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ФЁДОРОВА НАТАЛЬЯ ВЛАДИМИРОВНА / NATALIA HAHN (geb. Fedorova)

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ФЁДОРОВА НАТАЛЬЯ ВЛАДИМИРОВНА / NATALIA HAHN (geb. Fedorova)

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Fedorova, Natalia V.; Hahn, Natalia (geb. Fedorova) (2014):

Моделирование темпорально-таксисной структуры художественного дискурса (на

примере немецкого языка). Автореферат диссертации на соискание степени

кандидата филологических наук.

Modellierung der temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses (am Beispiel der

deutschen Sprache). Kurzfassung der Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades in

der Fachrichtung Philologie/Germanistik.

Иркутск 2004/Freiburg 2014. [online]. Freiburg: Pädag. Hochsch.

Satz und Layout: Natalia Hahn

Umschlaggestaltung: Rouven Hahn

Die Kurzfassung der Dissertation in russischer und deutscher Sprache erscheint als Online-

Publikation auf dem Online-Publikations-Server der Pädagogischen Hochschule Freiburg

(OPUS-PHFR). Der Server dient zur Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten der Hoch-

schulangehörigen. Die Pädagogische Hochschule Freiburg folgt damit Empfehlungen von

Wissenschaftsrat und Hochschulrektorenkonferenz zum Aufbau eines elektronischen wissen-

schaftlichen Publikationssystems.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung ............................................................................................................................ 4

Фёдорова Н.В.

Моделирование темпорально-таксисной структуры художественного дискурса

(на примере немецкого языка).

Автореферат диссертации на соискание степени

кандидата филологических наук. Иркутск, 2004. ................................................... 11

Fedorova, Natalia V. (2004):

Modellierung der temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses

(am Beispiel der deutschen Sprache).

Kurzfassung der Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades

in der Fachrichtung Philologie/Germanistik. Irkutsk.

[Übersetzung ins Deutsche Natalia Hahn (geb. Fedorova), 2014]. ........................... 31

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Einleitung

Die vorliegende Publikation stellt u.a. einen Reprint der Kurzfassung (rus.

автореферат) der Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades in der Fach-

richtung Philologie/Germanistik dar. Die Originalfassung in russischer Sprache

ist in Irkutsk/Russische Föderation im Jahr 2004 unter folgendem Titel er-

schienen:

Фёдорова Н.В. Моделирование темпорально-таксисной структуры

художественного дискурса (на примере немецкого языка). Авто-

реферат диссертации на соискание степени кандидата филоло-

гических наук. Иркутск, 2004. (http://diss.rsl.ru) (25.01.2014).

Darüber hinaus wird eine Übersetzung der Kurzfassung ins Deutsche veröffent-

licht. Die Übersetzung wurde von Natalia Hahn (geb. Fedorova), also der Ver-

fasserin der Kurzfassung und der Dissertation, vorgenommen. Die Übersetzung

stimmt mit dem in der russischen Sprache abgefassten Originaltext überein.

Da im russischen Text mit einigen Begriffen operiert wird, deren Übersetzung

ins Deutsche nicht eindeutig möglich ist, wird die Publikation mit einer kom-

mentierten Einleitung eröffnet.

Die Übersetzung der Kurzfassung der Dissertation zur Erlangung des Doktor-

grades (kandidak nauk) ins Deutsche ist auf die aktuelle berufliche Tätigkeit der

Verfasserin in Deutschland zurückzuführen und basiert auf dem Wunsch, die

Dissertationsergebnisse einem deutschsprachigen Fachpublikum zugänglich zu

machen. Die Übersetzung der gesamten Dissertation zur Erlangung des Doktor-

grades (kandidat nauk) vom Russischen ins Deutsche liegt aufgrund des Disser-

tationsumfangs momentan nicht vor.

Formale Anmerkungen

Ein Autoreferat (rus. автореферат) einer Dissertation, also eine Kurzfassung,

ist in der Russischen Föderation ein obligatorischer Bestandteil einer Disserta-

tion zur Erlangung des Doktorgrades. Ohne ein angenommenes Autoreferat ist

eine Disputation nicht möglich. Nach erfolgreicher Annahme der Dissertation

mit dem zugehörigen Autoreferat durch einen Beschluss eines Dissertationsrats,

wird das Autoreferat gedruckt, u.z. in den Druckereien, die über eine entspre-

chende Lizenz zum Drucken solcher Dokumente verfügen. Das Autoreferat wird

als Broschüre im DIN A5 Format mit einem bestimmten Seitenumfang und

i.d.R. in einer Auflage von 100≤ Exemplaren gedruckt und ca. ein Monat vor

der Disputation an diverse wissenschaftliche Institutionen verteilt, um ein breites

wissenschaftliches Fachpublikum über die Forschungsergebnisse zu informie-

ren. Wissenschaftliche Institutionen haben nun die Möglichkeit ihre Gutachten

zum Autoreferat beim Dissertationsrat einzureichen. Drei bis fünf Gutachten

müssen beim Dissertationsrat rechtzeitig vor dem festgelegten Disputationster-

min eingehen.

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Die Struktur eines Autoreferats und seine formale Gestaltung sind fest regle-

mentiert und werden in den nationalen Standards der Russischen Föderation zur

Verfassung einer Dissertation und eines Autoreferats zur Dissertation festgelegt

(ГОСТ 2012)1. Als Autoreferat einer Dissertation wird hier ein typografisch ge-

drucktes Dokument definiert, in dem der Verfasser eine Kurzdarstellung seiner

Dissertation wiedergibt. Ein Autoreferat wird zu einer Dissertation verfasst, die

als Manuskript vorgelegt und als Monographie gedruckt wurde (ebd.: 2).

Das Autoreferat muss folgende Strukturelemente aufweisen (ebd.: 6f.):

Coverseite,

Text des Autoreferats, bestehend aus

˗ einer allgemeinen Beschreibung der Arbeit

(Aktualität des Forschungsthemas; Forschungsziele und -aufgaben;

theoretische und anwendungsbezogene Relevanz; Forschungsdesign;

Dissertationsthesen, die zur Disputation eingereicht werden; Erpro-

bung der Forschungsergebnisse),

˗ einer Zusammenfassung der Dissertation,

˗ einem Schlussteil;

eine Auflistung von Veröffentlichungen des Autors zum Thema der Dis-

sertation;

typografische Angaben.

Das Autoreferat kann als obligatorischer Bestandteil einer Dissertation (z.B.

wird auf eine Literaturliste im Autoreferat verzichtet, die Literaturliste findet

man in der Dissertation) betrachtet werden sowie als ein selbständiger Text, der

separat unter bibliographischen Angaben recherchierbar und zitierbar ist.

Auf der Coverseite müssen u.a. der vollständige Name der betreuenden Person

sowie die Namen der Berichterstattenden (Erst- und Zweitgutachter/-in) ange-

geben werden. Anzumerken ist, dass es für eine Dissertation zur Erlangung des

Doktorgrades (kandidat nauk) in der Russischen Föderation zwei offizielle ex-

terne Gutachten beim Dissertationsrat eingehen müssen. Diese Gutachten dürfen

nur externe, offiziell ernannte Berichterstatter/-innen erstellen. Die Betreuer/-

innen der Dissertation sind davon ausgeschlossen.

1 ГОСТ 7.0.11-2011 «ДИССЕРТАЦИЯ И АВТОРЕФЕРАТ ДИССЕРТАЦИИ. Структура и правила

оформления». 2011-2012.

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Inhaltliche Anmerkungen

Das Forschungsprojekt widmet sich der Untersuchung der temporalen Kate-

gorien im narrativen Diskurs und stellt eine integrative interdisziplinäre For-

schung dar, die dem Bereich der Linguistik und der Literaturwissenschaft zuge-

ordnet werden kann, wobei die linguistische Analyse dominiert. Es wurde eine

systematische komplexe Analyse der semantischen Kategorie Temporalität und

anderer verwandter Kategorien sowie deren Funktionen im narrativen Diskurs

durchgeführt. Dementsprechend wurden bei der Modellierung der temporalen

Struktur des narrativen Diskurses auch andere Kategorien berücksichtigt. Anzu-

nehmen ist, dass evtl. die Kategorien Taxis und Chronotopos für die deutsch-

sprachigen Leser/-innen nicht selbsterklärend sind und einer kurzen Erläuterung

bedürfen.

Der erste Begriff Taxis erscheint bereits im Titel des Autoreferats und der Dis-

sertation (temporal-taxische Struktur). Der Begriff Taxis wurde in der Russistik

von Roman O. Jakobson geprägt:

„таксис характеризует сообщаемый факт по отношению к другому сооб-

щаемому факту и безотносительно к факту сообщения“ (Якобсон 1972:

101)2;

„TAXIS characterizes the narrated event in relation to another narrated event

and without reference to the speech event“ (Jakobson 1984: 46)3.

Die inhaltliche Erörterung der Kategorie Taxis findet in der Dissertation im

Rahmen des theoretischen Paradigmas der Leningrader Linguistischen Schule

des Funktionalismus statt (А. В. Бондарко, В.М. Павлов, Е.А. Реферовская,

С.М. Полянский, В.С. Храковский u.a.). Im Rahmen der funktional-semanti-

schen Konzeption operiert man mit dem Begriff des funktional-semantischen

Feldes, das Bondarko (1991: 21)4 wie folgt definiert:

„A functional-semantic field is a system of linguistic means on various levels of a

given language (morphological, syntactical, word-formation, lexical, and also

combined – lexico-syntactical, etc.) united due to the community and interplay of

their semantic functions. Compare, for example, such fields as aspectuality, tem-

porality, the field of person, the field of voice, existentiality, possessivity, causa-

lity, conditionality, and locativity.

2 Якобсон Р.О. Шифтеры, глагольные котегории и русский глагол / Р.О. Якобсон // Принципы

типологического анализа языков различного строя. – М.: Наука, 1972. – С. 95-114. 3 Jakobson, Roman (1984): Russian and Slavic Grammar: Studies, 1931-1981. Copyright Berlin: Walter de

Gruyter and Co. 4 Bondarko A.V. (1991): Functional grammar: a field approach. Translated by I.S. Chulaki. John Benjamins

B.V.

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The term “functional-semantic field” gives prominence to the idea of a grouping

(a systematised array) of language means interacting on a semantico-functional

basis and their system-structural organisation. At the same time, there is a pa-

rallel term, “functional-semantic category”, which emphasises the semantico-

categorial aspect of the same object of research (see, for example, Bondarko

1967).”

Im Rahmen dieser Konzeption entwickelt u.a. A.W. Bondarko die Kategorie

Taxis weiter und interpretiert sie als

„временные отношения между действиями (отношения одновременности /

разновременности), выражаемые в рамках полипредикативных конструк-

ций“ (Бондарко 1996: 20)5;

„zeitliche Relationen zwischen Geschehen im Rahmen eines und desselben umfas-

senden ganzheitlichen Zeitraums innerhalb eines polyprädikativen Komplexes“

(Bondarko 1987: 234 ff; 1990: 16 f. zit. nach Schmidt 1995: 43)6.

Dabei wird zwischen abhängigen (Zeitverhältnisse zwischen einer Haupt- und

einer Nebenhandlung) und unabhängigen (Zeitverhältnisse zwischen Handlun-

gen, deren Haupt- und Nebenrangigkeit nicht explizit markiert wird) Taxiskon-

struktionen unterschieden, vgl. Bondarko (1991: 131f.)7:

„(…) the basis of the relations of dependent taxis in adverbial-participial con-

structions is the relation between secondary and primary (main) predication. De-

pendent taxis is one of the categorical meanings in which secondary predication

can be expressed (along with the modal meaning of reality and the personal mea-

ning of correlation between the subjects of secondary and primary predication.

As for independent taxis, it is connected with complex predication (of various

types; cf., on the one hand, complex predication in sentences with homogeneous

predicates and in compound sentences, and, on the other hand, complex predica-

tion in complex sentences with a temporal clause, and also with conditional, cau-

sal, etc., clauses).

Therefore, taxis on the whole is manifestation of polypredicative relations: depen-

dent taxis expresses secondary predication, while independent taxis expresses

complex predication.”

5 Бондарко А.В. Категория временного порядка и функции глагольных форм вида и времени в

высказывании / А.В. Бондарко // Межкатегориальные связи в грамматике / Отв. ред. А.В. Бондарко. –

СПб: «Дмитрий Буланин», 1996. – С. 6-21. 6 Schmidt, Peter (1995): Wesen und Funktionen der semantischen Kategorie „Temporalität“. In: Jachnow, Hel-

mut; Wingender, Monika (Hrsg.): Temporalität und Tempus: Studien zu allgemeinen und slavistischen Fragen.

Slavistische Studienbücher, neue Folge, Band 6. Wiesbaden: Otto Harrassowitz, 27-69. 7 Bondarko A.V. (1991): Functional grammar: a field approach. Translated by I.S. Chulaki. John Benjamins

B.V.

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Eine weitere wichtige Kategorie im Rahmen dieser Forschung, die in der

deutschsprachigen Fachliteratur im Vergleich zum russischsprachigen literatur-

wissenschaftlichen Diskurs evtl. nicht so etabliert ist, ist die Kategorie Chrono-

topus (vgl. die Bezeichnung des dritten Kapitels der Dissertation).

Die Kategorie Chronotopos (griech. chrónos = Zeit; tópos = Ort) geht in der rus-

sischen Literaturwissenschaft auf den Namen von M.M. Bachtin (1975) zurück.

Chrotopos als Kategorie des „Zeitraums“ verweist auf einen untrennbaren Zu-

sammenhang von Zeit-Raum-Gestaltung in einem narrativen Text:

"В литературно-художественном хронотопе имеет место слияние прост-

ранственных и временных примет в осмысленном и конкретном целом.

Время здесь сгущается, уплотняется, становится художественно-зримым;

пространство же интенсифицируется, втягивается в движение времени,

сюжета, истории. Приметы времени раскрываются в пространстве, и

пространство осмысливается и измеряется временем" (Бахтин 2000: 10)8.

„Im künstlerisch-literarischen Chronotopos verschmelzen räumliche und zeitliche

Merkmale zu einem sinnvollen und konkreten Ganzen. Die Zeit verdichtet sich

hierbei, sie zieht sich zusammen und wird auf künstlerische Weise sichtbar; der

Raum gewinnt Intensität, er wird in die Bewegung der Zeit, des Subjekts der Ge-

schichte hineingezogen. Die Merkmale der Zeit offenbaren sich im Raum, und der

Raum wird von der Zeit mit Sinn erfüllt und dimensioniert.“ (Bachtin 1989: 8)9.

Die Methodologie der vorgenommenen Forschung setzt eine zyklische Analyse

voraus: von der grammatischen Zeit, Tempus, zur narrativen Zeit des Diskurses

und erneut zu Tempus. So betrachtet, laut dem Erstgutachter der Dissertation

Prof. Dr. Malinovitsch, ist hier ein „Durchriss“ eines hermeneutischen Zirkels

der Erörterung von Tempus sowie eine Transposition von Tempus in einen neu-

en hermeneutischen Zirkel der narrativen räumlich-temporalen Zeit vorhanden.10

Die Beschreibung der narrativen Zeit basiert u.a. auf der Kategorie Chronotopos

und wird von der Position der räumlich-zeitlichen Organisation vorgenommen.

8 Бахтин М.М. Эпос и роман / М.М. Бахтин. – СПб: Азбука, 2000. (см. также Бахтин М.М. Образы

времени и хронотопа в романе. Очерки по исторической поэтике. // Вопросы литературы и эстетики. –

М.: Худож. лит., 1975. – С. 234-407.) 9 Bachtin, Michail M. (1989): Formen der Zeit im Roman. Untersuchungen zur historischen Poetik. Aus dem

Russischen von Michael Dewey. Kowalski, Edward; Degner, Michael (Hrsg.). Frankfurt/ Main: Fischer. 10 Малинович, Ю.М. Отзыв официального оппонента о диссертации Натальи Владимировны Фёдоровой

«Моделирование темпорально-таксисной структуры художественного текста / на материале немецкого

языка», представленной на соискание ученой степени кандидата филологических наук по специальности

10.02.04 – германские языки. Неопубл. Иркутск, 2004.

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Die Dissertation umfasst insgesamt 198 Seiten, davon 158 Seiten Haupttext,

und besteht aus einer Einleitung, vier Kapiteln, einer Zusammenfassung, einem

Verzeichnis von wissenschaftlichen Literaturquellen und einem von literari-

schen Werken, sowie einem Abkürzungsverzeichnis und 13 Anhängen.

Die Dissertation kann u.a. in der Bibliothek der linguistischen Universität Ir-

kutsk, der staatlichen Universität Kemerovo und in der staatlichen Bibliothek

Russlands in Moskau (rus. РГБ)11

eingesehen werden. Online sind die Disser-

tation und das Autoreferat der Dissertation als Originaltexte auf Russisch in vir-

tuellen Lesesälen der staatlichen Bibliothek Russlands verfügbar, u.z. auf einem

separaten Dissertationsportal der Bibliothek.12

11 Homepage der Bibliothek: www.rsl.ru (27.01.2014). 12 Die digitale Dissertationsbibliothek ist ein Projekt der staatlichen Bibliothek Russlands. Die offizielle Home-

page des Projekts lautet http://diss.rsl.ru (27.01.2014).

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Фёдорова Н.В. Моделирование темпорально-таксисной структуры худо-

жественного дискурса (на примере немецкого языка). Автореферат

диссертации на соискание степени кандидата филологических наук.

Иркутск, 2004.

(18 стр.)

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На правах рукописи

ФЁДОРОВА НАТАЛЬЯ ВЛАДИМИРОВНА

МОДЕЛИРОВАНИЕ ТЕМПОРАЛЬНО - ТАКСИСНОЙ СТРУКТУРЫ

ХУДОЖЕСТВЕННОГО ДИСКУРСА

(на материале немецкого языка)

Специальность 10.02.04 – германские языки

АВТОРЕФЕРАТ

диссертации на соискание ученой степени

кандидата филологических наук

подпись Фёдорова

ИРКУТСК 2004

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2

Работа выполнена на кафедре теории и практики перевода в Кемеровском

государственном университете.

Научный руководитель: доктор филологических наук

профессор Рябова Марина Юрьевна

Официальные оппоненты: доктор филологических наук

профессор Малинович Юрий Марцельевич;

кандидат филологических наук

доцент Соколова Лариса Ильинична

Ведущая организация: Байкальский государственный университет

экономики и права

Защита состоится "21" января 2004 г. В 13 часов на заседании

диссертационного совета Д 212.071.01 по защите диссертаций на соискание ученой

степени доктора наук в Иркутском государственном лингвистическом университете

по адресу: 664000, г. Иркутск, ул. Ленина, 8.

С диссертацией можно ознакомиться в библиотеке Иркутского

лингвистического университета.

Автореферат разослан " 19 " декабря 2003 г.

Ученый секретарь

диссертационного совета подпись Т.Е. Литвиненко

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Категория времени в художественном дискурсе – одна из самых сложных

категорий языка, для интерпретации которой требуется разностороннее

рассмотрение. Исследования ведутся с давних пор (М.М. Бахтин, А.В. Бондарко,

Ю.С. Маслов, Е.В. Падучева, Г. Рейхенбах, З.Я. Тураева, Е.С. Яковлева,

T.A. van Dijk, H. Weinrich, D. Wunderlich), но многогранность и неоднозначность

данной категории обусловливает актуальность ее описания и сегодня.

Актуальность исследования объясняется необходимостью системного

описания функционирования форм выражения категории темпоральности и других

смежных с ней категорий в рамках целостного художественного дискурса,

конструируемого средствами немецкого языка. Изучение художественного и

грамматического времени в художественном дискурсе с точки зрения организации и

моделирования темпорально-таксисной структуры на материале немецкого языка,

по-видимому, не предпринималось. Практически не описаны в немецком языке и

функции таксиса как структурно-композиционной категории художественного

дискурса. Существует ряд работ, посвященных вопросам изучения темпоральности

и таксиса (Т.Г. Акимова, А.В. Бондарко, А.И. Бородина, Б.П. Дюндик,

В.А. Жеребков, Л.М. Ковалева, Ю.С. Маслов, Н.В. Перцов, С.М. Полянский,

Е.А. Реферовская, М.Ю. Рябова, Г.Г. Сильницкий, А.И. Смирницкий и др.),

в которых указанные категории описываются либо отдельно друг от друга, либо

безотносительно к функциям художественного текста.

Актуальным представляется предпринимаемая в настоящем исследовании

попытка совмещения изучения взаимодействия категории таксиса, художественного

и грамматического времени с категориями временного порядка, аспектуальности,

модальности и др. в свете герменевтических задач, как возможность комплексной

интерпретации художественного текста.

Предметом исследования является категория таксиса и времени и

особенности функционирования средств выражения данных категорий в

художественном дискурсе. Таксисные и грамматические временные структуры

рассматриваются как члены структурно-семантической темпорально-таксисной

организации текста, которая актуализируется на различных языковых уровнях.

Объект работы варьируется от структуры единичного простого предложения,

в объеме которого прослеживаются темпорально-таксисные отношения,

до сверхфразового единства, главы и / или контекста всего произведения.

Материалом исследования послужили художественные дискурсы

произведений современных немецкоязычных авторов ХХ века: П. Хандке "История

ребенка", Ф. Дюрренматта "Туннель", К. Мекеля "Конец света" и др. произведений

современной немецкой литературы (общим объемом 2500 стр.). Выбор текстов

обусловлен их художественно-эстетической ценностью, актуальностью для

современного читателя, композиционной спецификой, в основе которой отражена

значимая пространственно-временная организация.

Цель работы - создать алгоритм моделирования темпорально-таксисной

структуры художественного дискурса как инструмента его системной

интерпретации, выявив своеобразие функционирования средств выражения

категории таксиса, темпоральности, временного порядка и других категорий в

немецком языке. Под моделированием темпорально-таксисной структуры

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понимается создание типовых моделей (схем) темпорально-таксисной структуры

художественного дискурса, которые рассматриваются как функциональные,

аналитические модели лингвистического исследования, наглядно отражающие

временную организацию дискурса. Алгоритм моделирования представляет собой

совокупность действий, правил пошагового создания типовых схем временной1

организации художественного дискурса.

В соответствии с поставленной целью решаются следующие задачи:

1) интерпретация художественного произведения как формы дискурсивной

практики в герменевтической парадигме анализа, описание функциональных типов

художественного дискурса;

2) лингвистическое описание комплекса средств выражения

художественного и грамматического времени в поле темпоральности в контексте

конкретных художественных произведений;

3) анализ функционально-семантического поля таксиса в немецком языке;

4) исследование категории временного порядка на фоне смежных категорий

текста;

5) изучение механизма взаимодействия всех категорий

темпорально-таксисной семантики в художественном мире художественного

произведения;

6) создание типовых моделей темпорально-таксисной организации

художественного дискурса в форме общего алгоритма интерпретации замысла

художественного произведения.

Методы исследования: при анализе использовались методы

герменевтической интерпретации художественного текста, контекстуального

анализа, дискурс-анализа; характеристика глагольных синтаксических конструкций

проводилась на основе лингвистического описания и метода

функционально-семантических полей. В работе также применялись элементы

количественного анализа, методика сплошной выборки, трансформационный метод,

метод моделирования, построения фреймов, таблиц, схем, графиков.

Научная новизна работы состоит в том, что впервые предпринята попытка

дать системное темпорально-таксисное описание структуры целостного

художественного текста как одного из инструментов интерпретации

художественного произведения. Междисциплинарный комплексный подход

интерпретации с позиций лингвистической герменевтики, дискурсивного анализа и

функциональной грамматики позволяет разработать новую исследовательскую

методику моделирования темпорально-таксисной организации художественного

дискурса, к результатам которой можно отнести создание схем темпоральной

организации в соответствии с функциональным типом дискурса, единого

исследовательского алгоритма анализа времени в художественном дискурсе,

подробное описание всех компонентов функционально-семантических полей.

1 Понятие "временной" охватывает в данном контексте все сферы представления

темпоральности в языке, включая категории, репрезентирующие идею времени:

таксис, грамматическое время, темпоральность, аспектуальность, лимитативность и

др.

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Теоретическая значимость работы заключается в дальнейшем развитии

применения модельного метода в лингвистическом исследовании художественного

дискурса; интегрируются парадигмы герменевтического и дискурсивного анализа

временной референции в литературных произведениях. Теория интерпретации

художественного текста расширяется в контексте привлечения аппарата

исследования грамматических категорий немецкого языка, реализуя попытку дать

по возможности наиболее абстрактный способ описания смысла литературного

произведения.

Практическая значимость исследования состоит в создании алгоритма

темпорально-таксисной организации художественного дискурса, в представлении

конкретных языковых моделей, что может быть использовано в учебных курсах по

теории немецкого языка, теории перевода, литературоведению, грамматике

немецкого языка, стилистике, в соответствующих спецкурсах и переводческой

практике.

На защиту выносятся следующие положения диссертации:

1) художественный дискурс представляет собой результат дискурсивной

практики, характеризуется рядом отличительных признаков и дифференцируется от

понятия художественного текста по линии: форма (текст) – смысл (дискурс);

2) в зависимости от временной координаты дискурс литературного

произведения может включать различные функциональные типы дискурсов, образуя

единый композиционный комплекс: дискурс между автором и читателем, дискурс

между автором и героем, дискурс между персонажами и дискурс между героем и

читателем;

3) временная организация художественного дискурса может быть

представлена в виде модели темпорально-таксисной структуры;

4) темпорально-таксисная структура художественного дискурса

определяется функционированием и реализацией средств выражения категорий

темпоральности, таксиса, временного порядка, временной локализованности,

аспектуальности, модальности;

5) модель темпорально-таксисной организации является интеграцией

моделей таксисной, аспектуальной, темпоральной организации и временной

организации с учетом значений временной локализованности;

6) алгоритм темпорально-таксисного моделирования структуры

художественного дискурса есть средство интегральной интерпретации смысла

литературного произведения.

Апробация работы. Основные положения диссертации отражены в

публикациях по теме исследования, а также в докладах и выступлениях на

международных (Москва, 2001 г.; Новосибирск, 2001 г.; Барнаул, 2001 г.;

Улан-Удэ, 2001 г.; Кемерово, 2002 г.), российских (Пенза, 2001 г.; Новокузнецк,

2001 г.) и региональных (Кемерово, 2001 г.; Иркутск, 2002 г. и др.) научных

конференциях и семинарах. Результаты исследования обсуждались на семинарах и

заседаниях кафедры теории и практики перевода КемГУ. Апробация диссертации

проводилась также на областном конкурсе молодых ученых Кузбасса в 2002 г. и

2003 г.

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Структура работы: диссертация состоит из введения, четырех глав,

заключения, списка научной литературы и источников художественных

произведений, списка сокращений и приложений.

Во Введении обосновывается актуальность избранной темы, определяются

цель и задачи работы, выявляется предмет, объект и материал исследования,

указываются методы и приемы, научная новизна, теоретическая и практическая

значимость работы, формулируются положения, выносимые на защиту.

В первой главе "Проблемы лингвистической интерпретации

художественного текста" с позиций герменевтики рассматривается толкование

художественного текста и дискурса, выделяются виды художественного дискурса в

зависимости от темпоральности.

Глава вторая "Темпоральность в художественном дискурсе" посвящена

исследованию функционирования средств выражения категории темпоральности и

смежных с ней категорий в художественном дискурсе на материале немецкого

языка.

В третьей главе “Хронотоп и временной порядок в темпорально-таксисной

структуре дискурса повести П. Хандке "История ребенка"” представлена

интерпретация дискурса повести П. Хандке "История ребенка".

Четвертая глава "Темпорально-таксисный алгоритм интерпретации

художественного дискурса" содержит анализ двух дискурсов: рассказа

Ф. Дюрренматта "Туннель" и К. Мекеля "Конец света".

В Заключении обобщаются результаты проведенного исследования,

формулируются выводы и указываются перспективы дальнейшей работы.

В качестве иллюстративного материала к работе прилагаются таблицы и

схемы.

СОДЕРЖАНИЕ РАБОТЫ

В первой главе "Проблемы лингвистической интерпретации

художественного текста" с позиций герменевтики рассматриваются толкование

художественного текста и дискурса, проблемы интерпретации. В работе приводятся

различные определения герменевтики как особого направления в филологической

науке (А.Р. Абдуллин, Г.И. Богин, В.А. Лукин, Г. Перри, H.-G. Gadamer, P. Ricoeur

и др.). Постулат герменевтики – идея герменевтического круга: целое надлежит

понимать на основании отдельного, а отдельное – на основании целого. Текст одной

своей стороной повернут к литературоведению, другой – к языкознанию. Таким

образом, интерпретация художественного текста объединяет в себе

герменевтический, литературоведческий и лингвистический подход в исследовании

грамматического и семантического пространства текста. При этом значение

исследования дискурсивного пространства, выходящего за рамки текста, играет

существенную роль в процессе его системной интерпретации.

Дискурсивный анализ позволяет описать не только внутритекстовые, но и

вне-текстовые и меж-текстовые связи. Рассматривается соотношение текста и

дискурса, понятий художественного дискурса и времени, дается обзор основных

дефиниций дискурса (Б.Ю. Городецкий, В.З. Демьянков, А.А. Ивин,

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Г.М. Костюшкина, Н.Н. Миронова, В.В. Петров, Ю.Н. Караулов, Ю.С. Степанов,

T.A. van Dijk). С точки зрения взаимоотнесенности субъекта, объекта и адресата

высказывания, а также различных временных координат и средств выражения

временных значений впервые выделяется четыре типа художественного дискурса:

дискурс между героями ("внутритекстовый" дискурс), дискурс между автором и

героем, автором и читателем, читателем и героем ("затекстовый" дискурс).

В каждом виде дискурса участники занимают разное временное положение,

находятся в разных ситуациях общения, а сами дискурсы отличаются

специфическим характером функционирования временных форм и, в целом,

реализацией средств выражения категории темпоральности, таксиса,

аспектуальности и др. Художественный дискурс понимается здесь как единый

композиционный комплекс, включающий в себя различные функциональные типы

дискурса в соответствии с временной координатой.

Художественный дискурс может быть "правильным", характеризуемым

активной и организующей ролью субъекта высказывания, целостностью и

адресностью высказывания, и "дефектным" ("не-правильным", "а-типичным"),

предполагающим отклонение от данных требований.

Дискурсивный и герменевтический анализ служит отправной точкой при

лингвистической интерпретации художественного произведения, важным

компонентом которой является исследование темпорально-таксисной организации

текста.

Во второй главе "Темпоральность в художественном дискурсе"

рассматривается категория темпоральности на фоне других категорий немецкого

языка: модальности, временного порядка, таксиса, аспектуальности, временной

локализованности; указываются особенности функционирования средств выражения

данных категорий в художественном повествовании. Описывается система времен

немецкого языка, в том числе значение и употребление грамматических времен в

художественном и нехудожественном дискурсе. Многочисленные классификации

систем грамматических времен немецкого языка подразделяются на две группы:

классические и неклассические (M. Hennig). К "классическим" грамматическим

системам относятся представления о системе из шести грамматических времен, где

каждое время наделяется однозначным временным значением или многозначным

(P. Eisenberg, G. Helbig, D. Schulz). "Неклассические" грамматические системы

расходятся с "классическими" по количеству выделяемых времен (K. Dieling,

U. Häussermann), либо они вообще не признают систему грамматических времен как

систему временных форм, так как временное значение грамматических форм здесь

не является определяющим (U. Engel, H. Weinrich).

При выделении функций грамматических времен в художественном дискурсе

также наблюдаются разногласия среди исследователей. Объясняется это тем, что в

основу выделения кладутся различные признаки: тип текста, план повествования,

актуальность повествования, наличие / отсутствие повествовательной функции.

Разграничиваются текстоопределяющие (H. Weinrich) и текстоструктурирующие

функции грамматических времен (M. Marschall). Текст как продукт естественного

языка и художественный текст характеризуются различными признаками.

Соответственно, и функционирование средств выражения категории

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темпоральности в художественном дискурсе необходимо рассматривать с особых

позиций. Категория темпоральности взаимодействует с категориями временного

порядка, аспектуальности, таксиса, временной локализованности. Категория

грамматического времени коррелирует с категорией художественного времени

(однако в создании художественного времени не играет ведущую роль).

В результате взаимодействия с различными категориями грамматические формы

времени в художественном повествовании приобретают дополнительные смыслы.

Категория темпоральности относится к категориям ориентационного типа,

является векторной, дейктической категорией и отличается признаком указания на

определенный исходный пункт ориентации – точку отсчета. В художественном

повествовании момент речи не является точкой отсчета, поэтому выделяется

условная точка отсчета – "векторный нуль". В этой связи важное значение при

интерпретации категории времени в художественном дискурсе приобретает

значение порядка, следования событий. Категория временного порядка трактуется

как отражаемое в высказывании и целостном тексте языковое представление

"времени в событиях", то есть представление временной оси, репрезентируемой

событиями, процессами, состояниями, обозначениями моментов времени и

интервала (А.В. Бондарко). Необходимыми условиями для построения системы

времен художественного повествования являются условная точка отсчета и

отношения упорядоченности. На уровне художественного текста категория

временного порядка рассматривается во взаимосвязи с другими лингвистическими

категориями, отражающими идею времени, в результате чего можно получить

полное представление о темпоральной структуре художественного текста и о роли

каждого из компонентов в данной структуре.

Категории темпоральности и временного порядка могут быть представлены в

виде временных осей, что передает следование событий и темпоральную структуру

целостного текста. Грамматическое и художественное время в художественном

дискурсе создают объемность временной референции, актуализируясь в разных

плоскостях. Следовательно, система времен художественного повествования имеет

вид как линейной упорядоченности событий, так и вертикального представления

нескольких плоскостей.

Темпоральная организация художественного текста носит универсальный

характер, но в каждом тексте имеет свое особое наполнение. Совмещение

герменевтического, дискурсивного анализа художественного времени и

последующего грамматического анализа функционирования и реализации категории

темпоральности в конкретном художественном дискурсе позволяет представить

комплексную темпоральную организацию художественного дискурса.

В третьей главе “Хронотоп и временной порядок в темпорально-таксисной

структуре дискурса повести П. Хандке "История ребенка"” рассматривается

темпоральная организация повести П. Хандке "История ребенка" на основе

совмещения исследования художественных категорий и грамматических категорий

темпоральности, таксиса, временной локализованности, аспектуальности,

временной референции и временного порядка.

Повествование в тексте идет от третьего лица, а вся "история" представляет

собой ретроспекцию. Изложена рефлексия человека, прошедшего часть своего

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жизненного пути и размышляющего над тем, верен ли этот путь. Перед читателем

открываются события, которые не непосредственно разворачиваются у него перед

глазами, но отраженные в сознании повествователя и прошедшие отбор по степени

значимости. Отсюда появляется хаотичность и фрагментарность. Повесть создает

странное впечатление: нет имен персонажей, нет действия как такового, нет

конфликта.

Дискурс "автор-герой" структурируется характерными функциями автора и

героя. Автор пишет историю ребенка, и герой-рассказчик излагает историю о себе и

своем ребенке. Таким образом, и автор, и герой здесь – летописцы, они оба – в

истории, в хронологии. Существуя в неком условном мире, рассказываемая история

представляет собой не хронологию в чистом виде, не сами события – они остались в

прошлом, а лишь их отражение в сознании героя – настоящем.

Анализ художественного времени показывает, что целостной временной

картины повести не создается, повествование словно распадается на отдельные

временные отрезки. Алгоритм времени задан еще в эпиграфе (Ср.: Damit endete der

Sommer. Im darauffolgenden Winter… [Handke 1981:7] - На этом окончилось лето.

Когда началась зима…) – отдельные временные отрезки и скачкообразность

действия.

В то же время, категория хронотопа формирует данный текст как на

имплицитном уровне, так и на эксплицитном – везде, где встречаются временные

показатели, читатель находит и пространственные маркеры.

Время играет организующую роль в тексте: деление на главы носит

пространственно-временной характер, практически каждая глава соответствует

одному году жизни ребенка. Однако детальная возрастная фиксация совсем не

замечается, хронологический ряд выстраивается буквально путем математического

вычисления – сложения временных отрезков. Из-за существования множества

временных рядов читатель попадает во временную ловушку, время начинает

"ходить по кругу", наступает очередная "следующая зима", непонятно, какая по

счету.

Наличие нескольких временных рядов подтверждает выделение различных

историй в повествовании: "истории ребенка", "всемирной истории", "народо –

истории", "истории Взрослого – Ребенка", эпохи "современных времен" и эпохи

"древних времен".

В целом можно отметить две временные сферы – прошлое и настоящее,

реализующееся в финале повести, существует также вневременной пласт (вечность),

который, как правило, характеризует ребенка.

Исследование грамматических категорий на материале данного текста

позволяет сделать ряд выводов общего характера, имеющих отношение к

темпоральной организации и построению временного ряда. Так, изучение

аспектуальности показывает, что действия со значением реального, эксплицитного

предела способствуют развитию событий, возникновению новых ситуаций и

детальному построению временного ряда. Чем больше предельно-процессных

ситуаций наблюдается в тексте, тем более событийна временная ось, и наоборот.

Многократность и однократность действия по-разному актуализируются на

временной оси. Чем больше наблюдается новых ситуаций, тем плотнее временная

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ось, больше событий и динамичнее повествование. В зависимости от включения

новой ситуации в ось времени выделяется автономное и секвентное включение

(синтагматически связанное). Преобладание секвентных высказываний говорит о

"связанной" временной оси, где события хронологически упорядочены и четко

структурированы.

При исследовании темпоральности выделяется план основной линии

повествования и план регресса. Анализ показывает, что количество

ретроспективных вкраплений в тексте влияет на такие свойства художественного

времени как плотность, длительность, прерывность, обратимость. Чем больше

ретроспективных вкраплений, тем менее плотно и более прерывисто

художественное время фабульной событийности, так как действие постоянно

разбивается на отдельные фазы. Чем больше действий описывается в плане регресса

(в соответствующих данному плану временных формах), тем прерывистей основная

линия повествования, тем сложнее воссоздать последовательность действий, их

хронологию и хронометрию.

Анализ таксисных конструкций предполагает выделение

основной временной отнесенности и второстепенной (относительной), что

отражается при построении временного ряда. Высказывания независимого таксиса

образуют основной временной ряд повествования, а высказывания зависимого

таксиса представляют повествование в форме главных предикатов, зависимые же

предикаты выходят за рамки основного временного ряда и характеризуют главные

действия. Чем больше конструкций независимого таксиса (1) в тексте, тем более

"линеен", упорядочен и прост временной ряд. Чем больше конструкций зависимого

таксиса (2), тем детальнее описывается каждый отрезок временного ряда, а

последний стремится не столько вперед, сколько вширь, подробно останавливаясь

и углубляясь на каждом отдельном событии.

(1) "Die Frau nahm ihre Arbeit wieder auf, und der Mann führte das Kind auf

langen Spaziergängen in der Stadt umher" [Handke 1981:15]) - Женщина вскоре снова

вышла на работу, а мужчина выводил ребенка на долгие прогулки по городу.

(2) "Von seinen persönlichen Bräuchen abgeschnitten (die ihm nun in der

Entfernheit sämtlich als schön erschienen), erfuhr er die fast ausschließlich aus

Kindergeräuschen und Kindersachen bestehende, im Kinderrhythmus ablaufende

Tagtäglichkeit…" [Handke 1981:40] - Отказавшись от своих личных пристрастий

(все без исключения которые представлялись ему теперь, на отдалении,

прекрасными), он ощущал наполненную практически одними лишь детскими

звуками и вещами, протекающую в ритме детского времяисчисления

каждодневность…

Дифференцированные таксисные отношения свидетельствуют о

хронологической определенности движения времени. Полисубъектные конструкции

(1) на фоне моносубъектных (2, 3) приводят к динамичности и развернутости

действия:

(1) "Wenn es da zu Hause dastand und die für den folgenden Tag verlangte Länge

irgendeines Flusses … aufsagte, dachte der Mann immer wieder…" [Handke 1981:75].

Когда он стоял дома и заучивал к следующему дню длину какой-нибудь реки…

мужчина каждый раз думал…

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(2) "Es bewegt sich da draußen im Garten bei einem Tanz … und es tanzt nicht nur

als eine unter den anderen…" [Handke 1981:77] - Он движется в танце под

открытым небом в саду… и танцует он не только как один среди прочих…

(3) "Langsam geht er durch das verdunkelte Zimmer auf das Bett zu und sieht sich

dabei…" [Handke 1981:21] - Медленно идет он по темной комнате по направлению

к кровати и видит себя…

Действия со значениями временной локализованности позволяют наполнить

временной вектор упорядоченными событиями и провести детальный анализ

временных конструкций, ср.:

"Im folgenden Herbst, als das Kind dann gehefähig war, fuhren sie zu zweit oft

zum Stadtrand hinaus." [Handke 1981:26] - Следующей осенью, когда ребенок мог

уже ходить, они часто выезжали вдвоем в пригород;

"… man tut hier, jetzt, das Richtige." [Handke 1981:48] - … здесь, сейчас,

делаешь единственно верное.

Чем больше нелокализованных ситуаций в тексте, тем дольше читатель

"стоит на месте" (повторяемость) или находится вне временного ряда (временная

обобщенность).

Ср.: "Das Wünschen wird möglich, zugleich damit ein Bewustsein der Befristung,

das aber anders schmerzlich ist als einst das Nichtdenkenkönnen der Verschiedenheit."

[Handke 1981:25]. - Желания исполнимы; одновременно с этим сознание краткости

такого мига, что по-своему больно, как когда-то умонепостижение разницы.

Ср. также: "Wieder der Zwiespalt: er gab ihr Recht, und gleich verurteilte sie.

Wie konnte ein Mensch für eine meinetwegen auch eingeborene Neigung von seinem Kind

weggehen?" [Handke 1981:38] - Снова раздвоенность: он давал ей право и в то же

время осуждал её. Как мог человек, пускай, даже из-за врожденной склонности,

уйти от своего ребенка?

Комплексная темпорально-таксисная организация художественного дискурса

может быть представлена в виде модели. Для объективности моделирования

темпорально-таксисной структуры необходимыми условиями являются

первоначальное создание отдельных моделей: модели аспектуальной организации

(количество новых ситуаций временного ряда, предельность / непредельность

действий, секвентность / автономность включений ситуаций во временной ряд),

модели темпоральной организации (количественное соотношение грамматических

времен, функционирующих в данном повествовании), модели таксисной

организации, а также модели временного ряда с учетом значений временной

локализованности действий. Моделирование целостной темпорально-таксисной

организации является результатом их совмещения.

В результате исследования аспектуальных значений на материале повести

П. Хандке "История ребенка" можно построить модель аспектуальной организации

(рис. 1).

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Модель аспектуальной организации повести П. Хандке "История ребенка":

автономность / секвентность включений t2 t8

t1 _ _ _ _ t3 t4 t5 t6 t7 _ _ _

( где t – события глав повести)

Рисунок - 1

Вторая и восьмая глава являются автономными включениями (к тому же они

представлены не основной временной грамматической формой повествования).

Во второй главе приостанавливается развитие сюжетной линии, даны откровения

взрослого, которые он постигает с рождением ребенка. В восьмой главе, как ни в

какой другой, происходит отождествление героя и читателя, повествование

выводится за сюжетный уровень. Под автономными включениями понимаются

действия, не являющиеся продолжением описанных до них событий или

предшествованием описанных после.

На основе исследований темпоральности можно утверждать, что одномерное

видение временного ряда неактуально (несмотря на то, что основной формой

повествования является имперфект). План предельных обобщений выражается, как

правило, формами презенса, которые являются ведущими в двух главах и разбивают

основную линию повествования. Каждому из выделенных типов истории присущи

свои грамматические времена. Временные зазоры художественного времени

подтверждаются выходом за пределы временного ряда в грамматическом плане.

При построении временного ряда необходимо учитывать, что временной ряд

берет начало в векторном нуле и имеет направление. Основное грамматическое

время повествования – имперфект – изображается на временной оси. Остальные

грамматические времена выходят за пределы основной линии повествования,

представляются параллельно последней и обозначаются пунктиром. Действия в

перфекте и плюсквамперфекте, соответствующие сфере прошлого, вынесены под

основную линию повествования. Плюсквамперфект, отражая сферу

пред-прошедшего времени, имеет противоположное основному временному ряду

направление (рис. 2).

Модель темпоральной организации

_ _ _ф_у_т_у_р_у_м_

_ _ _п_р_е_з_е_н_с_

и м п е р ф е к т

п_л_ю_с_к_в_а_м_п_е_р_ф_е_к_т _ _ _п_е_р_ф_е_к_т_ _

Рисунок - 2

В соответствии с количественным соотношением грамматических временных

форм в главах повести модель временного ряда представляется следующим образом

(рис. 3).

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Модель темпоральной организации дискурса повести П. Хандке "История

ребенка" _ _ _ _ _ t2 (П) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ t8 (П)

t1 (имп) _ _ t3 (имп) t4 (имп) t5 (имп) t6 (имп) t7 (имп) _ _ _ _

_ _ _

_ _ _ перфект _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

плюсквамп. П л ю с к в а м п е р ф е к т

(где каждый отрезок "t" соотносится с событиями соответствующей главы повести; имп –

имперфект, П – презенс; - основной ряд повествования; - - - - - второстепенный)

Рисунок - 3

Следует подчеркнуть, что действия основного временного ряда с развитием

повествования могут выходить за рамки последнего, становясь второстепенным

действием, которое развивается параллельно с основным рядом повествования.

Преобладание в тексте моносубъектных таксисных конструкций находит

выражение в четкой сюжетной линии; полисубъектные конструкции вводят

дополнительные действующие лица и, соответственно, дополнительные сюжетные

линии, пересекающиеся с главной. Конструкции зависимого таксиса

свидетельствуют о более объемной временной структуре. Относительно равное

процентное соотношение конструкций со значением зависимого и независимого

таксиса и преобладание дифференцированных высказываний дает возможность

построения четкого и объемного временного ряда.

Комплексную модель темпорально-таксисной структуры дискурса повести

П. Хандке "История ребенка" см. на рис.4.

t2 (П, ВНЛ, НТО, НТ) t8 (П, ВНЛ, НТО, НТ)

_ _ _П _ _ _ _ _ _ _ _ _ _П _ _ _ _ _

t1 (имп, ВЛ, ДТО, НТ) t3 t4 t5 t6 t7 (имп, ВЛ, ДТО, НТ)

- - - - - - - - - - - - - -

пер_ф_ект

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

(+П, ВЛ, ДТО, ЗТ) (+П, ВЛ, ДТО, ЗТ)

(где имп – имперфект, П – презенс, +П – плюсквамперфект; ВНЛ – временная

нелокализованность, ВЛ – временная локализованность; НТО – недифференцированные

таксисные отношения, ДТО – дифференцированные таксисные отношения; НТ –

независимый таксис, ЗТ – зависимый таксис)

Рисунок - 4

Модель темпорально-таксисной организации представляет собой объемное

многоуровневое выражение темпоральной организации художественного дискурса,

где условно можно выделить две оси: горизонтальную – собственно временной ряд

повествования, и вертикальную – совокупность нескольких плоскостей

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грамматических времен, участвующих в повествовании, но выходящих за рамки

основного временного ряда. Основной ряд повествования выражен непрерывной

линией, прерывистая линия обозначает выход за пределы ряда. Несколько

вертикальных плоскостей обозначают второстепенные ряды, маркируемые другими,

отличными от ведущей формы повествования, грамматическими временами.

Аспектуальные, таксисные характеристики указываются в отношении

выделенных отрезков временных рядов или целого временного ряда. Из таксисных

признаков на модели отражаются свойства зависимого и независимого таксиса.

Модель темпорально-таксисной организации художественного дискурса

дает представление о темпоральной картине дискурса, позволяет легко

ориентироваться в смысловом пространстве, отражает основные темпоральные

характеристики, что является условием комплексной интерпретации

художественного дискурса.

В четвертой главе "Темпорально-таксисный алгоритм интерпретации

художественного дискурса" описывается единый исследовательский алгоритм

построения модели темпорально-таксисной организации дискурса, его реализация

демонстрируется на материале рассказов Ф. Дюрренматта "Туннель" и К. Мекеля

"Конец света".

Алгоритм построения модели темпорально-таксисной организации

художественного дискурса состоит из нескольких шагов: 1) дискурсивный анализ

произведения, описание функциональных типов художественного дискурса; 2)

создание модели темпоральной структуры по линии грамматических форм времени;

3) моделирование аспектуальной организации; 4) создание модели временной

структуры, включающей таксисные значения и значения временной

локализованности; 5) cоздание общей модели темпорально-таксисной организации

художественного дискурса как совмещение всех моделей (см. рис. 5, 6).

Модель темпорально-таксисной организации дискурса рассказа

К. Мекеля "Конец света" футурум t4 t5 t6

( t1 t2 t3 ) : _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

презенс

в р е м е н н а я л о к а л и з о в а н н о с т ь

секвентные включения событий

(где (t1 t2 t3) – таксисные конструкции со значением нестрогой разновременности,

действия непредельные, длительные; t4 t5 – таксисные конструкции со значением

строгой разновременности, таксис следования; t4 - действия предельные, однократные)

Рисунок - 5

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Модель темпорально-таксисной организации дискурса рассказа

Ф. Дюрренматта "Туннель" _ф_у_т_у_р_у_м

_п_р_е_з_е_н_с

Хронотоп 1 хронотоп 2 хронотоп 3

t1 t2 t3 t4 t5 t6 (t7 - t8 - t9)

и м п е р ф е к т

t1* t2* t3* t4* t5* t6* п_е_р_ф_е_к_т

_ _ _ _ п_л_ю_с_к_в_а_м_п_е_р_ф_е_к_т_ _ _ _ _ _ _ _ _ _

действия предельные непредельность, длительность

неоднократность действий однократность

т а к с и с: разновременность т а к с и с: одновременность

ф и к с и р о в а н н а я л о к а л и з о в а н н о с т ь

н е з а в и с и м ы й т а к с и с

(где t1 t2 – следование событий, t1 - предельность действия, t1* - повторяемое

действие, (t7 - t8 - t9) – действия одновременные, непредельные, длительные,

основной ряд повествования, - - - - второстепенный ряд повествования)

Рисунок - 6

Наряду с представленными моделями предлагаются также общие

абстрактные модели временной организации правильного и неправильного

дискурсов. Правильный художественный дискурс в большинстве случаев

хронологически упорядочен, имеет одну основную временную форму

повествования, действия локализованы во времени, окончание одного действия

приводит к наступлению другого. Модель темпорально-таксисной организации

имеет линейный вид, локализуя события основного повествования (см. рис. 7).

Модель темпорально-таксисной организации правильного дискурса

презенс _ _ _ _ _ футурум _ _ _ _

Имперфект t1 t2 t3 t4 t5

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

плюсквамперфект перфект

(где: - основной временной ряд повествования, представленный формами имперфекта;

- - - - второстепенный временной ряд повествования; t1 - действия предельные,

однократные; t1 t2 - значение строгой разновременности; таксис следования.

Действия локализованы во времени, большая часть конструкций является независимым

таксисом. Основной временной ряд повествования хронологически упорядочен,

неразорван)

Рисунок - 7

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Неправильный дискурс хронологически неупорядочен, повествование

постоянно прерывается вставками, автономными включениями действий во

временной ряд. Может выделяться несколько временных форм повествования,

больше действий с недифференцированным временным значением или значением

нестрогой разновременности, что приводит к сложной разветвленной модели

временной организации (см. рис. 8).

Модель темпорально-таксисной организации неправильного дискурса

Презенс t4* футурум_ _

Имперфект t1 _ _ _ _ t2 _ _ _ _ _ (t5 - t6)

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ t3

плюсквамперфект перфект

(где: - основной временной ряд повествования, представленный различными

временными формами; - - - второстепенный временной ряд повествования; t4* -

действия неоднократные; (t5-t6) - действия со значением одновременности или

нестрогой разновременности. Представлены конструкции независимого и зависимого

таксиса; большинство действий длительные. Основной временной ряд повествования

хронологически неупорядочен, разорван)

Рисунок - 8

Рассмотрение темпорально-таксисной организации художественных

дискурсов и опыт моделирования временной структуры показывает, что каждый

художественный дискурс наделяется своими особыми чертами. Описанные этапы

создания моделей, или шаги построения алгоритма интерпретации, действительны в

отношении любого художественного дискурса, однако наполняемость временной

структуры различна; вряд ли можно найти два художественных дискурса, временная

организация которых воплотится в форме одной и той же модели, что объясняется

природой и индивидуальностью художественного творчества.

В заключении суммируются выводы и основные результаты исследования.

Понимание текста как акта интерпретации основывается на методике

герменевтического круга, которая предполагает последовательную смену этапов

анализа в виде трехуровневой организации: предмет – образ – идея, что

представляет собой познавательную схему получения суммарной информации.

Предметный уровень анализа состоял в интерпретации формально-грамматического

образа темпоральности художественного дискурса, раскрывавшего комплексный

образ смысловой символизации времени в тексте (посредством построения

абстрактных моделей временной организации) и, далее, общую идею

художественного произведения, вбирающую специфичность употребления

языковых средств, многоярусную семантическую организацию, непрерывность

смысла, символичность и метафоричность художественного мира.

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Предлагаемая в работе методика моделирования темпорально-таксисного

алгоритма может служить средством комплексной интерпретации смысла

литературного произведения.

Основные положения диссертации отражены в следующих публикациях:

1. Фёдорова Н.В. "Дискурс" и понятие "возможных" миров в художественном

произведении // Актуальные проблемы языкознания, методики преподавания

иностранных языков и перевода: Материалы региональной

научно-практической конференции. – Кемерово: КемГУ, 2001. – С. 112-114.

2. Фёдорова Н.В. К проблеме анализа художественного дискурса // Тезисы

докладов Международной научной конференции "Язык и культура" (Москва,

14-17 сентября 2001 г.). – Москва: Институт иностранных языков, 2001. –

С. 156.

3. Фёдорова Н.В. Образ времени в повести П. Хандке "История ребенка" // Сб.

трудов областной научной конференции "Молодые ученые Кузбассу, взгляд

в ХХI век": Гуманитарные науки. – Кемерово: РИО СМУ Кузбасса, 2001. –

Т. 2: Культурология. Педагогика. Философия. Юриспруденция. – С. 150-152.

4. Фёдорова Н.В. Проблема соотношения понятий "таксис" и "относительное

время". Темпоральная организация художественного текста в немецком

языке (на материале повести П. Хандке "История ребенка") // Мир языка и

межкультурная коммуникация: Материалы Международной научно-

практической конференции: В 2 ч. – Барнаул: БГПУ, 2001. – Часть II. – С.

145-148.

5. Фёдорова Н.В. Проблема сохранения таксисной структуры высказывания как

средство достижения адекватности в художественном переводе // Вопросы

теории и практики перевода: Материалы Всероссийского семинара. – Пенза:

ПГПУ, 2001. – С.130-133.

6. Фёдорова Н.В. Художественное и грамматическое время в повести

П. Хандке "История ребенка" // Материалы ХХХIХ Международной научной

студенческой конференции "Студент и научно-технический прогресс":

Романо-германские языки. - Новосибирск: НГУ, 2001. – С. 53-55.

7. Fjodorova N. Arten der Zeitreferenz im literarischen Text / N. Fjodorova,

M. Rjabova // Sprache, interkulturelle Kommunikation, neue Didaktikansätze:

Beiträge des 18. Germanistentreffens. – Ulan-Ude: BGU-Verlag, 2001. – S.

197-198.

8. Фёдорова Н.В. Герменевтика художественного текста и проблема его

интерпретации // Социокультурная герменевтика: проблемы и перспективы:

Сб. научных статей Международной конференции. – Кемерово: Комплекс

"ГРАФИКА", 2002. – С. 139-142.

9. Фёдорова Н.В. Категория временного порядка и таксиса в немецком языке:

сходства, различия // Материалы V регионального научного семинара по

проблемам систематики языка и речевой деятельности (Иркутск, 16-18

октября 2002 г). – Иркутск: ИГЛУ, 2002. – С. 136-137.

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Подписано к печати 9.12.2003. Формат 60 х 84 1/16. Печать офсетная. Бумага офсетная №1.

Печ. л. 1,25. Тираж 100 экз. Заказ № 173 /.

Кемеровский государственный университет. 650043, Кемерово, ул. Красная, 6.

Отпечатано в типографии издательства "Кузбассвузиздат". 650043, Кемерово, ул. Ермака, 7.

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Fedorova, Natalia V. (2004): Modellierung der temporal-taxischen Struktur

des narrativen Diskurses (am Beispiel der deutschen Sprache). Kurzfas-

sung der Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades in der Fachrichtung

Philologie/Germanistik. Irkutsk. [Übersetzung ins Deutsche Natalia Hahn

(geb. Fedorova), 2014].

(18 Seiten)

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Manuskriptdruck

NATALIA VLADIMIROVNA FEDOROVA

MODELLIERUNG

DER TEMPORAL-TAXISCHEN STRUKTUR

DES NARRATIVEN DISKURSES

(am Beispiel der deutschen Sprache)

Fachrichtung 10.02.04 – Germanistik

KURZFASSUNG

der Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades / kandidat nauk

Fachrichtung Philologie/Germanistik

gez. Fedorova

IRKUTSK 2004

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Die Arbeit wurde verfasst an der staatlichen Universität Kemerovo / Lehrstuhl für

Theorie und Praxis des Übersetzens und Dolmetschens.

Erstbetreuerin: Prof. Dr. Marina Yurjevna Rjabova

Gutachter/-in: Prof. Dr. Yurij Marzeljevitsch Malinovitsch;

Dr. Larissa Iljinitschna Sokolova

Leitende Institution: staatliche Universität

für Wirtschaft und Recht Baikal

Die Disputation findet statt: am 21. Januar 2004 um 13 Uhr; Sitzung des

Dissertationsrats Д 212.071.01 mit Habilitationsrecht; staatliche linguistische Universität

Irkutsk: Lenina Str. 8, 664000 Irkutsk.

Die Dissertation kann in der Bibliothek der staatlichen linguistischen Universität

Irkutsk eingesehen werden.

Das Autoreferat wurde am 19. Dezember 2003 versendet.

Wissenschaftliche Sekretärin

des Dissertationsrats gez. T.E. Litvinenko

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Die kognitive Kategorie der Zeit im narrativen Diskurs ist eine der komplexesten

Kategorien der Sprach- und Literaturwissenschaft, deren Interpretation eine vielseitige

Betrachtung verlangt. Zu dieser Thematik ist bereits eine Reihe von Forschungsarbeiten

entstanden (М.М. Бахтин, А.В. Бондарко, Ю.С. Маслов, Е.В. Падучева, Г. Рейхенбах,

З.Я. Тураева, Е.С. Яковлева, T.A. van Dijk, H. Weinrich, D. Wunderlich), jedoch ist die

Kategorie so vielfältig und mehrdeutig, dass deren Untersuchungen immer noch aktuell

sind.

Die unternommene Forschung ist aktuell, denn sie stellt eine systematische Besch-

reibung von Ausdrucksformen der Kategorie 'Temporalität' und anderer verwandter Kate-

gorien im Rahmen des gesamten narrativen Diskurses dar, die mithilfe der Mittel der

deutschen Sprache konstruiert werden. Die Analyse der Kategorien 'Zeit' und 'Tempus' im

narrativen Diskurs wurde aus der Perspektive der Organisation und der Modellierung der

temporal-taxischen Struktur am Beispiel der deutschen Sprache augenscheinlich noch

nicht durchgeführt. Kaum erforscht sind die Funktionen der Kategorie Taxis als einer

strukturell-kompositionellen Kategorie des narrativen Diskurses. Es gibt Forschungs-

arbeiten, die zwar auf die Kategorien 'Temporalität' und 'Taxis' fokussieren (Т.Г. Акимо-

ва, А.В. Бондарко, А.И. Бородина, Б.П. Дюндик, В.А. Жеребков, Л.М. Ковалева,

Ю.С. Маслов, Н.В. Перцов, С.М. Полянский, Е.А. Реферовская, М.Ю. Рябова, Г.Г.

Сильницкий, А.И. Смирницкий u.a.), jedoch diese Kategorien entweder getrennt von-

einander beschreiben oder diese ohne Bezug zum narrativen Diskurs darstellen.

Aktuell ist die vorgenommene Komplexität des Beschreibungszugangs: die Kate-

gorien 'Taxis', 'Zeit' und 'Tempus' werden im Zusammenhang mit den Kategorien der zeit-

lichen Ordnung von Geschehen, Aspektualität, Modalität u.a. dargestellt, u.z. mit dem

Ziel, eine komplexe Interpretation eines narrativen Textes zu ermöglichen.

Den Untersuchungsgegenstand bilden die Kategorien 'Taxis' und 'Zeit' sowie die

Besonderheiten der Funktionen deren Ausdrucksmittel im narrativen Diskurs. Taxische

und grammatische temporale Strukturen werden als Elemente des struktur-semantischen

temporal-taxischen Textaufbaus betrachtet, der auf verschiedenen sprachlichen Ebenen

aktualisiert wird. Das Untersuchungsobjekt variiert von der Struktur eines einzelnen

Hauptsatzes, im dessen Rahmen temporal-taxische Strukturen erkennbar sind, bis zu

Absätzen, Kapiteln und/oder zum gesamten Kontext eines literarischen Werks.

Als Material für die Untersuchung dienten narrative Diskurse der literarischen

Werke moderner deutschsprachiger Autoren des ХХ. Jh.: P. Handke „Kindergeschichte“,

F. Dürrenmatt „Der Tunnel“, Ch. Meckel „Weltende“ u.a. (Gesamtumfang 2500 Seiten).

Die Auswahl der Texte ist bedingt durch deren literarisch-ästhetische Bedeutung,

Aktualität für den modernen Leser sowie durch einen spezifischen Aufbau, der eine

räumlich-temporale Struktur deutlich widerspiegelt.

Das Ziel des Forschungsvorhabens besteht in der Entwicklung eines Algorithmus

für eine modellierte Darstellung einer temporal-taxischen Struktur des narrativen Dis-

kurses. Dieser Algorithmus kann als Instrument bei einer komplexen Textinterpretation

eingesetzt werden, mit dessen Hilfe Besonderheiten der Ausdrucksformen der Kategorien

'Taxis', 'Temporalität', 'zeitliche Ordnung von Geschehen' u.a. Kategorien am Beispiel des

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Deutschen beschrieben werden können. Unter einer modellierten Darstellung der

temporal-taxischen Struktur wird die Entwicklung der typisierten Modelle (Schemata) der

temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses verstanden; die Modelle stellen

dabei funktionale analytische Modelle einer linguistischen Untersuchung dar, mit deren

Hilfe eine zeitliche Diskursorganisation visualisiert wird. Der Algorithmus des Modellie-

rens bildet die gesamten aufeinander folgenden Handlungen und Regeln bei der Entwick-

lung der typisierten Schemata der zeitlichen1 Struktur des narrativen Diskurses ab.

Folgende Aufgaben mussten im Rahmen des gesetzten Untersuchungsziels gelöst

werden:

1) Interpretation des narrativen Textes als Form der diskursiven Praxis im Lichte

des hermeneutischen Paradigmas der Analyse sowie Beschreibung der

funktionalen Diskursarten des narrativen Diskurses;

2) linguistische Beschreibung komplexer Ausdrucksmittel der Kategorien 'Zeit'

und 'Tempus' im funktional-semantischen Feld der Temporalität im Rahmen

der ausgewählten literarischen Werke;

3) Analyse des funktional-semantischen Feldes 'Taxis' im Deutschen;

4) Untersuchung der Kategorie der 'zeitlichen Ordnung von Geschehen' im Ver-

gleich mit anderen verwandten Textkategorien;

5) Erforschung des Mechanismus des Zusammenwirkens aller Kategorien mit der

temporal-taxischen Semantik in der narrativen Welt des Erzähltextes;

6) Entwicklung der typisierten Modelle der temporal-taxischen Struktur des

narrativen Diskurses in Form eines allgemeinen Algorithmus der Interpretation

des literarischen Werks.

Forschungsmethoden: bei der Untersuchung wurden die Methoden der hermeneu-

tischen Interpretation eines narrativen Textes, der Textanalyse sowie der Diskursanalyse

verwendet; die Charakteristik der prädikativen syntaktischen Konstruktionen wurde

mithilfe der linguistischen Beschreibung und der Feldmethode der funktional-

semantischen Felder vorgenommen. Außerdem wurden Elemente der quantitativen

Methoden, Sampling, Transformationsmethode, Methode der linguistischen Modellierung,

Frameanalyse sowie visuelle Darstellungsformen wie Tabellen, Schemata und Grafiken

benutzt.

Der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn besteht in einer komplexen systemati-

schen Beschreibung der temporal-taxischen Struktur des gesamten narrativen Textes.

Diese Beschreibung wird als eines der Instrumente bei der Interpretation des literarischen

Werks verstanden. Der interdisziplinäre komplexe Zugang zur Interpretation mit den Me-

thoden der linguistischen Hermeneutik, der Diskursanalyse und den Methoden der funktio-

nalen Grammatik ermöglicht die Erarbeitung einer neuen Untersuchungsmethodologie des

Modellierens einer temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses. Zu den Resulta-

ten der modellierten Darstellung können folgende Entwicklungen gezählt werden: Sche-

mata des temporalen Aufbaus im Zusammenhang mit der funktionalen Diskursart, ein uni-

verseller Algorithmus bei der Beschreibung der Zeitlichkeit im narrativen Diskurs sowie

eine ausführliche Beschreibung aller Komponenten der funktional-semantischen Felder.

1 Der Begriff „zeitlich“ umfasst in diesem Kontext alle sprachlichen Subkategorien der Zeitlichkeit, inkl. Kategorien

'Temporalität', 'Taxis', 'Tempus', 'Aspektualität', 'Limitativität' u.a.

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Die theoretische Relevanz der Arbeit besteht in der Weiterentwicklung der Modell-

methode und deren Anwendung bei linguistischen Untersuchungen des narrativen Diskur-

ses; dabei werden die Paradigmen der hermeneutischen Analyse und der Diskursanalyse

der Zeitreferenz in literarischen Werken integriert. Die Theorie der Textinterpretation wird

durch die Anwendung eines Apparats von grammatischen Kategorien des Deutschen

erweitert und wird so zu einer möglichst abstrakteren Methode der Inhaltsdeutung des

literarischen Werkes.

Die anwendungsbezogene Relevanz besteht in der Entwicklung des Algorithmus

der temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses und darüber hinaus in der

visuellen Darstellung konkreter sprachlicher Modelle, was in den Lehrveranstaltungen zu

Sprachtheorie, Theorie des Deutschen, Theorie des Übersetzens, Literaturwissenschaft,

Grammatik des Deutschen, Stilistik sowie bei den entsprechenden zusätzlichen Wahl-

seminaren und beim Übersetzungspraktikum verwendet werden kann.

Folgende Dissertationsthesen werden zur Disputation eingereicht:

1) Der narrative Diskurs stellt das Resultat einer diskursiven Praxis dar, wird durch

eine Reihe von distinktiven Merkmalen charakterisiert und vom Begriff

'narrativer Text' auf der Ebene Form (Text) – Inhalt/Deutung (Diskurs) differen-

ziert.

2) Abhängig von der Zeitreferenz und -achse kann der narrative Diskurs unter-

schiedliche funktionale Diskursunterarten umfassen, die die gesamte Diskurs-

komposition bilden: Diskurs zwischen dem Autor und dem Leser, Diskurs

zwischen dem Autor und dem Protagonisten, Diskurs zwischen den Protago-

nisten und Diskurs zwischen dem Protagonisten und dem Leser.

3) Die Zeitliche Struktur des narrativen Diskurses kann in Form eines Modells der

temporal-taxischen Struktur dargestellt werden.

4) Die temporal-taxische Struktur des narrativen Diskurses wird bestimmt durch

die Realisierung der Ausdrucksmittel folgender Kategorien: Temporalität, Taxis,

zeitliche Ordnung von Geschehen, zeitliche Lokalisiertheit, Aspektualität und

Modalität.

5) Das Modell der temporal-taxischen Struktur stellt eine Integration der Modelle

der taxischen, aspektualen, temporalen und zeitlichen Organisation inkl. der

Bedeutung der zeitlichen Lokalisiertheit dar.

6) Der Algorithmus der Modellierung der temporal-taxischen Struktur des narra-

tiven Diskurses ist als Mittel einer integrativen Interpretation der Deutung des

narrativen Textes aufzufassen.

Erprobung der Forschungsergebnisse. Die wesentlichen Dissertationsthesen wur-

den in den einschlägigen Schriften veröffentlicht sowie auf internationalen (Moskau 2001,

Nowosibirsk 2001, Barnaul 2001, Ulan-Ude 2001, Kemerovo 2002), russlandweiten

(Pensa 2001, Novokuznetsk 2001) und regionalen (Kemerovo 2001, Irkutsk 2002 u.a.)

Tagungen und Symposien vorgetragen. Die Forschungsresultate wurden im Rahmen von

Seminaren und Sitzungen am Lehrstuhl für Theorie und Praxis des Übersetzens und

Dolmetschens an der staatlichen Universität Kemerovo vorgestellt. Die öffentliche

Vorstellung der Dissertation fand außerdem im Rahmen des regionalen Wettbewerbs der

Nachwuchswissenschaftler/-innen von Kuzbass im Jahr 2002 und 2003 statt.

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Aufbau der Dissertation: die Dissertation besteht aus einer Einleitung, vier

Kapiteln, einer Zusammenfassung, einem Literaturverzeichnis mit wissenschaftlichen

Literaturquellen und literarischen Werken, einem Abkürzungsverzeichnis und Anhängen.

In der Einleitung wird die Aktualität des ausgewählten Themas begründet; es

werden das Ziel und die Aufgaben des Forschungsvorhabens definiert; der Forschungs-

gegenstand, das Forschungsobjekt und das Untersuchungsmaterial werden benannt; die

Forschungsmethoden, der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn sowie die theoretische und

die anwendungsbezogene Relevanz der Arbeit werden dargestellt sowie die zur Disputa-

tion eingereichten Dissertationsthesen formuliert.

Das erste Kapitel „Probleme der linguistischen Interpretation des narrativen

Textes“ fokussiert auf die hermeneutische Deutung des narrativen Textes und Diskurses,

dabei werden verschiedene Unterarten im narrativen Diskurs im Zusammenhang mit der

Temporalität kategorisiert.

Im zweiten Kapitel "Temporalität im narrativen Diskurs“ wird die Realisation der

Ausdruckmittel der Kategorie 'Temporalität' und anderer verwandter Kategorien im

narrativen Diskurs am Beispiel des Deutschen untersucht.

Das dritte Kapitel „Chronotopos und zeitliche Ordnung von Geschehen in der

temporal-taxischen Diskursstruktur der Erzählung von P. Handke "Kindergeschichte"”

stellt die Interpretation des narrativen Diskurses der Erzählung von P. Handke „Kinder-

geschichte“ dar.

Das vierte Kapitel „Temporal-taxischer Algorithmus der Interpretation eines

narrativen Diskurses“ umfasst die Analyse von zwei weiteren narrativen Diskursen der

Erzählungen von F. Dürrenmatt „Der Tunnel“ und von Ch. Meckel „Weltende“.

In der Zusammenfassung werden Resultate der durchgeführten Untersuchung

resümiert, weitere Schlussfolgerungen formuliert sowie Perspektiven möglicher künftiger

Forschung aufgezeigt.

Das graphische Darstellungsmaterial in Form von Tabellen und Schemata findet

sich in den Anhängen.

ZUSAMMENFASSUNG DER DISSERTATION

Das erste Kapitel „Probleme der linguistischen Interpretation des narrativen

Textes“ stellt die hermeneutische Deutung des narrativen Textes und Diskurses sowie

Probleme der Interpretation dar. Es werden unterschiedliche Definitionen von Hermeneu-

tik als einem besonderen wissenschaftstheoretischen Bereich in der Philologie angeführt

(А.Р. Абдуллин, Г.И. Богин, В.А. Лукин, Г. Перри, H.-G. Gadamer, P. Ricoeur u.a.).

Die Hermeneutik postuliert die These des hermeneutischen Zirkels: das Gesamte kann nur

basierend auf dem Einzelnen verstanden werden und das Einzelne basierend auf dem

Gesamten. Der Text stellt einerseits das Untersuchungsobjekt der Literaturwissenschaft

dar, andererseits der Sprachwissenschaft. Bei der grammatischen und semantischen

Interpretation eines narrativen Textes sollen dementsprechend hermeneutische, literatur-

wissenschaftliche und linguistische Methoden kombiniert verwendet werden. Dabei spielt

die Beschreibung des außertextuellen Diskursraums eine wesentliche Rolle im Prozess der

systematischen Textinterpretation.

Die Diskursanalyse ermöglicht die Beschreibung nicht nur intra-textueller, sondern

auch außer-textueller und inter-textueller Beziehungen. Hier werden das Verhältnis

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zwischen Text und Diskurs dargelegt sowie die wichtigsten Definitionen des Begriffs

'narrativer Diskurs' angeführt (Б.Ю. Городецкий, В.З. Демьянков, А.А. Ивин, Г.М.

Костюшкина, Н.Н. Миронова, В.В. Петров, Ю.Н. Караулов, Ю.С. Степанов, T.A. van

Dijk). Basierend auf der gegenseitigen Beziehung zwischen dem Subjekt, dem Objekt und

dem Adressat der Aussage sowie verschiedener Zeitachsen und Ausdrucksmittel zeitlicher

Bedeutungen werden erstmalig vier Unterarten im narrativen Diskurs kategorisiert:

Diskurs zwischen den Protagonisten („intra-textueller Diskurs“), Diskurs zwischen dem

Autor und dem Protagonisten, zwischen dem Autor und dem Leser, zwischen dem Leser

und dem Protagonisten („außer-textueller Diskurs“). In jeder Diskursart befinden sich die

Diskursteilnehmer in einer unterschiedlichen zeitlichen und kommunikativen Situation.

Die Diskursarten zeichnen sich dabei durch spezifische Funktionen temporaler Formen

sowie durch eine spezifische gesamte Realisation der Ausdrucksmittel der Kategorien

Temporalität, Taxis, Aspektualität u.a. aus. Der narrative Diskurs wird dabei als gesamte

Diskurskomposition verstanden, die je nach Zeitreferenz und -achse verschiedene funktio-

nale Diskursunterarten umfasst.

Der narrative Diskurs kann „regulär/typisch“ und „irrregulär/untypisch“ sein. Der

reguläre Diskurs wird charakterisiert durch eine aktive und leitende Rolle des Subjekts der

Aussage, durch die Vollständigkeit sowie den Adressatenbezug der Aussage. Der irregu-

läre Diskurs weicht von diesen Merkmalen ab.

Die Diskursanalyse und die hermeneutische Analyse des literarischen Werks

bilden die Basis für die linguistische Interpretation des literarischen Werks, deren

wichtiger Baustein u.a. die Analyse der temporal-taxischen Textstruktur ist.

Im zweiten Kapitel „Temporalität im narrativen Diskurs“ wird die Kategorie der

Temporalität im Vergleich zu anderen Kategorien im Deutschen betrachtet: Modalität,

zeitliche Ordnung von Geschehen, Taxis, Aspektualität und zeitliche Lokalisiertheit.

Dabei wird die Spezifik der Realisation der Ausdrucksmittel dieser Kategorien im narra-

tiven Diskurs akzentuiert. Für diesen Zweck wird das Tempussystem des Deutschen

dargestellt, inkl. Tempusbedeutung und -gebrauch im narrativen Diskurs. Zahlreiche

Klassifikationen des Tempussystems des Deutschen können in zwei Gruppen zusammen-

gefasst werden (M. Hennig). Zur klassischen Einteilung der Tempora gehört die Vor-

stellung von sechs Tempusformen, wobei jede Tempusform eine ein- bzw. mehrdeutige

Bedeutung aufweist (P. Eisenberg, G. Helbig, D. Schulz). Das nicht-klassische gramma-

tische System unterscheidet sich vom klassischen in der Anzahl der aufgeteilten Tempus-

formen (K. Dieling, U. Häussermann) bzw. in der Ablehnung des grammatischen Tempus-

systems als solches, denn die Tempusbedeutung der grammatischen Form ist nicht defi-

nierbar (U. Engel, H. Weinrich).

Bei der Beschreibung der Funktionen der Tempusformen im narrativen Diskurs

herrscht ebenso keine Einigkeit, was darauf zurückzuführen ist, dass die Darstellung auf

verschiedenen Kriterien beruht: Textsorte, narrativer Handlungsstrang, Bezug der Aussage

sowie narrative Funktion. Es ist zwischen den textkonstitutiven (H. Weinrich) und text-

strukturierenden Funktionen der Tempora (M. Marschall) zu unterscheiden. Der Text als

sprachliches Erzeugnis und der narrative Text weisen verschiedene Merkmale auf. Dem-

entsprechend ist die Realisation der Ausdrucksformen der Kategorie 'Temporalität' im

narrativen Diskurs gesondert zu betrachten. Die Kategorie der Temporalität ist mit den

Kategorien der zeitlichen Ordnung von Geschehen, Aspektualität, Taxis und der zeitlichen

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Lokalisiertheit verbunden. Die Kategorie des Tempus korreliert mit der Kategorie der

narrativen Zeit/des Chronotopos (spielt jedoch keine bedeutende Rolle in der zeitlichen

Gestaltung von narrativer Zeit). Im Zuge des Zusammenwirkens mit anderen Kategorien

erlangen die Tempusformen im narrativen Diskurs zusätzliche Bedeutungen.

Die Kategorie der Temporalität gehört zu den Kategorien des orientierenden Typs

und ist eine Vektorkategorie mit einer Ausrichtung und deiktischen Koordinaten. Sie wird

durch einen Ausgangspunkt der Orientierung kennzeichnet – den Nullpunkt. Im narrativen

Diskurs fällt die Sprechzeit mit dem Nullpunkt nicht überein, deswegen wird als Null-

punkt ein fiktiver „Vektornullpunkt“ bestimmt. In diesem Zusammenhang wird der

Kategorie der zeitlichen Ordnung von Geschehen eine große Bedeutung bei der Inter-

pretation der zeitlichen Struktur des narrativen Diskurses beigemessen. Die Kategorie der

zeitlichen Ordnung wird definiert als sprachliche Darstellung der „Zeit in Geschehen“,

was in den einzelnen Aussagen und im gesamten Text etabliert wird, d.h. die sprachliche

Darstellung in Form einer Zeitachse mit Ereignissen, Prozessen, Zustandssituationen,

konkreten Zeitmomenten oder Zeitintervallen (А.В. Бондарко). Der Aufbau des tempo-

ralen Systems des narrativen Diskurses setzt einen fiktiven Vektornullpunkt und eine

chronologische Ordnung voraus. Auf der Textebene wird die Kategorie der zeitlichen

Ordnung im Zusammenhang mit anderen linguistischen Subkategorien der Zeitlichkeit

betrachtet, was eine komplexe Vorstellung über die temporale Struktur des narrativen

Textes und über die Rolle jeder der Komponenten in dieser Struktur ermöglicht.

Die Kategorien der Temporalität und der zeitlichen Ordnung lassen sich in Form

von Zeitachsen darstellen, die einen chronologischen Ablauf von Geschehen und die

temporale Struktur des gesamten Textes wiedergeben. Tempus und Zeit im narrativen

Diskurs werden auf verschiedenen Ebenen aktualisiert und verleihen so der Zeitreferenz

eine Dimension. Dementsprechend stellt das Zeitsystem des narrativen Erzählens sowohl

die chronologisch abgebildeten Ereignisse dar, u.z. in Form einer horizontalen Achse, als

auch mehrere Zeitebenen in Form einer vertikalen Achse.

Die temporale Struktur des narrativen Textes hat einen universellen Charakter,

wird jedoch in jedem Text anders realisiert. Die Verbindung der hermeneutischen

Interpretation, der Diskursanalyse und der nachfolgenden grammatischen Analyse des

Funktionierens und der Realisation der Kategorie der Temporalität in einem konkreten

narrativen Diskurs ermöglicht die Darstellung des komplexen temporalen Aufbaus des

narrativen Diskurses.

Im dritten Kapitel „Chronotopos und zeitliche Ordnung von Geschehen in der

temporal-taxischen Diskursstruktur der Erzählung von P. Handke "Kindergeschichte"”

wird die temporale Organisation der Kurzgeschichte von P. Handke „Kindergeschichte“

dargelegt, u.z. beruhend auf einer komplexen kombinierten Analyse literarischer Katego-

rien und grammatischer Kategorien der Temporalität, Taxis, zeitlichen Lokalisiertheit,

Aspektualität, Zeitreferenz und der zeitlichen Ordnung.

Die Kurzgeschichte wird in der dritten Person erzählt. Die gesamte „Geschichte“

stellt dabei eine Retrospektion dar. Dem Leser wird eine Reflexion eines Menschen ange-

boten, der ein Teil seines Lebens bereits hinter sich hat und nun darüber nachdenkt, ob

sein Lebensweg richtig war. Der Leser wird mit den Ereignissen konfrontiert, die nicht im

Hier und Jetzt ablaufen, sondern im Bewusstsein des Erzählers gespeichert wurden und

nun der Wichtigkeit nach ausgelesen werden. Das führt zu einer ziemlich chaotischen und

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bruchstückhaften Erzählweise. Die Kurzgeschichte übt eine seltsame Wirkung aus: die

Protagonisten haben keine Namen, es gibt keine Handlung als solche, es gibt keinen Konf-

likt.

Der Diskurs „Autor-Protagonist“ wird durch charakteristische Funktionen des

Autors und des Protagonisten strukturiert. Der Autor verfasst die Kindergeschichte, der

Erzähler trägt die Geschichte über sich selbst und über sein Kind vor. So betrachtet sind

der Autor und der Erzähler Geschichtenschreiber. Die beiden sind in einer Geschichte, in

einer Chronologie. Die erzählte Geschichte existiert in einer fiktiven Welt und ist daher

nicht mit einer realen Chronologie und realen Ereignissen gleichzusetzen – alles gehört der

Vergangenheit an, zur gegenwärtigen Darstellung kommt eine bloße Widerspiegelung der

Ereignisse aus dem Bewusstsein des Protagonisten.

Die Analyse der narrativen Zeit zeigt, dass ein einheitliches zeitliches Bild in der

Handlung fehlt, das Erzählen wird in mehrere einzelne Zeitintervalle gesplittet. Der

Zeitalgorithmus ist bereits im Epigraph angekündigt (Vgl.: Damit endete der Sommer. Im

darauffolgenden Winter… [Handke 1981:7]) – bereits hier lassen sich einzelne Zeit-

abschnitte und eine gewisse Sprunghaftigkeit der Handlung feststellen.

Gleichzeitig gestaltet die Kategorie des Chronotopos den Text sowohl auf der

impliziten als auch auf der expliziten Ebene – überall, wo Zeitmarkierungen erscheinen,

findet der Leser auch die Raummarkierungen.

Die Zeit spielt eine konstitutive Rolle im Text: die Aufteilung in Kapitel hat einen

räumlich-zeitlichen Charakter, fast jedes Kapitel entspricht einem Lebensjahr des Kindes.

Jedoch fehlen konkrete Altersangaben, die chronologische Linie soll beinahe mathema-

tisch ausgerechnet werden – durch das Addieren von Zeitintervallen. Mehrere Zeitlinien

führen dazu, dass sich der Leser in einer Zeitfalle gefangen fühlt: die Zeit „geht im Kreis“;

wieder kommt ein „nächster Winter“, jedoch ohne zeitliche Angaben, um welchen Winter

es sich handelt.

Die Existenz mehrerer zeitlicher Linien wird mit verschiedenen Einzelgeschichten

in der Handlung untermauert: „Kindergeschichte“, „Weltgeschichte“, „Volksgeschichte“,

„Geschichte des Erwachsenen“, Geschichte von der Epoche der „modernen Zeiten“ und

der Epoche der „alten Zeiten“.

Im Großen und Ganzen kann man zwei Zeitbereiche unterscheiden – die Vergan-

genheit und die Gegenwart, die sich zu Ende der Erzählung exponieren. Außerdem exis-

tiert eine a-temporale Sphäre (Ewigkeit), die i.d.R. das Kind charakterisiert.

Die Analyse der grammatischen Kategorien am Beispiel dieses Textes ermöglicht

zu einigen universellen Schlussfolgerungen bezüglich des Aufbaus der temporalen Struk-

tur und der zeitlichen Ordnung zu kommen. So zeigt die Betrachtung der Aspektualität,

dass die Handlungen mit der Bedeutung der Grenzbezogenheit/Terminativität die

Geschehnisse progressiv entwickeln lassen sowie neue Situationen und eine detailliert

aufgebaute Zeitlinie entstehen lassen. Je mehr Terminative es im Text gibt, desto ereig-

nissvoller ist die Zeitachse und umgekehrt. Ein- bzw. mehrmalige Handlungen werden

verschieden auf der Zeitachse terminiert. Je mehr neue Situationen entstehen, desto dichter

die Zeitachse sowie dynamischer und ereignissvoller die Handlung selbst. Abhängig von

der Einordnung neuer Situationen in den Zeitablauf kann man zwischen einer autonomen

und syntagmatisch zusammenhängenden Einordnung unterscheiden. Je mehr syntag-

matisch zusammenhängender Aussagen im Text vorhanden sind, desto einheitlicher und

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ununterbrochener ist die Zeitachse, deren Geschehen chronologisch angeordnet und fest

strukturiert sind.

Bei der Untersuchung der Temporalität lassen sich der Hauptplot und der Plot der

Retrospektion unterscheiden. Die Analyse zeigt, dass die Anzahl von retrospektiven

Aussagen im Text die Merkmale der narrativen Zeit beeinflusst wie Dichtheit, Kontinua-

tion, Diskretheit und Reversibilität. Je mehr retrospektive Aussagen vorhanden sind, desto

weniger dicht und weniger kohärent ist die narrative Zeit des Plots, denn die Handlung

wird ständig in einzelne Intervalle gesplittet. Je mehr Handlungen retrospektiv dargestellt

werden (in den dementsprechenden Tempusformen), desto diskreter ist der Hautplot, desto

schwieriger ist es, die chronologische und die chronometrische Abfolge der Handlungen

zu rekonstruieren.

Die Analyse der Taxiskonstruktionen setzt eine hauptrangige Zeitreferenz und eine

nebenrangige Zeitreferenz (eine relative Zeitreferenz) voraus, welche beim Modellieren

der Zeitachse etabliert werden. Unabhängige Taxiskonstruktionen bilden die Zeitlinie des

Hauptplots und drücken die Handlung durch die Hauptprädikation aus, abhängige Taxis-

konstruktionen fallen aus dem Rahmen der Zeitlinie des Hauptplots heraus und charakteri-

sieren die Haupthandlungen. Je mehr unabhängige Taxiskonstruktionen (1) im Text auf-

treten, desto linearer, geordneter und klarer ist die Zeitlinie. Je mehr abhängige Taxis-

konstruktionen (2) im Text auftreten, desto detaillierter wird jeder Zeitabschnitt beschrie-

ben; die gesamte Zeitlinie richtet sich eher nicht progressiv nach vorne, sondern in die

Breite und weist lange deskriptive Passagen zu jedem einzelnen Ereignis auf.

(1) "Die Frau nahm ihre Arbeit wieder auf, und der Mann führte das Kind auf

langen Spaziergängen in der Stadt umher." (Handke 1981:15)

(2) "Von seinen persönlichen Bräuchen abgeschnitten (die ihm nun in der

Entferntheit sämtlich als schön erschienen), erfuhr er die fast ausschließlich aus Kinder-

geräuschen und Kindersachen bestehende, im Kinderrhythmus ablaufende Tagtäglichkeit

(…)." (Handke 1981:40).

Differenzierte Taxisrelationen zeugen von einer chronologischen Definitheit des

Zeitganges. Prädikative Konstruktionen mit mehreren Subjekten (1) führen im Vergleich

zu den prädikativen Konstruktionen mit einem Subjekt (2, 3) zu einer dynamischen und

entfalteten Handlung:

(1) "Wenn es da zu Hause dastand und die für den folgenden Tag verlangte Länge

irgendeines Flusses (…) aufsagte, dachte der Mann immer wieder (…)." (Handke 1981:

75).

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(2) "Es bewegt sich da draußen im Garten bei einem Tanz … und es tanzt nicht nur

als eine unter den anderen (…)." (Handke 1981:77)

(3) "Langsam geht er durch das verdunkelte Zimmer auf das Bett zu und sieht sich

dabei (…)." (Handke 1981:21).

Zeitlich lokalisierte Handlungen füllen den Zeitvektor mit geordneten Gescheh-

nissen, was eine detaillierte Analyse der zeitlichen Konstruktionen ermöglicht, vgl.:

"Im folgenden Herbst, als das Kind dann gehefähig war, fuhren sie zu zweit oft

zum Stadtrand hinaus." (Handke 1981:26);

"(…) man tut hier, jetzt, das Richtige." (Handke 1981:48)

Je mehr unlokalisierte Situationen im Text auftreten, desto länger bleibt der Leser

an einer Stelle stehen (Reversibilität/Wiederholtheit) oder befindet sich außerhalb der

Zeitlinie (Zeitlosigkeit).

Vgl.: "Das Wünschen wird möglich, zugleich damit ein Bewusstsein der Befristung,

das aber anders schmerzlich ist als einst das Nichtdenkenkönnen der Verschiedenheit."

(Handke 1981:25)

Vgl. auch: "Wieder der Zwiespalt: er gab ihr Recht, und gleich verurteilte sie. Wie

konnte ein Mensch für eine meinetwegen auch eingeborene Neigung von seinem Kind

weggehen?" (Handke 1981:38)

Die komplexe temporal-taxische Struktur des narrativen Diskurses kann in Form

eines Modells dargestellt werden. Für die Objektivität des Modellierens der temporal-

taxischen Struktur werden primäre Einzelmodelle vorausgesetzt: das Modell der aspek-

tuellen Struktur (die Anzahl neuer Situationen auf der Zeitlinie, Terminativität/Nicht-

Terminativität der Handlung, autonome bzw. zusammenhängende Einordnungen der Situ-

ationen in den Zeitablauf), das Modell der temporalen Struktur (die quantitative Analyse

der Tempusformen und deren Korrelation), das Modell der taxischen Struktur sowie das

Modell der Zeitlinie inkl. Bedeutung der zeitlichen Lokalisiertheit. Die Modellierung einer

komplexen temporal-taxischen Struktur stellt das Resultat der Verknüpfung und der

Zusammenlegung einzelner Modelle dar.

Nach der Analyse der aspektuellen Bedeutungen am Beispiel der Erzählung von P.

Handke „Kindergeschichte“ kann das Modell der aspektuellen Organisation aufgebaut

werden (Abb. 1).

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Modell der aspektuellen Struktur der Erzählung von P. Handke „Kinder-

geschichte“: autonome / zusammenhängende Einordnungen

t2 t8

t1 _ _ _ _ t3 t4 t5 t6 t7 _ _ _

(t – Ereignisse in den Kapiteln der Erzählung)

Abb. 1

Das zweite und das achte Kapitel erweisen sich als autonome Einordnungen in den

Zeitablauf (außerdem werden die Handlungen dieser Kapitel nicht in der üblichen narra-

tiven Tempusform dargestellt). Im zweiten Kapitel stagniert die Entwicklung des Plots.

Hier werden Offenbarungen des Erwachsenen dargelegt, die er mit der Geburt des Kindes

erfasst. Im achten Kapitel, wie in keinem anderen, wird der Protagonist mit dem Leser

beinahe gleichgesetzt und die Handlung wird vom Plot abgeleitet. Als autonome Ein-

ordnungen werden solche Handlungen verstanden, die die vorherigen Ereignisse nicht

aufgreifen bzw. den nachfolgenden Ereignissen nicht vorangehen.

Nach der Analyse der Temporalität lässt sich behaupten, dass eine eindimensionale

Darstellung der Zeitlinie nicht zutreffend ist (obwohl die meistgebrauchte Tempusform der

Handlung Präteritum ist). Verallgemeinerungen werden i.d.R. mit Präsensformen wieder-

gegeben, die hier den Hauptplot splitten (vgl.: das sind die meistgebrauchten Tempus-

formen in den zwei o.g. Kapiteln). Jede „Geschichteart“ in diesem Text bedient sich ihrer

spezifischen Tempusformen. Die Zeitlücken in der narrativen Zeit werden durch den

Tempusgebrauch (Ableitung vom Hauptplot) bestätigt.

Bei der Modellierung der Zeitlinie ist zu beachten, dass die Zeitachse von einem

Vektornullpunkt ausgeht und eine Richtung aufweist. Die Haupttempusform des Erzählens

– Präteritum – wird auf der Zeitachse visualisiert. Andere Tempora weichen vom Haupt-

plot ab und werden parallel zur Zeitachse mit einer Punktierlinie visualisiert. Die Hand-

lungen im Perfekt und Plusquamperfekt, die dem Zeitbereich der Vergangenheit entspre-

chen), werden unter der Hauptlinie platziert. Dem Plusquamperfekt, dessen Bedeutung die

Vor-Vergangenheit ausdrückt, wird eine entgegengesetzte Richtung verliehen (Abb. 2).

Modell der temporalen Struktur

_ _ _F_u_t_u_r_ _ _

_ _ _P_r_ä_s_е_n_s_

Präteritum

P_l_u_s_q_u_a_m_p_e_r_f_е_k_t _ _ _P_е_r_f_е_k_t_ _

Abb. 2

Nach der quantitativen Analyse der Tempusformen und deren Relation in den

Kapiteln der Erzählung lässt sich die Zeitlinie wie folgt modellieren (Abb. 3):

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Modell der temporalen Struktur des Diskurses der Erzählung von P. Handke „Kinder-

geschichte“

_ _ _ _ _ t2 (P) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ t8 (P)

t1 (Prät) _ _ t3 (Prät) t4 (Prät) t5 (Prät) t6 (Prät) t7 (Prät) _ _ _ _

_ _ _

_ _ _ _ _ Perfekt _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Plusquamperfekt P l u s q u a m p e r f e k t

(jeder Abschnitt "t" entspricht der Handlung eines Kapitels;

Prät – Präteritum, P – Präsens; - Hauptplot; - - - - - Nebenplot)

Abb. 3

Zu betonen ist, dass die Handlungen des Hauptplots im Prozess der Handlungs-

entwicklung vom Hauptplot abweichen können und so zu Nebenhandlungen werden, die

parallel zur Haupthandlung ablaufen.

Die hohe Vorkommensfrequenz der Taxiskonstruktionen mit einem Subjekt im

Text führt zu einer klaren Plotlinie; Konstruktionen mit mehreren Subjekten bringen

zusätzliche Protagonisten in die Geschichte hinein und dementsprechend zusätzliche

Handlungsstränge, die sich mit der Hauptlinie überschneiden. Abhängige Taxiskonstruk-

tionen untermauern eine umfangreichere zeitliche Struktur. Ein relativ gleiches Prozen-

tualverhältnis von abhängigen und unabhängigen Taxiskonstruktionen sowie differenzierte

Aussagen ermöglichen den Ausbau einer präzisen und dimensionalen Zeitachse.

Abb. 4 visualisiert das komplexe Modell der temporal-taxischen Struktur des

Diskurses der Erzählung von P. Handke „Kindergeschichte“.

t2 (P, ZuL, uDTR, uT) t8 (P, ZuL, uDTR, uT)

_ _ _P _ _ _ _ _ _ _ _ _ _P _ _ _ _ _ _ _ _ _

t1 (Prät, ZL, DTR, uT) t3 t4 t5 t6 t7 (Prät, ZL, DTR, uT)

- - - - - - - - - - - - - -

Per_f_ekt _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

(+P, ZL, DTR, aT) (+P, ZL, DTR, aT)

(Prät – Präteritum, P – Präsens, +P – Plusquamperfekt; ZuL – zeitliche Unlokalisiertheit, ZL –

zeitliche Lokalisiertheit; uDTR – undifferenzierte Taxisrelationen, DTR – differenzierte

Taxisrelationen; uT – unabhängige Taxiskonstruktionen, aT – abhängige Taxiskonstruktionen)

Abb. 4

Das Modell der temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses wird mehr-

dimensional dargestellt, dabei lassen sich zwei Achsen unterscheiden: eine horizontale –

der Hauptplot, und eine vertikale – die Kombination mehrerer Ebenen von Tempusformen,

die zwar verwendet werden, jedoch aus dem Rahmen des Hauptplots herausfallen. Der

Hauptplot wird mit einer durchgezogenen Linie markiert, die gestrichelte Linie bezeichnet

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das „Herausfallen“ aus dem Rahmen des Hauptplots. Vertikal angeordnete Ebenen bilden

Nebenhandlungsstränge ab. Die Nebenhandlungsstränge werden durch die anderen Tem-

pusformen markiert, die nicht mit der üblichen narrativen Tempusform zusammenfallen.

Aspektuelle und taxische Charakteristika werden in Bezug auf die markierten

Abschnitte auf der Zeitlinie bzw. in Bezug auf die gesamte Zeitlinie angegeben. Die

Taxisangaben erläutern die Eigenschaften der abhängigen bzw. unabhängigen Taxis-

konstruktionen.

Das Modell der temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses gibt das

gesamte temporale Diskurskonzept wieder, ermöglicht eine einfache inhaltliche Orientie-

rung und bildet die wesentlichen temporalen Merkmale ab. Dieser Zugang kann als eine

der Voraussetzungen einer komplexen Interpretation des narrativen Diskurses aufgefasst

werden.

Das vierte Kapitel „Temporal-taxischer Algorithmus der Interpretation des narra-

tiven Diskurses“ befasst sich deskriptiv und ausführlich mit dem universellen Algorith-

mus des Aufbaus des Modells der temporal-taxischen Diskursstruktur. Die Realisierung

des Algorithmus wird am Material der Erzählungen von F. Dürrenmatt „Der Tunnel“ und

Ch. Meckel „Weltende“ demonstriert.

Der Algorithmus der Modellierung der temporal-taxischen Struktur des narrativen

Diskurses besteht aus mehreren Schritten: 1) Diskursanalyse des literarischen Werkes und

Beschreibung der funktionalen Diskurstypen im narrativen Diskurs; 2) Aufbau des Mo-

dells der temporalen Struktur basierend auf den Tempusformen; 3) Aufbau des Modells

des aspektuellen Struktur; 4) Aufbau des Modells der temporalen Struktur inkl. Taxis-

bedeutungen und Bedeutung der zeitlichen Lokalisiertheit; 5) Aufbau des gesamten Mo-

dells der temporal-taxischen Struktur des narrativen Diskurses als Verknüpfung und

Zusammenlegung aller entwickelten Modelle (vgl. Abb. 5 und 6).

Modell der temporal-taxischen Struktur des Diskurses der Erzählung von Ch.

Meckel „Weltende“

Futur t4 t5 t6

( t1 t2 t3 ) : _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Präsens

Z e i t l i c h e L o k a l i s i e r t h e i t

Z u s a m m e n h ä n g e n d e E i n o r d n u n g d e r H a n d l u n g e n

(t1, t2, t3 – Taxiskonstruktionen mit der Bedeutung der nicht-strengen Nach-/Vorzeitigkeit,

Nicht-Terminativität, Durativität; t4 t5 – Taxiskonstruktionen mit der Bedeutung der strengen

Nachzeitigkeit; t4 - Terminativität, Einmaligkeit)

Abb. 5

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Modell der temporal-taxischen Struktur des Diskurses der Erzählung von

F. Dürrenmatt „Der Tunnel“ _F_u_t_u_r_ _

_P_r_ä_s_е_n_s

Chronotopos 1 Chronotopos 2 Chronotopos 3

t1 t2 t3 t4 t5 t6 (t7 - t8 - t9)

Präteritum

t1* t2* t3* t4* t5* t6* P_e_r_f_e_k_t

_ _ _ _ P_l_u_s_q_u_a_m_p_e_r_f_e_k_t_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Terminativität Nicht-Terminitivität, Durativität

Mehrmalige Handlungen Einmalige Handlungen

T a x i s: Nach-/Vorzeitigkeit T a x i s: Gleichzeitigkeit

Z e i t l i c h e L o k a l i s i e r t h e i t

U n a b h ä n g i g e T a x i s k o n s t r u k t i o n e n

(t1 t2 – Nachzeitigkeit, t1 - Terminativität, t1* - mehrmalige Handlung, (t7 - t8 - t9) –

Einmaligkeit, Nicht-Terminativität, Durativität, - Hauptplot, - - - - Nebenplot)

Abb. 6

Neben den vorgestellten Modellen werden auch allgemeinmögliche Modelle der

zeitlichen Struktur des regulären und irrregulären Diskurses vorgelegt. Der reguläre narra-

tive Diskurs ist i.d.R. chronologisch geordnet, bedient sich einer hauptrangigen narrativen

Tempusform, die Handlungen sind zeitlich lokalisiert und die Beendung einer Handlung

wird durch den Beginn einer anderen Handlung abgelöst. Das Modell der temporal-

taxischen Struktur nimmt eine lineare Gestaltung an und lokalisiert die Geschehnisse des

Hauptplots (vgl. Abb. 7).

Modell der temporal-taxischen Struktur des regulären Diskurses

Präsens _ _ _ _ _ Futur _ _ _ _

Präteritum t1 t2 t3 t4 t5

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Plusquamperfekt Perfekt

( - Hauptplot, temporalisiert in Formen des Präteritums; - - - - Nebenplot; t1 –

Terminativität, Einmaligkeit; t1 t2 - Taxiskonstruktionen mit der Bedeutung der strengen

Nachzeitigkeit. Die meisten Handlungen sind zeitlich lokalisiert und stellen unabhängige

Taxiskonstruktionen dar. Die Zeitlinie ist chronologisch angeordnet und undiskret.

Abb. 7

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Der irreguläre Diskurs ist chronologisch ungeordnet, der Plot wird ständig durch

autonome Einordnungen der Geschehnisse in den Zeitablauf unterbrochen. Es kann meh-

rere narrative Tempusformen geben. Dabei prävalieren die zeitlich undifferenzierten

Handlungen bzw. die Handlungen mit der Bedeutung einer unstrengen Nach-/Vorzeitig-

keit, was zu einem vielschichtigen verzweigten Modell der zeitlichen Struktur führt (vgl.

Abb. 8).

Modell der temporal-taxischen Struktur des irregulären Diskurses

Präsens t4* Futur _ _

Präteritum t1 _ _ _ _ t2 _ _ _ _ _ (t5 - t6)

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ t3

Plusquamperfekt Perfekt

( - Hauptplot, der in verschiedenen Tempusformen temporalisiert wird; - - - Nebenplot;

t4* - Mehrmaligkeit; (t5-t6) – Gleichzeitigkeit bzw. unstrenge Nach-/Vorzeitigkeit. Es gibt

sowohl unabhängige als auch abhängige Taxiskonstruktionen; die meisten Handlungen sind

durativ. Der Hauptplot ist chronologisch unstrukturiert und diskret.)

Abb. 8

Die Betrachtung der temporal-taxischen Struktur der narrativen Dirskurstypen und

die Erkenntnisse aus dem praktischen Modellieren der zeitlichen Struktur dokumentieren,

dass jeder narrative Diskurstyp durch seine spezifischen Charakteristika gekennzeichnet

wird. Die beschriebenen Phasen des Modellierens bzw. einzelne Schritte des Algorithmus

der Interpretation gelten für alle narrativen Diskurstypen, realisieren sich dabei jedoch

immer verschieden. Kaum vorzufinden sind zwei narrative Diskurse, deren zeitliche Struk-

tur in Form von ein und demselben Modell dargestellt werden kann, was auf den ein-

maligen Charakter und Unwiederholbarkeit des literarischen Werkes zurückzuführen ist.

In der Zusammenfassung werden die Schlussfolgerungen und die Resultate der

Untersuchung resümiert. Die Deutung eines Textes als Interpretationsakt beruht auf der

Methode des hermeneutischen Zirkels, die eine Schrittanalyse der dreidimensionalen

Organisation vorsieht: Gegenstand – Gestaltung – Deutung, welche schließlich in ein

Erkenntnisschema für die Gewinnung einer kumulativen Information mündet. Die Sach-

analyse (Gegenstand) bestand in der Interpretation formal-grammatischer temporaler

Ausdrucksmittel im narrativen Diskurs. Diese Analyse ermöglichte ein komplexes Zeit-

konzept des Textes symbolisch darzustellen (Gestaltung: Aufbau abstrakter Modelle der

zeitlichen Struktur). Die abstrakte Gestaltung prädisponierte nun die Deutung des literari-

schen Werkes, die einen spezifischen Gebrauch sprachlicher Mittel, eine mehrschichtige

semantische Organisation, die Ganzheitlichkeit des Inhalts sowie Symbolhaftigkeit und

Metaphorik der narrativen Welt einschließt.

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17

Die vorgeschlagene Methodik der Modellierung des temporal-taxischen Algorith-

mus kann als Mittel einer komplexen Interpretation eines literarischen Werkes betrachtet

werden.

Die wichtigsten Dissertationsthesen wurden in folgenden Schriften veröffentlicht:I

1. Fedorova, Natalia V. (2001): „Diskurs“ und der Begriff der „möglichen Welten“

in literarischen Werken. In: Aktuelle Probleme der Linguistik, der Methodik des

Fremdsprachenunterrichts und des Übersetzens. Materialien der regionalen

wissenschaftlich-praktischen Konferenz. Kemerovo: Staatliche Universität

Kemerovo, 112-114.

2. Fedorova, Natalia V. (2001): Zum Problem der Diskursanalyse. In: Abstracts,

internationale Tagung „Sprache und Kultur“. Moskau: Fremdspracheninstitut, 156.

3. Fedorova, Natalia V. (2001): Zeit-Tempus-Gestaltung in der Erzählung von P.

Handke „Kindergeschichte“. In: Beiträge der wissenschaftlichen Regional-

konferenz „NachwuchswissenschaftlerInnen von Kuzbass, Blick ins ХХI Jh.“.

Geisteswissenschaften. Bd. 2: Kulturologie. Pädagogik. Philosophie. Rechts-

wissenschaft. Kemerovo: RIO SMU Kuzbass, 150-152.

4. Fedorova, Natalia V. (2001): Temporale Organisation des narrativen Textes im

Deutschen (am Beispiel der Erzählung von P. Handke „Kindergeschichte“). In:

Sprachenwelt und interkulturelle Kommunikation: Materialien der Internationalen

Tagung. Teil II. Barnaul: BGPU, 145-148.

5. Fedorova, Natalia V. (2001): Das Problem der Wiedergabe der temporalen

Struktur als Mittel der Übersetzungsäquivalenz bei der literarischen Übersetzung.

In: Fragen der Theorie und Praxis des Übersetzens: Tagungsbeiträge. Pensa:

PGPU, 130-133.

6. Fedorova, Natalia V. (2001): Narrative Zeit und Tempus in der Erzählung von P.

Handke „Kindergeschichte“. In: Materialien der ХХХIХ. internationalen

wissenschaftlichen Studentenkonferenz „Studierende und wissenschaftlich- techni-

scher Fortschritt“: Romanistik und Germanistik. Nowosibirsk: NGU, 53-55.

7. Fjodorova, Natalia; Rjabova, Marina (2001): Arten der Zeitreferenz im litera-

rischen Text. In: Sprache, interkulturelle Kommunikation, neue didaktische

Ansätze: Beiträge des 18. Germanistentreffens. Ulan-Ude: BGU-Verlag, 197-198.

8. Fedorova, Natalia V. (2002): Hermeneutik des literarischen Textes und Probleme

der Textinterpretation. In: Soziokulturelle Hermeneutik: Probleme und

Perspektiven: Tagungsbeiträge. Kemerovo: Grafika, 139-142.

9. Fedorova, Natalia V. (2002): Taxis und relativer Tempusgebrauch im Deutschen.

In: Materialien des V. regionalen wissenschaftlichen Seminars zu den Problemen

der sprachlichen Systematik. Irkutsk: IGLU, 136-137.

I Hier: Übersetzung der Titel ins Deutsche.

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18

In Druck gegeben am 09.12.2003. Format 60 х 84 1/16. Offsetdruck. Offsetpapier №1.

Druckbogen 1,25. Auflage 100 Exemplare. Bestellung № 173 /.

Staaliche Universität Kemerovo. Krasnaja 6, 650043 Kemerovo

Verlag Kuzbassvuzizdat, Ermaka 7, 650043 Kemerovo

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