours naturellement hors français, doncsemblant ensauvagées, en tout cas rebelles: »an-alphabètes« disait-on des inconnues autour demoi, fillette, parce que sans même l'alphabetarabe, excepté pour des amulettes qu'elles mependaient au cou, sous mache mise et avec descaresses, »pour me protéger àrécole«,soufflaient-elles. Entendez, à l'école desFrançais.

C'est ainsi que j'ai cru longtemps que toutenavigation dans la nuit des femmes me feraitretrouver la force, l'énergie, la foi des aieulesinébranlables. Je rêvais qu'elles me transmet-traient, elles, leur secret de survie, pour peu

que je tente cet effort de remonter le courant,les eaux du reflux, disons de la dispersion dansl'oralité.

On l'oublie souvent: Cervantes vécut es-clave 5 ans à Alger, à partir de 1575. Pas en-core romancier, mais guerrier intrépide, ayantperdu un bras à la bataille de Lépante, il se faitcapturer par des corsaires en Méditerranée. Ilvivra longtemps chez moi dans un mondefonctionnant à l'exact opposé de l'universchrétien. La »fugitive« qu'il imaginera plustard dans son »Don Quichotte« pourrait être lapremière image littéraire d'Algérienne: elleque son père comblait de toutes les richesses,sauf de la liberté, elle fuit et fait fuir l'esclavechrétien qui raconte leur aventure dans uneauberge, en Espagne.

A la suite de cette Zoraidé du chef d'oeu-vre espagnol, j'ai osé faire entrer ma mère dansmon roman »Vaste est la prison«. J'ai rappeléla trajectoire maternelle, elle vivant en citadinetraditionnelle (une ville justement repeupléed'Andalous expulsés en 1610), et cela jusqu'àprès de 40 ans, elle trouva assez d'énergie, peuavant 1960, pour traverser la Méditerranée etsillonner la France, rendre visite, de prison enprison, à son fils, jeune détenu politique. L'au-dace de ces voyages, ce qu'ils impliquaient encourage silencieux, en secrète pudeur, pourune Musulmane, il me semblait qu'ils réité-raient cette aura du personnage de Cervantes!

La transmission féminine s'est alors rééclai-rée, pour moi, plus en arrière; l'anamnèse s'estremise en mouvement; ma grand'mère, que je nevoyais jusque là qu'en aieule conteuse de la gestetribale a ressuscité sous ma plume, mais en ado-lescente descendant de la montgne pour être»donnée«, à 13 ans, à un riche notable de la cité.Veuve peu après, elle retournera à la »zaouia«première, se mariera deux autres fois, pour de-mander, en 1920, au juge-cadi, la séparationconjugale avec la gestion de ses biens, ce quel'Islam permet aux femmes depuis des siècles. Apartir de là, dans la cité au passé andalou où elles'installe, elle va régenter, conseiller, servir d'ar-bitre pour les autres femmes, tout en élevant ses5 enfants.

A cette même période, entre 1880 et 1920environ, voici l'une de ses contemporaines, maisen Egypte. Il s'agit de la grande Hoda Sha'rawi,issue de la haute bourgeoisie, elle qui va devenirla première féministe du monde arabe, plusexemplaire pour les Egyptiennes que, plus tard,

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Simone de Beauvoir pour les Françaises.Elle naît fille d'un très riche et influent per-

sonnage. Elle a passé son enfance dans un véri-table harem, avec des eunuques (esclaves souda-nais castrés). Mais elle reçoit, à domicile, enmême temps que son jeune frère, une instructionde qualité. Elle apprend, outre l'arabe, le turc,langue de sa mère circassi-enne, et le français;elle joue du piano. Mais, pour conserver dans lafamille l'important patrimoine dont elle a hérité,on la marie à 13 ans à son cousin germain bienplus âgé. Dix mois après, elle fuit le mari, re-prend son adolescence interrompue. Elle a soifde connaissances.

En 1922, Hoda Sha'rawi, qui s'est déjà af-franchie du voile en public, créera la premièreUnion des Femmes Egyptiennes, fondera lapremière revue de femmes. Jusqu'en 1947, à samort, le mouvement des femmes, dans des mani-festations politiques et culturelles, se grouperatoujours autour d'elle. Au Maghreb, ma mère,dans les années 30, rêvait avec ses amies de cetteeffervescence des Egyptiennes, des Syriennes,des Turques et des Iraniennes. Amnésie pourtantaujourd'hui sur cette dynamique de cette pre-mière moitié du siècle, il ne reste de cet oublique le souvenir des cantatrices Oum Kalsoum etses émules. Parole, chant et écriture: que seraitnotre »inspiration« si elle n'allait pas à la recher-che de cette bouche obscure, si elle n'allait pasboire au flux souterrain de la mémoire anonyme,des paroles invisibles, fondues, imperceptiblesparfois. Cris étouffés soudain fixés, parole etsilence qui se mêlent, tout au bord de la dilution!

Octobre 88 à Alger. Une semaine d'insur-rections dans la capitale par une jeunesse troplongtemps désoccupée, encadrée partiellement,ou infiltrée par des islamistes. Après plusieursjours de désordre, le président algérien affaiblilaisse l'armée tirer sur les manifestants désarmés.Le bilan est de plusieurs centaines de morts!Tragédie dont le glas annonce un avenir sombre.

Dès les premiers j ours, j e m'étais précipitéeà Alger pour être auprès de ma fille, jeune étu-diante. Bloquée dans un appartement des hau-teurs, d'une terrasse, j'ai contemplé durant plu-sieurs nuits d'insomnie les tanks sillonnant lacapitale placée sous couvre-feu!

Sans m'imaginer en Cassandre, il m'étaitaisé de prévoir que, dans l'année qui suivrait, lesintégristes reviendraient au centre de la sphèrepolitique. Eux certes auréolés par ces morts d'in-nocents, mais résolus à imposer leur vision cari-

caturale d'un Islam des origines. En attendant,les conséquences premières du terrible dramefurent la fin du parti unique - un »front delibération« qui ne libérait plus rien depuis 26ans - mais aussi la légalisation d'un parti poli-tique religieux, mesure en contradiction avecla Constitution qui garantissait un minimum delaïcité!

Je rentrai à Paris et, pour ne pas être bri-sée, je décidai de me confronter, armée de maseule expérience d'historienne, à cet Islam desorigines. Je me mis, d'un coup, à vivre en 632après J. C. à Médine, au moment où le Pro-phète Mohammed va mourir: problèmes de lasuccession politique, germes déjà de la divi-sion, rôle des épouses et des filles du Messa-ger, des Compagnons, du premier Calife et,surtout, irruption sur l'avant-scène de Fati-ma,fille du Prophète, en véritable Antigone avecsa voix de la douleur, de la colère lucide etamère, de la protestation. De la protestationvéhémente de toutes les femmes à travers elle!

Je me plongeai dans le déchiffrement, motaprès mot, chapitre après chapitre, des choni-queurs arabes Ibn Saad et Tabari. J'avais be-soin d'entendre ainsi ma langue maternelle,dans son grain, son rythme et sa sobriété, dansses trous aussi. Comme l'écrivait le grand Mi-chelet pour sa vision de l'Histoire de France:»Il y eut un étrange dialogue entre lui et moi,entre moi, son ressusciteur, et le vieux tempsremis debout.«

J'écrivis donc »Loin de Médine« pour merapprocher de ce »vieux temps remis debout«,mais aussi des passions, de la parole libre etmultiple des femmes de Médine, humbles ouconnues, mais transmettrices et actrices decette histoire islamique.

Après presque 2 ans d'écriture, je me sou-viens: dans la maison paternelle, à la mi-juin90, tandis que j'inscrivais le mot fin à monmanuscrit, je me réveillai d'un coup au présentd'Alger: trois jours après, en effet, les intégristesdu F. I. S. remportaient les élections municipa-les!

Mon rêve d'un Islam ouvert et égalitaires'était construit, me semblait-il, dans mes motscomme un château de sable! Mon livre fut publiéà Alger en même temps qu'à Paris (l'édition, elleaussi, commençant à se libérer de la tutelled'Etat); j'allais le défendre dans plusieurs villeset universités algériennes.

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Comment, dès lors, vais-je parler de ces 8dernières années de transes algériennes qui ontsuivi, et, en écho, de mes livres écrits alors? Dema vie désormais vouée à l'exil. Même s'il s'agitd'un exil mouvant!

Pourrais-je résumer cette partie de mon par-cours par le titre de ma post-face au recueil denouvelles »Oran, langue morte«, qui se veutchronique d'attentats, de peurs et d'alarmes rap-portés par certains de mes proches, de mes amisperdus ou retrouvés.

J'y avais déposé - ou transmué? - en ceprintemps et cet été 1996 les paroles brèves deceux-ci rencontrés souvent au hasard des ruesparisiennes: comptes-rendus haletants parfois surla mort violente, ou sur l'angoisse, ou la sauva-gerie (telle cette in-stiturice décapitée devant sesélèves, des enfants)... et en revivant, à mon tour,ces épisodes, j'ai soupiré d'impuissance, peut-être aussi d'étonnement devant ma persistance àfixer, à garder trace.

Car je m'impatientais en effet: «Pourquoitoujours la mort? Pourquoi toujours écrire sur lamort?«

»Le sang, constaté-je donc, ne sèche pasdans la langue!« Et j'ai tourné et retourné cettemétaphore, peut-être en vain. Pour sortir, à mafaçon, du piège: non, décidément, l'écriture -jeveux dire l'écriture de toute littérature, ainsi quela parole illuminante - n'est pas un faire-part dedeuil, ou de crime; non, elle n'est pas une plaquefunéraire bavarde, simplement projetée dansl'espace vide, le temps que circulent quelquesmilliers d'exemplaires de vos pattes de fourmitracées sur papier, lancés comme un paquet-ca-deau à la mort.

Non, l'écriture à laquelle je me vouais dansce malheur algérien, est-ce l'alarme, est-ce l'ap-pel au secours (au secours de vous-même?). Elleest le dialogue suspendu avec l'ami sur lequel esttombée la hache, dans la tête de qui a sonné laballe, tandis que vous, vous survivez, tandis quevous, vous questionnez sur les tout petits détails,juste avant que celui, ou celle, que vous avezconnu soit pétrifié en victime, en cadavre, ensilence!

Votre écriture donc danse avec des fantômeset, tant que vous vivez encore, cette nécessité dela narration court en vous comme votre seuleélectricité - ce n'est plus la même langue, celle-cipourrait devenir informe ou, pourquoi pas, lan-gue des signes pour sourds-muets; simplementvous soutient le fil de la continuité, de la volonté

de dire ou du désir sauvage de ne pas oublier.Certains diraient: l'acier de la résistance.

Edmond Jabès, arraché de son Egypte na-tale, au milieu de son âge, remarquait: »... leschemins d'encre sont des chemins de sang.« IIl'écrivait à Paris, et je dirais, presque à voixbasse.

Vais-je pour autant me présenter devantvous avec les mains vides et le stylo glissant demes doigts? Femme-écrivain, je me revendiquedu Tiers-Monde.

C'est cette force-là, si peu visible, si impal-pable, si peu propice aux projecteurs, me sem-ble-t-il, qui devrait me redresser: la seule force,transparente ou friable, de l'écriture. Ou, dansmon cas, le poids, encore insoupçonné, du si-lence des Musulmanes en amont de cette écri-ture.

Finalement, j'appellerai décidément cesdernières années de mon pays »les années deJoseph«!

Rappelez-vous: Joseph, injustement ca-lomnié, est enfermé dans la prison du Pharaon,de longues années. On s'aperçoit qu'il sait in-terpréter les songes. C'est ce don de préscience- ou d'interprétation - qui intéresse le Pharaon.Celui-ci envoie un messager pour le libérer etl'amener à lui. Alors (et c'est la version corani-que que j'ai éclairée dans la nouvelle »Labeauté de Joseph«, Joseph refuse de sortir, parscrupule. »Allez d'abord, dit-il, demander auxfemmes qu'elles m'innocentent!«

Ce suspens de l'histoire - Joseph sur leseuil de la prison et qui attend -, je l'aime par-ticulièrement car le texte de la sourate 12 estd'une beauté littéraire troublante.

Dans cette version, c'est le verdict desfemmes (elles qui étaient dans le désir d'amourde Joseph et dans l'interdit de cet amour) quirend à Joseph sa liberté et lui permet son as-cension extraordinaire en Egypte, lui, l'étran-ger!

Contrairement à la Genèse, la sourate co-ranique ne nous rapporte pas une épouse dePutiphar calomniatrice et mauvaise. Au con-traire, celle-ci, ainsi que ses compagnes, eninnocentant Joseph et en invoquant »la miséri-corde de Dieu«, par leur parole de vérité, libè-rent véritablement Joseph, ou Youssef enarabe.

Ainsi, j'en ai l'espoir tenace: dans lesillage de cette sourate coranique, les femmesen Algérie, par leurs souffrances et leur parole

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de vérité, nous libéreront de l'étau de ces an-nées terribles.

Aujourd'hui, pour que la paix reviennebientôt, mais avec la justice et sans l'oubli, jedédie ce »Prix de la Paix zooo« que je reçoisaux écrivains algériens disparus, le romancierTahar Djaout, le poète Youssef Sebti et ledramaturge Abdelkader Alloula, tous les troisassassinés en 1993 et 1994.

Je le dédie aussi au premier d'entre nous -nous, de la littérature du Maghreb d'aujour-d'hui - Kateb Yacine, poète, romancier et dra-maturge, mort en 1989, peu avant nos «annéesde Joseph« qu'il avait, je le sais, pressenties.

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Assia Djebar_________________________________Dankesrede

Frankfurter Rede

Wenn ich heute vor Ihnen, meine sehr ver-ehrten Damen und Herren, den Friedenspreis desDeutschen Buchhandels für das Jahr 2000 ent-gegennehme, kommen mir plötzliche Zweifel:Ich fürchte, unter dem symbolischen Gewichteiner so ehrenvollen Auszeichnung ins Wankenzu geraten! Ich würde Ihnen gern als einfacheSchriftstellerin gegenübertreten, die aus Algerienkommt, einem Land des Aufruhrs und der Zer-rissenheit bis heute. Ich wurde in einem musli-mischen Glauben erzogen, der seit Generationender Glaube meiner Vorfahren war, der michemotional und geistig geprägt hat und gegen denich mich, eingestandenermaßen, auflehne wegenseiner Verbote, aus denen ich mich bisher nichtvöllig lösen konnte.

Ich schreibe also, doch auf Französisch, inder Sprache des ehemaligen Kolonisators, diejedoch, und zwar unverrückbar, zur Sprachemeines Denkens geworden ist, während meineSprache der Liebe, des Leidens und auch desGebets (manchmal bete ich) das Arabische,meine Muttersprache, ist.

Und da ist noch die berberische Sprachemeiner Heimatregion, die im ganzen Maghrebgesprochen wird, die Sprache Antineas, der Kö-nigin der Tuareg, bei denen lange das Matriar-chat herrschte, die Sprache Jugurthas, der denWiderstandsgeist gegen den römischen Imperia-lismus zum Äußersten führte, eine Sprache, dieich nicht vergessen kann, deren Rhythmus mirstets gegenwärtig ist, obwohl ich sie nicht spre-che. Ich glaube nun, dass es diese Sprache ist, inder ich, ohne es zu wollen, in meinem Innern»Nein« sage; als Frau und vor allem in meinemandauernden Bemühen als Schriftstellerin.

Das Berberische, so scheint mir, ist dieSprache der Unbeugsamkeit. Man könnte da-hinter den Wunsch nach Verwurzelung oderWiederverwurzelung - sozusagen den Wunschnach einer Genealogie - vermuten, aber mir istklar geworden: Wäre ich Keltin, Baskin oderKurdin, es wäre für mich nicht anders. An ge-

wissen wichtigen Stationen seines Lebenswegs»Nein« sagen - etwa, wenn die erste Sprachesich aufbäumt und im Innern vibriert, weil dieÜbermacht des Staates, der Religion oder offe-ner Unterdrückung alles daransetzt, diese ersteSprache auszulöschen. Dieses »Nein« könntehalsstarrig scheinen, als ein Rückzug oder auchals Verweigerung gegenüber einem verführeri-schen kollektiven Trend oder einer Mode. Eininstinktives »Nein« zum Schutz des eigenenSelbst, das fast sinnlos wirkt, wie ein Ausdruckeines Stolzes, der im Abseits bleiben möchte. ImGrunde geht es aber um mehr: um die Integritätdes kulturellen und moralischen Ich, um einenVorbehalt, der weder bedacht noch rational ist,kurz, um ein »Nein« des Widerstands, dasmanchmal in einem aufkommt, bevor der Ver-stand eine Rechtfertigung dafür gefunden hat. Ja,dieses dauerhafte innerliche »Nein«, ich höre esin mir, in berberischer Form und berberischemKlang - und es erscheint mir als Fundamentmeiner Persönlichkeit und meiner literarischenDauerhaftigkeit.

Gewiss, die Berber tauchen in der geschrie-benen Geschichte vor allem in lateinischer Spra-che auf, bei Sallust, einem korrupten Politikerund zweifelhaften Historiker, dem Verfasser desKlassikers »Der Jugurthinische Krieg« aus demJahrhundert vor der christlichen Zeitrechnung -und dort wurden die Berber häufig als hinterli-stige Gegner dargestellt.

Doch in seiner Auflehnung gegen Rom, dasdamals, fünfzig Jahre vor Julius Caesar, unbe-zwinglich war, ging der unbezähmbare Jugurthabis ans bittere Ende, und so kam es, dass inNordafrika beim Widerstand gegen spätere Inva-sionen (der Araber, Spanier, Türken undschließlich der Franzosen) jedesmal das Phanta-siebild dieses heldenhaften Vorfahren herauf-beschworen wurde!

Ich habe im Zusammenhang mit meiner lite-rarischen Arbeit von Dauer gesprochen, dochdieser zeitliche Begriff ist vielleicht missver-

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ständlich. Ich schreibe, seit mindestens vier Jahr-zehnten veröffentliche ich Bücher. Aber ichsollte vielleicht mit den Momenten des Schwei-gens und der Abwesenheit vor Sie treten, mitmeinen Vorbehalten, meinen Weigerungen ausfrüherer oder aus jüngerer Zeit, die ich selbstnicht immer verstehe, zumindest nicht sogleich.Ich sollte auch von meinen Fluchten sprechen(denn zum Schreiben braucht man wirklichRaum) - dies alles ist mein Exil.

Beim Schreiben kenne ich nur eine Regel,die ich ganz allmählich in der Einsamkeit undfern der literarischen Betriebsamkeit gelernt underkannt habe: nämlich zu schreiben, nur ausNotwendigkeit. Schreiben als ein Graben in dieTiefe, als Vordringen ins Dunkle und Unge-wisse! Gegen etwas anschreiben, ein Schreibenim Widerspruch, in der Auflehnung, diemanchmal stumm ist, die einen erschüttert unddas ganze Wesen durchdringt. Dieses »Gegen«ist zugleich ein »Hin zu«, das heißt, ein Schrei-ben der Annäherung, des Zuhörens, des Bedürf-nisses nach Nähe. Es will menschliche Wärmeeinfangen, Solidarität, doch dieses Bedürfnis istzweifellos utopisch, denn ich stamme aus einerGesellschaft, wo die Beziehung zwischen Mannund Frau außerhalb der Familie von soviel Härteund Schroffheit geprägt ist, dass es einem dieSprache verschlägt!

Ganz am Anfang, vor dem ersten, frühreifenHervorsprudeln meiner literarischen Aktivität,war ein plötzlich sich öffnender Horizont, eineungeahnte Chance. Es ist ganz klar, ich wärenicht Schriftstellerin geworden, wenn ich mitzehn, elf Jahren nicht meine Schulbildung hättefortsetzen dürfen. Dieses kleine Wunder habeich meinem Vater zu verdanken, er war Lehrer,ein Mann der Moderne, und er brach mit demmuslimischen Konformismus, der mich fastunweigerlich zum eingesperrten Leben der hei-ratsfähigen Mädchen bestimmt hätte.

Ebenso hätte ich fünf, sechs Jahre späternicht mit solchem Eifer den literarischen Wegeingeschlagen, wenn ich (das ist vielleicht über-raschend) nicht mit solcher Leidenschaft ano-nym durch die Straßen der Städte hätte wandernkönnen, als Passantin, als Schauende, als verhin-derter Junge, und bis zum heutigen Tag, als Spa-ziergängerin. Für mich ist dies die allererste derFreiheiten, die Freiheit, sich zu bewegen, unter-wegs zu sein, die immer wieder überraschendeMöglichkeit, über sein Kommen und Gehen zubestimmen, von drinnen nach draußen, vom

privaten in den öffentlichen Raum und umge-kehrt. Hier in Europa erscheint dies für heran-wachsende Mädchen selbstverständlich. Fürmich war es Anfang der 50er Jahre ein unglaub-licher Luxus.

Was hat Wandern durch die Straßen mit denWorten eines Romans zu tun, werden Sie fragen,mit der Energie, die zu jeder Phantasie und Fik-tion gehört? Hier geht es doch um die Bewegungdes weiblichen Körpers, hier verläuft einescharfe Grenzlinie, wenn eine Gesellschaft imNamen einer verratenen, versteinerten Traditiondie Hälfte ihrer selbst, nämlich die Frauen, ein-zusperren versucht, manchmal sogar erfolgreich!Schreiben bedeutet für mich zunächst, immereingedenk dieses schwarzen Horizonts, in derSprache, in der ich zu Hause bin, diese nicht zuunterdrückende Bewegung »des Körpers in Frei-heit« wiederzugeben, fast möchte ich sagen: seinAbheben.

Im Maghreb der Kolonialzeit - er war kon-servativer als die städtischen GesellschaftenÄgyptens und des Nahen Ostens - musstenmeine Cousinen und nahen weiblichen Ver-wandten von der Heiratsfähigkeit an bis zumbeginnenden Alter in Klausur leben. Es gingdarum, die Frauen vor dem Auge, dem Kontakt,dem Zugriff des Fremden (Nicht-Muslimen) zuverstecken. Was im Algerien des 19. Jahrhun-derts als eine Strategie scheinen konnte, um dieIdentität zu bewahren, war zu einer fast lücken-losen Unterdrückung des weiblichen Ge-schlechts geworden.

Der Drang nach Worten, die ich schreiben,den anderen oder einfach dem Himmel zuwerfenmöchte, entsteht bei mir also in den Füßen, denBeinen, und in meinem freien Blick, der auf dieanderen gerichtet ist. Zweifelsohne ist das dieRache einer ganzen Ahnenreihe, die hinter mirsteht, all die Vorfahrinnen, die mit zwölf Jahreneingeschlossen, dann verheiratet wurden und vorSehnsucht und Groll im Schatten der Balkoneerstickten, bis sie das respektable Alter vonfünfzig oder sechzig Jahren erreicht hatten!

Auf meinem Weg als Schriftstellerin er-fasste mich einmal ein Schwanken, ein tiefgrei-fender Selbstzweifel, der mich lange Zeitschweigen ließ. Zehn Jahre publizierte ichnichts, aber ich konnte mein Land durchstreifen- für Reportagen, Befragungen, schließlich fürFilmaufnahmen. Ich war erfüllt von demWunsch, mit den Bäuerinnen zu sprechen, mitDorfbewohnerinnen aus Regionen mit unter-

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schiedlicher Tradition, wie auch von dem Be-dürfnis, zum Stamm meiner Mutter zurückzu-kehren, zwölf Jahre nach der Unabhängigkeit.

»Im Staub sitzen, am Straßenrand«, so habeich in meinem Essay »Ces voix qui m'assiègent«jenen Abschnitt meines Lebens überschrieben, indem ich über die visuelle Chronik eines Alltags,der sich deutlich wandelte, einen Film imRhythmus der weiblichen Erinnerung drehte -mit Rückblenden, wenn meine Großmutter vomWiderstand der kriegerischen Vorfahren erzählteoder von frischen Erinnerungen an die Kämpfevon gestern...

Nur in jenen Tagen war es mir möglich, inOsmose mit den Meinen zu arbeiten und etwaszu schaffen. Ich legte jetzt eine Schrift in denRaum und horchte in die Landschaften meinerKindheit, tauchte ein in den arabischen Dialektder Zwiegespräche. Plötzlich fasste eine Frauvom »Mont Chenoua« einen Splitter ihres Leidswieder in berberische Sprache. Am Schluss dannin Französisch der Monolog der Wanderndendurch ein Territorium, in dem Vergangenheitund Gegenwart einander antworten.

Es waren die zwei oder drei glücklichstenJahre meines Lebens: Der Versuch, diese Orteder Erinnerung wirklich kennen zu lernen, wurdezu einer Möglichkeit, sich selbst anzuerkennen,sich selbst wiederzufinden.

1978/79. Mein abendfüllender Film wurdevon fast allen Kinoliebhabern Algiers gegeißelt(man vermisste in ihm den »sozialistischen Rea-lismus«), anschließend erhielt er jedoch auf denFilmfestspielen von Venedig den Preis der Inter-nationalen Kritik. Als ich vierzig wurde, kehrteich nach Paris, wo ich studiert hatte, zurück. Ichbeschloss, dort aus der Distanz zu schreiben, umdennoch auf das Herz Algeriens zu zielen - auftief Verborgenes, auf seine dunkelsten Erinne-rungen, auf die Verstrickungen des algerisch-französischen Verhältnisses. Mir fehlte abernoch eine Form und Erzählstruktur, die dieserFragestellung, diesem Anspruch angemessenwar.

Walter Benjamin, der Paris so gut kannte, erhatte die Stadt schon 1913 bereist und verbrachtedann die 30er Jahre in ihr als politischer Flücht-ling, hat gesagt, in Paris fühle sich ein Fremderimmer zu Hause, weil man diese Stadt bewoh-nen könne, wie man seine vier Wände bewohnt...

Er, der »Flaneur« schlechthin, der als ersterüber die Pariser Passagen schrieb, hatte nur sel-

tene und oberflächliche Kontakte mit Franzosen,das bezeugt Hannah Arendt, seine Freundin biszum Schluss.

Auch ich, die nun im Herzen des ehemali-gen »Empire« lebte, hielt mich in einem gewis-sen Abstand von der französischen Gesellschaft,von der ich nur die Sprache übernahm. DieseSprache des Schreibens war zu meinem einzigenTerritorium geworden, auch wenn ich mich eheran ihren Rändern aufhielt. Als wenn ich nacktvon meiner Heimat aufgebrochen wäre und nursie hätte, um mich zu umhüllen! Sie als meineinziger Mantel. Bis dahin war die französischeSprache für mich eher eine Art Schleier gewe-sen, zumindest in meinen frühen Romanen, Fik-tionen, die unter Meidung alles Autobiografi-schen um die Orte der Kindheit herumschlichen,von ihrer Sonne geblendet wurden und sich danndem Halbschatten der traditionellen Häuser nä-herten.

Ich hatte beschlossen, »im Angesicht« und»im Innern« meiner Heimat zu schreiben,gleichsam aus einer nahen Ferne. Dazu brauchteich wie der Fotograf, der zurücktreten muss, umsein Motiv nicht zu zerstören, eine sehr weitePerspektive.

Mit oder trotz der sogenannt fremden Spra-che musste ich an mein Land alle Fragen stellen,so war meine Überzeugung, Fragen zu seinerGeschichte, seiner Identität, zu seinen Wunden,seinen Tabus, zu seinen verborgenen Schätzenund zur kolonialen Enteignung während einesganzen Jahrhunderts. Dabei ging es nicht umProtest, nicht um Anschuldigungen. Wir hattenja die Unabhängigkeit errungen, zu einem hohenPreis! Es ging lediglich um die Erinnerung, umdiese Tätowierungen durch Revolte und Kampf.Was in unsere Herzen, ja, in den Glanz unseresBlicks unauslöschlich eingegraben war, galt esfestzuhalten, zu bewahren, und sei es in derfranzösischen Literatur und in lateinischerSchrift.

Anfang der 80er Jahre nach Paris zurückzu-kehren und aus diesem Drang nach Erinnerungheraus zu schreiben, das schien ganz und garnicht brandaktuell - zumindest wenn man sicham letzten Schrei der Pariser literarischen Zirkelorientierte.

Was bewegte mich damals eigentlich, ange-sichts der französischen Kritik, die, wie ichmeine, traditionell war und in den Texten derAutoren »aus den ehemaligen Kolonien« nurnach Schlüsseln für eine unmittelbar soziologi-

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sche Interpretation suchte? Bewegte mich einverspäteter Nationalismus? Gewiss nicht, es warnur die Sprache. Nur die französische Sprache,in die ich bei Tag und Nacht eintauchte. Dochum in ihr meine Besonderheit als Algerierinbesser auszudrücken (im Autobiografischen, andas ich mich nun endlich herantraute). Ichmusste diese Sprache, in der ich schrieb, in ge-wisser Weise um das erleichtern, was an Unheilauf ihr lastete, um ihre zwiespältige, dunkleVergangenheit in Algerien. Wegen dieser Spra-che waren früher schließlich das Arabische undBerberische aus den Schulen und der Öffentlich-keit verbannt worden ...

Mein Ziel war, die bleierne Stummheit deralgerischen Frauen spürbar zu machen, die Un-sichtbarkeit ihrer Körper, denn auch sie kehrtezurück, zusammen mit einer rückschrittlichen,nach außen abgeschotteten Tradition.

Dazu musste ich zunächst als Schriftstelle-rin (die Aufgabe eines jeden Schriftstellers liegtin der Sprache), die französische Sprache, diemit den Besatzern 1830 nach Algerien einge-drungen war, packen und auswringen, verzeihenSie mir diese Metapher, und all ihren schädli-chen Staub herausschütteln ... Während der ge-walttätigen vierzig Jahre der Eroberung - die ichden »Ersten Algerienkrieg« nenne - war dieseSprache auf Wegen vorgedrungen, die mit Blut,Massakern und Vergewaltigungen befleckt wa-ren. Sie musste mit ihren eigenen Worten gewis-sermaßen von innen nach außen gekehrt werden.

In der auf die Eroberung folgenden schein-baren Unterwerfung, im sogenannten befriedetenAlgerien zwischen 1920 und 1930, begannen dieWörter, die Figuren und Mythen sowie das inallen Farben Schillernde dieser Sprache in denSchulen Einzug zu halten - die glasklare Sprachevon Descartes, die reine und scharfe Sprachevon Racine, die Volten Diderots und die PrachtVictor Hugos -, all diese Juwelen begannensachte zu glänzen. Einige wenige dieser Schulenwaren den Kindern vorbehalten, die man »Ein-geborene« nannte, dazu gehörte auch die Klassemeines Vaters, der Lehrer in einem Dorf in derMitidja war...

»Fantasia« ist daher eine doppelte Autobio-grafie, in der die französische Sprache zurHauptfigur wird, in einer unerwarteten Personi-fikation, die mir erst später bewusst wurde. Ichrief die vergessenen Szenen der Kämpfe zwi-schen Algeriern und Franzosen wieder wach,legte daneben Splitter aus meiner Kindheit, in

denen die französischen Wörter bis in die Ha-rems schlüpfen, wie Strahlen des Lichts und derRevolte. Hatte ich das gegenwärtige Erstickender Frauen spürbar gemacht, das noch langsa-mer, noch unheilbringender war als das buch-stäbliche Ausräuchern der rebellierendenStämme in ihren Zufluchtshöhlen in den Bergenrund um meine Stadt, das einst von den Erobe-rern verfügt wurde?

»Ich muss auf alle Fragen antworten!«, wie-derholte ich mir. Oder wenigstens ihr Bedrän-gendes zum Ausdruck bringen: für mich, für dieFrauen, die wie ich hatten fortgehen müssen, umSauerstoff zum Leben zu haben - aber auch fürdie anderen Frauen, die Schweigenden, die Ge-demütigten, die mit verglühtem Herzen gestor-ben waren, da sie um die Erniedrigung wussten.

In diesem Ringen mit der Geschichteschrieb ich »Fantasia«, danach »Schattenköni-gin« und die übrigen Bände der Tetralogie überAlgier.

Als ich mich wie eine Immigrantin in einerVorstadt von Paris niederließ, hatte ich mir nichtvorgestellt, dass ich mich in den folgenden Jah-ren mit den Wechselfällen, den Entladungen,dem Wahnsinn und dann mit der Gewalt und dentagtäglichen Morden befassen würde, wie wir siein den Spalten der Tageszeitungen lesen konn-ten und die das Gesicht meines Landes ver-zerrten!

Eine einsame, ohnmächtige Suche in mei-nen Büchern, meine Fragen wurden immerfassungsloser.

In der Sprache des Anderen schreiben, sieatmen, dennoch mit dem Ohr stets außerhalbihres Raums bleiben, außerhalb der Schrift.Wie hätte ich anders die französische Sprache,ihren ursprünglichen Rhythmus, ihren Atembeugen können, wenn ich nicht, auch in einemExil ohne Ende, die Verankerung in den mirnahen Stimmen bewahrt hätte - Stimmen desZorns und der Sanftmut, barbarische und keh-lige Stimmen, die vertrauten Stimmen ausmeiner Kindheit an den Orten der Frauen, lautschallende Improvisationen der Besucherinnenvon Heiligtümern, Stimmen der Sängerinnenund der Verzweifelten.

Und immer natürlich Stimmen außerhalbdes Französischen, daher ungezähmt wirkend,rebellisch: »Analphabetinnen« nannte man dieUnbekannten um mich herum, als ich kleinwar, denn sie kannten nicht einmal das arabi-

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sche Alphabet, außer auf den Amuletten, diesie mir unter der Bluse um den Hals hängten,während sie mich streichelten. »Sie sollen dichin der Schule beschützen.« Gemeint war na-türlich die Schule der Franzosen.

Daher glaubte ich lange, dass die Reisedurch die Nacht der Frauen mir die Kraft, dieEnergie, das zähe Vertrauen meiner Vorfah-rinnen erschließen würde. Ich träumte davon,dass sie mir ihr Geheimnis des Überlebensweitergeben würden, wenn ich nur versuchte,den Lauf des Flusses zurückzuverfolgen, diezurückfließenden Wasser oder, anders ausge-drückt, das Aufgehen im Strom der mündli-chen Überlieferung.

Man vergisst es so oft: Cervantes lebte von1575 an fünf Jahre lang als Sklave in Algerien.Noch war er nicht der Romanautor, aber einunerschrockener Kämpfer, der bei der Schlachtvon Lepanto einen Arm verloren hatte. VonPiraten wurde er auf dem Mittelmeer gefangen-genommen. Er lebte dann längere Zeit in meinerHeimat, in einer Welt, die der Gegenpol zumchristlichen Universum war. Die »Fliehende«,die er später in seinem »Don Quichote« erfand,ist möglicherweise das erste literarische BildAlgeriens. Ihr Vater hatte ihr alle Reichtümergeschenkt, nur nicht die Freiheit, sie flieht undlässt den christlichen Sklaven frei, dieser erzähltihr Abenteuer in einer Herberge in Spanien.

Dieser »Zoraidé« aus dem spanischen Mei-sterwerk habe ich in meinem Roman »Weit istmein Gefängnis« meine Mutter nachgebildet. Ichhabe an die Wege meiner Mutter erinnert, die,bis sie fast vierzig war, als Städterin nach derTradition gelebt hatte (in einer Stadt, die wie-derbesiedelt wurde, nachdem die Andalusier imJahr 1610 vertrieben worden waren) und diedann kurz vor 1960 die Kraft fand, das Mittel-meer zu überqueren und durch ganz Frankreichzu reisen, um ihren jungen Sohn zu besuchen,von einem Gefängnis zum anderen, denn er warein politischer Gefangener. Was diese Reisen anKühnheit, an verschwiegenem Mut, an heimli-cher Scham beinhalten mussten, zumal für eineMuslimin, schien mir die Aura jener bedeuten-den Figur von Cervantes zu verdienen.

So füllte sich für mich die weibliche Über-lieferung mit Licht, die Vorgeschichte war wie-der in Bewegung gekommen: Meine Großmut-ter, die ich bis dahin nur als alte Erzählerin derHeldensagen ihres Stammes gesehen hatte, er-stand neu unter meiner Feder, als junges Mäd-

chen, das von den Bergen herunterstieg, um mitdreizehn Jahren an einen reichen Notablen derStadt »vergeben« zu werden. Kurz darauf warsie Witwe und kehrte zurück in ihre erste»zaouia«, ihr Dorf, heiratete zwei weitere Male,um dann 1920 beim Richter-Kadi die Trennungihrer Ehe und die Verwaltung ihrer eigenen Gü-ter zu beantragen, was der Islam den Frauen seitJahrhunderten zugesteht. Von da an wird sie inder Stadt mit der andalusischen Vergangenheit,in der sie sich niederlässt, ihre Fäden ziehen, Ratgeben, den anderen Frauen Schiedsrichterin seinund dabei noch ihre fünf Kinder aufziehen.

Um die gleiche Zeit, zwischen 1880 und1920, sehen wir eine ihrer Zeitgenossinnen, aberin Ägypten. Hoda Sha'rawi, die aus dem Groß-bürgertum stammte, wurde zur ersten Feministinder arabischen Welt, für die Ägypterinnen eingrößeres Vorbild als später Simone de Beauvoirfür die Französinnen.

Sie wurde als Tochter einer sehr wohlha-benden und einflussreichen Persönlichkeit gebo-ren. Sie verbrachte ihre Kindheit in einem echtenHarem mit Eunuchen (kastrierten sudanesischenSklaven). Aber sie erhielt zu Hause zusammenmit ihrem jüngeren Bruder auch eine ausge-zeichnete Bildung. Außer Arabisch lernte sieTürkisch, die Sprache ihrer tscherkessischenMutter, und Französisch, sie spielte Klavier. Umihr bedeutendes Erbe in der Familie zu halten,wurde sie jedoch als Dreizehnjährige mit ihremviel älteren Cousin ersten Grades verheiratet.Zehn Monate später verlässt sie den Gatten undnimmt ihre abgebrochene Jugend wieder auf, siedürstet nach Wissen.

1922 gründet Hoda Sha'rawi, die denSchleier in der Öffentlichkeit bereits abgelegthat, die erste Frauenunion Ägyptens sowie dieerste Frauenzeitschrift. Bis zu ihrem Tod 1947scharte sich die Frauenbewegung bei politischenund kulturellen Demonstrationen immer um sie.Im Maghreb träumte meine Mutter in den 30erJahren mit ihren Freundinnen von diesem Auf-bruch der Ägypterinnen, der Syrerinnen, derTürkinnen und Iranerinnen. Heute jedoch sinddie Bewegungen der ersten Hälfte des Jahrhun-derts völlig in Vergessenheit geraten, es bleibtnur noch die Erinnerung an die Sängerinnen,Oum Kalsum und ihre Nachfolgerinnen. Wort,Gesang und Schrift: Was wäre unsere »Inspira-tion« ohne die Suche nach jenen verdunkeltenWorten, wenn sie nicht am unterirdischen Flussder namenlosen Erinnerung und der unsichtbaren

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Sprache trinken würde, die sich vermischen,manchmal kaum wahrnehmbar.

Unterdrückte Schreie festhalten, Sprechenund Schweigen wechseln und vermischen sich,kurz bevor sie sich auflösen!

Oktober '88 in Algerien. Eine Woche derWirren in der Hauptstadt, ausgelöst von einerJugend, die schon viel zu lange ohne Arbeit ist,zum Teil unter der Führung der Islamisten oderunter ihrem Einfluss steht. Nach einigen Tagendes Aufruhrs lässt der geschwächte algerischePräsident die Armee auf die unbewaffneten De-monstranten schießen. Es gibt mehrere hundertTote! Eine Tragödie, die eine düstere Zukunftankündigt.

Gleich in den ersten Tagen war ich nach Al-gier geeilt, um meiner Tochter zur Seite zu ste-hen, die eben ihr Studium begann. Ich saß ineiner Wohnung hoch über der Stadt fest undbeobachtete mehrere schlaflose Nächte lang, wiedie Panzer während der Ausgangssperre durchdie Straßen der Hauptstadt fuhren!

Ohne Kassandra sein zu wollen, konnte ichvorhersehen, dass die Fundamentalisten im fol-genden Jahr ins Zentrum des politischen Ge-schehens zurückkehren würden. Sie würden sichgewiss mit diesen unschuldigen Toten schmük-ken, aber auch entschlossen ihre Karikatur einesursprünglichen Islam durchsetzen wollen. Zu-nächst war die erste Folge des schrecklichenDramas das Ende der Einparteienherrschaft -einer »Befreiungsfront«, die seit 26 Jahren nichtsmehr befreite - aber auch die Legalisierung einerreligiösen politischen Partei, eine Maßnahme,die im Widerspruch zur Verfassung stand, dennin ihr war eine Trennung von Kirche und Staatzumindest formal garantiert!

Ich kehrte nach Paris zurück, und, um nichtzu zerbrechen, beschloss ich, mich mit diesemursprünglichen Islam zu befassen, nur mit Hilfemeiner Erfahrung als Historikerin. Über Nachtbegann ich, im Jahr 632 nach Christi Geburt zuleben, in Medina, in dem Augenblick, als derProphet Mohammed im Sterben liegt: die Pro-bleme der politischen Nachfolge, schon derKeim der Spaltung; die Rolle der Ehefrauen undTöchter, des Sendboten, seiner Gefährten, derersten Kalifen. Vor allen anderen, ganz vorne andie Bühne tretend, Fatima, die Tochter des Pro-pheten, wie eine echte Antigone, mit ihrerStimme des Leids, des klarsichtigen, bitterenZorns, mit ihrem Protest. Der heftige Protest

aller Frauen, der durch sie spricht!Ich tauchte ein in die Entzifferung der arabi-

schen Chronisten Ibn Saad und Tabari, Wort fürWort, Kapitel für Kapitel. So wollte ich meineMuttersprache hören, in dieser Tönung, diesemRhythmus, dieser Nüchternheit, auch mit ihrenLücken. Wie der große Michelet in seiner Visionvon der Geschichte Frankreichs schrieb: »Dawar ein seltsames Zwiegespräch zwischen deralten Zeit und mir, zwischen mir, der sie wieder-erweckte, und ihr, die wiedererstand.« Ichschrieb »Fern von Medina«, um mich der altenZeit anzunähern, die wieder erstand, aber auchden Leidenschaften, dem freien und vielfältigenSprechen der Frauen von Medina, ob sie nununbedeutend waren oder bekannt, die aber dieseislamische Geschichte überlieferten und in ihrhandelten.

Ich erinnere mich, ich hatte fast zwei Jahrean dem Buch geschrieben. Als ich Mitte Juni '90im Haus meines Vaters das Wort »Ende« untermein Manuskript setzte, erwachte ich mit einemSchlag wieder zur Gegenwart in Algier: DreiTage später siegten die Fundamentalisten desFIS tatsächlich bei den Kommunalwahlen!

Mein Traum von einem offenen, egalitärenIslam, so schien es mir jetzt, war aus meinenWorten erstanden wie eine Sandburg! MeinBuch wurde gleichzeitig in Algier und Parisveröffentlicht (auch das Verlagswesen begann,sich aus der Bevormundung durch den Staat zubefreien). In mehreren algerischen Städten undUniversitäten habe ich es in Diskussionen ver-teidigt.

Wie soll ich von den acht Jahren des algeri-schen Wahnzustands sprechen, die folgten undauch in meinen Büchern Widerhall fanden? Wievon meinem Leben sprechen, das fortan demExil geweiht ist? Auch wenn es ein Exil in Be-wegung ist!

Vielleicht kann ich diesen Teil meines Le-benswegs in dem Titel zusammenfassen, den ichmeinem Nachwort zu »Oran, langue morte«gegeben habe - einer Chronik von Attentaten,von Angst und Schrecken, wie sie mir von Ver-wandten, von verlorenen oder wiedergefundenenFreunden berichtet wurden.

Ich hatte in dem Nachwort die kurzen Sätzejener Menschen festgehalten - oder verwandelt?-, die ich in jenem Frühjahr und Sommer '96 oftzufällig auf den Straßen von Paris antraf, es wa-ren kurzatmig gesprochene Berichte von gewalt-samem Tod, von der Angst, von den Greueln

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(eine Lehrerin wurde etwa vor ihren Schulkin-dern enthauptet), und wenn ich selbst diese Epi-soden schreibend nacherlebte, seufzte ich vorOhnmacht, vielleicht auch vor Staunen über dieVerbissenheit, dies alles festzuhalten, die Spuraufzuzeichnen.

Denn tatsächlich wurde ich ungeduldig.Warum immer nur Tod? Warum über den Todschreiben?

»Das Blut«, das hielt ich dort fest, »trocknetnicht in der Sprache!« Und ich drehte und wen-dete diese Metapher, vielleicht vergeblich. Umauf meine Weise aus der Falle herauszukommen.Denn die Schrift, damit meine ich das Geschrie-bene in jeder Literatur ebenso wie jede Formvon erleuchtendem Sprechen, teilt die Traueroder das Verbrechen nicht einfach mit. Das Ge-schriebene ist ja keine wortreiche Inschrift aufeiner Grabplatte, keine Projektion in den leerenRaum, damit einige tausend Exemplare mitschwarzen Ameisenspuren auf Papier in Umlaufsind, dem Tod wie ein Geschenkpaket zugewor-fen.

Nein, das Schreiben, dem ich mich in demalgerischen Unglück widme, ist ein Alarmsignal,ein Hilferuf (zur Hilfe für mich selbst?). Es istdie schwebende Zwiesprache mit dem Freund,auf den die Hacke niederging, in dessen Kopfdie Kugel einschlug, während du weiterlebst,während du dich nach der kleinsten Einzelheitfragst, kurz bevor er oder sie, die du gekannthast, zum Opfer, zur Leiche, erstarrt sind, ver-stummt!

Schreiben ist also ein Tanz mit Phantomen,und solange man selbst lebt, durchströmt einendas Bedürfnis zu erzählen als einziger Antrieb -es ist nicht einmal mehr die Sprache, sie könnteformlos werden, oder, warum nicht, eine Zei-chensprache für Taubstumme; der rote Faden derErzählung hält einen aufrecht, der Wille, etwaszu sagen oder der ungebärdige Wunsch, nicht zuvergessen. Manche würden sagen, der Stahl desWiderstands.

Edmond Jabès, der seinem GeburtslandÄgypten Entrissene, bemerkte einmal in derMitte seines Lebens: »... die Wege der Tinte sinddie Wege des Bluts!« Er schrieb in Paris, und ichwürde sagen, mit sehr leiser Stimme.

Es gibt diese Kraft, die kaum sichtbar, un-greifbar und für die Tagesaktualität so uninteres-sant ist, mir scheint, dass sie mir Kraft gibt: dieklare, zerbrechliche Kraft des Schreibens. Oder,in meinem Fall, das noch unerkannte, lastende

Schweigen der Musliminnen, das vor diesemSchreiben liegt.

Ich möchte, zum Schluss, diese letzten achtJahre meines Landes die »Josefsjahre« nennen.

Erinnern Sie sich: Josef, auf Arabisch Yus-suf, wird zu Unrecht beschuldigt und viele Jahrein das Gefängnis des Pharaos gesperrt. Es zeigtsich, dass er Träume zu deuten versteht. DieseGabe der Weissagung - oder der Interpretation -weckt das Interesse des Pharaos. Er schickt ei-nen Boten, der ihn befreien und zu ihm bringensoll. Da weigert sich Josef aus Gewissenhaftig-keit, hinauszugehen (es ist die Version des Ko-ran von der Geschichte, die ich in der Erzählung»La beauté de Joseph« erläutere): »Kehr zu dei-nem Herrn zurück«, sagt er, »und frag ihn, wiees mit den Frauen steht.« Sie sollen »meine Un-schuld bekennen«.

Diesen Aufschub der Geschichte - Josefwartet noch auf der Schwelle des Gefängnisses -liebe ich besonders; denn der Text der 12. Sureist von verwirrender literarischer Schönheit. Indieser Version ist es das Urteil der Frauen (siewaren erfüllt von Liebesbegehren nach Josefwegen seiner Schönheit und mussten das Verbothinnehmen, dass sie ihn nicht lieben durften),das Josef die Freiheit zurückgibt und ihm seinenaußergewöhnlichen Aufstieg in Ägypten ge-währt, obwohl er ein Fremder ist!

Im Gegensatz zur Genesis berichtet der Ko-ran nicht von der Frau Potiphars als böser Ver-leumderin. Im Gegenteil, sie und ihre Gefährtin-nen können Josef, indem sie ihn von Schuld frei-sprechen und »Gottes Barmherzigkeit« anrufen,mit ihrer Rede der Wahrheit, tatsächlich dieFreiheit schenken.

Daraus beziehe ich eine hartnäckige Hoff-nung: Auf den Spuren dieses Koranverses wer-den die in Algerien lebenden Frauen durch ihreLeiden und durch ihre Rede der Wahrheit unsaus der Zwinge dieser schrecklichen Jahre be-freien.

Damit der Friede bald wiederkehrt, einFriede der Gerechtigkeit und gegen das Verges-sen, möchte ich heute diesen Friedenspreis, denich in Empfang nehme, folgenden verstorbenenalgerischen Schriftstellern widmen: dem Ro-manautor Tahar Djaout, dem Dichter YoussefSebti und dem Dramatiker Abdelkader Alloula,die alle drei in den Jahren '93 und '94 ermordetwurden.

Ich widme ihn auch dem ersten von uns Li-

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teraten aus dem Maghreb, Kateb Yacine, demDichter, Romanautor und Dramatiker, der 1989starb, kurz vor unseren »Josefsjahren«, die er,das weiß ich, vorausgesehen hatte.

Aus dem Französischen von Beate Thill

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